Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Lausiger.

Bei Lausigen kriegt man Läuse, mit Katzen fängt man Mäuse; und wer sich gesellt zu Narren, der wird von gleichen Haaren. - Parömiakon, 2553.


Lausknicker.

* Er ist ein rechter Lausknicker.

Die Russen: Er ist ein rechter Geizhals, er behält selbst die Läuse auf dem Kopfe. (Altmann VI, 424.)


Lausnatur.

Wer Lausnatur hat, zieht den Grind nach.


Laussalbe.

* Köp dei doa doch Lassalw' vör. (Pommern.)

Auch: Doa kann he sich jo Lusesalw vör köpen. Nach Fr. Hasenow wird diese Redensart gebraucht a) als verächtliche Zurückweisung einer für zu geringfügig gehaltenen Gabe oder Belohnung und bezieht sich also auf das, was der andere dem Sprecher anbietet; b) als Selbsttröstung und Verachtung eines andern, von dem man sich verkürzt und übervortheilt glaubt und bezieht sich hier auf das, was er ihm vorenthält. In beiden Fällen will man sagen: Ich kann es wol missen, aber du (er) brauchst es nothwendiger zur Laussalbe, denn "lausig" zeigst du dich. Nach Fischbier (23352) wird die Redensart beim Handel angewandt, um damit ein zu geringfügiges Gebot zurückzuweisen.

Holl.: Dat is maar luizenzalf. (Harrebomee, II, 40.)


Lausserer.

Lausserer hinder der Wand hört sein eygene schand. (S. Lauscher.) - Gruter, III, 62; Lehmann, II, 377, 20.


Laut.

1 Gemeiner Laut macht halben Beweis. - Graf, 461.

Ein gemeines Gerücht ist kein Beweis; wenn aber dazu noch die Aussage eines glaubwürdigen Zeugen kam, so wurde der Beweis dadurch vollständig. Ein Zeuge allein konnte nichts beweisen. Ein Zeuge (s. d.), kein Zeuge. Ein Mann (s. d.), kein Mann.

*2 Er gibt keinen Laut von sich.

In dem Sinne, auf Angriffe und Beleidigungen nichts erwidern, hatten die Alten die Redensart: Dionis gry, von dem berühmten alexandrinischen Philosophen Dion, der die ärgsten Schmähungen geduldig ertrug.

Lat.: Nec "mu", nec "ma" argutat. (Binder II, 2016.)

* 'S goht z' lut her, me hört nit, wer Recht hät. - Schweiz, I, 216, 141.


Laute.

1 Die Laute wird nicht gehört, wenn (man) die Trommel stört (schlägt).

2 Mancher will die Laute schlagen vnd weiss kein grieff nicht. - Lehmann, II, 853, 5; Sailer, 124.

3 Was sollen die Lauten, wenn sie niemand schlägt.

Erinnert an eine Antwort, die der kurpfälzische Gesandte Colli dem Kurfürsten Christian II. von Sachsen gab, als dieser ihm das Zeughaus zu Dresden zeigte und ihn dann fragte, ob der Kurfürst von der Pfalz auch so viel grobe Geschütze u. s. w. besitze. Colli antwortete: "Nein, aber er hat so und so viel hunderttausend Lauten, die Fugger für ein grogses Musikchor zusammengebracht und meinem Herrn geschenkt hat. Da wir sie nun brauchen sollen, hat man nicht so viel Lautonisten aufbringen können, die sie geschlagen hätten." (Zinkgref, I, 171.)

4 Wenn man die Laute zu hoch stellet, so zureissen die Saiten. - Petri, II, 664.

*5 Er weiss mit der Laute umzugehen, wann er sie unter dem Arm hat. - Schottel, 1118b; Körte, 3721i; Braun, I, 2183.

Ironisch von jemand, der von einer Sache nichts versteht. Wortspiel mit dem doppelsinnigen Worte "umgehen".

*6 Es schlagt ihm die Laute im Busen. (S. Lautenschläger.) - Sutor, 287.

Ihm ist im stillen wohl.

*7 In eine zerbrochene Laute singen.


Lauten.

1 Das lautet, wenn man gerade zugeht, sagte jener Schäfer. - Mathesy, I, 20a.

2 Dat laut, sagt Spiess, hiess einer sein Vater ein Dieb vnd seine Mutter eine Hure. - Latendorf II, 8.

3 Dat lud ferdäiweld, sied de Haufnagel. (Iserlohn.) - Frommann, III, 256, 56.

Das lautet verteufelt. Däiwil = Teufel; liuen = lauten; ludde, lud.

[Spaltenumbruch] *4 Das lautet, als wenn man einen Kuhdreck mit Ruthen hauet. - Grimmelshausen, Teutscher Michel.

*5 Dat lud, as wan de Zei'e (Ziege) oppen Breäd küeteld. - Frommann, V, 165, 109.

*6 Dat lud gerade, as wan de Kau innen leärnen Emmer schit. (Iserlohn.) - Frommann, V, 165, 109.

Es lautet, als wenn die Kuh in einen ledernen Eimer scheisst.


Läuten.

1 Dat loa 'k luien, sach de Köster, doa was 'me sin Wyf afstuoarwen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 6.

Der Ton liegt auf lasse. Diesmal lasse ich läuten, ich läute nicht selbst.

2 Es ist zu spät geläutet, wenn die Kirchkinder da sind.

Frz.: L'on a beau battre leg cloches devant que les paroisiens soient venus. (Leroux, I, 5.)

3 Es lautet so lang, bis es endlich Kirmes wird. - Riehl, Novellen, 220.

4 Es lüt und schlot de Herre-n in Roth, de Baure-n is Koth, de Buebe-n i d' Schuel, de Meitlene uf de Spinnstuel. - Sutermeister, 117.

5 Lang' Läuten bricht den Donner (Wind). - Eiselein, 413; Simrock, 6243; Körte, 3722.

Alter Aberglaube, der schon manch Unglück herbeigeführt, hat, da das Läuten eher den Blitz anzieht als abwendet. Fischart wendet es in dem Sinne an, wie: Ein kleiner Regen mag ein grossen Wind legen. (Kloster, VIII, 178.)

6 Langes Läuten, langer Flachs.

Dies Sprichwort bezieht sich auf die in einzelnen Gegenden Norddeutschlands bestehende (oder bestandene?) Sitte des Flachsläutens. Wenn am Sonnabend nach dem Charfreitage der Küster gegen Abend dem Glockenthurme zugeht, um das Osterfest einzuläuten, so schliessen sich ihm junge Burschen und heirathsfähige Mädchen des Dorfs an, die ihm dabei helfen wollen; denn es herrscht der feste Glaube unter ihnen, dass von dem Läuten der Glocke in dieser Stunde das Gedeihen des Flachses abhängt. Langes Läuten, langer Flachs, meint der Volksglaube. Und für die meisten der Burschen und Mädchen, die mit auf den Thurm steigen, hat das Gedeihen des Flachses eine besondere Wichtigkeit. Sie sind miteinander versprochen und wollen im Spätherbst ihren eigenen Herd gründen, der sehr dürftig sein würde, wenn die Flachsernte keine gute wäre. Denn die junge Frau wird dann zur Zauberin; sie spinnt Zucker und Kaffee, Fleisch und Oel und für den Sonntag Weissbrot aus dem Flachs. Deshalb ist auch die Schar, die dem Läuter folgt, so ungeduldig; der längste und feinste Flachs liegt in ihrer Hand. Nachdem der Läuter die Glocken in Schwung gebracht hat, nehmen die Burschen den Glockenstrang in die Hand und ziehen, dass der ganze alte Thurm wackelt. Das muss einen Flachs geben, den man mit der Elle misst. Ist die Glocke auch erst durch das Christenthum in Gebrauch gekommen (und zwar hörte man das Glockenläuten zuerst im 7. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung), so weist die Sitte des Flachsläutens doch deutlich auf die heidnische Zeit und den Göttercultus unserer Vorfahren zurück. Heidnische Gebräuche und christlicher Cultus sind ja bei vielen Sitten innig durchwachsen. Der alten heidnischen Göttin Ostara. oder Freya zu Ehren wurde das Osterfest oder die Osterzeit gefeiert und unter ihrer besondern Obhut, unter ihrem Schutze stand der Flachs, die Spindel und der häusliche wie eheliche Segen. An sie als ihre Schutzgöttin wandten sich die Liebenden und erkauften sich ihre Gunst durch die Opfergaben, die ihr wohlgefällig waren. Auf welche Weise sich das Läuten der Glocken am Vorabend des Osterfestes mit diesem Cultus verbunden hat, ist zur Zeit noch unbekannt. Wegen des häufig dabei vorkommenden Unfugs, wie der zersprungenen Glocken u. s. w., ist das Flachsläuten von der Polizei an vielen Orten verboten. Ob es jetzt überhaupt und an welchen Orten es noch vorkommt, ist mir nicht bekannt. (Vgl. darüber Das Flachsläuten in Norddeutschland in Frank Leslie's Illustrirter Zeitung, Neuyork vom 23. Mai 1863, S. 242.)

7 Man kann nicht läuten ohne Glocke.

Die Russen: Wer da läuten will und hat die Glocke nicht, muss wenigstens eine Schelle haben. (Altmann VI, 489.)

8 Man kann nicht zugleich läuten und das Kreuz tragen. - Winckler, VII, 95.

Nicht zwei unvereinbare Geschäfte zugleich besorgen.

Frz.: On ne peut pas carillonner et aller en procession. (Cahier, 276.)

9 Man leutet so lang die mess (oder: Fasten) ein, biss sie kompt. - Franck, I, 154b; Lehmann, II, 402, 25.

[Spaltenumbruch]
Lausiger.

Bei Lausigen kriegt man Läuse, mit Katzen fängt man Mäuse; und wer sich gesellt zu Narren, der wird von gleichen Haaren.Parömiakon, 2553.


Lausknicker.

* Er ist ein rechter Lausknicker.

Die Russen: Er ist ein rechter Geizhals, er behält selbst die Läuse auf dem Kopfe. (Altmann VI, 424.)


Lausnatur.

Wer Lausnatur hat, zieht den Grind nach.


Laussalbe.

* Köp dî doa doch Lâssalw' vör. (Pommern.)

Auch: Doa kann he sich jo Lusesalw vör köpen. Nach Fr. Hasenow wird diese Redensart gebraucht a) als verächtliche Zurückweisung einer für zu geringfügig gehaltenen Gabe oder Belohnung und bezieht sich also auf das, was der andere dem Sprecher anbietet; b) als Selbsttröstung und Verachtung eines andern, von dem man sich verkürzt und übervortheilt glaubt und bezieht sich hier auf das, was er ihm vorenthält. In beiden Fällen will man sagen: Ich kann es wol missen, aber du (er) brauchst es nothwendiger zur Laussalbe, denn „lausig“ zeigst du dich. Nach Fischbier (23352) wird die Redensart beim Handel angewandt, um damit ein zu geringfügiges Gebot zurückzuweisen.

Holl.: Dat is maar luizenzalf. (Harrebomée, II, 40.)


Lausserer.

Lausserer hinder der Wand hört sein eygene schand. (S. Lauscher.) – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 377, 20.


Laut.

1 Gemeiner Laut macht halben Beweis.Graf, 461.

Ein gemeines Gerücht ist kein Beweis; wenn aber dazu noch die Aussage eines glaubwürdigen Zeugen kam, so wurde der Beweis dadurch vollständig. Ein Zeuge allein konnte nichts beweisen. Ein Zeuge (s. d.), kein Zeuge. Ein Mann (s. d.), kein Mann.

*2 Er gibt keinen Laut von sich.

In dem Sinne, auf Angriffe und Beleidigungen nichts erwidern, hatten die Alten die Redensart: Dionis gry, von dem berühmten alexandrinischen Philosophen Dion, der die ärgsten Schmähungen geduldig ertrug.

Lat.: Nec „mu“, nec „ma“ argutat. (Binder II, 2016.)

* 'S goht z' lut her, me hört nit, wer Recht hät.Schweiz, I, 216, 141.


Laute.

1 Die Laute wird nicht gehört, wenn (man) die Trommel stört (schlägt).

2 Mancher will die Laute schlagen vnd weiss kein grieff nicht.Lehmann, II, 853, 5; Sailer, 124.

3 Was sollen die Lauten, wenn sie niemand schlägt.

Erinnert an eine Antwort, die der kurpfälzische Gesandte Colli dem Kurfürsten Christian II. von Sachsen gab, als dieser ihm das Zeughaus zu Dresden zeigte und ihn dann fragte, ob der Kurfürst von der Pfalz auch so viel grobe Geschütze u. s. w. besitze. Colli antwortete: „Nein, aber er hat so und so viel hunderttausend Lauten, die Fugger für ein grogses Musikchor zusammengebracht und meinem Herrn geschenkt hat. Da wir sie nun brauchen sollen, hat man nicht so viel Lautonisten aufbringen können, die sie geschlagen hätten.“ (Zinkgref, I, 171.)

4 Wenn man die Laute zu hoch stellet, so zureissen die Saiten.Petri, II, 664.

*5 Er weiss mit der Laute umzugehen, wann er sie unter dem Arm hat.Schottel, 1118b; Körte, 3721i; Braun, I, 2183.

Ironisch von jemand, der von einer Sache nichts versteht. Wortspiel mit dem doppelsinnigen Worte „umgehen“.

*6 Es schlagt ihm die Laute im Busen. (S. Lautenschläger.) – Sutor, 287.

Ihm ist im stillen wohl.

*7 In eine zerbrochene Laute singen.


Lauten.

1 Das lautet, wenn man gerade zugeht, sagte jener Schäfer.Mathesy, I, 20a.

2 Dat laut, sagt Spiess, hiess einer sein Vater ein Dieb vnd seine Mutter eine Hure.Latendorf II, 8.

3 Dat lud ferdäiweld, sied de Haufnagel. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 56.

Das lautet verteufelt. Däiwil = Teufel; liuen = lauten; ludde, lud.

[Spaltenumbruch] *4 Das lautet, als wenn man einen Kuhdreck mit Ruthen hauet.Grimmelshausen, Teutscher Michel.

*5 Dat lud, as wan de Zî'e (Ziege) oppen Bréäd küeteld.Frommann, V, 165, 109.

*6 Dat lud gerade, as wan de Kau innen leärnen Emmer schit. (Iserlohn.) – Frommann, V, 165, 109.

Es lautet, als wenn die Kuh in einen ledernen Eimer scheisst.


Läuten.

1 Dat loa 'k luien, sach de Köster, doa was 'me sin Wyf afstuoarwen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 6.

Der Ton liegt auf lasse. Diesmal lasse ich läuten, ich läute nicht selbst.

2 Es ist zu spät geläutet, wenn die Kirchkinder da sind.

Frz.: L'on a beau battre leg cloches devant que les paroisiens soient venus. (Leroux, I, 5.)

3 Es lautet so lang, bis es endlich Kirmes wird.Riehl, Novellen, 220.

4 Es lüt und schlot de Herre-n in Roth, de Bûre-n is Koth, de Buebe-n i d' Schuel, de Meitlene uf de Spinnstuel.Sutermeister, 117.

5 Lang' Läuten bricht den Donner (Wind).Eiselein, 413; Simrock, 6243; Körte, 3722.

Alter Aberglaube, der schon manch Unglück herbeigeführt, hat, da das Läuten eher den Blitz anzieht als abwendet. Fischart wendet es in dem Sinne an, wie: Ein kleiner Regen mag ein grossen Wind legen. (Kloster, VIII, 178.)

6 Langes Läuten, langer Flachs.

Dies Sprichwort bezieht sich auf die in einzelnen Gegenden Norddeutschlands bestehende (oder bestandene?) Sitte des Flachsläutens. Wenn am Sonnabend nach dem Charfreitage der Küster gegen Abend dem Glockenthurme zugeht, um das Osterfest einzuläuten, so schliessen sich ihm junge Burschen und heirathsfähige Mädchen des Dorfs an, die ihm dabei helfen wollen; denn es herrscht der feste Glaube unter ihnen, dass von dem Läuten der Glocke in dieser Stunde das Gedeihen des Flachses abhängt. Langes Läuten, langer Flachs, meint der Volksglaube. Und für die meisten der Burschen und Mädchen, die mit auf den Thurm steigen, hat das Gedeihen des Flachses eine besondere Wichtigkeit. Sie sind miteinander versprochen und wollen im Spätherbst ihren eigenen Herd gründen, der sehr dürftig sein würde, wenn die Flachsernte keine gute wäre. Denn die junge Frau wird dann zur Zauberin; sie spinnt Zucker und Kaffee, Fleisch und Oel und für den Sonntag Weissbrot aus dem Flachs. Deshalb ist auch die Schar, die dem Läuter folgt, so ungeduldig; der längste und feinste Flachs liegt in ihrer Hand. Nachdem der Läuter die Glocken in Schwung gebracht hat, nehmen die Burschen den Glockenstrang in die Hand und ziehen, dass der ganze alte Thurm wackelt. Das muss einen Flachs geben, den man mit der Elle misst. Ist die Glocke auch erst durch das Christenthum in Gebrauch gekommen (und zwar hörte man das Glockenläuten zuerst im 7. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung), so weist die Sitte des Flachsläutens doch deutlich auf die heidnische Zeit und den Göttercultus unserer Vorfahren zurück. Heidnische Gebräuche und christlicher Cultus sind ja bei vielen Sitten innig durchwachsen. Der alten heidnischen Göttin Ostara. oder Freya zu Ehren wurde das Osterfest oder die Osterzeit gefeiert und unter ihrer besondern Obhut, unter ihrem Schutze stand der Flachs, die Spindel und der häusliche wie eheliche Segen. An sie als ihre Schutzgöttin wandten sich die Liebenden und erkauften sich ihre Gunst durch die Opfergaben, die ihr wohlgefällig waren. Auf welche Weise sich das Läuten der Glocken am Vorabend des Osterfestes mit diesem Cultus verbunden hat, ist zur Zeit noch unbekannt. Wegen des häufig dabei vorkommenden Unfugs, wie der zersprungenen Glocken u. s. w., ist das Flachsläuten von der Polizei an vielen Orten verboten. Ob es jetzt überhaupt und an welchen Orten es noch vorkommt, ist mir nicht bekannt. (Vgl. darüber Das Flachsläuten in Norddeutschland in Frank Leslie's Illustrirter Zeitung, Neuyork vom 23. Mai 1863, S. 242.)

7 Man kann nicht läuten ohne Glocke.

Die Russen: Wer da läuten will und hat die Glocke nicht, muss wenigstens eine Schelle haben. (Altmann VI, 489.)

8 Man kann nicht zugleich läuten und das Kreuz tragen.Winckler, VII, 95.

Nicht zwei unvereinbare Geschäfte zugleich besorgen.

Frz.: On ne peut pas carillonner et aller en procession. (Cahier, 276.)

9 Man leutet so lang die mess (oder: Fasten) ein, biss sie kompt.Franck, I, 154b; Lehmann, II, 402, 25.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0922" n="[916]"/>
        <cb n="1831"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lausiger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Bei Lausigen kriegt man Läuse, mit Katzen fängt man Mäuse; und wer sich gesellt zu Narren, der wird von gleichen Haaren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2553.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lausknicker.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein rechter Lausknicker.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Er ist ein rechter Geizhals, er behält selbst die Läuse auf dem Kopfe. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 424.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lausnatur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer Lausnatur hat, zieht den Grind nach.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Laussalbe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Köp dî doa doch Lâssalw' vör.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch: Doa kann he sich jo Lusesalw vör köpen. Nach <hi rendition="#i">Fr. Hasenow</hi> wird diese Redensart gebraucht a) als verächtliche Zurückweisung einer für zu geringfügig gehaltenen Gabe oder Belohnung und bezieht sich also auf das, was der andere dem Sprecher anbietet; b) als Selbsttröstung und Verachtung eines andern, von dem man sich verkürzt und übervortheilt glaubt und bezieht sich hier auf das, was er ihm vorenthält. In beiden Fällen will man sagen: Ich kann es wol missen, aber du (er) brauchst es nothwendiger zur Laussalbe, denn &#x201E;lausig&#x201C; zeigst du dich. Nach <hi rendition="#i">Fischbier (2335<hi rendition="#sup">2</hi>)</hi> wird die Redensart beim Handel angewandt, um damit ein zu geringfügiges Gebot zurückzuweisen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is maar luizenzalf. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 40.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lausserer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Lausserer hinder der Wand hört sein eygene schand.</hi> (S.  Lauscher.) &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 62; Lehmann, II, 377, 20.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Laut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gemeiner Laut macht halben Beweis.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 461.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein gemeines Gerücht ist kein Beweis; wenn aber dazu noch die Aussage eines glaubwürdigen Zeugen kam, so wurde der Beweis dadurch vollständig. Ein Zeuge allein konnte nichts beweisen. Ein  Zeuge (s. d.), kein Zeuge. Ein  Mann (s. d.), kein Mann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er gibt keinen Laut von sich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne, auf Angriffe und Beleidigungen nichts erwidern, hatten die Alten die Redensart: Dionis gry, von dem berühmten alexandrinischen Philosophen Dion, der die ärgsten Schmähungen geduldig ertrug.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nec &#x201E;mu&#x201C;, nec &#x201E;ma&#x201C; argutat. (<hi rendition="#i">Binder II, 2016.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'S goht z' lut her, me hört nit, wer Recht hät.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, I, 216, 141.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Laute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Laute wird nicht gehört, wenn (man) die Trommel stört (schlägt).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mancher will die Laute schlagen vnd weiss kein grieff nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 853, 5; Sailer, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Was sollen die Lauten, wenn sie niemand schlägt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erinnert an eine Antwort, die der kurpfälzische Gesandte Colli dem Kurfürsten Christian II. von Sachsen gab, als dieser ihm das Zeughaus zu Dresden zeigte und ihn dann fragte, ob der Kurfürst von der Pfalz auch so viel grobe Geschütze u. s. w. besitze. Colli antwortete: &#x201E;Nein, aber er hat so und so viel hunderttausend Lauten, die Fugger für ein grogses Musikchor zusammengebracht und meinem Herrn geschenkt hat. Da wir sie nun brauchen sollen, hat man nicht so viel Lautonisten aufbringen können, die sie geschlagen hätten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Zinkgref, I, 171.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn man die Laute zu hoch stellet, so zureissen die Saiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 664.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er weiss mit der Laute umzugehen, wann er sie unter dem Arm hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1118<hi rendition="#sup">b</hi>; Körte, 3721<hi rendition="#sup">i</hi>; Braun, I, 2183.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch von jemand, der von einer Sache nichts versteht. Wortspiel mit dem doppelsinnigen Worte &#x201E;umgehen&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Es schlagt ihm die Laute im Busen.</hi> (S.  Lautenschläger.) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 287.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm ist im stillen wohl.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 In eine zerbrochene Laute singen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lauten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das lautet, wenn man gerade zugeht, sagte jener Schäfer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, I, 20<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dat laut, sagt Spiess, hiess einer sein Vater ein Dieb vnd seine Mutter eine Hure.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf II, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Dat lud ferdäiweld, sied de Haufnagel.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 256, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das lautet verteufelt. Däiwil = Teufel; liuen = lauten; ludde, lud.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1832"/>
*4 Das lautet, als wenn man einen Kuhdreck mit Ruthen hauet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimmelshausen, Teutscher Michel.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Dat lud, as wan de Zî'e (Ziege) oppen Bréäd küeteld.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 165, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Dat lud gerade, as wan de Kau innen leärnen Emmer schit.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 165, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es lautet, als wenn die Kuh in einen ledernen Eimer scheisst.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Läuten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat loa 'k luien, sach de Köster, doa was 'me sin Wyf afstuoarwen.</hi> (<hi rendition="#i">Hemer in der Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Ton liegt auf lasse. Diesmal lasse ich läuten, ich läute nicht selbst.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es ist zu spät geläutet, wenn die Kirchkinder da sind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'on a beau battre leg cloches devant que les paroisiens soient venus. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 5.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es lautet so lang, bis es endlich Kirmes wird.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Riehl, Novellen, 220.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es lüt und schlot de Herre-n in Roth, de Bûre-n is Koth, de Buebe-n i d' Schuel, de Meitlene uf de Spinnstuel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Lang' Läuten bricht den Donner (Wind).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 413; Simrock, 6243; Körte, 3722.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Alter Aberglaube, der schon manch Unglück herbeigeführt, hat, da das Läuten eher den Blitz anzieht als abwendet. <hi rendition="#i">Fischart</hi> wendet es in dem Sinne an, wie: Ein kleiner Regen mag ein grossen Wind legen. (<hi rendition="#i">Kloster, VIII, 178.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Langes Läuten, langer Flachs.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort bezieht sich auf die in einzelnen Gegenden Norddeutschlands bestehende (oder bestandene?) Sitte des Flachsläutens. Wenn am Sonnabend nach dem Charfreitage der Küster gegen Abend dem Glockenthurme zugeht, um das Osterfest einzuläuten, so schliessen sich ihm junge Burschen und heirathsfähige Mädchen des Dorfs an, die ihm dabei helfen wollen; denn es herrscht der feste Glaube unter ihnen, dass von dem Läuten der Glocke in dieser Stunde das Gedeihen des Flachses abhängt. Langes Läuten, langer Flachs, meint der Volksglaube. Und für die meisten der Burschen und Mädchen, die mit auf den Thurm steigen, hat das Gedeihen des Flachses eine besondere Wichtigkeit. Sie sind miteinander versprochen und wollen im Spätherbst ihren eigenen Herd gründen, der sehr dürftig sein würde, wenn die Flachsernte keine gute wäre. Denn die junge Frau wird dann zur Zauberin; sie spinnt Zucker und Kaffee, Fleisch und Oel und für den Sonntag Weissbrot aus dem Flachs. Deshalb ist auch die Schar, die dem Läuter folgt, so ungeduldig; der längste und feinste Flachs liegt in ihrer Hand. Nachdem der Läuter die Glocken in Schwung gebracht hat, nehmen die Burschen den Glockenstrang in die Hand und ziehen, dass der ganze alte Thurm wackelt. Das muss einen Flachs geben, den man mit der Elle misst. Ist die Glocke auch erst durch das Christenthum in Gebrauch gekommen (und zwar hörte man das Glockenläuten zuerst im 7. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung), so weist die Sitte des Flachsläutens doch deutlich auf die heidnische Zeit und den Göttercultus unserer Vorfahren zurück. Heidnische Gebräuche und christlicher Cultus sind ja bei vielen Sitten innig durchwachsen. Der alten heidnischen Göttin Ostara. oder Freya zu Ehren wurde das Osterfest oder die Osterzeit gefeiert und unter ihrer besondern Obhut, unter ihrem Schutze stand der Flachs, die Spindel und der häusliche wie eheliche Segen. An sie als ihre Schutzgöttin wandten sich die Liebenden und erkauften sich ihre Gunst durch die Opfergaben, die ihr wohlgefällig waren. Auf welche Weise sich das Läuten der Glocken am Vorabend des Osterfestes mit diesem Cultus verbunden hat, ist zur Zeit noch unbekannt. Wegen des häufig dabei vorkommenden Unfugs, wie der zersprungenen Glocken u. s. w., ist das Flachsläuten von der Polizei an vielen Orten verboten. Ob es jetzt überhaupt und an welchen Orten es noch vorkommt, ist mir nicht bekannt. (Vgl. darüber Das Flachsläuten in Norddeutschland in <hi rendition="#i">Frank Leslie's Illustrirter Zeitung, Neuyork vom 23. Mai 1863, S. 242.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Man kann nicht läuten ohne Glocke.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wer da läuten will und hat die Glocke nicht, muss wenigstens eine Schelle haben. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 489.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Man kann nicht zugleich läuten und das Kreuz tragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, VII, 95.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht zwei unvereinbare Geschäfte zugleich besorgen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On ne peut pas carillonner et aller en procession. (<hi rendition="#i">Cahier, 276.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Man leutet so lang die mess (oder: Fasten) ein, biss sie kompt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 154<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 402, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[916]/0922] Lausiger. Bei Lausigen kriegt man Läuse, mit Katzen fängt man Mäuse; und wer sich gesellt zu Narren, der wird von gleichen Haaren. – Parömiakon, 2553. Lausknicker. * Er ist ein rechter Lausknicker. Die Russen: Er ist ein rechter Geizhals, er behält selbst die Läuse auf dem Kopfe. (Altmann VI, 424.) Lausnatur. Wer Lausnatur hat, zieht den Grind nach. Laussalbe. * Köp dî doa doch Lâssalw' vör. (Pommern.) Auch: Doa kann he sich jo Lusesalw vör köpen. Nach Fr. Hasenow wird diese Redensart gebraucht a) als verächtliche Zurückweisung einer für zu geringfügig gehaltenen Gabe oder Belohnung und bezieht sich also auf das, was der andere dem Sprecher anbietet; b) als Selbsttröstung und Verachtung eines andern, von dem man sich verkürzt und übervortheilt glaubt und bezieht sich hier auf das, was er ihm vorenthält. In beiden Fällen will man sagen: Ich kann es wol missen, aber du (er) brauchst es nothwendiger zur Laussalbe, denn „lausig“ zeigst du dich. Nach Fischbier (23352) wird die Redensart beim Handel angewandt, um damit ein zu geringfügiges Gebot zurückzuweisen. Holl.: Dat is maar luizenzalf. (Harrebomée, II, 40.) Lausserer. Lausserer hinder der Wand hört sein eygene schand. (S. Lauscher.) – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 377, 20. Laut. 1 Gemeiner Laut macht halben Beweis. – Graf, 461. Ein gemeines Gerücht ist kein Beweis; wenn aber dazu noch die Aussage eines glaubwürdigen Zeugen kam, so wurde der Beweis dadurch vollständig. Ein Zeuge allein konnte nichts beweisen. Ein Zeuge (s. d.), kein Zeuge. Ein Mann (s. d.), kein Mann. *2 Er gibt keinen Laut von sich. In dem Sinne, auf Angriffe und Beleidigungen nichts erwidern, hatten die Alten die Redensart: Dionis gry, von dem berühmten alexandrinischen Philosophen Dion, der die ärgsten Schmähungen geduldig ertrug. Lat.: Nec „mu“, nec „ma“ argutat. (Binder II, 2016.) * 'S goht z' lut her, me hört nit, wer Recht hät. – Schweiz, I, 216, 141. Laute. 1 Die Laute wird nicht gehört, wenn (man) die Trommel stört (schlägt). 2 Mancher will die Laute schlagen vnd weiss kein grieff nicht. – Lehmann, II, 853, 5; Sailer, 124. 3 Was sollen die Lauten, wenn sie niemand schlägt. Erinnert an eine Antwort, die der kurpfälzische Gesandte Colli dem Kurfürsten Christian II. von Sachsen gab, als dieser ihm das Zeughaus zu Dresden zeigte und ihn dann fragte, ob der Kurfürst von der Pfalz auch so viel grobe Geschütze u. s. w. besitze. Colli antwortete: „Nein, aber er hat so und so viel hunderttausend Lauten, die Fugger für ein grogses Musikchor zusammengebracht und meinem Herrn geschenkt hat. Da wir sie nun brauchen sollen, hat man nicht so viel Lautonisten aufbringen können, die sie geschlagen hätten.“ (Zinkgref, I, 171.) 4 Wenn man die Laute zu hoch stellet, so zureissen die Saiten. – Petri, II, 664. *5 Er weiss mit der Laute umzugehen, wann er sie unter dem Arm hat. – Schottel, 1118b; Körte, 3721i; Braun, I, 2183. Ironisch von jemand, der von einer Sache nichts versteht. Wortspiel mit dem doppelsinnigen Worte „umgehen“. *6 Es schlagt ihm die Laute im Busen. (S. Lautenschläger.) – Sutor, 287. Ihm ist im stillen wohl. *7 In eine zerbrochene Laute singen. Lauten. 1 Das lautet, wenn man gerade zugeht, sagte jener Schäfer. – Mathesy, I, 20a. 2 Dat laut, sagt Spiess, hiess einer sein Vater ein Dieb vnd seine Mutter eine Hure. – Latendorf II, 8. 3 Dat lud ferdäiweld, sied de Haufnagel. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 56. Das lautet verteufelt. Däiwil = Teufel; liuen = lauten; ludde, lud. *4 Das lautet, als wenn man einen Kuhdreck mit Ruthen hauet. – Grimmelshausen, Teutscher Michel. *5 Dat lud, as wan de Zî'e (Ziege) oppen Bréäd küeteld. – Frommann, V, 165, 109. *6 Dat lud gerade, as wan de Kau innen leärnen Emmer schit. (Iserlohn.) – Frommann, V, 165, 109. Es lautet, als wenn die Kuh in einen ledernen Eimer scheisst. Läuten. 1 Dat loa 'k luien, sach de Köster, doa was 'me sin Wyf afstuoarwen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 6. Der Ton liegt auf lasse. Diesmal lasse ich läuten, ich läute nicht selbst. 2 Es ist zu spät geläutet, wenn die Kirchkinder da sind. Frz.: L'on a beau battre leg cloches devant que les paroisiens soient venus. (Leroux, I, 5.) 3 Es lautet so lang, bis es endlich Kirmes wird. – Riehl, Novellen, 220. 4 Es lüt und schlot de Herre-n in Roth, de Bûre-n is Koth, de Buebe-n i d' Schuel, de Meitlene uf de Spinnstuel. – Sutermeister, 117. 5 Lang' Läuten bricht den Donner (Wind). – Eiselein, 413; Simrock, 6243; Körte, 3722. Alter Aberglaube, der schon manch Unglück herbeigeführt, hat, da das Läuten eher den Blitz anzieht als abwendet. Fischart wendet es in dem Sinne an, wie: Ein kleiner Regen mag ein grossen Wind legen. (Kloster, VIII, 178.) 6 Langes Läuten, langer Flachs. Dies Sprichwort bezieht sich auf die in einzelnen Gegenden Norddeutschlands bestehende (oder bestandene?) Sitte des Flachsläutens. Wenn am Sonnabend nach dem Charfreitage der Küster gegen Abend dem Glockenthurme zugeht, um das Osterfest einzuläuten, so schliessen sich ihm junge Burschen und heirathsfähige Mädchen des Dorfs an, die ihm dabei helfen wollen; denn es herrscht der feste Glaube unter ihnen, dass von dem Läuten der Glocke in dieser Stunde das Gedeihen des Flachses abhängt. Langes Läuten, langer Flachs, meint der Volksglaube. Und für die meisten der Burschen und Mädchen, die mit auf den Thurm steigen, hat das Gedeihen des Flachses eine besondere Wichtigkeit. Sie sind miteinander versprochen und wollen im Spätherbst ihren eigenen Herd gründen, der sehr dürftig sein würde, wenn die Flachsernte keine gute wäre. Denn die junge Frau wird dann zur Zauberin; sie spinnt Zucker und Kaffee, Fleisch und Oel und für den Sonntag Weissbrot aus dem Flachs. Deshalb ist auch die Schar, die dem Läuter folgt, so ungeduldig; der längste und feinste Flachs liegt in ihrer Hand. Nachdem der Läuter die Glocken in Schwung gebracht hat, nehmen die Burschen den Glockenstrang in die Hand und ziehen, dass der ganze alte Thurm wackelt. Das muss einen Flachs geben, den man mit der Elle misst. Ist die Glocke auch erst durch das Christenthum in Gebrauch gekommen (und zwar hörte man das Glockenläuten zuerst im 7. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung), so weist die Sitte des Flachsläutens doch deutlich auf die heidnische Zeit und den Göttercultus unserer Vorfahren zurück. Heidnische Gebräuche und christlicher Cultus sind ja bei vielen Sitten innig durchwachsen. Der alten heidnischen Göttin Ostara. oder Freya zu Ehren wurde das Osterfest oder die Osterzeit gefeiert und unter ihrer besondern Obhut, unter ihrem Schutze stand der Flachs, die Spindel und der häusliche wie eheliche Segen. An sie als ihre Schutzgöttin wandten sich die Liebenden und erkauften sich ihre Gunst durch die Opfergaben, die ihr wohlgefällig waren. Auf welche Weise sich das Läuten der Glocken am Vorabend des Osterfestes mit diesem Cultus verbunden hat, ist zur Zeit noch unbekannt. Wegen des häufig dabei vorkommenden Unfugs, wie der zersprungenen Glocken u. s. w., ist das Flachsläuten von der Polizei an vielen Orten verboten. Ob es jetzt überhaupt und an welchen Orten es noch vorkommt, ist mir nicht bekannt. (Vgl. darüber Das Flachsläuten in Norddeutschland in Frank Leslie's Illustrirter Zeitung, Neuyork vom 23. Mai 1863, S. 242.) 7 Man kann nicht läuten ohne Glocke. Die Russen: Wer da läuten will und hat die Glocke nicht, muss wenigstens eine Schelle haben. (Altmann VI, 489.) 8 Man kann nicht zugleich läuten und das Kreuz tragen. – Winckler, VII, 95. Nicht zwei unvereinbare Geschäfte zugleich besorgen. Frz.: On ne peut pas carillonner et aller en procession. (Cahier, 276.) 9 Man leutet so lang die mess (oder: Fasten) ein, biss sie kompt. – Franck, I, 154b; Lehmann, II, 402, 25.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/922
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [916]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/922>, abgerufen am 29.04.2024.