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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *148 Stäfner und nasseweiler Krehe.

Bei Sutermeister (S. 50) unter den Hieb-, Stich- und Verachtuugsnaman, aber unerklärt.


Kraheln.

Ma muass kraheln, wo's einem beisst. - Kaisersberg, Scommata, 1504.


Krähen.

1 Man muss nicht zu früh krähen.

Nicht jubeln vor der Zeit; erst den Ausgang der Sache abwarten.

*2 Nymer mehr krähet ein kur1 wie ein han. - Luther's Ms., S. 10.

1) Kur, Kurre, einer der vielen Namen, die der 1530 von den Portugiesen aus Indien (Kalkutta) nach Europa gebrachte, auch unter dem Namen Truthahn bekannte Vogel erhalten hat. (Vgl. Frommann, III, 206, 2, 1.)

3 Swenne hat gekrat der abent han, daz krut wol marner triuten kann. - H. von Misen, 1276-1300.

Wenn der Abend kommt, geht die Katze (marner, murner,) auf Raub. Die Katzen verbergen sich im Kraut, also lieben sie es.

4 Viel besser kräht der Hahn, so er die Kehle feuchtet an. - Eiselein, 271.

Lat.: Cantabit melius colluto gutture gallus. (Eiselein, 370.)

5 Vor dem Krähen des Hahnes fliehen alle bösen Gespenster. - Montanus, Deutsche Volksfeste, Iserlohn 1858, II.)

*6 Da kräht kein Hahn danach.

Gleichgültigkeit bei gewissen Ereignissen. Der Hahn kräht nach nichts; wenn also der Hahn nicht einmal nach etwas kräht, so muss es sehr unbemerkt bleiben.

*7 Die kräht wie ein Hahn.

Singt schlecht.

*8 Doa kreit nich Hund or Han na. - Mohnike, I, 70; Schiller, III, 14b; Lohrengel, II, 63; Kern, 623.

Latendorf (Frommann, II, 222) bemerkt zu dieser Redensart: "Die Aehnlichkeit in der Aussprache zwischen Hon (Huhn) und Han (Hahn) hat wol allein dazu verführt, den Hund, lautlich, an die Stelle des Huhns zu setzen. Jedenfalls wird an den Hund dabei kaum gedacht, wenn man auch überhaupt von solchen Zusammenstellungen wird sagen müssen, dass sie stets mehr dem Sprachgefühle als dem Sprachbewusstsein ihren Ursprung verdanken." Latendorf macht noch auf die Anwendung des "Oder" in der obigen Redensart nach einer vorangegangenen Verneinung in der Art des Lateinischen aufmerksam, die auch in andern Redensarten vorkommt, z. B. In de Strümp is ken Grund orer Borren (Boden). De Lüd häbben nich Katt orer Hund. He wet nich von hot orer hül. Dor is nich Stock orer Stäl (Stiel) meir von.

Holl.: Daa kraalt noch haan noch hen. (Harrebomee, I, 265.)

*9 Dor kräit gennen Hahn no. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 28.

*10 Er chrait wie der Goggel uf em Mist. (Luzern.)

Dän.: Han galer som en veyr-höne. (Prov. dan., 213.)

*11 Er kann weder krähen noch gackern. - Altmann VI, 517.

*12 Ma dorf nich ze frei krä'n. (Schles.) - Frommann, III, 248, 231; Gomolcke, 822.

"Da liegt eben der Hund begraben, doss sulche Loite zu früh krehen und immer eher fliegen wollen, als ihn'n die Flügel gewachsen sind." (Keller, 161b.)

*13 Sie kräht wie die Henne, wenn sie auf dem Bienenkorb sitzt. (Stallupönen.) - Frischbier2, 2162.


Krähenauge.

*1 Er möchte ihr am liebsten Krahögel geben. - Klix, 33.

Die Krähenaugen sind die Samen eines auf Ceylon und im südlichen Asien wachsenden Baums (Strychnos nux vomica), der wegen des in ihm enthaltenen Strychnins als Gift wirkt.

*2 Etwas mit Krähenaugen ansehen.

Kluge Leute hintergehen, überlisten. Von sehr Scharf- und Hellsehenden.

*3 S' mächta anand'r mit Kroa-Ajlan v'rgan. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 447.

Sie möchten einander mit Krähenaugen vergeben, so falsch und feindselig sind sie gegeneinander.


Krähenfuss.

* Mit einem Krähenfuss geht er hinein und mit einem Kamelhuf kommt er heraus. - Burckhardt, 756.

Wenn ein Mensch ohne Lebensart den Feingebildeten spielen will. Daher, weil bei den Arabern die sämmtlichen Theilnehmer an einer Mahlzeit aus [Spaltenumbruch] einer Schüssel essen, was nur mit den Fingern geschieht und wobei natürlich gewisse Anstandsregeln beobachtet werden müssen. So ist es eine der ersten, die Finger beim Hineinlangen in die Schüssel soviel wie möglich zusammenzudrücken und nur kleine Stücke auf einmal herauszunehmen. Wer aber zwar beim Hineinlangen eine kleine Hand (wie ein Krähenfuss) zeigt, aber sie so angefüllt herausbringt, dass sie einem Kamelfuss gleicht, den trifft der Spott des Sprichworts.


Krähennest.

Ut en Kreienness kommen kenn Lachduwen. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 85.


Krähenspeck.

* Einem Krähenspeck braten. - Altmann VI, 520.


Krahn.

Dreh den Krahnen zu, es läuft trübe. - Horn, Gesammelte Erzählungen, Frankfurt a. M. 1855, XII, 23.


Krähwinkel.

* Es ist wie in Krähwinkel.

Um Engherzigkeit, Kleinlichkeit, Verkehrtheit u. s. w. in öffentlichen Einrichtungen und Angelegenheiten zu bezeichnen. Ob überhaupt eine von den drei in der preussischen Rheinprovinz (Kreis Sieg, Solingen und Lennep) gelegenen drei Ortschaften dieses Namens, und wenn, welche gemeint sei, ist nicht bekannt.


Krakau.

1 Krakau ist eine Stadt.

Damit bezeichnet sie der Pole als eine Stadt vor allen andern, als die Stadt der Städte. Mit Stolz fragt er: Weisst du etwa nicht, dass Krakau grösser ist als Brzescie? Der Russe freilich sagt: Und gehst du auch nach Krakau, 's ist alles wie überall. (Reinsberg VI, 77.)

2 Krakau ist nicht an Einem Tage erbaut. - Reinsberg VI, 79.

*3 Er geht von Krakau über Warschau nach Lublin. - Reinsberg VI, 77.

Um einen grossen Umweg zu bezeichnen.


Krakehler.

* Er ist ein Krakehler. - Eiselein, 392; Hennig, 133; Frischbier2, 2163.


Krakus.

* Er is a Krakus. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. eine nicht mehr cursirende Münze, ein verschollener Mensch.


Krakwagen.

Krakwagens gan lange. - Stürenburg, 120b.

Schwächliche und kränkliche Leute erreichen mitunter ein hohes Alter.


Kralen.

* Hei kralt, als wenn em de Backtähne wass. - Frischbier2, 2164.


Kralle.

1 An den Krallen erkennt man die Katze (den Löwen).

2 Die Kralle lauert hinter der Sammetpfote.

*3 Die Krallen einziehen.

Frz.: Il fait patte de velours.

*4 Er greift es nicht mit groben Krallen, sondern mit verblümten Worten an. - Eiselein, 259.

*5 Er macht Kralle und Sammtpfote zugleich.

*6 In jemandes Krallen fallen.

*7 Was er einmal in den Krelen hat, das hält er fest. (Nordböhmen.)


Kram.

1 Es ist kein Kram so gut, man findet böse Waaren darinnen. - Lehmann, 218, 27; Körte, 3521; Simrock, 5903; Frost, 194.

2 Es wil ein jeder gern im Kram feststehen. - Petri, III, 17; Henisch, 1047, 9.

3 Fall me nit in den Krom, lot mick est autepacket hann. (Waldeck.) - Curtze, 335, 270.

4 Im guten Kram findt man auch böse Wahren. - Lehmann, 100, 55; 421, 68 u. 507, 66.

5 In de Kram is völ to kop. - Bueren, 734; Stürenburg, 120b.

Mit einem Wochenbett ist allerlei verbunden.

6 In Gottes grossem Kram sind alle Waaren um Arbeit feil.

7 Jeder hält seinen Kram für den besten (schönsten). - Reinsberg III, 106.

8 Mit Kram geschweigt man Kinder. - Eiselein, 302.

9 Was dir nicht in deinen kromen dient, lass aussen. - Henisch, 696, 42.

Lat.: Tu id quod bonum est excerpis, dicis quod malum est. (Henisch, 696, 43.)

[Spaltenumbruch] *148 Stäfner und nassewîler Krehe.

Bei Sutermeister (S. 50) unter den Hieb-, Stich- und Verachtuugsnaman, aber unerklärt.


Kraheln.

Ma muass kraheln, wo's einem beisst.Kaisersberg, Scommata, 1504.


Krähen.

1 Man muss nicht zu früh krähen.

Nicht jubeln vor der Zeit; erst den Ausgang der Sache abwarten.

*2 Nymer mehr krähet ein kur1 wie ein han.Luther's Ms., S. 10.

1) Kur, Kurre, einer der vielen Namen, die der 1530 von den Portugiesen aus Indien (Kalkutta) nach Europa gebrachte, auch unter dem Namen Truthahn bekannte Vogel erhalten hat. (Vgl. Frommann, III, 206, 2, 1.)

3 Swenne hât gekrat der abent hân, daz krut wol marner triuten kann.H. von Misen, 1276-1300.

Wenn der Abend kommt, geht die Katze (marner, murner,) auf Raub. Die Katzen verbergen sich im Kraut, also lieben sie es.

4 Viel besser kräht der Hahn, so er die Kehle feuchtet an.Eiselein, 271.

Lat.: Cantabit melius colluto gutture gallus. (Eiselein, 370.)

5 Vor dem Krähen des Hahnes fliehen alle bösen Gespenster.Montanus, Deutsche Volksfeste, Iserlohn 1858, II.)

*6 Da kräht kein Hahn danach.

Gleichgültigkeit bei gewissen Ereignissen. Der Hahn kräht nach nichts; wenn also der Hahn nicht einmal nach etwas kräht, so muss es sehr unbemerkt bleiben.

*7 Die kräht wie ein Hahn.

Singt schlecht.

*8 Doa kreit nich Hund or Hân na.Mohnike, I, 70; Schiller, III, 14b; Lohrengel, II, 63; Kern, 623.

Latendorf (Frommann, II, 222) bemerkt zu dieser Redensart: „Die Aehnlichkeit in der Aussprache zwischen Hôn (Huhn) und Hân (Hahn) hat wol allein dazu verführt, den Hund, lautlich, an die Stelle des Huhns zu setzen. Jedenfalls wird an den Hund dabei kaum gedacht, wenn man auch überhaupt von solchen Zusammenstellungen wird sagen müssen, dass sie stets mehr dem Sprachgefühle als dem Sprachbewusstsein ihren Ursprung verdanken.“ Latendorf macht noch auf die Anwendung des „Oder“ in der obigen Redensart nach einer vorangegangenen Verneinung in der Art des Lateinischen aufmerksam, die auch in andern Redensarten vorkommt, z. B. In de Strümp is kên Grund orer Borren (Boden). De Lüd häbben nich Katt orer Hund. He wêt nich von hot orer hül. Dor is nich Stock orer Stäl (Stiel) mîr von.

Holl.: Daa kraalt noch haan noch hen. (Harrebomée, I, 265.)

*9 Dor kräit gennen Hahn no. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 28.

*10 Er chrait wie der Goggel uf em Mist. (Luzern.)

Dän.: Han galer som en veyr-høne. (Prov. dan., 213.)

*11 Er kann weder krähen noch gackern.Altmann VI, 517.

*12 Ma dorf nich ze frî krä'n. (Schles.) – Frommann, III, 248, 231; Gomolcke, 822.

„Da liegt eben der Hund begraben, doss sulche Loite zu früh krehen und immer eher fliegen wollen, als ihn'n die Flügel gewachsen sind.“ (Keller, 161b.)

*13 Sie kräht wie die Henne, wenn sie auf dem Bienenkorb sitzt. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2162.


Krähenauge.

*1 Er möchte ihr am liebsten Krahögel geben.Klix, 33.

Die Krähenaugen sind die Samen eines auf Ceylon und im südlichen Asien wachsenden Baums (Strychnos nux vomica), der wegen des in ihm enthaltenen Strychnins als Gift wirkt.

*2 Etwas mit Krähenaugen ansehen.

Kluge Leute hintergehen, überlisten. Von sehr Scharf- und Hellsehenden.

*3 S' mächta anand'r mit Krôa-Ajlan v'rgân. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 447.

Sie möchten einander mit Krähenaugen vergeben, so falsch und feindselig sind sie gegeneinander.


Krähenfuss.

* Mit einem Krähenfuss geht er hinein und mit einem Kamelhuf kommt er heraus.Burckhardt, 756.

Wenn ein Mensch ohne Lebensart den Feingebildeten spielen will. Daher, weil bei den Arabern die sämmtlichen Theilnehmer an einer Mahlzeit aus [Spaltenumbruch] einer Schüssel essen, was nur mit den Fingern geschieht und wobei natürlich gewisse Anstandsregeln beobachtet werden müssen. So ist es eine der ersten, die Finger beim Hineinlangen in die Schüssel soviel wie möglich zusammenzudrücken und nur kleine Stücke auf einmal herauszunehmen. Wer aber zwar beim Hineinlangen eine kleine Hand (wie ein Krähenfuss) zeigt, aber sie so angefüllt herausbringt, dass sie einem Kamelfuss gleicht, den trifft der Spott des Sprichworts.


Krähennest.

Ut en Kreienness kommen kenn Lachduwen. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 85.


Krähenspeck.

* Einem Krähenspeck braten.Altmann VI, 520.


Krahn.

Dreh den Krahnen zu, es läuft trübe.Horn, Gesammelte Erzählungen, Frankfurt a. M. 1855, XII, 23.


Krähwinkel.

* Es ist wie in Krähwinkel.

Um Engherzigkeit, Kleinlichkeit, Verkehrtheit u. s. w. in öffentlichen Einrichtungen und Angelegenheiten zu bezeichnen. Ob überhaupt eine von den drei in der preussischen Rheinprovinz (Kreis Sieg, Solingen und Lennep) gelegenen drei Ortschaften dieses Namens, und wenn, welche gemeint sei, ist nicht bekannt.


Krakau.

1 Krakau ist eine Stadt.

Damit bezeichnet sie der Pole als eine Stadt vor allen andern, als die Stadt der Städte. Mit Stolz fragt er: Weisst du etwa nicht, dass Krakau grösser ist als Brzeście? Der Russe freilich sagt: Und gehst du auch nach Krakau, 's ist alles wie überall. (Reinsberg VI, 77.)

2 Krakau ist nicht an Einem Tage erbaut.Reinsberg VI, 79.

*3 Er geht von Krakau über Warschau nach Lublin.Reinsberg VI, 77.

Um einen grossen Umweg zu bezeichnen.


Krakehler.

* Er ist ein Krakehler.Eiselein, 392; Hennig, 133; Frischbier2, 2163.


Krakus.

* Er is a Krakus. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. eine nicht mehr cursirende Münze, ein verschollener Mensch.


Krâkwagen.

Krâkwagens gân lange.Stürenburg, 120b.

Schwächliche und kränkliche Leute erreichen mitunter ein hohes Alter.


Krâlen.

* Hei krâlt, als wenn em de Backtähne wass.Frischbier2, 2164.


Kralle.

1 An den Krallen erkennt man die Katze (den Löwen).

2 Die Kralle lauert hinter der Sammetpfote.

*3 Die Krallen einziehen.

Frz.: Il fait patte de velours.

*4 Er greift es nicht mit groben Krallen, sondern mit verblümten Worten an.Eiselein, 259.

*5 Er macht Kralle und Sammtpfote zugleich.

*6 In jemandes Krallen fallen.

*7 Was er einmal in den Krêlen hat, das hält er fest. (Nordböhmen.)


Kram.

1 Es ist kein Kram so gut, man findet böse Waaren darinnen.Lehmann, 218, 27; Körte, 3521; Simrock, 5903; Frost, 194.

2 Es wil ein jeder gern im Kram feststehen.Petri, III, 17; Henisch, 1047, 9.

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5 In de Krâm is völ to kôp.Bueren, 734; Stürenburg, 120b.

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6 In Gottes grossem Kram sind alle Waaren um Arbeit feil.

7 Jeder hält seinen Kram für den besten (schönsten).Reinsberg III, 106.

8 Mit Kram geschweigt man Kinder.Eiselein, 302.

9 Was dir nicht in deinen kromen dient, lass aussen.Henisch, 696, 42.

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[[785]/0791] *148 Stäfner und nassewîler Krehe. Bei Sutermeister (S. 50) unter den Hieb-, Stich- und Verachtuugsnaman, aber unerklärt. Kraheln. Ma muass kraheln, wo's einem beisst. – Kaisersberg, Scommata, 1504. Krähen. 1 Man muss nicht zu früh krähen. Nicht jubeln vor der Zeit; erst den Ausgang der Sache abwarten. *2 Nymer mehr krähet ein kur1 wie ein han. – Luther's Ms., S. 10. 1) Kur, Kurre, einer der vielen Namen, die der 1530 von den Portugiesen aus Indien (Kalkutta) nach Europa gebrachte, auch unter dem Namen Truthahn bekannte Vogel erhalten hat. (Vgl. Frommann, III, 206, 2, 1.) 3 Swenne hât gekrat der abent hân, daz krut wol marner triuten kann. – H. von Misen, 1276-1300. Wenn der Abend kommt, geht die Katze (marner, murner,) auf Raub. Die Katzen verbergen sich im Kraut, also lieben sie es. 4 Viel besser kräht der Hahn, so er die Kehle feuchtet an. – Eiselein, 271. Lat.: Cantabit melius colluto gutture gallus. (Eiselein, 370.) 5 Vor dem Krähen des Hahnes fliehen alle bösen Gespenster. – Montanus, Deutsche Volksfeste, Iserlohn 1858, II.) *6 Da kräht kein Hahn danach. Gleichgültigkeit bei gewissen Ereignissen. Der Hahn kräht nach nichts; wenn also der Hahn nicht einmal nach etwas kräht, so muss es sehr unbemerkt bleiben. *7 Die kräht wie ein Hahn. Singt schlecht. *8 Doa kreit nich Hund or Hân na. – Mohnike, I, 70; Schiller, III, 14b; Lohrengel, II, 63; Kern, 623. Latendorf (Frommann, II, 222) bemerkt zu dieser Redensart: „Die Aehnlichkeit in der Aussprache zwischen Hôn (Huhn) und Hân (Hahn) hat wol allein dazu verführt, den Hund, lautlich, an die Stelle des Huhns zu setzen. Jedenfalls wird an den Hund dabei kaum gedacht, wenn man auch überhaupt von solchen Zusammenstellungen wird sagen müssen, dass sie stets mehr dem Sprachgefühle als dem Sprachbewusstsein ihren Ursprung verdanken.“ Latendorf macht noch auf die Anwendung des „Oder“ in der obigen Redensart nach einer vorangegangenen Verneinung in der Art des Lateinischen aufmerksam, die auch in andern Redensarten vorkommt, z. B. In de Strümp is kên Grund orer Borren (Boden). De Lüd häbben nich Katt orer Hund. He wêt nich von hot orer hül. Dor is nich Stock orer Stäl (Stiel) mîr von. Holl.: Daa kraalt noch haan noch hen. (Harrebomée, I, 265.) *9 Dor kräit gennen Hahn no. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 28. *10 Er chrait wie der Goggel uf em Mist. (Luzern.) Dän.: Han galer som en veyr-høne. (Prov. dan., 213.) *11 Er kann weder krähen noch gackern. – Altmann VI, 517. *12 Ma dorf nich ze frî krä'n. (Schles.) – Frommann, III, 248, 231; Gomolcke, 822. „Da liegt eben der Hund begraben, doss sulche Loite zu früh krehen und immer eher fliegen wollen, als ihn'n die Flügel gewachsen sind.“ (Keller, 161b.) *13 Sie kräht wie die Henne, wenn sie auf dem Bienenkorb sitzt. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2162. Krähenauge. *1 Er möchte ihr am liebsten Krahögel geben. – Klix, 33. Die Krähenaugen sind die Samen eines auf Ceylon und im südlichen Asien wachsenden Baums (Strychnos nux vomica), der wegen des in ihm enthaltenen Strychnins als Gift wirkt. *2 Etwas mit Krähenaugen ansehen. Kluge Leute hintergehen, überlisten. Von sehr Scharf- und Hellsehenden. *3 S' mächta anand'r mit Krôa-Ajlan v'rgân. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 447. Sie möchten einander mit Krähenaugen vergeben, so falsch und feindselig sind sie gegeneinander. Krähenfuss. * Mit einem Krähenfuss geht er hinein und mit einem Kamelhuf kommt er heraus. – Burckhardt, 756. Wenn ein Mensch ohne Lebensart den Feingebildeten spielen will. Daher, weil bei den Arabern die sämmtlichen Theilnehmer an einer Mahlzeit aus einer Schüssel essen, was nur mit den Fingern geschieht und wobei natürlich gewisse Anstandsregeln beobachtet werden müssen. So ist es eine der ersten, die Finger beim Hineinlangen in die Schüssel soviel wie möglich zusammenzudrücken und nur kleine Stücke auf einmal herauszunehmen. Wer aber zwar beim Hineinlangen eine kleine Hand (wie ein Krähenfuss) zeigt, aber sie so angefüllt herausbringt, dass sie einem Kamelfuss gleicht, den trifft der Spott des Sprichworts. Krähennest. Ut en Kreienness kommen kenn Lachduwen. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 85. Krähenspeck. * Einem Krähenspeck braten. – Altmann VI, 520. Krahn. Dreh den Krahnen zu, es läuft trübe. – Horn, Gesammelte Erzählungen, Frankfurt a. M. 1855, XII, 23. Krähwinkel. * Es ist wie in Krähwinkel. Um Engherzigkeit, Kleinlichkeit, Verkehrtheit u. s. w. in öffentlichen Einrichtungen und Angelegenheiten zu bezeichnen. Ob überhaupt eine von den drei in der preussischen Rheinprovinz (Kreis Sieg, Solingen und Lennep) gelegenen drei Ortschaften dieses Namens, und wenn, welche gemeint sei, ist nicht bekannt. Krakau. 1 Krakau ist eine Stadt. Damit bezeichnet sie der Pole als eine Stadt vor allen andern, als die Stadt der Städte. Mit Stolz fragt er: Weisst du etwa nicht, dass Krakau grösser ist als Brzeście? Der Russe freilich sagt: Und gehst du auch nach Krakau, 's ist alles wie überall. (Reinsberg VI, 77.) 2 Krakau ist nicht an Einem Tage erbaut. – Reinsberg VI, 79. *3 Er geht von Krakau über Warschau nach Lublin. – Reinsberg VI, 77. Um einen grossen Umweg zu bezeichnen. Krakehler. * Er ist ein Krakehler. – Eiselein, 392; Hennig, 133; Frischbier2, 2163. Krakus. * Er is a Krakus. (Jüd.-deutsch. Brody.) D. h. eine nicht mehr cursirende Münze, ein verschollener Mensch. Krâkwagen. Krâkwagens gân lange. – Stürenburg, 120b. Schwächliche und kränkliche Leute erreichen mitunter ein hohes Alter. Krâlen. * Hei krâlt, als wenn em de Backtähne wass. – Frischbier2, 2164. Kralle. 1 An den Krallen erkennt man die Katze (den Löwen). 2 Die Kralle lauert hinter der Sammetpfote. *3 Die Krallen einziehen. Frz.: Il fait patte de velours. *4 Er greift es nicht mit groben Krallen, sondern mit verblümten Worten an. – Eiselein, 259. *5 Er macht Kralle und Sammtpfote zugleich. *6 In jemandes Krallen fallen. *7 Was er einmal in den Krêlen hat, das hält er fest. (Nordböhmen.) Kram. 1 Es ist kein Kram so gut, man findet böse Waaren darinnen. – Lehmann, 218, 27; Körte, 3521; Simrock, 5903; Frost, 194. 2 Es wil ein jeder gern im Kram feststehen. – Petri, III, 17; Henisch, 1047, 9. 3 Fall me nit in den Krôm, lôt mick est ûtepacket hann. (Waldeck.) – Curtze, 335, 270. 4 Im guten Kram findt man auch böse Wahren. – Lehmann, 100, 55; 421, 68 u. 507, 66. 5 In de Krâm is völ to kôp. – Bueren, 734; Stürenburg, 120b. Mit einem Wochenbett ist allerlei verbunden. 6 In Gottes grossem Kram sind alle Waaren um Arbeit feil. 7 Jeder hält seinen Kram für den besten (schönsten). – Reinsberg III, 106. 8 Mit Kram geschweigt man Kinder. – Eiselein, 302. 9 Was dir nicht in deinen kromen dient, lass aussen. – Henisch, 696, 42. Lat.: Tu id quod bonum est excerpis, dicis quod malum est. (Henisch, 696, 43.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [785]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/791>, abgerufen am 26.04.2024.