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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 2 Der Glaser hat oft die schlechtesten Fenster.

In Russland sagt man: Die Fenster in des Glasers Haus sind schon seit zehn Jahren zersprungen. (Altmann V.)

3 Der Glaser will auch leben. (Nürtingen.)

Wenn eine Scheibe zerbricht.

4 Huch, Herr Glaser, was sind das für Scheiben. (Uckermark.)

Im Grossen Werder: Herr Glaser, wat send dat vor Rute! (Frischbier2, 1283.) Ausruf des Erstaunens.


Glasfenster.

1 Wer Glasfenster hat, muss sich in Acht nehmen, wenn er in seines Nachbars Haus Steine wirft. (S. Dach 22.) - Sailer, 283.

Aehnlich die Engländer und die Neger in Surinam. Die Italiener sagen: Wer eine Sturmhaube von Glas hat, der muss in keinen Schleuderkampf gehen. (Reinsberg IV, 53.)

2 Wer Glasfenster vorm Busen hat, dem kann jeder ins Herz sehen.

Beide Sprichwörter gehören ihrer Entstehung nach der neuern Zeit an; denn die Glasfenster sind noch nicht alt. Das Rathhaus zu Zürich hatte noch im Jahre 1412 statt der Fenster Tuchvorhänge; und der Herzog von Northumberland, der reichste Mann in England, liess noch in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Fenster seines Schlosses jedesmal herausnehmen und sorgfältig verpacken, so oft er verreiste. (Vgl. Geschichte der Glasfenster in der Schlesischen Zeitung, Breslau 1859, Nr. 485.) Noch im Jahre 1661 hatte der königliche Palast Englands erst in den obern Stockwerken Glasfenster; in den untern befanden sich Laden.


Glashaus.

Wer im Glashaus sitzt, muss nicht mit Steinen werfen.


Gläslein.

1 Aus dem Gläslein noch so klein, kann man saufen wie ein Schwein.

2 Ein geschenkt Gläslein ist besser als ein gekauft Fass.

Aehnlich die Russen Altmann V, 108.


Glasscherben.

Glasscherben muss man nicht in Gold fassen.


Glasur.

*1 Das ist eine schlechte Glasur.

*2 Die Glasur hält nicht.

*3 Er (sie) hat Glasur aufgelegt.

Frz.: Donner le blanc.


Glatt.

1 Buawen glatt un bunt, un unnen (unten) nicks as Strunt. (Münster.) - Frommann, VI, 428, 116.

2 Erst selber glatt, dann andere hobeln.

3 Glatt ist bald geschliffen.

Holl.: Een effen ding is haast geslepen. (Harrebomee, I, 135.)

4 Unnen glatt un bawen glatt, ist de beste Brutschatt. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4077.

Dem oldenburger Mädchen bleibt zwar an Werktagen wenig Zeit, um viel Sorgfalt auf den Anzug zu verwenden, aber sie muss Zeit finden, ihr Haar zu kämmen, das ihr nie "rug um de Täne hangen" darf.

5 Wer glatt will sein, mutt leiden Pein. (Holst.) - Schütze, II, 37; Diermissen, 30.

Wird häufig gegen Kinder gebraucht, die beim Waschen, Kämmen und Ankleiden ungeduldig werden.

*6 E äs glat wä en Olket. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 34, 41.

*7 Er ist glatt wie g'schlabet. (Luzern.)

*8 He is so glatt as en Aal. - Schütze, I, 2; Diermissen, 181; hochdeutsch bei Braun, I, 3.

Von einem schlauen, nicht leicht zu fangenden Menschen.

*9 He is so glatt as wenn em de Bull leckt har. (Mecklenburg.) - Schiller, II, 4b; für Ostpreussen: Frischbier, 262.

Von einem glatt gekämmten und geschniegelten Menschen, weil der Bulle sich gern leckt und putzt.

*10 He is so glatt, as wenn he lickt (geleckt) is. (Ostfries.) - Bueren, 672; Frommann, V, 523, 562.

*11 Hei is säu glatt as en Hitterauge1. (Soest.)

1) Hitte = Ziege; westliche Mark: Hippe; hessisch: Hitz. (Vgl. Grimm, Gesch. d. deutsch. Spr., I, 36; Frommann, V, 62, 8.)

*12 Se öss glatt wie vom Boll geleckt. (Stallupönen.) -Hochdeutsch bei Frischbier2, 1285.

Von einem Frauenzimmer, das viel Werth auf die Glatte ihres Haars legt.


[Spaltenumbruch]

*13 So glatt äs en kämmet Lüling1. (Westf.)

1) Gekämmter Sperling. - Von Personen.

*14 So glatt as en Spaigel. (Grafschaft Stark.) - Frommann, V, 60, 70.

*15 So glatt wie en Piezker1. - Frischbier2, 1286.

1) Peizker (Cobitis fossilis).

*16 So glatt wie ein Scher (Maulwurf). - Kirchhofer, 290,


Glatteis.

1 Wer aufs Glatteis geht, der glitscht.

*2 Aufs Glatteis gerathen. - Frischbier2, 1287.

*3 Einen aufs Glatteis führen. - Frischbier2, 1287.


Glattschnader.

* De is een Glattschnader. (Rendsburg.)

D. i. Schmeichler.


Glattweg.

* Es ist Bruder Glattweg. (Bair.)

Ein einfacher Mensch, der keine Complimente macht.


Glatz.

Man bleibt nicht stets in Glatz, man kommt auch nach Zweifalten. - Parömiakon, 252.

Wortspiel mit den Ortsnamen Glatz in Schlesien und Zweifaltern im preussischen Regierungsbezirk Düsseldorf, um zu sagen, das Glatt der Jugend bleibt nicht immer, es kommen auch die Falten und Runzeln des Alters.


Glatze.

1 Die Glatze schilt den Kahlkopf.

Aehnlich russisch Altmann VI, 411.

2 Eine Glatze1 beim Kopfe zu fassen, ist schwer.

1) In Schwaben: Tanzboden, Mondschein.

Ung.: Nehez a kopasznak üstökebe kapni. (Gaal, 834.)

3 Wer mit einer Glatze ausreist, kommt kahlköpfig zurück.

Vorausgesetzt, dass er nicht in eine Fabrik kommt, in der Haarwurzeln gefertigt und organisch eingesetzt werden. Ebenso russisch Altmann VI, 414.


Glatzkopf.

Ein Glatzkopf ist schwer zu rupfen.


Glaube.

1 An Glauben ein Kind, an Vernunft ein Rind, macht für Erd' und Himmel blind.

2 Blinder Glaube führet irre.

Was wird aber dann aus dem Glauben, wenn er eine Vernunftehe eingeht?

3 D' alt'n Glab'n und d' alt'n Zäu(ne) fallen ei'. (Innsbruck.) - Frommann, VI, 36, 67; Peters, 15.

4 Das ist der ärgeste Glaube, der nicht glaubet, als was jhm behagt. - Schottel, 1122b; Simrock, 3670.

5 De den Globen hett, kann so dra uppen Abnd (Ofen) backen as derin. - Eichwald, 14.

6 Dein glaub sei tawb. - Franck, I, 104b; Petri, II, 72; Körte, 2176.

Nur nicht für vernünftige Erörterungen.

7 Der beste Glaube ist baar Geld.

Holl.: Het beste geloof is gereed geld (of: een gelders geloof). (Harrebomee, I, 225.)

8 Der gewisseste Glaube ist, eine Kuh scheisst mehr als ein Zeislein. - Fischart, Gesch.

9 Der glaub ans wort bricht alles entzwey. - Henisch, 1633, 8; Petri, I, 15.

10 Der glaub empfahet, die liebe gibt. - Henisch, 1633, 9; Petri, I, 15; Simrock, 3671; Körte, 2178; Körte2, 2680; Braun, I, 830.

11 Der Glaub fehet an, die Hoffnung daurt. - Petri, I, 15.

12 Der glaub gibt Gott allein die Ehr, die lieb dem nechsten sein gebühr. - Petri, I, 15.

13 Der glaub hebt alle Sünd auff, der vnglaub behelt sie all. - Henisch, 1633, 15; Petri, I, 15.

14 Der glaub heyligt alle ding inn vns. - Henisch, 1633, 17; Petri, I, 15.

15 Der glaub ist bey der Welt nur ein Maulrhum geworden. - Henisch, 1633, 18.

16 Der Glaub' ist der Liebe Born, Spiegel und Sporn. - Harms, 90.

17 Der Glaub' ist der Thäter, die Liebe die That. - Petri, I, 15.

18 Der glaub ist die arme hand, welliche den edlen Schawgroschen, der für Gott gilt, ergreifft. - Henisch, 1633, 20.

[Spaltenumbruch] 2 Der Glaser hat oft die schlechtesten Fenster.

In Russland sagt man: Die Fenster in des Glasers Haus sind schon seit zehn Jahren zersprungen. (Altmann V.)

3 Der Glaser will auch leben. (Nürtingen.)

Wenn eine Scheibe zerbricht.

4 Huch, Herr Glaser, was sind das für Scheiben. (Uckermark.)

Im Grossen Werder: Herr Glaser, wat send dat vor Rute! (Frischbier2, 1283.) Ausruf des Erstaunens.


Glasfenster.

1 Wer Glasfenster hat, muss sich in Acht nehmen, wenn er in seines Nachbars Haus Steine wirft. (S. Dach 22.)Sailer, 283.

Aehnlich die Engländer und die Neger in Surinam. Die Italiener sagen: Wer eine Sturmhaube von Glas hat, der muss in keinen Schleuderkampf gehen. (Reinsberg IV, 53.)

2 Wer Glasfenster vorm Busen hat, dem kann jeder ins Herz sehen.

Beide Sprichwörter gehören ihrer Entstehung nach der neuern Zeit an; denn die Glasfenster sind noch nicht alt. Das Rathhaus zu Zürich hatte noch im Jahre 1412 statt der Fenster Tuchvorhänge; und der Herzog von Northumberland, der reichste Mann in England, liess noch in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Fenster seines Schlosses jedesmal herausnehmen und sorgfältig verpacken, so oft er verreiste. (Vgl. Geschichte der Glasfenster in der Schlesischen Zeitung, Breslau 1859, Nr. 485.) Noch im Jahre 1661 hatte der königliche Palast Englands erst in den obern Stockwerken Glasfenster; in den untern befanden sich Laden.


Glashaus.

Wer im Glashaus sitzt, muss nicht mit Steinen werfen.


Gläslein.

1 Aus dem Gläslein noch so klein, kann man saufen wie ein Schwein.

2 Ein geschenkt Gläslein ist besser als ein gekauft Fass.

Aehnlich die Russen Altmann V, 108.


Glasscherben.

Glasscherben muss man nicht in Gold fassen.


Glasur.

*1 Das ist eine schlechte Glasur.

*2 Die Glasur hält nicht.

*3 Er (sie) hat Glasur aufgelegt.

Frz.: Donner le blanc.


Glatt.

1 Buawen glatt un bunt, un unnen (unten) nicks as Strunt. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 116.

2 Erst selber glatt, dann andere hobeln.

3 Glatt ist bald geschliffen.

Holl.: Een effen ding is haast geslepen. (Harrebomée, I, 135.)

4 Unnen glatt un bawen glatt, ist de beste Brutschatt. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077.

Dem oldenburger Mädchen bleibt zwar an Werktagen wenig Zeit, um viel Sorgfalt auf den Anzug zu verwenden, aber sie muss Zeit finden, ihr Haar zu kämmen, das ihr nie „rug um de Täne hangen“ darf.

5 Wer glatt will sîn, mutt lîden Pîn. (Holst.) – Schütze, II, 37; Diermissen, 30.

Wird häufig gegen Kinder gebraucht, die beim Waschen, Kämmen und Ankleiden ungeduldig werden.

*6 E äs glât wä en Ôlket. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 41.

*7 Er ist glatt wie g'schlabet. (Luzern.)

*8 He is so glatt as en Aal.Schütze, I, 2; Diermissen, 181; hochdeutsch bei Braun, I, 3.

Von einem schlauen, nicht leicht zu fangenden Menschen.

*9 He is so glatt as wenn em de Bull leckt hâr. (Mecklenburg.) – Schiller, II, 4b; für Ostpreussen: Frischbier, 262.

Von einem glatt gekämmten und geschniegelten Menschen, weil der Bulle sich gern leckt und putzt.

*10 He is so glatt, as wenn he lickt (geleckt) is. (Ostfries.) – Bueren, 672; Frommann, V, 523, 562.

*11 Hei is säu glatt as en Hitterauge1. (Soest.)

1) Hitte = Ziege; westliche Mark: Hippe; hessisch: Hitz. (Vgl. Grimm, Gesch. d. deutsch. Spr., I, 36; Frommann, V, 62, 8.)

*12 Se öss glatt wie vom Boll geleckt. (Stallupönen.) –Hochdeutsch bei Frischbier2, 1285.

Von einem Frauenzimmer, das viel Werth auf die Glatte ihres Haars legt.


[Spaltenumbruch]

*13 So glatt äs en kämmet Lüling1. (Westf.)

1) Gekämmter Sperling. – Von Personen.

*14 So glatt as en Spaigel. (Grafschaft Stark.) – Frommann, V, 60, 70.

*15 So glatt wie en Piezker1.Frischbier2, 1286.

1) Peizker (Cobitis fossilis).

*16 So glatt wie ein Scher (Maulwurf).Kirchhofer, 290,


Glatteis.

1 Wer aufs Glatteis geht, der glitscht.

*2 Aufs Glatteis gerathen.Frischbier2, 1287.

*3 Einen aufs Glatteis führen.Frischbier2, 1287.


Glattschnader.

* De is een Glattschnader. (Rendsburg.)

D. i. Schmeichler.


Glattweg.

* Es ist Bruder Glattweg. (Bair.)

Ein einfacher Mensch, der keine Complimente macht.


Glatz.

Man bleibt nicht stets in Glatz, man kommt auch nach Zweifalten.Parömiakon, 252.

Wortspiel mit den Ortsnamen Glatz in Schlesien und Zweifaltern im preussischen Regierungsbezirk Düsseldorf, um zu sagen, das Glatt der Jugend bleibt nicht immer, es kommen auch die Falten und Runzeln des Alters.


Glatze.

1 Die Glatze schilt den Kahlkopf.

Aehnlich russisch Altmann VI, 411.

2 Eine Glatze1 beim Kopfe zu fassen, ist schwer.

1) In Schwaben: Tanzboden, Mondschein.

Ung.: Nehéz a kopasznak üstökébe kapni. (Gaal, 834.)

3 Wer mit einer Glatze ausreist, kommt kahlköpfig zurück.

Vorausgesetzt, dass er nicht in eine Fabrik kommt, in der Haarwurzeln gefertigt und organisch eingesetzt werden. Ebenso russisch Altmann VI, 414.


Glatzkopf.

Ein Glatzkopf ist schwer zu rupfen.


Glaube.

1 An Glauben ein Kind, an Vernunft ein Rind, macht für Erd' und Himmel blind.

2 Blinder Glaube führet irre.

Was wird aber dann aus dem Glauben, wenn er eine Vernunftehe eingeht?

3 D' alt'n Glâb'n und d' alt'n Zäu(ne) fallen ei'. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 67; Peters, 15.

4 Das ist der ärgeste Glaube, der nicht glaubet, als was jhm behagt.Schottel, 1122b; Simrock, 3670.

5 De den Globen hett, kann so dra uppen Abnd (Ofen) backen as derin.Eichwald, 14.

6 Dein glaub sei tawb.Franck, I, 104b; Petri, II, 72; Körte, 2176.

Nur nicht für vernünftige Erörterungen.

7 Der beste Glaube ist baar Geld.

Holl.: Het beste geloof is gereed geld (of: een gelders geloof). (Harrebomée, I, 225.)

8 Der gewisseste Glaube ist, eine Kuh scheisst mehr als ein Zeislein.Fischart, Gesch.

9 Der glaub ans wort bricht alles entzwey.Henisch, 1633, 8; Petri, I, 15.

10 Der glaub empfahet, die liebe gibt.Henisch, 1633, 9; Petri, I, 15; Simrock, 3671; Körte, 2178; Körte2, 2680; Braun, I, 830.

11 Der Glaub fehet an, die Hoffnung daurt.Petri, I, 15.

12 Der glaub gibt Gott allein die Ehr, die lieb dem nechsten sein gebühr.Petri, I, 15.

13 Der glaub hebt alle Sünd auff, der vnglaub behelt sie all.Henisch, 1633, 15; Petri, I, 15.

14 Der glaub heyligt alle ding inn vns.Henisch, 1633, 17; Petri, I, 15.

15 Der glaub ist bey der Welt nur ein Maulrhum geworden.Henisch, 1633, 18.

16 Der Glaub' ist der Liebe Born, Spiegel und Sporn.Harms, 90.

17 Der Glaub' ist der Thäter, die Liebe die That.Petri, I, 15.

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[[848]/0876] 2 Der Glaser hat oft die schlechtesten Fenster. In Russland sagt man: Die Fenster in des Glasers Haus sind schon seit zehn Jahren zersprungen. (Altmann V.) 3 Der Glaser will auch leben. (Nürtingen.) Wenn eine Scheibe zerbricht. 4 Huch, Herr Glaser, was sind das für Scheiben. (Uckermark.) Im Grossen Werder: Herr Glaser, wat send dat vor Rute! (Frischbier2, 1283.) Ausruf des Erstaunens. Glasfenster. 1 Wer Glasfenster hat, muss sich in Acht nehmen, wenn er in seines Nachbars Haus Steine wirft. (S. Dach 22.) – Sailer, 283. Aehnlich die Engländer und die Neger in Surinam. Die Italiener sagen: Wer eine Sturmhaube von Glas hat, der muss in keinen Schleuderkampf gehen. (Reinsberg IV, 53.) 2 Wer Glasfenster vorm Busen hat, dem kann jeder ins Herz sehen. Beide Sprichwörter gehören ihrer Entstehung nach der neuern Zeit an; denn die Glasfenster sind noch nicht alt. Das Rathhaus zu Zürich hatte noch im Jahre 1412 statt der Fenster Tuchvorhänge; und der Herzog von Northumberland, der reichste Mann in England, liess noch in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Fenster seines Schlosses jedesmal herausnehmen und sorgfältig verpacken, so oft er verreiste. (Vgl. Geschichte der Glasfenster in der Schlesischen Zeitung, Breslau 1859, Nr. 485.) Noch im Jahre 1661 hatte der königliche Palast Englands erst in den obern Stockwerken Glasfenster; in den untern befanden sich Laden. Glashaus. Wer im Glashaus sitzt, muss nicht mit Steinen werfen. Gläslein. 1 Aus dem Gläslein noch so klein, kann man saufen wie ein Schwein. 2 Ein geschenkt Gläslein ist besser als ein gekauft Fass. Aehnlich die Russen Altmann V, 108. Glasscherben. Glasscherben muss man nicht in Gold fassen. Glasur. *1 Das ist eine schlechte Glasur. *2 Die Glasur hält nicht. *3 Er (sie) hat Glasur aufgelegt. Frz.: Donner le blanc. Glatt. 1 Buawen glatt un bunt, un unnen (unten) nicks as Strunt. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 116. 2 Erst selber glatt, dann andere hobeln. 3 Glatt ist bald geschliffen. Holl.: Een effen ding is haast geslepen. (Harrebomée, I, 135.) 4 Unnen glatt un bawen glatt, ist de beste Brutschatt. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077. Dem oldenburger Mädchen bleibt zwar an Werktagen wenig Zeit, um viel Sorgfalt auf den Anzug zu verwenden, aber sie muss Zeit finden, ihr Haar zu kämmen, das ihr nie „rug um de Täne hangen“ darf. 5 Wer glatt will sîn, mutt lîden Pîn. (Holst.) – Schütze, II, 37; Diermissen, 30. Wird häufig gegen Kinder gebraucht, die beim Waschen, Kämmen und Ankleiden ungeduldig werden. *6 E äs glât wä en Ôlket. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 41. *7 Er ist glatt wie g'schlabet. (Luzern.) *8 He is so glatt as en Aal. – Schütze, I, 2; Diermissen, 181; hochdeutsch bei Braun, I, 3. Von einem schlauen, nicht leicht zu fangenden Menschen. *9 He is so glatt as wenn em de Bull leckt hâr. (Mecklenburg.) – Schiller, II, 4b; für Ostpreussen: Frischbier, 262. Von einem glatt gekämmten und geschniegelten Menschen, weil der Bulle sich gern leckt und putzt. *10 He is so glatt, as wenn he lickt (geleckt) is. (Ostfries.) – Bueren, 672; Frommann, V, 523, 562. *11 Hei is säu glatt as en Hitterauge1. (Soest.) 1) Hitte = Ziege; westliche Mark: Hippe; hessisch: Hitz. (Vgl. Grimm, Gesch. d. deutsch. Spr., I, 36; Frommann, V, 62, 8.) *12 Se öss glatt wie vom Boll geleckt. (Stallupönen.) –Hochdeutsch bei Frischbier2, 1285. Von einem Frauenzimmer, das viel Werth auf die Glatte ihres Haars legt. *13 So glatt äs en kämmet Lüling1. (Westf.) 1) Gekämmter Sperling. – Von Personen. *14 So glatt as en Spaigel. 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Ung.: Nehéz a kopasznak üstökébe kapni. (Gaal, 834.) 3 Wer mit einer Glatze ausreist, kommt kahlköpfig zurück. Vorausgesetzt, dass er nicht in eine Fabrik kommt, in der Haarwurzeln gefertigt und organisch eingesetzt werden. Ebenso russisch Altmann VI, 414. Glatzkopf. Ein Glatzkopf ist schwer zu rupfen. Glaube. 1 An Glauben ein Kind, an Vernunft ein Rind, macht für Erd' und Himmel blind. 2 Blinder Glaube führet irre. Was wird aber dann aus dem Glauben, wenn er eine Vernunftehe eingeht? 3 D' alt'n Glâb'n und d' alt'n Zäu(ne) fallen ei'. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 67; Peters, 15. 4 Das ist der ärgeste Glaube, der nicht glaubet, als was jhm behagt. – Schottel, 1122b; Simrock, 3670. 5 De den Globen hett, kann so dra uppen Abnd (Ofen) backen as derin. – Eichwald, 14. 6 Dein glaub sei tawb. – Franck, I, 104b; Petri, II, 72; Körte, 2176. Nur nicht für vernünftige Erörterungen. 7 Der beste Glaube ist baar Geld. Holl.: Het beste geloof is gereed geld (of: een gelders geloof). (Harrebomée, I, 225.) 8 Der gewisseste Glaube ist, eine Kuh scheisst mehr als ein Zeislein. – Fischart, Gesch. 9 Der glaub ans wort bricht alles entzwey. – Henisch, 1633, 8; Petri, I, 15. 10 Der glaub empfahet, die liebe gibt. – Henisch, 1633, 9; Petri, I, 15; Simrock, 3671; Körte, 2178; Körte2, 2680; Braun, I, 830. 11 Der Glaub fehet an, die Hoffnung daurt. – Petri, I, 15. 12 Der glaub gibt Gott allein die Ehr, die lieb dem nechsten sein gebühr. – Petri, I, 15. 13 Der glaub hebt alle Sünd auff, der vnglaub behelt sie all. – Henisch, 1633, 15; Petri, I, 15. 14 Der glaub heyligt alle ding inn vns. – Henisch, 1633, 17; Petri, I, 15. 15 Der glaub ist bey der Welt nur ein Maulrhum geworden. – Henisch, 1633, 18. 16 Der Glaub' ist der Liebe Born, Spiegel und Sporn. – Harms, 90. 17 Der Glaub' ist der Thäter, die Liebe die That. – Petri, I, 15. 18 Der glaub ist die arme hand, welliche den edlen Schawgroschen, der für Gott gilt, ergreifft. – Henisch, 1633, 20.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [848]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/876>, abgerufen am 27.04.2024.