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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Artikel von Wilh. Wackernagel: Das Glücksrad und die Kugel des Glücks in Haupt's Zeitschrift, VI, 134-149, und Grimm, Myth., 826.)

Dän.: Det er besvaerligt at stige op paa lykkens hiul, men besvaerligere siden at falde ned. (Prov. dan., 403.)

5 Wem das Glücksrad steht, der glaubt nicht, dass es sich dreht.

Die Russen: Man spottet so lange über das Glücksross, als man selbst nicht darauf reitet. (Altmann, VI, 490.)

*6 Das Glücksrad festhalten.

Mhd.: Swer hiute sitzet auf dem rade, der seiget morne drunder. (Troj. Krieg.) - Hie sigen diu mit dem rade neider, so steigen diu andern auf wider: sus gie ez umbe an der stat. Daz was des gelückes rat. (Wigalois.) - Fortauna die ist so getan: ir scheibe lazet si umbegan; si hilft den armen, so si wile, den reichen hat ze spile; umbeloufet ir rat, dicke vellet, der da vaste saz. (Alexanderlied.) (Zingerle, 56 u. 57.)

Frz.: Il a attache un clou a la roue de la fortune.


Glücksschuss.

1 Ein Glücksschuss trifft am ersten die Nuss.

Dän.: Lykkens skud traeffer best og oftest maalet. (Prov. dan., 404.)

2 Glücksschüss treffen am ehesten zum Zweck. - Lehmann, 288, 120 u. 615, 43.


Glückssonne.

Die Glückssonne scheint nicht alle Tage.

Lat.: Non semper laetus ridet. (Apollo.) (Binder I, 1203; II, 2233; Philippi, II, 44; Seybold, 379.)


Glücksspiel.

Glücksspiel - Teufelsspiel.

Lat.: Alea multis exitio fuit. (Philippi, I, 17.)


Glücksstern.

Sein Glücksstern ist untergegangen.


Glückssuppe.

Die Glückssuppe ist am besten, die man selbst kocht.

Frz.: Qui a eure vuet mengier ainz eure poit aparillier. - Qui heureux veut manger prepare avant son bonheur. (Leroux, II, 289.)


Glückstopf.

1 Im Glückstopf bekommt man leichter eine Niete als einen Treffer.

*2 In den Glückstopf greifen.


Glücksvogel.

* Er ist ein Glücksvogel.

Von jemand der gute Nachricht bringt.

Frz.: C'est un oiseau de bon augure.


Glückswagen.

Wenn der Glückswagen rollt, so hängt sich der Neid daran.

Dän.: Gaaer lykkens vogn vel, da haenge skam og avind ved hiulene. (Bohn I, 369.)


Gludern.

* Es gludert. - Frischbier2, 1315.

Gludern (nach Hennig 86) = mit den Augen begehren.


Glufenknopf.

* Es ist keinen Glufenknopf werth. (Rottenburg.)

Um völlige Werthlosigkeit oder sehr geringen Werth auszudrücken, wofür man auch sagt: keine Bohne, keinen Knopf, keine taube Nuss u. s. w.


Glühen.

*1 Er glüht wie ein Pomuchelskopf im Mondschein. (Danzig.) - Frischbier2, 1317.

*2 Er glüht wie eine Bäcker(oder Ofen-)krücke. (Danzig.) - Frischbier2, 1316.

*3 Er glüht wie eine Bijon (Päonie). - Frischbier2, 445.

Er ist betrunken. (S. Ansehen 29 u. Boden 38.)

*4 Er glüht wie Rastenburg. - Frischbier, 268; Frischbier2, 1318; Pisansky, 12; Hennig, 214.

Er ist erhitzt oder betrunken. Die Vorliebe der Rastenburger für den rothen Anstrich ihrer Gebäude soll zu dieser Redensart Veranlassung gegeben haben. In der Stadtkirche daselbst wird noch ein altes Gemälde aufbewahrt, das eine Ansicht der Stadt darstellt, die eine ganze Strasse mit rothen Häusern zeigt. Pisansky leitet den Ursprung der Redensart von den rothen Dachziegeln her, womit die Häuser der Stadt gedeckt sind. Bock in seinem Versuch einer wissenschaftlichen Naturgeschichte von dem Königreich Ost- und Westpreussen (Dessau 1782, II, 61) sagt: "Der Thon um Rastenburg hat die Eigenschaft, dass die daraus gebrannten Backsteine nicht so bald von Luft und Nässe schwarz anlaufen, sondern ihre anfängliche Röthe beibehalten. Daher ist das alte Sprichwort entstanden, da man von einem durch Trunk erhitzten Menschen sagt, dass er roth sei und glühe wie Rastenburg." Hennig (214) führt noch eine Erklärung der Redensart an, die der Kriegsrath [Spaltenumbruch] von Werner in seiner Dissertatio de scriptis Historiam Lindae marianae illustrantibus (S. 4) gibt, wonach sie daher stammen soll, dass Rastenburg schon in Ziegeldächern prunkte, während die Häuser anderer Städte noch mit Stroh bedeckt waren.


Glühwurm.

Nicht jeder Glühwurm ist Feuer.

Nicht alles Gold, was glänzt.


Glumen.

De glaumt1 von ünnern2 herup as 'n Hönerdef. (Oldenburg.) - Frommann, IV, 286, 396; Bueren, 293; Hauskalender, III.

1) Glaumen, auch gluren = düster ausgehen. Glaume = der Funke, glummern = glimmen, Glummer = Kohlenglut. (Vgl. Frommann, III, 259, 13; IV, 288, 396.) Auch für glaupen = lauschen, schielen. (Vgl. Richey, 76; Dähnert, 154.)

2) Von unten.


Glummer.

Guoad äre de laiwe Glummer (Kohlenglut), mach sin Winter oader Summer, sagte jäiner Sgäper, doa sat hai imme häiten Sunnensgyne füär den Brännen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 259, 13.


Glupen.

* Er glupt1 wie ein Hund.

1) Sieht schel, begierig.


Glupert.

Glupert, merkst nich? - Frischbier2, 1319.


Glupsack.

* Er ist ein Glupsack1. - Frischbier2, 1321.

Ein finsterer, mürrischer, schel aussehender Mensch.


Glupsch.

* Er ist glupsch1 wie ein Hund. - Frischbier2, 1320.

1) Falsch, hinterlistig.


Glut.

1 Auf die Glut kommt die Wuth.

2 Erst Glut, dann Gut. - Parömiakon, 2235.

"Segen ist der Mühe Preis."

3 Geheime Glut ist gefährlich.

In Venetien sagt man: Versteckte Glut durchlöchert die Schürze. (Reinsberg III, 74.)

*4 Wenn die Glut verlöschen will, flackt sie noch einmal auf.

Aehnlich die Russen Altmann VI, 450.

5 Wenn man die Glut schürt, so sprüht sie.

Dän.: Puster du paa gloen, da taendes hun; spytter du paa hende; slugner hun. (Prov. dan., 243.)


Glüüren.

* Hi glüüret üs en Pük. (Sylt.)

Er glotzt wie ein Puk.


Gnade.

1 Auf die Gnade grosser Herrn folgt Gift und - Tod gar gern.

*2 Besser gnad dann recht, sagen alle fromme Knecht. - Henisch, 1671, 30; Petri, II, 37.

3 Besser ist gnad, dann recht. - Franck, II, 178a; Gruter, I, 8; Eyering, I, 214.

4 Das ist keine Gnade, wenn man ein Ampt kauffen muss. - Petri, II, 66.

5 De up gnade denet, möt gnade wachten. - Lübben.

6 Der hats nit gut, der vmb gnad bit. - Franck, I, 70b.

7 Eitel gnad ist die grössest vngnad. - Petri, II, 329; Henisch, 867, 66.

8 Es ist besser zu viel Gnad als zu viel Straff. - Lehmann, 942, 18; Henisch, 1671, 29; Petri, II, 256; Graf, 397, 604.

"Gnad kan man wenigern, straff kan man nit wider zuruck bringen."

9 Gewisse Gnade ist besser als ungewisse Hoffnung.

Dän.: Bedre er en vis naade, end uvist haab. (Prov. dan., 422.)

Engl.: Grace is best for the man. (Bohn II, 365.)

10 Gnad gehet für recht. - Henisch, 1671, 39; Petri, II, 343; Eisenhart, 622; Eiselein, 245; Hillebrand, 201; Pistor., V, 82; Hertius, 37; Estor, II, 97; Simrock, 3822; Sailer, 253; Graf, 397, 602.

"Die Begnadigung erscheint als ein Act der Souveränetät, durch welche eine dem Strafgesetz verfallene Person aus Gründen der Billigkeit oder aus höhern Staatsrücksichten von der Strafe ganz oder theilweise entbunden wird, ohne dass sie es fordern kann." In den

[Spaltenumbruch] Artikel von Wilh. Wackernagel: Das Glücksrad und die Kugel des Glücks in Haupt's Zeitschrift, VI, 134-149, und Grimm, Myth., 826.)

Dän.: Det er besværligt at stige op paa lykkens hiul, men besværligere siden at falde ned. (Prov. dan., 403.)

5 Wem das Glücksrad steht, der glaubt nicht, dass es sich dreht.

Die Russen: Man spottet so lange über das Glücksross, als man selbst nicht darauf reitet. (Altmann, VI, 490.)

*6 Das Glücksrad festhalten.

Mhd.: Swer hiute sitzet ûf dem rade, der sîget morne drunder. (Troj. Krieg.) – Hie sigen diu mit dem rade nîder, sô stîgen diu andern ûf wider: sus gie ez umbe an der stat. Daz was des gelückes rat. (Wigalois.) – Fortûna die ist sô getân: ir schîbe lâzet si umbegân; si hilft den armen, sô si wile, den rîchen hât ze spile; umbeloufet ir rat, dicke vellet, der dâ vaste saz. (Alexanderlied.) (Zingerle, 56 u. 57.)

Frz.: Il a attaché un clou à la roue de la fortune.


Glücksschuss.

1 Ein Glücksschuss trifft am ersten die Nuss.

Dän.: Lykkens skud træffer best og oftest maalet. (Prov. dan., 404.)

2 Glücksschüss treffen am ehesten zum Zweck.Lehmann, 288, 120 u. 615, 43.


Glückssonne.

Die Glückssonne scheint nicht alle Tage.

Lat.: Non semper laetus ridet. (Apollo.) (Binder I, 1203; II, 2233; Philippi, II, 44; Seybold, 379.)


Glücksspiel.

Glücksspiel – Teufelsspiel.

Lat.: Alea multis exitio fuit. (Philippi, I, 17.)


Glücksstern.

Sein Glücksstern ist untergegangen.


Glückssuppe.

Die Glückssuppe ist am besten, die man selbst kocht.

Frz.: Qui à eure vuet mengier ainz eure poit aparillier. – Qui heureux veut manger prépare avant son bonheur. (Leroux, II, 289.)


Glückstopf.

1 Im Glückstopf bekommt man leichter eine Niete als einen Treffer.

*2 In den Glückstopf greifen.


Glücksvogel.

* Er ist ein Glücksvogel.

Von jemand der gute Nachricht bringt.

Frz.: C'est un oiseau de bon augure.


Glückswagen.

Wenn der Glückswagen rollt, so hängt sich der Neid daran.

Dän.: Gaaer lykkens vogn vel, da hænge skam og avind ved hiulene. (Bohn I, 369.)


Gludern.

* Es gludert.Frischbier2, 1315.

Gludern (nach Hennig 86) = mit den Augen begehren.


Glufenknopf.

* Es ist keinen Glufenknopf werth. (Rottenburg.)

Um völlige Werthlosigkeit oder sehr geringen Werth auszudrücken, wofür man auch sagt: keine Bohne, keinen Knopf, keine taube Nuss u. s. w.


Glühen.

*1 Er glüht wie ein Pomuchelskopf im Mondschein. (Danzig.) – Frischbier2, 1317.

*2 Er glüht wie eine Bäcker(oder Ofen-)krücke. (Danzig.) – Frischbier2, 1316.

*3 Er glüht wie eine Bijon (Päonie).Frischbier2, 445.

Er ist betrunken. (S. Ansehen 29 u. Boden 38.)

*4 Er glüht wie Rastenburg.Frischbier, 268; Frischbier2, 1318; Pisansky, 12; Hennig, 214.

Er ist erhitzt oder betrunken. Die Vorliebe der Rastenburger für den rothen Anstrich ihrer Gebäude soll zu dieser Redensart Veranlassung gegeben haben. In der Stadtkirche daselbst wird noch ein altes Gemälde aufbewahrt, das eine Ansicht der Stadt darstellt, die eine ganze Strasse mit rothen Häusern zeigt. Pisansky leitet den Ursprung der Redensart von den rothen Dachziegeln her, womit die Häuser der Stadt gedeckt sind. Bock in seinem Versuch einer wissenschaftlichen Naturgeschichte von dem Königreich Ost- und Westpreussen (Dessau 1782, II, 61) sagt: „Der Thon um Rastenburg hat die Eigenschaft, dass die daraus gebrannten Backsteine nicht so bald von Luft und Nässe schwarz anlaufen, sondern ihre anfängliche Röthe beibehalten. Daher ist das alte Sprichwort entstanden, da man von einem durch Trunk erhitzten Menschen sagt, dass er roth sei und glühe wie Rastenburg.“ Hennig (214) führt noch eine Erklärung der Redensart an, die der Kriegsrath [Spaltenumbruch] von Werner in seiner Dissertatio de scriptis Historiam Lindae marianae illustrantibus (S. 4) gibt, wonach sie daher stammen soll, dass Rastenburg schon in Ziegeldächern prunkte, während die Häuser anderer Städte noch mit Stroh bedeckt waren.


Glühwurm.

Nicht jeder Glühwurm ist Feuer.

Nicht alles Gold, was glänzt.


Glumen.

De glûmt1 von ünnern2 herup as 'n Hönerdêf. (Oldenburg.) – Frommann, IV, 286, 396; Bueren, 293; Hauskalender, III.

1) Glûmen, auch gluren = düster ausgehen. Glûme = der Funke, glummern = glimmen, Glummer = Kohlenglut. (Vgl. Frommann, III, 259, 13; IV, 288, 396.) Auch für glûpen = lauschen, schielen. (Vgl. Richey, 76; Dähnert, 154.)

2) Von unten.


Glummer.

Guoad äre de laiwe Glummer (Kohlenglut), mach sin Winter oader Summer, sagte jäiner Sgäper, doa sât hai imme häiten Sunnensgyne füär den Brännen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 259, 13.


Glupen.

* Er glupt1 wie ein Hund.

1) Sieht schel, begierig.


Glupert.

Glupert, merkst nich?Frischbier2, 1319.


Glupsack.

* Er ist ein Glupsack1.Frischbier2, 1321.

Ein finsterer, mürrischer, schel aussehender Mensch.


Glupsch.

* Er ist glupsch1 wie ein Hund.Frischbier2, 1320.

1) Falsch, hinterlistig.


Glut.

1 Auf die Glut kommt die Wuth.

2 Erst Glut, dann Gut.Parömiakon, 2235.

„Segen ist der Mühe Preis.“

3 Geheime Glut ist gefährlich.

In Venetien sagt man: Versteckte Glut durchlöchert die Schürze. (Reinsberg III, 74.)

*4 Wenn die Glut verlöschen will, flackt sie noch einmal auf.

Aehnlich die Russen Altmann VI, 450.

5 Wenn man die Glut schürt, so sprüht sie.

Dän.: Puster du paa gloen, da tændes hun; spytter du paa hende; slugner hun. (Prov. dan., 243.)


Glüüren.

* Hi glüüret üs en Pük. (Sylt.)

Er glotzt wie ein Puk.


Gnade.

1 Auf die Gnade grosser Herrn folgt Gift und – Tod gar gern.

*2 Besser gnad dann recht, sagen alle fromme Knecht.Henisch, 1671, 30; Petri, II, 37.

3 Besser ist gnad, dann recht.Franck, II, 178a; Gruter, I, 8; Eyering, I, 214.

4 Das ist keine Gnade, wenn man ein Ampt kauffen muss.Petri, II, 66.

5 De up gnade denet, möt gnade wachten.Lübben.

6 Der hats nit gut, der vmb gnad bit.Franck, I, 70b.

7 Eitel gnad ist die grössest vngnad.Petri, II, 329; Henisch, 867, 66.

8 Es ist besser zu viel Gnad als zu viel Straff.Lehmann, 942, 18; Henisch, 1671, 29; Petri, II, 256; Graf, 397, 604.

„Gnad kan man wenigern, straff kan man nit wider zuruck bringen.“

9 Gewisse Gnade ist besser als ungewisse Hoffnung.

Dän.: Bedre er en vis naade, end uvist haab. (Prov. dan., 422.)

Engl.: Grace is best for the man. (Bohn II, 365.)

10 Gnad gehet für recht.Henisch, 1671, 39; Petri, II, 343; Eisenhart, 622; Eiselein, 245; Hillebrand, 201; Pistor., V, 82; Hertius, 37; Estor, II, 97; Simrock, 3822; Sailer, 253; Graf, 397, 602.

„Die Begnadigung erscheint als ein Act der Souveränetät, durch welche eine dem Strafgesetz verfallene Person aus Gründen der Billigkeit oder aus höhern Staatsrücksichten von der Strafe ganz oder theilweise entbunden wird, ohne dass sie es fordern kann.“ In den

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[[891]/0919] Artikel von Wilh. Wackernagel: Das Glücksrad und die Kugel des Glücks in Haupt's Zeitschrift, VI, 134-149, und Grimm, Myth., 826.) Dän.: Det er besværligt at stige op paa lykkens hiul, men besværligere siden at falde ned. (Prov. dan., 403.) 5 Wem das Glücksrad steht, der glaubt nicht, dass es sich dreht. Die Russen: Man spottet so lange über das Glücksross, als man selbst nicht darauf reitet. (Altmann, VI, 490.) *6 Das Glücksrad festhalten. Mhd.: Swer hiute sitzet ûf dem rade, der sîget morne drunder. (Troj. Krieg.) – Hie sigen diu mit dem rade nîder, sô stîgen diu andern ûf wider: sus gie ez umbe an der stat. Daz was des gelückes rat. (Wigalois.) – Fortûna die ist sô getân: ir schîbe lâzet si umbegân; si hilft den armen, sô si wile, den rîchen hât ze spile; umbeloufet ir rat, dicke vellet, der dâ vaste saz. (Alexanderlied.) (Zingerle, 56 u. 57.) Frz.: Il a attaché un clou à la roue de la fortune. Glücksschuss. 1 Ein Glücksschuss trifft am ersten die Nuss. Dän.: Lykkens skud træffer best og oftest maalet. (Prov. dan., 404.) 2 Glücksschüss treffen am ehesten zum Zweck. – Lehmann, 288, 120 u. 615, 43. Glückssonne. Die Glückssonne scheint nicht alle Tage. Lat.: Non semper laetus ridet. (Apollo.) (Binder I, 1203; II, 2233; Philippi, II, 44; Seybold, 379.) Glücksspiel. Glücksspiel – Teufelsspiel. Lat.: Alea multis exitio fuit. (Philippi, I, 17.) Glücksstern. Sein Glücksstern ist untergegangen. Glückssuppe. Die Glückssuppe ist am besten, die man selbst kocht. Frz.: Qui à eure vuet mengier ainz eure poit aparillier. – Qui heureux veut manger prépare avant son bonheur. (Leroux, II, 289.) Glückstopf. 1 Im Glückstopf bekommt man leichter eine Niete als einen Treffer. *2 In den Glückstopf greifen. Glücksvogel. * Er ist ein Glücksvogel. Von jemand der gute Nachricht bringt. Frz.: C'est un oiseau de bon augure. Glückswagen. Wenn der Glückswagen rollt, so hängt sich der Neid daran. Dän.: Gaaer lykkens vogn vel, da hænge skam og avind ved hiulene. (Bohn I, 369.) Gludern. * Es gludert. – Frischbier2, 1315. Gludern (nach Hennig 86) = mit den Augen begehren. Glufenknopf. * Es ist keinen Glufenknopf werth. (Rottenburg.) Um völlige Werthlosigkeit oder sehr geringen Werth auszudrücken, wofür man auch sagt: keine Bohne, keinen Knopf, keine taube Nuss u. s. w. Glühen. *1 Er glüht wie ein Pomuchelskopf im Mondschein. (Danzig.) – Frischbier2, 1317. *2 Er glüht wie eine Bäcker(oder Ofen-)krücke. (Danzig.) – Frischbier2, 1316. *3 Er glüht wie eine Bijon (Päonie). – Frischbier2, 445. Er ist betrunken. (S. Ansehen 29 u. Boden 38.) *4 Er glüht wie Rastenburg. – Frischbier, 268; Frischbier2, 1318; Pisansky, 12; Hennig, 214. Er ist erhitzt oder betrunken. Die Vorliebe der Rastenburger für den rothen Anstrich ihrer Gebäude soll zu dieser Redensart Veranlassung gegeben haben. In der Stadtkirche daselbst wird noch ein altes Gemälde aufbewahrt, das eine Ansicht der Stadt darstellt, die eine ganze Strasse mit rothen Häusern zeigt. Pisansky leitet den Ursprung der Redensart von den rothen Dachziegeln her, womit die Häuser der Stadt gedeckt sind. Bock in seinem Versuch einer wissenschaftlichen Naturgeschichte von dem Königreich Ost- und Westpreussen (Dessau 1782, II, 61) sagt: „Der Thon um Rastenburg hat die Eigenschaft, dass die daraus gebrannten Backsteine nicht so bald von Luft und Nässe schwarz anlaufen, sondern ihre anfängliche Röthe beibehalten. Daher ist das alte Sprichwort entstanden, da man von einem durch Trunk erhitzten Menschen sagt, dass er roth sei und glühe wie Rastenburg.“ Hennig (214) führt noch eine Erklärung der Redensart an, die der Kriegsrath von Werner in seiner Dissertatio de scriptis Historiam Lindae marianae illustrantibus (S. 4) gibt, wonach sie daher stammen soll, dass Rastenburg schon in Ziegeldächern prunkte, während die Häuser anderer Städte noch mit Stroh bedeckt waren. Glühwurm. Nicht jeder Glühwurm ist Feuer. Nicht alles Gold, was glänzt. Glumen. 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Glut. 1 Auf die Glut kommt die Wuth. 2 Erst Glut, dann Gut. – Parömiakon, 2235. „Segen ist der Mühe Preis.“ 3 Geheime Glut ist gefährlich. In Venetien sagt man: Versteckte Glut durchlöchert die Schürze. (Reinsberg III, 74.) *4 Wenn die Glut verlöschen will, flackt sie noch einmal auf. Aehnlich die Russen Altmann VI, 450. 5 Wenn man die Glut schürt, so sprüht sie. Dän.: Puster du paa gloen, da tændes hun; spytter du paa hende; slugner hun. (Prov. dan., 243.) Glüüren. * Hi glüüret üs en Pük. (Sylt.) Er glotzt wie ein Puk. Gnade. 1 Auf die Gnade grosser Herrn folgt Gift und – Tod gar gern. *2 Besser gnad dann recht, sagen alle fromme Knecht. – Henisch, 1671, 30; Petri, II, 37. 3 Besser ist gnad, dann recht. – Franck, II, 178a; Gruter, I, 8; Eyering, I, 214. 4 Das ist keine Gnade, wenn man ein Ampt kauffen muss. – Petri, II, 66. 5 De up gnade denet, möt gnade wachten. – Lübben. 6 Der hats nit gut, der vmb gnad bit. – Franck, I, 70b. 7 Eitel gnad ist die grössest vngnad. – Petri, II, 329; Henisch, 867, 66. 8 Es ist besser zu viel Gnad als zu viel Straff. – Lehmann, 942, 18; Henisch, 1671, 29; Petri, II, 256; Graf, 397, 604. „Gnad kan man wenigern, straff kan man nit wider zuruck bringen.“ 9 Gewisse Gnade ist besser als ungewisse Hoffnung. Dän.: Bedre er en vis naade, end uvist haab. (Prov. dan., 422.) Engl.: Grace is best for the man. (Bohn II, 365.) 10 Gnad gehet für recht. – Henisch, 1671, 39; Petri, II, 343; Eisenhart, 622; Eiselein, 245; Hillebrand, 201; Pistor., V, 82; Hertius, 37; Estor, II, 97; Simrock, 3822; Sailer, 253; Graf, 397, 602. „Die Begnadigung erscheint als ein Act der Souveränetät, durch welche eine dem Strafgesetz verfallene Person aus Gründen der Billigkeit oder aus höhern Staatsrücksichten von der Strafe ganz oder theilweise entbunden wird, ohne dass sie es fordern kann.“ In den

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [891]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/919>, abgerufen am 27.04.2024.