Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 4 Ut (van) Gissen kuomt Landlugen. (Osnabrück.) - Firmenich, III, 126, 23.


Gissing.

De Gissing drüggt fakn. - Richey; Schütze, IV, 297; Eichwald, 642.

Dünken, Bedünken, Meinung, Muthmassung täuscht gar oft.


Gitter.

1 Ein goldenes Gitter ist auch ein Gitter.

2 Hinter dem Gitter schmeckt auch Honig bitter.

3 Wenn das Gitter in Ordnung ist, wird der Teufel auf den Kirchhof kommen. (Fries.)

4 Wer durchs Gitter sieht, sieht oft, was er nicht gern stellt. - Körte, 2173; Simrock, 3658; Braun, I, 823.

Sowie der Horcher oft hört, was er ungern vernimmt. Hauptsächlich gegen heimliche Belauschungen aus Eifersucht u. s. w.

Engl.: Those that follow their nose, are often led into a stink. (Gaal, 730.)

*5 Hinter dem Gitter stehen. - Eyering, III, 28.


Gitterfenster.

* Durch ein Gitterfenster hineinsehen.

Nur leichthin und nicht ganz nahe. Von den Kaufleuten, die ein Gitter vor ihre Waaren legen.


Gitterwerk.

* Das ist ein Gitterwerk, welches den Wind durchlässt. - Burckhardt, 280.

Von halben Massregeln.


Gitzi.

As ene Gitzi1 gids mit der Zit e Geiss. (Luzern.)

1) Jungs Ziege ohne Unterschied des Geschlechts. (Stalder, I, 449.)


Gitzeln.

Wenn mir einer einmal gitzelt, so ist er mir immer eine Geiss. (Schweiz.) - Kirchhofer, 278.


Gladerer.

* Er is a rechte Gladere. (Oberösterreich.)

Ein Mensch, der nichts verschweigen kann, bei dem alles, was er weiss, heraus muss. "A rechte Gladere" nennt man auch ein schlechtes Bier, einen schlechten Wein u. s. w. Beides erklärt sich leicht aus dem Zeitwort gleodern; eo = o; o und a wechseln mundartlich leicht. (Baumgarten.)


Glant.

Wer glant will sein, mut leiden Pein. (Lübeck.) - Deecke, 15.


Glanz.

1 Aussen Glanz, innen Sanct-Veitstanz. - Petri, II, 30.

"Wird auff armer Leut Hoffart gered."

It.: Bella in vista, spesso dentro e trista.

Lat.: Aliud in titulo, aliud in pyxide. (Philippi, I, 21.) - Auri natura non sunt splendentia pura. - In eburnea vagina plumbeus gladius. (Binder I, 731; II, 1424; Erasm., 252; Seybold, 238.)

2 Dem glantz soll man nit trawen. - Henisch, 1625, 22; Petri, II, 74.

3 Der glantz, so von der Weissheit gehet, verlöschet nicht. - Henisch, 1625, 23.

4 Glanz hält nicht lang den Tanz.

*5 Er acht keins glantz. - Franck, II, 17b.

Ironisch von solchen, die eben sehr viel Werth auf Aeusserlichkeiten legen.

*6 Er achtet nicht auf Glanz, trinkt wol aus einem Hafen. - Eiselein, 269.


Glänzen.

1 Wass gläntzt, dass gilt. - Lehmann, 424, 31.

Und dennoch sagt Goethe im Faust: "Was glänzt, ist für den Augenblick geboren."

*2 Er glänzt wie des Schinders Fettsack. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)

Von jemand, dessen Gesicht oder Kleidung schmuzig schillert.

*3 Er glänzt wie ein Dreck in der Laterne.

*4 Er glänzt wie ein Ofenloch.

Bei den alten Römern galt es für eine Lobeserhebung, wenn es hiess: Sie glänzt mehr als Oel. Wir lieben derartigen Glanz nicht und überlassen ihn gern den Eskimo-Schönen.

Frz.: Elle est noire comme poix. (Kritzinger, 548a.)

*5 Er glänzt wie ein Pomuchelskopf im Mondschein. - Frischbier2, 1281.

Von einem, der sehr geschniegelt einhergeht, sich das Haar stark pomadisirt hat u. s. w.

[Spaltenumbruch] *6 Es glänzt wie ein Karfunkelstein am (unterm) Ofenloch. (Nürtingen.) - Mayer, II, 112.

Von unechtem Glanze. Glänzende Kohle - kein Edelstein.

Lat.: Scarabaeo nigrior. (Binder I, 1589; II, 3031; Erasmus, 765; Philippi, II, 168; Seybold, 540.)

*7 Es glänzt wie eine Speckschwarte.

Lat.: Pellucet quasi laterna Punica. (Philippi, II, 90.)


Glänzend.

* Glänzend wie eine Speckschwarte. - Braun, I, 4169.


Glas.

1 Das erste Glas beisst wie der Tod, das zweite schmeckt zu Brot; wenn's dritte fehlt, ist grosse Noth.

Um zu bezeichnen, wie sich das Laster des Trunkes nur allmählich des Menschen bemächtigt. Die Ruthenen haben dafür das folgende Sprichwort: Das erste Glas geht wie auf dem Eise, das zweite wie auf Honig, nach dem dritten frage nicht, gib's her, 's hat rasche Reise.

Ruth.: Perwyj keliszok jak po ledu, drauhij jak po medu, a za tretyj ne pytaj lysze dawaj. (Wurzbach I, 280.)

2 Das Glas bläst sich nicht am kalten Ofen.

3 Das Glas erkennt man am Klang, den Mann am Wort und Gang.

Aehnlich die Russen Altmann VI, 448.

4 Das schönste Glas bricht auch in Scherben. - Parömiakon, 1851.

Das schönste Glas zerbricht, sagen die Russen, wenn's auf einen Stein fällt. (Altmann VI, 429.)

5 Die Gläser aus, so wird ein fröhlich Bruder draus.

6 Drei Gläser gehören zum Mahl: für Gesundheit, für Freiheit und die Freunde zumal.

Die Dänen haben den Trinkspruch: Det er dydens skaal, og frydens skaal, og alle gode venners skaal. (Prov. dan., 120.)

7 Drei Gläser mit Wein auf eine schimmlige Nuss, ist eine harte Buss. - Fischart.

8 Ein Glas ist am andern zerschellt. - Körte, 2173.

9 Ein Glas lehret uns all fein, dass wir gebrechliche Fässer sein. - Henisch, 1627, 16.

10 Ein Glas mehr erfreut mich sehr, ein Glas weniger noch mehr.

11 Ein Glas und ein Weib haben einen zerbrechlichen Leib.

Frz.: Une femme et un verre sont toujours en danger.

12 Ein Glas zieht das andere nach sich.

Man sei ja, sagt man, nicht auf Einem Bein gekommen.

Holl.: De eene pint trekt de andre pint, tot dat de gast zich dronken vindt. (Harrebomee, I, 203.)

13 Ein glass ist subtil vnnd bricht bald, das thut nicht so leicht ein silber becher. - Lehmann, 738, 28.

Dän.: Fiin glas brister snart. (Prov. dan., 241.)

Frz.: Il ne faut que quasser un verre. (Leroux, II, 157.)

14 Ein leeres Glas, was nützt mir das.

Holl.: Vrouw, maak mij toch den beker eens nat, zei de zuiper, hij is zoo droog als en meelzak. (Harrebomee, I, 45.)

15 Ein volles Glas wirft ins Gras.

16 En grot Glas half, en lütt Glas heel, so krigt en jeder sin bescheden Del. - Diermissen, 76.

17 Es gibt mehr Glas als Rubinen.

18 Es ist nur um das erste Glas zu thun.

Nur um den Anfang.

Frz.: Il n'y a que la premiere pinte qui coaute. (Lendroy, 1215.)

19 Glas und Weib, ein jeder für seinen Leib.

Holl.: Elk zijn glas en elk zijn wijf. (Harrebomee, I, 240.)

20 Gläser und Kinder hat man nie zu viel.

Poln.: Sklanek i dzieci nie ma nigdy nadto.

21 Gläser und Töchter sind stets in Gefahr. - Winckler, XIII, 94.

Engl.: Glasses and lasses are brittle ware. (Bohn II, 361.)

22 Hält man das Glas so hoch, wie hoch die Perle.

Das Glas ist aber jedenfalls nützlicher, und die Russen sagen im Sprichwort: Hätte es erfunden werden sollen, wir hätten noch heute kein Glas. (Altmann VI, 405.)

23 Hast du kein Glas, trink aus dem Fass.

Oder lass es lieber ganz.

24 Im Glase ertrinken auch alte Leute.

25 Im Glase ertrinken mehr als im Meer (oder: als in allen Wassern). - Mayer, II, 145.

Holl.: Daar verdrinken er meer in glas, dan in de zee. (Harrebomee, I, 239.)

[Spaltenumbruch] 4 Ut (van) Gissen kuomt Landlugen. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 126, 23.


Gissing.

De Gissing drüggt fakn.Richey; Schütze, IV, 297; Eichwald, 642.

Dünken, Bedünken, Meinung, Muthmassung täuscht gar oft.


Gitter.

1 Ein goldenes Gitter ist auch ein Gitter.

2 Hinter dem Gitter schmeckt auch Honig bitter.

3 Wenn das Gitter in Ordnung ist, wird der Teufel auf den Kirchhof kommen. (Fries.)

4 Wer durchs Gitter sieht, sieht oft, was er nicht gern stellt.Körte, 2173; Simrock, 3658; Braun, I, 823.

Sowie der Horcher oft hört, was er ungern vernimmt. Hauptsächlich gegen heimliche Belauschungen aus Eifersucht u. s. w.

Engl.: Those that follow their nose, are often led into a stink. (Gaal, 730.)

*5 Hinter dem Gitter stehen.Eyering, III, 28.


Gitterfenster.

* Durch ein Gitterfenster hineinsehen.

Nur leichthin und nicht ganz nahe. Von den Kaufleuten, die ein Gitter vor ihre Waaren legen.


Gitterwerk.

* Das ist ein Gitterwerk, welches den Wind durchlässt.Burckhardt, 280.

Von halben Massregeln.


Gitzi.

As ene Gitzi1 gids mit der Zit e Geiss. (Luzern.)

1) Jungs Ziege ohne Unterschied des Geschlechts. (Stalder, I, 449.)


Gitzeln.

Wenn mir einer einmal gitzelt, so ist er mir immer eine Geiss. (Schweiz.) – Kirchhofer, 278.


Gladerer.

* Er is a rechte Gladere. (Oberösterreich.)

Ein Mensch, der nichts verschweigen kann, bei dem alles, was er weiss, heraus muss. „A rechte Gladere“ nennt man auch ein schlechtes Bier, einen schlechten Wein u. s. w. Beides erklärt sich leicht aus dem Zeitwort gleodern; eo = ô; ô und â wechseln mundartlich leicht. (Baumgarten.)


Glant.

Wer glant will sîn, mut lîden Pîn. (Lübeck.) – Deecke, 15.


Glanz.

1 Aussen Glanz, innen Sanct-Veitstanz.Petri, II, 30.

„Wird auff armer Leut Hoffart gered.“

It.: Bella in vista, spesso dentro è trista.

Lat.: Aliud in titulo, aliud in pyxide. (Philippi, I, 21.) – Auri natura non sunt splendentia pura. – In eburnea vagina plumbeus gladius. (Binder I, 731; II, 1424; Erasm., 252; Seybold, 238.)

2 Dem glantz soll man nit trawen.Henisch, 1625, 22; Petri, II, 74.

3 Der glantz, so von der Weissheit gehet, verlöschet nicht.Henisch, 1625, 23.

4 Glanz hält nicht lang den Tanz.

*5 Er acht keins glantz.Franck, II, 17b.

Ironisch von solchen, die eben sehr viel Werth auf Aeusserlichkeiten legen.

*6 Er achtet nicht auf Glanz, trinkt wol aus einem Hafen.Eiselein, 269.


Glänzen.

1 Wass gläntzt, dass gilt.Lehmann, 424, 31.

Und dennoch sagt Goethe im Faust: „Was glänzt, ist für den Augenblick geboren.“

*2 Er glänzt wie des Schinders Fettsack. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)

Von jemand, dessen Gesicht oder Kleidung schmuzig schillert.

*3 Er glänzt wie ein Dreck in der Laterne.

*4 Er glänzt wie ein Ofenloch.

Bei den alten Römern galt es für eine Lobeserhebung, wenn es hiess: Sie glänzt mehr als Oel. Wir lieben derartigen Glanz nicht und überlassen ihn gern den Eskimo-Schönen.

Frz.: Elle est noire comme poix. (Kritzinger, 548a.)

*5 Er glänzt wie ein Pomuchelskopf im Mondschein.Frischbier2, 1281.

Von einem, der sehr geschniegelt einhergeht, sich das Haar stark pomadisirt hat u. s. w.

[Spaltenumbruch] *6 Es glänzt wie ein Karfunkelstein am (unterm) Ofenloch. (Nürtingen.) – Mayer, II, 112.

Von unechtem Glanze. Glänzende Kohle – kein Edelstein.

Lat.: Scarabaeo nigrior. (Binder I, 1589; II, 3031; Erasmus, 765; Philippi, II, 168; Seybold, 540.)

*7 Es glänzt wie eine Speckschwarte.

Lat.: Pellucet quasi laterna Punica. (Philippi, II, 90.)


Glänzend.

* Glänzend wie eine Speckschwarte.Braun, I, 4169.


Glas.

1 Das erste Glas beisst wie der Tod, das zweite schmeckt zu Brot; wenn's dritte fehlt, ist grosse Noth.

Um zu bezeichnen, wie sich das Laster des Trunkes nur allmählich des Menschen bemächtigt. Die Ruthenen haben dafür das folgende Sprichwort: Das erste Glas geht wie auf dem Eise, das zweite wie auf Honig, nach dem dritten frage nicht, gib's her, 's hat rasche Reise.

Ruth.: Perwyj keliszok jak po łedu, drûhij jak po medu, a za tretyj ne pytaj łysze dawaj. (Wurzbach I, 280.)

2 Das Glas bläst sich nicht am kalten Ofen.

3 Das Glas erkennt man am Klang, den Mann am Wort und Gang.

Aehnlich die Russen Altmann VI, 448.

4 Das schönste Glas bricht auch in Scherben.Parömiakon, 1851.

Das schönste Glas zerbricht, sagen die Russen, wenn's auf einen Stein fällt. (Altmann VI, 429.)

5 Die Gläser aus, so wird ein fröhlich Bruder draus.

6 Drei Gläser gehören zum Mahl: für Gesundheit, für Freiheit und die Freunde zumal.

Die Dänen haben den Trinkspruch: Det er dydens skaal, og frydens skaal, og alle gode venners skaal. (Prov. dan., 120.)

7 Drei Gläser mit Wein auf eine schimmlige Nuss, ist eine harte Buss.Fischart.

8 Ein Glas ist am andern zerschellt.Körte, 2173.

9 Ein Glas lehret uns all fein, dass wir gebrechliche Fässer sein.Henisch, 1627, 16.

10 Ein Glas mehr erfreut mich sehr, ein Glas weniger noch mehr.

11 Ein Glas und ein Weib haben einen zerbrechlichen Leib.

Frz.: Une femme et un verre sont toujours en danger.

12 Ein Glas zieht das andere nach sich.

Man sei ja, sagt man, nicht auf Einem Bein gekommen.

Holl.: De eene pint trekt de andre pint, tot dat de gast zich dronken vindt. (Harrebomée, I, 203.)

13 Ein glass ist subtil vnnd bricht bald, das thut nicht so leicht ein silber becher.Lehmann, 738, 28.

Dän.: Fiin glas brister snart. (Prov. dan., 241.)

Frz.: Il ne faut que quasser un verre. (Leroux, II, 157.)

14 Ein leeres Glas, was nützt mir das.

Holl.: Vrouw, maak mij toch den beker eens nat, zei de zuiper, hij is zoo droog als en meelzak. (Harrebomée, I, 45.)

15 Ein volles Glas wirft ins Gras.

16 En grot Glas half, en lütt Glas heel, so krigt en jeder sin bescheden Dêl.Diermissen, 76.

17 Es gibt mehr Glas als Rubinen.

18 Es ist nur um das erste Glas zu thun.

Nur um den Anfang.

Frz.: Il n'y a que la première pinte qui coûte. (Lendroy, 1215.)

19 Glas und Weib, ein jeder für seinen Leib.

Holl.: Elk zijn glas en elk zijn wijf. (Harrebomée, I, 240.)

20 Gläser und Kinder hat man nie zu viel.

Poln.: Sklanek i dzieci nie ma nigdy nadto.

21 Gläser und Töchter sind stets in Gefahr.Winckler, XIII, 94.

Engl.: Glasses and lasses are brittle ware. (Bohn II, 361.)

22 Hält man das Glas so hoch, wie hoch die Perle.

Das Glas ist aber jedenfalls nützlicher, und die Russen sagen im Sprichwort: Hätte es erfunden werden sollen, wir hätten noch heute kein Glas. (Altmann VI, 405.)

23 Hast du kein Glas, trink aus dem Fass.

Oder lass es lieber ganz.

24 Im Glase ertrinken auch alte Leute.

25 Im Glase ertrinken mehr als im Meer (oder: als in allen Wassern).Mayer, II, 145.

Holl.: Daar verdrinken er meer in glas, dan in de zee. (Harrebomée, I, 239.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0874" n="[846]"/><cb n="1691"/>
4 Ut (van) Gissen kuomt Landlugen.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 126, 23.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gissing.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De Gissing drüggt fakn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Richey; Schütze, IV, 297; Eichwald, 642.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dünken, Bedünken, Meinung, Muthmassung täuscht gar oft.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gitter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein goldenes Gitter ist auch ein Gitter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Hinter dem Gitter schmeckt auch Honig bitter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn das Gitter in Ordnung ist, wird der Teufel auf den Kirchhof kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Fries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer durchs Gitter sieht, sieht oft, was er nicht gern stellt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2173; Simrock, 3658; Braun, I, 823.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sowie der Horcher oft hört, was er ungern vernimmt. Hauptsächlich gegen heimliche Belauschungen aus Eifersucht u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Those that follow their nose, are often led into a stink. (<hi rendition="#i">Gaal, 730.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Hinter dem Gitter stehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, III, 28.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gitterfenster.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Durch ein Gitterfenster hineinsehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nur leichthin und nicht ganz nahe. Von den Kaufleuten, die ein Gitter vor ihre Waaren legen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gitterwerk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist ein Gitterwerk, welches den Wind durchlässt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 280.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von halben Massregeln.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gitzi.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">As ene Gitzi<hi rendition="#sup">1</hi> gids mit der Zit e Geiss.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Jungs Ziege ohne Unterschied des Geschlechts. (<hi rendition="#i">Stalder, I, 449.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gitzeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn mir einer einmal gitzelt, so ist er mir immer eine Geiss.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 278.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gladerer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er is a rechte Gladere.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Mensch, der nichts verschweigen kann, bei dem alles, was er weiss, heraus muss. &#x201E;A rechte Gladere&#x201C; nennt man auch ein schlechtes Bier, einen schlechten Wein u. s. w. Beides erklärt sich leicht aus dem Zeitwort gleodern; eo = ô; ô und â wechseln mundartlich leicht. (<hi rendition="#i">Baumgarten.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glant.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer glant will sîn, mut lîden Pîn.</hi> (<hi rendition="#i">Lübeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Deecke, 15.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glanz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aussen Glanz, innen Sanct-Veitstanz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wird auff armer Leut Hoffart gered.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Bella in vista, spesso dentro è trista.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aliud in titulo, aliud in pyxide. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 21.</hi>) &#x2013; Auri natura non sunt splendentia pura. &#x2013; In eburnea vagina plumbeus gladius. (<hi rendition="#i">Binder I, 731; II, 1424; Erasm., 252; Seybold, 238.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dem glantz soll man nit trawen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1625, 22; Petri, II, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der glantz, so von der Weissheit gehet, verlöschet nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1625, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Glanz hält nicht lang den Tanz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er acht keins glantz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 17<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch von solchen, die eben sehr viel Werth auf Aeusserlichkeiten legen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er achtet nicht auf Glanz, trinkt wol aus einem Hafen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 269.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glänzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wass gläntzt, dass gilt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 424, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Und dennoch sagt <hi rendition="#i">Goethe</hi> im <hi rendition="#i">Faust:</hi> &#x201E;Was glänzt, ist für den Augenblick geboren.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er glänzt wie des Schinders Fettsack.</hi> (<hi rendition="#i">Kreis Nimptsch in Schlesien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, dessen Gesicht oder Kleidung schmuzig schillert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er glänzt wie ein Dreck in der Laterne.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er glänzt wie ein Ofenloch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei den alten Römern galt es für eine Lobeserhebung, wenn es hiess: Sie glänzt mehr als Oel. Wir lieben derartigen Glanz nicht und überlassen ihn gern den Eskimo-Schönen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Elle est noire comme poix. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 548<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er glänzt wie ein Pomuchelskopf im Mondschein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1281.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, der sehr geschniegelt einhergeht, sich das Haar stark pomadisirt hat u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1692"/>
*6 Es glänzt wie ein Karfunkelstein am (unterm) Ofenloch.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 112.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von unechtem Glanze. Glänzende Kohle &#x2013; kein Edelstein.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Scarabaeo nigrior. (<hi rendition="#i">Binder I, 1589; II, 3031; Erasmus, 765; Philippi, II, 168; Seybold, 540.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Es glänzt wie eine Speckschwarte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pellucet quasi laterna Punica. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 90.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glänzend.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Glänzend wie eine Speckschwarte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 4169.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glas.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das erste Glas beisst wie der Tod, das zweite schmeckt zu Brot; wenn's dritte fehlt, ist grosse Noth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu bezeichnen, wie sich das Laster des Trunkes nur allmählich des Menschen bemächtigt. Die Ruthenen haben dafür das folgende Sprichwort: Das erste Glas geht wie auf dem Eise, das zweite wie auf Honig, nach dem dritten frage nicht, gib's her, 's hat rasche Reise.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ruth.</hi>: Perwyj keliszok jak po &#x0142;edu, drûhij jak po medu, a za tretyj ne pytaj &#x0142;ysze dawaj. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 280.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das Glas bläst sich nicht am kalten Ofen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Das Glas erkennt man am Klang, den Mann am Wort und Gang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich die Russen <hi rendition="#i">Altmann VI, 448.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Das schönste Glas bricht auch in Scherben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1851.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das schönste Glas zerbricht, sagen die Russen, wenn's auf einen Stein fällt. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 429.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die Gläser aus, so wird ein fröhlich Bruder draus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Drei Gläser gehören zum Mahl: für Gesundheit, für Freiheit und die Freunde zumal.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Dänen haben den Trinkspruch: Det er dydens skaal, og frydens skaal, og alle gode venners skaal. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 120.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Drei Gläser mit Wein auf eine schimmlige Nuss, ist eine harte Buss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein Glas ist am andern zerschellt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Ein Glas lehret uns all fein, dass wir gebrechliche Fässer sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1627, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Ein Glas mehr erfreut mich sehr, ein Glas weniger noch mehr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Ein Glas und ein Weib haben einen zerbrechlichen Leib.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Une femme et un verre sont toujours en danger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Ein Glas zieht das andere nach sich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man sei ja, sagt man, nicht auf Einem Bein gekommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De eene pint trekt de andre pint, tot dat de gast zich dronken vindt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 203.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ein glass ist subtil vnnd bricht bald, das thut nicht so leicht ein silber becher.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 738, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Fiin glas brister snart. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 241.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne faut que quasser un verre. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 157.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Ein leeres Glas, was nützt mir das.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Vrouw, maak mij toch den beker eens nat, zei de zuiper, hij is zoo droog als en meelzak. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Ein volles Glas wirft ins Gras.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 En grot Glas half, en lütt Glas heel, so krigt en jeder sin bescheden Dêl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Diermissen, 76.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Es gibt mehr Glas als Rubinen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Es ist nur um das erste Glas zu thun.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nur um den Anfang.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'y a que la première pinte qui coûte. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1215.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Glas und Weib, ein jeder für seinen Leib.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Elk zijn glas en elk zijn wijf. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 240.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Gläser und Kinder hat man nie zu viel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Sklanek i dzieci nie ma nigdy nadto.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Gläser und Töchter sind stets in Gefahr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XIII, 94.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Glasses and lasses are brittle ware. (<hi rendition="#i">Bohn II, 361.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Hält man das Glas so hoch, wie hoch die Perle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Glas ist aber jedenfalls nützlicher, und die Russen sagen im Sprichwort: Hätte es erfunden werden sollen, wir hätten noch heute kein Glas. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 405.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Hast du kein Glas, trink aus dem Fass.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Oder lass es lieber ganz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Im Glase ertrinken auch alte Leute.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Im Glase ertrinken mehr als im Meer (oder: als in allen Wassern).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 145.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar verdrinken er meer in glas, dan in de zee. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 239.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[846]/0874] 4 Ut (van) Gissen kuomt Landlugen. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 126, 23. Gissing. De Gissing drüggt fakn. – Richey; Schütze, IV, 297; Eichwald, 642. Dünken, Bedünken, Meinung, Muthmassung täuscht gar oft. Gitter. 1 Ein goldenes Gitter ist auch ein Gitter. 2 Hinter dem Gitter schmeckt auch Honig bitter. 3 Wenn das Gitter in Ordnung ist, wird der Teufel auf den Kirchhof kommen. (Fries.) 4 Wer durchs Gitter sieht, sieht oft, was er nicht gern stellt. – Körte, 2173; Simrock, 3658; Braun, I, 823. Sowie der Horcher oft hört, was er ungern vernimmt. Hauptsächlich gegen heimliche Belauschungen aus Eifersucht u. s. w. Engl.: Those that follow their nose, are often led into a stink. (Gaal, 730.) *5 Hinter dem Gitter stehen. – Eyering, III, 28. Gitterfenster. * Durch ein Gitterfenster hineinsehen. Nur leichthin und nicht ganz nahe. Von den Kaufleuten, die ein Gitter vor ihre Waaren legen. Gitterwerk. * Das ist ein Gitterwerk, welches den Wind durchlässt. – Burckhardt, 280. Von halben Massregeln. Gitzi. As ene Gitzi1 gids mit der Zit e Geiss. (Luzern.) 1) Jungs Ziege ohne Unterschied des Geschlechts. (Stalder, I, 449.) Gitzeln. Wenn mir einer einmal gitzelt, so ist er mir immer eine Geiss. (Schweiz.) – Kirchhofer, 278. Gladerer. * Er is a rechte Gladere. (Oberösterreich.) Ein Mensch, der nichts verschweigen kann, bei dem alles, was er weiss, heraus muss. „A rechte Gladere“ nennt man auch ein schlechtes Bier, einen schlechten Wein u. s. w. Beides erklärt sich leicht aus dem Zeitwort gleodern; eo = ô; ô und â wechseln mundartlich leicht. (Baumgarten.) Glant. Wer glant will sîn, mut lîden Pîn. (Lübeck.) – Deecke, 15. Glanz. 1 Aussen Glanz, innen Sanct-Veitstanz. – Petri, II, 30. „Wird auff armer Leut Hoffart gered.“ It.: Bella in vista, spesso dentro è trista. Lat.: Aliud in titulo, aliud in pyxide. (Philippi, I, 21.) – Auri natura non sunt splendentia pura. – In eburnea vagina plumbeus gladius. (Binder I, 731; II, 1424; Erasm., 252; Seybold, 238.) 2 Dem glantz soll man nit trawen. – Henisch, 1625, 22; Petri, II, 74. 3 Der glantz, so von der Weissheit gehet, verlöschet nicht. – Henisch, 1625, 23. 4 Glanz hält nicht lang den Tanz. *5 Er acht keins glantz. – Franck, II, 17b. Ironisch von solchen, die eben sehr viel Werth auf Aeusserlichkeiten legen. *6 Er achtet nicht auf Glanz, trinkt wol aus einem Hafen. – Eiselein, 269. Glänzen. 1 Wass gläntzt, dass gilt. – Lehmann, 424, 31. Und dennoch sagt Goethe im Faust: „Was glänzt, ist für den Augenblick geboren.“ *2 Er glänzt wie des Schinders Fettsack. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) Von jemand, dessen Gesicht oder Kleidung schmuzig schillert. *3 Er glänzt wie ein Dreck in der Laterne. *4 Er glänzt wie ein Ofenloch. Bei den alten Römern galt es für eine Lobeserhebung, wenn es hiess: Sie glänzt mehr als Oel. Wir lieben derartigen Glanz nicht und überlassen ihn gern den Eskimo-Schönen. Frz.: Elle est noire comme poix. (Kritzinger, 548a.) *5 Er glänzt wie ein Pomuchelskopf im Mondschein. – Frischbier2, 1281. Von einem, der sehr geschniegelt einhergeht, sich das Haar stark pomadisirt hat u. s. w. *6 Es glänzt wie ein Karfunkelstein am (unterm) Ofenloch. (Nürtingen.) – Mayer, II, 112. Von unechtem Glanze. Glänzende Kohle – kein Edelstein. Lat.: Scarabaeo nigrior. (Binder I, 1589; II, 3031; Erasmus, 765; Philippi, II, 168; Seybold, 540.) *7 Es glänzt wie eine Speckschwarte. Lat.: Pellucet quasi laterna Punica. (Philippi, II, 90.) Glänzend. * Glänzend wie eine Speckschwarte. – Braun, I, 4169. Glas. 1 Das erste Glas beisst wie der Tod, das zweite schmeckt zu Brot; wenn's dritte fehlt, ist grosse Noth. Um zu bezeichnen, wie sich das Laster des Trunkes nur allmählich des Menschen bemächtigt. Die Ruthenen haben dafür das folgende Sprichwort: Das erste Glas geht wie auf dem Eise, das zweite wie auf Honig, nach dem dritten frage nicht, gib's her, 's hat rasche Reise. Ruth.: Perwyj keliszok jak po łedu, drûhij jak po medu, a za tretyj ne pytaj łysze dawaj. (Wurzbach I, 280.) 2 Das Glas bläst sich nicht am kalten Ofen. 3 Das Glas erkennt man am Klang, den Mann am Wort und Gang. Aehnlich die Russen Altmann VI, 448. 4 Das schönste Glas bricht auch in Scherben. – Parömiakon, 1851. Das schönste Glas zerbricht, sagen die Russen, wenn's auf einen Stein fällt. (Altmann VI, 429.) 5 Die Gläser aus, so wird ein fröhlich Bruder draus. 6 Drei Gläser gehören zum Mahl: für Gesundheit, für Freiheit und die Freunde zumal. Die Dänen haben den Trinkspruch: Det er dydens skaal, og frydens skaal, og alle gode venners skaal. (Prov. dan., 120.) 7 Drei Gläser mit Wein auf eine schimmlige Nuss, ist eine harte Buss. – Fischart. 8 Ein Glas ist am andern zerschellt. – Körte, 2173. 9 Ein Glas lehret uns all fein, dass wir gebrechliche Fässer sein. – Henisch, 1627, 16. 10 Ein Glas mehr erfreut mich sehr, ein Glas weniger noch mehr. 11 Ein Glas und ein Weib haben einen zerbrechlichen Leib. Frz.: Une femme et un verre sont toujours en danger. 12 Ein Glas zieht das andere nach sich. Man sei ja, sagt man, nicht auf Einem Bein gekommen. Holl.: De eene pint trekt de andre pint, tot dat de gast zich dronken vindt. (Harrebomée, I, 203.) 13 Ein glass ist subtil vnnd bricht bald, das thut nicht so leicht ein silber becher. – Lehmann, 738, 28. Dän.: Fiin glas brister snart. (Prov. dan., 241.) Frz.: Il ne faut que quasser un verre. (Leroux, II, 157.) 14 Ein leeres Glas, was nützt mir das. Holl.: Vrouw, maak mij toch den beker eens nat, zei de zuiper, hij is zoo droog als en meelzak. (Harrebomée, I, 45.) 15 Ein volles Glas wirft ins Gras. 16 En grot Glas half, en lütt Glas heel, so krigt en jeder sin bescheden Dêl. – Diermissen, 76. 17 Es gibt mehr Glas als Rubinen. 18 Es ist nur um das erste Glas zu thun. Nur um den Anfang. Frz.: Il n'y a que la première pinte qui coûte. (Lendroy, 1215.) 19 Glas und Weib, ein jeder für seinen Leib. Holl.: Elk zijn glas en elk zijn wijf. (Harrebomée, I, 240.) 20 Gläser und Kinder hat man nie zu viel. Poln.: Sklanek i dzieci nie ma nigdy nadto. 21 Gläser und Töchter sind stets in Gefahr. – Winckler, XIII, 94. Engl.: Glasses and lasses are brittle ware. (Bohn II, 361.) 22 Hält man das Glas so hoch, wie hoch die Perle. Das Glas ist aber jedenfalls nützlicher, und die Russen sagen im Sprichwort: Hätte es erfunden werden sollen, wir hätten noch heute kein Glas. (Altmann VI, 405.) 23 Hast du kein Glas, trink aus dem Fass. Oder lass es lieber ganz. 24 Im Glase ertrinken auch alte Leute. 25 Im Glase ertrinken mehr als im Meer (oder: als in allen Wassern). – Mayer, II, 145. Holl.: Daar verdrinken er meer in glas, dan in de zee. (Harrebomée, I, 239.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/874
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [846]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/874>, abgerufen am 28.04.2024.