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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *6 Du kallest1 vyth thwen münden. (Westf.) - Tappius, 177a.

1) Kallen= sprechen, rufen, laut und viel sprechen, schwatzen. Kall = Sprache, Rede besonders verächtlich = Geschwätz, von althochdeutsch challon, mittelhochdeutsch kallen; englisch call. (Vgl. Schmeller, II. 288; Benecke- Müller, I, 780b; Hoefer, II, 106; Müller-Weitz, 98; Frommann, II, 553, 94; III, 48, 26 u. 115; Stürenburg, 101a.) - Von einem Doppelzüngigen.

*7 He kallt, als Föttsches Peter en de Gemeinde ruth. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 121.

*8 Jidderene kallt, dat hä räet hät. (Bedburg.)

Darum soll man beide Parteien hören.


Kallhart.

Vil kalhart vnd klapperleut zerstören manche gute freud. - Franck, II, 192b.


Kalmäuser.

* Er ist ein Kalmäuser. - Eiselein, 359.

Nach Adelung und Heyse soll das Wort aus kalm (stille, ruhig) und aus mäusen zusammengezogen sein, wonach es einen Menschen bedeute, der im Stillen mause, der "Mäuse spiele", oder einen lichtscheuen Grübler und Grillenfänger, einen Knauser und Knicker bezeichnen. Nach andern soll es aus Camaldulenser verdorben sein. (Vgl. Wurzbach III, 167; Frommann, III, 426.) Nach Schmeller (II, 629) ist es Geizhals, nach Weigand (I, 556) Kopfhänger, Grillenfänger. In Oldenburg soll es häufig die Nebenbedeutung eines pfiffigen, listigen Schlaukopfes haben; autkalmüseren (auskalmäusern) = etwas Verborgenes, schwer zu Entdeckendes durch Pfiffigkeit und Nachdenken herausbringen. Im Mansfeldischen kalmüsern = nachforschen. Noch andere leiten es aus dem Hebräischen, von einem Worte, das omnis, und einem andern, das scientia bezeichnet, wonach ein Kalmäuser ein Alleswisser wäre. (Vgl. Vergnüg-müssige Stunden, VIII, 62; Heumann, Act. Philos., I, 1047; Tenzel's Monatlicher Unterricht, 1692, S. 195.) Im Preussischen Hausfreund (Berlin 1810, S. 427) heisst es dagegen: Das Wort Kalmäuser ist aus dem alten Scholmester (Schulmeister) mit Umwandlung des Schol in Kol und Kal, wie des Meister in Mäuser entstanden, ähnlich wie Duckmäuser aus Tücke und Meister. Vielleicht, heisst es bei Grimm (V, 72), ist Kalmäuser nichts als kahler Duckmäuser, kahler Mauser und die Bedeutung (Grimm, V, 4, 5, 6 u. 28) von kahl passt vollkommen, um den Mauser, Mäuser zu einem Kalmäuser zu machen, als armer Schlucker, Schmarotzer, Stubenhocker u. s. w. Das seit dem 16. Jahrhundert, wo es aufgekommen scheint, viel gebrauchte und noch heute ziemlich verbreitete Wort wird ebenso verschieden geschrieben Kalmäuser, Kalmauser, Kalmeiser, Kahlmäuser, Calmäuser, Kalmüser, niederdeutsch nach Frommann (III, 426, auch Klamüser), wie vieldeutig gebraucht. Um eine Art Schmarotzer damit zu bezeichnen, gebraucht es Fischart (Prakt. ): "Wappenbrieff u. s. w. müssen Esellerisch jedem Kalmeuser, der das Grass durch den Zaun isst, für eine Löwenhaut dienen." (Kloster, VIII, 580.,) Ueber die verschiedenen Anwendungen des Wortes ist der reichhaltige Artikel (Grimm, V, 70) fg. einzusehen.


Kalmäuserei.

* Es ist eitel Kalmäuserei.

Substantiv zu kalmäusern, um Knauserei, Pedanterei, Schulfuchserei, Stubengelehrsamkeit, Silbenstecherei, unbrauchbare Schulweisheit u. dgl. zu bezeichnen. (Vgl. Grimm, V, 72.)


Kalmäusern.

* Er kalmäusert.

Stubenhockend studiren, auch in der Einsamkeit Grillen fangen. Er hockt daheim wie ein Dachs. (Vgl. Grimm, V, 73.)


Kalt.

1 Bist du kalt, so bin ich warm, sprach die junge Fischerin. - Eiselein, 173.

2 Es gibt weder kalt noch warm. - Geiler.

Lat.: Ex eodem ore calidum et frigidum efflare.

3 Et is butten sau kolt wie up'n Howe. (Braunschweig.) - Gebhard.

4 Früh kalt, macht, dass der Baum nicht fallt. (Oels.) - Boebel, 122.

5 Wenn es bei uns kalt ist, so friert es; ist es heiss, so glüht es; regnet es, so schüttet es.

Mit diesem Sprichwort bezeichnet man in Texas das dortige Klima und den Charakter des Landes, der stets in ausgeprägten Formen hervortritt.

6 Wenn kalt und nass Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr. - Bair. Hauskalender.

7 Wenn's kalt ist, merkt man's wol.

Lat.: Calidum mendacium optimum. (Seybold, 62.)

8 Wenn's kalt wird am Ort, so ziehen die Schwalben fort. - Sprichwörtergarten, 179.

Von Freunden, die uns zur Zeit der Noth verlassen.

[Spaltenumbruch] 9 Wenn's zu kalt ist, lässt sich der Schnee nicht ballen.

"Warum nur so oftmals nicht nach Gefallen gewinnen es will die erwünschte Gestalt?" - Doch mag sich ja selbst der Schnee nicht ballen, wenn's allzu rauh und allzu kalt.

10 Wo es kalt, wird zu Knieholz der Wald.

In Habesch: Auf dem Gipfel des Namera gedeihen die Palmen nicht. (Altmann II.)

*11 Bei ihm geht's kalt und warm aus Einem Darm. - Mayer, I, 109.

*12 Da ist's so kalt wie in einem Hundestall.

*13 Er bläst kalt und warm aus Einem Munde. - Mayer, I, 109; Simrock, 5385.

Frz.: Homme qui porte le feu et l'eau. (Bovill, I, 229.) - Il souffle le chaud et le froid. (Starschedel, 190 u. 413; Kritzinger, 335b.)

Holl.: Hij blaast heet en koud uit eenen mond. (Harrebomee, I, 443b.)

It.: Da un istessa bocca caldo, e freddo si soffia. (Pazzaglia, 34.)

Lat.: Homo manu vna ignem, reliqua aquam ferens. (Bovill, I, 229.)

*14 Er ist heut' kalt und morgen warm.

Holl.: Van daag hoeksch, en morgen kabeljaauwsch. (Harebomee, I, 373b.)

*15 Er ist kalt und warm, wie man's haben will.

*16 Er ist kalt wie Eis (oder: wie ein Fisch, Frosch).

Lat.: Frigidior salamandra.

*17 Er ist so kalt wie ein Schneider.

*18 Er ist weder kalt noch warm. - Apostelgesch. 3, 15; Schulze, 296; Zaupser, 698; Eiselein, 359; Braun, I, 1733.

Auf die beliebte Mittelmässigkeit, die sich stets in Mittelzuständen herumtreibt und eine Art moralischer Schwindsucht ist, die sich bis ans Ende des Lebens stets für vollkommen gesund hält.

Frz.: Cela ne lui fait ni froid ni chaud. (Lendroy, 345; Kritzinger, 129b.) - Il n'est ni chair ni poisson. (Kritzinger, 117a.)

Holl.: Hij is hoeksch noch kabeljaauwsch. (Harebomee, I, 373b.) - Hoeks en Cabeljauws sind die Namen zweier politischer Parteien in Holland, die von 1350 - 1500 in Ansehen standen. (M. Kramer, Holländisch-deutsches Wörterbuch, Leipzig 1759, Sp. 658.)

Lat.: Neque albus neque niger. (Froberg, 470; Seybold, 342.) - Neque calidi sunt, neque frigidi. (Eiselein, 359.) - Neque caro, neque piscis. (Philippi, II, 18.) - Neque foris, neque intus. (Tappius, 209b.)

*19 Es ist ihm nichts zu kalt, noch zu warm.

Er greift zu, wo er kann; es ist ihm alles zusagend.

*20 Es ist kalt, wir wollen mit Kapuzinerholz (s. d.) einheizen. - Klosterspiegel, 26, 4.

*21 Es ist nirgends so kalt als in seiner Küche.

Es gibt dort nichts zu essen.

Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'atre. (Leroux, II, 112.)

*22 Es ist so kalt, dass die Elster auf dem Zaune flötet. - Simrock, 5386.

*23 Es ist so kalt wie ein Todtenherbst.

Diese Redensart, die ich sonst noch nicht gefunden habe, ist mir aus Kamnitz (Nordböhmen) zugegangen. Ich weiss indess nicht, was mit dem Todtenherbst gemeint ist.

*24 Es was zu kalt, es wolte nit beissen. - Tappius, 240b.

Lat.: Hic funis nihil 'attraxit. (Erasm., 339 u. 402; Tappius, 240b.)

*25 Es wird unblose chalt. (Luzern.)

*26 Et es so kalt, dat de Ester (Elster) opp den Taun (Zaun) flött (flötet). (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 220.

So kalt, dass die Elster sich den Häusern nähert und auf den Zäunen flötet.

*27 Et is hier so kold, de Hünn' schullen 'r Jul'n. - Eichwald, 841.

*28 Hi as so kul üüs an Skruader (Schneider). (Amrum.) - Haupt, VIII, 356, 97.

*29 Is doch hinne kalt wei ei ar Schoine. - Gomolcke, 649; Frommann, III, 413, 500.

*30 Ja wull is kalt. - Lohrengel, II, 349.

*31 Jemand kalt machen (tödten).

*32 Kalt und langsam wie der Olm (Molch). - Eiselein, 500.

*33 Kalt und warm auss eim maul (mundt) blasen. - Nas, 259a u. 431b; Wurzbach II, 32.

"Kalt und warm auss einem Munde bläset man oft in einer Stunde." (Gryphius, 56.) "Ich mag zwar keine gemeinschafft haben mit leuten, die zu einer stundt

[Spaltenumbruch] *6 Du kallest1 vyth thwen münden. (Westf.) – Tappius, 177a.

1) Kallen= sprechen, rufen, laut und viel sprechen, schwatzen. Kall = Sprache, Rede besonders verächtlich = Geschwätz, von althochdeutsch challôn, mittelhochdeutsch kallen; englisch call. (Vgl. Schmeller, II. 288; Benecke- Müller, I, 780b; Hoefer, II, 106; Müller-Weitz, 98; Frommann, II, 553, 94; III, 48, 26 u. 115; Stürenburg, 101a.) – Von einem Doppelzüngigen.

*7 He kallt, als Föttsches Peter en de Gemeinde ruth. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 121.

*8 Jidderene kallt, dat hä räet hät. (Bedburg.)

Darum soll man beide Parteien hören.


Kallhart.

Vil kalhart vnd klapperleut zerstören manche gute freud.Franck, II, 192b.


Kalmäuser.

* Er ist ein Kalmäuser.Eiselein, 359.

Nach Adelung und Heyse soll das Wort aus kalm (stille, ruhig) und aus mäusen zusammengezogen sein, wonach es einen Menschen bedeute, der im Stillen mause, der „Mäuse spiele“, oder einen lichtscheuen Grübler und Grillenfänger, einen Knauser und Knicker bezeichnen. Nach andern soll es aus Camaldulenser verdorben sein. (Vgl. Wurzbach III, 167; Frommann, III, 426.) Nach Schmeller (II, 629) ist es Geizhals, nach Weigand (I, 556) Kopfhänger, Grillenfänger. In Oldenburg soll es häufig die Nebenbedeutung eines pfiffigen, listigen Schlaukopfes haben; ûtkalmüseren (auskalmäusern) = etwas Verborgenes, schwer zu Entdeckendes durch Pfiffigkeit und Nachdenken herausbringen. Im Mansfeldischen kalmüsern = nachforschen. Noch andere leiten es aus dem Hebräischen, von einem Worte, das omnis, und einem andern, das scientia bezeichnet, wonach ein Kalmäuser ein Alleswisser wäre. (Vgl. Vergnüg-müssige Stunden, VIII, 62; Heumann, Act. Philos., I, 1047; Tenzel's Monatlicher Unterricht, 1692, S. 195.) Im Preussischen Hausfreund (Berlin 1810, S. 427) heisst es dagegen: Das Wort Kalmäuser ist aus dem alten Scholmester (Schulmeister) mit Umwandlung des Schol in Kol und Kal, wie des Meister in Mäuser entstanden, ähnlich wie Duckmäuser aus Tücke und Meister. Vielleicht, heisst es bei Grimm (V, 72), ist Kalmäuser nichts als kahler Duckmäuser, kahler Mauser und die Bedeutung (Grimm, V, 4, 5, 6 u. 28) von kahl passt vollkommen, um den Mauser, Mäuser zu einem Kalmäuser zu machen, als armer Schlucker, Schmarotzer, Stubenhocker u. s. w. Das seit dem 16. Jahrhundert, wo es aufgekommen scheint, viel gebrauchte und noch heute ziemlich verbreitete Wort wird ebenso verschieden geschrieben Kalmäuser, Kalmauser, Kalmeiser, Kahlmäuser, Calmäuser, Kalmüser, niederdeutsch nach Frommann (III, 426, auch Klamüser), wie vieldeutig gebraucht. Um eine Art Schmarotzer damit zu bezeichnen, gebraucht es Fischart (Prakt. ): „Wappenbrieff u. s. w. müssen Esellerisch jedem Kalmeuser, der das Grass durch den Zaun isst, für eine Löwenhaut dienen.“ (Kloster, VIII, 580.,) Ueber die verschiedenen Anwendungen des Wortes ist der reichhaltige Artikel (Grimm, V, 70) fg. einzusehen.


Kalmäuserei.

* Es ist eitel Kalmäuserei.

Substantiv zu kalmäusern, um Knauserei, Pedanterei, Schulfuchserei, Stubengelehrsamkeit, Silbenstecherei, unbrauchbare Schulweisheit u. dgl. zu bezeichnen. (Vgl. Grimm, V, 72.)


Kalmäusern.

* Er kalmäusert.

Stubenhockend studiren, auch in der Einsamkeit Grillen fangen. Er hockt daheim wie ein Dachs. (Vgl. Grimm, V, 73.)


Kalt.

1 Bist du kalt, so bin ich warm, sprach die junge Fischerin.Eiselein, 173.

2 Es gibt weder kalt noch warm.Geiler.

Lat.: Ex eodem ore calidum et frigidum efflare.

3 Et is butten sau kolt wie up'n Howe. (Braunschweig.) – Gebhard.

4 Früh kalt, macht, dass der Baum nicht fallt. (Oels.) – Boebel, 122.

5 Wenn es bei uns kalt ist, so friert es; ist es heiss, so glüht es; regnet es, so schüttet es.

Mit diesem Sprichwort bezeichnet man in Texas das dortige Klima und den Charakter des Landes, der stets in ausgeprägten Formen hervortritt.

6 Wenn kalt und nass Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr.Bair. Hauskalender.

7 Wenn's kalt ist, merkt man's wol.

Lat.: Calidum mendacium optimum. (Seybold, 62.)

8 Wenn's kalt wird am Ort, so ziehen die Schwalben fort.Sprichwörtergarten, 179.

Von Freunden, die uns zur Zeit der Noth verlassen.

[Spaltenumbruch] 9 Wenn's zu kalt ist, lässt sich der Schnee nicht ballen.

„Warum nur so oftmals nicht nach Gefallen gewinnen es will die erwünschte Gestalt?“ – Doch mag sich ja selbst der Schnee nicht ballen, wenn's allzu rauh und allzu kalt.

10 Wo es kalt, wird zu Knieholz der Wald.

In Habesch: Auf dem Gipfel des Namera gedeihen die Palmen nicht. (Altmann II.)

*11 Bei ihm geht's kalt und warm aus Einem Darm.Mayer, I, 109.

*12 Da ist's so kalt wie in einem Hundestall.

*13 Er bläst kalt und warm aus Einem Munde.Mayer, I, 109; Simrock, 5385.

Frz.: Homme qui porte le feu et l'eau. (Bovill, I, 229.) – Il souffle le chaud et le froid. (Starschedel, 190 u. 413; Kritzinger, 335b.)

Holl.: Hij blaast heet en koud uit éénen mond. (Harrebomée, I, 443b.)

It.: Da un istessa bocca caldo, e freddo si soffia. (Pazzaglia, 34.)

Lat.: Homo manu vna ignem, reliqua aquam ferens. (Bovill, I, 229.)

*14 Er ist heut' kalt und morgen warm.

Holl.: Van daag hoeksch, en morgen kabeljaauwsch. (Harebomée, I, 373b.)

*15 Er ist kalt und warm, wie man's haben will.

*16 Er ist kalt wie Eis (oder: wie ein Fisch, Frosch).

Lat.: Frigidior salamandra.

*17 Er ist so kalt wie ein Schneider.

*18 Er ist weder kalt noch warm.Apostelgesch. 3, 15; Schulze, 296; Zaupser, 698; Eiselein, 359; Braun, I, 1733.

Auf die beliebte Mittelmässigkeit, die sich stets in Mittelzuständen herumtreibt und eine Art moralischer Schwindsucht ist, die sich bis ans Ende des Lebens stets für vollkommen gesund hält.

Frz.: Cela ne lui fait ni froid ni chaud. (Lendroy, 345; Kritzinger, 129b.) – Il n'est ni chair ni poisson. (Kritzinger, 117a.)

Holl.: Hij is hoeksch noch kabeljaauwsch. (Harebomée, I, 373b.) – Hoeks en Cabeljauws sind die Namen zweier politischer Parteien in Holland, die von 1350 – 1500 in Ansehen standen. (M. Kramer, Holländisch-deutsches Wörterbuch, Leipzig 1759, Sp. 658.)

Lat.: Neque albus neque niger. (Froberg, 470; Seybold, 342.) – Neque calidi sunt, neque frigidi. (Eiselein, 359.) – Neque caro, neque piscis. (Philippi, II, 18.) – Neque foris, neque intus. (Tappius, 209b.)

*19 Es ist ihm nichts zu kalt, noch zu warm.

Er greift zu, wo er kann; es ist ihm alles zusagend.

*20 Es ist kalt, wir wollen mit Kapuzinerholz (s. d.) einheizen.Klosterspiegel, 26, 4.

*21 Es ist nirgends so kalt als in seiner Küche.

Es gibt dort nichts zu essen.

Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'âtre. (Leroux, II, 112.)

*22 Es ist so kalt, dass die Elster auf dem Zaune flötet.Simrock, 5386.

*23 Es ist so kalt wie ein Todtenherbst.

Diese Redensart, die ich sonst noch nicht gefunden habe, ist mir aus Kamnitz (Nordböhmen) zugegangen. Ich weiss indess nicht, was mit dem Todtenherbst gemeint ist.

*24 Es was zu kalt, es wolte nit beissen.Tappius, 240b.

Lat.: Hic funis nihil 'attraxit. (Erasm., 339 u. 402; Tappius, 240b.)

*25 Es wird unblose chalt. (Luzern.)

*26 Et es so kalt, dat de Ester (Elster) opp den Tûn (Zaun) flött (flötet). (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 220.

So kalt, dass die Elster sich den Häusern nähert und auf den Zäunen flötet.

*27 Et is hier so kold, de Hünn' schullen 'r Jul'n.Eichwald, 841.

*28 Hi as so kul üüs an Skruader (Schneider). (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 97.

*29 Is doch hinne kalt wî ei ar Schoine.Gomolcke, 649; Frommann, III, 413, 500.

*30 Ja wull is kalt.Lohrengel, II, 349.

*31 Jemand kalt machen (tödten).

*32 Kalt und langsam wie der Olm (Molch).Eiselein, 500.

*33 Kalt und warm auss eim maul (mundt) blasen.Nas, 259a u. 431b; Wurzbach II, 32.

„Kalt und warm auss einem Munde bläset man oft in einer Stunde.“ (Gryphius, 56.) „Ich mag zwar keine gemeinschafft haben mit leuten, die zu einer stundt

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[[559]/0565] *6 Du kallest1 vyth thwen münden. (Westf.) – Tappius, 177a. 1) Kallen= sprechen, rufen, laut und viel sprechen, schwatzen. Kall = Sprache, Rede besonders verächtlich = Geschwätz, von althochdeutsch challôn, mittelhochdeutsch kallen; englisch call. (Vgl. Schmeller, II. 288; Benecke- Müller, I, 780b; Hoefer, II, 106; Müller-Weitz, 98; Frommann, II, 553, 94; III, 48, 26 u. 115; Stürenburg, 101a.) – Von einem Doppelzüngigen. *7 He kallt, als Föttsches Peter en de Gemeinde ruth. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 121. *8 Jidderene kallt, dat hä räet hät. (Bedburg.) Darum soll man beide Parteien hören. Kallhart. Vil kalhart vnd klapperleut zerstören manche gute freud. – Franck, II, 192b. Kalmäuser. * Er ist ein Kalmäuser. – Eiselein, 359. Nach Adelung und Heyse soll das Wort aus kalm (stille, ruhig) und aus mäusen zusammengezogen sein, wonach es einen Menschen bedeute, der im Stillen mause, der „Mäuse spiele“, oder einen lichtscheuen Grübler und Grillenfänger, einen Knauser und Knicker bezeichnen. Nach andern soll es aus Camaldulenser verdorben sein. (Vgl. Wurzbach III, 167; Frommann, III, 426.) Nach Schmeller (II, 629) ist es Geizhals, nach Weigand (I, 556) Kopfhänger, Grillenfänger. In Oldenburg soll es häufig die Nebenbedeutung eines pfiffigen, listigen Schlaukopfes haben; ûtkalmüseren (auskalmäusern) = etwas Verborgenes, schwer zu Entdeckendes durch Pfiffigkeit und Nachdenken herausbringen. Im Mansfeldischen kalmüsern = nachforschen. Noch andere leiten es aus dem Hebräischen, von einem Worte, das omnis, und einem andern, das scientia bezeichnet, wonach ein Kalmäuser ein Alleswisser wäre. (Vgl. Vergnüg-müssige Stunden, VIII, 62; Heumann, Act. Philos., I, 1047; Tenzel's Monatlicher Unterricht, 1692, S. 195.) Im Preussischen Hausfreund (Berlin 1810, S. 427) heisst es dagegen: Das Wort Kalmäuser ist aus dem alten Scholmester (Schulmeister) mit Umwandlung des Schol in Kol und Kal, wie des Meister in Mäuser entstanden, ähnlich wie Duckmäuser aus Tücke und Meister. Vielleicht, heisst es bei Grimm (V, 72), ist Kalmäuser nichts als kahler Duckmäuser, kahler Mauser und die Bedeutung (Grimm, V, 4, 5, 6 u. 28) von kahl passt vollkommen, um den Mauser, Mäuser zu einem Kalmäuser zu machen, als armer Schlucker, Schmarotzer, Stubenhocker u. s. w. Das seit dem 16. Jahrhundert, wo es aufgekommen scheint, viel gebrauchte und noch heute ziemlich verbreitete Wort wird ebenso verschieden geschrieben Kalmäuser, Kalmauser, Kalmeiser, Kahlmäuser, Calmäuser, Kalmüser, niederdeutsch nach Frommann (III, 426, auch Klamüser), wie vieldeutig gebraucht. Um eine Art Schmarotzer damit zu bezeichnen, gebraucht es Fischart (Prakt. ): „Wappenbrieff u. s. w. müssen Esellerisch jedem Kalmeuser, der das Grass durch den Zaun isst, für eine Löwenhaut dienen.“ (Kloster, VIII, 580.,) Ueber die verschiedenen Anwendungen des Wortes ist der reichhaltige Artikel (Grimm, V, 70) fg. einzusehen. Kalmäuserei. * Es ist eitel Kalmäuserei. Substantiv zu kalmäusern, um Knauserei, Pedanterei, Schulfuchserei, Stubengelehrsamkeit, Silbenstecherei, unbrauchbare Schulweisheit u. dgl. zu bezeichnen. (Vgl. Grimm, V, 72.) Kalmäusern. * Er kalmäusert. Stubenhockend studiren, auch in der Einsamkeit Grillen fangen. Er hockt daheim wie ein Dachs. (Vgl. Grimm, V, 73.) Kalt. 1 Bist du kalt, so bin ich warm, sprach die junge Fischerin. – Eiselein, 173. 2 Es gibt weder kalt noch warm. – Geiler. Lat.: Ex eodem ore calidum et frigidum efflare. 3 Et is butten sau kolt wie up'n Howe. (Braunschweig.) – Gebhard. 4 Früh kalt, macht, dass der Baum nicht fallt. (Oels.) – Boebel, 122. 5 Wenn es bei uns kalt ist, so friert es; ist es heiss, so glüht es; regnet es, so schüttet es. Mit diesem Sprichwort bezeichnet man in Texas das dortige Klima und den Charakter des Landes, der stets in ausgeprägten Formen hervortritt. 6 Wenn kalt und nass Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr. – Bair. Hauskalender. 7 Wenn's kalt ist, merkt man's wol. Lat.: Calidum mendacium optimum. (Seybold, 62.) 8 Wenn's kalt wird am Ort, so ziehen die Schwalben fort. – Sprichwörtergarten, 179. Von Freunden, die uns zur Zeit der Noth verlassen. 9 Wenn's zu kalt ist, lässt sich der Schnee nicht ballen. „Warum nur so oftmals nicht nach Gefallen gewinnen es will die erwünschte Gestalt?“ – Doch mag sich ja selbst der Schnee nicht ballen, wenn's allzu rauh und allzu kalt. 10 Wo es kalt, wird zu Knieholz der Wald. In Habesch: Auf dem Gipfel des Namera gedeihen die Palmen nicht. (Altmann II.) *11 Bei ihm geht's kalt und warm aus Einem Darm. – Mayer, I, 109. *12 Da ist's so kalt wie in einem Hundestall. *13 Er bläst kalt und warm aus Einem Munde. – Mayer, I, 109; Simrock, 5385. Frz.: Homme qui porte le feu et l'eau. (Bovill, I, 229.) – Il souffle le chaud et le froid. (Starschedel, 190 u. 413; Kritzinger, 335b.) Holl.: Hij blaast heet en koud uit éénen mond. (Harrebomée, I, 443b.) It.: Da un istessa bocca caldo, e freddo si soffia. (Pazzaglia, 34.) Lat.: Homo manu vna ignem, reliqua aquam ferens. (Bovill, I, 229.) *14 Er ist heut' kalt und morgen warm. Holl.: Van daag hoeksch, en morgen kabeljaauwsch. (Harebomée, I, 373b.) *15 Er ist kalt und warm, wie man's haben will. *16 Er ist kalt wie Eis (oder: wie ein Fisch, Frosch). Lat.: Frigidior salamandra. *17 Er ist so kalt wie ein Schneider. *18 Er ist weder kalt noch warm. – Apostelgesch. 3, 15; Schulze, 296; Zaupser, 698; Eiselein, 359; Braun, I, 1733. Auf die beliebte Mittelmässigkeit, die sich stets in Mittelzuständen herumtreibt und eine Art moralischer Schwindsucht ist, die sich bis ans Ende des Lebens stets für vollkommen gesund hält. Frz.: Cela ne lui fait ni froid ni chaud. (Lendroy, 345; Kritzinger, 129b.) – Il n'est ni chair ni poisson. (Kritzinger, 117a.) Holl.: Hij is hoeksch noch kabeljaauwsch. (Harebomée, I, 373b.) – Hoeks en Cabeljauws sind die Namen zweier politischer Parteien in Holland, die von 1350 – 1500 in Ansehen standen. (M. Kramer, Holländisch-deutsches Wörterbuch, Leipzig 1759, Sp. 658.) Lat.: Neque albus neque niger. (Froberg, 470; Seybold, 342.) – Neque calidi sunt, neque frigidi. (Eiselein, 359.) – Neque caro, neque piscis. (Philippi, II, 18.) – Neque foris, neque intus. (Tappius, 209b.) *19 Es ist ihm nichts zu kalt, noch zu warm. Er greift zu, wo er kann; es ist ihm alles zusagend. *20 Es ist kalt, wir wollen mit Kapuzinerholz (s. d.) einheizen. – Klosterspiegel, 26, 4. *21 Es ist nirgends so kalt als in seiner Küche. Es gibt dort nichts zu essen. Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'âtre. (Leroux, II, 112.) *22 Es ist so kalt, dass die Elster auf dem Zaune flötet. – Simrock, 5386. *23 Es ist so kalt wie ein Todtenherbst. Diese Redensart, die ich sonst noch nicht gefunden habe, ist mir aus Kamnitz (Nordböhmen) zugegangen. Ich weiss indess nicht, was mit dem Todtenherbst gemeint ist. *24 Es was zu kalt, es wolte nit beissen. – Tappius, 240b. Lat.: Hic funis nihil 'attraxit. (Erasm., 339 u. 402; Tappius, 240b.) *25 Es wird unblose chalt. (Luzern.) *26 Et es so kalt, dat de Ester (Elster) opp den Tûn (Zaun) flött (flötet). (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 220. So kalt, dass die Elster sich den Häusern nähert und auf den Zäunen flötet. *27 Et is hier so kold, de Hünn' schullen 'r Jul'n. – Eichwald, 841. *28 Hi as so kul üüs an Skruader (Schneider). (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 97. *29 Is doch hinne kalt wî ei ar Schoine. – Gomolcke, 649; Frommann, III, 413, 500. *30 Ja wull is kalt. – Lohrengel, II, 349. *31 Jemand kalt machen (tödten). *32 Kalt und langsam wie der Olm (Molch). – Eiselein, 500. *33 Kalt und warm auss eim maul (mundt) blasen. – Nas, 259a u. 431b; Wurzbach II, 32. „Kalt und warm auss einem Munde bläset man oft in einer Stunde.“ (Gryphius, 56.) „Ich mag zwar keine gemeinschafft haben mit leuten, die zu einer stundt

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [559]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/565>, abgerufen am 26.04.2024.