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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] gesündigt, wurde zur Strafe gezogen. Das obige Sprichwort sagt nun, das der, welcher einem andern zwei Glieder abgeschnitten, mit dem Leibe zu büssen habe.

Altfries.: Daer sullen staen twe leden voer dat lyf. (Richthofen, 370, 15.)

*19 An allen Gliedern zittern.

Von sehr Furchtsamen.

*20 An einem Gliede kalendern. - Körte, 2195; Braun, I, 842.

Von denen, welchen alte Schäden den Wetterwechsel melden.

*21 Er hat alle seine Glieder beisammen, wie ein Hirschauer. - Reinsberg V, 85.

Hirschau ist ein Dorf im würtembergischen Schwarzwaldkreise, dessen Einwohner vom Volkswitz arg mitgenommen werden und unter denen, wie unter den Schierkern im Harz, der Kropf stark verbreitet ist. Die obige Redensart soll daher kommen, dass, als ein Fremder, der durch Hirschau kam, von Kindern deshalb verspottet wurde, weil ihm der Kropf fehlte, die Mutter en ihnen mit den Worten verwiesen habe: "Danket ihr Gott, dass ihr euere Glieder beisammen habt." (S. Wade.) (Vgl. auch Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 3, 112.)

*22 He is van Li-e to Li-e1 äs ne dreggede Wi-e2. (Büren.)

1) Von Glied zu Glied.

2) Weide. - Hat krumme, verwachsene, verdrehte Glieder, ist misgestaltet durch und durch.

*23 Sie hat ihre Glieder alle, sagte der Pinzger Bauer, als er das Mädel mit dem Kropfe sah.


Gliedslang.

* E äs nor glidslank. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 31, 6.

Ist sehr klein.


Gliemen.

* Er hat gegliemt. - Frischbier2, 1302.


Gliemer.

* Er ist ein Gliemer. - Frischbier2, 1302.


Glimmen.

1 Na, wenn a glimmt, do wull'n merr, sagte der gotschdorfer Leichenbitter zu den Trägern. (Hirschberg.)

Als die in Hirschberg eingepfarrte, eine halbe Meile von dort entfernte Gemeinde Gotschdorf noch keinen eigenen Begräbnissplatz hatte, den sie erst seit den dreissiger Jahren besitzt, musste sie nach Hirschberg begraben. Auf dem Wege über das Feld zündeten sich die Träger wol eine Pfeife an und setzten, um auszuruhen, die Leiche weg. Bei einem dieser Fälle wurde das obige Wort gesprochen, später in demselben Falle wiederholt und sprichwörtlich.

*2 'T glimmt as 'n Hundekötel in Düstern. - Bueren, 1166.


Glimmern.

De glimmert as Pogg in Mandschein. - Plattd. Volkskalender, II.


Glimmglamm.

Glimm, Glamm, Gloriam: die Sau hat einen Panzer an (oder: der Esel hat 'nen Chorrock an). - Eiselein, 241; Petri, II, 341; Braun, I, 843.

"Also sungen die Alten von jhrem Chorherren", bemerkt Petri.


Glimpf.

1 Des Glimpffs ist so viel und das Höfelieren ist so gemein worden, dass man es schier nicht mehr achten will. - Opel, 373.

Gegen die glatten Formen des Hoflebens.

2 Glimpf ist besser dann recht. - Henisch, 1651, 57; Petri, II, 341; Schottel, 1124a; Körte, 2196 u. 2703; Simrock, 3702; Graf, 4, 66.

Glimpf drückt nach Körte die ganze Stimmung dar Seele aus, welche dem kalten Ernst, der lieblosen Strenge, dem hartnäckigen Willen, dem unbeugsamen Egoismus und Eigensinn entgegengesetzt ist; also bezeichnet es Sanftheit, Gelindigkeit, Milde, Nachgiebigkeit, vertrauenerweckendes Wohlwollen, Gleichmuth der Seele; dann auch gute Nahrung, Verehrung, Würde, persönliches Ansehen.

Engl.: Never seek that by fout means which thou canst do by fair ones. (Gaal, 739.)

Lat.: Glimpfius est pluris, quam tota scientia juris. (Henisch, 1651, 58.)

3 Glimpff wird offt belohnt mit Schimpff. - Lehmann, 340, 3; Simrock, 3699.

Poln.: Dobryj zwyczaj, nie pozyczaj; jak oddaje jeszcze laje. (Wurzbach I, 339.)

Slow.: Dokljer prosi zlatna usta posi, a kad vratja plecha obratja. (Wurzbach I, 339.)

[Spaltenumbruch] 4 Mit glimpf kan man vil böser Sachen beylegen. - Henisch, 1651, 64; Petri, II, 447.

5 Mit glimpf verderbet man nichts. - Henisch, 1651, 65; Petri, II, 477.

6 Mit gutem Glimpf mag der Heilige Vater wol in das Haus gahn zu den milden Frauen. - Eiselein, 241.

7 Wenn man schon lang glimpff brauchet, muss man doch den Peltz nass machen, soll er ander gewaschen werden. - Lehmann, 341, 17; Opel, 384.

8 Wer will behalten guten Glimpf, der mache kurz den besten Schimpf.

9 Wo glimpf nicht hilfft an den Kindern, da muss man die Ruth nicht sparen. - Henisch, 1652, 3.

*10 Er sucht's mit Glimpf und lohnt's mit Schimpf.


Glimpfius.

1 Glimpfius ist nicht daheim. - Eiselein, 241; Simrock, 3701.

2 Herr Glimpfius ist lange todt.

3 Sanct-Glimpfius und Sanct-Grobian wollen nichts mit einander han. - Brandt, Nsch., 72.


Glinde.

In Glinnen1 is nix to finnen und in Grannen2 is nix to fangen. - Jahrbuch für Schleswig-Holstein und Lauenburg, V, 364.

1) Glinde, Dorf im holsteinischen Amte Reinbeck.

2) Grande, Dorf im holsteinischen Amte Trittau.


Glitsch.

* Oek war di e Glitsch1 pischen. (Danzig.) - Frischbier2, 1303.

1) Eine Eisbahn zum Gleiten, Schlendern, Schurren. - Als Antwort auf die Frage, was man zu Weihnacht schenken werde.


Glitschen.

Wenn's glitscht, dann is gut scheissen. (Lehne bei Braunschweig.)


Glitze.

Kale glitze1 hat eine spitze. - Henisch, 1652, 41; Lehmann, II, 310, 1.

1) Glatze, von glitzen = gleissen, glänzen, glinzen.

Lat.: Si non vis falli, caveas consortia calvi. (Henisch, 1638, 44.)


Glitzen.

1 Was glitzt, ist nicht immer Gold.

*2 Es glitzt wie Karfunkelstein vorm Ofenloch. - Kirchhofer, 160.


Glocke.

1 A Kloak as föör a Dommen. (Amrum.) - Haupt, VIII, 369, 314.

Die Glocke (Uhr) ist für die Dummen.

2 Alle Glocken läuten's, was einer hat im Sinn.

3 Auch eine goldene Glocke taugt nichts, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Lett.)

4 Besser der Glocke folgen als der Trompete.

Lat.: Malle ad campanam, quam ad tubae surgere clangorem. (Bovill, III, 71.)

5 De Klock geit, as de Köster de Kopp steit. (Ostfries.)

6 De Klock lüd ik sülwen, säd' de Baur, dor störr he den Köster von sein Fru. - Hoefer, 130.

7 Der die Glocke goss, dachte nicht, dass sie ihm zu Grabe läuten würde. - Altmann V, 90.

8 Der Glocken klang verjagt kein Dolen. - Lehmann, 708, 13.

It.: Suon di campana non caccia cornacchia. (Gaal, 127.)

9 Die Glocke ist gegossen, aber der Klöppel fehlt noch.

Holl.: De klok is gegoten. (Harrebomee, I, 416.)

10 Die Glocke muss die Leute in die Kirche hineinrufen; heraus gehen sie ungerufen.

Poln.: Do kosciola trzeba klusem, a z kosciola jeno chodza. (Wurzbach I, 220.)

11 Die Glocke ruft (oft) zum Essen und der Koch weiss nichts davon.

Holl.: Zij zeggen, wat de klok inheeft, zonder den kok gesproken te hebben. (Harrebomee, I, 416.)

12 Die Glocke steht auf dem Kopfe, sagte Töffel, als er den ersten Mörser sah.

Holl.: Dat is eene omgekeerde klok, zei Michel oom, en hij zag een' stamper in den vijzel staan. (Harrebomee, I, 416.)

[Spaltenumbruch] gesündigt, wurde zur Strafe gezogen. Das obige Sprichwort sagt nun, das der, welcher einem andern zwei Glieder abgeschnitten, mit dem Leibe zu büssen habe.

Altfries.: Daer sullen staen twe leden voer dat lyf. (Richthofen, 370, 15.)

*19 An allen Gliedern zittern.

Von sehr Furchtsamen.

*20 An einem Gliede kalendern.Körte, 2195; Braun, I, 842.

Von denen, welchen alte Schäden den Wetterwechsel melden.

*21 Er hat alle seine Glieder beisammen, wie ein Hirschauer.Reinsberg V, 85.

Hirschau ist ein Dorf im würtembergischen Schwarzwaldkreise, dessen Einwohner vom Volkswitz arg mitgenommen werden und unter denen, wie unter den Schierkern im Harz, der Kropf stark verbreitet ist. Die obige Redensart soll daher kommen, dass, als ein Fremder, der durch Hirschau kam, von Kindern deshalb verspottet wurde, weil ihm der Kropf fehlte, die Mutter en ihnen mit den Worten verwiesen habe: „Danket ihr Gott, dass ihr euere Glieder beisammen habt.“ (S. Wade.) (Vgl. auch Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 3, 112.)

*22 He is van Li-e to Li-e1 äs ne dreggede Wi-e2. (Büren.)

1) Von Glied zu Glied.

2) Weide. – Hat krumme, verwachsene, verdrehte Glieder, ist misgestaltet durch und durch.

*23 Sie hat ihre Glieder alle, sagte der Pinzger Bauer, als er das Mädel mit dem Kropfe sah.


Gliedslang.

* E äs nor glidslank. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 6.

Ist sehr klein.


Gliemen.

* Er hat gegliemt.Frischbier2, 1302.


Gliemer.

* Er ist ein Gliemer.Frischbier2, 1302.


Glimmen.

1 Na, wenn a glimmt, do wull'n merr, sagte der gotschdorfer Leichenbitter zu den Trägern. (Hirschberg.)

Als die in Hirschberg eingepfarrte, eine halbe Meile von dort entfernte Gemeinde Gotschdorf noch keinen eigenen Begräbnissplatz hatte, den sie erst seit den dreissiger Jahren besitzt, musste sie nach Hirschberg begraben. Auf dem Wege über das Feld zündeten sich die Träger wol eine Pfeife an und setzten, um auszuruhen, die Leiche weg. Bei einem dieser Fälle wurde das obige Wort gesprochen, später in demselben Falle wiederholt und sprichwörtlich.

*2 'T glimmt as 'n Hundekötel in Düstern.Bueren, 1166.


Glimmern.

De glimmert as Pogg in Mandschîn.Plattd. Volkskalender, II.


Glimmglamm.

Glimm, Glamm, Gloriam: die Sau hat einen Panzer an (oder: der Esel hat 'nen Chorrock an).Eiselein, 241; Petri, II, 341; Braun, I, 843.

„Also sungen die Alten von jhrem Chorherren“, bemerkt Petri.


Glimpf.

1 Des Glimpffs ist so viel und das Höfelieren ist so gemein worden, dass man es schier nicht mehr achten will.Opel, 373.

Gegen die glatten Formen des Hoflebens.

2 Glimpf ist besser dann recht.Henisch, 1651, 57; Petri, II, 341; Schottel, 1124a; Körte, 2196 u. 2703; Simrock, 3702; Graf, 4, 66.

Glimpf drückt nach Körte die ganze Stimmung dar Seele aus, welche dem kalten Ernst, der lieblosen Strenge, dem hartnäckigen Willen, dem unbeugsamen Egoismus und Eigensinn entgegengesetzt ist; also bezeichnet es Sanftheit, Gelindigkeit, Milde, Nachgiebigkeit, vertrauenerweckendes Wohlwollen, Gleichmuth der Seele; dann auch gute Nahrung, Verehrung, Würde, persönliches Ansehen.

Engl.: Never seek that by fout means which thou canst do by fair ones. (Gaal, 739.)

Lat.: Glimpfius est pluris, quam tota scientia juris. (Henisch, 1651, 58.)

3 Glimpff wird offt belohnt mit Schimpff.Lehmann, 340, 3; Simrock, 3699.

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Slow.: Dokljer prôsi zlatna ústa pôsi, a kad vrâtja plecha obrâtja. (Wurzbach I, 339.)

[Spaltenumbruch] 4 Mit glimpf kan man vil böser Sachen beylegen.Henisch, 1651, 64; Petri, II, 447.

5 Mit glimpf verderbet man nichts.Henisch, 1651, 65; Petri, II, 477.

6 Mit gutem Glimpf mag der Heilige Vater wol in das Haus gahn zu den milden Frauen.Eiselein, 241.

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8 Wer will behalten guten Glimpf, der mache kurz den besten Schimpf.

9 Wo glimpf nicht hilfft an den Kindern, da muss man die Ruth nicht sparen.Henisch, 1652, 3.

*10 Er sucht's mit Glimpf und lohnt's mit Schimpf.


Glimpfius.

1 Glimpfius ist nicht daheim.Eiselein, 241; Simrock, 3701.

2 Herr Glimpfius ist lange todt.

3 Sanct-Glimpfius und Sanct-Grobian wollen nichts mit einander han.Brandt, Nsch., 72.


Glinde.

In Glinnen1 is nix to finnen und in Grannen2 is nix to fangen.Jahrbuch für Schleswig-Holstein und Lauenburg, V, 364.

1) Glinde, Dorf im holsteinischen Amte Reinbeck.

2) Grande, Dorf im holsteinischen Amte Trittau.


Glitsch.

* Oek war di e Glitsch1 pischen. (Danzig.) – Frischbier2, 1303.

1) Eine Eisbahn zum Gleiten, Schlendern, Schurren. – Als Antwort auf die Frage, was man zu Weihnacht schenken werde.


Glitschen.

Wenn's glitscht, dann is gut scheissen. (Lehne bei Braunschweig.)


Glitze.

Kale glitze1 hat eine spitze.Henisch, 1652, 41; Lehmann, II, 310, 1.

1) Glatze, von glitzen = gleissen, glänzen, glinzen.

Lat.: Si non vis falli, caveas consortia calvi. (Henisch, 1638, 44.)


Glitzen.

1 Was glitzt, ist nicht immer Gold.

*2 Es glitzt wie Karfunkelstein vorm Ofenloch.Kirchhofer, 160.


Glocke.

1 A Kloak as föör a Dommen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 314.

Die Glocke (Uhr) ist für die Dummen.

2 Alle Glocken läuten's, was einer hat im Sinn.

3 Auch eine goldene Glocke taugt nichts, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Lett.)

4 Besser der Glocke folgen als der Trompete.

Lat.: Malle ad campanam, quam ad tubae surgere clangorem. (Bovill, III, 71.)

5 De Klock geit, as de Köster de Kopp steit. (Ostfries.)

6 De Klock lüd ik sülwen, säd' de Bûr, dôr störr he den Köster von sîn Fru.Hoefer, 130.

7 Der die Glocke goss, dachte nicht, dass sie ihm zu Grabe läuten würde.Altmann V, 90.

8 Der Glocken klang verjagt kein Dolen.Lehmann, 708, 13.

It.: Suon di campana non caccia cornacchia. (Gaal, 127.)

9 Die Glocke ist gegossen, aber der Klöppel fehlt noch.

Holl.: De klok is gegoten. (Harrebomée, I, 416.)

10 Die Glocke muss die Leute in die Kirche hineinrufen; heraus gehen sie ungerufen.

Poln.: Do koscioła trzeba kłusem, a z kościoła jeno chodzą. (Wurzbach I, 220.)

11 Die Glocke ruft (oft) zum Essen und der Koch weiss nichts davon.

Holl.: Zij zeggen, wat de klok inheeft, zonder den kok gesproken te hebben. (Harrebomée, I, 416.)

12 Die Glocke steht auf dem Kopfe, sagte Töffel, als er den ersten Mörser sah.

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[[862]/0890] gesündigt, wurde zur Strafe gezogen. Das obige Sprichwort sagt nun, das der, welcher einem andern zwei Glieder abgeschnitten, mit dem Leibe zu büssen habe. Altfries.: Daer sullen staen twe leden voer dat lyf. (Richthofen, 370, 15.) *19 An allen Gliedern zittern. Von sehr Furchtsamen. *20 An einem Gliede kalendern. – Körte, 2195; Braun, I, 842. Von denen, welchen alte Schäden den Wetterwechsel melden. *21 Er hat alle seine Glieder beisammen, wie ein Hirschauer. – Reinsberg V, 85. Hirschau ist ein Dorf im würtembergischen Schwarzwaldkreise, dessen Einwohner vom Volkswitz arg mitgenommen werden und unter denen, wie unter den Schierkern im Harz, der Kropf stark verbreitet ist. Die obige Redensart soll daher kommen, dass, als ein Fremder, der durch Hirschau kam, von Kindern deshalb verspottet wurde, weil ihm der Kropf fehlte, die Mutter en ihnen mit den Worten verwiesen habe: „Danket ihr Gott, dass ihr euere Glieder beisammen habt.“ (S. Wade.) (Vgl. auch Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 3, 112.) *22 He is van Li-e to Li-e1 äs ne dreggede Wi-e2. (Büren.) 1) Von Glied zu Glied. 2) Weide. – Hat krumme, verwachsene, verdrehte Glieder, ist misgestaltet durch und durch. *23 Sie hat ihre Glieder alle, sagte der Pinzger Bauer, als er das Mädel mit dem Kropfe sah. Gliedslang. * E äs nor glidslank. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 6. Ist sehr klein. Gliemen. * Er hat gegliemt. – Frischbier2, 1302. Gliemer. * Er ist ein Gliemer. – Frischbier2, 1302. Glimmen. 1 Na, wenn a glimmt, do wull'n merr, sagte der gotschdorfer Leichenbitter zu den Trägern. (Hirschberg.) Als die in Hirschberg eingepfarrte, eine halbe Meile von dort entfernte Gemeinde Gotschdorf noch keinen eigenen Begräbnissplatz hatte, den sie erst seit den dreissiger Jahren besitzt, musste sie nach Hirschberg begraben. Auf dem Wege über das Feld zündeten sich die Träger wol eine Pfeife an und setzten, um auszuruhen, die Leiche weg. Bei einem dieser Fälle wurde das obige Wort gesprochen, später in demselben Falle wiederholt und sprichwörtlich. *2 'T glimmt as 'n Hundekötel in Düstern. – Bueren, 1166. Glimmern. De glimmert as Pogg in Mandschîn. – Plattd. Volkskalender, II. Glimmglamm. Glimm, Glamm, Gloriam: die Sau hat einen Panzer an (oder: der Esel hat 'nen Chorrock an). – Eiselein, 241; Petri, II, 341; Braun, I, 843. „Also sungen die Alten von jhrem Chorherren“, bemerkt Petri. Glimpf. 1 Des Glimpffs ist so viel und das Höfelieren ist so gemein worden, dass man es schier nicht mehr achten will. – Opel, 373. Gegen die glatten Formen des Hoflebens. 2 Glimpf ist besser dann recht. – Henisch, 1651, 57; Petri, II, 341; Schottel, 1124a; Körte, 2196 u. 2703; Simrock, 3702; Graf, 4, 66. Glimpf drückt nach Körte die ganze Stimmung dar Seele aus, welche dem kalten Ernst, der lieblosen Strenge, dem hartnäckigen Willen, dem unbeugsamen Egoismus und Eigensinn entgegengesetzt ist; also bezeichnet es Sanftheit, Gelindigkeit, Milde, Nachgiebigkeit, vertrauenerweckendes Wohlwollen, Gleichmuth der Seele; dann auch gute Nahrung, Verehrung, Würde, persönliches Ansehen. Engl.: Never seek that by fout means which thou canst do by fair ones. (Gaal, 739.) Lat.: Glimpfius est pluris, quam tota scientia juris. (Henisch, 1651, 58.) 3 Glimpff wird offt belohnt mit Schimpff. – Lehmann, 340, 3; Simrock, 3699. Poln.: Dobryj zwyczaj, nie pożyczaj; jak oddaje jeszcze łaje. (Wurzbach I, 339.) Slow.: Dokljer prôsi zlatna ústa pôsi, a kad vrâtja plecha obrâtja. (Wurzbach I, 339.) 4 Mit glimpf kan man vil böser Sachen beylegen. – Henisch, 1651, 64; Petri, II, 447. 5 Mit glimpf verderbet man nichts. – Henisch, 1651, 65; Petri, II, 477. 6 Mit gutem Glimpf mag der Heilige Vater wol in das Haus gahn zu den milden Frauen. – Eiselein, 241. 7 Wenn man schon lang glimpff brauchet, muss man doch den Peltz nass machen, soll er ander gewaschen werden. – Lehmann, 341, 17; Opel, 384. 8 Wer will behalten guten Glimpf, der mache kurz den besten Schimpf. 9 Wo glimpf nicht hilfft an den Kindern, da muss man die Ruth nicht sparen. – Henisch, 1652, 3. *10 Er sucht's mit Glimpf und lohnt's mit Schimpf. Glimpfius. 1 Glimpfius ist nicht daheim. – Eiselein, 241; Simrock, 3701. 2 Herr Glimpfius ist lange todt. 3 Sanct-Glimpfius und Sanct-Grobian wollen nichts mit einander han. – Brandt, Nsch., 72. Glinde. In Glinnen1 is nix to finnen und in Grannen2 is nix to fangen. – Jahrbuch für Schleswig-Holstein und Lauenburg, V, 364. 1) Glinde, Dorf im holsteinischen Amte Reinbeck. 2) Grande, Dorf im holsteinischen Amte Trittau. Glitsch. * Oek war di e Glitsch1 pischen. (Danzig.) – Frischbier2, 1303. 1) Eine Eisbahn zum Gleiten, Schlendern, Schurren. – Als Antwort auf die Frage, was man zu Weihnacht schenken werde. Glitschen. Wenn's glitscht, dann is gut scheissen. (Lehne bei Braunschweig.) Glitze. Kale glitze1 hat eine spitze. – Henisch, 1652, 41; Lehmann, II, 310, 1. 1) Glatze, von glitzen = gleissen, glänzen, glinzen. Lat.: Si non vis falli, caveas consortia calvi. (Henisch, 1638, 44.) Glitzen. 1 Was glitzt, ist nicht immer Gold. *2 Es glitzt wie Karfunkelstein vorm Ofenloch. – Kirchhofer, 160. Glocke. 1 A Kloak as föör a Dommen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 314. Die Glocke (Uhr) ist für die Dummen. 2 Alle Glocken läuten's, was einer hat im Sinn. 3 Auch eine goldene Glocke taugt nichts, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Lett.) 4 Besser der Glocke folgen als der Trompete. Lat.: Malle ad campanam, quam ad tubae surgere clangorem. (Bovill, III, 71.) 5 De Klock geit, as de Köster de Kopp steit. (Ostfries.) 6 De Klock lüd ik sülwen, säd' de Bûr, dôr störr he den Köster von sîn Fru. – Hoefer, 130. 7 Der die Glocke goss, dachte nicht, dass sie ihm zu Grabe läuten würde. – Altmann V, 90. 8 Der Glocken klang verjagt kein Dolen. – Lehmann, 708, 13. It.: Suon di campana non caccia cornacchia. (Gaal, 127.) 9 Die Glocke ist gegossen, aber der Klöppel fehlt noch. Holl.: De klok is gegoten. (Harrebomée, I, 416.) 10 Die Glocke muss die Leute in die Kirche hineinrufen; heraus gehen sie ungerufen. Poln.: Do koscioła trzeba kłusem, a z kościoła jeno chodzą. (Wurzbach I, 220.) 11 Die Glocke ruft (oft) zum Essen und der Koch weiss nichts davon. Holl.: Zij zeggen, wat de klok inheeft, zonder den kok gesproken te hebben. (Harrebomée, I, 416.) 12 Die Glocke steht auf dem Kopfe, sagte Töffel, als er den ersten Mörser sah. Holl.: Dat is eene omgekeerde klok, zei Michel oom, en hij zag een' stamper in den vijzel staan. (Harrebomée, I, 416.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [862]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/890>, abgerufen am 28.04.2024.