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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 1833, I, 181; Wurzbach II, 131; Tobler, 228; Sam. Vogel's Allgemeine medicinisch-diagnostische Untersuchungen, Stendal 1831, II, 260.) Die Rabbinen nehmen an, dass schon von Adam's Zeiten her das Niesen gefährlich gewesen und seit dem Erzvater Jakob "Gott helf" gesagt worden sei. "Von dem Tage an", sagt Rabbi Charkum, "da Gott Himmel und Erde geschaffen hatte, war kein Mensch seines Lebens sicher, wenn ihm Niesen ankam, bis endlich Jakob Gott bat, dieses Uebel zu lindern. Gott erhörte das Gebet, nahm die Krankheit weg, aber der Mensch war verbunden, beim Niesen >Zur Gesundheit< zu sagen, damit sich der Tod in Leben wandele." Tiberius vergass niemals, Niesenden Glück zu wünschen, erwartete aber auch, wenn er nieste, ein Gleiches; ja er erliess eine Verordnung, dass jedermann ihm, wenn er ausfahre und niese, die übliche Glückwunschformel zurufe, damit er gegen alles Ungemach, das ihm auf dem Wege begegnen könne, geschützt sein möchte. Wenn der König von Monomotapa niest, rufen alle, die zugegen sind, ihm den Glückwunsch so laut zu, dass es die im Vorzimmer hören müssen. Diese stimmen ein und ebenso alle in den anstossenden Zimmern. Die Diener in den Vorhallen geben den Zuruf weiter auf die Strassen und so verbreitet er sich allmählich durch die ganze Stadt. (Ruppius' Sonntagsblatt, Berlin 1864, Nr. 20.) Wenn im Lande Siam jemand niest, so sagen die Umstehenden: Möge der oberste Richter in seinem Buche nur Gutes von dir lesen! Die Siamesen glauben nämlich, dass der oberste Richter des Himmels beständig im Lebensbuche der Menschen blättere und dass derjenige, dessen Leben das aufgeschlagene Blatt enthält, niesen müsse. - Ist durch diese Bemerkungen angedeutet, wie alt der Gebrauch und wie weit er auf der Erde verbreitet ist; so möchte ich schliesslich noch die Aufmerksamkeit auf andere Bedeutungen des Niesens im Volksglauben lenken. In Oberösterreich z. B. meint man, jedes neugeborene Kind müsse niesen, und wenn die Aeltern nicht sogleich "Helfgott" sagen, so komme der Teufel und tausche ihnen das Kind für einen Wechselbalg aus. (Vgl. Aus der volksmässigen Ueberlieferung der Heimat. Von Amand Baumgarten, II, Linz 1864.)

*41 Zur Gesundheit, sollst leben hundert Jahre nach der Ewigkeit.

Trinkspruch aus Oberösterreich.


Gesundheitstrank.

Gesundheittränck bekommen den Apoteckern vnd Artzten am besten. - Lehmann, 758, 39.

Die Sitte, auf das Wohl anderer zu trinken, ist so alt, dass schon Homer derselben erwähnt und spätere griechische Schriftsteller berichten uns genau die Ceremonien, unter welchen der mit dem Namen der Philotesie bezeichnete Gebrauch bei einem Gastmahle vor sich ging. Hatte nämlich der Herr des Hauses die Trinkschale mit Wein gefüllt, so vergoss er zuerst einige Tropfen zu Ehren der Gottheiten, die er anrief, setzte dann die Schale an die Lippen und trank auf die Gesundheit seines Freundes oder Gastes, der neben ihm sass, indem er ihm alles mögliche Glück wünschte, worauf dieser die Schale nahm, trank und sie seinerseits seinem Nachbar gab. In ähnlicher Weise trank man einem Freunde oder Gaste zu, sobald er ankam oder Abschied nahm, indem man ihn zu seiner glücklichen Ankunft beglückwünschte oder Glück auf den Weg wünschte. Die Römer tranken einander mit den Worten zu: Ich wünsche, dass ihr und wir, du und ich, uns Wohlbefinden mögen! und nahmen die Gewohnheit der Griechen an, bei jedem Mahle drei Becher zu Ehren der Götter und beim Aufstehen vom Tisch einen vierten zu Ehren des guten Geistes zu leeren, den sie den Becher der Gesundheit nannten. Ging einer vom Tische weg, ohne dass man auf seine Gesundheit getrunken hatte, und ohne von einem Freunde zum Trinken genöthigt worden zu sein, so betrachtete er dies als eine Beschimpfung und als eine Entwürdigung der Freundschaft. Gleichwol war es nicht erlaubt, auf das Wohl aller Personen zu trinken, welche bei Tische sassen, und bei Frauen z. B. waren nur ihre Verwandten, Freunde und der Wirth dazu berechtigt. Bei den Celten und Germanen pflegte, wenn am Tisch der Krug die Runde machte, jeder, welcher trank, seinen Nachbar zu grüssen und ihm dann den Krug zu überreichen, und niemand, dem die Worte zugerufen wurden: "Ich trink dir zu!" durfte ungeahndet es wagen, nicht Bescheid zu thun. Um Streitigkeiten zu vermeiden, verbot daher Karl der Grosse ausdrücklich seinen Kriegern, solange sie bei der Armee wären, sich gegenseitig zuzutrinken; und die Kirche suchte Jahrhunderte hindurch vergeblich die Gewohnheit zu unterdrücken, zum Gedächtniss der Heiligen zu trinken, da ihrer gar zu viele waren. Denn wie die Griechen und Römer zu Ehren der Götter und Halbgötter, pflegten die zum Christenthum bekehrten Heiden zur Ehre Gottes, des Heilandes, der Heiligen Jungfrau, der Dreifaltigkeit und der Heiligen Becher zu leeren, und trotz aller Verbote gelang es den Bischöfen nur, die Zahl der Heiligen zu beschränken, deren Gedächtniss oder "Minne" (mini) man trank. So erhielt sich in den Niederlanden noch lange Zeit die Sanct-Gaerte-Minne oder Gertruds-Minne, im Norden die Kanutsund [Spaltenumbruch] Eriks-Minne, anderwärts die Ulriks-Minne, der Martins-, Stephans-, Michaelis- und Nikolaus-Trunk, und bis auf unsere Tage blieb die "Johannis- Liebe", welcher die Legende des heiligen Evangelisten als Anhaltpunkt diente, um sich in einen kirchlichen Brauch zu verwandeln. In England ward der angelsächsische Trinkspruch: "Wass hail!" Veranlassung, die Bowle, welche früher bei den Schmausereien der Weihnachtszeit nie fehlen durfte, um aus ihr auf die Gesundheit jedes Anwesenden zu trinken, Wassail-Bowl oder Wassell-Bowl zu nennen; und noch jetzt ist es bei Festmahlen von Corporationen Sitte, nach dem Essen auf das Wohl der Brüder aus dem sogenannten loving up, einem grossen silbernen Becher mit Henkeln zu trinken, der links herum von einem zum andern geht. Die alten Toaste "Wass hail!" und "Drinc hail" sind durch die jetzt üblichen "Come, here's to you" und "I'll pledge you!" ersetzt worden, aber die geröstete Brotschnitte (toast), welche ehemals in England von demjenigen, der eine Gesundheit ausbringen wollte, in den vollen Becher geworfen und, sobald der Becher leer war, gegessen wurde, lässt noch heutigen Tags jeden Trinkspruch als Toast bezeichnen. Auch die Gewohnheit, beim Gesundheitausbringen dasselbe Trinkgeschirr herumzugeben, hat schon längst überall aufgehört; aber der deutsche Brauch, dafür mit den Gläsern anzustossen, ist so allgemein geworden, dass er in Frankreich trinquer (vom deutschen trinken) heisst. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 1131, S. 143.)

Böhm.: Kdo sklenice dopiva, veku nedoziva. (Celakovsky, 140.)

Lat.: Non est in pota vera salute salus. (Altdorf, 195; Binder II, 2163.)


Getauscht.

Getauscht ist getauscht. - Pistor., X, 57.


Gethan.

1 Gethan ist gethan.

2 So gethan, so gegangen, ist ein Sprichwort in allen Landen. - Henisch, 1421, 61.


Gethier.

Ungleich Gethier bringt nichts herfür, sagte der Benedictiner, als er zu einer Bernhardiner Nonne ging. - Klosterspiegel, 45, 24.


Getränk.

1 Das beste Getränk ist Wasser, von der Sonne durch Rebholz destillirt. - Eiselein, 234.

Lat.: Optimum quidem aqua. (Eiselein, 234.)

2 Mit starken Getränken ruinirt man das Denken.

Dän.: Sterk drik er hukommelsens död. (Prov. dan., 310.)

3 Starck getränk macht wilde Leut. - Petri, II, 540.

*4 Das Getränk Israels (jüdisch: Maschke Jisroel). Tendlau, 972.

Der Jude, welcher sich streng an die rabbinischen Vorschriften hielt, konnte in christlichen Gasthäusern nichts anderes geniessen als Kaffee.


Getrauen.

* Er getraut sich nicht weiter (zu gehen), als er den Schornstein rauchen sieht. (Köthen.)


Getrauwohl.

Getrawwol ritt das Pferdt hinwegk. - Henisch, 1587, 41.


Getreide.

1 Das Getreide kommt in die Mühle, ob man eine Furche fährt oder viele.

Ob man den Boden schlecht bestellt oder gut; aber man erntet dessen nicht gleich viel und nicht von gleicher Güte.

Frz.: Bien are ou mal are, en la gresse vient le ble. (Leroux, I, 39.)

2 Getreide säubert man mit dem Winde, die Laster mit dem Henker. - Winckler, XV, 60.

3 Hast du mir das Getreide ersäuft, sagte der Bauer, so hast du mir doch nicht die Thaler ersäuft. - Luther's Tischreden, 235a.

"So sprachen die Bauern, wenn die Elbe austrat."

4 Jedes Getreide hat sein Stroh.

It.: Ogni grano ha la sua paglia. (Pazzaglia, 246, 1.)

5 Man misst gern fremdes Getreide mit seinem eigenen Scheffel.

6 Ungebunden Getreid, genässten Zeug und blutiges Kleid soll niemand kaufen. - Graf, 111, 276.

Der Ankauf dieser Dinge war untersagt, theils um der künstlichen Vertheuerung der Lebensmittel vorzubeugen, theils weil sie sich als unrechtmässig erworbenes Gut kennzeichneten.

Mhd.: Ungewundeten traid, genützten (genetzten) zeug und blutige kleid sol man nicht kaufen. (Grimm, Rechtsalt., 610.)

[Spaltenumbruch] 1833, I, 181; Wurzbach II, 131; Tobler, 228; Sam. Vogel's Allgemeine medicinisch-diagnostische Untersuchungen, Stendal 1831, II, 260.) Die Rabbinen nehmen an, dass schon von Adam's Zeiten her das Niesen gefährlich gewesen und seit dem Erzvater Jakob „Gott helf“ gesagt worden sei. „Von dem Tage an“, sagt Rabbi Charkum, „da Gott Himmel und Erde geschaffen hatte, war kein Mensch seines Lebens sicher, wenn ihm Niesen ankam, bis endlich Jakob Gott bat, dieses Uebel zu lindern. Gott erhörte das Gebet, nahm die Krankheit weg, aber der Mensch war verbunden, beim Niesen ›Zur Gesundheit‹ zu sagen, damit sich der Tod in Leben wandele.“ Tiberius vergass niemals, Niesenden Glück zu wünschen, erwartete aber auch, wenn er nieste, ein Gleiches; ja er erliess eine Verordnung, dass jedermann ihm, wenn er ausfahre und niese, die übliche Glückwunschformel zurufe, damit er gegen alles Ungemach, das ihm auf dem Wege begegnen könne, geschützt sein möchte. Wenn der König von Monomotapa niest, rufen alle, die zugegen sind, ihm den Glückwunsch so laut zu, dass es die im Vorzimmer hören müssen. Diese stimmen ein und ebenso alle in den anstossenden Zimmern. Die Diener in den Vorhallen geben den Zuruf weiter auf die Strassen und so verbreitet er sich allmählich durch die ganze Stadt. (Ruppius' Sonntagsblatt, Berlin 1864, Nr. 20.) Wenn im Lande Siam jemand niest, so sagen die Umstehenden: Möge der oberste Richter in seinem Buche nur Gutes von dir lesen! Die Siamesen glauben nämlich, dass der oberste Richter des Himmels beständig im Lebensbuche der Menschen blättere und dass derjenige, dessen Leben das aufgeschlagene Blatt enthält, niesen müsse. – Ist durch diese Bemerkungen angedeutet, wie alt der Gebrauch und wie weit er auf der Erde verbreitet ist; so möchte ich schliesslich noch die Aufmerksamkeit auf andere Bedeutungen des Niesens im Volksglauben lenken. In Oberösterreich z. B. meint man, jedes neugeborene Kind müsse niesen, und wenn die Aeltern nicht sogleich „Helfgott“ sagen, so komme der Teufel und tausche ihnen das Kind für einen Wechselbalg aus. (Vgl. Aus der volksmässigen Ueberlieferung der Heimat. Von Amand Baumgarten, II, Linz 1864.)

*41 Zur Gesundheit, sollst leben hundert Jahre nach der Ewigkeit.

Trinkspruch aus Oberösterreich.


Gesundheitstrank.

Gesundheittränck bekommen den Apoteckern vnd Artzten am besten.Lehmann, 758, 39.

Die Sitte, auf das Wohl anderer zu trinken, ist so alt, dass schon Homer derselben erwähnt und spätere griechische Schriftsteller berichten uns genau die Ceremonien, unter welchen der mit dem Namen der Philotesie bezeichnete Gebrauch bei einem Gastmahle vor sich ging. Hatte nämlich der Herr des Hauses die Trinkschale mit Wein gefüllt, so vergoss er zuerst einige Tropfen zu Ehren der Gottheiten, die er anrief, setzte dann die Schale an die Lippen und trank auf die Gesundheit seines Freundes oder Gastes, der neben ihm sass, indem er ihm alles mögliche Glück wünschte, worauf dieser die Schale nahm, trank und sie seinerseits seinem Nachbar gab. In ähnlicher Weise trank man einem Freunde oder Gaste zu, sobald er ankam oder Abschied nahm, indem man ihn zu seiner glücklichen Ankunft beglückwünschte oder Glück auf den Weg wünschte. Die Römer tranken einander mit den Worten zu: Ich wünsche, dass ihr und wir, du und ich, uns Wohlbefinden mögen! und nahmen die Gewohnheit der Griechen an, bei jedem Mahle drei Becher zu Ehren der Götter und beim Aufstehen vom Tisch einen vierten zu Ehren des guten Geistes zu leeren, den sie den Becher der Gesundheit nannten. Ging einer vom Tische weg, ohne dass man auf seine Gesundheit getrunken hatte, und ohne von einem Freunde zum Trinken genöthigt worden zu sein, so betrachtete er dies als eine Beschimpfung und als eine Entwürdigung der Freundschaft. Gleichwol war es nicht erlaubt, auf das Wohl aller Personen zu trinken, welche bei Tische sassen, und bei Frauen z. B. waren nur ihre Verwandten, Freunde und der Wirth dazu berechtigt. Bei den Celten und Germanen pflegte, wenn am Tisch der Krug die Runde machte, jeder, welcher trank, seinen Nachbar zu grüssen und ihm dann den Krug zu überreichen, und niemand, dem die Worte zugerufen wurden: „Ich trink dir zu!“ durfte ungeahndet es wagen, nicht Bescheid zu thun. Um Streitigkeiten zu vermeiden, verbot daher Karl der Grosse ausdrücklich seinen Kriegern, solange sie bei der Armee wären, sich gegenseitig zuzutrinken; und die Kirche suchte Jahrhunderte hindurch vergeblich die Gewohnheit zu unterdrücken, zum Gedächtniss der Heiligen zu trinken, da ihrer gar zu viele waren. Denn wie die Griechen und Römer zu Ehren der Götter und Halbgötter, pflegten die zum Christenthum bekehrten Heiden zur Ehre Gottes, des Heilandes, der Heiligen Jungfrau, der Dreifaltigkeit und der Heiligen Becher zu leeren, und trotz aller Verbote gelang es den Bischöfen nur, die Zahl der Heiligen zu beschränken, deren Gedächtniss oder „Minne“ (mini) man trank. So erhielt sich in den Niederlanden noch lange Zeit die Sanct-Gaerte-Minne oder Gertruds-Minne, im Norden die Kanutsund [Spaltenumbruch] Eriks-Minne, anderwärts die Ulriks-Minne, der Martins-, Stephans-, Michaelis- und Nikolaus-Trunk, und bis auf unsere Tage blieb die „Johannis- Liebe“, welcher die Legende des heiligen Evangelisten als Anhaltpunkt diente, um sich in einen kirchlichen Brauch zu verwandeln. In England ward der angelsächsische Trinkspruch: „Wass hail!“ Veranlassung, die Bowle, welche früher bei den Schmausereien der Weihnachtszeit nie fehlen durfte, um aus ihr auf die Gesundheit jedes Anwesenden zu trinken, Wassail-Bowl oder Wassell-Bowl zu nennen; und noch jetzt ist es bei Festmahlen von Corporationen Sitte, nach dem Essen auf das Wohl der Brüder aus dem sogenannten loving up, einem grossen silbernen Becher mit Henkeln zu trinken, der links herum von einem zum andern geht. Die alten Toaste „Wass hail!“ und „Drinc hail“ sind durch die jetzt üblichen „Come, here's to you“ und „I'll pledge you!“ ersetzt worden, aber die geröstete Brotschnitte (toast), welche ehemals in England von demjenigen, der eine Gesundheit ausbringen wollte, in den vollen Becher geworfen und, sobald der Becher leer war, gegessen wurde, lässt noch heutigen Tags jeden Trinkspruch als Toast bezeichnen. Auch die Gewohnheit, beim Gesundheitausbringen dasselbe Trinkgeschirr herumzugeben, hat schon längst überall aufgehört; aber der deutsche Brauch, dafür mit den Gläsern anzustossen, ist so allgemein geworden, dass er in Frankreich trinquer (vom deutschen trinken) heisst. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 1131, S. 143.)

Böhm.: Kdo sklenice dopívá, vĕku nedožívá. (Čelakovský, 140.)

Lat.: Non est in pota vera salute salus. (Altdorf, 195; Binder II, 2163.)


Getauscht.

Getauscht ist getauscht.Pistor., X, 57.


Gethan.

1 Gethan ist gethan.

2 So gethan, so gegangen, ist ein Sprichwort in allen Landen.Henisch, 1421, 61.


Gethier.

Ungleich Gethier bringt nichts herfür, sagte der Benedictiner, als er zu einer Bernhardiner Nonne ging.Klosterspiegel, 45, 24.


Getränk.

1 Das beste Getränk ist Wasser, von der Sonne durch Rebholz destillirt.Eiselein, 234.

Lat.: Optimum quidem aqua. (Eiselein, 234.)

2 Mit starken Getränken ruinirt man das Denken.

Dän.: Sterk drik er hukommelsens død. (Prov. dan., 310.)

3 Starck getränk macht wilde Leut.Petri, II, 540.

*4 Das Getränk Israels (jüdisch: Maschke Jisroel). Tendlau, 972.

Der Jude, welcher sich streng an die rabbinischen Vorschriften hielt, konnte in christlichen Gasthäusern nichts anderes geniessen als Kaffee.


Getrauen.

* Er getraut sich nicht weiter (zu gehen), als er den Schornstein rauchen sieht. (Köthen.)


Getrauwohl.

Getrawwol ritt das Pferdt hinwegk.Henisch, 1587, 41.


Getreide.

1 Das Getreide kommt in die Mühle, ob man eine Furche fährt oder viele.

Ob man den Boden schlecht bestellt oder gut; aber man erntet dessen nicht gleich viel und nicht von gleicher Güte.

Frz.: Bien aré ou mal aré, en la gresse vient le blé. (Leroux, I, 39.)

2 Getreide säubert man mit dem Winde, die Laster mit dem Henker.Winckler, XV, 60.

3 Hast du mir das Getreide ersäuft, sagte der Bauer, so hast du mir doch nicht die Thaler ersäuft.Luther's Tischreden, 235a.

„So sprachen die Bauern, wenn die Elbe austrat.“

4 Jedes Getreide hat sein Stroh.

It.: Ogni grano hà la sua paglia. (Pazzaglia, 246, 1.)

5 Man misst gern fremdes Getreide mit seinem eigenen Scheffel.

6 Ungebunden Getreid, genässten Zeug und blutiges Kleid soll niemand kaufen.Graf, 111, 276.

Der Ankauf dieser Dinge war untersagt, theils um der künstlichen Vertheuerung der Lebensmittel vorzubeugen, theils weil sie sich als unrechtmässig erworbenes Gut kennzeichneten.

Mhd.: Ungewundeten traid, genützten (genetzten) zeug und blutige kleid sol man nicht kaufen. (Grimm, Rechtsalt., 610.)

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[[820]/0848] 1833, I, 181; Wurzbach II, 131; Tobler, 228; Sam. Vogel's Allgemeine medicinisch-diagnostische Untersuchungen, Stendal 1831, II, 260.) Die Rabbinen nehmen an, dass schon von Adam's Zeiten her das Niesen gefährlich gewesen und seit dem Erzvater Jakob „Gott helf“ gesagt worden sei. „Von dem Tage an“, sagt Rabbi Charkum, „da Gott Himmel und Erde geschaffen hatte, war kein Mensch seines Lebens sicher, wenn ihm Niesen ankam, bis endlich Jakob Gott bat, dieses Uebel zu lindern. Gott erhörte das Gebet, nahm die Krankheit weg, aber der Mensch war verbunden, beim Niesen ›Zur Gesundheit‹ zu sagen, damit sich der Tod in Leben wandele.“ Tiberius vergass niemals, Niesenden Glück zu wünschen, erwartete aber auch, wenn er nieste, ein Gleiches; ja er erliess eine Verordnung, dass jedermann ihm, wenn er ausfahre und niese, die übliche Glückwunschformel zurufe, damit er gegen alles Ungemach, das ihm auf dem Wege begegnen könne, geschützt sein möchte. Wenn der König von Monomotapa niest, rufen alle, die zugegen sind, ihm den Glückwunsch so laut zu, dass es die im Vorzimmer hören müssen. Diese stimmen ein und ebenso alle in den anstossenden Zimmern. Die Diener in den Vorhallen geben den Zuruf weiter auf die Strassen und so verbreitet er sich allmählich durch die ganze Stadt. (Ruppius' Sonntagsblatt, Berlin 1864, Nr. 20.) Wenn im Lande Siam jemand niest, so sagen die Umstehenden: Möge der oberste Richter in seinem Buche nur Gutes von dir lesen! Die Siamesen glauben nämlich, dass der oberste Richter des Himmels beständig im Lebensbuche der Menschen blättere und dass derjenige, dessen Leben das aufgeschlagene Blatt enthält, niesen müsse. – Ist durch diese Bemerkungen angedeutet, wie alt der Gebrauch und wie weit er auf der Erde verbreitet ist; so möchte ich schliesslich noch die Aufmerksamkeit auf andere Bedeutungen des Niesens im Volksglauben lenken. In Oberösterreich z. B. meint man, jedes neugeborene Kind müsse niesen, und wenn die Aeltern nicht sogleich „Helfgott“ sagen, so komme der Teufel und tausche ihnen das Kind für einen Wechselbalg aus. (Vgl. Aus der volksmässigen Ueberlieferung der Heimat. Von Amand Baumgarten, II, Linz 1864.) *41 Zur Gesundheit, sollst leben hundert Jahre nach der Ewigkeit. Trinkspruch aus Oberösterreich. Gesundheitstrank. Gesundheittränck bekommen den Apoteckern vnd Artzten am besten. – Lehmann, 758, 39. Die Sitte, auf das Wohl anderer zu trinken, ist so alt, dass schon Homer derselben erwähnt und spätere griechische Schriftsteller berichten uns genau die Ceremonien, unter welchen der mit dem Namen der Philotesie bezeichnete Gebrauch bei einem Gastmahle vor sich ging. Hatte nämlich der Herr des Hauses die Trinkschale mit Wein gefüllt, so vergoss er zuerst einige Tropfen zu Ehren der Gottheiten, die er anrief, setzte dann die Schale an die Lippen und trank auf die Gesundheit seines Freundes oder Gastes, der neben ihm sass, indem er ihm alles mögliche Glück wünschte, worauf dieser die Schale nahm, trank und sie seinerseits seinem Nachbar gab. In ähnlicher Weise trank man einem Freunde oder Gaste zu, sobald er ankam oder Abschied nahm, indem man ihn zu seiner glücklichen Ankunft beglückwünschte oder Glück auf den Weg wünschte. Die Römer tranken einander mit den Worten zu: Ich wünsche, dass ihr und wir, du und ich, uns Wohlbefinden mögen! und nahmen die Gewohnheit der Griechen an, bei jedem Mahle drei Becher zu Ehren der Götter und beim Aufstehen vom Tisch einen vierten zu Ehren des guten Geistes zu leeren, den sie den Becher der Gesundheit nannten. Ging einer vom Tische weg, ohne dass man auf seine Gesundheit getrunken hatte, und ohne von einem Freunde zum Trinken genöthigt worden zu sein, so betrachtete er dies als eine Beschimpfung und als eine Entwürdigung der Freundschaft. Gleichwol war es nicht erlaubt, auf das Wohl aller Personen zu trinken, welche bei Tische sassen, und bei Frauen z. B. waren nur ihre Verwandten, Freunde und der Wirth dazu berechtigt. Bei den Celten und Germanen pflegte, wenn am Tisch der Krug die Runde machte, jeder, welcher trank, seinen Nachbar zu grüssen und ihm dann den Krug zu überreichen, und niemand, dem die Worte zugerufen wurden: „Ich trink dir zu!“ durfte ungeahndet es wagen, nicht Bescheid zu thun. Um Streitigkeiten zu vermeiden, verbot daher Karl der Grosse ausdrücklich seinen Kriegern, solange sie bei der Armee wären, sich gegenseitig zuzutrinken; und die Kirche suchte Jahrhunderte hindurch vergeblich die Gewohnheit zu unterdrücken, zum Gedächtniss der Heiligen zu trinken, da ihrer gar zu viele waren. Denn wie die Griechen und Römer zu Ehren der Götter und Halbgötter, pflegten die zum Christenthum bekehrten Heiden zur Ehre Gottes, des Heilandes, der Heiligen Jungfrau, der Dreifaltigkeit und der Heiligen Becher zu leeren, und trotz aller Verbote gelang es den Bischöfen nur, die Zahl der Heiligen zu beschränken, deren Gedächtniss oder „Minne“ (mini) man trank. So erhielt sich in den Niederlanden noch lange Zeit die Sanct-Gaerte-Minne oder Gertruds-Minne, im Norden die Kanutsund Eriks-Minne, anderwärts die Ulriks-Minne, der Martins-, Stephans-, Michaelis- und Nikolaus-Trunk, und bis auf unsere Tage blieb die „Johannis- Liebe“, welcher die Legende des heiligen Evangelisten als Anhaltpunkt diente, um sich in einen kirchlichen Brauch zu verwandeln. In England ward der angelsächsische Trinkspruch: „Wass hail!“ Veranlassung, die Bowle, welche früher bei den Schmausereien der Weihnachtszeit nie fehlen durfte, um aus ihr auf die Gesundheit jedes Anwesenden zu trinken, Wassail-Bowl oder Wassell-Bowl zu nennen; und noch jetzt ist es bei Festmahlen von Corporationen Sitte, nach dem Essen auf das Wohl der Brüder aus dem sogenannten loving up, einem grossen silbernen Becher mit Henkeln zu trinken, der links herum von einem zum andern geht. Die alten Toaste „Wass hail!“ und „Drinc hail“ sind durch die jetzt üblichen „Come, here's to you“ und „I'll pledge you!“ ersetzt worden, aber die geröstete Brotschnitte (toast), welche ehemals in England von demjenigen, der eine Gesundheit ausbringen wollte, in den vollen Becher geworfen und, sobald der Becher leer war, gegessen wurde, lässt noch heutigen Tags jeden Trinkspruch als Toast bezeichnen. Auch die Gewohnheit, beim Gesundheitausbringen dasselbe Trinkgeschirr herumzugeben, hat schon längst überall aufgehört; aber der deutsche Brauch, dafür mit den Gläsern anzustossen, ist so allgemein geworden, dass er in Frankreich trinquer (vom deutschen trinken) heisst. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 1131, S. 143.) Böhm.: Kdo sklenice dopívá, vĕku nedožívá. (Čelakovský, 140.) Lat.: Non est in pota vera salute salus. (Altdorf, 195; Binder II, 2163.) Getauscht. Getauscht ist getauscht. – Pistor., X, 57. Gethan. 1 Gethan ist gethan. 2 So gethan, so gegangen, ist ein Sprichwort in allen Landen. – Henisch, 1421, 61. Gethier. Ungleich Gethier bringt nichts herfür, sagte der Benedictiner, als er zu einer Bernhardiner Nonne ging. – Klosterspiegel, 45, 24. Getränk. 1 Das beste Getränk ist Wasser, von der Sonne durch Rebholz destillirt. – Eiselein, 234. Lat.: Optimum quidem aqua. (Eiselein, 234.) 2 Mit starken Getränken ruinirt man das Denken. Dän.: Sterk drik er hukommelsens død. (Prov. dan., 310.) 3 Starck getränk macht wilde Leut. – Petri, II, 540. *4 Das Getränk Israels (jüdisch: Maschke Jisroel). Tendlau, 972. Der Jude, welcher sich streng an die rabbinischen Vorschriften hielt, konnte in christlichen Gasthäusern nichts anderes geniessen als Kaffee. Getrauen. * Er getraut sich nicht weiter (zu gehen), als er den Schornstein rauchen sieht. (Köthen.) Getrauwohl. Getrawwol ritt das Pferdt hinwegk. – Henisch, 1587, 41. Getreide. 1 Das Getreide kommt in die Mühle, ob man eine Furche fährt oder viele. Ob man den Boden schlecht bestellt oder gut; aber man erntet dessen nicht gleich viel und nicht von gleicher Güte. Frz.: Bien aré ou mal aré, en la gresse vient le blé. (Leroux, I, 39.) 2 Getreide säubert man mit dem Winde, die Laster mit dem Henker. – Winckler, XV, 60. 3 Hast du mir das Getreide ersäuft, sagte der Bauer, so hast du mir doch nicht die Thaler ersäuft. – Luther's Tischreden, 235a. „So sprachen die Bauern, wenn die Elbe austrat.“ 4 Jedes Getreide hat sein Stroh. It.: Ogni grano hà la sua paglia. (Pazzaglia, 246, 1.) 5 Man misst gern fremdes Getreide mit seinem eigenen Scheffel. 6 Ungebunden Getreid, genässten Zeug und blutiges Kleid soll niemand kaufen. – Graf, 111, 276. Der Ankauf dieser Dinge war untersagt, theils um der künstlichen Vertheuerung der Lebensmittel vorzubeugen, theils weil sie sich als unrechtmässig erworbenes Gut kennzeichneten. Mhd.: Ungewundeten traid, genützten (genetzten) zeug und blutige kleid sol man nicht kaufen. (Grimm, Rechtsalt., 610.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [820]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/848>, abgerufen am 27.04.2024.