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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] ist eine so schwere Sünde als eine Jungfraw zu Vnehren setzen." (Herberger, II, 169.)

15 Es sind nasse Knaben1, die viel verzehren vnd wenig haben. - Schulzeitung, 25.

1) Während jetzt durch das Wort "Knabe" ein männliches, besonders im schulfähigen Alter befindliches Kind verstanden wird, bezeichnete man früher auch den jungen Mann, auch einen Junggesellen überhaupt damit. Unser heutiges "alter Knabe", soviel wie alter Junggesell, rührt daher. Besonders üblich war diese Ausdrucksweise im 15. und 16. Jahrhundert, es finden sich daher in Luther's Bibelübersetzung viel Beispiele davon. Man sprach in jener Zeit von stolzen, frischen, freien, nassen u. s. w. Knaben. Manche Bezeichnungen schmelzen zu einem Begriff zusammen, wie "freier und nasser Knabe". Freie Knaben waren ursprünglich heitere, lustige Burschen, später trat der Nebenbegriff der Ungebundenheit, Zügellosigkeit hinzu und man nannte auch die Landsknechte "freie Knaben". Die Schlemmer, die sich selbst so nannten und sich sogar als Orden bezeichneten, hiessen "nasse Knaben". (Vgl. darüber und über die geschichtliche Entwickelung der Begriffe den ausführlichen Artikel "Knabe" bei Grimm, 1311 fg.)

16 Knab', iss Käs', die Butter ist theuer. - Simrock, 5777; Reinsberg VII, 62.

17 Knaben gehen gern auf Stelzen.

Schwache Geister kleiden nichtssagende Gedanken in hochtrabende Worte.

18 Knaben, machet's Kreuz, es ist ein wüstes Wort, man darfs nicht aussprechen, sagte der Franciscaner, der nicht griechisch verstand, wenn im Cicero ein griechisches Wort vorkam. - Klosterspiegel, 32, 6.

19 Knaben mag man mit Würfeln betrügen, Männer durch Meineide und Lügen.

Lat.: Jure jurando viros tales pueros oportet fallere.

20 Knaben reissen keine Eichen aus.

Verlange von niemand, was über seine Kraft geht.

21 Knaben wollen Spielzeug haben. - Reinsberg VII, 59.

22 Manch Knabe guter Art durch Erziehung (Bildung, Schule) verdorben (verkrüppelt) ward.

Lat.: Tam etsi bona est natura reddunt curatura junceas. (Terenz.) (Philippi, II, 210.)

23 Sind die Knaben klein, spielen sie im Sande (oder: mit Küglein) fein.

Die Araber: Ein Knabe ist ein Knabe und wenn er den Propheten angeredet hätte. In Afrika: Ein Knabe zählt Kauris (Muscheln, die bei dem Negerstamme als als Geld dienen), er zählt nicht Sterne. - Ein Knabe zählt Dinge, zählt nicht Sand. (Reinsberg VII, 59.)

24 Soll ein Knabe wohl fortgehen, so muss er von guten Sitten bestehen.

25 Wenn der Knabe wächst, hat er einen Wolf im Magen.

Seine Mühle ist stets im Gange, sagen die Perser, und die Mailänder spotten: Söhne machen den Mund früher auf als die Augen, weil sie auch im Schlafe essen möchten. Die Spanier meinen: Ein Knabe von funfzehn Jahren hat einen Schlund aber keine Hände. Die Neugriechen: Des Kindes Bauch ist ein Korb und der ist thöricht, der ihm gibt. (Reinsberg VII, 61 u. 62.)

26 Wie der Knabe, so der Mann.

*27 Einen Knaben a la Jesuite behandeln.

Von der Unzucht der Jesuiten, die sie nicht nur in ihren Häusern und auf Reisen, sondern selbst auf dem Katheder, in der Kirche, im Beichtstuhle und hinter dem Altare, nicht nur mit Weibern, Mädchen und Nonnen, sondern, wovon eben das Sprichwort redet, selbst mit Knaben trieben. (Vgl. Weber's Wöncherei.)

*28 Es ist ein alter Knabe.

Lat.: Puer centum annorum. (Bovill, I, 151.)

*29 Es ist ein nasser Knabe. - Murner, Schelm., 25.

"Das seind mir freilich nasse knaben, die vil verzeren und wenig haben. Vnd seind mit bösem wasser gewaschen, thund heimlich in den mantel stechen, mit fensterwerffen sich selbs rechen, Schmachbüchlein schreiben on' einen namen, mit lügen hetzen wider zamen." (Kloster, I, 858.) " ...Darumb ist er ein nasser knab vnd sucht sein speiss mit ödem fundt." (Brandt, Nsch., in Kloster, IV, 791.)

*30 Es sind zarte Knaben, man könnt' ihnen mit der Holzaxt eine Beule schlagen.


Knabenliebe.

Knabenlieb' ist Wasser in einem Sieb.

Span.: Amor de ninno, agua en cesto. (Bohn I, 199.)


Knabenschuhe.

* Er hat die Knabenschuhe noch nicht ausgetreten. - Reinsberg VII, 71.


[Spaltenumbruch]
Knabenstück.

Ein Knabenstück mit Bubensammt verbremt. - Fischer, Psalter, 223, 3.


Knäblein.

Wenn (man) Knäblein und Mädlein (bringt, legt) sind beisammen, so säet der Teufel seinen Samen. - Eiselein, 591.


Knack.

* Darunter steckt der Knack.


Knacken.

1 Dat knackt wol, äwerst dat breckt nich. - Dähnert, 240a.

Man stirbt nicht gleich, wenn man auch einmal krank ist.

2 Ich kann das Knacken und Knetschen nicht leiden, sagte der Kerl, als ihm der Henker die Knochen zerschlug.

Holl.: Je zult mijne schonken en bonken in twee en slaan, zei de mof, en hij werd geradbraakt. (Harrebomee, I, 75.)


Knackwurst.

* Er weiss nicht, ob Knack- oder Leberwürste gefüllt werden sollen. - Grimmelshausen, Teutscher Michel.


Knagge.

* En dögde Knagg'n1. - Eichwald, 1048.

1) Ast, Knorren, Kienholz, überhaupt ein dickes Stück.


Knaken.

* Es knakt wieder (stark, weiter u. s. w.).

Die Redensart ist erst im Jahre 1868 entstanden, als der berliner Pastor Knak mit der, wie er sagte, auf die Bibel sich gründende Behauptung hervortrat, die Erde bewege sich nicht um die Sonne, sondern diese um die Erde. Wenn nun ähnliche mit der Wissenschaft im klarsten Widerspruche stehende Behauptungen, seitens der Buchstabengläubigen, der kirchlich Orthodoxen laut werden, so sagt man ziemlich allgemein: Es knakt wieder! Es knakt stark! Es knakt weiter!


Knakenbiter, s. Knochenbeisser.

Knall.

*1 A muss mir Knall und Fall furt. - Gomolcke, 184; Frommann, III, 408.

"So steht er ohne Furcht, ohn Schrecken als ein Held, der Feind wird knall und Fall durch seine Hand gefält." (Keller, 177a.)

*2 Einen Knall und Fall fortschicken. - Braun, I, 1902.

*3 Knall und Fall. - Eiselein, 384; Dähnert, 240a; Lohrengel, II, 33.

Plötzlich, schnell, unerwartet. Es heisst ursprünglich: Knall und Fall war eins, mit dem Schuss zugleich fiel der Mann. Die Redensart mag im Dreissigjährigen Kriege entstanden sein, oder entstammt wie Adelung annimmt, der Jagd. Man bezeichnet damit den raschen, plötzlichen Eintritt eines Ereignisses, das fast unmittelbare Zusammentreffen der Wirkung mit ihrer Ursache. (Vgl. Grimm, V, 1334.)


Knallen.

1 Das war zu früh geknallt, sagte der Kellner zum Pfropfen, der im Keller aus der Flasche sprang.

Engl.: Fly not yet, as the waiter said to the gingerbeer on a hot day. (Hagen, VI, 104, 22.)

2 Es knallte, aber es verhallte.

Diese Redensart soll von Ant. Friedr. Just. Thibaut (geboren am 4. Jan. 1774 zu Hameln, von 1805 Professor der Rechtswissenschaft in Heidelberg, wo er am 28. März 1840 starb) herrühren oder von ihm häufig angewandt worden sein.

3 Knallen (mit der Peitsche) kann mancher, aber nicht fahren. (Wend. Lausitz.)

4 Lass es knallen und verhallen. - Schweiz, I, 192, 99.

5 Man muss nicht eher knallen, bis man die Peitsche hat. - Altmann VI, 418.

Die Russen: Das Knallen gilt erst, wenn angespannt ist. (Altmann VI, 508.)

6 Vom Knallen stirbt man nicht. (S. Drohen 15.) - Eiselein, 384; Simrock, 5778; Graf, 293, 80; Braun, I, 1903.

*7 Man darf nur knallen und ausfahren. - Körte, 4031.

In Schwaben: Mer därf nur knella und ausfahra. (Nefflen, 462.) Das Ding geht leicht, die Sache hat keine Schwierigkeiten. Meist aber ironisch, um zu sagen: Ja das geht nicht so schnell. - Aber anspannen muss man immer.


Knäp.

*1 Dat sünd sin Knäp1, säd de Hattersche, dar leg er Mann up't Starwen. (S. Nücken.) (Oldenburg.) - Hoefer, 432.

1) Einfälle, Kniffe, listige Streiche, Chicanen. (Vgl. Stürenburg, 114b.)

[Spaltenumbruch] ist eine so schwere Sünde als eine Jungfraw zu Vnehren setzen.“ (Herberger, II, 169.)

15 Es sind nasse Knaben1, die viel verzehren vnd wenig haben.Schulzeitung, 25.

1) Während jetzt durch das Wort „Knabe“ ein männliches, besonders im schulfähigen Alter befindliches Kind verstanden wird, bezeichnete man früher auch den jungen Mann, auch einen Junggesellen überhaupt damit. Unser heutiges „alter Knabe“, soviel wie alter Junggesell, rührt daher. Besonders üblich war diese Ausdrucksweise im 15. und 16. Jahrhundert, es finden sich daher in Luther's Bibelübersetzung viel Beispiele davon. Man sprach in jener Zeit von stolzen, frischen, freien, nassen u. s. w. Knaben. Manche Bezeichnungen schmelzen zu einem Begriff zusammen, wie „freier und nasser Knabe“. Freie Knaben waren ursprünglich heitere, lustige Burschen, später trat der Nebenbegriff der Ungebundenheit, Zügellosigkeit hinzu und man nannte auch die Landsknechte „freie Knaben“. Die Schlemmer, die sich selbst so nannten und sich sogar als Orden bezeichneten, hiessen „nasse Knaben“. (Vgl. darüber und über die geschichtliche Entwickelung der Begriffe den ausführlichen Artikel „Knabe“ bei Grimm, 1311 fg.)

16 Knab', iss Käs', die Butter ist theuer.Simrock, 5777; Reinsberg VII, 62.

17 Knaben gehen gern auf Stelzen.

Schwache Geister kleiden nichtssagende Gedanken in hochtrabende Worte.

18 Knaben, machet's Kreuz, es ist ein wüstes Wort, man darfs nicht aussprechen, sagte der Franciscaner, der nicht griechisch verstand, wenn im Cicero ein griechisches Wort vorkam.Klosterspiegel, 32, 6.

19 Knaben mag man mit Würfeln betrügen, Männer durch Meineide und Lügen.

Lat.: Jure jurando viros tales pueros oportet fallere.

20 Knaben reissen keine Eichen aus.

Verlange von niemand, was über seine Kraft geht.

21 Knaben wollen Spielzeug haben.Reinsberg VII, 59.

22 Manch Knabe guter Art durch Erziehung (Bildung, Schule) verdorben (verkrüppelt) ward.

Lat.: Tam etsi bona est natura reddunt curatura junceas. (Terenz.) (Philippi, II, 210.)

23 Sind die Knaben klein, spielen sie im Sande (oder: mit Küglein) fein.

Die Araber: Ein Knabe ist ein Knabe und wenn er den Propheten angeredet hätte. In Afrika: Ein Knabe zählt Kauris (Muscheln, die bei dem Negerstamme als als Geld dienen), er zählt nicht Sterne. – Ein Knabe zählt Dinge, zählt nicht Sand. (Reinsberg VII, 59.)

24 Soll ein Knabe wohl fortgehen, so muss er von guten Sitten bestehen.

25 Wenn der Knabe wächst, hat er einen Wolf im Magen.

Seine Mühle ist stets im Gange, sagen die Perser, und die Mailänder spotten: Söhne machen den Mund früher auf als die Augen, weil sie auch im Schlafe essen möchten. Die Spanier meinen: Ein Knabe von funfzehn Jahren hat einen Schlund aber keine Hände. Die Neugriechen: Des Kindes Bauch ist ein Korb und der ist thöricht, der ihm gibt. (Reinsberg VII, 61 u. 62.)

26 Wie der Knabe, so der Mann.

*27 Einen Knaben à la Jesuite behandeln.

Von der Unzucht der Jesuiten, die sie nicht nur in ihren Häusern und auf Reisen, sondern selbst auf dem Katheder, in der Kirche, im Beichtstuhle und hinter dem Altare, nicht nur mit Weibern, Mädchen und Nonnen, sondern, wovon eben das Sprichwort redet, selbst mit Knaben trieben. (Vgl. Weber's Wöncherei.)

*28 Es ist ein alter Knabe.

Lat.: Puer centum annorum. (Bovill, I, 151.)

*29 Es ist ein nasser Knabe.Murner, Schelm., 25.

„Das seind mir freilich nasse knaben, die vil verzeren und wenig haben. Vnd seind mit bösem wasser gewaschen, thund heimlich in den mantel stechen, mit fensterwerffen sich selbs rechen, Schmachbüchlein schreiben on' einen namen, mit lügen hetzen wider zamen.“ (Kloster, I, 858.) „ ...Darumb ist er ein nasser knab vnd sucht sein speiss mit ödem fundt.“ (Brandt, Nsch., in Kloster, IV, 791.)

*30 Es sind zarte Knaben, man könnt' ihnen mit der Holzaxt eine Beule schlagen.


Knabenliebe.

Knabenlieb' ist Wasser in einem Sieb.

Span.: Amor de niño, agua en cesto. (Bohn I, 199.)


Knabenschuhe.

* Er hat die Knabenschuhe noch nicht ausgetreten.Reinsberg VII, 71.


[Spaltenumbruch]
Knabenstück.

Ein Knabenstück mit Bubensammt verbremt.Fischer, Psalter, 223, 3.


Knäblein.

Wenn (man) Knäblein und Mädlein (bringt, legt) sind beisammen, so säet der Teufel seinen Samen.Eiselein, 591.


Knack.

* Darunter steckt der Knack.


Knacken.

1 Dat knackt wol, äwerst dat breckt nich.Dähnert, 240a.

Man stirbt nicht gleich, wenn man auch einmal krank ist.

2 Ich kann das Knacken und Knetschen nicht leiden, sagte der Kerl, als ihm der Henker die Knochen zerschlug.

Holl.: Je zult mijne schonken en bonken in twee ën slaan, zei de mof, en hij werd geradbraakt. (Harrebomée, I, 75.)


Knackwurst.

* Er weiss nicht, ob Knack- oder Leberwürste gefüllt werden sollen.Grimmelshausen, Teutscher Michel.


Knagge.

* En dögde Knagg'n1.Eichwald, 1048.

1) Ast, Knorren, Kienholz, überhaupt ein dickes Stück.


Knaken.

* Es knakt wieder (stark, weiter u. s. w.).

Die Redensart ist erst im Jahre 1868 entstanden, als der berliner Pastor Knak mit der, wie er sagte, auf die Bibel sich gründende Behauptung hervortrat, die Erde bewege sich nicht um die Sonne, sondern diese um die Erde. Wenn nun ähnliche mit der Wissenschaft im klarsten Widerspruche stehende Behauptungen, seitens der Buchstabengläubigen, der kirchlich Orthodoxen laut werden, so sagt man ziemlich allgemein: Es knakt wieder! Es knakt stark! Es knakt weiter!


Knakenbiter, s. Knochenbeisser.

Knall.

*1 A muss mir Knall und Fall furt.Gomolcke, 184; Frommann, III, 408.

„So steht er ohne Furcht, ohn Schrecken als ein Held, der Feind wird knall und Fall durch seine Hand gefält.“ (Keller, 177a.)

*2 Einen Knall und Fall fortschicken.Braun, I, 1902.

*3 Knall und Fall.Eiselein, 384; Dähnert, 240a; Lohrengel, II, 33.

Plötzlich, schnell, unerwartet. Es heisst ursprünglich: Knall und Fall war eins, mit dem Schuss zugleich fiel der Mann. Die Redensart mag im Dreissigjährigen Kriege entstanden sein, oder entstammt wie Adelung annimmt, der Jagd. Man bezeichnet damit den raschen, plötzlichen Eintritt eines Ereignisses, das fast unmittelbare Zusammentreffen der Wirkung mit ihrer Ursache. (Vgl. Grimm, V, 1334.)


Knallen.

1 Das war zu früh geknallt, sagte der Kellner zum Pfropfen, der im Keller aus der Flasche sprang.

Engl.: Fly not yet, as the waiter said to the gingerbeer on a hot day. (Hagen, VI, 104, 22.)

2 Es knallte, aber es verhallte.

Diese Redensart soll von Ant. Friedr. Just. Thibaut (geboren am 4. Jan. 1774 zu Hameln, von 1805 Professor der Rechtswissenschaft in Heidelberg, wo er am 28. März 1840 starb) herrühren oder von ihm häufig angewandt worden sein.

3 Knallen (mit der Peitsche) kann mancher, aber nicht fahren. (Wend. Lausitz.)

4 Lass es knallen und verhallen.Schweiz, I, 192, 99.

5 Man muss nicht eher knallen, bis man die Peitsche hat.Altmann VI, 418.

Die Russen: Das Knallen gilt erst, wenn angespannt ist. (Altmann VI, 508.)

6 Vom Knallen stirbt man nicht. (S. Drohen 15.) – Eiselein, 384; Simrock, 5778; Graf, 293, 80; Braun, I, 1903.

*7 Man darf nur knallen und ausfahren.Körte, 4031.

In Schwaben: Mer därf nur knella und ausfahra. (Nefflen, 462.) Das Ding geht leicht, die Sache hat keine Schwierigkeiten. Meist aber ironisch, um zu sagen: Ja das geht nicht so schnell. – Aber anspannen muss man immer.


Knäp.

*1 Dat sünd sin Knäp1, säd de Hattersche, dar leg êr Mann up't Starwen. (S. Nücken.) (Oldenburg.) – Hoefer, 432.

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[[710]/0716] ist eine so schwere Sünde als eine Jungfraw zu Vnehren setzen.“ (Herberger, II, 169.) 15 Es sind nasse Knaben1, die viel verzehren vnd wenig haben. – Schulzeitung, 25. 1) Während jetzt durch das Wort „Knabe“ ein männliches, besonders im schulfähigen Alter befindliches Kind verstanden wird, bezeichnete man früher auch den jungen Mann, auch einen Junggesellen überhaupt damit. Unser heutiges „alter Knabe“, soviel wie alter Junggesell, rührt daher. Besonders üblich war diese Ausdrucksweise im 15. und 16. Jahrhundert, es finden sich daher in Luther's Bibelübersetzung viel Beispiele davon. Man sprach in jener Zeit von stolzen, frischen, freien, nassen u. s. w. Knaben. Manche Bezeichnungen schmelzen zu einem Begriff zusammen, wie „freier und nasser Knabe“. Freie Knaben waren ursprünglich heitere, lustige Burschen, später trat der Nebenbegriff der Ungebundenheit, Zügellosigkeit hinzu und man nannte auch die Landsknechte „freie Knaben“. Die Schlemmer, die sich selbst so nannten und sich sogar als Orden bezeichneten, hiessen „nasse Knaben“. (Vgl. darüber und über die geschichtliche Entwickelung der Begriffe den ausführlichen Artikel „Knabe“ bei Grimm, 1311 fg.) 16 Knab', iss Käs', die Butter ist theuer. – Simrock, 5777; Reinsberg VII, 62. 17 Knaben gehen gern auf Stelzen. Schwache Geister kleiden nichtssagende Gedanken in hochtrabende Worte. 18 Knaben, machet's Kreuz, es ist ein wüstes Wort, man darfs nicht aussprechen, sagte der Franciscaner, der nicht griechisch verstand, wenn im Cicero ein griechisches Wort vorkam. – Klosterspiegel, 32, 6. 19 Knaben mag man mit Würfeln betrügen, Männer durch Meineide und Lügen. Lat.: Jure jurando viros tales pueros oportet fallere. 20 Knaben reissen keine Eichen aus. Verlange von niemand, was über seine Kraft geht. 21 Knaben wollen Spielzeug haben. – Reinsberg VII, 59. 22 Manch Knabe guter Art durch Erziehung (Bildung, Schule) verdorben (verkrüppelt) ward. Lat.: Tam etsi bona est natura reddunt curatura junceas. (Terenz.) (Philippi, II, 210.) 23 Sind die Knaben klein, spielen sie im Sande (oder: mit Küglein) fein. Die Araber: Ein Knabe ist ein Knabe und wenn er den Propheten angeredet hätte. In Afrika: Ein Knabe zählt Kauris (Muscheln, die bei dem Negerstamme als als Geld dienen), er zählt nicht Sterne. – Ein Knabe zählt Dinge, zählt nicht Sand. (Reinsberg VII, 59.) 24 Soll ein Knabe wohl fortgehen, so muss er von guten Sitten bestehen. 25 Wenn der Knabe wächst, hat er einen Wolf im Magen. Seine Mühle ist stets im Gange, sagen die Perser, und die Mailänder spotten: Söhne machen den Mund früher auf als die Augen, weil sie auch im Schlafe essen möchten. Die Spanier meinen: Ein Knabe von funfzehn Jahren hat einen Schlund aber keine Hände. Die Neugriechen: Des Kindes Bauch ist ein Korb und der ist thöricht, der ihm gibt. (Reinsberg VII, 61 u. 62.) 26 Wie der Knabe, so der Mann. *27 Einen Knaben à la Jesuite behandeln. Von der Unzucht der Jesuiten, die sie nicht nur in ihren Häusern und auf Reisen, sondern selbst auf dem Katheder, in der Kirche, im Beichtstuhle und hinter dem Altare, nicht nur mit Weibern, Mädchen und Nonnen, sondern, wovon eben das Sprichwort redet, selbst mit Knaben trieben. (Vgl. Weber's Wöncherei.) *28 Es ist ein alter Knabe. Lat.: Puer centum annorum. (Bovill, I, 151.) *29 Es ist ein nasser Knabe. – Murner, Schelm., 25. „Das seind mir freilich nasse knaben, die vil verzeren und wenig haben. Vnd seind mit bösem wasser gewaschen, thund heimlich in den mantel stechen, mit fensterwerffen sich selbs rechen, Schmachbüchlein schreiben on' einen namen, mit lügen hetzen wider zamen.“ (Kloster, I, 858.) „ ...Darumb ist er ein nasser knab vnd sucht sein speiss mit ödem fundt.“ (Brandt, Nsch., in Kloster, IV, 791.) *30 Es sind zarte Knaben, man könnt' ihnen mit der Holzaxt eine Beule schlagen. Knabenliebe. Knabenlieb' ist Wasser in einem Sieb. Span.: Amor de niño, agua en cesto. (Bohn I, 199.) Knabenschuhe. * Er hat die Knabenschuhe noch nicht ausgetreten. – Reinsberg VII, 71. Knabenstück. Ein Knabenstück mit Bubensammt verbremt. – Fischer, Psalter, 223, 3. Knäblein. Wenn (man) Knäblein und Mädlein (bringt, legt) sind beisammen, so säet der Teufel seinen Samen. – Eiselein, 591. Knack. * Darunter steckt der Knack. Knacken. 1 Dat knackt wol, äwerst dat breckt nich. – Dähnert, 240a. Man stirbt nicht gleich, wenn man auch einmal krank ist. 2 Ich kann das Knacken und Knetschen nicht leiden, sagte der Kerl, als ihm der Henker die Knochen zerschlug. Holl.: Je zult mijne schonken en bonken in twee ën slaan, zei de mof, en hij werd geradbraakt. (Harrebomée, I, 75.) Knackwurst. * Er weiss nicht, ob Knack- oder Leberwürste gefüllt werden sollen. – Grimmelshausen, Teutscher Michel. Knagge. * En dögde Knagg'n1. – Eichwald, 1048. 1) Ast, Knorren, Kienholz, überhaupt ein dickes Stück. Knaken. * Es knakt wieder (stark, weiter u. s. w.). Die Redensart ist erst im Jahre 1868 entstanden, als der berliner Pastor Knak mit der, wie er sagte, auf die Bibel sich gründende Behauptung hervortrat, die Erde bewege sich nicht um die Sonne, sondern diese um die Erde. Wenn nun ähnliche mit der Wissenschaft im klarsten Widerspruche stehende Behauptungen, seitens der Buchstabengläubigen, der kirchlich Orthodoxen laut werden, so sagt man ziemlich allgemein: Es knakt wieder! Es knakt stark! Es knakt weiter! Knakenbiter, s. Knochenbeisser. Knall. *1 A muss mir Knall und Fall furt. – Gomolcke, 184; Frommann, III, 408. „So steht er ohne Furcht, ohn Schrecken als ein Held, der Feind wird knall und Fall durch seine Hand gefält.“ (Keller, 177a.) *2 Einen Knall und Fall fortschicken. – Braun, I, 1902. *3 Knall und Fall. – Eiselein, 384; Dähnert, 240a; Lohrengel, II, 33. Plötzlich, schnell, unerwartet. Es heisst ursprünglich: Knall und Fall war eins, mit dem Schuss zugleich fiel der Mann. Die Redensart mag im Dreissigjährigen Kriege entstanden sein, oder entstammt wie Adelung annimmt, der Jagd. Man bezeichnet damit den raschen, plötzlichen Eintritt eines Ereignisses, das fast unmittelbare Zusammentreffen der Wirkung mit ihrer Ursache. (Vgl. Grimm, V, 1334.) Knallen. 1 Das war zu früh geknallt, sagte der Kellner zum Pfropfen, der im Keller aus der Flasche sprang. Engl.: Fly not yet, as the waiter said to the gingerbeer on a hot day. (Hagen, VI, 104, 22.) 2 Es knallte, aber es verhallte. Diese Redensart soll von Ant. Friedr. Just. Thibaut (geboren am 4. Jan. 1774 zu Hameln, von 1805 Professor der Rechtswissenschaft in Heidelberg, wo er am 28. März 1840 starb) herrühren oder von ihm häufig angewandt worden sein. 3 Knallen (mit der Peitsche) kann mancher, aber nicht fahren. (Wend. Lausitz.) 4 Lass es knallen und verhallen. – Schweiz, I, 192, 99. 5 Man muss nicht eher knallen, bis man die Peitsche hat. – Altmann VI, 418. Die Russen: Das Knallen gilt erst, wenn angespannt ist. (Altmann VI, 508.) 6 Vom Knallen stirbt man nicht. (S. Drohen 15.) – Eiselein, 384; Simrock, 5778; Graf, 293, 80; Braun, I, 1903. *7 Man darf nur knallen und ausfahren. – Körte, 4031. In Schwaben: Mer därf nur knella und ausfahra. (Nefflen, 462.) Das Ding geht leicht, die Sache hat keine Schwierigkeiten. Meist aber ironisch, um zu sagen: Ja das geht nicht so schnell. – Aber anspannen muss man immer. Knäp. *1 Dat sünd sin Knäp1, säd de Hattersche, dar leg êr Mann up't Starwen. (S. Nücken.) (Oldenburg.) – Hoefer, 432. 1) Einfälle, Kniffe, listige Streiche, Chicanen. (Vgl. Stürenburg, 114b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [710]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/716>, abgerufen am 26.04.2024.