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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] die geistliche Sibbe, zwischen denen keine Ehe stattfinden durfte, wiewol sie in keinem Erbschaftsverhältniss standen.

3 Gevatterschaft is e Ehr', macht aber den Beutel leer. - Tendlau, 723.

Holl.: Het gevaderschap is een sleutel tot de deur. (Harrebomee, I, 234.)


Gewahr werden.

* Dat ward'st eh'r 'wahr as hütt Mor'n den Tagg.

Das wurdest du eher gewahr, als heute morgen den Tag. Wird bei plötzlicher Ueberraschung angewandt. Auf Helgoland: Deat wurst iahr woahr, iahr ehe Mor'n de Tai.


Gewähre.

1 Der Gewähre muss antworten. - Graf, 110, 268.

Derjenige, welcher einem andern ein Gut, es sei durch Geschenk, Kauf u. s. w. ausantwortet, ist für den neuen Besitzer der Vertreter in Betreff des rechtlichen Erwerbs. Wenn ein Streit über den Gegenstand entstände, würde er durch seine Aussage die eine Hand siegreich, die andere verlustig machen. Darauf bezieht sich das folgende Sprichwort (2).

Mhd.: Di gewere mot antwerden. (Homeyer, II, 38, 5.)

2 Der Gewähre zieht das grosse Gericht zum kleinen, und das kleine zum grossen. - Göschen, Goslar. Statuten (Berlin 1840), 1, 24; Graf, 114.


Gewahren.

1 Besser gewahrt als geklagt. - Graf, 390, 563; Braun, I, 198.

2 Früh gewahrt ist halb bewahrt.

Wer zur rechten Zeit vorbeugen kann, macht das Uebel weniger schädlich.


Gewähren.

1 Eins gewährt, eins verwehrt. - Eiselein, 234.

2 Gern gewähren, ungern bitten, das kommt von edeln Sitten.

3 Lat et gewähren, wo't geit. (Hannover.) - Schambach, 133.

Lass es gewähren wie es geht.

4 Was mir einer gewähren muss, das darf (kann) er mir nicht entwähren. - Eisenhart, 369; Graf, 558, 42; Simrock, 3565; Eiselein, 234.

Gewähr ist die Ver- oder Zusicherung, die jemand für den ruhigen Besitz einer Sache gegeben wird. Schon in den ältesten Zeiten war der Verkäufer dem Käufer zur Gewährleistung verbunden; es konnte also nicht gleichzeitig dem Verkäufer das Recht zustehen, seinen Käufer zu entwähren, d. h. den Besitz der erkauften Sache anzufechten, und dies ist's, was das obige Sprichwort sagen will.


Gewalt.

1 Alle Gewalt ist Unrecht. - Günther, III, 723; Graf, 4, 57.

2 Bei Gewalt soll Gnade sein. - Graf, 397, 605.

Mhd.: Bi gewalt sol gnade sin. (Wackernagel, 39, 10.) - Ez ist dicke daz gesprochen: swer gewaltic waere, der solte ouch gernaedig sin. (Winterstetten.)

3 Bei Gewalt wird Verstand nicht alt.

It.: Il senno poco vale, ove giuoca la forza. (Gaal, 706.)

4 Besser der Gewalt mit dem Recht widerstehen, als mit dem Eisen. - Simrock, 3575; Körte, 2113; Graf, 389, 555; Venedey, 135.

Die erste Bedingung eines geordneten Rechtszustandes ist, dass jeder Recht an der betreffenden Stelle suche und es nicht selbst nehme.

5 Bey der gewalt hat der glaub kein gstalt. - Henisch, 1592, 27; Petri, II, 42.

6 Bey grosser Gewalt ist grosse Narrheit. - Petri, II, 43; Simrock, 3584; Körte, 2111.

Mhd.: Groz gewalt und irdisch guot verkerent weiser liute muot. (Renner.) (Zingerle, 53.)

Frz.: Ou force domine, raison n'a pas lieu.

7 Die gewaldt haben, die handeln mit Gewalt, die schwachen handeln mit Recht. - Lehmann, 307, 39.

8 Eine Hand voll Gewalt ist besser als ein Sack voll Recht. - Simrock, 3571; Graf, 529, 331.

Böhm.: Lepe s hrst' moci, nez pravdy (spravedlnosti) s pytel. - Vic muze hrst' moci, nezli plny pytel prava. (Celakovsky, 349.)

9 Es ist besser bey gerechter sach gewalt leiden, denn mit schaden weichen. - Lehmann, 876, 14.

10 Es ist kein grösser gewalt, denn der Wort gewalt. - Petri, II, 267.

11 Gegen gewaldt ligt witz zu Füssen. - Lehmann, 307, 44.

Engl.: There is no fence against a flail.

Frz.: Il ne faut pas aller contre le courant.

[Spaltenumbruch] 12 Geschicht dir gewalt, ein weil dich dück, leid vnnd gedult, wart besser glück. - Lehmann, 805, 3.

13 Geschwind gewalt vergehet bald. - Henisch, 1592, 15; Mathesy, 58a; Petri, II, 336.

14 Gewaldt ist treglicher zu dulden, alss vnrecht. - Lehmann, 309, 39.

Wenn sie nämlich nicht selbst Unrecht ist.

15 Gewalt auff Erden so hoch nie kam, der nicht ein end mit trawren nahm. - Lehmann, 308, 47.

16 Gewalt behelt allezeit recht, das ist jetz der Welt lauff. - Henisch, 1592, 35; Petri, II, 337.

17 Gewalt bricht Eisen. - Gaal, 706; Körte, 2112.

Mhd.: Gewalt brichet mauren. (Livl. Chron.) (Zingerle, 54.)

Frz.: Contre fort et contre faux ne valent lettres ne sceaux. - Contre la force il n'y a plus de resistance.

18 Gewalt bringt viel rewen. - Henisch, 1592, 37; Petri, II, 337.

19 Gewalt den pracht behelt. - Henisch, 1592, 42.

20 Gewalt, die man nicht hat, kann man nicht verleihen. - Graf, 558, 49.

Will in Bezug aufs Lehnrecht sagen, dass manche Lehen, nämlich an Hoheitsrechten, nur vom Staatsoberhaupte verliehen werden können, weil ausser ihm niemand jene Gewalt besitzt.

Mhd.: Des Gewalts Er nicht hat, dauon mag Er Im nicht gelechen. (Wackernagel, 96.)

21 Gewalt dringet fort. - Henisch, 1592, 38; Petri, II, 337.

22 Gewalt, ehr vnd gunst dempffen (schwächen) recht, ehr vnd kunst. - Henisch, 815, 70.

23 Gewalt erobert das Land nicht. (Surinam.)

Strenge richtet oft sehr wenig aus.

24 Gewalt erobert Kronen.

25 Gewalt errichtet bald einen Vertrag. - Eiselein, 235.

26 Gewalt fellt mit jhrer macht vnd that. - Henisch, 1592, 45.

27 Gewalt führt die Kuh nicht in den Stall.

Mit einem guten Wort richtet man mehr aus.

28 Gewalt gehet für recht, das klaget mancher frommer (armer) Knecht. - Lehmann, 305, 22; Gruter, III, 44; Lehmann, II, 228, 108; 237, 52; Eyering, I, 489; Froschm., Yiiib; Petri, II, 337; Latendorf II, 16; Pistor., V, 100; Simrock, 3567; Ramann, I. Pred., IV, 8; Kirchhofer, 225; Eiselein, 235; Graf, 390, 566; Hillebrand, 4, 1; Mayer, I, 85; Körte, 2104.

Mhd.: Gewalt den witzen angesiget. (Spervogel.) - Gewalt den witzen angesiget, da man rehtes nit erpfliget. (Freidank.) (Zingerle, 53.)

Engl.: Might overcomes right. (Gaal, 704.)

Frz.: Force l'emporte sur raison. - Force passe droit.

It.: La forza caca adossa alla ragione. (Pazzaglia, 139, 8.) - La forza non conosce legge. (Pazzaglia, 191, 4.)

Lat.: Jus est in armis. (Seneca.) (Binder I, 832; II, 1602; Gaal, 704.) - Jus obruitur vi. (Binder II, 1602; Palingen, 10, 825.) - Stat pro lege libido. (Mant. Parth.) (Binder II, 3202.) - Tunc jus calcatur, violentia cum dominatur. - Victa pugnaci jura sub ense latent. (Binder I, 1844; II, 3530.)

29 Gewalt geht für recht. - Agricola II, 118; Franck, II, 39a; Eyering, I, 214; Braun, I, 780; Eiselein, 235.

Was das Völkerrecht betrifft, so entscheidet zur Zeit hier in letzter Instanz immer die Gewalt, da es über selbständige Staaten keine Macht mit Zwangsrechten gibt.

30 Gewalt, gelt, Bitt vnd gunst schwecht Ehr, Recht vnd Kunst. - Henisch, 1471, 68; Gruter, I, 43; Petri, II, 337; Latendorf II, 16; Körte, 2109; Graf, 4, 64; Sailer, 72.

31 Gewalt geschicht manchem armen Knecht, wenn man zu sehr scherffet das Recht. - Henisch, 1592, 39; Petri, II, 337.

32 Gewalt, Gewalt, Herr Amtmann, de Zock1 liggt öm Backawe. (Ostpreuss.) - Frischbier2, 1259.

1) Eine Hündin.

33 Gewalt gibt kein Recht, - Graf, 56.

Viele der Frondienste sind lediglich dadurch entstanden, dass man sie ursprünglich erbat, durch Wiederholung derselben in einen Brauch und dadurch in eine Verpflichtung verwandelte; oder dass man sie erst durch Gewalt erzwang und dann ebenso verfuhr. So mussten in einem Dorfe die Frauen abwechselnd der Frau des Gerichtsherrn und ihren Töchtern den Rücken kratzen und alle Morgen die Flöhe aus den Betten suchen. (Vgl. Kindler, 209, und Klingner, I, 138.)

[Spaltenumbruch] die geistliche Sibbe, zwischen denen keine Ehe stattfinden durfte, wiewol sie in keinem Erbschaftsverhältniss standen.

3 Gevatterschaft is e Ehr', macht aber den Beutel leer.Tendlau, 723.

Holl.: Het gevaderschap is een sleutel tot de deur. (Harrebomée, I, 234.)


Gewahr werden.

* Dat ward'st eh'r 'wahr as hütt Mor'n den Tagg.

Das wurdest du eher gewahr, als heute morgen den Tag. Wird bei plötzlicher Ueberraschung angewandt. Auf Helgoland: Deat wurst iahr woahr, iahr ehe Mor'n de Tai.


Gewähre.

1 Der Gewähre muss antworten.Graf, 110, 268.

Derjenige, welcher einem andern ein Gut, es sei durch Geschenk, Kauf u. s. w. ausantwortet, ist für den neuen Besitzer der Vertreter in Betreff des rechtlichen Erwerbs. Wenn ein Streit über den Gegenstand entstände, würde er durch seine Aussage die eine Hand siegreich, die andere verlustig machen. Darauf bezieht sich das folgende Sprichwort (2).

Mhd.: Di gewere mot antwerden. (Homeyer, II, 38, 5.)

2 Der Gewähre zieht das grosse Gericht zum kleinen, und das kleine zum grossen.Göschen, Goslar. Statuten (Berlin 1840), 1, 24; Graf, 114.


Gewahren.

1 Besser gewahrt als geklagt.Graf, 390, 563; Braun, I, 198.

2 Früh gewahrt ist halb bewahrt.

Wer zur rechten Zeit vorbeugen kann, macht das Uebel weniger schädlich.


Gewähren.

1 Eins gewährt, eins verwehrt.Eiselein, 234.

2 Gern gewähren, ungern bitten, das kommt von edeln Sitten.

3 Lat et gewähren, wo't geit. (Hannover.) – Schambach, 133.

Lass es gewähren wie es geht.

4 Was mir einer gewähren muss, das darf (kann) er mir nicht entwähren.Eisenhart, 369; Graf, 558, 42; Simrock, 3565; Eiselein, 234.

Gewähr ist die Ver- oder Zusicherung, die jemand für den ruhigen Besitz einer Sache gegeben wird. Schon in den ältesten Zeiten war der Verkäufer dem Käufer zur Gewährleistung verbunden; es konnte also nicht gleichzeitig dem Verkäufer das Recht zustehen, seinen Käufer zu entwähren, d. h. den Besitz der erkauften Sache anzufechten, und dies ist's, was das obige Sprichwort sagen will.


Gewalt.

1 Alle Gewalt ist Unrecht.Günther, III, 723; Graf, 4, 57.

2 Bei Gewalt soll Gnade sein.Graf, 397, 605.

Mhd.: Bi gewalt sol gnade sin. (Wackernagel, 39, 10.) – Ez ist dicke daz gesprochen: swer gewaltic waere, der solte ouch gernaedig sin. (Winterstetten.)

3 Bei Gewalt wird Verstand nicht alt.

It.: Il senno poco vale, ove giuoca la forza. (Gaal, 706.)

4 Besser der Gewalt mit dem Recht widerstehen, als mit dem Eisen.Simrock, 3575; Körte, 2113; Graf, 389, 555; Venedey, 135.

Die erste Bedingung eines geordneten Rechtszustandes ist, dass jeder Recht an der betreffenden Stelle suche und es nicht selbst nehme.

5 Bey der gewalt hat der glaub kein gstalt.Henisch, 1592, 27; Petri, II, 42.

6 Bey grosser Gewalt ist grosse Narrheit.Petri, II, 43; Simrock, 3584; Körte, 2111.

Mhd.: Grôz gewalt und irdisch guot verkerent wîser liute muot. (Renner.) (Zingerle, 53.)

Frz.: Où force domine, raison n'a pas lieu.

7 Die gewaldt haben, die handeln mit Gewalt, die schwachen handeln mit Recht.Lehmann, 307, 39.

8 Eine Hand voll Gewalt ist besser als ein Sack voll Recht.Simrock, 3571; Graf, 529, 331.

Böhm.: Lépe s hrst' moci, než pravdy (spravedlnosti) s pytel. – Víc může hrst' moci, nežli plný pytel práva. (Čelakovský, 349.)

9 Es ist besser bey gerechter sach gewalt leiden, denn mit schaden weichen.Lehmann, 876, 14.

10 Es ist kein grösser gewalt, denn der Wort gewalt.Petri, II, 267.

11 Gegen gewaldt ligt witz zu Füssen.Lehmann, 307, 44.

Engl.: There is no fence against a flail.

Frz.: Il ne faut pas aller contre le courant.

[Spaltenumbruch] 12 Geschicht dir gewalt, ein weil dich dück, leid vnnd gedult, wart besser glück.Lehmann, 805, 3.

13 Geschwind gewalt vergehet bald.Henisch, 1592, 15; Mathesy, 58a; Petri, II, 336.

14 Gewaldt ist treglicher zu dulden, alss vnrecht.Lehmann, 309, 39.

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15 Gewalt auff Erden so hoch nie kam, der nicht ein end mit trawren nahm.Lehmann, 308, 47.

16 Gewalt behelt allezeit recht, das ist jetz der Welt lauff.Henisch, 1592, 35; Petri, II, 337.

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Mhd.: Gewalt brichet mûren. (Livl. Chron.) (Zingerle, 54.)

Frz.: Contre fort et contre faux ne valent lettres ne sceaux. – Contre la force il n'y a plus de résistance.

18 Gewalt bringt viel rewen.Henisch, 1592, 37; Petri, II, 337.

19 Gewalt den pracht behelt.Henisch, 1592, 42.

20 Gewalt, die man nicht hat, kann man nicht verleihen.Graf, 558, 49.

Will in Bezug aufs Lehnrecht sagen, dass manche Lehen, nämlich an Hoheitsrechten, nur vom Staatsoberhaupte verliehen werden können, weil ausser ihm niemand jene Gewalt besitzt.

Mhd.: Des Gewalts Er nicht hat, dauon mag Er Im nicht gelechen. (Wackernagel, 96.)

21 Gewalt dringet fort.Henisch, 1592, 38; Petri, II, 337.

22 Gewalt, ehr vnd gunst dempffen (schwächen) recht, ehr vnd kunst.Henisch, 815, 70.

23 Gewalt erobert das Land nicht. (Surinam.)

Strenge richtet oft sehr wenig aus.

24 Gewalt erobert Kronen.

25 Gewalt errichtet bald einen Vertrag.Eiselein, 235.

26 Gewalt fellt mit jhrer macht vnd that.Henisch, 1592, 45.

27 Gewalt führt die Kuh nicht in den Stall.

Mit einem guten Wort richtet man mehr aus.

28 Gewalt gehet für recht, das klaget mancher frommer (armer) Knecht.Lehmann, 305, 22; Gruter, III, 44; Lehmann, II, 228, 108; 237, 52; Eyering, I, 489; Froschm., Yiíib; Petri, II, 337; Latendorf II, 16; Pistor., V, 100; Simrock, 3567; Ramann, I. Pred., IV, 8; Kirchhofer, 225; Eiselein, 235; Graf, 390, 566; Hillebrand, 4, 1; Mayer, I, 85; Körte, 2104.

Mhd.: Gewalt den witzen angesiget. (Spervogel.) – Gewalt den witzen angesiget, dâ man rehtes nit erpfliget. (Freidank.) (Zingerle, 53.)

Engl.: Might overcomes right. (Gaal, 704.)

Frz.: Force l'emporte sur raison. – Force passe droit.

It.: La forza caca adossa alla ragione. (Pazzaglia, 139, 8.) – La forza non conosce legge. (Pazzaglia, 191, 4.)

Lat.: Jus est in armis. (Seneca.) (Binder I, 832; II, 1602; Gaal, 704.) – Jus obruitur vi. (Binder II, 1602; Palingen, 10, 825.) – Stat pro lege libido. (Mant. Parth.) (Binder II, 3202.) – Tunc jus calcatur, violentia cum dominatur. – Victa pugnaci jura sub ense latent. (Binder I, 1844; II, 3530.)

29 Gewalt geht für recht.Agricola II, 118; Franck, II, 39a; Eyering, I, 214; Braun, I, 780; Eiselein, 235.

Was das Völkerrecht betrifft, so entscheidet zur Zeit hier in letzter Instanz immer die Gewalt, da es über selbständige Staaten keine Macht mit Zwangsrechten gibt.

30 Gewalt, gelt, Bitt vnd gunst schwecht Ehr, Recht vnd Kunst.Henisch, 1471, 68; Gruter, I, 43; Petri, II, 337; Latendorf II, 16; Körte, 2109; Graf, 4, 64; Sailer, 72.

31 Gewalt geschicht manchem armen Knecht, wenn man zu sehr scherffet das Recht.Henisch, 1592, 39; Petri, II, 337.

32 Gewalt, Gewalt, Herr Amtmann, de Zock1 liggt öm Backawe. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 1259.

1) Eine Hündin.

33 Gewalt gibt kein Recht,Graf, 56.

Viele der Frondienste sind lediglich dadurch entstanden, dass man sie ursprünglich erbat, durch Wiederholung derselben in einen Brauch und dadurch in eine Verpflichtung verwandelte; oder dass man sie erst durch Gewalt erzwang und dann ebenso verfuhr. So mussten in einem Dorfe die Frauen abwechselnd der Frau des Gerichtsherrn und ihren Töchtern den Rücken kratzen und alle Morgen die Flöhe aus den Betten suchen. (Vgl. Kindler, 209, und Klingner, I, 138.)

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[[822]/0850] die geistliche Sibbe, zwischen denen keine Ehe stattfinden durfte, wiewol sie in keinem Erbschaftsverhältniss standen. 3 Gevatterschaft is e Ehr', macht aber den Beutel leer. – Tendlau, 723. Holl.: Het gevaderschap is een sleutel tot de deur. (Harrebomée, I, 234.) Gewahr werden. * Dat ward'st eh'r 'wahr as hütt Mor'n den Tagg. Das wurdest du eher gewahr, als heute morgen den Tag. Wird bei plötzlicher Ueberraschung angewandt. Auf Helgoland: Deat wurst iahr woahr, iahr ehe Mor'n de Tai. Gewähre. 1 Der Gewähre muss antworten. – Graf, 110, 268. Derjenige, welcher einem andern ein Gut, es sei durch Geschenk, Kauf u. s. w. ausantwortet, ist für den neuen Besitzer der Vertreter in Betreff des rechtlichen Erwerbs. Wenn ein Streit über den Gegenstand entstände, würde er durch seine Aussage die eine Hand siegreich, die andere verlustig machen. Darauf bezieht sich das folgende Sprichwort (2). Mhd.: Di gewere mot antwerden. (Homeyer, II, 38, 5.) 2 Der Gewähre zieht das grosse Gericht zum kleinen, und das kleine zum grossen. – Göschen, Goslar. Statuten (Berlin 1840), 1, 24; Graf, 114. Gewahren. 1 Besser gewahrt als geklagt. – Graf, 390, 563; Braun, I, 198. 2 Früh gewahrt ist halb bewahrt. Wer zur rechten Zeit vorbeugen kann, macht das Uebel weniger schädlich. Gewähren. 1 Eins gewährt, eins verwehrt. – Eiselein, 234. 2 Gern gewähren, ungern bitten, das kommt von edeln Sitten. 3 Lat et gewähren, wo't geit. (Hannover.) – Schambach, 133. Lass es gewähren wie es geht. 4 Was mir einer gewähren muss, das darf (kann) er mir nicht entwähren. – Eisenhart, 369; Graf, 558, 42; Simrock, 3565; Eiselein, 234. Gewähr ist die Ver- oder Zusicherung, die jemand für den ruhigen Besitz einer Sache gegeben wird. Schon in den ältesten Zeiten war der Verkäufer dem Käufer zur Gewährleistung verbunden; es konnte also nicht gleichzeitig dem Verkäufer das Recht zustehen, seinen Käufer zu entwähren, d. h. den Besitz der erkauften Sache anzufechten, und dies ist's, was das obige Sprichwort sagen will. Gewalt. 1 Alle Gewalt ist Unrecht. – Günther, III, 723; Graf, 4, 57. 2 Bei Gewalt soll Gnade sein. – Graf, 397, 605. Mhd.: Bi gewalt sol gnade sin. (Wackernagel, 39, 10.) – Ez ist dicke daz gesprochen: swer gewaltic waere, der solte ouch gernaedig sin. (Winterstetten.) 3 Bei Gewalt wird Verstand nicht alt. It.: Il senno poco vale, ove giuoca la forza. (Gaal, 706.) 4 Besser der Gewalt mit dem Recht widerstehen, als mit dem Eisen. – Simrock, 3575; Körte, 2113; Graf, 389, 555; Venedey, 135. Die erste Bedingung eines geordneten Rechtszustandes ist, dass jeder Recht an der betreffenden Stelle suche und es nicht selbst nehme. 5 Bey der gewalt hat der glaub kein gstalt. – Henisch, 1592, 27; Petri, II, 42. 6 Bey grosser Gewalt ist grosse Narrheit. – Petri, II, 43; Simrock, 3584; Körte, 2111. Mhd.: Grôz gewalt und irdisch guot verkerent wîser liute muot. (Renner.) (Zingerle, 53.) Frz.: Où force domine, raison n'a pas lieu. 7 Die gewaldt haben, die handeln mit Gewalt, die schwachen handeln mit Recht. – Lehmann, 307, 39. 8 Eine Hand voll Gewalt ist besser als ein Sack voll Recht. – Simrock, 3571; Graf, 529, 331. Böhm.: Lépe s hrst' moci, než pravdy (spravedlnosti) s pytel. – Víc může hrst' moci, nežli plný pytel práva. (Čelakovský, 349.) 9 Es ist besser bey gerechter sach gewalt leiden, denn mit schaden weichen. – Lehmann, 876, 14. 10 Es ist kein grösser gewalt, denn der Wort gewalt. – Petri, II, 267. 11 Gegen gewaldt ligt witz zu Füssen. – Lehmann, 307, 44. Engl.: There is no fence against a flail. Frz.: Il ne faut pas aller contre le courant. 12 Geschicht dir gewalt, ein weil dich dück, leid vnnd gedult, wart besser glück. – Lehmann, 805, 3. 13 Geschwind gewalt vergehet bald. – Henisch, 1592, 15; Mathesy, 58a; Petri, II, 336. 14 Gewaldt ist treglicher zu dulden, alss vnrecht. – Lehmann, 309, 39. Wenn sie nämlich nicht selbst Unrecht ist. 15 Gewalt auff Erden so hoch nie kam, der nicht ein end mit trawren nahm. – Lehmann, 308, 47. 16 Gewalt behelt allezeit recht, das ist jetz der Welt lauff. – Henisch, 1592, 35; Petri, II, 337. 17 Gewalt bricht Eisen. – Gaal, 706; Körte, 2112. Mhd.: Gewalt brichet mûren. (Livl. Chron.) (Zingerle, 54.) Frz.: Contre fort et contre faux ne valent lettres ne sceaux. – Contre la force il n'y a plus de résistance. 18 Gewalt bringt viel rewen. – Henisch, 1592, 37; Petri, II, 337. 19 Gewalt den pracht behelt. – Henisch, 1592, 42. 20 Gewalt, die man nicht hat, kann man nicht verleihen. – Graf, 558, 49. Will in Bezug aufs Lehnrecht sagen, dass manche Lehen, nämlich an Hoheitsrechten, nur vom Staatsoberhaupte verliehen werden können, weil ausser ihm niemand jene Gewalt besitzt. Mhd.: Des Gewalts Er nicht hat, dauon mag Er Im nicht gelechen. (Wackernagel, 96.) 21 Gewalt dringet fort. – Henisch, 1592, 38; Petri, II, 337. 22 Gewalt, ehr vnd gunst dempffen (schwächen) recht, ehr vnd kunst. – Henisch, 815, 70. 23 Gewalt erobert das Land nicht. (Surinam.) Strenge richtet oft sehr wenig aus. 24 Gewalt erobert Kronen. 25 Gewalt errichtet bald einen Vertrag. – Eiselein, 235. 26 Gewalt fellt mit jhrer macht vnd that. – Henisch, 1592, 45. 27 Gewalt führt die Kuh nicht in den Stall. Mit einem guten Wort richtet man mehr aus. 28 Gewalt gehet für recht, das klaget mancher frommer (armer) Knecht. – Lehmann, 305, 22; Gruter, III, 44; Lehmann, II, 228, 108; 237, 52; Eyering, I, 489; Froschm., Yiíib; Petri, II, 337; Latendorf II, 16; Pistor., V, 100; Simrock, 3567; Ramann, I. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [822]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/850>, abgerufen am 28.04.2024.