Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Ein Gleichniss hat nicht alle vier Füsse. - Petri, II, 191.

"Es ist nicht leicht, ein Gleichniss auf allen Vieren gehen zu machen." (Th. B. Macaulay, Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, II, 462.)

3 Ein Gleichniss ist keine Geschichte.

Holl.: Gelijknissen beduiden, het geen niet is afgebeeld. - Gelijkenissen duidt men aan als geschiedenissen. (Harrebomee, I, 225.)

*4 Es ist ein Gleichniss wie vom Säemann. - Meisner, 84.

*5 In Gleichnissen reden. - Eiselein, 241; Braun, II, 510.


Gleichviel.

1 Es ist gleichviel, ob der eine stiehlt und der andere den Sack aufhält.

2 Es ist gleichviel, wo einer sitzt, wenn er nur etwas weiss. - Petri, II, 263.

Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz.

3 Es ist nicht immer gleichviel, dass man den Bauern die Fenster einwirft und sie dann nicht wieder machen lassen will.

4 Et es mi lykefiel, sied de Roggen, biu du mi eieges, wan du mi män gued leieges. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 256, 40.

5 Likevel sünt twe halwe Grote.

6 Likeviel es likeswoar. (Iserlohn.) - Woeste, 87, 131.

So antwortet man verweisend, wenn jemand sagt: Dat es mi likeviel.

*7 Et is em likevel, wat de Rogge geld.


Gleichzu.

1 Gleichzu gibt gute Schützen. - Henisch, 1640, 24; Petri, II, 340.

2 Gleichzu ist der beste Weg. - Henisch, 1640, 25; Petri, II, 341.

3 Gleichzu macht gute Renner. - Henisch, 1640, 46; Petri, II, 341; Latendorf II, 16; Moscherosch, 275.

4 Gleichzu trifft am besten (ersten). - Henisch, 1640, 27; Petri, II, 341.

5 Leikto recht an, as de Düfel ut Reggstede kommt. (Ostfries.)

6 Liktu as a naist Wai'. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 85; Johansen, 31.

Gleichzu ist der nächste Weg.


Gleis.

1 Bleib im (alten) Gleise, so gehst du nicht irre. - Körte, 2193; Simrock, 3697; Braun, I, 840.

2 Im alten Gleise geht es sicher. - Eiselein, 241.

3 Im alten Gleise wird niemand weise.

4 Im neuen Gleise geht der Wagen wohl. - Sprichwörtergarten, 345.

5 Wann man inn der alte gleisse bleibt, so fehrt man nicht bald jrre. - Henisch, 1647, 24; Mayer, II, 4; Schottel, 1124a.

6 Wer aus dem Gleise kommen ist, dem muss man wieder hineinhelfen.

7 Wer im Gleise bleibt, geht nicht irre.

Unter Umständen kann man aber gerade dadurch sehr irre gehen, dass man im alten Gleis bleibt. "Sprecht nicht: Jetzt bleiben wir in vorgeschriebnen Gleisen! Der Geist fährt immerdar aufs neue nieder und will bethätigt sein auf neue Weisen." (Fr. von Sallet, Laienevangelium, Leipzig 1842, S. 42.)

*8 Er geht niemandem aus dem Gleise, und war' es der Landvogt.

*9 Etwas wieder ins rechte Gleis bringen.

In die Ordnung, in den rechten Gang.

*10 Im Gleise bleiben.

Bei, in der alten Ordnung.


Gleissen.

1 Oben geglissen (geglättet), unten beschissen. (Zobten.)

2 Vorn gleiss' ich, hinten beiss' ich. (Westf.)

*3 Er gleist wi a Kachelufen. - Simplic., 1031.

Von einem starken Trinker.

*4 Er gleisset wie ein Dreck in einer Laterne. - Franck, I, 25b; Henisch, 1647, 37; Grimm, II, 1356, 8.

"Wie leuchten wir? Gleich als ein Dreck in der Laterne." (Geiler.)

Lat.: Et hoc dicto inclinavit doctor caput et silentium ad Ave Maria spacium tenuit. (Pauli.)


[Spaltenumbruch]
Gleissner.

1 Der Gleissner ist von Gauklermark, er zeigt Muskatennuss und gibt nur Quark.

2 Der Gleisner reden seind durcheinander gehaspelt wie ein verworrener strang garn. - Lehmann, 338, 90.

3 Gleisner sind wie Hund, die gegen jhren Herren jederzeit den Wadel schwantzen. - Lehmann, 338, 82.

4 Gleissner thun wie die Gauckler, zeigen einem ein Musskatnuss vnd geben eim Mist ins Maul. - Lehmann, 332, 9.

5 Gleissner und Heuchler. - Eiselein, 241.

Lat.: Qui Curios simulant et Bacchanalia vivunt. (Eiselein, 241.)


Gleissnerei.

1 Gleissnerei hat bös (viel) Geschrei. - Körte, 2194; Simrock, 3698; Braun, I, 841.

2 Gleissnerei macht viel Geschrei und doch ist wenig Frömmigkeit dabei.

3 Gleissnerey belohnt Gott mit rauch. - Lehmann, 74, 49; Körte, 2194.

D. i. "mit ehre, ansehen vnnd Reichtumb, darnach heissts: gedencke Sohn, das du dein guts empfangen hast in disem Leben".

4 Gleissnerey macht viel geschrey, Frommkeyt treibt wenig red. - Franck, I, 146b; Lehmann, II, 230, 131.


Gletscher.

Auf Gletschern und auf Hofdielen ist unsicher gehen und stehen.

Auch die Russen sagen: Man gleitet auf Gletschern leicht aus. (Altmann IV.)


Glied.

1 Alle Glieder am Menschen sind Zungen. - Sailer, 181.

2 Alle Glieder gehorchen dem Kopf.

Dän.: Alle lemmer lyde hovedet. (Prov. dan., 381.)

3 Besser ein Glied als der ganze Leib.

4 Die Glied von aussen zeigen frey, das innerlich ein mangel sey. - Lehmann, 917, 7.

"Hüte dich vor denen, die Gott vnnd die Natur zeichnen." (S. Gezeichnete.)

5 Die Glieder, die vns vbel anstehen, schmücket man am meisten. - Petri, II, 130.

6 Die Glieder, die vns wol anstehen, schmückt man nicht. - Petri, II, 130.

"Denn sie bedürffens nicht."

7 Ein Glied ist vmb des andern willen geschaffen. - Eyering, II, 80 u. 146.

8 Ein Glied macht keine Kette.

9 Es ist kein glied am Leib so klein, der leib darff sein. - Lehmann, 427, 22.

10 Es geschwillet kein Glied, es seye dann vergifft. - Lehmann, II, 127, 122.

11 Gesunde Glieder sind ein grosser Schatz.

Holl.: Die zijne gezonden leden en vijf zinnen behoudt, heeft God veel te danken. (Harrebomee, I, 241.)

12 Man darff der schwachen glider am Leib auch. - Henisch, 1650, 49; Petri, II, 444.

13 Mit dem glied, da ainer mit sündiget, daran wirt er auch gestrafft. - Agricola II, 482.

14 Schöne Glieder, schöne Gemüther. - Körte, 2195.

15 Wenn ein Glied auss der ketten geriessen wird, so ist sie nicht mehr gantz. - Lehmann, 812, 1.

Wirkung der Uneinigkeit.

Dän.: Naar et led er af laenken, er den ei laenger heel. (Prov. dan., 378.)

16 Wenn Ein Glied leidet, schmerzt es auch die andern.

17 Wer im Gliede näher ist, ist auch im Erbe näher. - Graf, 200, 121.

"Wie in dem lede naere, is den Eruen naere." (von Kamptz, III, 29.) - Der nächste Verwandtschaftsgrad hat das Recht zum Erben.

18 Zwei Glieder abgeschnitten stehen für den Leib. - Graf, 336, 302.

Nach dem Vergeltungsrechte wurde jeder damit gestraft, wie er gesündigt. Wer einem andern ein Auge ausgeschlagen, verlor ein Auge. Es hiess Zahn um Zahn, Beule um Beule, Wunde um Wunde, Brand um Brand. Gleiches mit Gleichem. Das Glied, das

[Spaltenumbruch] 2 Ein Gleichniss hat nicht alle vier Füsse.Petri, II, 191.

„Es ist nicht leicht, ein Gleichniss auf allen Vieren gehen zu machen.“ (Th. B. Macaulay, Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, II, 462.)

3 Ein Gleichniss ist keine Geschichte.

Holl.: Gelijknissen beduiden, het geen niet is afgebeeld. – Gelijkenissen duidt men aan als geschiedenissen. (Harrebomée, I, 225.)

*4 Es ist ein Gleichniss wie vom Säemann.Meisner, 84.

*5 In Gleichnissen reden.Eiselein, 241; Braun, II, 510.


Gleichviel.

1 Es ist gleichviel, ob der eine stiehlt und der andere den Sack aufhält.

2 Es ist gleichviel, wo einer sitzt, wenn er nur etwas weiss.Petri, II, 263.

Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz.

3 Es ist nicht immer gleichviel, dass man den Bauern die Fenster einwirft und sie dann nicht wieder machen lassen will.

4 Et es mi lykefiel, sied de Roggen, biu du mi îeges, wan du mi män gued lîeges. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 256, 40.

5 Likevel sünt twe halwe Grote.

6 Likeviel es likeswoar. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 131.

So antwortet man verweisend, wenn jemand sagt: Dat es mi likeviel.

*7 Et is em likevel, wat de Rogge geld.


Gleichzu.

1 Gleichzu gibt gute Schützen.Henisch, 1640, 24; Petri, II, 340.

2 Gleichzu ist der beste Weg.Henisch, 1640, 25; Petri, II, 341.

3 Gleichzu macht gute Renner.Henisch, 1640, 46; Petri, II, 341; Latendorf II, 16; Moscherosch, 275.

4 Gleichzu trifft am besten (ersten).Henisch, 1640, 27; Petri, II, 341.

5 Lîkto recht an, as de Düfel ut Reggstede kommt. (Ostfries.)

6 Liktu as a naist Wai'. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 85; Johansen, 31.

Gleichzu ist der nächste Weg.


Gleis.

1 Bleib im (alten) Gleise, so gehst du nicht irre.Körte, 2193; Simrock, 3697; Braun, I, 840.

2 Im alten Gleise geht es sicher.Eiselein, 241.

3 Im alten Gleise wird niemand weise.

4 Im neuen Gleise geht der Wagen wohl.Sprichwörtergarten, 345.

5 Wann man inn der alte gleisse bleibt, so fehrt man nicht bald jrre.Henisch, 1647, 24; Mayer, II, 4; Schottel, 1124a.

6 Wer aus dem Gleise kommen ist, dem muss man wieder hineinhelfen.

7 Wer im Gleise bleibt, geht nicht irre.

Unter Umständen kann man aber gerade dadurch sehr irre gehen, dass man im alten Gleis bleibt. „Sprecht nicht: Jetzt bleiben wir in vorgeschriebnen Gleisen! Der Geist fährt immerdar aufs neue nieder und will bethätigt sein auf neue Weisen.“ (Fr. von Sallet, Laienevangelium, Leipzig 1842, S. 42.)

*8 Er geht niemandem aus dem Gleise, und war' es der Landvogt.

*9 Etwas wieder ins rechte Gleis bringen.

In die Ordnung, in den rechten Gang.

*10 Im Gleise bleiben.

Bei, in der alten Ordnung.


Gleissen.

1 Oben geglissen (geglättet), unten beschissen. (Zobten.)

2 Vorn gleiss' ich, hinten beiss' ich. (Westf.)

*3 Er gleist wi a Kachelufen.Simplic., 1031.

Von einem starken Trinker.

*4 Er gleisset wie ein Dreck in einer Laterne.Franck, I, 25b; Henisch, 1647, 37; Grimm, II, 1356, 8.

„Wie leuchten wir? Gleich als ein Dreck in der Laterne.“ (Geiler.)

Lat.: Et hoc dicto inclinavit doctor caput et silentium ad Ave Maria spacium tenuit. (Pauli.)


[Spaltenumbruch]
Gleissner.

1 Der Gleissner ist von Gauklermark, er zeigt Muskatennuss und gibt nur Quark.

2 Der Gleisner reden seind durcheinander gehaspelt wie ein verworrener strang garn.Lehmann, 338, 90.

3 Gleisner sind wie Hund, die gegen jhren Herren jederzeit den Wadel schwantzen.Lehmann, 338, 82.

4 Gleissner thun wie die Gauckler, zeigen einem ein Musskatnuss vnd geben eim Mist ins Maul.Lehmann, 332, 9.

5 Gleissner und Heuchler.Eiselein, 241.

Lat.: Qui Curios simulant et Bacchanalia vivunt. (Eiselein, 241.)


Gleissnerei.

1 Gleissnerei hat bös (viel) Geschrei.Körte, 2194; Simrock, 3698; Braun, I, 841.

2 Gleissnerei macht viel Geschrei und doch ist wenig Frömmigkeit dabei.

3 Gleissnerey belohnt Gott mit rauch.Lehmann, 74, 49; Körte, 2194.

D. i. „mit ehre, ansehen vnnd Reichtumb, darnach heissts: gedencke Sohn, das du dein guts empfangen hast in disem Leben“.

4 Gleissnerey macht viel geschrey, Frommkeyt treibt wenig red.Franck, I, 146b; Lehmann, II, 230, 131.


Gletscher.

Auf Gletschern und auf Hofdielen ist unsicher gehen und stehen.

Auch die Russen sagen: Man gleitet auf Gletschern leicht aus. (Altmann IV.)


Glied.

1 Alle Glieder am Menschen sind Zungen.Sailer, 181.

2 Alle Glieder gehorchen dem Kopf.

Dän.: Alle lemmer lyde hovedet. (Prov. dan., 381.)

3 Besser ein Glied als der ganze Leib.

4 Die Glied von aussen zeigen frey, das innerlich ein mangel sey.Lehmann, 917, 7.

„Hüte dich vor denen, die Gott vnnd die Natur zeichnen.“ (S. Gezeichnete.)

5 Die Glieder, die vns vbel anstehen, schmücket man am meisten.Petri, II, 130.

6 Die Glieder, die vns wol anstehen, schmückt man nicht.Petri, II, 130.

„Denn sie bedürffens nicht.“

7 Ein Glied ist vmb des andern willen geschaffen.Eyering, II, 80 u. 146.

8 Ein Glied macht keine Kette.

9 Es ist kein glied am Leib so klein, der leib darff sein.Lehmann, 427, 22.

10 Es geschwillet kein Glied, es seye dann vergifft.Lehmann, II, 127, 122.

11 Gesunde Glieder sind ein grosser Schatz.

Holl.: Die zijne gezonden leden en vijf zinnen behoudt, heeft God veel te danken. (Harrebomée, I, 241.)

12 Man darff der schwachen glider am Leib auch.Henisch, 1650, 49; Petri, II, 444.

13 Mit dem glied, da ainer mit sündiget, daran wirt er auch gestrafft.Agricola II, 482.

14 Schöne Glieder, schöne Gemüther.Körte, 2195.

15 Wenn ein Glied auss der ketten geriessen wird, so ist sie nicht mehr gantz.Lehmann, 812, 1.

Wirkung der Uneinigkeit.

Dän.: Naar et led er af lænken, er den ei længer heel. (Prov. dan., 378.)

16 Wenn Ein Glied leidet, schmerzt es auch die andern.

17 Wer im Gliede näher ist, ist auch im Erbe näher.Graf, 200, 121.

„Wie in dem lede naere, is den Eruen naere.“ (von Kamptz, III, 29.) – Der nächste Verwandtschaftsgrad hat das Recht zum Erben.

18 Zwei Glieder abgeschnitten stehen für den Leib.Graf, 336, 302.

Nach dem Vergeltungsrechte wurde jeder damit gestraft, wie er gesündigt. Wer einem andern ein Auge ausgeschlagen, verlor ein Auge. Es hiess Zahn um Zahn, Beule um Beule, Wunde um Wunde, Brand um Brand. Gleiches mit Gleichem. Das Glied, das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0889" n="[861]"/><cb n="1721"/>
2 Ein Gleichniss hat nicht alle vier Füsse.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 191.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es ist nicht leicht, ein Gleichniss auf allen Vieren gehen zu machen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Th. B. Macaulay, Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, II, 462.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Gleichniss ist keine Geschichte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Gelijknissen beduiden, het geen niet is afgebeeld. &#x2013; Gelijkenissen duidt men aan als geschiedenissen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Es ist ein Gleichniss wie vom Säemann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Meisner, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 In Gleichnissen reden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 241; Braun, II, 510.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gleichviel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist gleichviel, ob der eine stiehlt und der andere den Sack aufhält.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es ist gleichviel, wo einer sitzt, wenn er nur etwas weiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 263.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es ist nicht immer gleichviel, dass man den Bauern die Fenster einwirft und sie dann nicht wieder machen lassen will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Et es mi lykefiel, sied de Roggen, biu du mi îeges, wan du mi män gued lîeges.</hi> (<hi rendition="#i">Hemer in der Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 256, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Likevel sünt twe halwe Grote.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Likeviel es likeswoar.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 87, 131.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So antwortet man verweisend, wenn jemand sagt: Dat es mi likeviel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Et is em likevel, wat de Rogge geld.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gleichzu.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gleichzu gibt gute Schützen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1640, 24; Petri, II, 340.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Gleichzu ist der beste Weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1640, 25; Petri, II, 341.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gleichzu macht gute Renner.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1640, 46; Petri, II, 341; Latendorf II, 16; Moscherosch, 275.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Gleichzu trifft am besten (ersten).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1640, 27; Petri, II, 341.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Lîkto recht an, as de Düfel ut Reggstede kommt.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Liktu as a naist Wai'.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 85; Johansen, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gleichzu ist der nächste Weg.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gleis.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bleib im (alten) Gleise, so gehst du nicht irre.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2193; Simrock, 3697; Braun, I, 840.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Im alten Gleise geht es sicher.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 241.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Im alten Gleise wird niemand weise.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Im neuen Gleise geht der Wagen wohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 345.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wann man inn der alte gleisse bleibt, so fehrt man nicht bald jrre.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1647, 24; Mayer, II, 4; Schottel, 1124<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer aus dem Gleise kommen ist, dem muss man wieder hineinhelfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer im Gleise bleibt, geht nicht irre.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter Umständen kann man aber gerade dadurch sehr irre gehen, dass man im alten Gleis bleibt. &#x201E;Sprecht nicht: Jetzt bleiben wir in vorgeschriebnen Gleisen! Der Geist fährt immerdar aufs neue nieder und will bethätigt sein auf neue Weisen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fr. von Sallet, Laienevangelium, Leipzig 1842, S. 42.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er geht niemandem aus dem Gleise, und war' es der Landvogt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Etwas wieder ins rechte Gleis bringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In die Ordnung, in den rechten Gang.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Im Gleise bleiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei, in der alten Ordnung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gleissen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Oben geglissen (geglättet), unten beschissen.</hi> (<hi rendition="#i">Zobten.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Vorn gleiss' ich, hinten beiss' ich.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er gleist wi a Kachelufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simplic., 1031.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem starken Trinker.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er gleisset wie ein Dreck in einer Laterne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 25<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 1647, 37; Grimm, II, 1356, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wie leuchten wir? Gleich als ein Dreck in der Laterne.&#x201C; (<hi rendition="#i">Geiler.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Et hoc dicto inclinavit doctor caput et silentium ad Ave Maria spacium tenuit. (<hi rendition="#i">Pauli.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1722"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gleissner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Gleissner ist von Gauklermark, er zeigt Muskatennuss und gibt nur Quark.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Gleisner reden seind durcheinander gehaspelt wie ein verworrener strang garn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 338, 90.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gleisner sind wie Hund, die gegen jhren Herren jederzeit den Wadel schwantzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 338, 82.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Gleissner thun wie die Gauckler, zeigen einem ein Musskatnuss vnd geben eim Mist ins Maul.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 332, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Gleissner und Heuchler.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 241.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui Curios simulant et Bacchanalia vivunt. (<hi rendition="#i">Eiselein, 241.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gleissnerei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gleissnerei hat bös (viel) Geschrei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2194; Simrock, 3698; Braun, I, 841.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Gleissnerei macht viel Geschrei und doch ist wenig Frömmigkeit dabei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gleissnerey belohnt Gott mit rauch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 74, 49; Körte, 2194.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. &#x201E;mit ehre, ansehen vnnd Reichtumb, darnach heissts: gedencke Sohn, das du dein guts empfangen hast in disem Leben&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Gleissnerey macht viel geschrey, Frommkeyt treibt wenig red.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 146<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 230, 131.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gletscher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auf Gletschern und auf Hofdielen ist unsicher gehen und stehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch die Russen sagen: Man gleitet auf Gletschern leicht aus. (<hi rendition="#i">Altmann IV.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glied.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Glieder am Menschen sind Zungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 181.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Alle Glieder gehorchen dem Kopf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Alle lemmer lyde hovedet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 381.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Besser ein Glied als der ganze Leib.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die Glied von aussen zeigen frey, das innerlich ein mangel sey.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 917, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Hüte dich vor denen, die Gott vnnd die Natur zeichnen.&#x201C; (S.  Gezeichnete.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die Glieder, die vns vbel anstehen, schmücket man am meisten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Die Glieder, die vns wol anstehen, schmückt man nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Denn sie bedürffens nicht.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Ein Glied ist vmb des andern willen geschaffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 80 u. 146.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Ein Glied macht keine Kette.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Es ist kein glied am Leib so klein, der leib darff sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 427, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es geschwillet kein Glied, es seye dann vergifft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 127, 122.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Gesunde Glieder sind ein grosser Schatz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die zijne gezonden leden en vijf zinnen behoudt, heeft God veel te danken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 241.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Man darff der schwachen glider am Leib auch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1650, 49; Petri, II, 444.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Mit dem glied, da ainer mit sündiget, daran wirt er auch gestrafft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 482.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Schöne Glieder, schöne Gemüther.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2195.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wenn ein Glied auss der ketten geriessen wird, so ist sie nicht mehr gantz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 812, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wirkung der Uneinigkeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Naar et led er af lænken, er den ei længer heel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 378.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Wenn Ein Glied leidet, schmerzt es auch die andern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wer im Gliede näher ist, ist auch im Erbe näher.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 200, 121.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wie in dem lede naere, is den Eruen naere.&#x201C; (<hi rendition="#i">von Kamptz, III, 29.</hi>) &#x2013; Der nächste Verwandtschaftsgrad hat das Recht zum Erben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Zwei Glieder abgeschnitten stehen für den Leib.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 336, 302.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach dem Vergeltungsrechte wurde jeder damit gestraft, wie er gesündigt. Wer einem andern ein Auge ausgeschlagen, verlor ein Auge. Es hiess Zahn um Zahn, Beule um Beule, Wunde um Wunde, Brand um Brand. Gleiches mit Gleichem. Das Glied, das
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[861]/0889] 2 Ein Gleichniss hat nicht alle vier Füsse. – Petri, II, 191. „Es ist nicht leicht, ein Gleichniss auf allen Vieren gehen zu machen.“ (Th. B. Macaulay, Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, II, 462.) 3 Ein Gleichniss ist keine Geschichte. Holl.: Gelijknissen beduiden, het geen niet is afgebeeld. – Gelijkenissen duidt men aan als geschiedenissen. (Harrebomée, I, 225.) *4 Es ist ein Gleichniss wie vom Säemann. – Meisner, 84. *5 In Gleichnissen reden. – Eiselein, 241; Braun, II, 510. Gleichviel. 1 Es ist gleichviel, ob der eine stiehlt und der andere den Sack aufhält. 2 Es ist gleichviel, wo einer sitzt, wenn er nur etwas weiss. – Petri, II, 263. Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz. 3 Es ist nicht immer gleichviel, dass man den Bauern die Fenster einwirft und sie dann nicht wieder machen lassen will. 4 Et es mi lykefiel, sied de Roggen, biu du mi îeges, wan du mi män gued lîeges. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 256, 40. 5 Likevel sünt twe halwe Grote. 6 Likeviel es likeswoar. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 131. So antwortet man verweisend, wenn jemand sagt: Dat es mi likeviel. *7 Et is em likevel, wat de Rogge geld. Gleichzu. 1 Gleichzu gibt gute Schützen. – Henisch, 1640, 24; Petri, II, 340. 2 Gleichzu ist der beste Weg. – Henisch, 1640, 25; Petri, II, 341. 3 Gleichzu macht gute Renner. – Henisch, 1640, 46; Petri, II, 341; Latendorf II, 16; Moscherosch, 275. 4 Gleichzu trifft am besten (ersten). – Henisch, 1640, 27; Petri, II, 341. 5 Lîkto recht an, as de Düfel ut Reggstede kommt. (Ostfries.) 6 Liktu as a naist Wai'. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 85; Johansen, 31. Gleichzu ist der nächste Weg. Gleis. 1 Bleib im (alten) Gleise, so gehst du nicht irre. – Körte, 2193; Simrock, 3697; Braun, I, 840. 2 Im alten Gleise geht es sicher. – Eiselein, 241. 3 Im alten Gleise wird niemand weise. 4 Im neuen Gleise geht der Wagen wohl. – Sprichwörtergarten, 345. 5 Wann man inn der alte gleisse bleibt, so fehrt man nicht bald jrre. – Henisch, 1647, 24; Mayer, II, 4; Schottel, 1124a. 6 Wer aus dem Gleise kommen ist, dem muss man wieder hineinhelfen. 7 Wer im Gleise bleibt, geht nicht irre. Unter Umständen kann man aber gerade dadurch sehr irre gehen, dass man im alten Gleis bleibt. „Sprecht nicht: Jetzt bleiben wir in vorgeschriebnen Gleisen! Der Geist fährt immerdar aufs neue nieder und will bethätigt sein auf neue Weisen.“ (Fr. von Sallet, Laienevangelium, Leipzig 1842, S. 42.) *8 Er geht niemandem aus dem Gleise, und war' es der Landvogt. *9 Etwas wieder ins rechte Gleis bringen. In die Ordnung, in den rechten Gang. *10 Im Gleise bleiben. Bei, in der alten Ordnung. Gleissen. 1 Oben geglissen (geglättet), unten beschissen. (Zobten.) 2 Vorn gleiss' ich, hinten beiss' ich. (Westf.) *3 Er gleist wi a Kachelufen. – Simplic., 1031. Von einem starken Trinker. *4 Er gleisset wie ein Dreck in einer Laterne. – Franck, I, 25b; Henisch, 1647, 37; Grimm, II, 1356, 8. „Wie leuchten wir? Gleich als ein Dreck in der Laterne.“ (Geiler.) Lat.: Et hoc dicto inclinavit doctor caput et silentium ad Ave Maria spacium tenuit. (Pauli.) Gleissner. 1 Der Gleissner ist von Gauklermark, er zeigt Muskatennuss und gibt nur Quark. 2 Der Gleisner reden seind durcheinander gehaspelt wie ein verworrener strang garn. – Lehmann, 338, 90. 3 Gleisner sind wie Hund, die gegen jhren Herren jederzeit den Wadel schwantzen. – Lehmann, 338, 82. 4 Gleissner thun wie die Gauckler, zeigen einem ein Musskatnuss vnd geben eim Mist ins Maul. – Lehmann, 332, 9. 5 Gleissner und Heuchler. – Eiselein, 241. Lat.: Qui Curios simulant et Bacchanalia vivunt. (Eiselein, 241.) Gleissnerei. 1 Gleissnerei hat bös (viel) Geschrei. – Körte, 2194; Simrock, 3698; Braun, I, 841. 2 Gleissnerei macht viel Geschrei und doch ist wenig Frömmigkeit dabei. 3 Gleissnerey belohnt Gott mit rauch. – Lehmann, 74, 49; Körte, 2194. D. i. „mit ehre, ansehen vnnd Reichtumb, darnach heissts: gedencke Sohn, das du dein guts empfangen hast in disem Leben“. 4 Gleissnerey macht viel geschrey, Frommkeyt treibt wenig red. – Franck, I, 146b; Lehmann, II, 230, 131. Gletscher. Auf Gletschern und auf Hofdielen ist unsicher gehen und stehen. Auch die Russen sagen: Man gleitet auf Gletschern leicht aus. (Altmann IV.) Glied. 1 Alle Glieder am Menschen sind Zungen. – Sailer, 181. 2 Alle Glieder gehorchen dem Kopf. Dän.: Alle lemmer lyde hovedet. (Prov. dan., 381.) 3 Besser ein Glied als der ganze Leib. 4 Die Glied von aussen zeigen frey, das innerlich ein mangel sey. – Lehmann, 917, 7. „Hüte dich vor denen, die Gott vnnd die Natur zeichnen.“ (S. Gezeichnete.) 5 Die Glieder, die vns vbel anstehen, schmücket man am meisten. – Petri, II, 130. 6 Die Glieder, die vns wol anstehen, schmückt man nicht. – Petri, II, 130. „Denn sie bedürffens nicht.“ 7 Ein Glied ist vmb des andern willen geschaffen. – Eyering, II, 80 u. 146. 8 Ein Glied macht keine Kette. 9 Es ist kein glied am Leib so klein, der leib darff sein. – Lehmann, 427, 22. 10 Es geschwillet kein Glied, es seye dann vergifft. – Lehmann, II, 127, 122. 11 Gesunde Glieder sind ein grosser Schatz. Holl.: Die zijne gezonden leden en vijf zinnen behoudt, heeft God veel te danken. (Harrebomée, I, 241.) 12 Man darff der schwachen glider am Leib auch. – Henisch, 1650, 49; Petri, II, 444. 13 Mit dem glied, da ainer mit sündiget, daran wirt er auch gestrafft. – Agricola II, 482. 14 Schöne Glieder, schöne Gemüther. – Körte, 2195. 15 Wenn ein Glied auss der ketten geriessen wird, so ist sie nicht mehr gantz. – Lehmann, 812, 1. Wirkung der Uneinigkeit. Dän.: Naar et led er af lænken, er den ei længer heel. (Prov. dan., 378.) 16 Wenn Ein Glied leidet, schmerzt es auch die andern. 17 Wer im Gliede näher ist, ist auch im Erbe näher. – Graf, 200, 121. „Wie in dem lede naere, is den Eruen naere.“ (von Kamptz, III, 29.) – Der nächste Verwandtschaftsgrad hat das Recht zum Erben. 18 Zwei Glieder abgeschnitten stehen für den Leib. – Graf, 336, 302. Nach dem Vergeltungsrechte wurde jeder damit gestraft, wie er gesündigt. Wer einem andern ein Auge ausgeschlagen, verlor ein Auge. Es hiess Zahn um Zahn, Beule um Beule, Wunde um Wunde, Brand um Brand. Gleiches mit Gleichem. Das Glied, das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/889
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [861]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/889>, abgerufen am 28.04.2024.