Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Ein gieriger trawrt mehr vmb schaden, denn ein weiser. - Petri, II, 188.

3 So lange de gierige levet, hett de bedreger nine not. - Lübben, 6; Eichwald, 639.


Gierigheit.

De Gierigheit1 bedriegt de Wisheid. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 698, 41.

1) Geiz, Habsucht.


Gierigkeit.

1 Gierigkeit zerreisst den Sack.

2 Geirigkeit bedriegt de Weisheit. - Richey, 74; hochdeutsch bei Körte, 2169.

Bei Henisch (1443): Gierigkeit betreugt offt die weissheit. Wer zu viel haben will, handelt thöricht und wird betrogen.


Gieselmahl, s. Geiselmahl.

Giesen.

Wat du giest (hast) datt holl (halte) fast. (Recklinghausen.) - Firmenich, I, 373, 5.


Giess.

Es führt ihn das Giess1 daher. (Franken.)

1) Eine plötzliche Ueberschwemmung.


Giessen (Verb.).

1 Giessen hilft am besten, wenn der Regen am Himmel hängt.

Span.: Por agua del cielo, no dejes tu riego. (Cahier, 3687.)

*2 Drauf giessen, so lange man hat zu geniessen.

"Alacriter bibamus, singet die tolle Brüderschafft; lasset vns redlich vnd getrost darauff giessen, wer weiss, wie lange wirs werden geniessen." (Mathesy, 216a.)

*3 Er giesst dahin, wo es schon nass ist.

Er gibt dem, der ohnedies schon genug hat.


Giessen (Eigenname).

Giessen ist ein Schleifstein. - Körte, 2170 u. 2668; Eiselein, 237; Simrock, 3652.

Chr. Fr. Ayrman de scholis et academiis cum cote comparandis illustrandae paroemiae Hassiacae: Giessen ist ein Schleifstein (Giessen 1742). - Jede Universität ist oder soll ein Schleifstein sein; sie soll nicht, wie Börne in einem seiner Pariser Briefe behauptet, die Umgegend zehn Meilen in der Runde dumm machen. Einen ganz besondern Ruf hatte sich aber Giessen, die hessendarmstädtische Hochschule, in dem ersten Vierteljahrhundert nach ihrer im Jahre 1607 erfolgten Stiftung erworben. Es werden aber auch von ihr hölzerne Naturen ungeschliffen zu Hause gegangen sein, wie sie häufig von unsern Hochschulen kommen, die immer nur Anstalten sind, wo man alles lernen kann. Laukard (Beiträge zur Charakteristik der deutschen Universitäten) sagt von dem Leben der giessener Studenten, dass es für pedantisch gegolten habe, von gelehrten Dingen zu sprechen, man habe in den Versammlungen Zoten gerissen, habe sogar in einer Kneipe Vorlesungen über Zotologie gehalten, er selbst habe Professor Zoterum geheissen. Mehr über das giessener und anderweitige Schleifwesen findet man in gedrängter Zusammenstellung in Steger's Ergänzungen zum Conversations-Lexikon, XII, 129 fg.: Das deutsche Studentenwesen.


Giesteknieper.

* Er ist ein Giesteknieper. (Elbing.) - Frischbier2, 1275.

Zur Bezeichnung eines Geizhalses.


Gifen.

* Er gift (ärgert) sich wie a Wanzen. (Steiermark.)


Gift (das).

1 Aus den stärksten Giften wird die beste Arznei.

Dän.: Udaf den vaerste forgift, praepareres den beste Teriac. (Prov. dan., 546.)

2 Das Gift sitzt unter dem Schwanze der Tarantel.

Das Schlimmste kommt zuletzt.

Frz.: A la queue geit le venin. (Kritzinger, 705b.)

It.: Nella coda sta il veleno. (Bohn I, 111.)

Lat.: Latet in cauda venenum. (Bovill, II, 60.)

3 Die gefährlichsten Gifte für Land und Städte sind Schiesspulver, Säbel und Bajonnete.

4 Es ist kein schädlicher Gift als eine böse Zunge.

It.: Non vi e veleno piu pernicioso che la cattiva lingua. (Pazzaglia, 184, 13.)

5 Es ist kein tödtlicher gifft, dann eim alten ein jungs weib. - Franck, II, 172a; Gruter, I, 52.

Es gilt hier das Gegentheil von dem, was Lessing seinen Nathan sagen lässt: "Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche." "So man einen Alten höflich und glimpflich ums Leben bringen will, gebe man ihm ein junges Weib, das ist ein sonderlich und gewiss Gift!" Kaiser Friedrich IV. Sein Sohn, Maximilian I., heirathete nicht wieder, obgleich er erst zweiundfunfzig Jahre alt war, als er Witwer wurde.

6 Gifft findt man nicht in armer Leuth Kuchen. - Henisch, 1620, 57; Petri, II, 339; Sailer, 198; Eiselein, 237; Simrock, 511.

Lat.: Nulla aconita bibuntur fictilibus. (Eiselein, 237.)

[Spaltenumbruch] 7 Gifft vnd fewer im busen tragen bringt rewen. - Henisch, 1620, 58; Petri, II, 339.

8 Gifft wircket nit inn gifft. - Franck, I, 145b; Henisch, 1620, 59; Lehmann, II, 230, 130; Körte, 2171; Simrock, 3633.

9 Gifft wirdt offt vnter Honig gemischt. - Henisch, 1620, 60; Petri, II, 339.

Dän.: Hvo der vil have edder i nogen, skal have honning iblandt. (Prov. dan., 1742.)

10 Gift heilt Gift.

Eisiger Schnee erfrorene Glieder.

Frz.: Venin contre venin duit, car venin a venin nuict. (Bovill, II, 189.)

It.: Il veleno si spegne col veleno. (Bohn I, 104.)

Lat.: Remedium veneno venenum. (Bovill, II, 189.)

11 Gift ist gut wider Gift, Gift schadet dem Gifte.

Frz.: Venin contre venin duit, car venin a venin nuit. (Kritzinger, 705b.)

12 Gift kann nicht mehr als tödten.

Wenn jemand so viel Gift erhalten, dass er davon sterben muss, so wird es in diesem Falle gleich bleiben, wenn er auch mehr erhalten hätte. Die Russen sagen in diesem Sinne: Ein Glas voll Gift wirkt ebenso als ein Krug voll. (Altmann VI, 474.)

13 Innerlicher Gifft ist schädlicher, denn der ausswendige an der Haut. - Petri, II, 405; Tischreden, 314b.

14 Kein gifft so tödtlich, dass nicht ein Artzney findt. - Henisch, 1620, 61.

15 Kein Gift ohne Gegengift.

Gegen jedes Uebel ist noch immer Rath und Hülfe. "Jedes geistige Gift in der Menschheit hat, wie jedes in der Natur, zugleich sein Gegengift." (W. Menzel, Streckverse, 74.) Doch war nach Schleiden gegen die vegetabilischen Gifte Antjar und Pohon Upas im Jahre 1855 noch kein wirksames Gegengift gefunden.

Frz.: Au venin cognoist le triacle et au grant meshain le miracle. (Leroux, I, 185.)

It.: Ogni veleno ha il suo antidoto. (Pazzaglia, 362, 1.)

16 Nicht alles Gift kommt aus Einer Kröte.

17 Wer Gift einschenkt, der wird es auch austrinken.

18 Wilt du Gift meiden, so setze dich zu keiner Schlangen. - Henisch, 1620, 67; Petri, II, 794.

19 Zwei süsse Gifte hat des Menschen Leib: das eine guter Wein, das andere ein schönes Weib. (Wal.)

*20 Da möchte man Gift und Galle speien. - Mayer, II, 217.

*21 Das Gift ist ihm benommen. - Sandvoss, 363.

*22 Das Gift mit Honig mischen. - Murner, Gäuchmode.

*23 Das is mir als Gifft. - Gomolcke, 315.

*24 Das ist ihm wie Gift und Bopperment. (Rottenburg.)

Es ist ihm so zuwider wie Gift und Auripigment.

*25 Du kannst Gift darauf nehmen. - Frischbier2, 1276; Sandvoss, 362.

Dich ganz sicher darauf verlassen. Betheuerungsformel, von den Ordalien entlehnt.

*26 Er hat das Gift gemischt, das sie getrunken. - Parömiakon, 765.

*27 Er hat einen Gift auf ihn. (Rottenburg.)

Einen Pique; in Wien: ist harb auf ihn.

*28 Er hat weder Gift noch Galle.

*29 Er ist gleich Gift und Galle.

*30 Er kann einem Gift reden. - Tendlau, 380.

Durch Reden bis aufs Blut verwunden.

*31 Er saugt Gift für seine Pfeile.

*32 Gift in der Lunge und Honig auf der Zunge.

*33 Gift und Flammen speien.

*34 Gift und Galle kochen (oder: wider einen speien).

Frz.: Vomir son venin contre quelqu'un. (Kritzinger, 726a.)

*35 Man hat ihm das Gift schon genommen. - Mayer, II, 91.


Gift (die).

1 Giften und Gafen makt nichten un magen. - Schottel, 1133a.

*2 Gifft, gaben vnd geschenck nemen. - Mathesy, 126b.

*3 He nimt nig Gift noch Gave. (Holst.) - Schütze, II, 31.

Keinerlei Geschenke.


[Spaltenumbruch] 2 Ein gieriger trawrt mehr vmb schaden, denn ein weiser.Petri, II, 188.

3 So lange de gierige levet, hett de bedreger nine nôt.Lübben, 6; Eichwald, 639.


Gierigheit.

De Gierigheit1 bedriegt de Wisheid. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 41.

1) Geiz, Habsucht.


Gierigkeit.

1 Gierigkeit zerreisst den Sack.

2 Gîrigkeit bedriegt de Wîsheit.Richey, 74; hochdeutsch bei Körte, 2169.

Bei Henisch (1443): Gierigkeit betreugt offt die weissheit. Wer zu viel haben will, handelt thöricht und wird betrogen.


Gieselmahl, s. Geiselmahl.

Giesen.

Wat du giest (hast) datt holl (halte) fast. (Recklinghausen.) – Firmenich, I, 373, 5.


Giess.

Es führt ihn das Giess1 daher. (Franken.)

1) Eine plötzliche Ueberschwemmung.


Giessen (Verb.).

1 Giessen hilft am besten, wenn der Regen am Himmel hängt.

Span.: Por agua del cielo, no dejes tu riego. (Cahier, 3687.)

*2 Drauf giessen, so lange man hat zu geniessen.

„Alacriter bibamus, singet die tolle Brüderschafft; lasset vns redlich vnd getrost darauff giessen, wer weiss, wie lange wirs werden geniessen.“ (Mathesy, 216a.)

*3 Er giesst dahin, wo es schon nass ist.

Er gibt dem, der ohnedies schon genug hat.


Giessen (Eigenname).

Giessen ist ein Schleifstein.Körte, 2170 u. 2668; Eiselein, 237; Simrock, 3652.

Chr. Fr. Ayrman de scholis et academiis cum cote comparandis illustrandae paroemiae Hassiacae: Giessen ist ein Schleifstein (Giessen 1742). – Jede Universität ist oder soll ein Schleifstein sein; sie soll nicht, wie Börne in einem seiner Pariser Briefe behauptet, die Umgegend zehn Meilen in der Runde dumm machen. Einen ganz besondern Ruf hatte sich aber Giessen, die hessendarmstädtische Hochschule, in dem ersten Vierteljahrhundert nach ihrer im Jahre 1607 erfolgten Stiftung erworben. Es werden aber auch von ihr hölzerne Naturen ungeschliffen zu Hause gegangen sein, wie sie häufig von unsern Hochschulen kommen, die immer nur Anstalten sind, wo man alles lernen kann. Laukard (Beiträge zur Charakteristik der deutschen Universitäten) sagt von dem Leben der giessener Studenten, dass es für pedantisch gegolten habe, von gelehrten Dingen zu sprechen, man habe in den Versammlungen Zoten gerissen, habe sogar in einer Kneipe Vorlesungen über Zotologie gehalten, er selbst habe Professor Zoterum geheissen. Mehr über das giessener und anderweitige Schleifwesen findet man in gedrängter Zusammenstellung in Steger's Ergänzungen zum Conversations-Lexikon, XII, 129 fg.: Das deutsche Studentenwesen.


Giesteknieper.

* Er ist ein Giesteknieper. (Elbing.) – Frischbier2, 1275.

Zur Bezeichnung eines Geizhalses.


Gifen.

* Er gift (ärgert) sich wie a Wanzen. (Steiermark.)


Gift (das).

1 Aus den stärksten Giften wird die beste Arznei.

Dän.: Udaf den værste forgift, præpareres den beste Teriac. (Prov. dan., 546.)

2 Das Gift sitzt unter dem Schwanze der Tarantel.

Das Schlimmste kommt zuletzt.

Frz.: A la queue gît le venin. (Kritzinger, 705b.)

It.: Nella coda sta il veleno. (Bohn I, 111.)

Lat.: Latet in cauda venenum. (Bovill, II, 60.)

3 Die gefährlichsten Gifte für Land und Städte sind Schiesspulver, Säbel und Bajonnete.

4 Es ist kein schädlicher Gift als eine böse Zunge.

It.: Non vi è veleno più pernicioso che la cattiva lingua. (Pazzaglia, 184, 13.)

5 Es ist kein tödtlicher gifft, dann eim alten ein jungs weib.Franck, II, 172a; Gruter, I, 52.

Es gilt hier das Gegentheil von dem, was Lessing seinen Nathan sagen lässt: „Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.“ „So man einen Alten höflich und glimpflich ums Leben bringen will, gebe man ihm ein junges Weib, das ist ein sonderlich und gewiss Gift!“ Kaiser Friedrich IV. Sein Sohn, Maximilian I., heirathete nicht wieder, obgleich er erst zweiundfunfzig Jahre alt war, als er Witwer wurde.

6 Gifft findt man nicht in armer Leuth Kuchen.Henisch, 1620, 57; Petri, II, 339; Sailer, 198; Eiselein, 237; Simrock, 511.

Lat.: Nulla aconita bibuntur fictilibus. (Eiselein, 237.)

[Spaltenumbruch] 7 Gifft vnd fewer im busen tragen bringt rewen.Henisch, 1620, 58; Petri, II, 339.

8 Gifft wircket nit inn gifft.Franck, I, 145b; Henisch, 1620, 59; Lehmann, II, 230, 130; Körte, 2171; Simrock, 3633.

9 Gifft wirdt offt vnter Honig gemischt.Henisch, 1620, 60; Petri, II, 339.

Dän.: Hvo der vil have edder i nogen, skal have honning iblandt. (Prov. dan., 1742.)

10 Gift heilt Gift.

Eisiger Schnee erfrorene Glieder.

Frz.: Venin contre venin duit, car venin a venin nuict. (Bovill, II, 189.)

It.: Il veleno si spegne col veleno. (Bohn I, 104.)

Lat.: Remedium veneno venenum. (Bovill, II, 189.)

11 Gift ist gut wider Gift, Gift schadet dem Gifte.

Frz.: Venin contre venin duit, car venin à venin nuit. (Kritzinger, 705b.)

12 Gift kann nicht mehr als tödten.

Wenn jemand so viel Gift erhalten, dass er davon sterben muss, so wird es in diesem Falle gleich bleiben, wenn er auch mehr erhalten hätte. Die Russen sagen in diesem Sinne: Ein Glas voll Gift wirkt ebenso als ein Krug voll. (Altmann VI, 474.)

13 Innerlicher Gifft ist schädlicher, denn der ausswendige an der Haut.Petri, II, 405; Tischreden, 314b.

14 Kein gifft so tödtlich, dass nicht ein Artzney findt.Henisch, 1620, 61.

15 Kein Gift ohne Gegengift.

Gegen jedes Uebel ist noch immer Rath und Hülfe. „Jedes geistige Gift in der Menschheit hat, wie jedes in der Natur, zugleich sein Gegengift.“ (W. Menzel, Streckverse, 74.) Doch war nach Schleiden gegen die vegetabilischen Gifte Antjar und Pohon Upas im Jahre 1855 noch kein wirksames Gegengift gefunden.

Frz.: Au venin cognoist le triacle et au grant meshain le miracle. (Leroux, I, 185.)

It.: Ogni veleno hà il suo antidoto. (Pazzaglia, 362, 1.)

16 Nicht alles Gift kommt aus Einer Kröte.

17 Wer Gift einschenkt, der wird es auch austrinken.

18 Wilt du Gift meiden, so setze dich zu keiner Schlangen.Henisch, 1620, 67; Petri, II, 794.

19 Zwei süsse Gifte hat des Menschen Leib: das eine guter Wein, das andere ein schönes Weib. (Wal.)

*20 Da möchte man Gift und Galle speien.Mayer, II, 217.

*21 Das Gift ist ihm benommen.Sandvoss, 363.

*22 Das Gift mit Honig mischen.Murner, Gäuchmode.

*23 Das is mir als Gifft.Gomolcke, 315.

*24 Das ist ihm wie Gift und Bopperment. (Rottenburg.)

Es ist ihm so zuwider wie Gift und Auripigment.

*25 Du kannst Gift darauf nehmen.Frischbier2, 1276; Sandvoss, 362.

Dich ganz sicher darauf verlassen. Betheuerungsformel, von den Ordalien entlehnt.

*26 Er hat das Gift gemischt, das sie getrunken.Parömiakon, 765.

*27 Er hat einen Gift auf ihn. (Rottenburg.)

Einen Pique; in Wien: ist harb auf ihn.

*28 Er hat weder Gift noch Galle.

*29 Er ist gleich Gift und Galle.

*30 Er kann einem Gift reden.Tendlau, 380.

Durch Reden bis aufs Blut verwunden.

*31 Er saugt Gift für seine Pfeile.

*32 Gift in der Lunge und Honig auf der Zunge.

*33 Gift und Flammen speien.

*34 Gift und Galle kochen (oder: wider einen speien).

Frz.: Vomir son venin contre quelqu'un. (Kritzinger, 726a.)

*35 Man hat ihm das Gift schon genommen.Mayer, II, 91.


Gift (die).

1 Giften und Gafen makt nichten un magen.Schottel, 1133a.

*2 Gifft, gaben vnd geschenck nemen.Mathesy, 126b.

*3 He nimt nig Gift noch Gave. (Holst.) – Schütze, II, 31.

Keinerlei Geschenke.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0872" n="[844]"/><cb n="1687"/>
2 Ein gieriger trawrt mehr vmb schaden, denn ein weiser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 188.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 So lange de gierige levet, hett de bedreger nine nôt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lübben, 6; Eichwald, 639.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gierigheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De Gierigheit<hi rendition="#sup">1</hi> bedriegt de Wisheid.</hi> (<hi rendition="#i">Franz. Flandern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 698, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Geiz, Habsucht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gierigkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Gierigkeit zerreisst den Sack.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Gîrigkeit bedriegt de Wîsheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Richey, 74;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Körte, 2169.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Henisch (1443):</hi> Gierigkeit betreugt offt die weissheit. Wer zu viel haben will, handelt thöricht und wird betrogen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Gieselmahl,</hi> s.  Geiselmahl.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giesen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wat du giest (hast) datt holl (halte) fast.</hi> (<hi rendition="#i">Recklinghausen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 373, 5.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giess.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es führt ihn das Giess<hi rendition="#sup">1</hi> daher.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eine plötzliche Ueberschwemmung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Giessen</hi> (Verb.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Giessen hilft am besten, wenn der Regen am Himmel hängt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Por agua del cielo, no dejes tu riego. (<hi rendition="#i">Cahier, 3687.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Drauf giessen, so lange man hat zu geniessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Alacriter bibamus, singet die tolle Brüderschafft; lasset vns redlich vnd getrost darauff giessen, wer weiss, wie lange wirs werden geniessen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesy, 216<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er giesst dahin, wo es schon nass ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er gibt dem, der ohnedies schon genug hat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Giessen</hi> (Eigenname).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Giessen ist ein Schleifstein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2170 u. 2668; Eiselein, 237; Simrock, 3652.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Chr. Fr. Ayrman de scholis et academiis cum cote comparandis illustrandae paroemiae Hassiacae: Giessen ist ein Schleifstein</hi> (Giessen 1742). &#x2013; Jede Universität ist oder soll ein Schleifstein sein; sie soll nicht, wie <hi rendition="#i">Börne</hi> in einem seiner <hi rendition="#i">Pariser Briefe</hi> behauptet, die Umgegend zehn Meilen in der Runde dumm machen. Einen ganz besondern Ruf hatte sich aber Giessen, die hessendarmstädtische Hochschule, in dem ersten Vierteljahrhundert nach ihrer im Jahre 1607 erfolgten Stiftung erworben. Es werden aber auch von ihr hölzerne Naturen ungeschliffen zu Hause gegangen sein, wie sie häufig von unsern Hochschulen kommen, die immer nur Anstalten sind, wo man alles lernen <hi rendition="#g">kann</hi>. <hi rendition="#i">Laukard</hi> (<hi rendition="#i">Beiträge zur Charakteristik der deutschen Universitäten</hi>) sagt von dem Leben der giessener Studenten, dass es für pedantisch gegolten habe, von gelehrten Dingen zu sprechen, man habe in den Versammlungen Zoten gerissen, habe sogar in einer Kneipe Vorlesungen über Zotologie gehalten, er selbst habe Professor Zoterum geheissen. Mehr über das giessener und anderweitige Schleifwesen findet man in gedrängter Zusammenstellung in <hi rendition="#i">Steger's Ergänzungen zum Conversations-Lexikon, XII, 129 fg.: Das deutsche Studentenwesen.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giesteknieper.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Giesteknieper.</hi> (<hi rendition="#i">Elbing.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1275.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung eines Geizhalses.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gifen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er gift (ärgert) sich wie a Wanzen.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Gift</hi> (das).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus den stärksten Giften wird die beste Arznei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Udaf den værste forgift, præpareres den beste Teriac. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 546.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das Gift sitzt unter dem Schwanze der Tarantel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Schlimmste kommt zuletzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A la queue gît le venin. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 705<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Nella coda sta il veleno. (<hi rendition="#i">Bohn I, 111.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Latet in cauda venenum. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 60.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die gefährlichsten Gifte für Land und Städte sind Schiesspulver, Säbel und Bajonnete.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es ist kein schädlicher Gift als eine böse Zunge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Non vi è veleno più pernicioso che la cattiva lingua. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 184, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Es ist kein tödtlicher gifft, dann eim alten ein jungs weib.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 172<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 52.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es gilt hier das Gegentheil von dem, was <hi rendition="#i">Lessing</hi> seinen Nathan sagen lässt: &#x201E;Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.&#x201C; &#x201E;So man einen Alten höflich und glimpflich ums Leben bringen will, gebe man ihm ein junges Weib, das ist ein sonderlich und gewiss Gift!&#x201C; Kaiser Friedrich IV. Sein Sohn, Maximilian I., heirathete nicht wieder, obgleich er erst zweiundfunfzig Jahre alt war, als er Witwer wurde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Gifft findt man nicht in armer Leuth Kuchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1620, 57; Petri, II, 339; Sailer, 198; Eiselein, 237; Simrock, 511.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nulla aconita bibuntur fictilibus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 237.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1688"/>
7 Gifft vnd fewer im busen tragen bringt rewen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1620, 58; Petri, II, 339.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Gifft wircket nit inn gifft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 145<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 1620, 59; Lehmann, II, 230, 130; Körte, 2171; Simrock, 3633.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Gifft wirdt offt vnter Honig gemischt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1620, 60; Petri, II, 339.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo der vil have edder i nogen, skal have honning iblandt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 1742.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Gift heilt Gift.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eisiger Schnee erfrorene Glieder.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Venin contre venin duit, car venin a venin nuict. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il veleno si spegne col veleno. (<hi rendition="#i">Bohn I, 104.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Remedium veneno venenum. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Gift ist gut wider Gift, Gift schadet dem Gifte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Venin contre venin duit, car venin à venin nuit. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 705<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Gift kann nicht mehr als tödten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand so viel Gift erhalten, dass er davon sterben muss, so wird es in diesem Falle gleich bleiben, wenn er auch mehr erhalten hätte. Die Russen sagen in diesem Sinne: Ein Glas voll Gift wirkt ebenso als ein Krug voll. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 474.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Innerlicher Gifft ist schädlicher, denn der ausswendige an der Haut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 405; Tischreden, 314<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Kein gifft so tödtlich, dass nicht ein Artzney findt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1620, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Kein Gift ohne Gegengift.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gegen jedes Uebel ist noch immer Rath und Hülfe. &#x201E;Jedes geistige Gift in der Menschheit hat, wie jedes in der Natur, zugleich sein Gegengift.&#x201C; (<hi rendition="#i">W. Menzel, Streckverse, 74.</hi>) Doch war nach <hi rendition="#i">Schleiden</hi> gegen die vegetabilischen Gifte Antjar und Pohon Upas im Jahre 1855 noch kein wirksames Gegengift gefunden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Au venin cognoist le triacle et au grant meshain le miracle. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 185.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ogni veleno hà il suo antidoto. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 362, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Nicht alles Gift kommt aus Einer Kröte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Wer Gift einschenkt, der wird es auch austrinken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wilt du Gift meiden, so setze dich zu keiner Schlangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1620, 67; Petri, II, 794.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Zwei süsse Gifte hat des Menschen Leib: das eine guter Wein, das andere ein schönes Weib.</hi> (<hi rendition="#i">Wal.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Da möchte man Gift und Galle speien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 217.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Das Gift ist ihm benommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sandvoss, 363.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Das Gift mit Honig mischen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Gäuchmode.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Das is mir als Gifft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 315.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Das ist ihm wie Gift und Bopperment.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist ihm so zuwider wie Gift und Auripigment.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Du kannst Gift darauf nehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1276; Sandvoss, 362.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dich ganz sicher darauf verlassen. Betheuerungsformel, von den Ordalien entlehnt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Er hat das Gift gemischt, das sie getrunken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 765.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Er hat einen Gift auf ihn.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Pique; in Wien: ist harb auf ihn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 Er hat weder Gift noch Galle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*29 Er ist gleich Gift und Galle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Er kann einem Gift reden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 380.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Durch Reden bis aufs Blut verwunden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Er saugt Gift für seine Pfeile.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Gift in der Lunge und Honig auf der Zunge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Gift und Flammen speien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*34 Gift und Galle kochen (oder: wider einen speien).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Vomir son venin contre quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 726<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Man hat ihm das Gift schon genommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 91.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Gift</hi> (die).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Giften und Gafen makt nichten un magen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1133<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Gifft, gaben vnd geschenck nemen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 126<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 He nimt nig Gift noch Gave.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Keinerlei Geschenke.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[844]/0872] 2 Ein gieriger trawrt mehr vmb schaden, denn ein weiser. – Petri, II, 188. 3 So lange de gierige levet, hett de bedreger nine nôt. – Lübben, 6; Eichwald, 639. Gierigheit. De Gierigheit1 bedriegt de Wisheid. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 41. 1) Geiz, Habsucht. Gierigkeit. 1 Gierigkeit zerreisst den Sack. 2 Gîrigkeit bedriegt de Wîsheit. – Richey, 74; hochdeutsch bei Körte, 2169. Bei Henisch (1443): Gierigkeit betreugt offt die weissheit. Wer zu viel haben will, handelt thöricht und wird betrogen. Gieselmahl, s. Geiselmahl. Giesen. Wat du giest (hast) datt holl (halte) fast. (Recklinghausen.) – Firmenich, I, 373, 5. Giess. Es führt ihn das Giess1 daher. (Franken.) 1) Eine plötzliche Ueberschwemmung. Giessen (Verb.). 1 Giessen hilft am besten, wenn der Regen am Himmel hängt. Span.: Por agua del cielo, no dejes tu riego. (Cahier, 3687.) *2 Drauf giessen, so lange man hat zu geniessen. „Alacriter bibamus, singet die tolle Brüderschafft; lasset vns redlich vnd getrost darauff giessen, wer weiss, wie lange wirs werden geniessen.“ (Mathesy, 216a.) *3 Er giesst dahin, wo es schon nass ist. Er gibt dem, der ohnedies schon genug hat. Giessen (Eigenname). Giessen ist ein Schleifstein. – Körte, 2170 u. 2668; Eiselein, 237; Simrock, 3652. Chr. Fr. Ayrman de scholis et academiis cum cote comparandis illustrandae paroemiae Hassiacae: Giessen ist ein Schleifstein (Giessen 1742). – Jede Universität ist oder soll ein Schleifstein sein; sie soll nicht, wie Börne in einem seiner Pariser Briefe behauptet, die Umgegend zehn Meilen in der Runde dumm machen. Einen ganz besondern Ruf hatte sich aber Giessen, die hessendarmstädtische Hochschule, in dem ersten Vierteljahrhundert nach ihrer im Jahre 1607 erfolgten Stiftung erworben. Es werden aber auch von ihr hölzerne Naturen ungeschliffen zu Hause gegangen sein, wie sie häufig von unsern Hochschulen kommen, die immer nur Anstalten sind, wo man alles lernen kann. Laukard (Beiträge zur Charakteristik der deutschen Universitäten) sagt von dem Leben der giessener Studenten, dass es für pedantisch gegolten habe, von gelehrten Dingen zu sprechen, man habe in den Versammlungen Zoten gerissen, habe sogar in einer Kneipe Vorlesungen über Zotologie gehalten, er selbst habe Professor Zoterum geheissen. Mehr über das giessener und anderweitige Schleifwesen findet man in gedrängter Zusammenstellung in Steger's Ergänzungen zum Conversations-Lexikon, XII, 129 fg.: Das deutsche Studentenwesen. Giesteknieper. * Er ist ein Giesteknieper. (Elbing.) – Frischbier2, 1275. Zur Bezeichnung eines Geizhalses. Gifen. * Er gift (ärgert) sich wie a Wanzen. (Steiermark.) Gift (das). 1 Aus den stärksten Giften wird die beste Arznei. Dän.: Udaf den værste forgift, præpareres den beste Teriac. (Prov. dan., 546.) 2 Das Gift sitzt unter dem Schwanze der Tarantel. Das Schlimmste kommt zuletzt. Frz.: A la queue gît le venin. (Kritzinger, 705b.) It.: Nella coda sta il veleno. (Bohn I, 111.) Lat.: Latet in cauda venenum. (Bovill, II, 60.) 3 Die gefährlichsten Gifte für Land und Städte sind Schiesspulver, Säbel und Bajonnete. 4 Es ist kein schädlicher Gift als eine böse Zunge. It.: Non vi è veleno più pernicioso che la cattiva lingua. (Pazzaglia, 184, 13.) 5 Es ist kein tödtlicher gifft, dann eim alten ein jungs weib. – Franck, II, 172a; Gruter, I, 52. Es gilt hier das Gegentheil von dem, was Lessing seinen Nathan sagen lässt: „Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.“ „So man einen Alten höflich und glimpflich ums Leben bringen will, gebe man ihm ein junges Weib, das ist ein sonderlich und gewiss Gift!“ Kaiser Friedrich IV. Sein Sohn, Maximilian I., heirathete nicht wieder, obgleich er erst zweiundfunfzig Jahre alt war, als er Witwer wurde. 6 Gifft findt man nicht in armer Leuth Kuchen. – Henisch, 1620, 57; Petri, II, 339; Sailer, 198; Eiselein, 237; Simrock, 511. Lat.: Nulla aconita bibuntur fictilibus. (Eiselein, 237.) 7 Gifft vnd fewer im busen tragen bringt rewen. – Henisch, 1620, 58; Petri, II, 339. 8 Gifft wircket nit inn gifft. – Franck, I, 145b; Henisch, 1620, 59; Lehmann, II, 230, 130; Körte, 2171; Simrock, 3633. 9 Gifft wirdt offt vnter Honig gemischt. – Henisch, 1620, 60; Petri, II, 339. Dän.: Hvo der vil have edder i nogen, skal have honning iblandt. (Prov. dan., 1742.) 10 Gift heilt Gift. Eisiger Schnee erfrorene Glieder. Frz.: Venin contre venin duit, car venin a venin nuict. (Bovill, II, 189.) It.: Il veleno si spegne col veleno. (Bohn I, 104.) Lat.: Remedium veneno venenum. (Bovill, II, 189.) 11 Gift ist gut wider Gift, Gift schadet dem Gifte. Frz.: Venin contre venin duit, car venin à venin nuit. (Kritzinger, 705b.) 12 Gift kann nicht mehr als tödten. Wenn jemand so viel Gift erhalten, dass er davon sterben muss, so wird es in diesem Falle gleich bleiben, wenn er auch mehr erhalten hätte. Die Russen sagen in diesem Sinne: Ein Glas voll Gift wirkt ebenso als ein Krug voll. (Altmann VI, 474.) 13 Innerlicher Gifft ist schädlicher, denn der ausswendige an der Haut. – Petri, II, 405; Tischreden, 314b. 14 Kein gifft so tödtlich, dass nicht ein Artzney findt. – Henisch, 1620, 61. 15 Kein Gift ohne Gegengift. Gegen jedes Uebel ist noch immer Rath und Hülfe. „Jedes geistige Gift in der Menschheit hat, wie jedes in der Natur, zugleich sein Gegengift.“ (W. Menzel, Streckverse, 74.) Doch war nach Schleiden gegen die vegetabilischen Gifte Antjar und Pohon Upas im Jahre 1855 noch kein wirksames Gegengift gefunden. Frz.: Au venin cognoist le triacle et au grant meshain le miracle. (Leroux, I, 185.) It.: Ogni veleno hà il suo antidoto. (Pazzaglia, 362, 1.) 16 Nicht alles Gift kommt aus Einer Kröte. 17 Wer Gift einschenkt, der wird es auch austrinken. 18 Wilt du Gift meiden, so setze dich zu keiner Schlangen. – Henisch, 1620, 67; Petri, II, 794. 19 Zwei süsse Gifte hat des Menschen Leib: das eine guter Wein, das andere ein schönes Weib. (Wal.) *20 Da möchte man Gift und Galle speien. – Mayer, II, 217. *21 Das Gift ist ihm benommen. – Sandvoss, 363. *22 Das Gift mit Honig mischen. – Murner, Gäuchmode. *23 Das is mir als Gifft. – Gomolcke, 315. *24 Das ist ihm wie Gift und Bopperment. (Rottenburg.) Es ist ihm so zuwider wie Gift und Auripigment. *25 Du kannst Gift darauf nehmen. – Frischbier2, 1276; Sandvoss, 362. Dich ganz sicher darauf verlassen. Betheuerungsformel, von den Ordalien entlehnt. *26 Er hat das Gift gemischt, das sie getrunken. – Parömiakon, 765. *27 Er hat einen Gift auf ihn. (Rottenburg.) Einen Pique; in Wien: ist harb auf ihn. *28 Er hat weder Gift noch Galle. *29 Er ist gleich Gift und Galle. *30 Er kann einem Gift reden. – Tendlau, 380. Durch Reden bis aufs Blut verwunden. *31 Er saugt Gift für seine Pfeile. *32 Gift in der Lunge und Honig auf der Zunge. *33 Gift und Flammen speien. *34 Gift und Galle kochen (oder: wider einen speien). Frz.: Vomir son venin contre quelqu'un. (Kritzinger, 726a.) *35 Man hat ihm das Gift schon genommen. – Mayer, II, 91. Gift (die). 1 Giften und Gafen makt nichten un magen. – Schottel, 1133a. *2 Gifft, gaben vnd geschenck nemen. – Mathesy, 126b. *3 He nimt nig Gift noch Gave. (Holst.) – Schütze, II, 31. Keinerlei Geschenke.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/872
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [844]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/872>, abgerufen am 27.04.2024.