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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 10 Man muss nicht läuten, wenn man die Glocken nicht hören kann (will). - Reinsberg III, 99.

11 Man soll nicht leuten, eh es donnert. - Petri, II, 468.

Und wenn es donnert, also das Gewitter in der Nähe ist, erst recht nicht.

Frz.: Il ne faut pas clocher devant leg boiteux. (Cahier, 391.)

12 Mancher hört wol läuten, aber nicht zusammenschlagen. - Petri, II, 450.

13 Me cha nit lüten und umgoh. (Solothurn.) - Schild, 66, 111.

Man kann nicht gleichzeitig zwei verschiedene Geschäfte besorgen wie Läuten und in Procession um die Kirche gehen. Sutermeister (144) fügt noch folgende verwandte Redensarten bei: Me ka nid trösche and Holz spalte. Me ka nid i sibe Häfe koche und de Kriesine hüete.

14 Men lüt erst, wenn et dondert. - Schambach, II, 161.

Man läutet erst, wenn es donnert. Man trifft nicht eher Massregeln, einem Uebel abzuhelfen, bis es aufs höchste gestiegen ist. Von dem Volksglauben und der auf demselben ruhenden Sitte, bei schweren Gewittern die Glocken zu läuten, um dessen Kraft zu brechen; worauf sich ein Theil der Inschrift der grossen, 1486 gegossenen Glocke zu Schaffhausen bezieht: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango.

15 'S hat em 's angere g'lüte, 's lütet em gly z'sume. (Solothurn.) - Schild, 88, 34.

Es geht mit seinen Vermögensverhältnissen oder seinem Leben zu Ende. Es hat schon zum andernmal geläutet, es läutet bald zusammen.

16 Wo geläutet wird, da sind auch Glocken.

(S. Gerücht 19 und Kuh 176.) - Bücking, 163; Körte, 2202.

*17 Er hat hören läuten, aber nicht zusammenschlagen. - Eiselein, 413; Ramann, Unterr., V, 9; Simrock, 6242; Braun, I, 2184.

Die Sache nur obenhin, nicht gründlich gehört oder zwar gehört, aber nicht verstanden haben. In Schlesien: A hat wull hieren loithen, ock nich zusammen schlon. (Gomolcke, 56; Robinson, 67; Frommann, III, 246, 160.) "Sollen sie (z. B. Schüler, die den Unterricht schlecht benutzen) über etwas ihre Gedanken eröffnen, so will es nicht fort, denn sie haben wol hören läuten aber nicht zusammenschlagen." (Keller, 161d.)

*18 Er hat läuten hören, weiss aber nicht wo (in welchem Dorfe, in welcher Kirche). - Mayer, II, 187; Eiselein, 413.

Frz.: Il a oui braire une vache et il ne sait ou. (Masson, 225.) - Vous prenes panier pour corbeille. (Kritzinger, 204b.)

Lat.: Audiunt, sed non intelligent. - Sus tubam audivit. (Eiselein, 413.) - Numeros memini, si verba tenerem. (Virgil.)

Poln.: Slyszy dzwonic, ale nie wie w ktorym kosciele. (Lompa, 30; Masson, 325.)

Schwed.: Han haar fulle hördt klockan, men weet icke hwar hon hänger. (Grubb, 1343.)

*19 Er hat läuten hören, weiss aber nicht, wo die Glocken hängen. - Simrock, 6241; Körte, 2203; Lohrengel, II, 371; Braun, I, 2185.

Er weiss etwas, aber nicht genau, nicht den Grund der Sache.

*20 Er hört läuten, sieht aber nicht (an)schlagen.

Er weiss nicht, wie spät es ist; seine Kenntniss von der betreffenden Sache ist sehr ungenau.

*21 Er läutet keine gute Glocke.

*22 Er läutet mit der Schweinskeule. (Holst.)

Der Grobe.

*23 Er will zugleich läuten und zur Procession gehen.

*24 He hett lüden hört un wet nig, wo de Klok hangt. (Holst.) - Schütze, III, 66; für Kleve: Firmenich, I, 381, 3; für Steiermark: Firmenich, II, 767, 69; für Rastede: Firmenich, III, 26, 6; für Waldeck: Curtze, 359.

*25 He lüt met der Schweineglocken. (Lippe.)

Sagt Grobheiten, reisst Zoten.

*26 Hei heft wat lüdde gehört, wet awer nich ön welk Kärch (oder: ön welken Derp). - Frischbier2, 2337.


Lautenist.

Ein Lautenist bricht viel Saiten, eh' er Meister wird. - Lehmann, 185, 37; Winckler, I, 84; Simrock, 6950; Reinsberg III, 105; Grubb, 662.


Lautenklang.

Es ist ein schlechter Lautenklang, wenn die Saiten nicht zusammenstimmen. - Parömiakon, 1862.

Von unfriedlichen Ehen, von Vereinen ohne Einklang.


[Spaltenumbruch]
Lautenkunst.

Die schön lautenkunst macht bey Jungfrawen gunst. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 174; Sailer, 71.


Lautenschlagen.

Lautenschlagen steht keinem wohl an, als wer es recht gelernt hat.


Lautenschlager.

* Ein lautenschlaher im hertzen (busen) han. - Murner, Nb., 79; Eyering, II, 152; Henisch, 569, 56; Sailer, 307.

Einer stillen Liebe Ritterdienste leisten, eine stille Liebschaft haben, auch wol still vergnügt sein. Bei Egenolff (63b) heisst es von einem solchen: "Es ist jm heymlich wol. Derer freund, reichthumb, fried u. s. w. niemand weyss, die lachen in die faust vnd frewen sich heymlich in jhren busen, dass jhr glück vnd gut leben niemandt weiss." "Mancher hat im hertzen sitzen ein lauten schlaher mit seim kritzen, das er muss gumpen und auch blitzen on alle vernunfft mit wenig witzen." "Sie hat mirs wol so süss. geschlagen, das ich vom dantz lieff narren jagen, der hat ein lautenschlaher sitzen, wenn sie will, so muss erlauffen." (Murner, Von einem verliebten Narren, in Kloster, IV, 835.) Aber auch in dem Sinne: ein gutes Gewissen haben, wie es Grubb versteht.

Lat.: In sinu gaudere. (Egenolff, 63b; Sutor, 287.)

Schwed.: Han haar en lutenist i barmen. (Grubb, 312.)


Lautenspieler.

1 Der Lautenspieler fängt nicht eher an, bis der Trommler schweigt.

Der Verständige fängt erst an zu reden, wenn der Schwätzer aufhört.

Böhm.: Loutenik hrati nezacne, az dudy umlknou. (Celakovsky, 207.)

Poln.: Lutnista grac niezacznie, az gajda umilknie. (Celakovsky, 207.)

*2 Einen Lautenspieler im Busen haben. - Eiselein, 413; Körte, 3721 u. 4673.


Lautrufer.

Luwdroppers foar it Loan, in de Prins krite hjar sels yn Sliep lyk as de Beratjes yn de Widge. (Westf.)

Lautrufer, Schreier, für das Vaterland und den Prinzen, schreien sich selbst in Schlaf wie die Kindlein in der Wiege.


Lavendelkiste.

* Das ist aus der Lavendelkiste.

Holl.: Dat is uit de lavendel-kist. ( Harrebomee, II, 11.)


Laviren.

1 Man muss laviren, wenn man nicht geradeaus segeln (oder: geraden Lauf nehmen) kann.

Aehnlich russisch Altmann V, 83.

*2 Er lavirt.

Er kann keine gerade Richtung verfolgen, sondern muss sich hin- und herwenden. Von Schiffen entlehnt, die bei widrigem Winde oft ihre Richtung ändern müssen. Auch vom Gange der Trunkenen.

*3 He lawert wie Boldt öm Landgrawe. (Danzig.) - Frischbier2, 2339.

Von einem, der nicht ans Ziel kommt.


Lawai.

Ik gew em en Lawai1, dat em Hören un Seen verging. (Hamburg.) - Schütze, III, 16.

1) Ohrfeige, Prügel, Schläge.


Lawent.

* E lank Läwent driw (drüber) moachen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 243.

Grosses Gewäsch über etwas machen. Lawent = Suppe.


Lazareth.

1 Besser ein volles Lazareth als eine verpestete Stadt.

*2 Sie liegen in Einem Lazareth krank. (S. Spital.) - Altmann VI, 520.


Lazarus.

1 Den Armen Lazarum last man liegen; dessen Freund seynd Lumpen, Leuss vnd Hund. - Lehmann, 42, 4.

2 Lazarus wirt endlich auch ein bapst, das jhn die Engel mit in jhrer Senfften tragen. - Henisch, 888, 67; Petri, I, 69.

3 Wenn Lazarus das Malz trägt und Simon das Wasser, so gibt es gut Bier. (Osnabrück.)

4 Wenn Lazarus stirbt, so stirbt dem reichen Mann sein bester Freund. - Petri, II, 661.

"Dass er darnach in die grosso Armuth gereth."

[Spaltenumbruch] 10 Man muss nicht läuten, wenn man die Glocken nicht hören kann (will).Reinsberg III, 99.

11 Man soll nicht leuten, eh es donnert.Petri, II, 468.

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12 Mancher hört wol läuten, aber nicht zusammenschlagen.Petri, II, 450.

13 Me cha nit lüten und umgoh. (Solothurn.) – Schild, 66, 111.

Man kann nicht gleichzeitig zwei verschiedene Geschäfte besorgen wie Läuten und in Procession um die Kirche gehen. Sutermeister (144) fügt noch folgende verwandte Redensarten bei: Me ka nid trösche and Holz spalte. Me ka nid i sibe Häfe koche und de Kriesine hüete.

14 Men lüt erst, wenn et dondert.Schambach, II, 161.

Man läutet erst, wenn es donnert. Man trifft nicht eher Massregeln, einem Uebel abzuhelfen, bis es aufs höchste gestiegen ist. Von dem Volksglauben und der auf demselben ruhenden Sitte, bei schweren Gewittern die Glocken zu läuten, um dessen Kraft zu brechen; worauf sich ein Theil der Inschrift der grossen, 1486 gegossenen Glocke zu Schaffhausen bezieht: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango.

15 'S hat em 's angere g'lüte, 's lütet em gly z'sume. (Solothurn.) – Schild, 88, 34.

Es geht mit seinen Vermögensverhältnissen oder seinem Leben zu Ende. Es hat schon zum andernmal geläutet, es läutet bald zusammen.

16 Wo geläutet wird, da sind auch Glocken.

(S. Gerücht 19 und Kuh 176.) – Bücking, 163; Körte, 2202.

*17 Er hat hören läuten, aber nicht zusammenschlagen.Eiselein, 413; Ramann, Unterr., V, 9; Simrock, 6242; Braun, I, 2184.

Die Sache nur obenhin, nicht gründlich gehört oder zwar gehört, aber nicht verstanden haben. In Schlesien: A hat wull hieren loithen, ock nich zusammen schlon. (Gomolcke, 56; Robinson, 67; Frommann, III, 246, 160.) „Sollen sie (z. B. Schüler, die den Unterricht schlecht benutzen) über etwas ihre Gedanken eröffnen, so will es nicht fort, denn sie haben wol hören läuten aber nicht zusammenschlagen.“ (Keller, 161d.)

*18 Er hat läuten hören, weiss aber nicht wo (in welchem Dorfe, in welcher Kirche).Mayer, II, 187; Eiselein, 413.

Frz.: Il a oui braire une vache et il ne sait où. (Masson, 225.) – Vous prenés panier pour corbeille. (Kritzinger, 204b.)

Lat.: Audiunt, sed non intelligent. – Sus tubam audivit. (Eiselein, 413.) – Numeros memini, si verba tenerem. (Virgil.)

Poln.: Słyszy dzwonić, ale nie wié w którym kościele. (Lompa, 30; Masson, 325.)

Schwed.: Han haar fulle hördt klockan, men weet icke hwar hon hänger. (Grubb, 1343.)

*19 Er hat läuten hören, weiss aber nicht, wo die Glocken hängen.Simrock, 6241; Körte, 2203; Lohrengel, II, 371; Braun, I, 2185.

Er weiss etwas, aber nicht genau, nicht den Grund der Sache.

*20 Er hört läuten, sieht aber nicht (an)schlagen.

Er weiss nicht, wie spät es ist; seine Kenntniss von der betreffenden Sache ist sehr ungenau.

*21 Er läutet keine gute Glocke.

*22 Er läutet mit der Schweinskeule. (Holst.)

Der Grobe.

*23 Er will zugleich läuten und zur Procession gehen.

*24 He hett lüden hört un wêt nig, wo de Klok hangt. (Holst.) – Schütze, III, 66; für Kleve: Firmenich, I, 381, 3; für Steiermark: Firmenich, II, 767, 69; für Rastede: Firmenich, III, 26, 6; für Waldeck: Curtze, 359.

*25 He lüt met der Schwîneglocken. (Lippe.)

Sagt Grobheiten, reisst Zoten.

*26 Hei heft wat lüdde gehört, wêt awer nich ön welk Kärch (oder: ön welken Derp).Frischbier2, 2337.


Lautenist.

Ein Lautenist bricht viel Saiten, eh' er Meister wird.Lehmann, 185, 37; Winckler, I, 84; Simrock, 6950; Reinsberg III, 105; Grubb, 662.


Lautenklang.

Es ist ein schlechter Lautenklang, wenn die Saiten nicht zusammenstimmen.Parömiakon, 1862.

Von unfriedlichen Ehen, von Vereinen ohne Einklang.


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Lautenkunst.

Die schön lautenkunst macht bey Jungfrawen gunst.Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 174; Sailer, 71.


Lautenschlagen.

Lautenschlagen steht keinem wohl an, als wer es recht gelernt hat.


Lautenschlager.

* Ein lautenschlaher im hertzen (busen) han.Murner, Nb., 79; Eyering, II, 152; Henisch, 569, 56; Sailer, 307.

Einer stillen Liebe Ritterdienste leisten, eine stille Liebschaft haben, auch wol still vergnügt sein. Bei Egenolff (63b) heisst es von einem solchen: „Es ist jm heymlich wol. Derer freund, reichthumb, fried u. s. w. niemand weyss, die lachen in die faust vnd frewen sich heymlich in jhren busen, dass jhr glück vnd gut leben niemandt weiss.“ „Mancher hat im hertzen sitzen ein lauten schlaher mit seim kritzen, das er muss gumpen und auch blitzen on alle vernunfft mit wenig witzen.“ „Sie hat mirs wol so süss. geschlagen, das ich vom dantz lieff narren jagen, der hat ein lautenschlaher sitzen, wenn sie will, so muss erlauffen.“ (Murner, Von einem verliebten Narren, in Kloster, IV, 835.) Aber auch in dem Sinne: ein gutes Gewissen haben, wie es Grubb versteht.

Lat.: In sinu gaudere. (Egenolff, 63b; Sutor, 287.)

Schwed.: Han haar en lutenist i barmen. (Grubb, 312.)


Lautenspieler.

1 Der Lautenspieler fängt nicht eher an, bis der Trommler schweigt.

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*2 Einen Lautenspieler im Busen haben.Eiselein, 413; Körte, 3721 u. 4673.


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Luwdroppers foar it Loan, in de Prins krite hjar sels yn Sliep lyk as de Beratjes yn de Widge. (Westf.)

Lautrufer, Schreier, für das Vaterland und den Prinzen, schreien sich selbst in Schlaf wie die Kindlein in der Wiege.


Lavendelkiste.

* Das ist aus der Lavendelkiste.

Holl.: Dat is uit de lavendel-kist. ( Harrebomée, II, 11.)


Laviren.

1 Man muss laviren, wenn man nicht geradeaus segeln (oder: geraden Lauf nehmen) kann.

Aehnlich russisch Altmann V, 83.

*2 Er lavirt.

Er kann keine gerade Richtung verfolgen, sondern muss sich hin- und herwenden. Von Schiffen entlehnt, die bei widrigem Winde oft ihre Richtung ändern müssen. Auch vom Gange der Trunkenen.

*3 He lawêrt wie Boldt öm Landgrawe. (Danzig.) – Frischbier2, 2339.

Von einem, der nicht ans Ziel kommt.


Lawai.

Ik gêw em en Lawai1, dat em Hören un Seen verging. (Hamburg.) – Schütze, III, 16.

1) Ohrfeige, Prügel, Schläge.


Lawent.

* E lank Läwent driw (drüber) moachen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 243.

Grosses Gewäsch über etwas machen. Lawent = Suppe.


Lazareth.

1 Besser ein volles Lazareth als eine verpestete Stadt.

*2 Sie liegen in Einem Lazareth krank. (S. Spital.) – Altmann VI, 520.


Lazarus.

1 Den Armen Lazarum last man liegen; dessen Freund seynd Lumpen, Leuss vnd Hund.Lehmann, 42, 4.

2 Lazarus wirt endlich auch ein bapst, das jhn die Engel mit in jhrer Senfften tragen.Henisch, 888, 67; Petri, I, 69.

3 Wenn Lazarus das Malz trägt und Simon das Wasser, so gibt es gut Bier. (Osnabrück.)

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[[917]/0923] 10 Man muss nicht läuten, wenn man die Glocken nicht hören kann (will). – Reinsberg III, 99. 11 Man soll nicht leuten, eh es donnert. – Petri, II, 468. Und wenn es donnert, also das Gewitter in der Nähe ist, erst recht nicht. Frz.: Il ne faut pas clocher devant leg boiteux. (Cahier, 391.) 12 Mancher hört wol läuten, aber nicht zusammenschlagen. – Petri, II, 450. 13 Me cha nit lüten und umgoh. (Solothurn.) – Schild, 66, 111. Man kann nicht gleichzeitig zwei verschiedene Geschäfte besorgen wie Läuten und in Procession um die Kirche gehen. Sutermeister (144) fügt noch folgende verwandte Redensarten bei: Me ka nid trösche and Holz spalte. Me ka nid i sibe Häfe koche und de Kriesine hüete. 14 Men lüt erst, wenn et dondert. – Schambach, II, 161. Man läutet erst, wenn es donnert. Man trifft nicht eher Massregeln, einem Uebel abzuhelfen, bis es aufs höchste gestiegen ist. Von dem Volksglauben und der auf demselben ruhenden Sitte, bei schweren Gewittern die Glocken zu läuten, um dessen Kraft zu brechen; worauf sich ein Theil der Inschrift der grossen, 1486 gegossenen Glocke zu Schaffhausen bezieht: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango. 15 'S hat em 's angere g'lüte, 's lütet em gly z'sume. (Solothurn.) – Schild, 88, 34. Es geht mit seinen Vermögensverhältnissen oder seinem Leben zu Ende. Es hat schon zum andernmal geläutet, es läutet bald zusammen. 16 Wo geläutet wird, da sind auch Glocken. (S. Gerücht 19 und Kuh 176.) – Bücking, 163; Körte, 2202. *17 Er hat hören läuten, aber nicht zusammenschlagen. – Eiselein, 413; Ramann, Unterr., V, 9; Simrock, 6242; Braun, I, 2184. Die Sache nur obenhin, nicht gründlich gehört oder zwar gehört, aber nicht verstanden haben. In Schlesien: A hat wull hieren loithen, ock nich zusammen schlon. (Gomolcke, 56; Robinson, 67; Frommann, III, 246, 160.) „Sollen sie (z. B. Schüler, die den Unterricht schlecht benutzen) über etwas ihre Gedanken eröffnen, so will es nicht fort, denn sie haben wol hören läuten aber nicht zusammenschlagen.“ (Keller, 161d.) *18 Er hat läuten hören, weiss aber nicht wo (in welchem Dorfe, in welcher Kirche). – Mayer, II, 187; Eiselein, 413. Frz.: Il a oui braire une vache et il ne sait où. (Masson, 225.) – Vous prenés panier pour corbeille. (Kritzinger, 204b.) Lat.: Audiunt, sed non intelligent. – Sus tubam audivit. (Eiselein, 413.) – Numeros memini, si verba tenerem. (Virgil.) Poln.: Słyszy dzwonić, ale nie wié w którym kościele. (Lompa, 30; Masson, 325.) Schwed.: Han haar fulle hördt klockan, men weet icke hwar hon hänger. (Grubb, 1343.) *19 Er hat läuten hören, weiss aber nicht, wo die Glocken hängen. – Simrock, 6241; Körte, 2203; Lohrengel, II, 371; Braun, I, 2185. Er weiss etwas, aber nicht genau, nicht den Grund der Sache. *20 Er hört läuten, sieht aber nicht (an)schlagen. Er weiss nicht, wie spät es ist; seine Kenntniss von der betreffenden Sache ist sehr ungenau. *21 Er läutet keine gute Glocke. *22 Er läutet mit der Schweinskeule. (Holst.) Der Grobe. *23 Er will zugleich läuten und zur Procession gehen. *24 He hett lüden hört un wêt nig, wo de Klok hangt. (Holst.) – Schütze, III, 66; für Kleve: Firmenich, I, 381, 3; für Steiermark: Firmenich, II, 767, 69; für Rastede: Firmenich, III, 26, 6; für Waldeck: Curtze, 359. *25 He lüt met der Schwîneglocken. (Lippe.) Sagt Grobheiten, reisst Zoten. *26 Hei heft wat lüdde gehört, wêt awer nich ön welk Kärch (oder: ön welken Derp). – Frischbier2, 2337. Lautenist. Ein Lautenist bricht viel Saiten, eh' er Meister wird. – Lehmann, 185, 37; Winckler, I, 84; Simrock, 6950; Reinsberg III, 105; Grubb, 662. Lautenklang. Es ist ein schlechter Lautenklang, wenn die Saiten nicht zusammenstimmen. – Parömiakon, 1862. Von unfriedlichen Ehen, von Vereinen ohne Einklang. Lautenkunst. Die schön lautenkunst macht bey Jungfrawen gunst. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 174; Sailer, 71. Lautenschlagen. Lautenschlagen steht keinem wohl an, als wer es recht gelernt hat. Lautenschlager. * Ein lautenschlaher im hertzen (busen) han. – Murner, Nb., 79; Eyering, II, 152; Henisch, 569, 56; Sailer, 307. Einer stillen Liebe Ritterdienste leisten, eine stille Liebschaft haben, auch wol still vergnügt sein. Bei Egenolff (63b) heisst es von einem solchen: „Es ist jm heymlich wol. Derer freund, reichthumb, fried u. s. w. niemand weyss, die lachen in die faust vnd frewen sich heymlich in jhren busen, dass jhr glück vnd gut leben niemandt weiss.“ „Mancher hat im hertzen sitzen ein lauten schlaher mit seim kritzen, das er muss gumpen und auch blitzen on alle vernunfft mit wenig witzen.“ „Sie hat mirs wol so süss. geschlagen, das ich vom dantz lieff narren jagen, der hat ein lautenschlaher sitzen, wenn sie will, so muss erlauffen.“ (Murner, Von einem verliebten Narren, in Kloster, IV, 835.) Aber auch in dem Sinne: ein gutes Gewissen haben, wie es Grubb versteht. Lat.: In sinu gaudere. (Egenolff, 63b; Sutor, 287.) Schwed.: Han haar en lutenist i barmen. (Grubb, 312.) Lautenspieler. 1 Der Lautenspieler fängt nicht eher an, bis der Trommler schweigt. Der Verständige fängt erst an zu reden, wenn der Schwätzer aufhört. Böhm.: Loutenik hráti nezačne, až dudy umlknou. (Čelakovsky, 207.) Poln.: Lutnista grać niezacznie, až gajda umilknie. (Čelakovsky, 207.) *2 Einen Lautenspieler im Busen haben. – Eiselein, 413; Körte, 3721 u. 4673. Lautrufer. Luwdroppers foar it Loan, in de Prins krite hjar sels yn Sliep lyk as de Beratjes yn de Widge. (Westf.) Lautrufer, Schreier, für das Vaterland und den Prinzen, schreien sich selbst in Schlaf wie die Kindlein in der Wiege. Lavendelkiste. * Das ist aus der Lavendelkiste. Holl.: Dat is uit de lavendel-kist. ( Harrebomée, II, 11.) Laviren. 1 Man muss laviren, wenn man nicht geradeaus segeln (oder: geraden Lauf nehmen) kann. Aehnlich russisch Altmann V, 83. *2 Er lavirt. Er kann keine gerade Richtung verfolgen, sondern muss sich hin- und herwenden. Von Schiffen entlehnt, die bei widrigem Winde oft ihre Richtung ändern müssen. Auch vom Gange der Trunkenen. *3 He lawêrt wie Boldt öm Landgrawe. (Danzig.) – Frischbier2, 2339. Von einem, der nicht ans Ziel kommt. Lawai. Ik gêw em en Lawai1, dat em Hören un Seen verging. (Hamburg.) – Schütze, III, 16. 1) Ohrfeige, Prügel, Schläge. Lawent. * E lank Läwent driw (drüber) moachen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 243. Grosses Gewäsch über etwas machen. Lawent = Suppe. Lazareth. 1 Besser ein volles Lazareth als eine verpestete Stadt. *2 Sie liegen in Einem Lazareth krank. (S. Spital.) – Altmann VI, 520. Lazarus. 1 Den Armen Lazarum last man liegen; dessen Freund seynd Lumpen, Leuss vnd Hund. – Lehmann, 42, 4. 2 Lazarus wirt endlich auch ein bapst, das jhn die Engel mit in jhrer Senfften tragen. – Henisch, 888, 67; Petri, I, 69. 3 Wenn Lazarus das Malz trägt und Simon das Wasser, so gibt es gut Bier. (Osnabrück.) 4 Wenn Lazarus stirbt, so stirbt dem reichen Mann sein bester Freund. – Petri, II, 661. „Dass er darnach in die grosso Armuth gereth.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [917]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/923>, abgerufen am 29.04.2024.