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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Uebergang der rechten Gewere hemmte, so sollte dieser durch Ablauf der rechten Gewerezeit von Jahr und Tag, d. i. ein Jahr, sechs Wochen und drei Tage, gehoben und die mangelhafte Gewere in eine vollständige rechte umgewandelt werden.

12 Wer sein Gewere nicht behält, der muss den Ring an der Thür lassen. - Graf, 99; Grimm, Rechtsalt., 175.

Wer den rechtmässigen Besitz nicht beweisen kann, der muss aus Haus und Hof weichen.

13 Zu einer rechten Gewere gehört guter Glaube. (S. 4.) - Graf, 94, 174.


Geweren.

Wer geweret wird, der behält. - Graf, 94, 165.

Wenn Streit über den rechten Besitz entstand so sollten nach dem Sachsenspiegel die streitenden Theile zu Dinge, d. i. zu Gericht kommen, und zwar jeder mit einem Gewährsmann. Wessen Gewährsmann erschien und sein Recht "begabete", d. h. vor dem Richter bewies, der behielt die Sache.

Mhd.: Sve gewerd werd de behold. (Homeyer, II, 42, 1.)


Gewesen.

1 As 't wäst is, schall 't blieb'n. - Schwerin, 26; Danneil, 275.

2 Es ist für vns gewesen vnd wirdt auch nach vns bleiben. - Henisch, 1598, 38.

3 Für das, was gewesen ist, gibt der Jude kein Geld.

4 Gewesen ist gewesen.

It.: Esser non puo, che non sia stato, cio ch' e stato. (Pazzaglia, 106, 4.)

5 Gewest, wo gewest, to Haus öss ömmer am best! - Frischbier, 1524.

6 Was gewesen, das ist hin.

Böhm.: Co bylo, to za vetrem po vode uplynulo. (Celakovsky, 191.)

7 Was gewesen ist, kann wiederkommen.

Das Gute wie das Böse. In Beziehung auf das Erstere sagen die Russen: Es war gut, aber es ist lange her; und es wird wieder gut werden, aber lange warten. Und die Neger in Surinam: Dagewesen war dagewesen, ehe dagewesen kam. (Reinsberg II, 77.)

8 Wenn wi eer wesen weren as unse Vader, so haren wie unse Moder freet. (Holst.) - Schütze, III, 104.

Zu jemand, der oft sein Zuspätkommen mit den Worten beklagt: Hätte ich eher daran gedacht, wäre ich eher da gewesen.

*9 Er ist lange hier gewesen und kennt keine Gasse, darin er nicht schuldig ist. - Sailer, 304.

*10 Es ist immer so gewesen. - Mayer, II, 72.

*11 Hei is nerens wiest os hinner Meumens Käulpotte (auch: Fiüler). (Paderborn.) - Firmenich, I, 362, 12.

*12 Hier bin ich gewesen, her komm' ich nicht wieder. - Simrock, 3587.

*13 Ich bin da (einmal) gewesen, ich komme nit hin wider. - Gruter, I, 50; Henisch, 1598.

Frz.: C'est le ventre de ma mere, je n'y retourne plus. (Lendroy, 1004.)

*14 Is ea waid dout gwedn, pin i waid hea gwedn. (Steiermark.) - Firmenich, II, 767, 86.

Ist er weit dort gewesen, bin ich weit hier gewesen. - Von oder zu jemand, der sich seiner Reisen rühmt.


Gewesenes.

Fert Gewesene1 göfft de Jude nuscht. - Frischbier2, 1263.

1) D. h. für das, was man einmal gehabt hat.


Gewett.

1 Das Gewett ist aller Richter Gewett nicht. - Graf, 322, 279.

Wette oder Gewette ist die von dem Angeklagten neben der an den Kläger zu entrichtenden Busse zu zahlende Geldstrafe, die nach der Verschiedenheit des wettberechtigten Richters verschieden war.

Mhd.: Das gewet is aller richter gewet nichten. (Senckenberg, 14.)

2 Mit dem Gewette warnt man das Volk. - Graf, 340, 333.

Gewette steht hier allgemein für die auferlegten Bussen an Leib, Ehre und Leben, und will sagen, dass sie nicht nur eine Strafe für den Frevler, sondern auch eine Warnung für das Volk sein sollen.

Mhd.: Mit dem gewette warnet man das volg. (Daniels, 372, 75.)

3 Nähme man kein Gewette, so verginge das Recht. - Graf, 314, 208.

Wenn das Unrecht ungestraft bliebe, so würde es bald genug kein Recht mehr geben.

Mhd.: Neme man kein gewette, so vorginge das recht. (Daniels, 372, 41.)


[Spaltenumbruch]
Gewicht.

1 Das Gewicht gilt mehr als das Gesicht. - Parömiakon, 2939.

Von denen, die beim Heirathen mehr auf Vermögen als auf Schönheit sehen.

2 Das Gewicht macht das Gold echt und nicht die Farbe.

3 Dass man falsch gewicht brauchen thar, das machet scheel augen fürwar. - Aus: Loci communes proverb., vgl. Nopitsch, 205.

Lat.: Lances dissimiles, faciunt oculos mihi tristes. (Nopitsch, 205; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1854, S. 270; Fallersleben, 566.)

4 Er gibt gut Gewicht, wie die Metzger, die verkaufen Hand und Daumen mit. - Geiler, Nsch., 102.

5 Falsch Gewicht und Mass verstehen keinen Spass.

6 Leichtes Gewicht, leichte Waare.

Als Wellington nach Spanien kam, liess er jeden Mann erst mit, dann ohne Gepäck wiegen, in der Ueberzeugung, dass die Kraft der Armeen von dem Gewicht und der Stärke des einzelnen Soldaten abhänge.

7 Liegt ein falsches Gewicht in der Wage, so irrt man beim Rechtsprechen alle Tage.

8 Nach nürnberger Gewicht einnehmen und nach erfurter auswägen, machet reich aber mit wenig Ehren. - Graf, 258.

Das Führen von zweierlei Mass und Gewicht ist verpönt.

9 Was sollen Dem Gewichte, der nichts zu wiegen hat.

10 Wenn die Gewichte fehlen, geht die Uhr nicht. - Parömiakon, 3081.

11 Wer gibt gutes (rechtes) Gewicht, dem fehlt Gottes Segen nicht.

Engl.: Good weight and measure is heaven's treasure. (Bohn II, 365.)

12 Wo das Gewicht fehlt, muss das Geld kehren. - Graf, 253, 178.

Entweder der Kauf ist als nichtig zu betrachten und man fordert das Geld zurück oder auch, man wird wegen falschen Gewichts zur Strafe gezogen.

Holl.: Daar het gewigt faalt, moet het geld keeren. (Harrebomee, I, 235.)

13 Zu viel Gewicht übertreibt die Uhr. - Kirchhofer, 225.

*14 Dat fällt nicht (oder: schwer) ins Gewicht.

*15 Mit collenscher wycht1 betalen. - Gryse, Bg. T. 3 u. Bg, Ff.

1) Kölnischem Gewicht.


Gewild.

* Er hat vom Gewild gegessen.

Satirisch verschönernd von jemand, der faul ist, weil man im Mittelalter glaubte, dass vom "G'wild Fleisch" essen Faulheit erzeuge. Das vorstehende gehört zu den Sprichwörtern, welche die Faulheit mehr humoristisch als ernst behandeln. Riehl in seiner Schrift Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861) sagt in dem Abschnitt Der Humor der Faulheit hierher gehörend: "Das Volk spottet und scherzt mehr über die Faulheit, als dass es dieselbe strafe: Wer nicht gern arbeitet, der findet leicht einen Feiertag im Kalender. Er gähnt vom frühen Morgen und spricht: es will nicht Nacht werden. Er liebt, was kurz und gut, nämlich kurze Predigt und lange Bratwürste. Gott gibt's den Seinen im Schlafe. Dem Arbeiter gehört ein Brot, dem Faulen zwei. Wirft er einen Kreuzer aufs Dach, so fällt ihm ein Batzen wieder herunter. Hat man ihm die Kuh vergantet, so kalbt ihm auch der Ochs. Wer früh aufsteht, der viel verthut, wer lange schläft, den nimmt Gott in Hut. Faule Knechte sind gute Propheten." - Das Sprichwort versteckt auch das geiselnde Wort "Faulheit" satirisch hinter schönen Phrasen. Im Mittelalter sagte man: Er bohrt nicht gern dicke Breter. Ein Pfaff steckt ihm in den Händen. Er wird keinen Hasen erlaufen. Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt. (S. die Artikel Faul, Faulheit und Langsam.)


Gewinn.

1 Aller gewin schmeckt wol. (S. 42 u. 47.) - Franck, I, 119b.

Frz.: De tout gain est bon le pain. (Kritzinger, 340a.)

2 Bey grossem gewin ist gar grosser betrug. - Henisch, 1600, 69; Petri, II, 43; Schottel, 1120a; Simrock, 3598; Körte, 2131.

Die Russen: Der Gewinn hat oft den Betrug zur Mutter, aber der Betrug nicht immer den Gewinn zum Sohn. (Altmann VI, 448.)

3 Böser gewin fahrt (bald) dahin. - Henisch, 1600, 61; Gruter, I, 9; Schottel, 1120a; Braun, I, 796.

Frz.: Ce qui vient de la flaute, retourne au tambour. - Laid gain fuit comme daim. (Cahier, 792.)

[Spaltenumbruch] Uebergang der rechten Gewere hemmte, so sollte dieser durch Ablauf der rechten Gewerezeit von Jahr und Tag, d. i. ein Jahr, sechs Wochen und drei Tage, gehoben und die mangelhafte Gewere in eine vollständige rechte umgewandelt werden.

12 Wer sein Gewere nicht behält, der muss den Ring an der Thür lassen.Graf, 99; Grimm, Rechtsalt., 175.

Wer den rechtmässigen Besitz nicht beweisen kann, der muss aus Haus und Hof weichen.

13 Zu einer rechten Gewere gehört guter Glaube. (S. 4.)Graf, 94, 174.


Geweren.

Wer geweret wird, der behält.Graf, 94, 165.

Wenn Streit über den rechten Besitz entstand so sollten nach dem Sachsenspiegel die streitenden Theile zu Dinge, d. i. zu Gericht kommen, und zwar jeder mit einem Gewährsmann. Wessen Gewährsmann erschien und sein Recht „begabete“, d. h. vor dem Richter bewies, der behielt die Sache.

Mhd.: Sve gewerd werd de behold. (Homeyer, II, 42, 1.)


Gewesen.

1 As 't wäst is, schall 't blieb'n.Schwerin, 26; Danneil, 275.

2 Es ist für vns gewesen vnd wirdt auch nach vns bleiben.Henisch, 1598, 38.

3 Für das, was gewesen ist, gibt der Jude kein Geld.

4 Gewesen ist gewesen.

It.: Esser non può, che non sia stato, ciò ch' è stato. (Pazzaglia, 106, 4.)

5 Gewest, wo gewest, to Hûs öss ömmer am best!Frischbier, 1524.

6 Was gewesen, das ist hin.

Böhm.: Co bylo, to za vĕtrem po vodĕ uplynulo. (Čelakovský, 191.)

7 Was gewesen ist, kann wiederkommen.

Das Gute wie das Böse. In Beziehung auf das Erstere sagen die Russen: Es war gut, aber es ist lange her; und es wird wieder gut werden, aber lange warten. Und die Neger in Surinam: Dagewesen war dagewesen, ehe dagewesen kam. (Reinsberg II, 77.)

8 Wenn wi eer wesen wêren as unse Vader, so haren wie unse Moder freet. (Holst.) – Schütze, III, 104.

Zu jemand, der oft sein Zuspätkommen mit den Worten beklagt: Hätte ich eher daran gedacht, wäre ich eher da gewesen.

*9 Er ist lange hier gewesen und kennt keine Gasse, darin er nicht schuldig ist.Sailer, 304.

*10 Es ist immer so gewesen.Mayer, II, 72.

*11 Hei is nêrens wiëst os hinner Meumens Käulpotte (auch: Fiüler). (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 12.

*12 Hier bin ich gewesen, her komm' ich nicht wieder.Simrock, 3587.

*13 Ich bin da (einmal) gewesen, ich komme nit hin wider.Gruter, I, 50; Henisch, 1598.

Frz.: C'est le ventre de ma mère, je n'y retourne plus. (Lendroy, 1004.)

*14 Is ea waid dout gwedn, pin i waid hea gwedn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 86.

Ist er weit dort gewesen, bin ich weit hier gewesen. – Von oder zu jemand, der sich seiner Reisen rühmt.


Gewesenes.

Fert Gewesene1 göfft de Jude nuscht.Frischbier2, 1263.

1) D. h. für das, was man einmal gehabt hat.


Gewett.

1 Das Gewett ist aller Richter Gewett nicht.Graf, 322, 279.

Wette oder Gewette ist die von dem Angeklagten neben der an den Kläger zu entrichtenden Busse zu zahlende Geldstrafe, die nach der Verschiedenheit des wettberechtigten Richters verschieden war.

Mhd.: Das gewet is aller richter gewet nichten. (Senckenberg, 14.)

2 Mit dem Gewette warnt man das Volk.Graf, 340, 333.

Gewette steht hier allgemein für die auferlegten Bussen an Leib, Ehre und Leben, und will sagen, dass sie nicht nur eine Strafe für den Frevler, sondern auch eine Warnung für das Volk sein sollen.

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Von denen, die beim Heirathen mehr auf Vermögen als auf Schönheit sehen.

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5 Falsch Gewicht und Mass verstehen keinen Spass.

6 Leichtes Gewicht, leichte Waare.

Als Wellington nach Spanien kam, liess er jeden Mann erst mit, dann ohne Gepäck wiegen, in der Ueberzeugung, dass die Kraft der Armeen von dem Gewicht und der Stärke des einzelnen Soldaten abhänge.

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10 Wenn die Gewichte fehlen, geht die Uhr nicht.Parömiakon, 3081.

11 Wer gibt gutes (rechtes) Gewicht, dem fehlt Gottes Segen nicht.

Engl.: Good weight and measure is heaven's treasure. (Bohn II, 365.)

12 Wo das Gewicht fehlt, muss das Geld kehren.Graf, 253, 178.

Entweder der Kauf ist als nichtig zu betrachten und man fordert das Geld zurück oder auch, man wird wegen falschen Gewichts zur Strafe gezogen.

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13 Zu viel Gewicht übertreibt die Uhr.Kirchhofer, 225.

*14 Dat fällt nicht (oder: schwer) ins Gewicht.

*15 Mit collenscher wycht1 betalen.Gryse, Bg. T. 3 u. Bg, Ff.

1) Kölnischem Gewicht.


Gewild.

* Er hat vom Gewild gegessen.

Satirisch verschönernd von jemand, der faul ist, weil man im Mittelalter glaubte, dass vom „G'wild Fleisch“ essen Faulheit erzeuge. Das vorstehende gehört zu den Sprichwörtern, welche die Faulheit mehr humoristisch als ernst behandeln. Riehl in seiner Schrift Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861) sagt in dem Abschnitt Der Humor der Faulheit hierher gehörend: „Das Volk spottet und scherzt mehr über die Faulheit, als dass es dieselbe strafe: Wer nicht gern arbeitet, der findet leicht einen Feiertag im Kalender. Er gähnt vom frühen Morgen und spricht: es will nicht Nacht werden. Er liebt, was kurz und gut, nämlich kurze Predigt und lange Bratwürste. Gott gibt's den Seinen im Schlafe. Dem Arbeiter gehört ein Brot, dem Faulen zwei. Wirft er einen Kreuzer aufs Dach, so fällt ihm ein Batzen wieder herunter. Hat man ihm die Kuh vergantet, so kalbt ihm auch der Ochs. Wer früh aufsteht, der viel verthut, wer lange schläft, den nimmt Gott in Hut. Faule Knechte sind gute Propheten.“ – Das Sprichwort versteckt auch das geiselnde Wort „Faulheit“ satirisch hinter schönen Phrasen. Im Mittelalter sagte man: Er bohrt nicht gern dicke Breter. Ein Pfaff steckt ihm in den Händen. Er wird keinen Hasen erlaufen. Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt. (S. die Artikel Faul, Faulheit und Langsam.)


Gewinn.

1 Aller gewin schmeckt wol. (S. 42 u. 47.)Franck, I, 119b.

Frz.: De tout gain est bon le pain. (Kritzinger, 340a.)

2 Bey grossem gewin ist gar grosser betrug.Henisch, 1600, 69; Petri, II, 43; Schottel, 1120a; Simrock, 3598; Körte, 2131.

Die Russen: Der Gewinn hat oft den Betrug zur Mutter, aber der Betrug nicht immer den Gewinn zum Sohn. (Altmann VI, 448.)

3 Böser gewin fahrt (bald) dahin.Henisch, 1600, 61; Gruter, I, 9; Schottel, 1120a; Braun, I, 796.

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[[827]/0855] Uebergang der rechten Gewere hemmte, so sollte dieser durch Ablauf der rechten Gewerezeit von Jahr und Tag, d. i. ein Jahr, sechs Wochen und drei Tage, gehoben und die mangelhafte Gewere in eine vollständige rechte umgewandelt werden. 12 Wer sein Gewere nicht behält, der muss den Ring an der Thür lassen. – Graf, 99; Grimm, Rechtsalt., 175. Wer den rechtmässigen Besitz nicht beweisen kann, der muss aus Haus und Hof weichen. 13 Zu einer rechten Gewere gehört guter Glaube. (S. 4.) – Graf, 94, 174. Geweren. Wer geweret wird, der behält. – Graf, 94, 165. Wenn Streit über den rechten Besitz entstand so sollten nach dem Sachsenspiegel die streitenden Theile zu Dinge, d. i. zu Gericht kommen, und zwar jeder mit einem Gewährsmann. Wessen Gewährsmann erschien und sein Recht „begabete“, d. h. vor dem Richter bewies, der behielt die Sache. Mhd.: Sve gewerd werd de behold. (Homeyer, II, 42, 1.) Gewesen. 1 As 't wäst is, schall 't blieb'n. – Schwerin, 26; Danneil, 275. 2 Es ist für vns gewesen vnd wirdt auch nach vns bleiben. – Henisch, 1598, 38. 3 Für das, was gewesen ist, gibt der Jude kein Geld. 4 Gewesen ist gewesen. It.: Esser non può, che non sia stato, ciò ch' è stato. (Pazzaglia, 106, 4.) 5 Gewest, wo gewest, to Hûs öss ömmer am best! – Frischbier, 1524. 6 Was gewesen, das ist hin. Böhm.: Co bylo, to za vĕtrem po vodĕ uplynulo. (Čelakovský, 191.) 7 Was gewesen ist, kann wiederkommen. Das Gute wie das Böse. In Beziehung auf das Erstere sagen die Russen: Es war gut, aber es ist lange her; und es wird wieder gut werden, aber lange warten. Und die Neger in Surinam: Dagewesen war dagewesen, ehe dagewesen kam. (Reinsberg II, 77.) 8 Wenn wi eer wesen wêren as unse Vader, so haren wie unse Moder freet. (Holst.) – Schütze, III, 104. Zu jemand, der oft sein Zuspätkommen mit den Worten beklagt: Hätte ich eher daran gedacht, wäre ich eher da gewesen. *9 Er ist lange hier gewesen und kennt keine Gasse, darin er nicht schuldig ist. – Sailer, 304. *10 Es ist immer so gewesen. – Mayer, II, 72. *11 Hei is nêrens wiëst os hinner Meumens Käulpotte (auch: Fiüler). (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 12. *12 Hier bin ich gewesen, her komm' ich nicht wieder. – Simrock, 3587. *13 Ich bin da (einmal) gewesen, ich komme nit hin wider. – Gruter, I, 50; Henisch, 1598. Frz.: C'est le ventre de ma mère, je n'y retourne plus. (Lendroy, 1004.) *14 Is ea waid dout gwedn, pin i waid hea gwedn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 86. Ist er weit dort gewesen, bin ich weit hier gewesen. – Von oder zu jemand, der sich seiner Reisen rühmt. Gewesenes. Fert Gewesene1 göfft de Jude nuscht. – Frischbier2, 1263. 1) D. h. für das, was man einmal gehabt hat. Gewett. 1 Das Gewett ist aller Richter Gewett nicht. – Graf, 322, 279. Wette oder Gewette ist die von dem Angeklagten neben der an den Kläger zu entrichtenden Busse zu zahlende Geldstrafe, die nach der Verschiedenheit des wettberechtigten Richters verschieden war. Mhd.: Das gewet is aller richter gewet nichten. (Senckenberg, 14.) 2 Mit dem Gewette warnt man das Volk. – Graf, 340, 333. Gewette steht hier allgemein für die auferlegten Bussen an Leib, Ehre und Leben, und will sagen, dass sie nicht nur eine Strafe für den Frevler, sondern auch eine Warnung für das Volk sein sollen. Mhd.: Mit dem gewette warnet man das volg. (Daniels, 372, 75.) 3 Nähme man kein Gewette, so verginge das Recht. – Graf, 314, 208. Wenn das Unrecht ungestraft bliebe, so würde es bald genug kein Recht mehr geben. Mhd.: Neme man kein gewette, so vorginge das recht. (Daniels, 372, 41.) Gewicht. 1 Das Gewicht gilt mehr als das Gesicht. – Parömiakon, 2939. Von denen, die beim Heirathen mehr auf Vermögen als auf Schönheit sehen. 2 Das Gewicht macht das Gold echt und nicht die Farbe. 3 Dass man falsch gewicht brauchen thar, das machet scheel augen fürwar. – Aus: Loci communes proverb., vgl. Nopitsch, 205. Lat.: Lances dissimiles, faciunt oculos mihi tristes. (Nopitsch, 205; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1854, S. 270; Fallersleben, 566.) 4 Er gibt gut Gewicht, wie die Metzger, die verkaufen Hand und Daumen mit. – Geiler, Nsch., 102. 5 Falsch Gewicht und Mass verstehen keinen Spass. 6 Leichtes Gewicht, leichte Waare. Als Wellington nach Spanien kam, liess er jeden Mann erst mit, dann ohne Gepäck wiegen, in der Ueberzeugung, dass die Kraft der Armeen von dem Gewicht und der Stärke des einzelnen Soldaten abhänge. 7 Liegt ein falsches Gewicht in der Wage, so irrt man beim Rechtsprechen alle Tage. 8 Nach nürnberger Gewicht einnehmen und nach erfurter auswägen, machet reich aber mit wenig Ehren. – Graf, 258. Das Führen von zweierlei Mass und Gewicht ist verpönt. 9 Was sollen Dem Gewichte, der nichts zu wiegen hat. 10 Wenn die Gewichte fehlen, geht die Uhr nicht. – Parömiakon, 3081. 11 Wer gibt gutes (rechtes) Gewicht, dem fehlt Gottes Segen nicht. Engl.: Good weight and measure is heaven's treasure. (Bohn II, 365.) 12 Wo das Gewicht fehlt, muss das Geld kehren. – Graf, 253, 178. Entweder der Kauf ist als nichtig zu betrachten und man fordert das Geld zurück oder auch, man wird wegen falschen Gewichts zur Strafe gezogen. Holl.: Daar het gewigt faalt, moet het geld keeren. (Harrebomée, I, 235.) 13 Zu viel Gewicht übertreibt die Uhr. – Kirchhofer, 225. *14 Dat fällt nicht (oder: schwer) ins Gewicht. *15 Mit collenscher wycht1 betalen. – Gryse, Bg. T. 3 u. Bg, Ff. 1) Kölnischem Gewicht. Gewild. * Er hat vom Gewild gegessen. Satirisch verschönernd von jemand, der faul ist, weil man im Mittelalter glaubte, dass vom „G'wild Fleisch“ essen Faulheit erzeuge. Das vorstehende gehört zu den Sprichwörtern, welche die Faulheit mehr humoristisch als ernst behandeln. Riehl in seiner Schrift Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861) sagt in dem Abschnitt Der Humor der Faulheit hierher gehörend: „Das Volk spottet und scherzt mehr über die Faulheit, als dass es dieselbe strafe: Wer nicht gern arbeitet, der findet leicht einen Feiertag im Kalender. Er gähnt vom frühen Morgen und spricht: es will nicht Nacht werden. Er liebt, was kurz und gut, nämlich kurze Predigt und lange Bratwürste. Gott gibt's den Seinen im Schlafe. Dem Arbeiter gehört ein Brot, dem Faulen zwei. Wirft er einen Kreuzer aufs Dach, so fällt ihm ein Batzen wieder herunter. Hat man ihm die Kuh vergantet, so kalbt ihm auch der Ochs. Wer früh aufsteht, der viel verthut, wer lange schläft, den nimmt Gott in Hut. Faule Knechte sind gute Propheten.“ – Das Sprichwort versteckt auch das geiselnde Wort „Faulheit“ satirisch hinter schönen Phrasen. Im Mittelalter sagte man: Er bohrt nicht gern dicke Breter. Ein Pfaff steckt ihm in den Händen. Er wird keinen Hasen erlaufen. Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt. (S. die Artikel Faul, Faulheit und Langsam.) Gewinn. 1 Aller gewin schmeckt wol. (S. 42 u. 47.) – Franck, I, 119b. Frz.: De tout gain est bon le pain. (Kritzinger, 340a.) 2 Bey grossem gewin ist gar grosser betrug. – Henisch, 1600, 69; Petri, II, 43; Schottel, 1120a; Simrock, 3598; Körte, 2131. Die Russen: Der Gewinn hat oft den Betrug zur Mutter, aber der Betrug nicht immer den Gewinn zum Sohn. (Altmann VI, 448.) 3 Böser gewin fahrt (bald) dahin. – Henisch, 1600, 61; Gruter, I, 9; Schottel, 1120a; Braun, I, 796. Frz.: Ce qui vient de la flûte, retourne au tambour. – Laid gain fuit comme daim. (Cahier, 792.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [827]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/855>, abgerufen am 27.04.2024.