Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 3 Wer keine Kelle hat, muss mit den Händen mauern.

*4 Er hat weder Kelle noch Stelle.

Ist haus-, geld-, mittellos.

*5 Was die Kelle gibt. - Körte, 3336.


Keller.

1 Ein guter Keller ist ein halber Brawer. - Petri, II, 193; Henisch, 488, 26; Eiselein, 370; Simrock, 5549; Körte, 3337a; Braun, I, 1809.

Weil er das Getränk lange bei seiner ursprünglichen Frische und Kraft, bei seinem Wohlgeschmack erhält.

2 Es ist wol angesehen, drey Keller vnd ein Koch. - Lehmann, I, 157, 165.

3 Kein Keller so tief, man findet eine Treppe dazu.

4 Keller kalt, macht Leute alt.

5 Mit einem leeren Keller ist bös haushalten.

6 Nur was du in den Keller schüttest, ist dein. (Lit.)

7 Sei heut Keller, schleck' darnach die Teller. - Körte, 3338.

8 Was der Keller bietet, muss die Küche nehmen.

Böhm.: Co kdo ma v komore, vydava do kuchyne. (Celakovsky, 69.)

9 Was nützt ein Keller voll Wein, stellt sich die Wassersucht ein!

*10 Ich werde mich deshalb nicht in den Keller betten.

Die Beleidigung bringt mich nicht ausser Fassung, das Verfahren soll mich nicht in Verlegenheit setzen.

*11 Im Schweidnitzer Keller steht: "Wer weiss, ob's wahr ist!"

Wird in Breslau erwidert, wenn jemand etwas Unglaubliches behauptet. Im dortigen Schweidnitzer Keller hängt nämlich eine Holztafel mit den angeführten Worten.

*12 Keller und Küchen untereinanderwerfen. - Sutor, 925.

Alles durcheinanderreden.

*13 Sein Keller ist in gutem Stande.

Holl.: Zijn kelder is goed vorzien. (Harrebomee, I, 392a.)

*14 Zum finstern Keller fahren. - Eiselein, 370.


Kelleresel.

Ein Kelleresel1 kann keinen Elefanten begreifen.

1) Umgedeutet aus Kellerassel, Schabe (Multipede). - Kleine, engherzige Seelen müssen nothwendig ebenso sehr über den Geist grosser Männer erstaunen, wie Kelleresel, wenn sie Elefanten begegnen.


Kellereselsglück.

* Es ist ein blosses Kellereselsglück.

"Auch diese heissen Tausendfüsse und haben deren nur vierzehn." (Lichtenberg, IV, 80.)


Kellerfieber.

* Am Kellerfieber leiden.

An den Folgen übermässigen Bier- oder Weingenusses kranken. "Dass sie eine kannen weins mehr müssen trinken, was inn bissweilen ein solch kellerfeber oder grimmen oder gegicht im Busen jaget, dass sie wol etwa davon sterben." (Fischart, Bk., 1588, 95b.)


Kellergeschoss.

* Er hat das Kellergeschoss. - Grimm, V, 517.

Scherzhaft beschönigende Bezeichnung für Kopfweh als Folge eines Rausches, wie Kellerfieber (s. d.), Kellergeschoss, bairisch für Kopfweh. "Ich glaub, du hast das Kellergeschoss." (Ayrer, I, 248, 32.) "Wie war ich nechten also trunken ..., es kam mich an das kellergeschoss, o grosser löwen ich drei goss" (brach). (H. Sachs, 1588, III, 1, 144b.)


Kellerlehen, s. Kammerlehen.

Kellerthür.

* Kellerdöeren mit Kapziynercnüeten. (Westf.)

Spöttisch: seltene Delicatessen.


Kellhof.

Wenn der Kellhof empfangen ist, so sind alle Güter empfangen. - Graf, 16, 82.

Die Lehngüter standen in einem verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse zum Grundherrn. Der Besitzer des Kellhofs (Cellerarius villicus major) stand zwischen dem letztern und den gewöhnlichen. Erbzinszahlern; er war jenem unter-, diesen übergeordnet. Hatte er den Kellhof von dem Grundherrn empfangen, so waren alle Güter, die zu demselben gehörten, von ihm mit empfangen und er war berechtigt, im Namen der Grundherrschaft von allen ihnen untergebenen Erbgütern den Handlehn oder Zins zu erheben.

Mhd.: Wan der kelhof empfangen ist, so sind alle erbgüter empfangen. (Grimm, Weisth., I, 252.)


[Spaltenumbruch]
Kellner.

1 Der Kellner sagte zum Koch: Bratest du mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst. - Eiselein, 370.

2 Wen der Kellner liebt, der trinckt offt. - Petri, II, 623; Simrock, 5559.


Kemmich.

* Jetz möcht'i schon beim Kemmich 'nauss. (Flohberg.) - Birlinger, 873.

Im Aerger oder Zorn.


Kempten.

Die von Kempten sind die besten Meisenfänger. - Eiselein, 570.

Man erzählt, dass ein dortiger Bürgermeister, als ihm seine Meise entflogen war, die Thore sogleich schliessen und den verlorenen Vogel in allen Häusern und Winkeln aufsuchen liess. (Auerbach.)


Kenengäst.

Kenengäst1 sen ded alerbiest. - Schuster, 67.

1) Eine siebenbürgische Traubenart. (S. Gorneschgetränk.)


Kennen.

1 Allen, die mich kennen und meinem Namen gönnen, denen gebe Gott, was sie mir gönnen. - Hertz, 16.

Hausinschrift zwischen Kassel und Korbach.

2 Den man nicht kennt, dem folgt man nicht gern. - Henisch, 1171, 33; Petri, II, 79.

3 Der sich selbst nicht kent, der weiss nicht, was er gilt vnnd gibt sich gar wolfeil. - Lehmann, 187, 18.

"Vmb ein wenig frewd vnd Lust ins ewig verderben, oder menniglich zu Spott vnd Schanden."

4 Die einander kennen, grüssen sich von weitem.

Engl.: They that know one another, salute afar off. (Bohn II, 109.)

5 Ehe man jemand kennt, muss man erst einen Scheffel Salz mit ihm gegessen haben.

Frz.: Pour connaeitre un homme, il faut avoir mange un muid de sel avec lui. (Cahier, 426.)

6 Ein jeder kent sein eigen Hertz am allerbesten. - Petri, II, 201.

7 Ein jeder kent seines gleichen, ein Dieb den andern. - Petri, II, 201; Henisch, 694, 1.

Lat.: Furem fur cognoscit et lupus lupum. (Henisch, 694, 2.)

8 Es sagt einer offt: ich kenne dich wol, vnnd der gross balckenträger kennt sich selbst nicht, vnd were jhm besser, er lernte sich kennen. - Lehmann, 507, 61.

9 Ich kenn' ihn wol, aber ich trau' ihm nicht.

Engl.: Better known, thau trusted. (Bohn II, 168.)

10 Ik kenn di wuol, din Moers Kau Bro'r es en Bollosse wiäst. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 81, 11.

11 Jeder kennt am besten die Sonne seines Landes.

12 Kenne dich selbst! - Körte, 3339 u. 4169.

13 Kennst du einen, so kennst du alle. - Eiselein, 370; Simrock, 5556.

Lat.: Ab uno disce omnes. - Unum moris, omnes noveris. (Eiselein, 370.)

14 Man kennt den Esel an den Ohren, bei den Worten den Thoren, am Angesicht den Mohren.

15 Man kennt den Fuchs am Schwanz.

16 Man kennt den Mann an der Kleidung.

17 Man kennt den Menschen am Gange und den Vogel am Gesange.

18 Man kennt weder den Wein am Reifen, noch den Mann am Kleide.

19 Mancher meint, er kenne mich, der noch nie erkannte sich. - Körte, 3341.

20 Mancher will mich kennen und kennt sich selber nicht.

21 Sich kennen ist viel kennen, Gott kennen ist alles kennen. - Körte, 2386; Körte2, 2952; Simrock, 3998.

22 Sich selbst kennen ist die grösste Kunst. - Eiselein, 403; Gaal, 1400; Simrock, 9500.

It.: La meglior scienza che si trova e quella con la quale ognuno conosce se stesso. (Pazzaglia, 339, 3.) - La piu difficil cosa che sia, e conoscer se stesso. (Gaal, 1400.)


[Spaltenumbruch] 3 Wer keine Kelle hat, muss mit den Händen mauern.

*4 Er hat weder Kelle noch Stelle.

Ist haus-, geld-, mittellos.

*5 Was die Kelle gibt.Körte, 3336.


Keller.

1 Ein guter Keller ist ein halber Brawer.Petri, II, 193; Henisch, 488, 26; Eiselein, 370; Simrock, 5549; Körte, 3337a; Braun, I, 1809.

Weil er das Getränk lange bei seiner ursprünglichen Frische und Kraft, bei seinem Wohlgeschmack erhält.

2 Es ist wol angesehen, drey Keller vnd ein Koch.Lehmann, I, 157, 165.

3 Kein Keller so tief, man findet eine Treppe dazu.

4 Keller kalt, macht Leute alt.

5 Mit einem leeren Keller ist bös haushalten.

6 Nur was du in den Keller schüttest, ist dein. (Lit.)

7 Sei heut Keller, schleck' darnach die Teller.Körte, 3338.

8 Was der Keller bietet, muss die Küche nehmen.

Böhm.: Co kdo má v komoře, vydává do kuchynĕ. (Čelakovsky, 69.)

9 Was nützt ein Keller voll Wein, stellt sich die Wassersucht ein!

*10 Ich werde mich deshalb nicht in den Keller betten.

Die Beleidigung bringt mich nicht ausser Fassung, das Verfahren soll mich nicht in Verlegenheit setzen.

*11 Im Schweidnitzer Keller steht: „Wer weiss, ob's wahr ist!“

Wird in Breslau erwidert, wenn jemand etwas Unglaubliches behauptet. Im dortigen Schweidnitzer Keller hängt nämlich eine Holztafel mit den angeführten Worten.

*12 Keller und Küchen untereinanderwerfen.Sutor, 925.

Alles durcheinanderreden.

*13 Sein Keller ist in gutem Stande.

Holl.: Zijn kelder is goed vorzien. (Harrebomée, I, 392a.)

*14 Zum finstern Keller fahren.Eiselein, 370.


Kelleresel.

Ein Kelleresel1 kann keinen Elefanten begreifen.

1) Umgedeutet aus Kellerassel, Schabe (Multipede). – Kleine, engherzige Seelen müssen nothwendig ebenso sehr über den Geist grosser Männer erstaunen, wie Kelleresel, wenn sie Elefanten begegnen.


Kellereselsglück.

* Es ist ein blosses Kellereselsglück.

„Auch diese heissen Tausendfüsse und haben deren nur vierzehn.“ (Lichtenberg, IV, 80.)


Kellerfieber.

* Am Kellerfieber leiden.

An den Folgen übermässigen Bier- oder Weingenusses kranken. „Dass sie eine kannen weins mehr müssen trinken, was inn bissweilen ein solch kellerfeber oder grimmen oder gegicht im Busen jaget, dass sie wol etwa davon sterben.“ (Fischart, Bk., 1588, 95b.)


Kellergeschoss.

* Er hat das Kellergeschoss.Grimm, V, 517.

Scherzhaft beschönigende Bezeichnung für Kopfweh als Folge eines Rausches, wie Kellerfieber (s. d.), Kellergeschoss, bairisch für Kopfweh. „Ich glaub, du hast das Kellergeschoss.“ (Ayrer, I, 248, 32.) „Wie war ich nechten also trunken ..., es kam mich an das kellergeschoss, o grosser löwen ich drei goss“ (brach). (H. Sachs, 1588, III, 1, 144b.)


Kellerlehen, s. Kammerlehen.

Kellerthür.

* Kellerdöeren mit Kapziynercnüeten. (Westf.)

Spöttisch: seltene Delicatessen.


Kellhof.

Wenn der Kellhof empfangen ist, so sind alle Güter empfangen.Graf, 16, 82.

Die Lehngüter standen in einem verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse zum Grundherrn. Der Besitzer des Kellhofs (Cellerarius villicus major) stand zwischen dem letztern und den gewöhnlichen. Erbzinszahlern; er war jenem unter-, diesen übergeordnet. Hatte er den Kellhof von dem Grundherrn empfangen, so waren alle Güter, die zu demselben gehörten, von ihm mit empfangen und er war berechtigt, im Namen der Grundherrschaft von allen ihnen untergebenen Erbgütern den Handlehn oder Zins zu erheben.

Mhd.: Wan der kelhof empfangen ist, so sind alle erbgüter empfangen. (Grimm, Weisth., I, 252.)


[Spaltenumbruch]
Kellner.

1 Der Kellner sagte zum Koch: Bratest du mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst.Eiselein, 370.

2 Wen der Kellner liebt, der trinckt offt.Petri, II, 623; Simrock, 5559.


Kemmich.

* Jetz möcht'i schon beim Kemmich 'nauss. (Flohberg.) – Birlinger, 873.

Im Aerger oder Zorn.


Kempten.

Die von Kempten sind die besten Meisenfänger.Eiselein, 570.

Man erzählt, dass ein dortiger Bürgermeister, als ihm seine Meise entflogen war, die Thore sogleich schliessen und den verlorenen Vogel in allen Häusern und Winkeln aufsuchen liess. (Auerbach.)


Kenengäst.

Kenengäst1 sen ded alerbiést.Schuster, 67.

1) Eine siebenbürgische Traubenart. (S. Gorneschgetränk.)


Kennen.

1 Allen, die mich kennen und meinem Namen gönnen, denen gebe Gott, was sie mir gönnen.Hertz, 16.

Hausinschrift zwischen Kassel und Korbach.

2 Den man nicht kennt, dem folgt man nicht gern.Henisch, 1171, 33; Petri, II, 79.

3 Der sich selbst nicht kent, der weiss nicht, was er gilt vnnd gibt sich gar wolfeil.Lehmann, 187, 18.

„Vmb ein wenig frewd vnd Lust ins ewig verderben, oder menniglich zu Spott vnd Schanden.“

4 Die einander kennen, grüssen sich von weitem.

Engl.: They that know one another, salute afar off. (Bohn II, 109.)

5 Ehe man jemand kennt, muss man erst einen Scheffel Salz mit ihm gegessen haben.

Frz.: Pour connaître un homme, il faut avoir mangé un muid de sel avec lui. (Cahier, 426.)

6 Ein jeder kent sein eigen Hertz am allerbesten.Petri, II, 201.

7 Ein jeder kent seines gleichen, ein Dieb den andern.Petri, II, 201; Henisch, 694, 1.

Lat.: Furem fur cognoscit et lupus lupum. (Henisch, 694, 2.)

8 Es sagt einer offt: ich kenne dich wol, vnnd der gross balckenträger kennt sich selbst nicht, vnd were jhm besser, er lernte sich kennen.Lehmann, 507, 61.

9 Ich kenn' ihn wol, aber ich trau' ihm nicht.

Engl.: Better known, thau trusted. (Bohn II, 168.)

10 Ik kenn di wuol, din Moers Kau Bro'r es en Bollosse wiäst. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 81, 11.

11 Jeder kennt am besten die Sonne seines Landes.

12 Kenne dich selbst!Körte, 3339 u. 4169.

13 Kennst du einen, so kennst du alle.Eiselein, 370; Simrock, 5556.

Lat.: Ab uno disce omnes. – Unum moris, omnes noveris. (Eiselein, 370.)

14 Man kennt den Esel an den Ohren, bei den Worten den Thoren, am Angesicht den Mohren.

15 Man kennt den Fuchs am Schwanz.

16 Man kennt den Mann an der Kleidung.

17 Man kennt den Menschen am Gange und den Vogel am Gesange.

18 Man kennt weder den Wein am Reifen, noch den Mann am Kleide.

19 Mancher meint, er kenne mich, der noch nie erkannte sich.Körte, 3341.

20 Mancher will mich kennen und kennt sich selber nicht.

21 Sich kennen ist viel kennen, Gott kennen ist alles kennen.Körte, 2386; Körte2, 2952; Simrock, 3998.

22 Sich selbst kennen ist die grösste Kunst.Eiselein, 403; Gaal, 1400; Simrock, 9500.

It.: La meglior scienza che si trova è quella con la quale ognuno conosce se stesso. (Pazzaglia, 339, 3.) – La più difficil cosa che sia, è conoscer se stesso. (Gaal, 1400.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0626" n="[620]"/><cb n="1239"/>
3 Wer keine Kelle hat, muss mit den Händen mauern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er hat weder Kelle noch Stelle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist haus-, geld-, mittellos.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Was die Kelle gibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 3336.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Keller.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein guter Keller ist ein halber Brawer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 193; Henisch, 488, 26; Eiselein, 370; Simrock, 5549; Körte, 3337<hi rendition="#sup">a</hi>; Braun, I, 1809.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil er das Getränk lange bei seiner ursprünglichen Frische und Kraft, bei seinem Wohlgeschmack erhält.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es ist wol angesehen, drey Keller vnd ein Koch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, I, 157, 165.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Kein Keller so tief, man findet eine Treppe dazu.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Keller kalt, macht Leute alt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Mit einem leeren Keller ist bös haushalten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Nur was du in den Keller schüttest, ist dein.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Sei heut Keller, schleck' darnach die Teller.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 3338.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Was der Keller bietet, muss die Küche nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Co kdo má v komo&#x0159;e, vydává do kuchyn&#x0115;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 69.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Was nützt ein Keller voll Wein, stellt sich die Wassersucht ein!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Ich werde mich deshalb nicht in den Keller betten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Beleidigung bringt mich nicht ausser Fassung, das Verfahren soll mich nicht in Verlegenheit setzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Im Schweidnitzer Keller steht: &#x201E;Wer weiss, ob's wahr ist!&#x201C;</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird in Breslau erwidert, wenn jemand etwas Unglaubliches behauptet. Im dortigen Schweidnitzer Keller hängt nämlich eine Holztafel mit den angeführten Worten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Keller und Küchen untereinanderwerfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 925.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Alles durcheinanderreden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Sein Keller ist in gutem Stande.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zijn kelder is goed vorzien. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 392<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Zum finstern Keller fahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 370.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kelleresel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Kelleresel<hi rendition="#sup">1</hi> kann keinen Elefanten begreifen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Umgedeutet aus Kellerassel, Schabe (Multipede). &#x2013; Kleine, engherzige Seelen müssen nothwendig ebenso sehr über den Geist grosser Männer erstaunen, wie Kelleresel, wenn sie Elefanten begegnen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kellereselsglück.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein blosses Kellereselsglück.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Auch diese heissen Tausendfüsse und haben deren nur vierzehn.&#x201C; (<hi rendition="#i">Lichtenberg, IV, 80.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kellerfieber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Am Kellerfieber leiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">An den Folgen übermässigen Bier- oder Weingenusses kranken. &#x201E;Dass sie eine kannen weins mehr müssen trinken, was inn bissweilen ein solch kellerfeber oder grimmen oder gegicht im Busen jaget, dass sie wol etwa davon sterben.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fischart, Bk., 1588, 95<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kellergeschoss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat das Kellergeschoss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, V, 517.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaft beschönigende Bezeichnung für Kopfweh als Folge eines Rausches, wie  Kellerfieber (s. d.), Kellergeschoss, bairisch für Kopfweh. &#x201E;Ich glaub, du hast das Kellergeschoss.&#x201C; (<hi rendition="#i">Ayrer, I, 248, 32.</hi>) &#x201E;Wie war ich nechten also trunken ..., es kam mich an das kellergeschoss, o grosser löwen ich drei goss&#x201C; (brach). (<hi rendition="#i">H. Sachs, 1588, III, 1, 144<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Kellerlehen,</hi> s.  Kammerlehen.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kellerthür.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Kellerdöeren mit Kapziynercnüeten.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Spöttisch: seltene Delicatessen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kellhof.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn der Kellhof empfangen ist, so sind alle Güter empfangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 16, 82.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Lehngüter standen in einem verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse zum Grundherrn. Der Besitzer des Kellhofs (Cellerarius villicus major) stand zwischen dem letztern und den gewöhnlichen. Erbzinszahlern; er war jenem unter-, diesen übergeordnet. Hatte er den Kellhof von dem Grundherrn empfangen, so waren alle Güter, die zu demselben gehörten, von ihm mit empfangen und er war berechtigt, im Namen der Grundherrschaft von allen ihnen untergebenen Erbgütern den Handlehn oder Zins zu erheben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wan der kelhof empfangen ist, so sind alle erbgüter empfangen. (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., I, 252.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1240"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kellner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Kellner sagte zum Koch: Bratest du mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 370.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wen der Kellner liebt, der trinckt offt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 623; Simrock, 5559.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kemmich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Jetz möcht'i schon beim Kemmich 'nauss.</hi> (<hi rendition="#i">Flohberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 873.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Aerger oder Zorn.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kempten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die von Kempten sind die besten Meisenfänger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 570.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man erzählt, dass ein dortiger Bürgermeister, als ihm seine Meise entflogen war, die Thore sogleich schliessen und den verlorenen Vogel in allen Häusern und Winkeln aufsuchen liess. (<hi rendition="#i">Auerbach.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kenengäst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kenengäst<hi rendition="#sup">1</hi> sen ded alerbiést.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 67.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eine siebenbürgische Traubenart. (S.  Gorneschgetränk.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kennen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Allen, die mich kennen und meinem Namen gönnen, denen gebe Gott, was sie mir gönnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hertz, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hausinschrift zwischen Kassel und Korbach.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Den man nicht kennt, dem folgt man nicht gern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1171, 33; Petri, II, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der sich selbst nicht kent, der weiss nicht, was er gilt vnnd gibt sich gar wolfeil.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 187, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Vmb ein wenig frewd vnd Lust ins ewig verderben, oder menniglich zu Spott vnd Schanden.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Die einander kennen, grüssen sich von weitem.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: They that know one another, salute afar off. (<hi rendition="#i">Bohn II, 109.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ehe man jemand kennt, muss man erst einen Scheffel Salz mit ihm gegessen haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Pour connaître un homme, il faut avoir mangé un muid de sel avec lui. (<hi rendition="#i">Cahier, 426.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ein jeder kent sein eigen Hertz am allerbesten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 201.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Ein jeder kent seines gleichen, ein Dieb den andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 201; Henisch, 694, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Furem fur cognoscit et lupus lupum. (<hi rendition="#i">Henisch, 694, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Es sagt einer offt: ich kenne dich wol, vnnd der gross balckenträger kennt sich selbst nicht, vnd were jhm besser, er lernte sich kennen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 507, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Ich kenn' ihn wol, aber ich trau' ihm nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Better known, thau trusted. (<hi rendition="#i">Bohn II, 168.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Ik kenn di wuol, din Moers Kau Bro'r es en Bollosse wiäst.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 81, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Jeder kennt am besten die Sonne seines Landes.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Kenne dich selbst!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 3339 u. 4169.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Kennst du einen, so kennst du alle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 370; Simrock, 5556.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ab uno disce omnes. &#x2013; Unum moris, omnes noveris. (<hi rendition="#i">Eiselein, 370.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Man kennt den Esel an den Ohren, bei den Worten den Thoren, am Angesicht den Mohren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Man kennt den Fuchs am Schwanz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Man kennt den Mann an der Kleidung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Man kennt den Menschen am Gange und den Vogel am Gesange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Man kennt weder den Wein am Reifen, noch den Mann am Kleide.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Mancher meint, er kenne mich, der noch nie erkannte sich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 3341.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Mancher will mich kennen und kennt sich selber nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Sich kennen ist viel kennen, Gott kennen ist alles kennen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2386; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 2952; Simrock, 3998.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Sich selbst kennen ist die grösste Kunst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 403; Gaal, 1400; Simrock, 9500.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La meglior scienza che si trova è quella con la quale ognuno conosce se stesso. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 339, 3.</hi>) &#x2013; La più difficil cosa che sia, è conoscer se stesso. (<hi rendition="#i">Gaal, 1400.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[620]/0626] 3 Wer keine Kelle hat, muss mit den Händen mauern. *4 Er hat weder Kelle noch Stelle. Ist haus-, geld-, mittellos. *5 Was die Kelle gibt. – Körte, 3336. Keller. 1 Ein guter Keller ist ein halber Brawer. – Petri, II, 193; Henisch, 488, 26; Eiselein, 370; Simrock, 5549; Körte, 3337a; Braun, I, 1809. Weil er das Getränk lange bei seiner ursprünglichen Frische und Kraft, bei seinem Wohlgeschmack erhält. 2 Es ist wol angesehen, drey Keller vnd ein Koch. – Lehmann, I, 157, 165. 3 Kein Keller so tief, man findet eine Treppe dazu. 4 Keller kalt, macht Leute alt. 5 Mit einem leeren Keller ist bös haushalten. 6 Nur was du in den Keller schüttest, ist dein. (Lit.) 7 Sei heut Keller, schleck' darnach die Teller. – Körte, 3338. 8 Was der Keller bietet, muss die Küche nehmen. Böhm.: Co kdo má v komoře, vydává do kuchynĕ. (Čelakovsky, 69.) 9 Was nützt ein Keller voll Wein, stellt sich die Wassersucht ein! *10 Ich werde mich deshalb nicht in den Keller betten. Die Beleidigung bringt mich nicht ausser Fassung, das Verfahren soll mich nicht in Verlegenheit setzen. *11 Im Schweidnitzer Keller steht: „Wer weiss, ob's wahr ist!“ Wird in Breslau erwidert, wenn jemand etwas Unglaubliches behauptet. Im dortigen Schweidnitzer Keller hängt nämlich eine Holztafel mit den angeführten Worten. *12 Keller und Küchen untereinanderwerfen. – Sutor, 925. Alles durcheinanderreden. *13 Sein Keller ist in gutem Stande. Holl.: Zijn kelder is goed vorzien. (Harrebomée, I, 392a.) *14 Zum finstern Keller fahren. – Eiselein, 370. Kelleresel. Ein Kelleresel1 kann keinen Elefanten begreifen. 1) Umgedeutet aus Kellerassel, Schabe (Multipede). – Kleine, engherzige Seelen müssen nothwendig ebenso sehr über den Geist grosser Männer erstaunen, wie Kelleresel, wenn sie Elefanten begegnen. Kellereselsglück. * Es ist ein blosses Kellereselsglück. „Auch diese heissen Tausendfüsse und haben deren nur vierzehn.“ (Lichtenberg, IV, 80.) Kellerfieber. * Am Kellerfieber leiden. An den Folgen übermässigen Bier- oder Weingenusses kranken. „Dass sie eine kannen weins mehr müssen trinken, was inn bissweilen ein solch kellerfeber oder grimmen oder gegicht im Busen jaget, dass sie wol etwa davon sterben.“ (Fischart, Bk., 1588, 95b.) Kellergeschoss. * Er hat das Kellergeschoss. – Grimm, V, 517. Scherzhaft beschönigende Bezeichnung für Kopfweh als Folge eines Rausches, wie Kellerfieber (s. d.), Kellergeschoss, bairisch für Kopfweh. „Ich glaub, du hast das Kellergeschoss.“ (Ayrer, I, 248, 32.) „Wie war ich nechten also trunken ..., es kam mich an das kellergeschoss, o grosser löwen ich drei goss“ (brach). (H. Sachs, 1588, III, 1, 144b.) Kellerlehen, s. Kammerlehen. Kellerthür. * Kellerdöeren mit Kapziynercnüeten. (Westf.) Spöttisch: seltene Delicatessen. Kellhof. Wenn der Kellhof empfangen ist, so sind alle Güter empfangen. – Graf, 16, 82. Die Lehngüter standen in einem verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse zum Grundherrn. Der Besitzer des Kellhofs (Cellerarius villicus major) stand zwischen dem letztern und den gewöhnlichen. Erbzinszahlern; er war jenem unter-, diesen übergeordnet. Hatte er den Kellhof von dem Grundherrn empfangen, so waren alle Güter, die zu demselben gehörten, von ihm mit empfangen und er war berechtigt, im Namen der Grundherrschaft von allen ihnen untergebenen Erbgütern den Handlehn oder Zins zu erheben. Mhd.: Wan der kelhof empfangen ist, so sind alle erbgüter empfangen. (Grimm, Weisth., I, 252.) Kellner. 1 Der Kellner sagte zum Koch: Bratest du mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst. – Eiselein, 370. 2 Wen der Kellner liebt, der trinckt offt. – Petri, II, 623; Simrock, 5559. Kemmich. * Jetz möcht'i schon beim Kemmich 'nauss. (Flohberg.) – Birlinger, 873. Im Aerger oder Zorn. Kempten. Die von Kempten sind die besten Meisenfänger. – Eiselein, 570. Man erzählt, dass ein dortiger Bürgermeister, als ihm seine Meise entflogen war, die Thore sogleich schliessen und den verlorenen Vogel in allen Häusern und Winkeln aufsuchen liess. (Auerbach.) Kenengäst. Kenengäst1 sen ded alerbiést. – Schuster, 67. 1) Eine siebenbürgische Traubenart. (S. Gorneschgetränk.) Kennen. 1 Allen, die mich kennen und meinem Namen gönnen, denen gebe Gott, was sie mir gönnen. – Hertz, 16. Hausinschrift zwischen Kassel und Korbach. 2 Den man nicht kennt, dem folgt man nicht gern. – Henisch, 1171, 33; Petri, II, 79. 3 Der sich selbst nicht kent, der weiss nicht, was er gilt vnnd gibt sich gar wolfeil. – Lehmann, 187, 18. „Vmb ein wenig frewd vnd Lust ins ewig verderben, oder menniglich zu Spott vnd Schanden.“ 4 Die einander kennen, grüssen sich von weitem. Engl.: They that know one another, salute afar off. (Bohn II, 109.) 5 Ehe man jemand kennt, muss man erst einen Scheffel Salz mit ihm gegessen haben. Frz.: Pour connaître un homme, il faut avoir mangé un muid de sel avec lui. (Cahier, 426.) 6 Ein jeder kent sein eigen Hertz am allerbesten. – Petri, II, 201. 7 Ein jeder kent seines gleichen, ein Dieb den andern. – Petri, II, 201; Henisch, 694, 1. Lat.: Furem fur cognoscit et lupus lupum. (Henisch, 694, 2.) 8 Es sagt einer offt: ich kenne dich wol, vnnd der gross balckenträger kennt sich selbst nicht, vnd were jhm besser, er lernte sich kennen. – Lehmann, 507, 61. 9 Ich kenn' ihn wol, aber ich trau' ihm nicht. Engl.: Better known, thau trusted. (Bohn II, 168.) 10 Ik kenn di wuol, din Moers Kau Bro'r es en Bollosse wiäst. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 81, 11. 11 Jeder kennt am besten die Sonne seines Landes. 12 Kenne dich selbst! – Körte, 3339 u. 4169. 13 Kennst du einen, so kennst du alle. – Eiselein, 370; Simrock, 5556. Lat.: Ab uno disce omnes. – Unum moris, omnes noveris. (Eiselein, 370.) 14 Man kennt den Esel an den Ohren, bei den Worten den Thoren, am Angesicht den Mohren. 15 Man kennt den Fuchs am Schwanz. 16 Man kennt den Mann an der Kleidung. 17 Man kennt den Menschen am Gange und den Vogel am Gesange. 18 Man kennt weder den Wein am Reifen, noch den Mann am Kleide. 19 Mancher meint, er kenne mich, der noch nie erkannte sich. – Körte, 3341. 20 Mancher will mich kennen und kennt sich selber nicht. 21 Sich kennen ist viel kennen, Gott kennen ist alles kennen. – Körte, 2386; Körte2, 2952; Simrock, 3998. 22 Sich selbst kennen ist die grösste Kunst. – Eiselein, 403; Gaal, 1400; Simrock, 9500. It.: La meglior scienza che si trova è quella con la quale ognuno conosce se stesso. (Pazzaglia, 339, 3.) – La più difficil cosa che sia, è conoscer se stesso. (Gaal, 1400.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/626
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [620]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/626>, abgerufen am 04.05.2024.