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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 7 Dem Klugen fehlt die Kunst auch offt. - Petri, II, 74.

8 Der Kluge behält sein Geheimniss für sich.

It.: Giammai nissun discreto fa palese il suo secreto. (Pazzaglia, 344, 4.)

9 Der Kluge dreht den Mantel nach dem Winde. - Gaal, 1134.

Frz.: Il faut toujours voir de quel cote le vent vient. (Gaal, 1134.)

It.: Bisogna navigare secondo il vento. (Gaal, 1134.)

Lat.: Utcunque sit ventus exintelum vertitur. (Gaal, 1134.)

10 Der Kluge düngt seine Felder nicht mit Salzwasser.

11 Der Kluge geht nicht mit dem Kopfe durch die Wand.

It.: Al piu potente ceda il piu prudente. (Pazzaglia, 312, 7.)

12 Der Kluge gibt nach, der Vernünftige denkt nach, der Weise spürt nach, der Einfältige ahmt nach, der Narr spricht nach, der Thor jagt nach.

13 Der Kluge hat die Augen offen.

Frz.: En tout temps le sage veille. (Venedey, 44.)

14 Der Kluge kauft im Sommer seinen Pelz.

Die Walachen: Im Sommer schafft sich der Kluge den Schlitten, im Winter den Wagen an. (Reinsberg III, 24.)

15 Der Kluge kauft sich Bier, nachdem er am Kwas erprobt hat, wie der Wein schmeckt. - Altmann V, 95.

16 Der Kluge lernt aus anderer Leute Fehler.

It.: Dagl' errori altrui il savio emenda i suoi. (Pazzaglia, 108, 3.)

17 Der Kluge merkt, so er kann, auf die Reden vom weisen Mann.

Im Niederdeutschen: Hort ein klok man einen wisen reden, weil ik juk bescheden. (Sündenfall 2809, Schröter, in Herrig's Archiv, XL, 344.)

18 Der Kluge nimmt keinen Sauerteig, wenn er Honigkuchen backen will.

19 Der Kluge prüft vorher die Tiefe des Wassers, der Tölpel plumpt hinein.

Und wenn er nicht ertrinkt, so bespritzt er wenigstens sich und seine Begleiter.

20 Der Kluge rechnet im Glück auf ein Unglück und hofft auf das Unglück auch einen Glücksfall.

Lat.: Cum fortuna premit, meliora sequentia spera; cum fortuna favet, deteriora time. - Sperat infestis, metuit secundis alteram sortem bene praeparatum pectus.

21 Der Kluge steckt die Hand in des Dummen Tasche.

22 Der Kluge steckt seine Finger nicht zwischen fremde Thüren.

Frz.: Qui du fait d'aultruy se mele il n'est pas saige. (Leroux, II, 296.)

23 Der Kluge sucht beim Hasen keinen Speck.

24 Der Kluge trägt sich nicht selbst das Holz, auf dem er brennen soll.

Wenigstens dann nicht, wenn er nicht von der Gewalt dazu gezwungen wird.

25 Der Kluge träumt nur, wenn er schläft, der Dumme auch, wenn er wacht.

26 Der Kluge verkauft seinen Essig theurer als der Narr seinen Honig.

Aehnlich die Russen in Bezug auf Gras und Blumen. (Altmann VI, 430.)

27 Der Kluge verspricht, der Dumme erwartet. (Walach.)

28 Der Kluge wäre nicht klug und der Reiche nicht reich, wenn andere nicht dumm und arm wären.

29 Der Kluge wartet die Zeit ab.

Lat.: Exspectat tempus sapiens. (Binder II, 1043.)

30 Der Kluge weiss selbst aus dem Schaden Nutzen zu ziehen.

31 Der Kluge weiss sich in die Zeit zu schicken. - Gaal, 1790; Reinsberg IV, 88.

Lat.: Temporibus, qui rite sapis, servire memento omnibus, ut tempus serviat omne tibi. (Gaal, 1790.) - Temporibus sapiens mores sine crimine mutat. (Binder I, 1731; II, 3307; Lehmann, 336, 63; Philippi, II, 215; Seybold, 599.)

32 Der Kluge wird durch Erfahrung klüger.

Ein einfältiger, beschränkter Mensch wird da durch verwirrt. Widerwärtigkeiten machen auf den Dummkopf [Spaltenumbruch] den nämlichen Eindruck, wie Prügel auf den Esel, der sich der Streiche nur so lange erinnert, als sie brennen.

33 Der Klügere (Klügste) gibt nach. - Eiselein, 383; Beyer, II, 131; Ramann, Unterr., I, 33; Simrock, 5766.

"Wenn Kopf und Herz sich widersprach, thät doch das Herz zuletzt entscheiden. Der arme Kopf gibt immer nach, weil er der Klügste ist von beiden." (Melchior Meyr.)

Engl.: If I had reveng'd all wrong, I had not worn my shirts so long.

Frz.: Le plus sage cede.

34 Der Klügere gibt nach, sagte der Fuchs, als ihm der Jäger das Fell über die Ohren zog.

35 Die Klugen müssen die Narren tragen.

Frz.: Il faut que le sage porte le fol sur ses epaules. (Leroux, I, 83.)

It.: E bisogna ch' il savio porti il pazzo in spalla. (Pazzaglia, 336, 6.)

36 Die Klugen müssen oft von Dummen lernen.

Müssen? Der Kluge hat so viel Verstand, dass er es freiwillig thut.

37 Die Klugen versprechen (Eierkuchen) und die Dummen (Einfältigen) glauben (daran).

38 Dre Klauke hat tesammen kennen Verstand. (Waldeck.) - Curtze, 334, 251.

39 Ein Kluger bäckt neu Brot, wenn er noch altes hat.

40 Ein Kluger baut sich eine Brücke über den Abgrund, ein Thor stürzt hinein.

41 Ein Kluger fasst den Topf an beiden Henkeln.

42 Ein Kluger kann sich in alle Zeit schicken.

43 Ein Kluger kauft beim Fenster, ein Thor hinter der spanischen Wand.

44 Ein Kluger lernt schwimmen, ehe er sich ersäufen lässt.

45 Ein Kluger macht das Fenster zu, wenn Wespen hereinkommen.

46 Ein Kluger muss das Aug' auf das Vergangene lenken, das Jetzige thun und das Künft'ge bedenken. - Hertz, 61.

47 Ein Kluger riecht den Braten von fern, der Narr, wenn er die Nase in die Pfanne steckt.

Böhm.: Chytremu napovez, hloupemu dopovez. (Celakovsky, 206.)

48 Ein Kluger steht früh auf.

Frz.: Homme fin se leve matin. (Kritzinger, 377.)

49 Einem Kluegen fehlet wol raht, den ein Schlimmer bei sich hat. - Petri, II, 177; Henisch, 1040, 44.

50 Kluge sticht nicht jeder Stachel.

51 Kluge und Narren dienen nicht wohl zusammen.

Dennoch sagen die Türken: Ein Kluger muss täglich tausendmal zu Gott beten, dass sich die Zahl der Narren und Dummköpfe vermehre.

52 Sechs Kluge sollen nicht harren auf Einen Narren.

53 Während die Klugen klügeln gar fein, nehmen die Dummen die Festung ein. (Serb.)

54 Während sich der Kluge (jüdisch: Chöchem) besinnt, kann sich der Narr auch besinnen. - Tendlau, 881.

55 Wann de Klauke fällt, dann fällt hei harde. (Sauerland.)

56 Wann sich de Klauke bedenket, bedenket sick auk de Narre. (Waldeck.) - Curtze, 336, 277.

57 Wenn ein Kluger in den Koth fällt, so fällt er mit allen Zehen darein.

58 Wenn's die Klugen nicht wissen, so frage die Narren.

59 Wo ein Kluger nichts ausrichtet, schickt man einen Dummen (Narren) hin.

60 Womit der Kluge anfängt, damit hört der Dumme auf.

61 Zwei Kluge können keinen fetten Ochsen theilen.

Sie werden nicht einig. Zwei gleichgewandte Advocaten werden schwer miteinander fertig.


Klügel.

1 Das ist der rechte Meister Klügel, der meint, er hab alleine flügel. - Henisch, 1164, 45.

2 Meister Klügel pfleget den wagen ins kot zu füren. - Mathesius, Postilla, III, LXXXVIIIb.

[Spaltenumbruch] 7 Dem Klugen fehlt die Kunst auch offt.Petri, II, 74.

8 Der Kluge behält sein Geheimniss für sich.

It.: Giammai nissun discreto fà palese il suo secreto. (Pazzaglia, 344, 4.)

9 Der Kluge dreht den Mantel nach dem Winde.Gaal, 1134.

Frz.: Il faut toujours voir de quel côté le vent vient. (Gaal, 1134.)

It.: Bisogna navigare secondo il vento. (Gaal, 1134.)

Lat.: Utcunque sit ventus exintelum vertitur. (Gaal, 1134.)

10 Der Kluge düngt seine Felder nicht mit Salzwasser.

11 Der Kluge geht nicht mit dem Kopfe durch die Wand.

It.: Al più potente ceda il più prudente. (Pazzaglia, 312, 7.)

12 Der Kluge gibt nach, der Vernünftige denkt nach, der Weise spürt nach, der Einfältige ahmt nach, der Narr spricht nach, der Thor jagt nach.

13 Der Kluge hat die Augen offen.

Frz.: En tout temps le sage veille. (Venedey, 44.)

14 Der Kluge kauft im Sommer seinen Pelz.

Die Walachen: Im Sommer schafft sich der Kluge den Schlitten, im Winter den Wagen an. (Reinsberg III, 24.)

15 Der Kluge kauft sich Bier, nachdem er am Kwas erprobt hat, wie der Wein schmeckt.Altmann V, 95.

16 Der Kluge lernt aus anderer Leute Fehler.

It.: Dagl' errori altrui il savio emenda i suoi. (Pazzaglia, 108, 3.)

17 Der Kluge merkt, so er kann, auf die Reden vom weisen Mann.

Im Niederdeutschen: Hort ein klok man einen wisen reden, weil ik juk bescheden. (Sündenfall 2809, Schröter, in Herrig's Archiv, XL, 344.)

18 Der Kluge nimmt keinen Sauerteig, wenn er Honigkuchen backen will.

19 Der Kluge prüft vorher die Tiefe des Wassers, der Tölpel plumpt hinein.

Und wenn er nicht ertrinkt, so bespritzt er wenigstens sich und seine Begleiter.

20 Der Kluge rechnet im Glück auf ein Unglück und hofft auf das Unglück auch einen Glücksfall.

Lat.: Cum fortuna premit, meliora sequentia spera; cum fortuna favet, deteriora time. – Sperat infestis, metuit secundis alteram sortem bene praeparatum pectus.

21 Der Kluge steckt die Hand in des Dummen Tasche.

22 Der Kluge steckt seine Finger nicht zwischen fremde Thüren.

Frz.: Qui du fait d'aultruy se mêle il n'est pas saige. (Leroux, II, 296.)

23 Der Kluge sucht beim Hasen keinen Speck.

24 Der Kluge trägt sich nicht selbst das Holz, auf dem er brennen soll.

Wenigstens dann nicht, wenn er nicht von der Gewalt dazu gezwungen wird.

25 Der Kluge träumt nur, wenn er schläft, der Dumme auch, wenn er wacht.

26 Der Kluge verkauft seinen Essig theurer als der Narr seinen Honig.

Aehnlich die Russen in Bezug auf Gras und Blumen. (Altmann VI, 430.)

27 Der Kluge verspricht, der Dumme erwartet. (Walach.)

28 Der Kluge wäre nicht klug und der Reiche nicht reich, wenn andere nicht dumm und arm wären.

29 Der Kluge wartet die Zeit ab.

Lat.: Exspectat tempus sapiens. (Binder II, 1043.)

30 Der Kluge weiss selbst aus dem Schaden Nutzen zu ziehen.

31 Der Kluge weiss sich in die Zeit zu schicken.Gaal, 1790; Reinsberg IV, 88.

Lat.: Temporibus, qui rite sapis, servire memento omnibus, ut tempus serviat omne tibi. (Gaal, 1790.) – Temporibus sapiens mores sine crimine mutat. (Binder I, 1731; II, 3307; Lehmann, 336, 63; Philippi, II, 215; Seybold, 599.)

32 Der Kluge wird durch Erfahrung klüger.

Ein einfältiger, beschränkter Mensch wird da durch verwirrt. Widerwärtigkeiten machen auf den Dummkopf [Spaltenumbruch] den nämlichen Eindruck, wie Prügel auf den Esel, der sich der Streiche nur so lange erinnert, als sie brennen.

33 Der Klügere (Klügste) gibt nach.Eiselein, 383; Beyer, II, 131; Ramann, Unterr., I, 33; Simrock, 5766.

„Wenn Kopf und Herz sich widersprach, thät doch das Herz zuletzt entscheiden. Der arme Kopf gibt immer nach, weil er der Klügste ist von beiden.“ (Melchior Meyr.)

Engl.: If I had reveng'd all wrong, I had not worn my shirts so long.

Frz.: Le plus sage cède.

34 Der Klügere gibt nach, sagte der Fuchs, als ihm der Jäger das Fell über die Ohren zog.

35 Die Klugen müssen die Narren tragen.

Frz.: Il faut que le sage porte le fol sur ses épaules. (Leroux, I, 83.)

It.: E bisogna ch' il savio porti il pazzo in spalla. (Pazzaglia, 336, 6.)

36 Die Klugen müssen oft von Dummen lernen.

Müssen? Der Kluge hat so viel Verstand, dass er es freiwillig thut.

37 Die Klugen versprechen (Eierkuchen) und die Dummen (Einfältigen) glauben (daran).

38 Drê Klauke hat tesammen kennen Verstand. (Waldeck.) – Curtze, 334, 251.

39 Ein Kluger bäckt neu Brot, wenn er noch altes hat.

40 Ein Kluger baut sich eine Brücke über den Abgrund, ein Thor stürzt hinein.

41 Ein Kluger fasst den Topf an beiden Henkeln.

42 Ein Kluger kann sich in alle Zeit schicken.

43 Ein Kluger kauft beim Fenster, ein Thor hinter der spanischen Wand.

44 Ein Kluger lernt schwimmen, ehe er sich ersäufen lässt.

45 Ein Kluger macht das Fenster zu, wenn Wespen hereinkommen.

46 Ein Kluger muss das Aug' auf das Vergangene lenken, das Jetzige thun und das Künft'ge bedenken.Hertz, 61.

47 Ein Kluger riecht den Braten von fern, der Narr, wenn er die Nase in die Pfanne steckt.

Böhm.: Chytrému napovéz, hloupému dopovĕz. (Čelakovsky, 206.)

48 Ein Kluger steht früh auf.

Frz.: Homme fin se leve matin. (Kritzinger, 377.)

49 Einem Kluegen fehlet wol raht, den ein Schlimmer bei sich hat.Petri, II, 177; Henisch, 1040, 44.

50 Kluge sticht nicht jeder Stachel.

51 Kluge und Narren dienen nicht wohl zusammen.

Dennoch sagen die Türken: Ein Kluger muss täglich tausendmal zu Gott beten, dass sich die Zahl der Narren und Dummköpfe vermehre.

52 Sechs Kluge sollen nicht harren auf Einen Narren.

53 Während die Klugen klügeln gar fein, nehmen die Dummen die Festung ein. (Serb.)

54 Während sich der Kluge (jüdisch: Chöchem) besinnt, kann sich der Narr auch besinnen.Tendlau, 881.

55 Wann de Klauke fällt, dann fällt hei harde. (Sauerland.)

56 Wann sich de Klauke bedenket, bedenket sick auk de Narre. (Waldeck.) – Curtze, 336, 277.

57 Wenn ein Kluger in den Koth fällt, so fällt er mit allen Zehen darein.

58 Wenn's die Klugen nicht wissen, so frage die Narren.

59 Wo ein Kluger nichts ausrichtet, schickt man einen Dummen (Narren) hin.

60 Womit der Kluge anfängt, damit hört der Dumme auf.

61 Zwei Kluge können keinen fetten Ochsen theilen.

Sie werden nicht einig. Zwei gleichgewandte Advocaten werden schwer miteinander fertig.


Klügel.

1 Das ist der rechte Meister Klügel, der meint, er hab alleine flügel.Henisch, 1164, 45.

2 Meister Klügel pfleget den wagen ins kot zu füren.Mathesius, Postilla, III, LXXXVIIIb.

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[[707]/0713] 7 Dem Klugen fehlt die Kunst auch offt. – Petri, II, 74. 8 Der Kluge behält sein Geheimniss für sich. It.: Giammai nissun discreto fà palese il suo secreto. (Pazzaglia, 344, 4.) 9 Der Kluge dreht den Mantel nach dem Winde. – Gaal, 1134. Frz.: Il faut toujours voir de quel côté le vent vient. (Gaal, 1134.) It.: Bisogna navigare secondo il vento. (Gaal, 1134.) Lat.: Utcunque sit ventus exintelum vertitur. (Gaal, 1134.) 10 Der Kluge düngt seine Felder nicht mit Salzwasser. 11 Der Kluge geht nicht mit dem Kopfe durch die Wand. It.: Al più potente ceda il più prudente. (Pazzaglia, 312, 7.) 12 Der Kluge gibt nach, der Vernünftige denkt nach, der Weise spürt nach, der Einfältige ahmt nach, der Narr spricht nach, der Thor jagt nach. 13 Der Kluge hat die Augen offen. Frz.: En tout temps le sage veille. (Venedey, 44.) 14 Der Kluge kauft im Sommer seinen Pelz. Die Walachen: Im Sommer schafft sich der Kluge den Schlitten, im Winter den Wagen an. (Reinsberg III, 24.) 15 Der Kluge kauft sich Bier, nachdem er am Kwas erprobt hat, wie der Wein schmeckt. – Altmann V, 95. 16 Der Kluge lernt aus anderer Leute Fehler. It.: Dagl' errori altrui il savio emenda i suoi. (Pazzaglia, 108, 3.) 17 Der Kluge merkt, so er kann, auf die Reden vom weisen Mann. Im Niederdeutschen: Hort ein klok man einen wisen reden, weil ik juk bescheden. (Sündenfall 2809, Schröter, in Herrig's Archiv, XL, 344.) 18 Der Kluge nimmt keinen Sauerteig, wenn er Honigkuchen backen will. 19 Der Kluge prüft vorher die Tiefe des Wassers, der Tölpel plumpt hinein. Und wenn er nicht ertrinkt, so bespritzt er wenigstens sich und seine Begleiter. 20 Der Kluge rechnet im Glück auf ein Unglück und hofft auf das Unglück auch einen Glücksfall. Lat.: Cum fortuna premit, meliora sequentia spera; cum fortuna favet, deteriora time. – Sperat infestis, metuit secundis alteram sortem bene praeparatum pectus. 21 Der Kluge steckt die Hand in des Dummen Tasche. 22 Der Kluge steckt seine Finger nicht zwischen fremde Thüren. Frz.: Qui du fait d'aultruy se mêle il n'est pas saige. (Leroux, II, 296.) 23 Der Kluge sucht beim Hasen keinen Speck. 24 Der Kluge trägt sich nicht selbst das Holz, auf dem er brennen soll. Wenigstens dann nicht, wenn er nicht von der Gewalt dazu gezwungen wird. 25 Der Kluge träumt nur, wenn er schläft, der Dumme auch, wenn er wacht. 26 Der Kluge verkauft seinen Essig theurer als der Narr seinen Honig. Aehnlich die Russen in Bezug auf Gras und Blumen. (Altmann VI, 430.) 27 Der Kluge verspricht, der Dumme erwartet. (Walach.) 28 Der Kluge wäre nicht klug und der Reiche nicht reich, wenn andere nicht dumm und arm wären. 29 Der Kluge wartet die Zeit ab. Lat.: Exspectat tempus sapiens. (Binder II, 1043.) 30 Der Kluge weiss selbst aus dem Schaden Nutzen zu ziehen. 31 Der Kluge weiss sich in die Zeit zu schicken. – Gaal, 1790; Reinsberg IV, 88. Lat.: Temporibus, qui rite sapis, servire memento omnibus, ut tempus serviat omne tibi. (Gaal, 1790.) – Temporibus sapiens mores sine crimine mutat. (Binder I, 1731; II, 3307; Lehmann, 336, 63; Philippi, II, 215; Seybold, 599.) 32 Der Kluge wird durch Erfahrung klüger. Ein einfältiger, beschränkter Mensch wird da durch verwirrt. Widerwärtigkeiten machen auf den Dummkopf den nämlichen Eindruck, wie Prügel auf den Esel, der sich der Streiche nur so lange erinnert, als sie brennen. 33 Der Klügere (Klügste) gibt nach. – Eiselein, 383; Beyer, II, 131; Ramann, Unterr., I, 33; Simrock, 5766. „Wenn Kopf und Herz sich widersprach, thät doch das Herz zuletzt entscheiden. Der arme Kopf gibt immer nach, weil er der Klügste ist von beiden.“ (Melchior Meyr.) Engl.: If I had reveng'd all wrong, I had not worn my shirts so long. Frz.: Le plus sage cède. 34 Der Klügere gibt nach, sagte der Fuchs, als ihm der Jäger das Fell über die Ohren zog. 35 Die Klugen müssen die Narren tragen. Frz.: Il faut que le sage porte le fol sur ses épaules. (Leroux, I, 83.) It.: E bisogna ch' il savio porti il pazzo in spalla. (Pazzaglia, 336, 6.) 36 Die Klugen müssen oft von Dummen lernen. Müssen? Der Kluge hat so viel Verstand, dass er es freiwillig thut. 37 Die Klugen versprechen (Eierkuchen) und die Dummen (Einfältigen) glauben (daran). 38 Drê Klauke hat tesammen kennen Verstand. (Waldeck.) – Curtze, 334, 251. 39 Ein Kluger bäckt neu Brot, wenn er noch altes hat. 40 Ein Kluger baut sich eine Brücke über den Abgrund, ein Thor stürzt hinein. 41 Ein Kluger fasst den Topf an beiden Henkeln. 42 Ein Kluger kann sich in alle Zeit schicken. 43 Ein Kluger kauft beim Fenster, ein Thor hinter der spanischen Wand. 44 Ein Kluger lernt schwimmen, ehe er sich ersäufen lässt. 45 Ein Kluger macht das Fenster zu, wenn Wespen hereinkommen. 46 Ein Kluger muss das Aug' auf das Vergangene lenken, das Jetzige thun und das Künft'ge bedenken. – Hertz, 61. 47 Ein Kluger riecht den Braten von fern, der Narr, wenn er die Nase in die Pfanne steckt. Böhm.: Chytrému napovéz, hloupému dopovĕz. (Čelakovsky, 206.) 48 Ein Kluger steht früh auf. Frz.: Homme fin se leve matin. (Kritzinger, 377.) 49 Einem Kluegen fehlet wol raht, den ein Schlimmer bei sich hat. – Petri, II, 177; Henisch, 1040, 44. 50 Kluge sticht nicht jeder Stachel. 51 Kluge und Narren dienen nicht wohl zusammen. Dennoch sagen die Türken: Ein Kluger muss täglich tausendmal zu Gott beten, dass sich die Zahl der Narren und Dummköpfe vermehre. 52 Sechs Kluge sollen nicht harren auf Einen Narren. 53 Während die Klugen klügeln gar fein, nehmen die Dummen die Festung ein. (Serb.) 54 Während sich der Kluge (jüdisch: Chöchem) besinnt, kann sich der Narr auch besinnen. – Tendlau, 881. 55 Wann de Klauke fällt, dann fällt hei harde. (Sauerland.) 56 Wann sich de Klauke bedenket, bedenket sick auk de Narre. (Waldeck.) – Curtze, 336, 277. 57 Wenn ein Kluger in den Koth fällt, so fällt er mit allen Zehen darein. 58 Wenn's die Klugen nicht wissen, so frage die Narren. 59 Wo ein Kluger nichts ausrichtet, schickt man einen Dummen (Narren) hin. 60 Womit der Kluge anfängt, damit hört der Dumme auf. 61 Zwei Kluge können keinen fetten Ochsen theilen. Sie werden nicht einig. Zwei gleichgewandte Advocaten werden schwer miteinander fertig. Klügel. 1 Das ist der rechte Meister Klügel, der meint, er hab alleine flügel. – Henisch, 1164, 45. 2 Meister Klügel pfleget den wagen ins kot zu füren. – Mathesius, Postilla, III, LXXXVIIIb.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [707]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/713>, abgerufen am 26.04.2024.