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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Geziert.

*1 Geziert wie der Osterochs.

*2 Geziert wie ein Franzose. (Lit.)

Wird gewöhnlich gebraucht, wenn jemand im Frack erscheint, diesem besonders den slawischen Völkern lächerlich erscheinenden Kleidungsstück.


Gezwungen.

Was man gezwungen thut, das bringt selten gut. - Petri, II, 603.


Gezwungenheit.

Gezwungenheit thut Gott leid.


Gibarsch.

Gibarsch - Nimmarsch.


Gibenach.

* Er ist nicht von Gibenach1. - Germania, V, 312.

1) Der Name eines Dorfs bei Basel. - Von einem, der ungern gibt. (S. Gebersdorf.)


Gibekniper.

* Er ist ein Gibekniper. - Frischbier2, 1272.

In Königsberg ein Spottname der Fischer, wie Stintstecher, und nach einer andern Ansicht richtiger als Gildekniper (s. d.). Von Gibe, die Goldkarausche (Cyprinus Gibelio).


Gibhand.

1 Die Gibhand hat vier, die Nimmhand sechs Finger.

2 Wo sich eine Gibhand aufthut, bewegen sich zehn Nimmhände.

"Niemand wird müde, die Hände auszustrecken zum Empfangen; aber im Geben will keiner zur Fertigkeit gelangen." (Castelli.)


Gibikon.

* Er ist nit von Gibikon. - Eiselein, 237.


Gibingen.

* Er ist nicht von Gibingen, sondern von Nehmingen. - Kirchhofer, 152; Körte, 2168; Braun, I, 821.

Vom Kargen und Habegern. (S. Gebersdorf.)


Gibmir.

Gifmi het dat Gnick braak'n. (Süderdithmarschen.)

Gibmir hat das Genick gebrochen. (Reinsberg IV, 149; Simrock, 3094.)


Gicht.

1 Die Gicht ist mehr denn alles nicht. - Henisch, 1615, 13; Petri, II, 130.

Das Wesen der Gicht besteht in Anhäufung der Harnsäure im Blute und in Absetzung derselben in die Gelenke. Darin werden die Sprichwörter 2 und 3 ihre Erklärung finden. L. Börne (Gesammelte Schriften, V, 148) sagt, sie folge im Conversations-Lexikon unmittelbar auf Gibraltar, weil sie mit Gewalt gar nicht einzunehmen sei. Cardanus brauchte ein besonderes Mittel wider Gichtschmerzen; er setzte sich an ein Buch und dachte so stark nach, dass er gleichsam in Entzückung fiel und keine Schmerzen empfand. (Vgl. Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 146.)

2 Die Gicht schielt auf den Wein.

3 Fu wat kit de Gicht? Fum Aeintchen, fum Fäenchtchen uch fum Käntchen. (Siebenbürg.) - Schuster, 258.

4 Gicht heilt vom Trinken nicht.

Span.: La gota se cura tapando la boca. (Cahier, 3441.)

5 Von aussen die Gicht, von jnnen das Liecht. - Henisch, 1615, 16.

*6 Da möchte man Gichter1 bekommen. (Rottenburg.)

Nämlich vor Aerger. -

1) Eine selten vorkommende Mehrzahl von Gicht zur Bezeichnung von Zuckungen oder eines gliederlähmenden Schlagflusses. (Campe, Wb., II, 372.) Man sagt in der obigen Redensart statt Gichter auch Bocksgichter.

*7 Er hat die faule Gicht und das fressende Fieber. (Westf., Sauerland.)

*8 Er hat die Gicht im Daumen. - Simrock, 1509; Körte, 2165.

Kann nicht zahlen.

*9 Er treibt die Gicht vorn aus, und hinten kommt das Podagra herein.


Gickenheinz.

* Ein Gickenheinz. - Murner, Vom luth. Narren.

D. i. ein grosser Narr. "Es hatz vff erd kein man nie kint, was doch gickenheintzen sint."


Gickerlis.

* Er ist eitel Gickerlis Geckerlis. - Eiselein, 238.


Gicks.

1 Gicks, Herr Boader, dass ihr mer nicht ne sat. - Gomolcke, 466; Frommann, III, 243, 62.

2 Man weiss nicht, ist es gicks oder gacks, hüst oder hott, gehauen oder gestochen. - Kirchhofer, 236.

[Spaltenumbruch] *3 Er weiss weder Gicks noch Gacks. - Eiselein, 238; Simrock, 3650; Frischbier2, 1271; Wurzbach II, 140; Sartorius, 162; Braun, I, 822.

In der Altmark: De wet von Keiks und Kaks nich. (Danneil, 100.) Ist sehr unwissend oder unerfahren.

Frz.: Ne savoir ni a ni b.


Gicksen.

1 Wenn du gegickst, so gackse auch. (Schles.)

*2 Er gickst und gackst alle Tage.

Ist kränklich.

*3 Er gickst und gackst nicht mehr. (Niederlausitz.)

Ist todt.

*4 Er kann weder gicksen noch gacksen.


Gicksgacks.

Gicksgacks übers Meer, Gicksgacks wieder her. (Oberaargau.) - Schweiz, I, 144, 56.


Giebekopp.

* Er ist ein Giebekopp. - Frischbier2, 1273.

Spottname. (S. Gibekniper.)


Giebel.

1 Am Gibel vnd am Dach merckt man des Wirthes Hausgemach. - Eyering, I, 89; Körte, 2167; Simrock, 651.

2 Die Giebel stehen überall in die Höhe.

Holl.: Overal staan de gevels omhoog en de handen open. (Harrebomee, I, 234.)

3 Enn goden Gäwel ziert dat Haus. (Rendsburg.)

In Oldenburg (Rastede) heisst es: 'N groten Gäfel. (Firmenich, III, 29, 135.) Ironisch: Die grosse Nase soll den Mann zieren. (Frischbier2, 1274.)

Holl.: Een goede (schoone) gevel versiert het huis. (Harrebomee, I, 234.)

*4 Er hat einen Giebel.

Ist betrunken. (S. Ansehen 29.)

*5 Et spöket by em im Gevel. - Richey, 73; Eichwald, 2636; hochdeutsch bei Körte, 2167; Braun, I, 820.

Er ist nicht richtig im Kopfe.

*6 He kregt in'n Gevel. - Eichwald, 636.


Giebichenstein.

Wer kommt nach Giebichenstein, der kommt selten wieder heim. - Pistor., VI, 35; Körte, 2166; Körte2, 2663; Wurzbach II, 54; Simrock, 3105.

Dies uralte ehemalige Bergschloss, auf einem steilen Felsen an der Saale neben dem jetzigen Dorfe gleichen Namens (Kreis Halle, Regierungsbezirk Merseburg) gelegen, war ein Staatsgefängniss, und zwar meist auf Lebenszeit, in welchem Umstande das obige Sprichwort seine Erklärung findet. Von hier aus soll der Landgraf Ludwig H. von Thüringen, der vom Kaiser Heinrich IV. gefangen gesetzt war, im Jahre 1079 den bekannten Sprung in die Saale gemacht, sich so der kaiserlichen Haft entzogen und dadurch den Beinamen der "Springer" erworben haben. Der Sprung ist nach der Lage des Giebichensteins in die Saale aber unmöglich, da die Saale zu entfernt davon fliesst. Die meisten Geschichtschreiber erklären daher den Sprung für ein Märchen, das aus dem Beinamen Salicus, der Springer, der aber ebenso wol der Salier, aus welcher Familie Ludwig stammte, bedeuten kann, entstanden sein möge. Vielleicht hat Ludwig seinen Zeitgenossen diese Art der Flucht auch angegeben, um seine Wächter zu schonen, mit deren Hülfe er wahrscheinlich entkommen war. (Vgl. den Artikel Ludwig in Pierer's Universal-Lexikon.)


Giebig.

Bist du giebig, so wird den Fischen das Wasser bald entlaufen. - Lehmann, 234, 19.


Gielen.

* He gielt (lauert) wie de Hund op Gelflesch.


Gienen.

Wan eyner ghienet (und göwet), so auch der and (oder: so ghienen all). (S. Gähnen.) - Tappius, 116b; Fischart; Henisch, 1615, 64.


Gienlöffel.

Wann ein Gienlöffel gienet, so gienet auch der ander. - Franck, II, 86b; Lehmann, II, 829, 59; Simrock, 2983.


Gier.

* Dar steit em de Gier na. - Eichwald, 638.

Begehrt etwas heftig.


Gierblas.

* Es ist ein Gierblas. - Märkische Forschungen, I, 182.

Von einem Heisshungerigen.


Gieren.

* Er hat zu spät gegiert wie Gebande. - Pisansky, 144.


Gieriger.

1 Ein gieriger gewinnt sein Gut anderen. - Henisch, 1616, 7; Petri, II, 188.

[Spaltenumbruch]
Geziert.

*1 Geziert wie der Osterochs.

*2 Geziert wie ein Franzose. (Lit.)

Wird gewöhnlich gebraucht, wenn jemand im Frack erscheint, diesem besonders den slawischen Völkern lächerlich erscheinenden Kleidungsstück.


Gezwungen.

Was man gezwungen thut, das bringt selten gut.Petri, II, 603.


Gezwungenheit.

Gezwungenheit thut Gott leid.


Gibarsch.

Gibarsch – Nimmarsch.


Gibenach.

* Er ist nicht von Gibenach1.Germania, V, 312.

1) Der Name eines Dorfs bei Basel. – Von einem, der ungern gibt. (S. Gebersdorf.)


Gibekniper.

* Er ist ein Gibekniper.Frischbier2, 1272.

In Königsberg ein Spottname der Fischer, wie Stintstecher, und nach einer andern Ansicht richtiger als Gildekniper (s. d.). Von Gibe, die Goldkarausche (Cyprinus Gibelio).


Gibhand.

1 Die Gibhand hat vier, die Nimmhand sechs Finger.

2 Wo sich eine Gibhand aufthut, bewegen sich zehn Nimmhände.

„Niemand wird müde, die Hände auszustrecken zum Empfangen; aber im Geben will keiner zur Fertigkeit gelangen.“ (Castelli.)


Gibikon.

* Er ist nit von Gibikon.Eiselein, 237.


Gibingen.

* Er ist nicht von Gibingen, sondern von Nehmingen.Kirchhofer, 152; Körte, 2168; Braun, I, 821.

Vom Kargen und Habegern. (S. Gebersdorf.)


Gibmir.

Gifmi het dat Gnick braak'n. (Süderdithmarschen.)

Gibmir hat das Genick gebrochen. (Reinsberg IV, 149; Simrock, 3094.)


Gicht.

1 Die Gicht ist mehr denn alles nicht.Henisch, 1615, 13; Petri, II, 130.

Das Wesen der Gicht besteht in Anhäufung der Harnsäure im Blute und in Absetzung derselben in die Gelenke. Darin werden die Sprichwörter 2 und 3 ihre Erklärung finden. L. Börne (Gesammelte Schriften, V, 148) sagt, sie folge im Conversations-Lexikon unmittelbar auf Gibraltar, weil sie mit Gewalt gar nicht einzunehmen sei. Cardanus brauchte ein besonderes Mittel wider Gichtschmerzen; er setzte sich an ein Buch und dachte so stark nach, dass er gleichsam in Entzückung fiel und keine Schmerzen empfand. (Vgl. Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 146.)

2 Die Gicht schielt auf den Wein.

3 Fu wat kit de Gicht? Fum Aeintchen, fum Fäenchtchen uch fum Käntchen. (Siebenbürg.) – Schuster, 258.

4 Gicht heilt vom Trinken nicht.

Span.: La gota se cura tapando la boca. (Cahier, 3441.)

5 Von aussen die Gicht, von jnnen das Liecht.Henisch, 1615, 16.

*6 Da möchte man Gichter1 bekommen. (Rottenburg.)

Nämlich vor Aerger. –

1) Eine selten vorkommende Mehrzahl von Gicht zur Bezeichnung von Zuckungen oder eines gliederlähmenden Schlagflusses. (Campe, Wb., II, 372.) Man sagt in der obigen Redensart statt Gichter auch Bocksgichter.

*7 Er hat die faule Gicht und das fressende Fieber. (Westf., Sauerland.)

*8 Er hat die Gicht im Daumen.Simrock, 1509; Körte, 2165.

Kann nicht zahlen.

*9 Er treibt die Gicht vorn aus, und hinten kommt das Podagra herein.


Gickenheinz.

* Ein Gickenheinz.Murner, Vom luth. Narren.

D. i. ein grosser Narr. „Es hatz vff erd kein man nie kint, was doch gickenheintzen sint.“


Gickerlis.

* Er ist eitel Gickerlis Geckerlis.Eiselein, 238.


Gicks.

1 Gicks, Herr Boader, dass ihr mer nicht ne sât.Gomolcke, 466; Frommann, III, 243, 62.

2 Man weiss nicht, ist es gicks oder gacks, hüst oder hott, gehauen oder gestochen.Kirchhofer, 236.

[Spaltenumbruch] *3 Er weiss weder Gicks noch Gacks.Eiselein, 238; Simrock, 3650; Frischbier2, 1271; Wurzbach II, 140; Sartorius, 162; Braun, I, 822.

In der Altmark: De wêt von Kîks und Kâks nich. (Danneil, 100.) Ist sehr unwissend oder unerfahren.

Frz.: Ne savoir ni a ni b.


Gicksen.

1 Wenn du gegickst, so gackse auch. (Schles.)

*2 Er gickst und gackst alle Tage.

Ist kränklich.

*3 Er gickst und gackst nicht mehr. (Niederlausitz.)

Ist todt.

*4 Er kann weder gicksen noch gacksen.


Gicksgacks.

Gicksgacks übers Meer, Gicksgacks wieder her. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 144, 56.


Giebekopp.

* Er ist ein Giebekopp.Frischbier2, 1273.

Spottname. (S. Gibekniper.)


Giebel.

1 Am Gibel vnd am Dach merckt man des Wirthes Hausgemach.Eyering, I, 89; Körte, 2167; Simrock, 651.

2 Die Giebel stehen überall in die Höhe.

Holl.: Overal staan de gevels omhoog en de handen open. (Harrebomée, I, 234.)

3 Enn goden Gäwel ziert dat Hûs. (Rendsburg.)

In Oldenburg (Rastede) heisst es: 'N groten Gäfel. (Firmenich, III, 29, 135.) Ironisch: Die grosse Nase soll den Mann zieren. (Frischbier2, 1274.)

Holl.: Een goede (schoone) gevel versiert het huis. (Harrebomée, I, 234.)

*4 Er hat einen Giebel.

Ist betrunken. (S. Ansehen 29.)

*5 Et spöket by em im Gevel.Richey, 73; Eichwald, 2636; hochdeutsch bei Körte, 2167; Braun, I, 820.

Er ist nicht richtig im Kopfe.

*6 He kregt in'n Gevel.Eichwald, 636.


Giebichenstein.

Wer kommt nach Giebichenstein, der kommt selten wieder heim.Pistor., VI, 35; Körte, 2166; Körte2, 2663; Wurzbach II, 54; Simrock, 3105.

Dies uralte ehemalige Bergschloss, auf einem steilen Felsen an der Saale neben dem jetzigen Dorfe gleichen Namens (Kreis Halle, Regierungsbezirk Merseburg) gelegen, war ein Staatsgefängniss, und zwar meist auf Lebenszeit, in welchem Umstande das obige Sprichwort seine Erklärung findet. Von hier aus soll der Landgraf Ludwig H. von Thüringen, der vom Kaiser Heinrich IV. gefangen gesetzt war, im Jahre 1079 den bekannten Sprung in die Saale gemacht, sich so der kaiserlichen Haft entzogen und dadurch den Beinamen der „Springer“ erworben haben. Der Sprung ist nach der Lage des Giebichensteins in die Saale aber unmöglich, da die Saale zu entfernt davon fliesst. Die meisten Geschichtschreiber erklären daher den Sprung für ein Märchen, das aus dem Beinamen Salicus, der Springer, der aber ebenso wol der Salier, aus welcher Familie Ludwig stammte, bedeuten kann, entstanden sein möge. Vielleicht hat Ludwig seinen Zeitgenossen diese Art der Flucht auch angegeben, um seine Wächter zu schonen, mit deren Hülfe er wahrscheinlich entkommen war. (Vgl. den Artikel Ludwig in Pierer's Universal-Lexikon.)


Giebig.

Bist du giebig, so wird den Fischen das Wasser bald entlaufen.Lehmann, 234, 19.


Gielen.

* He gielt (lauert) wie de Hund op Gêlflêsch.


Gienen.

Wan eyner ghienet (und göwet), so auch der and (oder: so ghienen all). (S. Gähnen.)Tappius, 116b; Fischart; Henisch, 1615, 64.


Gienlöffel.

Wann ein Gienlöffel gienet, so gienet auch der ander.Franck, II, 86b; Lehmann, II, 829, 59; Simrock, 2983.


Gier.

* Dar steit em de Gier na.Eichwald, 638.

Begehrt etwas heftig.


Gierblâs.

* Es ist ein Gierblâs.Märkische Forschungen, I, 182.

Von einem Heisshungerigen.


Gieren.

* Er hat zu spät gegiert wie Gebande.Pisansky, 144.


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1 Ein gieriger gewinnt sein Gut anderen.Henisch, 1616, 7; Petri, II, 188.

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[[843]/0871] Geziert. *1 Geziert wie der Osterochs. *2 Geziert wie ein Franzose. (Lit.) Wird gewöhnlich gebraucht, wenn jemand im Frack erscheint, diesem besonders den slawischen Völkern lächerlich erscheinenden Kleidungsstück. Gezwungen. Was man gezwungen thut, das bringt selten gut. – Petri, II, 603. Gezwungenheit. Gezwungenheit thut Gott leid. Gibarsch. Gibarsch – Nimmarsch. Gibenach. * Er ist nicht von Gibenach1. – Germania, V, 312. 1) Der Name eines Dorfs bei Basel. – Von einem, der ungern gibt. (S. Gebersdorf.) Gibekniper. * Er ist ein Gibekniper. – Frischbier2, 1272. In Königsberg ein Spottname der Fischer, wie Stintstecher, und nach einer andern Ansicht richtiger als Gildekniper (s. d.). Von Gibe, die Goldkarausche (Cyprinus Gibelio). Gibhand. 1 Die Gibhand hat vier, die Nimmhand sechs Finger. 2 Wo sich eine Gibhand aufthut, bewegen sich zehn Nimmhände. „Niemand wird müde, die Hände auszustrecken zum Empfangen; aber im Geben will keiner zur Fertigkeit gelangen.“ (Castelli.) Gibikon. * Er ist nit von Gibikon. – Eiselein, 237. Gibingen. * Er ist nicht von Gibingen, sondern von Nehmingen. – Kirchhofer, 152; Körte, 2168; Braun, I, 821. Vom Kargen und Habegern. (S. Gebersdorf.) Gibmir. Gifmi het dat Gnick braak'n. (Süderdithmarschen.) Gibmir hat das Genick gebrochen. (Reinsberg IV, 149; Simrock, 3094.) Gicht. 1 Die Gicht ist mehr denn alles nicht. – Henisch, 1615, 13; Petri, II, 130. Das Wesen der Gicht besteht in Anhäufung der Harnsäure im Blute und in Absetzung derselben in die Gelenke. Darin werden die Sprichwörter 2 und 3 ihre Erklärung finden. L. Börne (Gesammelte Schriften, V, 148) sagt, sie folge im Conversations-Lexikon unmittelbar auf Gibraltar, weil sie mit Gewalt gar nicht einzunehmen sei. Cardanus brauchte ein besonderes Mittel wider Gichtschmerzen; er setzte sich an ein Buch und dachte so stark nach, dass er gleichsam in Entzückung fiel und keine Schmerzen empfand. (Vgl. Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 146.) 2 Die Gicht schielt auf den Wein. 3 Fu wat kit de Gicht? Fum Aeintchen, fum Fäenchtchen uch fum Käntchen. (Siebenbürg.) – Schuster, 258. 4 Gicht heilt vom Trinken nicht. Span.: La gota se cura tapando la boca. (Cahier, 3441.) 5 Von aussen die Gicht, von jnnen das Liecht. – Henisch, 1615, 16. *6 Da möchte man Gichter1 bekommen. (Rottenburg.) Nämlich vor Aerger. – 1) Eine selten vorkommende Mehrzahl von Gicht zur Bezeichnung von Zuckungen oder eines gliederlähmenden Schlagflusses. (Campe, Wb., II, 372.) Man sagt in der obigen Redensart statt Gichter auch Bocksgichter. *7 Er hat die faule Gicht und das fressende Fieber. (Westf., Sauerland.) *8 Er hat die Gicht im Daumen. – Simrock, 1509; Körte, 2165. Kann nicht zahlen. *9 Er treibt die Gicht vorn aus, und hinten kommt das Podagra herein. Gickenheinz. * Ein Gickenheinz. – Murner, Vom luth. Narren. D. i. ein grosser Narr. „Es hatz vff erd kein man nie kint, was doch gickenheintzen sint.“ Gickerlis. * Er ist eitel Gickerlis Geckerlis. – Eiselein, 238. Gicks. 1 Gicks, Herr Boader, dass ihr mer nicht ne sât. – Gomolcke, 466; Frommann, III, 243, 62. 2 Man weiss nicht, ist es gicks oder gacks, hüst oder hott, gehauen oder gestochen. – Kirchhofer, 236. *3 Er weiss weder Gicks noch Gacks. – Eiselein, 238; Simrock, 3650; Frischbier2, 1271; Wurzbach II, 140; Sartorius, 162; Braun, I, 822. In der Altmark: De wêt von Kîks und Kâks nich. (Danneil, 100.) Ist sehr unwissend oder unerfahren. Frz.: Ne savoir ni a ni b. Gicksen. 1 Wenn du gegickst, so gackse auch. (Schles.) *2 Er gickst und gackst alle Tage. Ist kränklich. *3 Er gickst und gackst nicht mehr. (Niederlausitz.) Ist todt. *4 Er kann weder gicksen noch gacksen. Gicksgacks. Gicksgacks übers Meer, Gicksgacks wieder her. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 144, 56. Giebekopp. * Er ist ein Giebekopp. – Frischbier2, 1273. Spottname. (S. Gibekniper.) Giebel. 1 Am Gibel vnd am Dach merckt man des Wirthes Hausgemach. – Eyering, I, 89; Körte, 2167; Simrock, 651. 2 Die Giebel stehen überall in die Höhe. Holl.: Overal staan de gevels omhoog en de handen open. (Harrebomée, I, 234.) 3 Enn goden Gäwel ziert dat Hûs. (Rendsburg.) In Oldenburg (Rastede) heisst es: 'N groten Gäfel. (Firmenich, III, 29, 135.) Ironisch: Die grosse Nase soll den Mann zieren. (Frischbier2, 1274.) Holl.: Een goede (schoone) gevel versiert het huis. (Harrebomée, I, 234.) *4 Er hat einen Giebel. Ist betrunken. (S. Ansehen 29.) *5 Et spöket by em im Gevel. – Richey, 73; Eichwald, 2636; hochdeutsch bei Körte, 2167; Braun, I, 820. Er ist nicht richtig im Kopfe. *6 He kregt in'n Gevel. – Eichwald, 636. Giebichenstein. Wer kommt nach Giebichenstein, der kommt selten wieder heim. – Pistor., VI, 35; Körte, 2166; Körte2, 2663; Wurzbach II, 54; Simrock, 3105. Dies uralte ehemalige Bergschloss, auf einem steilen Felsen an der Saale neben dem jetzigen Dorfe gleichen Namens (Kreis Halle, Regierungsbezirk Merseburg) gelegen, war ein Staatsgefängniss, und zwar meist auf Lebenszeit, in welchem Umstande das obige Sprichwort seine Erklärung findet. Von hier aus soll der Landgraf Ludwig H. von Thüringen, der vom Kaiser Heinrich IV. gefangen gesetzt war, im Jahre 1079 den bekannten Sprung in die Saale gemacht, sich so der kaiserlichen Haft entzogen und dadurch den Beinamen der „Springer“ erworben haben. Der Sprung ist nach der Lage des Giebichensteins in die Saale aber unmöglich, da die Saale zu entfernt davon fliesst. Die meisten Geschichtschreiber erklären daher den Sprung für ein Märchen, das aus dem Beinamen Salicus, der Springer, der aber ebenso wol der Salier, aus welcher Familie Ludwig stammte, bedeuten kann, entstanden sein möge. Vielleicht hat Ludwig seinen Zeitgenossen diese Art der Flucht auch angegeben, um seine Wächter zu schonen, mit deren Hülfe er wahrscheinlich entkommen war. (Vgl. den Artikel Ludwig in Pierer's Universal-Lexikon.) Giebig. Bist du giebig, so wird den Fischen das Wasser bald entlaufen. – Lehmann, 234, 19. Gielen. * He gielt (lauert) wie de Hund op Gêlflêsch. Gienen. Wan eyner ghienet (und göwet), so auch der and (oder: so ghienen all). (S. Gähnen.) – Tappius, 116b; Fischart; Henisch, 1615, 64. Gienlöffel. Wann ein Gienlöffel gienet, so gienet auch der ander. – Franck, II, 86b; Lehmann, II, 829, 59; Simrock, 2983. Gier. * Dar steit em de Gier na. – Eichwald, 638. Begehrt etwas heftig. Gierblâs. * Es ist ein Gierblâs. – Märkische Forschungen, I, 182. Von einem Heisshungerigen. Gieren. * Er hat zu spät gegiert wie Gebande. – Pisansky, 144. Gieriger. 1 Ein gieriger gewinnt sein Gut anderen. – Henisch, 1616, 7; Petri, II, 188.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [843]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/871>, abgerufen am 28.04.2024.