Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 3 Wer ein Gewebe angefangen, muss es auch zu Ende weben.

*4 Ein böses Gewebe anzetteln.

Lat.: Ordiri telam insuavem. (Bovill, I, 147.)


Gewehr.

1 Ein geladenes Gewehr ist kein Spielzeug für Kinder. - Sprichwörtergarten, 133.

2 Gewehren und Frauen ist nicht zu trauen. (S. Frau 368, 389 u. 399.)

Die Czechen sagen: Der Frau und dem Bolzen traue nicht. Die Isländer: Traue keiner aus Eva's Geschlecht. (Reinsberg I, 24.)

3 Waid van G'wiar is guid fia 'n Schus. (Steiermark.) - Firmenich, II, 768, 116.

Weit vom Gewehr ist gut für den Schuss.

4 Wer einmal das Gewehr getragen hat, nimmt gern wieder Dienst.

Wer verheirathet gewesen ist, pflegt nicht gern ehelos zu bleiben.

Holl.: Die eens het geweer gedragen heeft, wil wel weder dienen. (Harrebomee, I, 235.)

*5 Das Gewehr strecken. - Eiselein, 235; Braun, II, 502.

Frz.: Mettre les armes bas. (Kritzinger, 36b.)

Lat.: Hastam abjicere. (Binder II, 1283; Eiselein, 235.)

*6 Einem das Gewehr visitiren.

*7 Es ist ein Gewehr aus der Rüstkammer in Plibischken. - Frischbier2, 1262; Hennig, 215; Pisansky, 11.

So nennt man in Preussen ein altes, verrostetes, schlechtes Gewehr oder einen alten, abgenutzten Degen. Plibischken ist ein Kirchdorf im wehlauischen Sprengel. Der Umstand, dass man in der dasigen Gegend mehrmals verschiedene alte Gewehre, besonders verrostete Degen beim Ackern oder Graben gefunden hat, weil wahrscheinlich in alten Zeiten eine Schlacht dort geliefert ward, hat, nach Pisansky, Veranlassung gegeben, den angeführten Ort scherzweise die Rüstkammer der alten verrosteten Gewehre zu nennen.


Geweih.

1 Am Geweih erkennt man den Spiesser.

2 Das Geweih ist dem Hirsch ein Schmuck, aber kein Druck.

Böhm.: Netizi rohi jelenu, ani kridla ptaku, ani oves koni. (Celakovsky, 287.) - Rohy jelenu nejsou tezky. (Celakovsky, 222.)

Poln.: Niecieza rogi jeleniowi, ani skrzydla ptakowi, ani owies koniowi. (Celakovsky, 287.)

3 Wenn das neue Geweih durch will, muss das alte fallen.

4 Wenn vom Geweih gesprochen wird, flieht das Renthier. (Finland.)

*5 Einem ein Geweih aufstecken.

Dessen Frau zur Untreue verleiten. Nach Gräter's Iduna und Hermode (1814-15) von einem Fürsten hergeleitet, der ein grosser Freund der Jagd und kein geringerer Freund von schönen Frauen gewesen, und der die Jäger- oder Hirtenhäuser im Walde, in die er habe eintreten wollen, durch ein Geweih habe bezeichnen lassen. (S. Horn.)


Gewerbe.

1 Ein Gewerbe, das jeder treibt, gibt keine fette Suppe.

Frz.: Le metier n'en vaut plus rien, tout le monde s'en mele. (Leroux, II, 104.)

2 Es ist ain gross gewerb vnnd gewinn, Gotsälig sein vnd jm genügen lassen. - Agricola II, 491.

3 Es ist ein böses Gewerbe, das seinen Meister an den Galgen bringt.

Frz.: C'est un mechant metier celui qui fait pendre son maeitre. (Leroux, II, 104.)

4 Es ist kein Gewerbe so klein (gering), das nicht seinen Meister erhielte.

Auch im geringfügigsten Unternehmen findet man sein Brot.

Frz.: Il n'y a pas de sot metier. - Il n'y a si petit metier qui ne nourrisse son maeitre. ( Lendroy, 1595.)

5 Jeder bei seinem Gewerbe, das gibt ein gutes Erbe.

It.: Ognuno all' arte sua, e il bue all' aratro. (Bohn I, 117.)

6 Jedes Gewerbe ist gut, das gut betrieben wird.

Frz.: Il n'y a pas de sots metiers, il n'y a que de sottes gens. (Leroux, II, 104.)

7 Keiner soll sich seines Gewerbs schämen. - Henisch, 1598, 5.

8 Thörichte Gewerbe gibt's nicht, es gibt nur Thoren.

[Spaltenumbruch] 9 Wahre deines Gewerbes, so wahrt es dich. - Simrock, 3589.

10 Wer wechselt sein Gewerbe, macht Suppe in Körbe.

*11 Ein Gewerbe aus etwas machen.

Frz.: Faire mestier et marchandise. (Leroux, II, 104.)

*12 Sein Gewerbe ist unter dem Zeichen des Krebses. - Parömiakon, 425.

Es geht sehr rückwärts mit ihm.


Gewerben.

* Er g'wirbet und g'wärbet. (Solothurn.) - Schild, 97, 440.

Gewirb = Gewerbe, gewirbig = betriebsam, industriös. (Vgl. Stalder, II, 454.)


Gewerbesteuer.

* A leit a brinkel huch ei dr Gewerbstoier. (Oberlausitz.)

Er liegt ein wenig hoch in der Gewerbesteuer. Wird von jemand gesagt, der dem Branntweingenuss sehr ergeben ist.


Gewerbig.

* Er ist gewerbig, wenn man ihm mit dem Holzschlägel auf den Grind gibt. (Schweiz.) - Kirchhofer, 148.


Gewere.

1 Eigen Gewere macht Herren. - Graf, 93, 143.

Von der Wichtigkeit, welche der Grundbesitz für die bürgerliche Stellung hat.

Altfries.: Ayn wera maket Hera. (Sprenger I, 21.)

Holl.: Eigen grond maakt eenen heer. (Harrebomee, I, 260.)

2 Gewer ohne Belehnung hat keine Kraft. - Graf, 557, 31.

Mhd.: Gewer ane lenunge hat deheine craft. (von Lassberg, Schwäb. Lehnrecht, Tübingen 1840, 57.)

3 Gewere ohne Lehen ist unrecht. - Graf, 557, 30.

Der blosse Besitz eines Gutes als Lehen ohne wirkliche Belehnung kann im Ersitzungswege keinen Rechtsbestand erlangen. (S. Lehnrecht.)

Mhd.: Gewer an lehenunge ist unrecht. (Ficker, 171, 167.)

4 Keine Gewer taugt ohne guten Glauben. - Graf, 94, 175.

Bei der Uebernahme eines Besitzthums waren gewisse Förmlichkeiten zu erfüllen, ohne welche die Gewer keine rechte war. Ausser der Erfüllung derselben wurde aber auch - und das ist der Sinn des Sprichworts - erfordert, dass der Erwerber des Grundstücks die Ueberzeugung besass, die Uebertragung sei eine rechtsbeständige gewesen.

5 Man darf niemand aus seiner Gewer weisen als von Gerichts halben. - Graf, 94, 160.

Mhd.: Man sal nieman uz siner gewer wisen wan gerichtes halber. (Senckenberg, 164.)

6 Seine Gewer zu räumen ist niemand schuldig. - Graf, 94, 159.

Nämlich nicht infolge blosser Behauptungen, sondern nur, wenn durch richterliches Urtheil die Unrechtmässigkeit desselben erwiesen ist.

Mhd.: Keyn man ist phlichtig sine gewer zeu rumen. (Ortloff, XVIII, 7.)

7 Was einer nicht in rechter Gewer hat, dafür soll er antworten. - Graf, 94, 161.

Mhd.: Swaz der man in rehter gewer nit enhat, da sal er umbe antwurten. (Senckenberg, 248.)

8 Wer auf der Gewere sitzt, der hat das Recht dazu. - Graf, 93, 150.

So lange nämlich, bis jemand durch ein rechtskräftiges Urtheil das Gegentheil dargethan hat.

Mhd.: Der uffe der gewere siczt, der had recht dorczu. (Ortloff, II, 3, 64.)

9 Wer die Gewere hat, der hat das bessere Recht. - Graf, 93, 149.

Die Gesetze sind dem, der bereits im Besitz ist, günstiger als dem, der ihn erst durch Verdrängung eines andern erstreiten soll. Ein Schriftsteller hat nicht weniger als zweiundsiebzig Vortheile aufgezählt, die der, welcher im Besitz ist (die Gewere hat), vor dem voraushat, der sie erst erkämpfen soll. (S. Glücklich und Selig.)

10 Wer die Gewere hat, der soll das Gut nützen. - Graf, 93, 145.

Wer im Besitze einer Sache ist, dem steht auch die Benutzung derselben zu, und er kann jede Störung abwehren; nach dem Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763) sogar mit Gewalt; "denn", heisst es dort, "es ist besser, dass ein Mann Leib und Gut verwehrt, d. h. mit eigener Faust vertheidigt, als dass er danach klage".

11 Wer eine Gewere hat Jahr und Tag, der hat rechte Gewere. - Graf, 94, 177.

War trotz des guten Glaubens des Erwerbers ein Mangel vorhanden, der demselben unbekannt, den

[Spaltenumbruch] 3 Wer ein Gewebe angefangen, muss es auch zu Ende weben.

*4 Ein böses Gewebe anzetteln.

Lat.: Ordiri telam insuavem. (Bovill, I, 147.)


Gewehr.

1 Ein geladenes Gewehr ist kein Spielzeug für Kinder.Sprichwörtergarten, 133.

2 Gewehren und Frauen ist nicht zu trauen. (S. Frau 368, 389 u. 399.)

Die Czechen sagen: Der Frau und dem Bolzen traue nicht. Die Isländer: Traue keiner aus Eva's Geschlecht. (Reinsberg I, 24.)

3 Waid van G'wiar is guid fia 'n Schus. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 116.

Weit vom Gewehr ist gut für den Schuss.

4 Wer einmal das Gewehr getragen hat, nimmt gern wieder Dienst.

Wer verheirathet gewesen ist, pflegt nicht gern ehelos zu bleiben.

Holl.: Die eens het geweer gedragen heeft, wil wel weder dienen. (Harrebomée, I, 235.)

*5 Das Gewehr strecken.Eiselein, 235; Braun, II, 502.

Frz.: Mettre les armes bas. (Kritzinger, 36b.)

Lat.: Hastam abjicere. (Binder II, 1283; Eiselein, 235.)

*6 Einem das Gewehr visitiren.

*7 Es ist ein Gewehr aus der Rüstkammer in Plibischken.Frischbier2, 1262; Hennig, 215; Pisansky, 11.

So nennt man in Preussen ein altes, verrostetes, schlechtes Gewehr oder einen alten, abgenutzten Degen. Plibischken ist ein Kirchdorf im wehlauischen Sprengel. Der Umstand, dass man in der dasigen Gegend mehrmals verschiedene alte Gewehre, besonders verrostete Degen beim Ackern oder Graben gefunden hat, weil wahrscheinlich in alten Zeiten eine Schlacht dort geliefert ward, hat, nach Pisansky, Veranlassung gegeben, den angeführten Ort scherzweise die Rüstkammer der alten verrosteten Gewehre zu nennen.


Geweih.

1 Am Geweih erkennt man den Spiesser.

2 Das Geweih ist dem Hirsch ein Schmuck, aber kein Druck.

Böhm.: Netíží rohi jelenu, ani křídla ptáku, ani oves koni. (Čelakovský, 287.) – Rohy jelenu nejsou tĕžky. (Čelakovský, 222.)

Poln.: Nieciężą rogi jeleniowi, ani skrzydła ptakowi, ani owies koniowi. (Čelakovský, 287.)

3 Wenn das neue Geweih durch will, muss das alte fallen.

4 Wenn vom Geweih gesprochen wird, flieht das Renthier. (Finland.)

*5 Einem ein Geweih aufstecken.

Dessen Frau zur Untreue verleiten. Nach Gräter's Iduna und Hermode (1814-15) von einem Fürsten hergeleitet, der ein grosser Freund der Jagd und kein geringerer Freund von schönen Frauen gewesen, und der die Jäger- oder Hirtenhäuser im Walde, in die er habe eintreten wollen, durch ein Geweih habe bezeichnen lassen. (S. Horn.)


Gewerbe.

1 Ein Gewerbe, das jeder treibt, gibt keine fette Suppe.

Frz.: Le métier n'en vaut plus rien, tout le monde s'en mêle. (Leroux, II, 104.)

2 Es ist ain gross gewerb vnnd gewinn, Gotsälig sein vnd jm genügen lassen.Agricola II, 491.

3 Es ist ein böses Gewerbe, das seinen Meister an den Galgen bringt.

Frz.: C'est un méchant métier celui qui fait pendre son maître. (Leroux, II, 104.)

4 Es ist kein Gewerbe so klein (gering), das nicht seinen Meister erhielte.

Auch im geringfügigsten Unternehmen findet man sein Brot.

Frz.: Il n'y a pas de sot métier. – Il n'y a si petit métier qui ne nourrisse son maître. ( Lendroy, 1595.)

5 Jeder bei seinem Gewerbe, das gibt ein gutes Erbe.

It.: Ognuno all' arte sua, e il bue all' aratro. (Bohn I, 117.)

6 Jedes Gewerbe ist gut, das gut betrieben wird.

Frz.: Il n'y a pas de sots métiers, il n'y a que de sottes gens. (Leroux, II, 104.)

7 Keiner soll sich seines Gewerbs schämen.Henisch, 1598, 5.

8 Thörichte Gewerbe gibt's nicht, es gibt nur Thoren.

[Spaltenumbruch] 9 Wahre deines Gewerbes, so wahrt es dich.Simrock, 3589.

10 Wer wechselt sein Gewerbe, macht Suppe in Körbe.

*11 Ein Gewerbe aus etwas machen.

Frz.: Faire mestier et marchandise. (Leroux, II, 104.)

*12 Sein Gewerbe ist unter dem Zeichen des Krebses.Parömiakon, 425.

Es geht sehr rückwärts mit ihm.


Gewerben.

* Er g'wirbet und g'wärbet. (Solothurn.) – Schild, 97, 440.

Gewirb = Gewerbe, gewirbig = betriebsam, industriös. (Vgl. Stalder, II, 454.)


Gewerbesteuer.

* A leit a brinkel huch ei dr Gewerbstoier. (Oberlausitz.)

Er liegt ein wenig hoch in der Gewerbesteuer. Wird von jemand gesagt, der dem Branntweingenuss sehr ergeben ist.


Gewerbig.

* Er ist gewerbig, wenn man ihm mit dem Holzschlägel auf den Grind gibt. (Schweiz.) – Kirchhofer, 148.


Gewere.

1 Eigen Gewere macht Herren.Graf, 93, 143.

Von der Wichtigkeit, welche der Grundbesitz für die bürgerliche Stellung hat.

Altfries.: Ayn wera maket Hera. (Sprenger I, 21.)

Holl.: Eigen grond maakt eenen heer. (Harrebomée, I, 260.)

2 Gewer ohne Belehnung hat keine Kraft.Graf, 557, 31.

Mhd.: Gewer ane lenunge hat deheine craft. (von Lassberg, Schwäb. Lehnrecht, Tübingen 1840, 57.)

3 Gewere ohne Lehen ist unrecht.Graf, 557, 30.

Der blosse Besitz eines Gutes als Lehen ohne wirkliche Belehnung kann im Ersitzungswege keinen Rechtsbestand erlangen. (S. Lehnrecht.)

Mhd.: Gewer an lehenunge ist unrecht. (Ficker, 171, 167.)

4 Keine Gewer taugt ohne guten Glauben.Graf, 94, 175.

Bei der Uebernahme eines Besitzthums waren gewisse Förmlichkeiten zu erfüllen, ohne welche die Gewer keine rechte war. Ausser der Erfüllung derselben wurde aber auch – und das ist der Sinn des Sprichworts – erfordert, dass der Erwerber des Grundstücks die Ueberzeugung besass, die Uebertragung sei eine rechtsbeständige gewesen.

5 Man darf niemand aus seiner Gewer weisen als von Gerichts halben.Graf, 94, 160.

Mhd.: Man sal nieman uz siner gewer wisen wan gerichtes halber. (Senckenberg, 164.)

6 Seine Gewer zu räumen ist niemand schuldig.Graf, 94, 159.

Nämlich nicht infolge blosser Behauptungen, sondern nur, wenn durch richterliches Urtheil die Unrechtmässigkeit desselben erwiesen ist.

Mhd.: Keyn man ist phlichtig sine gewer zeu rumen. (Ortloff, XVIII, 7.)

7 Was einer nicht in rechter Gewer hat, dafür soll er antworten.Graf, 94, 161.

Mhd.: Swaz der man in rehter gewer nit enhat, da sal er umbe antwurten. (Senckenberg, 248.)

8 Wer auf der Gewere sitzt, der hat das Recht dazu.Graf, 93, 150.

So lange nämlich, bis jemand durch ein rechtskräftiges Urtheil das Gegentheil dargethan hat.

Mhd.: Der uffe der gewere siczt, der had recht dorczu. (Ortloff, II, 3, 64.)

9 Wer die Gewere hat, der hat das bessere Recht.Graf, 93, 149.

Die Gesetze sind dem, der bereits im Besitz ist, günstiger als dem, der ihn erst durch Verdrängung eines andern erstreiten soll. Ein Schriftsteller hat nicht weniger als zweiundsiebzig Vortheile aufgezählt, die der, welcher im Besitz ist (die Gewere hat), vor dem voraushat, der sie erst erkämpfen soll. (S. Glücklich und Selig.)

10 Wer die Gewere hat, der soll das Gut nützen.Graf, 93, 145.

Wer im Besitze einer Sache ist, dem steht auch die Benutzung derselben zu, und er kann jede Störung abwehren; nach dem Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763) sogar mit Gewalt; „denn“, heisst es dort, „es ist besser, dass ein Mann Leib und Gut verwehrt, d. h. mit eigener Faust vertheidigt, als dass er danach klage“.

11 Wer eine Gewere hat Jahr und Tag, der hat rechte Gewere.Graf, 94, 177.

War trotz des guten Glaubens des Erwerbers ein Mangel vorhanden, der demselben unbekannt, den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0854" n="[826]"/><cb n="1651"/>
3 Wer ein Gewebe angefangen, muss es auch zu Ende weben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Ein böses Gewebe anzetteln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ordiri telam insuavem. (<hi rendition="#i">Bovill, I, 147.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gewehr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein geladenes Gewehr ist kein Spielzeug für Kinder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 133.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Gewehren und Frauen ist nicht zu trauen. (S. Frau  368,  389 u.  399.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Czechen sagen: Der Frau und dem Bolzen traue nicht. Die Isländer: Traue keiner aus Eva's Geschlecht. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 24.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Waid van G'wiar is guid fia 'n Schus.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, II, 768, 116.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Weit vom Gewehr ist gut für den Schuss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer einmal das Gewehr getragen hat, nimmt gern wieder Dienst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer verheirathet gewesen ist, pflegt nicht gern ehelos zu bleiben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die eens het geweer gedragen heeft, wil wel weder dienen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Das Gewehr strecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 235; Braun, II, 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mettre les armes bas. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 36<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Hastam abjicere. (<hi rendition="#i">Binder II, 1283; Eiselein, 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Einem das Gewehr visitiren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Es ist ein Gewehr aus der Rüstkammer in Plibischken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1262; Hennig, 215; Pisansky, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man in Preussen ein altes, verrostetes, schlechtes Gewehr oder einen alten, abgenutzten Degen. Plibischken ist ein Kirchdorf im wehlauischen Sprengel. Der Umstand, dass man in der dasigen Gegend mehrmals verschiedene alte Gewehre, besonders verrostete Degen beim Ackern oder Graben gefunden hat, weil wahrscheinlich in alten Zeiten eine Schlacht dort geliefert ward, hat, nach <hi rendition="#i">Pisansky,</hi> Veranlassung gegeben, den angeführten Ort scherzweise die Rüstkammer der alten verrosteten Gewehre zu nennen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geweih.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Am Geweih erkennt man den Spiesser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das Geweih ist dem Hirsch ein Schmuck, aber kein Druck.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Netí&#x017E;í rohi jelenu, ani k&#x0159;ídla ptáku, ani oves koni. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 287.</hi>) &#x2013; Rohy jelenu nejsou t&#x0115;&#x017E;ky. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 222.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Nieci&#x0119;&#x017C;&#x0105; rogi jeleniowi, ani skrzyd&#x0142;a ptakowi, ani owies koniowi. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 287.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn das neue Geweih durch will, muss das alte fallen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn vom Geweih gesprochen wird, flieht das Renthier.</hi> (<hi rendition="#i">Finland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Einem ein Geweih aufstecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dessen Frau zur Untreue verleiten. Nach <hi rendition="#i">Gräter's Iduna und Hermode (1814-15)</hi> von einem Fürsten hergeleitet, der ein grosser Freund der Jagd und kein geringerer Freund von schönen Frauen gewesen, und der die Jäger- oder Hirtenhäuser im Walde, in die er habe eintreten wollen, durch ein Geweih habe bezeichnen lassen. (S.  Horn.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gewerbe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein Gewerbe, das jeder treibt, gibt keine fette Suppe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le métier n'en vaut plus rien, tout le monde s'en mêle. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 104.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es ist ain gross gewerb vnnd gewinn, Gotsälig sein vnd jm genügen lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 491.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es ist ein böses Gewerbe, das seinen Meister an den Galgen bringt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un méchant métier celui qui fait pendre son maître. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 104.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es ist kein Gewerbe so klein (gering), das nicht seinen Meister erhielte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch im geringfügigsten Unternehmen findet man sein Brot.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'y a pas de sot métier. &#x2013; Il n'y a si petit métier qui ne nourrisse son maître. ( <hi rendition="#i">Lendroy, 1595.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Jeder bei seinem Gewerbe, das gibt ein gutes Erbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ognuno all' arte sua, e il bue all' aratro. (<hi rendition="#i">Bohn I, 117.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Jedes Gewerbe ist gut, das gut betrieben wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'y a pas de sots métiers, il n'y a que de sottes gens. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 104.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Keiner soll sich seines Gewerbs schämen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1598, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Thörichte Gewerbe gibt's nicht, es gibt nur Thoren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1652"/>
9 Wahre deines Gewerbes, so wahrt es dich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 3589.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer wechselt sein Gewerbe, macht Suppe in Körbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Ein Gewerbe aus etwas machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire mestier et marchandise. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 104.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Sein Gewerbe ist unter dem Zeichen des Krebses.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 425.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es geht sehr rückwärts mit ihm.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gewerben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er g'wirbet und g'wärbet.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 97, 440.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gewirb = Gewerbe, gewirbig = betriebsam, industriös. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 454.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gewerbesteuer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A leit a brinkel huch ei dr Gewerbstoier.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er liegt ein wenig hoch in der Gewerbesteuer. Wird von jemand gesagt, der dem Branntweingenuss sehr ergeben ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gewerbig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist gewerbig, wenn man ihm mit dem Holzschlägel auf den Grind gibt.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 148.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gewere.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eigen Gewere macht Herren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 93, 143.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der Wichtigkeit, welche der Grundbesitz für die bürgerliche Stellung hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Ayn wera maket Hera. (<hi rendition="#i">Sprenger I, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eigen grond maakt eenen heer. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 260.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Gewer ohne Belehnung hat keine Kraft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 557, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Gewer ane lenunge hat deheine craft. (<hi rendition="#i">von Lassberg, Schwäb. Lehnrecht, Tübingen 1840, 57.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gewere ohne Lehen ist unrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 557, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der blosse Besitz eines Gutes als Lehen ohne wirkliche Belehnung kann im Ersitzungswege keinen Rechtsbestand erlangen. (S.  Lehnrecht.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Gewer an lehenunge ist unrecht. (<hi rendition="#i">Ficker, 171, 167.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Keine Gewer taugt ohne guten Glauben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 94, 175.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei der Uebernahme eines Besitzthums waren gewisse Förmlichkeiten zu erfüllen, ohne welche die Gewer keine rechte war. Ausser der Erfüllung derselben wurde aber auch &#x2013; und das ist der Sinn des Sprichworts &#x2013; erfordert, dass der Erwerber des Grundstücks die Ueberzeugung besass, die Uebertragung sei eine rechtsbeständige gewesen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Man darf niemand aus seiner Gewer weisen als von Gerichts halben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 94, 160.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Man sal nieman uz siner gewer wisen wan gerichtes halber. (<hi rendition="#i">Senckenberg, 164.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Seine Gewer zu räumen ist niemand schuldig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 94, 159.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich nicht infolge blosser Behauptungen, sondern nur, wenn durch richterliches Urtheil die Unrechtmässigkeit desselben erwiesen ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Keyn man ist phlichtig sine gewer zeu rumen. (<hi rendition="#i">Ortloff, XVIII, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Was einer nicht in rechter Gewer hat, dafür soll er antworten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 94, 161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swaz der man in rehter gewer nit enhat, da sal er umbe antwurten. (<hi rendition="#i">Senckenberg, 248.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wer auf der Gewere sitzt, der hat das Recht dazu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 93, 150.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So lange nämlich, bis jemand durch ein rechtskräftiges Urtheil das Gegentheil dargethan hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Der uffe der gewere siczt, der had recht dorczu. (<hi rendition="#i">Ortloff, II, 3, 64.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer die Gewere hat, der hat das bessere Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 93, 149.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Gesetze sind dem, der bereits im Besitz ist, günstiger als dem, der ihn erst durch Verdrängung eines andern erstreiten soll. Ein Schriftsteller hat nicht weniger als zweiundsiebzig Vortheile aufgezählt, die der, welcher im Besitz ist (die Gewere hat), vor dem voraushat, der sie erst erkämpfen soll. (S.  Glücklich und Selig.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wer die Gewere hat, der soll das Gut nützen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 93, 145.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer im Besitze einer Sache ist, dem steht auch die Benutzung derselben zu, und er kann jede Störung abwehren; nach dem <hi rendition="#i">Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763)</hi> sogar mit Gewalt; &#x201E;denn&#x201C;, heisst es dort, &#x201E;es ist besser, dass ein Mann Leib und Gut verwehrt, d. h. mit eigener Faust vertheidigt, als dass er danach klage&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wer eine Gewere hat Jahr und Tag, der hat rechte Gewere.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 94, 177.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">War trotz des guten Glaubens des Erwerbers ein Mangel vorhanden, der demselben unbekannt, den
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[826]/0854] 3 Wer ein Gewebe angefangen, muss es auch zu Ende weben. *4 Ein böses Gewebe anzetteln. Lat.: Ordiri telam insuavem. (Bovill, I, 147.) Gewehr. 1 Ein geladenes Gewehr ist kein Spielzeug für Kinder. – Sprichwörtergarten, 133. 2 Gewehren und Frauen ist nicht zu trauen. (S. Frau 368, 389 u. 399.) Die Czechen sagen: Der Frau und dem Bolzen traue nicht. Die Isländer: Traue keiner aus Eva's Geschlecht. (Reinsberg I, 24.) 3 Waid van G'wiar is guid fia 'n Schus. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 116. Weit vom Gewehr ist gut für den Schuss. 4 Wer einmal das Gewehr getragen hat, nimmt gern wieder Dienst. Wer verheirathet gewesen ist, pflegt nicht gern ehelos zu bleiben. Holl.: Die eens het geweer gedragen heeft, wil wel weder dienen. (Harrebomée, I, 235.) *5 Das Gewehr strecken. – Eiselein, 235; Braun, II, 502. Frz.: Mettre les armes bas. (Kritzinger, 36b.) Lat.: Hastam abjicere. (Binder II, 1283; Eiselein, 235.) *6 Einem das Gewehr visitiren. *7 Es ist ein Gewehr aus der Rüstkammer in Plibischken. – Frischbier2, 1262; Hennig, 215; Pisansky, 11. So nennt man in Preussen ein altes, verrostetes, schlechtes Gewehr oder einen alten, abgenutzten Degen. Plibischken ist ein Kirchdorf im wehlauischen Sprengel. Der Umstand, dass man in der dasigen Gegend mehrmals verschiedene alte Gewehre, besonders verrostete Degen beim Ackern oder Graben gefunden hat, weil wahrscheinlich in alten Zeiten eine Schlacht dort geliefert ward, hat, nach Pisansky, Veranlassung gegeben, den angeführten Ort scherzweise die Rüstkammer der alten verrosteten Gewehre zu nennen. Geweih. 1 Am Geweih erkennt man den Spiesser. 2 Das Geweih ist dem Hirsch ein Schmuck, aber kein Druck. Böhm.: Netíží rohi jelenu, ani křídla ptáku, ani oves koni. (Čelakovský, 287.) – Rohy jelenu nejsou tĕžky. (Čelakovský, 222.) Poln.: Nieciężą rogi jeleniowi, ani skrzydła ptakowi, ani owies koniowi. (Čelakovský, 287.) 3 Wenn das neue Geweih durch will, muss das alte fallen. 4 Wenn vom Geweih gesprochen wird, flieht das Renthier. (Finland.) *5 Einem ein Geweih aufstecken. Dessen Frau zur Untreue verleiten. Nach Gräter's Iduna und Hermode (1814-15) von einem Fürsten hergeleitet, der ein grosser Freund der Jagd und kein geringerer Freund von schönen Frauen gewesen, und der die Jäger- oder Hirtenhäuser im Walde, in die er habe eintreten wollen, durch ein Geweih habe bezeichnen lassen. (S. Horn.) Gewerbe. 1 Ein Gewerbe, das jeder treibt, gibt keine fette Suppe. Frz.: Le métier n'en vaut plus rien, tout le monde s'en mêle. (Leroux, II, 104.) 2 Es ist ain gross gewerb vnnd gewinn, Gotsälig sein vnd jm genügen lassen. – Agricola II, 491. 3 Es ist ein böses Gewerbe, das seinen Meister an den Galgen bringt. Frz.: C'est un méchant métier celui qui fait pendre son maître. (Leroux, II, 104.) 4 Es ist kein Gewerbe so klein (gering), das nicht seinen Meister erhielte. Auch im geringfügigsten Unternehmen findet man sein Brot. Frz.: Il n'y a pas de sot métier. – Il n'y a si petit métier qui ne nourrisse son maître. ( Lendroy, 1595.) 5 Jeder bei seinem Gewerbe, das gibt ein gutes Erbe. It.: Ognuno all' arte sua, e il bue all' aratro. (Bohn I, 117.) 6 Jedes Gewerbe ist gut, das gut betrieben wird. Frz.: Il n'y a pas de sots métiers, il n'y a que de sottes gens. (Leroux, II, 104.) 7 Keiner soll sich seines Gewerbs schämen. – Henisch, 1598, 5. 8 Thörichte Gewerbe gibt's nicht, es gibt nur Thoren. 9 Wahre deines Gewerbes, so wahrt es dich. – Simrock, 3589. 10 Wer wechselt sein Gewerbe, macht Suppe in Körbe. *11 Ein Gewerbe aus etwas machen. Frz.: Faire mestier et marchandise. (Leroux, II, 104.) *12 Sein Gewerbe ist unter dem Zeichen des Krebses. – Parömiakon, 425. Es geht sehr rückwärts mit ihm. Gewerben. * Er g'wirbet und g'wärbet. (Solothurn.) – Schild, 97, 440. Gewirb = Gewerbe, gewirbig = betriebsam, industriös. (Vgl. Stalder, II, 454.) Gewerbesteuer. * A leit a brinkel huch ei dr Gewerbstoier. (Oberlausitz.) Er liegt ein wenig hoch in der Gewerbesteuer. Wird von jemand gesagt, der dem Branntweingenuss sehr ergeben ist. Gewerbig. * Er ist gewerbig, wenn man ihm mit dem Holzschlägel auf den Grind gibt. (Schweiz.) – Kirchhofer, 148. Gewere. 1 Eigen Gewere macht Herren. – Graf, 93, 143. Von der Wichtigkeit, welche der Grundbesitz für die bürgerliche Stellung hat. Altfries.: Ayn wera maket Hera. (Sprenger I, 21.) Holl.: Eigen grond maakt eenen heer. (Harrebomée, I, 260.) 2 Gewer ohne Belehnung hat keine Kraft. – Graf, 557, 31. Mhd.: Gewer ane lenunge hat deheine craft. (von Lassberg, Schwäb. Lehnrecht, Tübingen 1840, 57.) 3 Gewere ohne Lehen ist unrecht. – Graf, 557, 30. Der blosse Besitz eines Gutes als Lehen ohne wirkliche Belehnung kann im Ersitzungswege keinen Rechtsbestand erlangen. (S. Lehnrecht.) Mhd.: Gewer an lehenunge ist unrecht. (Ficker, 171, 167.) 4 Keine Gewer taugt ohne guten Glauben. – Graf, 94, 175. Bei der Uebernahme eines Besitzthums waren gewisse Förmlichkeiten zu erfüllen, ohne welche die Gewer keine rechte war. Ausser der Erfüllung derselben wurde aber auch – und das ist der Sinn des Sprichworts – erfordert, dass der Erwerber des Grundstücks die Ueberzeugung besass, die Uebertragung sei eine rechtsbeständige gewesen. 5 Man darf niemand aus seiner Gewer weisen als von Gerichts halben. – Graf, 94, 160. Mhd.: Man sal nieman uz siner gewer wisen wan gerichtes halber. (Senckenberg, 164.) 6 Seine Gewer zu räumen ist niemand schuldig. – Graf, 94, 159. Nämlich nicht infolge blosser Behauptungen, sondern nur, wenn durch richterliches Urtheil die Unrechtmässigkeit desselben erwiesen ist. Mhd.: Keyn man ist phlichtig sine gewer zeu rumen. (Ortloff, XVIII, 7.) 7 Was einer nicht in rechter Gewer hat, dafür soll er antworten. – Graf, 94, 161. Mhd.: Swaz der man in rehter gewer nit enhat, da sal er umbe antwurten. (Senckenberg, 248.) 8 Wer auf der Gewere sitzt, der hat das Recht dazu. – Graf, 93, 150. So lange nämlich, bis jemand durch ein rechtskräftiges Urtheil das Gegentheil dargethan hat. Mhd.: Der uffe der gewere siczt, der had recht dorczu. (Ortloff, II, 3, 64.) 9 Wer die Gewere hat, der hat das bessere Recht. – Graf, 93, 149. Die Gesetze sind dem, der bereits im Besitz ist, günstiger als dem, der ihn erst durch Verdrängung eines andern erstreiten soll. Ein Schriftsteller hat nicht weniger als zweiundsiebzig Vortheile aufgezählt, die der, welcher im Besitz ist (die Gewere hat), vor dem voraushat, der sie erst erkämpfen soll. (S. Glücklich und Selig.) 10 Wer die Gewere hat, der soll das Gut nützen. – Graf, 93, 145. Wer im Besitze einer Sache ist, dem steht auch die Benutzung derselben zu, und er kann jede Störung abwehren; nach dem Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763) sogar mit Gewalt; „denn“, heisst es dort, „es ist besser, dass ein Mann Leib und Gut verwehrt, d. h. mit eigener Faust vertheidigt, als dass er danach klage“. 11 Wer eine Gewere hat Jahr und Tag, der hat rechte Gewere. – Graf, 94, 177. War trotz des guten Glaubens des Erwerbers ein Mangel vorhanden, der demselben unbekannt, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/854
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [826]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/854>, abgerufen am 28.04.2024.