Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Giftig.

*1 A is giftig wie anne Kröte. (Hirschberg.)

*2 Er ist giftig wie ein Kurrhahn. - Frischbier2, 1277.

*3 So giftig as 'ne Hucke ('ne Otter, 'ne Spinne). (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 60, 69.


Giftpulver.

* Einem ein Giftpulver sein.

Sehr verhasst.


Giftwasser.

Giftwasser trinkt man nicht aus Stiefelgläsern.

Aber aus kleinern um so häufiger. Die Russen: Wenn es ans Gifttrinken geht, ist auch der Säufer lässig. (Altmann VI, 474.) Es hat nicht jeder den Muth des berliner Thierarztes Urban, der im December 1865 von einer trichinösen Wurst ass, wenigstens versicherte, davon gegessen zu haben.


Gigelisuppe.

* Si het Gigelisuppe1 g'gässe. (Solothurn.) - Schild, 82, 283.

1) Von Gigelen, gügelen, gigeln = halb verbissen, aber doch laut lachen, ein dem hochdeutschen kichern entsprechendes Klangwort, englisch to giggle. Gigeler (englisch giggler) einer, der bei jeder Sache lacht; in einigen Cantonen gigeren. (Vgl. Stalder, I, 445.) In Schlesien: gickern. - Sie kichert beständig.


Gikemagäke.

Gikemagäke hat Heu feil. (Rottenburg.)

Um etwas als Larifari, als faule Fische, Flausen, Possen zu bezeichnen.


Giks.

* Das is e Giks. - Tendlau, 99.

D. i. eine Dummheit, ein Irrthum, eine Thorheit.


Gilde.

1 Keine Gilde darf die andere brechen. - Graf, 504, 146.

Bezieht sich auf die gegenseitige Unabhängigkeit verschiedener Gilden oder Zünfte voneinander. Nen gylde scal die andern breken. Das hochdeutsche Gilde, das Genossenschaft bezeichnet (vgl. Grimm, Gramm., II, 736), ist das altniederländische ghylde (= Dargabe, Schmaus) und führt auf Opfer und Opferschmäuse zurück. Bei der Zusammenkunft der zur Zeit noch bestehenden ähnlichen Genossenschaften, Zünfte u. s. w. ist der Schmaus und das Trinkgelag auch kaum die Nebensache.

2 Man kann keine Gilde höher überwinden, als ihre Briefe sprechen. - Graf, 504, 147.

Jede Genossenschaft genoss innerhalb der durch das Gemeinwohl bedingten Schranken freie Selbstbestimmung; die Aufsichtsbehörde konnte zum Nachtheil oder Nutzen einzelner an den Satzungen der Gilden nichts ändern, und es konnte in Sachen derselben niemand zu höhern Geldstrafen angehalten werden, als solche die Gildebriefe bestimmten. Ock scal man nene gylde hoger wynnen wanne ore breue spreken.


Gildekniper.

* Er ist ein Gildekniper. (S. Eselsfresser.) - Frischbier, 260a; Frischbier2, 1278.

So nennt man die Einwohner Fischhausens als Zunftfischer, vielleicht weil man den Namen der kleinen Stadt von Fisch statt von Bischof herleitet. (S. Gibekniper.) Ausserdem nennt man sie auch Bärenstecher und Mückenspritzer. Einmal nämlich wurde, wie erzählt wird, plötzlich Feuerlärm geschlagen, weil der Kirchthurm brenne; und in der That wirbelten um ihn dicke Rauchwolken. Die Bürger zogen also rüstig mit den Löschgeräthen an und liessen die Spritzen wirken, worauf sich der Rauch, der aber aus nichts als sogenannten Haffmücken bestand, verzog. - Ein anderes mal verbreitete sich das Gerücht, dass vor der Stadt ein grimmiger Bär lauere. Die Bürger, welche sofort zur Jagd auszogen, fanden aber nur in dem bezeichneten Buschwerk einen der Thiergestalt ähnlichen Baumstumpf. (Vgl. Sagen den preussischen Samlandes von R. Reusch, zweite Auflage, Königsberg 1863, S. 113.)


Gillbruder.

* Er ist ein Gillbruder. - Frischbier2, 1279.

Soviel wie Saufbruder oder Schlemmer. Gillbrüder heissen eigentlich die Veranstalter der Gillen, d. i. der auf dem Lande in den Pfingstfesttagen allgemein üblichen Tanzvergnügungen. Die Gasthäuser oder Krüge sind dabei festlich mit Maien geschmückt. Von den Gästen tragen nur die Gillbrüder und die unterstützenden Gillschwestern Kränze und Bandschleifen; die Gillbrüder empfangen die Gäste, welche ein Eintrittsgeld zu zahlen haben, trinken ihnen den Willkommen zu, leiten die Tänze u. s. w.


Gillis.

Um Sanct-Gillis (1. Sept.) geht Kaiser Karl nach dem Winterquartier, um Christi Himmelfahrt kommt er wieder herfür.

In Aachen will man damit sagen, dass um diese Zeit die kühlere Jahreszeit beginnt. Auch die Russen nennen den 1. Sept. den Semintag oder Sommerwegführer. (Reinsberg VIII, 171.)


[Spaltenumbruch]
Giltmirgleich.

* Er ist ein Giltmirgleich.

Ein Mensch, den nichts erregt, dem alles gleich ist.


Gimpel.

1 Auch ein Gimpel trägt eine schwarze Kappe.

2 Aus einem Gimpel kann niemand einen Falken machen.

3 Aus Gimpeln Sperber machen, gehört nicht zu den leichten Sachen.

4 Ein Gimpel kann lange reisen, eh' er zu Verstande kommt.

5 Gimpel sind bald gefangen.

6 Wer will Gimpel fangen, nehme Weiber zum Handlangen.

Denn "die Weiber sind die besten Leimruthen, auf welchen man alle Gimpel sicher fängt". (Welt und Zeit, I, 136, 36.)

*7 An Gimpl auf der Nase sitzen hab'n. (Oberösterreich.) - Baumgarten, I, 91.

*8 An Gimpl fang'n. - Baumgarten, I, 91.

Infolge der Kälte eine rothe Nase bekommen.

*9 Dummer Gimpel. - Baumgarten, I, 91.

*10 Es ist ein wahrer Gimpel.

Sehr einfältiger Mensch.

Frz.: C'est un vrai Gille. (Lendroy, 836.)


Ging.

Giss do mer en Ging1, gevven ich dir e Wammmännche2. (Köln.) Firmenich, I, 474, 116.

1) Ohrfeige.

2) Maulschelle.


Ginn.

As et was inn Ginn, do was ik noch nich drin; as et was in Slut, do was ik al darut. - Eichwald, 640.


Gipfel.

1 Hast den Gipffel dess Thurns erlangt, so gedencke nicht vber die Spitz. - Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 15; Simrock, 3655.

2 Hohe Gipfel leiden von den Winden am meisten. - Parömiakon, 100.

3 Wenn auf den Gipfeln der Berge Schnee liegt, so ist's im Thal kalt.

"Wo es auff den Gipffeln der Berge kalt und alles mit schnee überdeckt, pflegt in den Gründen wenig Wärme zu spüren zu sein."

4 Wer auf den Gipfel will, muss beim Fusse anfangen.

5 Wer auffm höchsten gipffel seiner walfahrt stehet, der ist zunechst beim abfall. - Lehmann, 344, 44.

Die Russen: Vom Gipfel führen keine andern Wege als ins Thal. Und: Wer über den Gipfel hinaussteigen will, kann leicht ins Thal zurückfallen. (Altmann VI, 388 u. 436.)


Geiren.

* He lett hüm gieren. - Stürenburg, 70.

Er nimmt ihm im Spiel sein Geld ab. Geiren = vor Lust wie vor Schmerz schreien, kreischen.


Giritzenried.

* Sie sind auf das Giritzenried. - Kirchhofer, 287.

Giritz, Gyritz, Kiritz = Kibitz. Giritzenried oder Gyritzemoos ist eigentlich ein Moor, auf dem Kibitze fliegen. Da man diese scherzweise für verwandelte alte Jungfrauen ausgibt, so wird die obige Redensart auf Mädchen angewandt, die keine Männer bekommen. (Stalder, I, 448.)


Girizemoos.

* Sie kumt uf das Girizemoos. (S. Giritzenried.) - Eiselein, 238.


Girret.

* Hä röff Girret. (Köln.) - Firmenich, 473, 85.

D. h. er wird bald sterben.


Gischt.

Für 'nen Sechser Gischt und für 'nen Sechser Nischt, das ist die berliner Weisse. (Berlin.)

Zur Charakteristik des dortigen Weissbiers, das in neuerer Zeit immer mehr durch das bairische Bier verdrängt wird.


Gissen.

1 Gisse1 goaht ungewisse. (Westf.)

1) Gissen = vermuthen, muthmassen, argwöhnen, mistrauen, Verdacht hegen, beschuldigen. (Richey, 74.)

2 Gissen ist Missen. - Bueren, 494; Eichwald, 641; Schottel, 1133a; Körte, 2172; Simrock, 3657; Hauskalender, III.

3 Gissen steit up ungewissem Grunne. (Westf.)

[Spaltenumbruch]
Giftig.

*1 A is giftig wie anne Kröte. (Hirschberg.)

*2 Er ist giftig wie ein Kurrhahn.Frischbier2, 1277.

*3 So giftig as 'ne Hucke ('ne Otter, 'ne Spinne). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 69.


Giftpulver.

* Einem ein Giftpulver sein.

Sehr verhasst.


Giftwasser.

Giftwasser trinkt man nicht aus Stiefelgläsern.

Aber aus kleinern um so häufiger. Die Russen: Wenn es ans Gifttrinken geht, ist auch der Säufer lässig. (Altmann VI, 474.) Es hat nicht jeder den Muth des berliner Thierarztes Urban, der im December 1865 von einer trichinösen Wurst ass, wenigstens versicherte, davon gegessen zu haben.


Gigelisuppe.

* Si het Gigelisuppe1 g'gässe. (Solothurn.) – Schild, 82, 283.

1) Von Gigelen, gügelen, gigeln = halb verbissen, aber doch laut lachen, ein dem hochdeutschen kichern entsprechendes Klangwort, englisch to giggle. Gigeler (englisch giggler) einer, der bei jeder Sache lacht; in einigen Cantonen gigeren. (Vgl. Stalder, I, 445.) In Schlesien: gickern. – Sie kichert beständig.


Gikemagäke.

Gikemagäke hat Heu feil. (Rottenburg.)

Um etwas als Larifari, als faule Fische, Flausen, Possen zu bezeichnen.


Giks.

* Das is e Giks.Tendlau, 99.

D. i. eine Dummheit, ein Irrthum, eine Thorheit.


Gilde.

1 Keine Gilde darf die andere brechen.Graf, 504, 146.

Bezieht sich auf die gegenseitige Unabhängigkeit verschiedener Gilden oder Zünfte voneinander. Nen gylde scal die andern breken. Das hochdeutsche Gilde, das Genossenschaft bezeichnet (vgl. Grimm, Gramm., II, 736), ist das altniederländische ghylde (= Dargabe, Schmaus) und führt auf Opfer und Opferschmäuse zurück. Bei der Zusammenkunft der zur Zeit noch bestehenden ähnlichen Genossenschaften, Zünfte u. s. w. ist der Schmaus und das Trinkgelag auch kaum die Nebensache.

2 Man kann keine Gilde höher überwinden, als ihre Briefe sprechen.Graf, 504, 147.

Jede Genossenschaft genoss innerhalb der durch das Gemeinwohl bedingten Schranken freie Selbstbestimmung; die Aufsichtsbehörde konnte zum Nachtheil oder Nutzen einzelner an den Satzungen der Gilden nichts ändern, und es konnte in Sachen derselben niemand zu höhern Geldstrafen angehalten werden, als solche die Gildebriefe bestimmten. Ock scal man nene gylde hoger wynnen wanne ore breue spreken.


Gildekniper.

* Er ist ein Gildekniper. (S. Eselsfresser.)Frischbier, 260a; Frischbier2, 1278.

So nennt man die Einwohner Fischhausens als Zunftfischer, vielleicht weil man den Namen der kleinen Stadt von Fisch statt von Bischof herleitet. (S. Gibekniper.) Ausserdem nennt man sie auch Bärenstecher und Mückenspritzer. Einmal nämlich wurde, wie erzählt wird, plötzlich Feuerlärm geschlagen, weil der Kirchthurm brenne; und in der That wirbelten um ihn dicke Rauchwolken. Die Bürger zogen also rüstig mit den Löschgeräthen an und liessen die Spritzen wirken, worauf sich der Rauch, der aber aus nichts als sogenannten Haffmücken bestand, verzog. – Ein anderes mal verbreitete sich das Gerücht, dass vor der Stadt ein grimmiger Bär lauere. Die Bürger, welche sofort zur Jagd auszogen, fanden aber nur in dem bezeichneten Buschwerk einen der Thiergestalt ähnlichen Baumstumpf. (Vgl. Sagen den preussischen Samlandes von R. Reusch, zweite Auflage, Königsberg 1863, S. 113.)


Gillbruder.

* Er ist ein Gillbruder.Frischbier2, 1279.

Soviel wie Saufbruder oder Schlemmer. Gillbrüder heissen eigentlich die Veranstalter der Gillen, d. i. der auf dem Lande in den Pfingstfesttagen allgemein üblichen Tanzvergnügungen. Die Gasthäuser oder Krüge sind dabei festlich mit Maien geschmückt. Von den Gästen tragen nur die Gillbrüder und die unterstützenden Gillschwestern Kränze und Bandschleifen; die Gillbrüder empfangen die Gäste, welche ein Eintrittsgeld zu zahlen haben, trinken ihnen den Willkommen zu, leiten die Tänze u. s. w.


Gillis.

Um Sanct-Gillis (1. Sept.) geht Kaiser Karl nach dem Winterquartier, um Christi Himmelfahrt kommt er wieder herfür.

In Aachen will man damit sagen, dass um diese Zeit die kühlere Jahreszeit beginnt. Auch die Russen nennen den 1. Sept. den Semintag oder Sommerwegführer. (Reinsberg VIII, 171.)


[Spaltenumbruch]
Giltmirgleich.

* Er ist ein Giltmirgleich.

Ein Mensch, den nichts erregt, dem alles gleich ist.


Gimpel.

1 Auch ein Gimpel trägt eine schwarze Kappe.

2 Aus einem Gimpel kann niemand einen Falken machen.

3 Aus Gimpeln Sperber machen, gehört nicht zu den leichten Sachen.

4 Ein Gimpel kann lange reisen, eh' er zu Verstande kommt.

5 Gimpel sind bald gefangen.

6 Wer will Gimpel fangen, nehme Weiber zum Handlangen.

Denn „die Weiber sind die besten Leimruthen, auf welchen man alle Gimpel sicher fängt“. (Welt und Zeit, I, 136, 36.)

*7 An Gimpl auf der Nase sitzen hab'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 91.

*8 An Gimpl fang'n.Baumgarten, I, 91.

Infolge der Kälte eine rothe Nase bekommen.

*9 Dummer Gimpel.Baumgarten, I, 91.

*10 Es ist ein wahrer Gimpel.

Sehr einfältiger Mensch.

Frz.: C'est un vrai Gille. (Lendroy, 836.)


Ging.

Giss dô mêr en Ging1, gevven ich dir e Wammmännche2. (Köln.) Firmenich, I, 474, 116.

1) Ohrfeige.

2) Maulschelle.


Ginn.

As et was inn Ginn, do was ik noch nich drin; as et was in Slut, do was ik al darut.Eichwald, 640.


Gipfel.

1 Hast den Gipffel dess Thurns erlangt, so gedencke nicht vber die Spitz.Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 15; Simrock, 3655.

2 Hohe Gipfel leiden von den Winden am meisten.Parömiakon, 100.

3 Wenn auf den Gipfeln der Berge Schnee liegt, so ist's im Thal kalt.

„Wo es auff den Gipffeln der Berge kalt und alles mit schnee überdeckt, pflegt in den Gründen wenig Wärme zu spüren zu sein.“

4 Wer auf den Gipfel will, muss beim Fusse anfangen.

5 Wer auffm höchsten gipffel seiner walfahrt stehet, der ist zunechst beim abfall.Lehmann, 344, 44.

Die Russen: Vom Gipfel führen keine andern Wege als ins Thal. Und: Wer über den Gipfel hinaussteigen will, kann leicht ins Thal zurückfallen. (Altmann VI, 388 u. 436.)


Gîren.

* He lett hüm gieren.Stürenburg, 70.

Er nimmt ihm im Spiel sein Geld ab. Gîren = vor Lust wie vor Schmerz schreien, kreischen.


Giritzenried.

* Sie sind auf das Giritzenried.Kirchhofer, 287.

Giritz, Gyritz, Kiritz = Kibitz. Giritzenried oder Gyritzemoos ist eigentlich ein Moor, auf dem Kibitze fliegen. Da man diese scherzweise für verwandelte alte Jungfrauen ausgibt, so wird die obige Redensart auf Mädchen angewandt, die keine Männer bekommen. (Stalder, I, 448.)


Girizemoos.

* Sie kumt uf das Girizemoos. (S. Giritzenried.)Eiselein, 238.


Girret.

* Hä röff Girret. (Köln.) – Firmenich, 473, 85.

D. h. er wird bald sterben.


Gischt.

Für 'nen Sechser Gischt und für 'nen Sechser Nischt, das ist die berliner Weisse. (Berlin.)

Zur Charakteristik des dortigen Weissbiers, das in neuerer Zeit immer mehr durch das bairische Bier verdrängt wird.


Gissen.

1 Gisse1 goaht ungewisse. (Westf.)

1) Gissen = vermuthen, muthmassen, argwöhnen, mistrauen, Verdacht hegen, beschuldigen. (Richey, 74.)

2 Gissen ist Missen.Bueren, 494; Eichwald, 641; Schottel, 1133a; Körte, 2172; Simrock, 3657; Hauskalender, III.

3 Gissen steit up ungewissem Grunne. (Westf.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0873" n="[845]"/>
        <cb n="1689"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giftig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A is giftig wie anne Kröte.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist giftig wie ein Kurrhahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1277.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 So giftig as 'ne Hucke ('ne Otter, 'ne Spinne).</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 60, 69.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giftpulver.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einem ein Giftpulver sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sehr verhasst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giftwasser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Giftwasser trinkt man nicht aus Stiefelgläsern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber aus kleinern um so häufiger. Die Russen: Wenn es ans Gifttrinken geht, ist auch der Säufer lässig. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 474.</hi>) Es hat nicht jeder den Muth des berliner Thierarztes Urban, der im December 1865 von einer trichinösen Wurst ass, wenigstens versicherte, davon gegessen zu haben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gigelisuppe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Si het Gigelisuppe<hi rendition="#sup">1</hi> g'gässe.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 82, 283.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Von Gigelen, gügelen, gigeln = halb verbissen, aber doch laut lachen, ein dem hochdeutschen kichern entsprechendes Klangwort, englisch <hi rendition="#i">to giggle.</hi> Gigeler (englisch <hi rendition="#i">giggler</hi>) einer, der bei jeder Sache lacht; in einigen Cantonen gigeren. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, I, 445.</hi>) In Schlesien: gickern. &#x2013; Sie kichert beständig.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gikemagäke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gikemagäke hat Heu feil.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Um etwas als Larifari, als faule Fische, Flausen, Possen zu bezeichnen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giks.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das is e Giks.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 99.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. eine Dummheit, ein Irrthum, eine Thorheit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gilde.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Keine Gilde darf die andere brechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 504, 146.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf die gegenseitige Unabhängigkeit verschiedener Gilden oder Zünfte voneinander. Nen gylde scal die andern breken. Das hochdeutsche Gilde, das Genossenschaft bezeichnet (vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Gramm., II, 736</hi>), ist das altniederländische <hi rendition="#i">ghylde</hi> (= Dargabe, Schmaus) und führt auf Opfer und Opferschmäuse zurück. Bei der Zusammenkunft der zur Zeit noch bestehenden ähnlichen Genossenschaften, Zünfte u. s. w. ist der Schmaus und das Trinkgelag auch kaum die Nebensache.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man kann keine Gilde höher überwinden, als ihre Briefe sprechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 504, 147.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jede Genossenschaft genoss innerhalb der durch das Gemeinwohl bedingten Schranken freie Selbstbestimmung; die Aufsichtsbehörde konnte zum Nachtheil oder Nutzen einzelner an den Satzungen der Gilden nichts ändern, und es konnte in Sachen derselben niemand zu höhern Geldstrafen angehalten werden, als solche die Gildebriefe bestimmten. Ock scal man nene gylde hoger wynnen wanne ore breue spreken.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gildekniper.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Gildekniper. (S.  Eselsfresser.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 260<hi rendition="#sup">a</hi>; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1278.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man die Einwohner Fischhausens als Zunftfischer, vielleicht weil man den Namen der kleinen Stadt von Fisch statt von Bischof herleitet. (S.  Gibekniper.) Ausserdem nennt man sie auch Bärenstecher und Mückenspritzer. Einmal nämlich wurde, wie erzählt wird, plötzlich Feuerlärm geschlagen, weil der Kirchthurm brenne; und in der That wirbelten um ihn dicke Rauchwolken. Die Bürger zogen also rüstig mit den Löschgeräthen an und liessen die Spritzen wirken, worauf sich der Rauch, der aber aus nichts als sogenannten Haffmücken bestand, verzog. &#x2013; Ein anderes mal verbreitete sich das Gerücht, dass vor der Stadt ein grimmiger Bär lauere. Die Bürger, welche sofort zur Jagd auszogen, fanden aber nur in dem bezeichneten Buschwerk einen der Thiergestalt ähnlichen Baumstumpf. (Vgl. <hi rendition="#i">Sagen den preussischen Samlandes von R. Reusch, zweite Auflage, Königsberg 1863, S. 113.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gillbruder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Gillbruder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1279.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Soviel wie Saufbruder oder Schlemmer. Gillbrüder heissen eigentlich die Veranstalter der Gillen, d. i. der auf dem Lande in den Pfingstfesttagen allgemein üblichen Tanzvergnügungen. Die Gasthäuser oder Krüge sind dabei festlich mit Maien geschmückt. Von den Gästen tragen nur die Gillbrüder und die unterstützenden Gillschwestern Kränze und Bandschleifen; die Gillbrüder empfangen die Gäste, welche ein Eintrittsgeld zu zahlen haben, trinken ihnen den Willkommen zu, leiten die Tänze u. s. w.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gillis.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Um Sanct-Gillis (1. Sept.) geht Kaiser Karl nach dem Winterquartier, um Christi Himmelfahrt kommt er wieder herfür.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Aachen will man damit sagen, dass um diese Zeit die kühlere Jahreszeit beginnt. Auch die Russen nennen den 1. Sept. den Semintag oder Sommerwegführer. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 171.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="1690"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giltmirgleich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein Giltmirgleich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Mensch, den nichts erregt, dem alles gleich ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gimpel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch ein Gimpel trägt eine schwarze Kappe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Aus einem Gimpel kann niemand einen Falken machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Aus Gimpeln Sperber machen, gehört nicht zu den leichten Sachen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein Gimpel kann lange reisen, eh' er zu Verstande kommt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Gimpel sind bald gefangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer will Gimpel fangen, nehme Weiber zum Handlangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Denn &#x201E;die Weiber sind die besten Leimruthen, auf welchen man alle Gimpel sicher fängt&#x201C;. (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, I, 136, 36.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 An Gimpl auf der Nase sitzen hab'n.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten, I, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 An Gimpl fang'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten, I, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Infolge der Kälte eine rothe Nase bekommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Dummer Gimpel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten, I, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Es ist ein wahrer Gimpel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sehr einfältiger Mensch.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un vrai Gille. (<hi rendition="#i">Lendroy, 836.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ging.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Giss dô mêr en Ging<hi rendition="#sup">1</hi>, gevven ich dir e Wammmännche<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) <hi rendition="#i">Firmenich, I, 474, 116.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ohrfeige.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Maulschelle.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ginn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">As et was inn Ginn, do was ik noch nich drin; as et was in Slut, do was ik al darut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 640.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gipfel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hast den Gipffel dess Thurns erlangt, so gedencke nicht vber die Spitz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 15; Simrock, 3655.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hohe Gipfel leiden von den Winden am meisten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 100.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn auf den Gipfeln der Berge Schnee liegt, so ist's im Thal kalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wo es auff den Gipffeln der Berge kalt und alles mit schnee überdeckt, pflegt in den Gründen wenig Wärme zu spüren zu sein.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer auf den Gipfel will, muss beim Fusse anfangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer auffm höchsten gipffel seiner walfahrt stehet, der ist zunechst beim abfall.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 344, 44.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Vom Gipfel führen keine andern Wege als ins Thal. Und: Wer über den Gipfel hinaussteigen will, kann leicht ins Thal zurückfallen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 388 u. 436.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gîren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He lett hüm gieren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stürenburg, 70.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er nimmt ihm im Spiel sein Geld ab. Gîren = vor Lust wie vor Schmerz schreien, kreischen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Giritzenried.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie sind auf das Giritzenried.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 287.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Giritz, Gyritz, Kiritz = Kibitz. Giritzenried oder Gyritzemoos ist eigentlich ein Moor, auf dem Kibitze fliegen. Da man diese scherzweise für verwandelte alte Jungfrauen ausgibt, so wird die obige Redensart auf Mädchen angewandt, die keine Männer bekommen. (<hi rendition="#i">Stalder, I, 448.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Girizemoos.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie kumt uf das Girizemoos. (S.  Giritzenried.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 238.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Girret.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hä röff Girret.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, 473, 85.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. er wird bald sterben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gischt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Für 'nen Sechser Gischt und für 'nen Sechser Nischt, das ist die berliner Weisse.</hi> (<hi rendition="#i">Berlin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Charakteristik des dortigen Weissbiers, das in neuerer Zeit immer mehr durch das bairische Bier verdrängt wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gissen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gisse<hi rendition="#sup">1</hi> goaht ungewisse.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gissen = vermuthen, muthmassen, argwöhnen, mistrauen, Verdacht hegen, beschuldigen. (<hi rendition="#i">Richey, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Gissen ist Missen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 494; Eichwald, 641; Schottel, 1133<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte, 2172; Simrock, 3657; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gissen steit up ungewissem Grunne.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[845]/0873] Giftig. *1 A is giftig wie anne Kröte. (Hirschberg.) *2 Er ist giftig wie ein Kurrhahn. – Frischbier2, 1277. *3 So giftig as 'ne Hucke ('ne Otter, 'ne Spinne). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 69. Giftpulver. * Einem ein Giftpulver sein. Sehr verhasst. Giftwasser. Giftwasser trinkt man nicht aus Stiefelgläsern. Aber aus kleinern um so häufiger. Die Russen: Wenn es ans Gifttrinken geht, ist auch der Säufer lässig. (Altmann VI, 474.) Es hat nicht jeder den Muth des berliner Thierarztes Urban, der im December 1865 von einer trichinösen Wurst ass, wenigstens versicherte, davon gegessen zu haben. Gigelisuppe. * Si het Gigelisuppe1 g'gässe. (Solothurn.) – Schild, 82, 283. 1) Von Gigelen, gügelen, gigeln = halb verbissen, aber doch laut lachen, ein dem hochdeutschen kichern entsprechendes Klangwort, englisch to giggle. Gigeler (englisch giggler) einer, der bei jeder Sache lacht; in einigen Cantonen gigeren. (Vgl. Stalder, I, 445.) In Schlesien: gickern. – Sie kichert beständig. Gikemagäke. Gikemagäke hat Heu feil. (Rottenburg.) Um etwas als Larifari, als faule Fische, Flausen, Possen zu bezeichnen. Giks. * Das is e Giks. – Tendlau, 99. D. i. eine Dummheit, ein Irrthum, eine Thorheit. Gilde. 1 Keine Gilde darf die andere brechen. – Graf, 504, 146. Bezieht sich auf die gegenseitige Unabhängigkeit verschiedener Gilden oder Zünfte voneinander. Nen gylde scal die andern breken. Das hochdeutsche Gilde, das Genossenschaft bezeichnet (vgl. Grimm, Gramm., II, 736), ist das altniederländische ghylde (= Dargabe, Schmaus) und führt auf Opfer und Opferschmäuse zurück. Bei der Zusammenkunft der zur Zeit noch bestehenden ähnlichen Genossenschaften, Zünfte u. s. w. ist der Schmaus und das Trinkgelag auch kaum die Nebensache. 2 Man kann keine Gilde höher überwinden, als ihre Briefe sprechen. – Graf, 504, 147. Jede Genossenschaft genoss innerhalb der durch das Gemeinwohl bedingten Schranken freie Selbstbestimmung; die Aufsichtsbehörde konnte zum Nachtheil oder Nutzen einzelner an den Satzungen der Gilden nichts ändern, und es konnte in Sachen derselben niemand zu höhern Geldstrafen angehalten werden, als solche die Gildebriefe bestimmten. Ock scal man nene gylde hoger wynnen wanne ore breue spreken. Gildekniper. * Er ist ein Gildekniper. (S. Eselsfresser.) – Frischbier, 260a; Frischbier2, 1278. So nennt man die Einwohner Fischhausens als Zunftfischer, vielleicht weil man den Namen der kleinen Stadt von Fisch statt von Bischof herleitet. (S. Gibekniper.) Ausserdem nennt man sie auch Bärenstecher und Mückenspritzer. Einmal nämlich wurde, wie erzählt wird, plötzlich Feuerlärm geschlagen, weil der Kirchthurm brenne; und in der That wirbelten um ihn dicke Rauchwolken. Die Bürger zogen also rüstig mit den Löschgeräthen an und liessen die Spritzen wirken, worauf sich der Rauch, der aber aus nichts als sogenannten Haffmücken bestand, verzog. – Ein anderes mal verbreitete sich das Gerücht, dass vor der Stadt ein grimmiger Bär lauere. Die Bürger, welche sofort zur Jagd auszogen, fanden aber nur in dem bezeichneten Buschwerk einen der Thiergestalt ähnlichen Baumstumpf. (Vgl. Sagen den preussischen Samlandes von R. Reusch, zweite Auflage, Königsberg 1863, S. 113.) Gillbruder. * Er ist ein Gillbruder. – Frischbier2, 1279. Soviel wie Saufbruder oder Schlemmer. Gillbrüder heissen eigentlich die Veranstalter der Gillen, d. i. der auf dem Lande in den Pfingstfesttagen allgemein üblichen Tanzvergnügungen. Die Gasthäuser oder Krüge sind dabei festlich mit Maien geschmückt. Von den Gästen tragen nur die Gillbrüder und die unterstützenden Gillschwestern Kränze und Bandschleifen; die Gillbrüder empfangen die Gäste, welche ein Eintrittsgeld zu zahlen haben, trinken ihnen den Willkommen zu, leiten die Tänze u. s. w. Gillis. Um Sanct-Gillis (1. Sept.) geht Kaiser Karl nach dem Winterquartier, um Christi Himmelfahrt kommt er wieder herfür. In Aachen will man damit sagen, dass um diese Zeit die kühlere Jahreszeit beginnt. Auch die Russen nennen den 1. Sept. den Semintag oder Sommerwegführer. (Reinsberg VIII, 171.) Giltmirgleich. * Er ist ein Giltmirgleich. Ein Mensch, den nichts erregt, dem alles gleich ist. Gimpel. 1 Auch ein Gimpel trägt eine schwarze Kappe. 2 Aus einem Gimpel kann niemand einen Falken machen. 3 Aus Gimpeln Sperber machen, gehört nicht zu den leichten Sachen. 4 Ein Gimpel kann lange reisen, eh' er zu Verstande kommt. 5 Gimpel sind bald gefangen. 6 Wer will Gimpel fangen, nehme Weiber zum Handlangen. Denn „die Weiber sind die besten Leimruthen, auf welchen man alle Gimpel sicher fängt“. (Welt und Zeit, I, 136, 36.) *7 An Gimpl auf der Nase sitzen hab'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 91. *8 An Gimpl fang'n. – Baumgarten, I, 91. Infolge der Kälte eine rothe Nase bekommen. *9 Dummer Gimpel. – Baumgarten, I, 91. *10 Es ist ein wahrer Gimpel. Sehr einfältiger Mensch. Frz.: C'est un vrai Gille. (Lendroy, 836.) Ging. Giss dô mêr en Ging1, gevven ich dir e Wammmännche2. (Köln.) Firmenich, I, 474, 116. 1) Ohrfeige. 2) Maulschelle. Ginn. As et was inn Ginn, do was ik noch nich drin; as et was in Slut, do was ik al darut. – Eichwald, 640. Gipfel. 1 Hast den Gipffel dess Thurns erlangt, so gedencke nicht vber die Spitz. – Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 15; Simrock, 3655. 2 Hohe Gipfel leiden von den Winden am meisten. – Parömiakon, 100. 3 Wenn auf den Gipfeln der Berge Schnee liegt, so ist's im Thal kalt. „Wo es auff den Gipffeln der Berge kalt und alles mit schnee überdeckt, pflegt in den Gründen wenig Wärme zu spüren zu sein.“ 4 Wer auf den Gipfel will, muss beim Fusse anfangen. 5 Wer auffm höchsten gipffel seiner walfahrt stehet, der ist zunechst beim abfall. – Lehmann, 344, 44. Die Russen: Vom Gipfel führen keine andern Wege als ins Thal. Und: Wer über den Gipfel hinaussteigen will, kann leicht ins Thal zurückfallen. (Altmann VI, 388 u. 436.) Gîren. * He lett hüm gieren. – Stürenburg, 70. Er nimmt ihm im Spiel sein Geld ab. Gîren = vor Lust wie vor Schmerz schreien, kreischen. Giritzenried. * Sie sind auf das Giritzenried. – Kirchhofer, 287. Giritz, Gyritz, Kiritz = Kibitz. Giritzenried oder Gyritzemoos ist eigentlich ein Moor, auf dem Kibitze fliegen. Da man diese scherzweise für verwandelte alte Jungfrauen ausgibt, so wird die obige Redensart auf Mädchen angewandt, die keine Männer bekommen. (Stalder, I, 448.) Girizemoos. * Sie kumt uf das Girizemoos. (S. Giritzenried.) – Eiselein, 238. Girret. * Hä röff Girret. (Köln.) – Firmenich, 473, 85. D. h. er wird bald sterben. Gischt. Für 'nen Sechser Gischt und für 'nen Sechser Nischt, das ist die berliner Weisse. (Berlin.) Zur Charakteristik des dortigen Weissbiers, das in neuerer Zeit immer mehr durch das bairische Bier verdrängt wird. Gissen. 1 Gisse1 goaht ungewisse. (Westf.) 1) Gissen = vermuthen, muthmassen, argwöhnen, mistrauen, Verdacht hegen, beschuldigen. (Richey, 74.) 2 Gissen ist Missen. – Bueren, 494; Eichwald, 641; Schottel, 1133a; Körte, 2172; Simrock, 3657; Hauskalender, III. 3 Gissen steit up ungewissem Grunne. (Westf.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/873
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [845]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/873>, abgerufen am 28.04.2024.