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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Gesundheit.

1 An betj föör't Süünjhaid, sad a Thiif, diar 'r hinget wees skul. (Amrum.) - Haupt, VIII, 360, 143; hochdeutsch bei Hoefer, 213.

Ein bischen für die Gesundheit, sagte der Dieb, da er gehängt werden sollte.

2 Der Gesundheit winkt, wer dreimal über Tische trinkt.

3 Die Gesundheit des Leibes ist ein Schlaftrunk der Seele.

4 Die Gesundheit ist doch das Beste.

Holl.: Gezondheid is een groote schat. (Harrebomee, I, 237.) - Niets beter, zei de boer, dan gezond te bed te liggen met eene boterham in de hand. (Harrebomee, I, 282.)

5 Die Gesundheit schätzt man erst, wenn man krank ist. - Müller, 27, 1; Steiger, 129; Simrock, 3557.

Engl.: Health is not valued till sickness comes. (Bohn II, 405.)

Holl.: De gezondheid wordt niet geacht, voor men die verloren heeft. (Harrebomee, I, 237.)

It.: Nella infermita si conosce cio che sia la sanita. (Pazzaglia, 316, 5; Gaal, 702.)

Lat.: Pretiosa quam sit sanitas, morbus docet. (Gaal, 702.)

Ung.: Az egeszsegnek izet a betegseg adgya elo. (Gaal, 702.)

6 Es ist eine theure Gesundheit, die man beim Arzte kauft.

Dän.: Det er dyr sundhed som man henter af apotheket. (Prov. dan., 32.)

7 Es ist kein klein Theil Gesundheit, wenn die Winde ihren Gang haben. - Fischart, Gesch.

8 Gesundheit gehet für Silber vnd Gold. - Henisch, 1584, 34; Petri, II, 336.

9 Gesundheit ist besser als hundert Ahnen.

10 Gesundheit ist besser als Reichthum. - Schlechta, 271.

Dän.: Ingen rigdom kand lignes ved sundhed. (Prov. dan., 538.)

Engl.: Health is above wealth. (Gaal, 700; Bohn II, 405.)

Frz.: Il n'est tresor que de sante. (Gaal, 700.)

Kroat.: Bez zdravlja neima bogastva.

Ung.: Kelletlen ott a kints, hol jo egesseg nints. (Gaal, 700.)

11 Gesundheit ist der grösste Reichthum (Schatz). - Körte, 2102; Mayer, I, 180; Simrock, 3555; Braun, I, 776; Kirchhofer, 242.

Und die Araber nennen sie eine Dattel, die nur an der Palme der Armuth wächst.

Engl.: Health is great riches. (Bohn II, 102.)

Holl.: Gezond en welgezind ist de meeste rijkdom, dien men vindt. (Harrebomee, I, 237.)

12 Gesundheit ist ein köstlich Kleinod, wer's hat. - Henisch, 1584, 35; Petri, II, 336.

13 Gesundheit ist ein unbewusster Reichthum.

Holl.: Gezondheid is onbekende rijkdom. (Harrebomee, I, 237.)

14 Gesundheit ist fast lieb, stilt doch wie ein Dieb. - Henisch, 1584, 36; Petri, II, 336.

15 Gesundheit ist leichter verloren als wiedergewonnen.

Böhm.: Co mas, ne tvoje, i zdravi na dvoje (nejiste). (Celakovsky, 293.)

16 Gesundheit ist über Geld und Gut. - Eiselein, 233.

Böhm.: Bez zdravi neni bohatstvi. (Celakovsky, 293.)

Dän.: Sundhed er det beste boskab. (Prov. dan., 538.)

Frz.: C'est une belle baronnie que sante. (Leroux, II, 57.)

Lat.: Primum recte valere, proxima forma, tertio loco divitiae. - Quam bene valere melius in vita nihil. (Eiselein, 233.)

17 Gesundheit kann man nicht beim Krämer kaufen.

18 Gesundheit ohne Geld ist am Rhein wie an der Tiber ein gar schlimmes Fieber.

It.: Salute senza danaro, e mezzo malo. (Cahier, 3092.)

19 Gesundheit, Schönheit, Geld, dann ist man König in der Welt.

Holl.: Vooral gezond van lijf, daarbij van vorme schoon, dan geld tot goed gerijf, so spant men wis de kroon. (Harrebomee, I, 230.)

20 Gesundheit Tränck seynd Curirer zum podagram. - Lehmann, 757, 19.

Böhm.: Pozbyl zdravi od casteho: za zdravi! - Kdo vsem za zdravi pripiji, sam svoje zapiji. (Celakovsky, 140.)

Dän.: Sundheds drikke-gang, doctere og apotheker. (Prov. dan., 120.)

Frz.: A peine bien et tost. (Leroux, II, 165.)

Kroat.: Koi za vseh zdravje pije, sum svoje zapije. - Zdravic vnogeh pijenje beteg zrokuje. (Celakovsky, 140.)

[Spaltenumbruch] 21 G'sundheit und e ruehigs G'wisse ist der grösst Reichthum. (Luzern.) - Ineichen.

Böhm.: Zdravi od srdce, a nemoc k srdci. (Celakovsky, 293.)

22 Gesundheit und ein heitrer Sinn führen leicht durchs Leben hin.

Span.: Salud y alegria belleza cria; atavio y afeite cuesta dinero y miente. (Bohn I, 255.) - Salud y alegria, hermosura cria. (Cahier, 3192.)

23 Gesundheit und ein starker Leib, ein holdes frommes Weib, guter Ruf und baares Geld sind das Beste in der Welt. - Gaal, 703.

24 Gesundheit und Geld durchstreifen (ziehen frisch durch) die Welt. - Eiselein, 222; Simrock, 3271.

25 Gesundheit und Geld gehen über alles in der Welt.

26 Gesundheit und Krankheit liegen gegeneinander im Felde.

Frz.: Sante et maladie sont deux hostes de l'homme. (Leroux, II, 171.)

27 Gesundheit wohnt bei Bauern.

28 Könnte man Gesundheit beim Krämer kaufen, der Laden würde allzeit voll reicher Leute sein.

Aehnlich russisch Altmann V, 76.

29 Man kan die Gesundheit von den Artzten nicht nöthen. - Henisch, 1584, 40.

30 Man muss mehr für seine Gesundheit lassen als thun.

Henry Clay, der nordamerikanische Staatsmann, sagte einmal: "Ich habe meine Gesundheit erhalten, weil ich nie zu viel gegessen und nie zu wenig geschlafen habe."

Holl.: Men moet meer voor zijne gezondheid laten dan doen. (Harrebomee, I, 237.)

31 Man schätzt die Gesundheit erst, wenn man krank ist. - Kirchhofer, 242.

32 Man soll so auf fremde Gesundheit trinken, dass man die eigene nicht dadurch verliert.

Dän.: Drik saa paa andres sundhed, at du ei fordrikker din egen. (Prov. dan., 119.)

33 Mancher Gesundheit suchen thut vnd verleurt darmit das ewig Gut. - Henisch, 1584, 30.

34 Nach der Gesundheit leben ist ein elend leben. - Petri, II, 486.

35 Niemand achtet der Gesundheit weniger als die Gesundesten. - Opel, 392.

36 Wer Gesundheit besitzt, kennt seinen Reichthum nicht.

37 Wer Gesundheit entbehrt, für den haben andere Schätze keinen Werth.

Böhm.: Zdravi hlava vseho. (Celakovsky, 293.)

Frz.: Qui n'a sante, n'a rien. (Cahier, 1601.)

38 Wer seine Gesundheit will fürs Alter wahren, der muss sie in der Jugend sparen.

Böhm.: Ostrihej zdravi pod starost. (Celakovsky, 293.)

*39 Er hat eine eiserne Gesundheit.

Holl.: Hij heeft eene ijzerne gezondheid. (Harrebomee, I, 237.)

*40 Zur Gesundheit.

Gewöhnlich sagt man, die Sitte "Zur Gesundheit" oder " Gott helf!" (s. d.) beim Niesen zu rufen, sei im Jahre 750 aufgekommen, wo ein grosses Sterben geherrscht und die Luft so giftig gewesen, dass jeder, der geniest, sofort gestorben sei. Darauf habe der damalige Papst Pelagius II. angeordnet, dass jeder Christ beim Niesen seines Nächsten die Verpflichtung haben solle, ihm Gesundheit oder Gottes Hülfe zu wünschen. Der Gebrauch ist aber älter. Nach griechischer Mythe war das erste Lebenszeichen, welches der künstliche Mensch des Prometheus von sich gab, ein kräftiges Niesen, hervorgerufen dadurch, dass sein Bildner ihm ein Fläschchen mit geraubtem Sonnenlicht vor die Nase hielt. Die Griechen schätzten das Niesen so hoch, dass man die Niesenden mit gebogenen Knien grüsste. Auch die Römer begrüssten einander beim Niesen. Plinius sagt, dass nach rechts hin zu niesen für glückbedeutend, nach links hin für unglückverkündend galt. Es herrschte bei ihnen der Glaube, das Niesen enthalte Fingerzeige künftiger Dinge, und man müsse die Sache durch Glückwunsch zum Guten lenken. Griechische und römische Schriftsteller erwähnen mannichfach dieser Sitte. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 904, S. 283.) Ueber den Glückwunsch beim Niesen findet sich ferner eine culturhistorische Skizze von Jul. Türkheim im Illustrirten Familienbuch (1861, Bd. 1, Hft. 11, S. 385), die zwar das "tiefe Dunkel, in welches der wirkliche Ursprung der Sitte gehüllt", nicht lichtet, aber doch mit Sachkenntniss geschrieben ist und deren Vorhandensein im frühesten Alterthum und bei den verschiedensten Völkern nachweist. (Vgl. auch Pfennig-Magazin, Jahrg.

[Spaltenumbruch]
Gesundheit.

1 An betj föör't Süünjhâid, sâd a Thiif, diar 'r hinget wees skul. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 143; hochdeutsch bei Hoefer, 213.

Ein bischen für die Gesundheit, sagte der Dieb, da er gehängt werden sollte.

2 Der Gesundheit winkt, wer dreimal über Tische trinkt.

3 Die Gesundheit des Leibes ist ein Schlaftrunk der Seele.

4 Die Gesundheit ist doch das Beste.

Holl.: Gezondheid is een groote schat. (Harrebomée, I, 237.) – Niets beter, zei de boer, dan gezond te bed te liggen met eene boterham in de hand. (Harrebomée, I, 282.)

5 Die Gesundheit schätzt man erst, wenn man krank ist.Müller, 27, 1; Steiger, 129; Simrock, 3557.

Engl.: Health is not valued till sickness comes. (Bohn II, 405.)

Holl.: De gezondheid wordt niet geacht, voor men die verloren heeft. (Harrebomée, I, 237.)

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Lat.: Pretiosa quam sit sanitas, morbus docet. (Gaal, 702.)

Ung.: Az egészségnék izét a betegség adgya elő. (Gaal, 702.)

6 Es ist eine theure Gesundheit, die man beim Arzte kauft.

Dän.: Det er dyr sundhed som man henter af apotheket. (Prov. dan., 32.)

7 Es ist kein klein Theil Gesundheit, wenn die Winde ihren Gang haben.Fischart, Gesch.

8 Gesundheit gehet für Silber vnd Gold.Henisch, 1584, 34; Petri, II, 336.

9 Gesundheit ist besser als hundert Ahnen.

10 Gesundheit ist besser als Reichthum.Schlechta, 271.

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14 Gesundheit ist fast lieb, stilt doch wie ein Dieb.Henisch, 1584, 36; Petri, II, 336.

15 Gesundheit ist leichter verloren als wiedergewonnen.

Böhm.: Co máš, ne tvoje, i zdraví na dvoje (nejisté). (Čelakovský, 293.)

16 Gesundheit ist über Geld und Gut.Eiselein, 233.

Böhm.: Bez zdraví není bohatství. (Čelakovský, 293.)

Dän.: Sundhed er det beste boskab. (Prov. dan., 538.)

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17 Gesundheit kann man nicht beim Krämer kaufen.

18 Gesundheit ohne Geld ist am Rhein wie an der Tiber ein gar schlimmes Fieber.

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20 Gesundheit Tränck seynd Curirer zum podagram.Lehmann, 757, 19.

Böhm.: Pozbyl zdraví od častého: za zdraví! – Kdo všem za zdraví připíjí, sam svoje zapíjí. (Čelakovský, 140.)

Dän.: Sundheds drikke-gang, doctere og apotheker. (Prov. dan., 120.)

Frz.: A peine bien et tost. (Leroux, II, 165.)

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[Spaltenumbruch] 21 G'sundheit und e ruehigs G'wisse ist der grösst Reichthum. (Luzern.) – Ineichen.

Böhm.: Zdraví od srdce, a nemoc k srdci. (Čelakovský, 293.)

22 Gesundheit und ein heitrer Sinn führen leicht durchs Leben hin.

Span.: Salud y alegría belleza cria; atavio y afeite cuesta dinero y miente. (Bohn I, 255.) – Salud y alegría, hermosura cria. (Cahier, 3192.)

23 Gesundheit und ein starker Leib, ein holdes frommes Weib, guter Ruf und baares Geld sind das Beste in der Welt.Gaal, 703.

24 Gesundheit und Geld durchstreifen (ziehen frisch durch) die Welt.Eiselein, 222; Simrock, 3271.

25 Gesundheit und Geld gehen über alles in der Welt.

26 Gesundheit und Krankheit liegen gegeneinander im Felde.

Frz.: Santé et maladie sont deux hostes de l'homme. (Leroux, II, 171.)

27 Gesundheit wohnt bei Bauern.

28 Könnte man Gesundheit beim Krämer kaufen, der Laden würde allzeit voll reicher Leute sein.

Aehnlich russisch Altmann V, 76.

29 Man kan die Gesundheit von den Artzten nicht nöthen.Henisch, 1584, 40.

30 Man muss mehr für seine Gesundheit lassen als thun.

Henry Clay, der nordamerikanische Staatsmann, sagte einmal: „Ich habe meine Gesundheit erhalten, weil ich nie zu viel gegessen und nie zu wenig geschlafen habe.“

Holl.: Men moet meer voor zijne gezondheid laten dan doen. (Harrebomée, I, 237.)

31 Man schätzt die Gesundheit erst, wenn man krank ist.Kirchhofer, 242.

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Dän.: Drik saa paa andres sundhed, at du ei fordrikker din egen. (Prov. dan., 119.)

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35 Niemand achtet der Gesundheit weniger als die Gesundesten.Opel, 392.

36 Wer Gesundheit besitzt, kennt seinen Reichthum nicht.

37 Wer Gesundheit entbehrt, für den haben andere Schätze keinen Werth.

Böhm.: Zdraví hlava všeho. (Čelakovský, 293.)

Frz.: Qui n'a santé, n'a rien. (Cahier, 1601.)

38 Wer seine Gesundheit will fürs Alter wahren, der muss sie in der Jugend sparen.

Böhm.: Ostříhej zdraví pod starost. (Čelakovský, 293.)

*39 Er hat eine eiserne Gesundheit.

Holl.: Hij heeft eene ijzerne gezondheid. (Harrebomée, I, 237.)

*40 Zur Gesundheit.

Gewöhnlich sagt man, die Sitte „Zur Gesundheit“ oder „ Gott helf!“ (s. d.) beim Niesen zu rufen, sei im Jahre 750 aufgekommen, wo ein grosses Sterben geherrscht und die Luft so giftig gewesen, dass jeder, der geniest, sofort gestorben sei. Darauf habe der damalige Papst Pelagius II. angeordnet, dass jeder Christ beim Niesen seines Nächsten die Verpflichtung haben solle, ihm Gesundheit oder Gottes Hülfe zu wünschen. Der Gebrauch ist aber älter. Nach griechischer Mythe war das erste Lebenszeichen, welches der künstliche Mensch des Prometheus von sich gab, ein kräftiges Niesen, hervorgerufen dadurch, dass sein Bildner ihm ein Fläschchen mit geraubtem Sonnenlicht vor die Nase hielt. Die Griechen schätzten das Niesen so hoch, dass man die Niesenden mit gebogenen Knien grüsste. Auch die Römer begrüssten einander beim Niesen. Plinius sagt, dass nach rechts hin zu niesen für glückbedeutend, nach links hin für unglückverkündend galt. Es herrschte bei ihnen der Glaube, das Niesen enthalte Fingerzeige künftiger Dinge, und man müsse die Sache durch Glückwunsch zum Guten lenken. Griechische und römische Schriftsteller erwähnen mannichfach dieser Sitte. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 904, S. 283.) Ueber den Glückwunsch beim Niesen findet sich ferner eine culturhistorische Skizze von Jul. Türkheim im Illustrirten Familienbuch (1861, Bd. 1, Hft. 11, S. 385), die zwar das „tiefe Dunkel, in welches der wirkliche Ursprung der Sitte gehüllt“, nicht lichtet, aber doch mit Sachkenntniss geschrieben ist und deren Vorhandensein im frühesten Alterthum und bei den verschiedensten Völkern nachweist. (Vgl. auch Pfennig-Magazin, Jahrg.

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[[819]/0847] Gesundheit. 1 An betj föör't Süünjhâid, sâd a Thiif, diar 'r hinget wees skul. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 143; hochdeutsch bei Hoefer, 213. Ein bischen für die Gesundheit, sagte der Dieb, da er gehängt werden sollte. 2 Der Gesundheit winkt, wer dreimal über Tische trinkt. 3 Die Gesundheit des Leibes ist ein Schlaftrunk der Seele. 4 Die Gesundheit ist doch das Beste. Holl.: Gezondheid is een groote schat. (Harrebomée, I, 237.) – Niets beter, zei de boer, dan gezond te bed te liggen met eene boterham in de hand. (Harrebomée, I, 282.) 5 Die Gesundheit schätzt man erst, wenn man krank ist. – Müller, 27, 1; Steiger, 129; Simrock, 3557. Engl.: Health is not valued till sickness comes. (Bohn II, 405.) Holl.: De gezondheid wordt niet geacht, voor men die verloren heeft. (Harrebomée, I, 237.) It.: Nella infermità si conosce ciò che sia la sanità. (Pazzaglia, 316, 5; Gaal, 702.) Lat.: Pretiosa quam sit sanitas, morbus docet. (Gaal, 702.) Ung.: Az egészségnék izét a betegség adgya elő. (Gaal, 702.) 6 Es ist eine theure Gesundheit, die man beim Arzte kauft. Dän.: Det er dyr sundhed som man henter af apotheket. (Prov. dan., 32.) 7 Es ist kein klein Theil Gesundheit, wenn die Winde ihren Gang haben. – Fischart, Gesch. 8 Gesundheit gehet für Silber vnd Gold. – Henisch, 1584, 34; Petri, II, 336. 9 Gesundheit ist besser als hundert Ahnen. 10 Gesundheit ist besser als Reichthum. – Schlechta, 271. Dän.: Ingen rigdom kand lignes ved sundhed. (Prov. dan., 538.) Engl.: Health is above wealth. (Gaal, 700; Bohn II, 405.) Frz.: Il n'est trésor que de santé. (Gaal, 700.) Kroat.: Bez zdravlja neima bogastva. Ung.: Kelletlen ott a kints, hol jó egésség nints. (Gaal, 700.) 11 Gesundheit ist der grösste Reichthum (Schatz). – Körte, 2102; Mayer, I, 180; Simrock, 3555; Braun, I, 776; Kirchhofer, 242. Und die Araber nennen sie eine Dattel, die nur an der Palme der Armuth wächst. Engl.: Health is great riches. (Bohn II, 102.) Holl.: Gezond en welgezind ist de meeste rijkdom, dien men vindt. (Harrebomée, I, 237.) 12 Gesundheit ist ein köstlich Kleinod, wer's hat. – Henisch, 1584, 35; Petri, II, 336. 13 Gesundheit ist ein unbewusster Reichthum. Holl.: Gezondheid is onbekende rijkdom. (Harrebomée, I, 237.) 14 Gesundheit ist fast lieb, stilt doch wie ein Dieb. – Henisch, 1584, 36; Petri, II, 336. 15 Gesundheit ist leichter verloren als wiedergewonnen. Böhm.: Co máš, ne tvoje, i zdraví na dvoje (nejisté). (Čelakovský, 293.) 16 Gesundheit ist über Geld und Gut. – Eiselein, 233. Böhm.: Bez zdraví není bohatství. (Čelakovský, 293.) Dän.: Sundhed er det beste boskab. (Prov. dan., 538.) Frz.: C'est une belle baronnie que santé. (Leroux, II, 57.) Lat.: Primum recte valere, proxima forma, tertio loco divitiae. – Quam bene valere melius in vita nihil. (Eiselein, 233.) 17 Gesundheit kann man nicht beim Krämer kaufen. 18 Gesundheit ohne Geld ist am Rhein wie an der Tiber ein gar schlimmes Fieber. It.: Salute senza danaro, è mezzo malo. (Cahier, 3092.) 19 Gesundheit, Schönheit, Geld, dann ist man König in der Welt. Holl.: Vooral gezond van lijf, daarbij van vorme schoon, dan geld tot goed gerijf, so spant men wis de kroon. (Harrebomée, I, 230.) 20 Gesundheit Tränck seynd Curirer zum podagram. – Lehmann, 757, 19. Böhm.: Pozbyl zdraví od častého: za zdraví! – Kdo všem za zdraví připíjí, sam svoje zapíjí. (Čelakovský, 140.) Dän.: Sundheds drikke-gang, doctere og apotheker. (Prov. dan., 120.) Frz.: A peine bien et tost. (Leroux, II, 165.) Kroat.: Koi za vséh zdravje pije, sum svoje zapije. – Zdravic vnogéh pijenje beteg zrokuje. (Čelakovský, 140.) 21 G'sundheit und e ruehigs G'wisse ist der grösst Reichthum. (Luzern.) – Ineichen. Böhm.: Zdraví od srdce, a nemoc k srdci. (Čelakovský, 293.) 22 Gesundheit und ein heitrer Sinn führen leicht durchs Leben hin. Span.: Salud y alegría belleza cria; atavio y afeite cuesta dinero y miente. (Bohn I, 255.) – Salud y alegría, hermosura cria. (Cahier, 3192.) 23 Gesundheit und ein starker Leib, ein holdes frommes Weib, guter Ruf und baares Geld sind das Beste in der Welt. – Gaal, 703. 24 Gesundheit und Geld durchstreifen (ziehen frisch durch) die Welt. – Eiselein, 222; Simrock, 3271. 25 Gesundheit und Geld gehen über alles in der Welt. 26 Gesundheit und Krankheit liegen gegeneinander im Felde. Frz.: Santé et maladie sont deux hostes de l'homme. (Leroux, II, 171.) 27 Gesundheit wohnt bei Bauern. 28 Könnte man Gesundheit beim Krämer kaufen, der Laden würde allzeit voll reicher Leute sein. Aehnlich russisch Altmann V, 76. 29 Man kan die Gesundheit von den Artzten nicht nöthen. – Henisch, 1584, 40. 30 Man muss mehr für seine Gesundheit lassen als thun. Henry Clay, der nordamerikanische Staatsmann, sagte einmal: „Ich habe meine Gesundheit erhalten, weil ich nie zu viel gegessen und nie zu wenig geschlafen habe.“ Holl.: Men moet meer voor zijne gezondheid laten dan doen. (Harrebomée, I, 237.) 31 Man schätzt die Gesundheit erst, wenn man krank ist. – Kirchhofer, 242. 32 Man soll so auf fremde Gesundheit trinken, dass man die eigene nicht dadurch verliert. Dän.: Drik saa paa andres sundhed, at du ei fordrikker din egen. (Prov. dan., 119.) 33 Mancher Gesundheit suchen thut vnd verleurt darmit das ewig Gut. – Henisch, 1584, 30. 34 Nach der Gesundheit leben ist ein elend leben. – Petri, II, 486. 35 Niemand achtet der Gesundheit weniger als die Gesundesten. – Opel, 392. 36 Wer Gesundheit besitzt, kennt seinen Reichthum nicht. 37 Wer Gesundheit entbehrt, für den haben andere Schätze keinen Werth. Böhm.: Zdraví hlava všeho. (Čelakovský, 293.) Frz.: Qui n'a santé, n'a rien. (Cahier, 1601.) 38 Wer seine Gesundheit will fürs Alter wahren, der muss sie in der Jugend sparen. Böhm.: Ostříhej zdraví pod starost. (Čelakovský, 293.) *39 Er hat eine eiserne Gesundheit. Holl.: Hij heeft eene ijzerne gezondheid. (Harrebomée, I, 237.) *40 Zur Gesundheit. Gewöhnlich sagt man, die Sitte „Zur Gesundheit“ oder „ Gott helf!“ (s. d.) beim Niesen zu rufen, sei im Jahre 750 aufgekommen, wo ein grosses Sterben geherrscht und die Luft so giftig gewesen, dass jeder, der geniest, sofort gestorben sei. Darauf habe der damalige Papst Pelagius II. angeordnet, dass jeder Christ beim Niesen seines Nächsten die Verpflichtung haben solle, ihm Gesundheit oder Gottes Hülfe zu wünschen. Der Gebrauch ist aber älter. Nach griechischer Mythe war das erste Lebenszeichen, welches der künstliche Mensch des Prometheus von sich gab, ein kräftiges Niesen, hervorgerufen dadurch, dass sein Bildner ihm ein Fläschchen mit geraubtem Sonnenlicht vor die Nase hielt. Die Griechen schätzten das Niesen so hoch, dass man die Niesenden mit gebogenen Knien grüsste. Auch die Römer begrüssten einander beim Niesen. Plinius sagt, dass nach rechts hin zu niesen für glückbedeutend, nach links hin für unglückverkündend galt. Es herrschte bei ihnen der Glaube, das Niesen enthalte Fingerzeige künftiger Dinge, und man müsse die Sache durch Glückwunsch zum Guten lenken. Griechische und römische Schriftsteller erwähnen mannichfach dieser Sitte. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 904, S. 283.) Ueber den Glückwunsch beim Niesen findet sich ferner eine culturhistorische Skizze von Jul. Türkheim im Illustrirten Familienbuch (1861, Bd. 1, Hft. 11, S. 385), die zwar das „tiefe Dunkel, in welches der wirkliche Ursprung der Sitte gehüllt“, nicht lichtet, aber doch mit Sachkenntniss geschrieben ist und deren Vorhandensein im frühesten Alterthum und bei den verschiedensten Völkern nachweist. (Vgl. auch Pfennig-Magazin, Jahrg.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [819]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/847>, abgerufen am 27.04.2024.