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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Krebsgang gehen, denn nur derjenige, so Ertzt hat, kan eine Glocke giessen."

Dän.: Han gaaer krebsgang; tilbage som hönen skraber. (Prov. dan., 357.)

Holl.: Het gat den kreften gang. (Harrebomee, I, 449a.)

Lat.: Imitabor nepam. (Plautus.) (Philippi, I, 188; Hanzely, 87.) - In morem octipedis procedunt omnia cancri. (Seybold, 246.) - Mandrabuli more res illi succedit. (Philippi, I, 240.) - Nepam imitare. (Faselius, 38.)

*2 Den Krebsgang gewinnen.

"Vnd sonderlich ein närrisch anfang der gewint gemeiniglich den krebsgang." (Waldis, VI, 80, 134.)

*3 In Krebsgang gerathen. - Eiselein, 395.

*4 Mit dem geit 't 'n Krävtgang. (Rastede.) - Firmenich, III, 28, 87.

*5 'S gieht olss a Krabsgang (bei da Loiten). - Robinson, 138; Gomolcke, 368 u. 954; Frommann, III, 248, 246; hochdeutsch bei Herberger, I, 140.

Es geht rückwärts mit seinem Geschäft, seiner Wirthschaft.


Krebsloch.

Die in Krebslöcher greifen, werden eine Menschenhand herausziehen. - Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 622.


Krebsmann.

* Ein Krebsmann.

Einer der rückwärts geht, ein Reactionär.


Krebsnieser.

* E ä e Kripesnäser1. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann. V, 36, 81.

1) D. i. ein Spintisirer.


Krebsschaden.

Krebsschäden heilt man nicht mit Rosenwasser. - Illustr. Zeitung, Leipzig 1860, 302c.


Krebsschere.

* Krebschera und Maorosa (Morcheln). (Oberschwaben.)

Antwort auf die Frage: Was host gesta?


Krebssteig.

* Den Krebssteig suchen. - Körte, 3544b.


Krebstränker (s. Eselsfresser).

* Es ist ein Krebstränker.

Die Anwohner des Attersees in Oberösterreich necken sich gegenseitig mit allerhand Spitznamen, die sie besonders, wenn sie einander auf dem See begegnen oder an einer Ortschaft vorüberfahren, einander zurufen. So werden die Auer, Bewohner eines Dorfs der Pfarre Mondsee, "Krehstränker" genannt, weil sie im Mondsee einst einen Krebs ertränken wollten. Sie haben auch den Namen "Nebelschieber", weil sie den Nebel, der einst überm Mondsee lag, nach Unterach schieben wollten. Die Schörflinger nennt man "Hermananklampfer". Sie hatten nämlich gern beständig Mondschein gehabt und liessen daher den vollen Mond einmal in ein Wasserschaff scheinen und schlugen, damit er nicht wieder herauskönne, eine Klampfe über das Schaff. Aus einem andern Grunde heissen sie auch "Rindsüppler". Die Vöcklamarkter heissen "heilige Geistschützen". Als sie nämlich zu Pfingsten einmal keinen heiligen Geist (es fehlte wahrscheinlich eine Taube) hatten, verflog sich zufällig eine Taube in die Kirche, die sie zu fangen suchten und da ihnen dies nicht gelang, endlich erschossen. Die Sanct-Georger heissen "Mistleiter", weil die Misthaufen mitten im Markt herumlagen. Auch "Wetterläuter", weil sie, liess sich im Sommer auch nur ein schwarzes Wölkchen am Himmel sehen, sogleich mit allen Glocken zu läuten begannen. Die Bewohner von Unterach heissen "Nebelfänger", weil sie einmal den Nebel, der sich dort zu lagern pflegt, mit einer Sög'n haben zusammen fangen wollen. Die Nussdorfer heissen "Ochsentränker" und "Pudelkreuziger", weil sie einmal einen Pudel, der etwas gestohlen, kreuzigten. Auch "Schimmelfänger" werden sie genannt, weil sie einem blinden Schimmel, damit er den Weg nicht verfehle, eine Laterne an den Schwanz hingen. Die Frankenburger heissen "Pudelbrater" und "Wackerltränker", weil sie einmal einen Pudel, um ihn zu braten, in den Backofen schoben, und als einmal ein Wolkenbruch stattfand, riss das Wasser Brot und Bäcker mit sich fort. Die Atterseer nennt man "Pudelpicher", weil sie einem Pudel den Hintern verpichten. Auch "Stierfänger" heissen sie, weil sie einen Stier auf den Kirchthurm zogen, damit er das Gras dort abweide. Die Weirepper sind die "Schläg'lflicker", weil sie einen Schlägel, von dem ein Stück abgesprungen war, flicken wollten. Die Steinbacher nennt man "Schimmelfänger" und "Weckenfresser", da sie einmal mit einem Schimmel ebenso verfuhren wie die Atterseer mit einem Stier. Die Sanct-Wolfganger heissen "Sonnenfänger", weil sie die Sonne in einem Sacke fangen und sie in ein finsteres Zimmer bringen wollten. Die Gmunder werden "Stig'lhupfer" genannt. Die Esternberger gelten um Schärting herum für dumme Leute und heissen "Maulgaffer", weil sie [Spaltenumbruch] alles mit offenem Maul angaffen. Sie wussten nämlich früher nicht, dass man mit den Augen sieht und meinten, es geschehe mit dem Munde. Erst durch einen Zufall kamen sie darauf. Vor einer Scheune bissen sich zwei Hunde. Der Knecht, der darin Futter schnitt, hörte den Lärm und wünschte die Rauferei zu sehen. Zufällig war im Scheunthor ein Astloch und er hält, treu seiner Meinung, das offene Maul an dasselbe. Da er aber nichts sah, brachte er nach und nach alle Theile des Gesichts vor das Astloch, endlich auch das Auge. Jetzt sah er die Hunde sich balgen. Erst seitdem wissen die Esternberger, dass man mit den Augen sieht. (Vgl. Baumgarten, II, 98-100.)


Kreen.

1 Di wann Krein (Meerrettich) raiba mit somma. - Peter, 449.

Werden sich nicht vertragen; es wird Zank geben. Er wäre just recht (gut) zum Krenreiben. In Oberösterreich von jemand, der zu nichts viel taugt, zu keinem Geschäft zu gebrauchen ist. Die Redensart ist aus der Küche entlehnt, weil das Meerrettichreiben eine der geringfügigsten Küchenarbeiten ist.

*2 Sich einen Kren geben.

Bezieht sich nach Hoefer auf den Kreen selbst, indem dieser, wenn er gerieben wird, einen scharfen Geruch verbreitet; er meint, es spiele lautlich auf das französische: faire le grand, an.


Kreenobst.

* Aen ai Krenobs nama. - Peter, 449.

In strenge Behandlung.


Kreenreiben.

* Der ist gut zum Kreen(Meerrettich-)reiben. (S. Kreen 1.) - Tendlau, 174.


Kregel.

Besser ein kleiner Kregel als ein grosser Flegel.


Kreide.

1 Eine Kreide gilt im Leben: leide, meide, gottergeben.

*2 A wink schworze Kreide har, doss ma amol sitt. (Schles.) - Frommann, III, 246, 186.

*3 Bei einem an der Kreide stehen. - Körte, 3544a; Braun, I, 2001.

Ihm schuldig sein.

*4 D' Kroide schreib and'rsch. - Peter, 449.

Es kam nicht so, wie erwartet war. (S. Kreisamt.)

*5 Dä schriew met dubbelde Kreck. (Bedburg.)

*6 Das geht über Kreide und Rothstift.

In einer Correspondenz aus Mecklenburg heisst es: "Von idyllischen Städteverwaltungen und dergleichen könnte ich ein Lied singen, das über Kreide und Rothstift ginge." (Vossische Zeitung vom 31. Juli 1867.)

*7 Das muss man mit schwarzer Kreide in den Rauchfang schreiben. (Steiermark.) - Sonntag.

Um etwas ironisch als seltenen, merkwürdigen Fall zu bezeichnen. Auch um etwas der völligen Vergessenheit zu übergeben.

*8 Dat geit äwer Kreid un Rodsten. (Mecklenburg.)

*9 Dat will ik mit swarte Kreide an'n Ketelhaken (Kesselhaken) schreiben. (Holst.) - Schütze, II, 246; hochdeutsch bei Simrock, 9201.

Wo man es nicht lesen würde, d. i. ich will's vergessen. Besonders von unsichern Schuldforderungen.

*10 De Krid öss got för a Kröger. - Frischbier2, 2181.

Die Kreide ist gut für den Krüger (Gast- oder Schenkwirth), wird gesagt, wenn sie zu viel Doppelstriche macht.

*11 Die Kreide kann ihm nicht viel zuschreiben. - Parömiakon, 398.

Sein Credit kann nur gering sein, da er wenig besitzt oder erwirbt.

*12 Die Kreide verstehen. - Körte, 3544d.

*13 Du kommst auch an die Kreide. - Klix, 33.

*14 Er ist in die Kreide gekommen.

In Schulden.

Holl.: Hij staat in het krijt. (Harrebomee, I, 451a.)

*15 Er weiss wie die Kreide schreibt. - Körte, 3544e; Braun, I, 2002.

*16 Er will dass weiss von der Creidt behalten vnd die Creid abschaffen. - Lehmann, 86, 40.

Von denen, die eine Sache verbessern, aber sie auch gleichzeitig so erhalten wollen, wie sie ist: eine Art trockener Pelzwäsche (s. Reformiren). An Beispielen solcher Reformen fehlt es nicht; aber sie sind "odiosa".

*17 Etwas mit Kreide in den Schornstein schreiben.

Vergessen, verloren geben.

*18 Ich kenne die falsche Kreide. - Herberger, I, 572 u. 604.

[Spaltenumbruch] Krebsgang gehen, denn nur derjenige, so Ertzt hat, kan eine Glocke giessen.“

Dän.: Han gaaer krebsgang; tilbage som hønen skraber. (Prov. dan., 357.)

Holl.: Het gat den kreften gang. (Harrebomée, I, 449a.)

Lat.: Imitabor nepam. (Plautus.) (Philippi, I, 188; Hanzely, 87.) – In morem octipedis procedunt omnia cancri. (Seybold, 246.) – Mandrabuli more res illi succedit. (Philippi, I, 240.) – Nepam imitare. (Faselius, 38.)

*2 Den Krebsgang gewinnen.

„Vnd sonderlich ein närrisch anfang der gewint gemeiniglich den krebsgang.“ (Waldis, VI, 80, 134.)

*3 In Krebsgang gerathen.Eiselein, 395.

*4 Mit dem geit 't 'n Krävtgang. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 87.

*5 'S gieht olss a Krabsgang (bei da Loiten).Robinson, 138; Gomolcke, 368 u. 954; Frommann, III, 248, 246; hochdeutsch bei Herberger, I, 140.

Es geht rückwärts mit seinem Geschäft, seiner Wirthschaft.


Krebsloch.

Die in Krebslöcher greifen, werden eine Menschenhand herausziehen.Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 622.


Krebsmann.

* Ein Krebsmann.

Einer der rückwärts geht, ein Reactionär.


Krebsnieser.

* E ä e Kripesnäser1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann. V, 36, 81.

1) D. i. ein Spintisirer.


Krebsschaden.

Krebsschäden heilt man nicht mit Rosenwasser.Illustr. Zeitung, Leipzig 1860, 302c.


Krebsschere.

* Krebschera und Maorosa (Morcheln). (Oberschwaben.)

Antwort auf die Frage: Was host gesta?


Krebssteig.

* Den Krebssteig suchen.Körte, 3544b.


Krebstränker (s. Eselsfresser).

* Es ist ein Krebstränker.

Die Anwohner des Attersees in Oberösterreich necken sich gegenseitig mit allerhand Spitznamen, die sie besonders, wenn sie einander auf dem See begegnen oder an einer Ortschaft vorüberfahren, einander zurufen. So werden die Auer, Bewohner eines Dorfs der Pfarre Mondsee, „Krehstränker“ genannt, weil sie im Mondsee einst einen Krebs ertränken wollten. Sie haben auch den Namen „Nebelschieber“, weil sie den Nebel, der einst überm Mondsee lag, nach Unterach schieben wollten. Die Schörflinger nennt man „Hermananklampfer“. Sie hatten nämlich gern beständig Mondschein gehabt und liessen daher den vollen Mond einmal in ein Wasserschaff scheinen und schlugen, damit er nicht wieder herauskönne, eine Klampfe über das Schaff. Aus einem andern Grunde heissen sie auch „Rindsüppler“. Die Vöcklamarkter heissen „heilige Geistschützen“. Als sie nämlich zu Pfingsten einmal keinen heiligen Geist (es fehlte wahrscheinlich eine Taube) hatten, verflog sich zufällig eine Taube in die Kirche, die sie zu fangen suchten und da ihnen dies nicht gelang, endlich erschossen. Die Sanct-Georger heissen „Mistleiter“, weil die Misthaufen mitten im Markt herumlagen. Auch „Wetterläuter“, weil sie, liess sich im Sommer auch nur ein schwarzes Wölkchen am Himmel sehen, sogleich mit allen Glocken zu läuten begannen. Die Bewohner von Unterach heissen „Nebelfänger“, weil sie einmal den Nebel, der sich dort zu lagern pflegt, mit einer Sög'n haben zusammen fangen wollen. Die Nussdorfer heissen „Ochsentränker“ und „Pudelkreuziger“, weil sie einmal einen Pudel, der etwas gestohlen, kreuzigten. Auch „Schimmelfänger“ werden sie genannt, weil sie einem blinden Schimmel, damit er den Weg nicht verfehle, eine Laterne an den Schwanz hingen. Die Frankenburger heissen „Pudelbrater“ und „Wackerltränker“, weil sie einmal einen Pudel, um ihn zu braten, in den Backofen schoben, und als einmal ein Wolkenbruch stattfand, riss das Wasser Brot und Bäcker mit sich fort. Die Atterseer nennt man „Pudelpicher“, weil sie einem Pudel den Hintern verpichten. Auch „Stierfänger“ heissen sie, weil sie einen Stier auf den Kirchthurm zogen, damit er das Gras dort abweide. Die Weirepper sind die „Schläg'lflicker“, weil sie einen Schlägel, von dem ein Stück abgesprungen war, flicken wollten. Die Steinbacher nennt man „Schimmelfänger“ und „Weckenfresser“, da sie einmal mit einem Schimmel ebenso verfuhren wie die Atterseer mit einem Stier. Die Sanct-Wolfganger heissen „Sonnenfänger“, weil sie die Sonne in einem Sacke fangen und sie in ein finsteres Zimmer bringen wollten. Die Gmunder werden „Stig'lhupfer“ genannt. Die Esternberger gelten um Schärting herum für dumme Leute und heissen „Maulgaffer“, weil sie [Spaltenumbruch] alles mit offenem Maul angaffen. Sie wussten nämlich früher nicht, dass man mit den Augen sieht und meinten, es geschehe mit dem Munde. Erst durch einen Zufall kamen sie darauf. Vor einer Scheune bissen sich zwei Hunde. Der Knecht, der darin Futter schnitt, hörte den Lärm und wünschte die Rauferei zu sehen. Zufällig war im Scheunthor ein Astloch und er hält, treu seiner Meinung, das offene Maul an dasselbe. Da er aber nichts sah, brachte er nach und nach alle Theile des Gesichts vor das Astloch, endlich auch das Auge. Jetzt sah er die Hunde sich balgen. Erst seitdem wissen die Esternberger, dass man mit den Augen sieht. (Vgl. Baumgarten, II, 98-100.)


Kreen.

1 Di wann Krîn (Meerrettich) raiba mit somma.Peter, 449.

Werden sich nicht vertragen; es wird Zank geben. Er wäre just recht (gut) zum Krênreiben. In Oberösterreich von jemand, der zu nichts viel taugt, zu keinem Geschäft zu gebrauchen ist. Die Redensart ist aus der Küche entlehnt, weil das Meerrettichreiben eine der geringfügigsten Küchenarbeiten ist.

*2 Sich einen Kren geben.

Bezieht sich nach Hoefer auf den Kreen selbst, indem dieser, wenn er gerieben wird, einen scharfen Geruch verbreitet; er meint, es spiele lautlich auf das französische: faire le grand, an.


Kreenobst.

* Aen ai Krênôbs nâma.Peter, 449.

In strenge Behandlung.


Kreenreiben.

* Der ist gut zum Kreen(Meerrettich-)reiben. (S. Kreen 1.) – Tendlau, 174.


Kregel.

Besser ein kleiner Kregel als ein grosser Flegel.


Kreide.

1 Eine Kreide gilt im Leben: leide, meide, gottergeben.

*2 A wink schworze Kreide hâr, doss ma amôl sitt. (Schles.) – Frommann, III, 246, 186.

*3 Bei einem an der Kreide stehen.Körte, 3544a; Braun, I, 2001.

Ihm schuldig sein.

*4 D' Kroide schrîb and'rsch.Peter, 449.

Es kam nicht so, wie erwartet war. (S. Kreisamt.)

*5 Dä schriew met dubbelde Kreck. (Bedburg.)

*6 Das geht über Kreide und Rothstift.

In einer Correspondenz aus Mecklenburg heisst es: „Von idyllischen Städteverwaltungen und dergleichen könnte ich ein Lied singen, das über Kreide und Rothstift ginge.“ (Vossische Zeitung vom 31. Juli 1867.)

*7 Das muss man mit schwarzer Kreide in den Rauchfang schreiben. (Steiermark.) – Sonntag.

Um etwas ironisch als seltenen, merkwürdigen Fall zu bezeichnen. Auch um etwas der völligen Vergessenheit zu übergeben.

*8 Dat geit äwer Krîd un Rôdstên. (Mecklenburg.)

*9 Dat will ik mit swarte Krîde an'n Ketelhaken (Kesselhaken) schrîben. (Holst.) – Schütze, II, 246; hochdeutsch bei Simrock, 9201.

Wo man es nicht lesen würde, d. i. ich will's vergessen. Besonders von unsichern Schuldforderungen.

*10 De Krid öss got för a Kröger.Frischbier2, 2181.

Die Kreide ist gut für den Krüger (Gast- oder Schenkwirth), wird gesagt, wenn sie zu viel Doppelstriche macht.

*11 Die Kreide kann ihm nicht viel zuschreiben.Parömiakon, 398.

Sein Credit kann nur gering sein, da er wenig besitzt oder erwirbt.

*12 Die Kreide verstehen.Körte, 3544d.

*13 Du kommst auch an die Kreide.Klix, 33.

*14 Er ist in die Kreide gekommen.

In Schulden.

Holl.: Hij staat in het krijt. (Harrebomée, I, 451a.)

*15 Er weiss wie die Kreide schreibt.Körte, 3544e; Braun, I, 2002.

*16 Er will dass weiss von der Creidt behalten vnd die Creid abschaffen.Lehmann, 86, 40.

Von denen, die eine Sache verbessern, aber sie auch gleichzeitig so erhalten wollen, wie sie ist: eine Art trockener Pelzwäsche (s. Reformiren). An Beispielen solcher Reformen fehlt es nicht; aber sie sind „odiosa“.

*17 Etwas mit Kreide in den Schornstein schreiben.

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*18 Ich kenne die falsche Kreide.Herberger, I, 572 u. 604.

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[[801]/0807] Krebsgang gehen, denn nur derjenige, so Ertzt hat, kan eine Glocke giessen.“ Dän.: Han gaaer krebsgang; tilbage som hønen skraber. (Prov. dan., 357.) Holl.: Het gat den kreften gang. (Harrebomée, I, 449a.) Lat.: Imitabor nepam. (Plautus.) (Philippi, I, 188; Hanzely, 87.) – In morem octipedis procedunt omnia cancri. (Seybold, 246.) – Mandrabuli more res illi succedit. (Philippi, I, 240.) – Nepam imitare. (Faselius, 38.) *2 Den Krebsgang gewinnen. „Vnd sonderlich ein närrisch anfang der gewint gemeiniglich den krebsgang.“ (Waldis, VI, 80, 134.) *3 In Krebsgang gerathen. – Eiselein, 395. *4 Mit dem geit 't 'n Krävtgang. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 87. *5 'S gieht olss a Krabsgang (bei da Loiten). – Robinson, 138; Gomolcke, 368 u. 954; Frommann, III, 248, 246; hochdeutsch bei Herberger, I, 140. Es geht rückwärts mit seinem Geschäft, seiner Wirthschaft. Krebsloch. Die in Krebslöcher greifen, werden eine Menschenhand herausziehen. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 622. Krebsmann. * Ein Krebsmann. Einer der rückwärts geht, ein Reactionär. Krebsnieser. * E ä e Kripesnäser1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann. V, 36, 81. 1) D. i. ein Spintisirer. Krebsschaden. Krebsschäden heilt man nicht mit Rosenwasser. – Illustr. Zeitung, Leipzig 1860, 302c. Krebsschere. * Krebschera und Maorosa (Morcheln). (Oberschwaben.) Antwort auf die Frage: Was host gesta? Krebssteig. * Den Krebssteig suchen. – Körte, 3544b. Krebstränker (s. Eselsfresser). * Es ist ein Krebstränker. Die Anwohner des Attersees in Oberösterreich necken sich gegenseitig mit allerhand Spitznamen, die sie besonders, wenn sie einander auf dem See begegnen oder an einer Ortschaft vorüberfahren, einander zurufen. So werden die Auer, Bewohner eines Dorfs der Pfarre Mondsee, „Krehstränker“ genannt, weil sie im Mondsee einst einen Krebs ertränken wollten. Sie haben auch den Namen „Nebelschieber“, weil sie den Nebel, der einst überm Mondsee lag, nach Unterach schieben wollten. Die Schörflinger nennt man „Hermananklampfer“. Sie hatten nämlich gern beständig Mondschein gehabt und liessen daher den vollen Mond einmal in ein Wasserschaff scheinen und schlugen, damit er nicht wieder herauskönne, eine Klampfe über das Schaff. Aus einem andern Grunde heissen sie auch „Rindsüppler“. Die Vöcklamarkter heissen „heilige Geistschützen“. Als sie nämlich zu Pfingsten einmal keinen heiligen Geist (es fehlte wahrscheinlich eine Taube) hatten, verflog sich zufällig eine Taube in die Kirche, die sie zu fangen suchten und da ihnen dies nicht gelang, endlich erschossen. Die Sanct-Georger heissen „Mistleiter“, weil die Misthaufen mitten im Markt herumlagen. Auch „Wetterläuter“, weil sie, liess sich im Sommer auch nur ein schwarzes Wölkchen am Himmel sehen, sogleich mit allen Glocken zu läuten begannen. Die Bewohner von Unterach heissen „Nebelfänger“, weil sie einmal den Nebel, der sich dort zu lagern pflegt, mit einer Sög'n haben zusammen fangen wollen. Die Nussdorfer heissen „Ochsentränker“ und „Pudelkreuziger“, weil sie einmal einen Pudel, der etwas gestohlen, kreuzigten. Auch „Schimmelfänger“ werden sie genannt, weil sie einem blinden Schimmel, damit er den Weg nicht verfehle, eine Laterne an den Schwanz hingen. Die Frankenburger heissen „Pudelbrater“ und „Wackerltränker“, weil sie einmal einen Pudel, um ihn zu braten, in den Backofen schoben, und als einmal ein Wolkenbruch stattfand, riss das Wasser Brot und Bäcker mit sich fort. Die Atterseer nennt man „Pudelpicher“, weil sie einem Pudel den Hintern verpichten. Auch „Stierfänger“ heissen sie, weil sie einen Stier auf den Kirchthurm zogen, damit er das Gras dort abweide. Die Weirepper sind die „Schläg'lflicker“, weil sie einen Schlägel, von dem ein Stück abgesprungen war, flicken wollten. Die Steinbacher nennt man „Schimmelfänger“ und „Weckenfresser“, da sie einmal mit einem Schimmel ebenso verfuhren wie die Atterseer mit einem Stier. Die Sanct-Wolfganger heissen „Sonnenfänger“, weil sie die Sonne in einem Sacke fangen und sie in ein finsteres Zimmer bringen wollten. Die Gmunder werden „Stig'lhupfer“ genannt. Die Esternberger gelten um Schärting herum für dumme Leute und heissen „Maulgaffer“, weil sie alles mit offenem Maul angaffen. Sie wussten nämlich früher nicht, dass man mit den Augen sieht und meinten, es geschehe mit dem Munde. Erst durch einen Zufall kamen sie darauf. Vor einer Scheune bissen sich zwei Hunde. Der Knecht, der darin Futter schnitt, hörte den Lärm und wünschte die Rauferei zu sehen. Zufällig war im Scheunthor ein Astloch und er hält, treu seiner Meinung, das offene Maul an dasselbe. Da er aber nichts sah, brachte er nach und nach alle Theile des Gesichts vor das Astloch, endlich auch das Auge. Jetzt sah er die Hunde sich balgen. Erst seitdem wissen die Esternberger, dass man mit den Augen sieht. (Vgl. Baumgarten, II, 98-100.) Kreen. 1 Di wann Krîn (Meerrettich) raiba mit somma. – Peter, 449. Werden sich nicht vertragen; es wird Zank geben. Er wäre just recht (gut) zum Krênreiben. In Oberösterreich von jemand, der zu nichts viel taugt, zu keinem Geschäft zu gebrauchen ist. Die Redensart ist aus der Küche entlehnt, weil das Meerrettichreiben eine der geringfügigsten Küchenarbeiten ist. *2 Sich einen Kren geben. Bezieht sich nach Hoefer auf den Kreen selbst, indem dieser, wenn er gerieben wird, einen scharfen Geruch verbreitet; er meint, es spiele lautlich auf das französische: faire le grand, an. Kreenobst. * Aen ai Krênôbs nâma. – Peter, 449. In strenge Behandlung. Kreenreiben. * Der ist gut zum Kreen(Meerrettich-)reiben. (S. Kreen 1.) – Tendlau, 174. Kregel. Besser ein kleiner Kregel als ein grosser Flegel. Kreide. 1 Eine Kreide gilt im Leben: leide, meide, gottergeben. *2 A wink schworze Kreide hâr, doss ma amôl sitt. (Schles.) – Frommann, III, 246, 186. *3 Bei einem an der Kreide stehen. – Körte, 3544a; Braun, I, 2001. Ihm schuldig sein. *4 D' Kroide schrîb and'rsch. – Peter, 449. Es kam nicht so, wie erwartet war. (S. Kreisamt.) *5 Dä schriew met dubbelde Kreck. (Bedburg.) *6 Das geht über Kreide und Rothstift. In einer Correspondenz aus Mecklenburg heisst es: „Von idyllischen Städteverwaltungen und dergleichen könnte ich ein Lied singen, das über Kreide und Rothstift ginge.“ (Vossische Zeitung vom 31. Juli 1867.) *7 Das muss man mit schwarzer Kreide in den Rauchfang schreiben. (Steiermark.) – Sonntag. Um etwas ironisch als seltenen, merkwürdigen Fall zu bezeichnen. Auch um etwas der völligen Vergessenheit zu übergeben. *8 Dat geit äwer Krîd un Rôdstên. (Mecklenburg.) *9 Dat will ik mit swarte Krîde an'n Ketelhaken (Kesselhaken) schrîben. (Holst.) – Schütze, II, 246; hochdeutsch bei Simrock, 9201. Wo man es nicht lesen würde, d. i. ich will's vergessen. Besonders von unsichern Schuldforderungen. *10 De Krid öss got för a Kröger. – Frischbier2, 2181. Die Kreide ist gut für den Krüger (Gast- oder Schenkwirth), wird gesagt, wenn sie zu viel Doppelstriche macht. *11 Die Kreide kann ihm nicht viel zuschreiben. – Parömiakon, 398. Sein Credit kann nur gering sein, da er wenig besitzt oder erwirbt. *12 Die Kreide verstehen. – Körte, 3544d. *13 Du kommst auch an die Kreide. – Klix, 33. *14 Er ist in die Kreide gekommen. In Schulden. Holl.: Hij staat in het krijt. (Harrebomée, I, 451a.) *15 Er weiss wie die Kreide schreibt. – Körte, 3544e; Braun, I, 2002. *16 Er will dass weiss von der Creidt behalten vnd die Creid abschaffen. – Lehmann, 86, 40. Von denen, die eine Sache verbessern, aber sie auch gleichzeitig so erhalten wollen, wie sie ist: eine Art trockener Pelzwäsche (s. Reformiren). An Beispielen solcher Reformen fehlt es nicht; aber sie sind „odiosa“. *17 Etwas mit Kreide in den Schornstein schreiben. Vergessen, verloren geben. *18 Ich kenne die falsche Kreide. – Herberger, I, 572 u. 604.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [801]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/807>, abgerufen am 27.04.2024.