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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *2 Dat's vunt rechte Kaliber. (Holst.) - Schütze, II, 214.

Das ist ein sauberes Früchtlein.

*3 Sie sind von gleichem (demselben) Kaliber.

Gleicher Art und Güte.

Lat.: Ejusdem est farinae. (Binder I, 400; II, 934.)


Kalisch.

* Nach Kalisch in den Ofen fahren. - Reinsberg VI. 77.

Die eigenthümliche Bauart der Stadt Kalisch gab zu dieser Redensart Veranlassung. Die Wände an den Gebäuden waren in früherer Zeit aus polirten Ziegeln, sodass ca sich ausnahm, als wären sie aus Ofenkacheln erbaut. Man bedient sich der Redensart aber auch dann, wenn jemand vom Regen durchnässt, sich abtrocknen will. (Wurzbach I, 45.)

Poln.: Przyjechawszy do Kalisza w piec. (Wurzbach I, 133, 45.)


Kaljes.

* Einem Kaljes machen. - Tendlau, 438.

Einem hindernd in den Weg treten, etwas hintertreiben.


Kalk.

1 Alter Kalk ist besser und gilt mehr als neuer.

Vorzüge des gediegenen Alten vor dem luftigen Neuen.

2 Der Kalch ist der Ferber Meister. - Petri, II, 97.

3 Der Kalk würde für Marmor gelten, wäre er ebenso selten. - Altmann V, 103.

4 Kalck lescht mann mit Wasser, sonst taug er nichts; Wein soll man lassen, wie er ist. - Lehmann, 879, 37.

5 Kalk deckt manchen Schalk. (S. Pfeffer.)

6 Kalk macht auch den Schornstein weiss.

7 Kalk macht reiche Väter und arme Kinder.

Weil der Kalk, ohne andere Düngungsmittel angewandt, den Boden ausbeutet. Der Kalk hat die Fähigkeit Pflanzen-, Thier- und Mineralstoffe, mit denen er in Berührung kommt, zu zerstören und dadurch als Pflanzennahrungsmittel schnell tauglich zu machen. Aber er wirthschaftet nicht mit eigenen Mitteln, sondern auf Kosten des Feldes; er zehrt von dessen Kraft, entgegengesetzt den directen Düngung smitteln, die aus eigenen Mitteln wirken. (Vgl. Ueber die praktische Verwendung des Kalkes auf Aeckern im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1860, S. 196.)

8 Kalk, ohne Dünger angewandt, macht arm den Bauer und sein Land.

Das Sprichwort redet nur von der ausschliesslichen Düngung der Aecker mit Kalk, ohne das gleichzeitige Düngen mit animalischem Dünger und Kalk bei ein und derselben Frucht zu empfehlen. Das letztere Verfahren, bei Oel- und Hackfrüchten angewandt, wird sich nur dann bewähren, wenn Kalk und Dünger nicht in directe Berührung kommen, weil sonst der Kalk mit den Säuren des Düngers sich verbindet, wodurch das Ammoniak, die Hauptnahrung der Pflanzen frei wird und ungenutzt verloren geht. (Vgl. Ueber die praktische Verwendung des Kalkes auf Aeckern im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1860, S. 197.)

9 Kalk und Marmor sind Vettern.

Die Russen: Man würde den Kalk wie Marmor achten, wenn er so selten wäre wie jener. (Altmann V, 90.)

10 Kalk und Steine gibt gute Mauer.

Holl.: Kalk en steen, dat metselt wel. (Harrebomee, I, 376a.)

11 Man merkt nicht, was im Kalk ist, biss man Wasser dran geusst. - Henisch, 1589, 56; Petri II, 458.

12 Nicht jeder Kalk ist Marmor. - Altmann IV, 485.

13 Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. - Parömiakon, 1.

"Nicht weniger thut Uebermass des Weintrinkens, ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken." (Judas der Erzschelm, I.)

14 Wer nit kalck hat, der muss mit leymen (Lehm, Dreck) mauren. - Franck, II, 103b u. 124a; Tappius, 125b; Gruter, I, 81; Petri, II, 741; Latendorf II, 29; Lehmann, 788, 11; Lehmann, II, 850, 311; Luther's Werke, VI, 141b; Schottel, 1146a; Sutor, 628; Blum, 304; Luther, 300; Sailer, 284; Müller, 74, 3; Winckler, I, 94; Eiselein, 350; Körte, 3268; Simrock, 5384; Braun, I, 1732; Reinsberg IV, 89.

"Wer nit kalck hat, der muss mit thon oder letten maweren, vnd wer nit silber hat, der muss kupfer vermüntzen - wenn es nur gilt." (Sarepta, 1859, CLXVa.)

Dän.: Har man ei jomfruer, saa dandser man med skiöger. - Har man ei kalk, faaer man at muure med leer. (Prov. dan., 273.)

Engl.: lf we can't as we would, we must do as we can. (Gaal, 979.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Die met geen' kalk metselen kan, die neme leem. (Harrebomee, I, 376b.)

Lat.: Bovem si non possis, asinum agas. (Sutor, 628.) - In calcis inopia, parietes luto compingi oportet. (Seybold, 235.)

Ung.: Kinek mesze nincs, sarral tapaszt. (Gaal, 979.)

15 Wo der Kalk am dicksten liegt, ist die Mauer am schwächsten. - Körte, 3269.

*16 Das war Kalk in die Kürssen. - Herberger, I, 844.

Mit der erklärenden Beifügung: "Da hatt' ers verschütt." "Einem Kalck in die Kürsen geben." (Nigrinus, Vorr. 51b.)

*17 Der fällt auch der Kalk ab.

In Bezug auf eine Jungfrau, der die Jugendreize schwinden, wie bei alterndem Gemäuer der Kalkputz abfällt.

*18 Der Kalk ist ihr abgefallen. - Stieler, 917.

Ihre Schönheit ist verblüht.

*19 Er ist wie der ungelöschte Kalk. - Parömiakon, 1043.

Das Nasse, d. h. Greistignasse (Wein u. dgl.), bringt ihn in Hitze.

*20 Er ist (wird) wie Kalk an der Wand. - Frischbier2, 1870.

Erbleicht.

*21 Gebrannten Kalk im Wasser verwahren wollen. - Altmann VI, 524.

*22 In den Kalk kommen.

Unglücklich werden, so viel wie in die Tinte kommen.

*23 Mit losem Kalk tünchen. - Ezech. 13, 11.

Holl.: Iets met loozen kalk bestrijken. (Harrebomee, I, 376b.)

*24 Mit solchem Kalk ist bös tünchen.

"Der Argwohn ist ein böser schalk, drum tünche nicht mit solchen Kalk." (Birck, Ehespiegel, 131.)


Kalkofen.

* Aus dem Kalkofen in den Kohlenofen kommen.

Von einem vorgesetzten Ziele zu etwas ganz Entgegengesetztem abschweifen. Oder: Aus einem Unglück in ein anderes gerathen.


Kalkschieferboden.

* Auf Kalkschieferboden hört man den Hafer wachsen. (Frankenwald.)


Kalkstein.

Merr kennt de Kalkstein glich, wemmer Wasser druff schidd. (Strasburg.) - Firmenich, II, 527.


Kalkulator.

Mit Kalkulatoren und Kanzelisten kann man die Elbe schützen (anstauen).

Altes dresdner Sprichwort zur Bezeichnung der grossen Menge von Beamten und Schreibern dieser Art.


Kalkune.

Man hält sich die Kalkunen nicht des Gurrens wegen.


Kallab.

* Ein Jünger Kallab's. (S. Grahamiren.)

Von einem Postbeamten, der Werthbriefe beraubt und unterschägt. Kallab war ein österreichischer Postbeamter, der in den Jahren 1861-62 sein Geschäft betrieben und zahllose Briefe unterschlagen hat. Von diesem Vorgange hat man, um das Unterschlagen von Briefen, besonders um das Berauben von Werthbriefen zu bezeichnen, das Wort "kallabisiren" gebildet, worin der Namen jenes Postbeamten aufbewahrt bleibt. (Vgl. darüber Wiener Briefe in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1862, Nr. 100, S. 263.) Einer seiner Nachfolger, Joseph Gissig, wurde 1867 verurtheilt. (Vgl. Schlesisches Morgenblatt, Breslau 1867, Nr. 76, S. 5.) In Paris hat man zur Zeit für das Geschäft, den geistigen Inhalt der Briefe zu erfahren, nach dem Generalpostdirector Vandal das Wort. "vandalisiren".


Kalle.

Die Kalle (Braut) kann mir nicht gefalle'. - Tendlau, 537.

Von einer bässlichen Braut, uneigentlich auch von einer Sache, einem Zustande u. s. w.


Kallen.

1 Kallen (reden) es kenn Geld. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 403.

2 Noo kall Greit. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 268.

3 Vil kallens vnd klapperns macht vnwerdt. - Franck, II. 192b.

*4 Alles kopot kallen1. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 125.

1) Entzweireden, todtschwatzen. Das Wort kallen ist leider der hochdeutschen Schriftsprache abhanden gekommen und hält sich nur noch in den Mundarten. (Vgl. Grimm, V, 69.)

*5 Alles kort on klein kallen. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 179.

[Spaltenumbruch] *2 Dat's vunt rechte Kaliber. (Holst.) – Schütze, II, 214.

Das ist ein sauberes Früchtlein.

*3 Sie sind von gleichem (demselben) Kaliber.

Gleicher Art und Güte.

Lat.: Ejusdem est farinae. (Binder I, 400; II, 934.)


Kalisch.

* Nach Kalisch in den Ofen fahren.Reinsberg VI. 77.

Die eigenthümliche Bauart der Stadt Kalisch gab zu dieser Redensart Veranlassung. Die Wände an den Gebäuden waren in früherer Zeit aus polirten Ziegeln, sodass ca sich ausnahm, als wären sie aus Ofenkacheln erbaut. Man bedient sich der Redensart aber auch dann, wenn jemand vom Regen durchnässt, sich abtrocknen will. (Wurzbach I, 45.)

Poln.: Przyjechawszy do Kalisza w piec. (Wurzbach I, 133, 45.)


Kaljes.

* Einem Kaljes machen.Tendlau, 438.

Einem hindernd in den Weg treten, etwas hintertreiben.


Kalk.

1 Alter Kalk ist besser und gilt mehr als neuer.

Vorzüge des gediegenen Alten vor dem luftigen Neuen.

2 Der Kalch ist der Ferber Meister.Petri, II, 97.

3 Der Kalk würde für Marmor gelten, wäre er ebenso selten.Altmann V, 103.

4 Kalck lescht mann mit Wasser, sonst taug er nichts; Wein soll man lassen, wie er ist.Lehmann, 879, 37.

5 Kalk deckt manchen Schalk. (S. Pfeffer.)

6 Kalk macht auch den Schornstein weiss.

7 Kalk macht reiche Väter und arme Kinder.

Weil der Kalk, ohne andere Düngungsmittel angewandt, den Boden ausbeutet. Der Kalk hat die Fähigkeit Pflanzen-, Thier- und Mineralstoffe, mit denen er in Berührung kommt, zu zerstören und dadurch als Pflanzennahrungsmittel schnell tauglich zu machen. Aber er wirthschaftet nicht mit eigenen Mitteln, sondern auf Kosten des Feldes; er zehrt von dessen Kraft, entgegengesetzt den directen Düngung smitteln, die aus eigenen Mitteln wirken. (Vgl. Ueber die praktische Verwendung des Kalkes auf Aeckern im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1860, S. 196.)

8 Kalk, ohne Dünger angewandt, macht arm den Bauer und sein Land.

Das Sprichwort redet nur von der ausschliesslichen Düngung der Aecker mit Kalk, ohne das gleichzeitige Düngen mit animalischem Dünger und Kalk bei ein und derselben Frucht zu empfehlen. Das letztere Verfahren, bei Oel- und Hackfrüchten angewandt, wird sich nur dann bewähren, wenn Kalk und Dünger nicht in directe Berührung kommen, weil sonst der Kalk mit den Säuren des Düngers sich verbindet, wodurch das Ammoniak, die Hauptnahrung der Pflanzen frei wird und ungenutzt verloren geht. (Vgl. Ueber die praktische Verwendung des Kalkes auf Aeckern im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1860, S. 197.)

9 Kalk und Marmor sind Vettern.

Die Russen: Man würde den Kalk wie Marmor achten, wenn er so selten wäre wie jener. (Altmann V, 90.)

10 Kalk und Steine gibt gute Mauer.

Holl.: Kalk en steen, dat metselt wel. (Harrebomée, I, 376a.)

11 Man merkt nicht, was im Kalk ist, biss man Wasser dran geusst.Henisch, 1589, 56; Petri II, 458.

12 Nicht jeder Kalk ist Marmor.Altmann IV, 485.

13 Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich.Parömiakon, 1.

„Nicht weniger thut Uebermass des Weintrinkens, ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.“ (Judas der Erzschelm, I.)

14 Wer nit kalck hat, der muss mit leymen (Lehm, Dreck) mauren.Franck, II, 103b u. 124a; Tappius, 125b; Gruter, I, 81; Petri, II, 741; Latendorf II, 29; Lehmann, 788, 11; Lehmann, II, 850, 311; Luther's Werke, VI, 141b; Schottel, 1146a; Sutor, 628; Blum, 304; Luther, 300; Sailer, 284; Müller, 74, 3; Winckler, I, 94; Eiselein, 350; Körte, 3268; Simrock, 5384; Braun, I, 1732; Reinsberg IV, 89.

„Wer nit kalck hat, der muss mit thon oder letten maweren, vnd wer nit silber hat, der muss kupfer vermüntzen – wenn es nur gilt.“ (Sarepta, 1859, CLXVa.)

Dän.: Har man ei jomfruer, saa dandser man med skiøger. – Har man ei kalk, faaer man at muure med leer. (Prov. dan., 273.)

Engl.: lf we can't as we would, we must do as we can. (Gaal, 979.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Die met geen' kalk metselen kan, die neme leem. (Harrebomée, I, 376b.)

Lat.: Bovem si non possis, asinum agas. (Sutor, 628.) – In calcis inopia, parietes luto compingi oportet. (Seybold, 235.)

Ung.: Kinek mesze nincs, sárrał tapaszt. (Gaal, 979.)

15 Wo der Kalk am dicksten liegt, ist die Mauer am schwächsten.Körte, 3269.

*16 Das war Kalk in die Kürssen.Herberger, I, 844.

Mit der erklärenden Beifügung: „Da hatt' ers verschütt.“ „Einem Kalck in die Kürsen geben.“ (Nigrinus, Vorr. 51b.)

*17 Der fällt auch der Kalk ab.

In Bezug auf eine Jungfrau, der die Jugendreize schwinden, wie bei alterndem Gemäuer der Kalkputz abfällt.

*18 Der Kalk ist ihr abgefallen.Stieler, 917.

Ihre Schönheit ist verblüht.

*19 Er ist wie der ungelöschte Kalk.Parömiakon, 1043.

Das Nasse, d. h. Greistignasse (Wein u. dgl.), bringt ihn in Hitze.

*20 Er ist (wird) wie Kalk an der Wand.Frischbier2, 1870.

Erbleicht.

*21 Gebrannten Kalk im Wasser verwahren wollen.Altmann VI, 524.

*22 In den Kalk kommen.

Unglücklich werden, so viel wie in die Tinte kommen.

*23 Mit losem Kalk tünchen.Ezech. 13, 11.

Holl.: Iets met loozen kalk bestrijken. (Harrebomée, I, 376b.)

*24 Mit solchem Kalk ist bös tünchen.

„Der Argwohn ist ein böser schalk, drum tünche nicht mit solchen Kalk.“ (Birck, Ehespiegel, 131.)


Kalkofen.

* Aus dem Kalkofen in den Kohlenofen kommen.

Von einem vorgesetzten Ziele zu etwas ganz Entgegengesetztem abschweifen. Oder: Aus einem Unglück in ein anderes gerathen.


Kalkschieferboden.

* Auf Kalkschieferboden hört man den Hafer wachsen. (Frankenwald.)


Kalkstein.

Merr kennt de Kalkstein glich, wemmer Wasser druff schidd. (Strasburg.) – Firmenich, II, 527.


Kalkulator.

Mit Kalkulatoren und Kanzelisten kann man die Elbe schützen (anstauen).

Altes dresdner Sprichwort zur Bezeichnung der grossen Menge von Beamten und Schreibern dieser Art.


Kalkune.

Man hält sich die Kalkunen nicht des Gurrens wegen.


Kallab.

* Ein Jünger Kallab's. (S. Grahamiren.)

Von einem Postbeamten, der Werthbriefe beraubt und unterschägt. Kallab war ein österreichischer Postbeamter, der in den Jahren 1861-62 sein Geschäft betrieben und zahllose Briefe unterschlagen hat. Von diesem Vorgange hat man, um das Unterschlagen von Briefen, besonders um das Berauben von Werthbriefen zu bezeichnen, das Wort „kallabisiren“ gebildet, worin der Namen jenes Postbeamten aufbewahrt bleibt. (Vgl. darüber Wiener Briefe in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1862, Nr. 100, S. 263.) Einer seiner Nachfolger, Joseph Gissig, wurde 1867 verurtheilt. (Vgl. Schlesisches Morgenblatt, Breslau 1867, Nr. 76, S. 5.) In Paris hat man zur Zeit für das Geschäft, den geistigen Inhalt der Briefe zu erfahren, nach dem Generalpostdirector Vandal das Wort. „vandalisiren“.


Kalle.

Die Kalle (Braut) kann mir nicht gefalle'.Tendlau, 537.

Von einer bässlichen Braut, uneigentlich auch von einer Sache, einem Zustande u. s. w.


Kallen.

1 Kallen (reden) es kenn Geld. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 403.

2 Noo kall Grît. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 268.

3 Vil kallens vnd klapperns macht vnwerdt.Franck, II. 192b.

*4 Alles kopot kallen1. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 125.

1) Entzweireden, todtschwatzen. Das Wort kallen ist leider der hochdeutschen Schriftsprache abhanden gekommen und hält sich nur noch in den Mundarten. (Vgl. Grimm, V, 69.)

*5 Alles kort on klein kallen. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 179.

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[[558]/0564] *2 Dat's vunt rechte Kaliber. (Holst.) – Schütze, II, 214. Das ist ein sauberes Früchtlein. *3 Sie sind von gleichem (demselben) Kaliber. Gleicher Art und Güte. Lat.: Ejusdem est farinae. (Binder I, 400; II, 934.) Kalisch. * Nach Kalisch in den Ofen fahren. – Reinsberg VI. 77. Die eigenthümliche Bauart der Stadt Kalisch gab zu dieser Redensart Veranlassung. Die Wände an den Gebäuden waren in früherer Zeit aus polirten Ziegeln, sodass ca sich ausnahm, als wären sie aus Ofenkacheln erbaut. Man bedient sich der Redensart aber auch dann, wenn jemand vom Regen durchnässt, sich abtrocknen will. (Wurzbach I, 45.) Poln.: Przyjechawszy do Kalisza w piec. (Wurzbach I, 133, 45.) Kaljes. * Einem Kaljes machen. – Tendlau, 438. Einem hindernd in den Weg treten, etwas hintertreiben. Kalk. 1 Alter Kalk ist besser und gilt mehr als neuer. Vorzüge des gediegenen Alten vor dem luftigen Neuen. 2 Der Kalch ist der Ferber Meister. – Petri, II, 97. 3 Der Kalk würde für Marmor gelten, wäre er ebenso selten. – Altmann V, 103. 4 Kalck lescht mann mit Wasser, sonst taug er nichts; Wein soll man lassen, wie er ist. – Lehmann, 879, 37. 5 Kalk deckt manchen Schalk. (S. Pfeffer.) 6 Kalk macht auch den Schornstein weiss. 7 Kalk macht reiche Väter und arme Kinder. Weil der Kalk, ohne andere Düngungsmittel angewandt, den Boden ausbeutet. Der Kalk hat die Fähigkeit Pflanzen-, Thier- und Mineralstoffe, mit denen er in Berührung kommt, zu zerstören und dadurch als Pflanzennahrungsmittel schnell tauglich zu machen. Aber er wirthschaftet nicht mit eigenen Mitteln, sondern auf Kosten des Feldes; er zehrt von dessen Kraft, entgegengesetzt den directen Düngung smitteln, die aus eigenen Mitteln wirken. (Vgl. Ueber die praktische Verwendung des Kalkes auf Aeckern im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1860, S. 196.) 8 Kalk, ohne Dünger angewandt, macht arm den Bauer und sein Land. Das Sprichwort redet nur von der ausschliesslichen Düngung der Aecker mit Kalk, ohne das gleichzeitige Düngen mit animalischem Dünger und Kalk bei ein und derselben Frucht zu empfehlen. Das letztere Verfahren, bei Oel- und Hackfrüchten angewandt, wird sich nur dann bewähren, wenn Kalk und Dünger nicht in directe Berührung kommen, weil sonst der Kalk mit den Säuren des Düngers sich verbindet, wodurch das Ammoniak, die Hauptnahrung der Pflanzen frei wird und ungenutzt verloren geht. (Vgl. Ueber die praktische Verwendung des Kalkes auf Aeckern im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1860, S. 197.) 9 Kalk und Marmor sind Vettern. Die Russen: Man würde den Kalk wie Marmor achten, wenn er so selten wäre wie jener. (Altmann V, 90.) 10 Kalk und Steine gibt gute Mauer. Holl.: Kalk en steen, dat metselt wel. (Harrebomée, I, 376a.) 11 Man merkt nicht, was im Kalk ist, biss man Wasser dran geusst. – Henisch, 1589, 56; Petri II, 458. 12 Nicht jeder Kalk ist Marmor. – Altmann IV, 485. 13 Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. – Parömiakon, 1. „Nicht weniger thut Uebermass des Weintrinkens, ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.“ (Judas der Erzschelm, I.) 14 Wer nit kalck hat, der muss mit leymen (Lehm, Dreck) mauren. – Franck, II, 103b u. 124a; Tappius, 125b; Gruter, I, 81; Petri, II, 741; Latendorf II, 29; Lehmann, 788, 11; Lehmann, II, 850, 311; Luther's Werke, VI, 141b; Schottel, 1146a; Sutor, 628; Blum, 304; Luther, 300; Sailer, 284; Müller, 74, 3; Winckler, I, 94; Eiselein, 350; Körte, 3268; Simrock, 5384; Braun, I, 1732; Reinsberg IV, 89. „Wer nit kalck hat, der muss mit thon oder letten maweren, vnd wer nit silber hat, der muss kupfer vermüntzen – wenn es nur gilt.“ (Sarepta, 1859, CLXVa.) Dän.: Har man ei jomfruer, saa dandser man med skiøger. – Har man ei kalk, faaer man at muure med leer. (Prov. dan., 273.) Engl.: lf we can't as we would, we must do as we can. (Gaal, 979.) Holl.: Die met geen' kalk metselen kan, die neme leem. (Harrebomée, I, 376b.) Lat.: Bovem si non possis, asinum agas. (Sutor, 628.) – In calcis inopia, parietes luto compingi oportet. (Seybold, 235.) Ung.: Kinek mesze nincs, sárrał tapaszt. (Gaal, 979.) 15 Wo der Kalk am dicksten liegt, ist die Mauer am schwächsten. – Körte, 3269. *16 Das war Kalk in die Kürssen. – Herberger, I, 844. Mit der erklärenden Beifügung: „Da hatt' ers verschütt.“ „Einem Kalck in die Kürsen geben.“ (Nigrinus, Vorr. 51b.) *17 Der fällt auch der Kalk ab. In Bezug auf eine Jungfrau, der die Jugendreize schwinden, wie bei alterndem Gemäuer der Kalkputz abfällt. *18 Der Kalk ist ihr abgefallen. – Stieler, 917. Ihre Schönheit ist verblüht. *19 Er ist wie der ungelöschte Kalk. – Parömiakon, 1043. Das Nasse, d. h. Greistignasse (Wein u. dgl.), bringt ihn in Hitze. *20 Er ist (wird) wie Kalk an der Wand. – Frischbier2, 1870. Erbleicht. *21 Gebrannten Kalk im Wasser verwahren wollen. – Altmann VI, 524. *22 In den Kalk kommen. Unglücklich werden, so viel wie in die Tinte kommen. *23 Mit losem Kalk tünchen. – Ezech. 13, 11. Holl.: Iets met loozen kalk bestrijken. (Harrebomée, I, 376b.) *24 Mit solchem Kalk ist bös tünchen. „Der Argwohn ist ein böser schalk, drum tünche nicht mit solchen Kalk.“ (Birck, Ehespiegel, 131.) Kalkofen. * Aus dem Kalkofen in den Kohlenofen kommen. Von einem vorgesetzten Ziele zu etwas ganz Entgegengesetztem abschweifen. Oder: Aus einem Unglück in ein anderes gerathen. Kalkschieferboden. * Auf Kalkschieferboden hört man den Hafer wachsen. (Frankenwald.) Kalkstein. Merr kennt de Kalkstein glich, wemmer Wasser druff schidd. (Strasburg.) – Firmenich, II, 527. Kalkulator. Mit Kalkulatoren und Kanzelisten kann man die Elbe schützen (anstauen). Altes dresdner Sprichwort zur Bezeichnung der grossen Menge von Beamten und Schreibern dieser Art. Kalkune. Man hält sich die Kalkunen nicht des Gurrens wegen. Kallab. * Ein Jünger Kallab's. (S. Grahamiren.) Von einem Postbeamten, der Werthbriefe beraubt und unterschägt. Kallab war ein österreichischer Postbeamter, der in den Jahren 1861-62 sein Geschäft betrieben und zahllose Briefe unterschlagen hat. Von diesem Vorgange hat man, um das Unterschlagen von Briefen, besonders um das Berauben von Werthbriefen zu bezeichnen, das Wort „kallabisiren“ gebildet, worin der Namen jenes Postbeamten aufbewahrt bleibt. (Vgl. darüber Wiener Briefe in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1862, Nr. 100, S. 263.) Einer seiner Nachfolger, Joseph Gissig, wurde 1867 verurtheilt. (Vgl. Schlesisches Morgenblatt, Breslau 1867, Nr. 76, S. 5.) In Paris hat man zur Zeit für das Geschäft, den geistigen Inhalt der Briefe zu erfahren, nach dem Generalpostdirector Vandal das Wort. „vandalisiren“. Kalle. Die Kalle (Braut) kann mir nicht gefalle'. – Tendlau, 537. Von einer bässlichen Braut, uneigentlich auch von einer Sache, einem Zustande u. s. w. Kallen. 1 Kallen (reden) es kenn Geld. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 403. 2 Noo kall Grît. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 268. 3 Vil kallens vnd klapperns macht vnwerdt. – Franck, II. 192b. *4 Alles kopot kallen1. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 125. 1) Entzweireden, todtschwatzen. Das Wort kallen ist leider der hochdeutschen Schriftsprache abhanden gekommen und hält sich nur noch in den Mundarten. (Vgl. Grimm, V, 69.) *5 Alles kort on klein kallen. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 179.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [558]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/564>, abgerufen am 26.04.2024.