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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] weisse Rosse und Eber. Während der Priester das Thier auf dem Stein zertheilte und das Haupt sammt den edeln Theilen den Göttern darbrachte, wurde das Blut in Kesseln aufgefangen; dann Tempelwände und Götterbilder damit bestrichen, wie das andächtig herumstehende Volk mit eigenen Sprengwedeln besprengt. Hierauf wurden mächtige Feuer angezündet und in grossen Kesseln das Fleisch der geschlachteten Thiere gekocht. Das Volk lagerte sich nun herum, und die bisher ernste gottesdienstliche Scene verwandelte sich nun in ein heiteres Festgelage. Das gesottene Fleisch und Fett wurde vertheilt, dazu trank man die Brühe und ass das in Eberform gebackene Brot. Nach dem Mahl aber wurden die Trinkhörner mit Meth und braunem Gerstensaft gefüllt; und nun begann ein nicht endenwollendes Zuschwenken der Becher, begleitet von Trinksprüchen, zu Ehren der Götter, und gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Das nannte man "die Minne trinken", die uralte, aus geweihtem Becher den Asen insgesammt oder einem einzelnen gebrachte Opferspende. Den grossen Minnetrunk erhielt nach alter Sitte der Göttervater Odhin, weil ihn die Einführung des Jul-(unsers Weihnachts-)festes zugeschrieben wurde; den zweiten Stiördhr, der Verleiher und Mehrer des Reichthums, den dritten Freyr, dem vorzugsweise die Feier galt. (Vgl. darüber den vollständigen Artikel Das Julfest der alten Germanen, von Ludw. von Hörmann, in der Illustrirten Zeitung, Nr. 1436, S. 467.)


Minorit.

Minoriten und Franziscaner gehen nicht allein über die Strasse, dass wenn einen der Teufel holt, der andere weiss, wo er hingekommen ist. (S. Mönch 118.)

Holl.: De minnebroeders gaan niet alleen. (Harrebomee, II, 88a.)


Minuet.

* Das ist ein neu Minuet, das man dem Adam auf seiner Hochzeit aufgespielt hat. - Chaos, 404.


Minus.

Dat es alle plus minus, sied Krämer. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 254.


Minute.

1 Eine Minute heute ist besser als eine Stunde morgen.

Die Russen: Für ein Jahr der Zukunft lieber ein Tag der Gegenwart. (Altmann VI, 91.)

2 Eine Minute slaget se sick, de andre frätt se sick et Zucker ut dem Marse. (Wolfenbüttel.)

3 Minuten braucht man, um auf einen Thurm zu steigen, aber nur Secunden, um herabzufallen.

4 Minuten sind an keinen Pfahl gebunden.

5 Was man der Minute nicht genommen, kann man vom Jahre nicht bekommen.

"Was man von der Minute ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit zurück." (Aus Schiller's Resignation.)

6 Wer Minuten spart, gewinnt Stunden.

Holl.: Zorg voor minuten, de uren zullen vor zich zelven zorgen. (Harrebomee, II, 88a.)


Minutenzeiger.

Wo es am Minutenzeiger genug ist, muss man nicht den Stundenzeiger drehen. - Sprichwörtergarten, 459.


Mir.

1 Daz mir, daz dir, sprach der hammer zu dem amboz. - Diutisca, I, 324; Zingerle, 63; Wackernagel, Altd. Lesebuch, 836.

Dies ins 14. oder 15. Jahrhundert fallende apologische Sprichwort gehört zu denen, die man als Anfang und Vorbild der unsern ansehen darf. (Vgl. Hoefer, Ueber apologische oder Beispielssprichwörter in Hagen, Neue Jahrb., VI, 105.)

2 Mir nit, dir nit.

"Das sprichwort heisst: mir nit, dir nit." (Waldis, II, 24, 34.)

3 Mir und dir ist niemand huld, das ist unser beider Schuld. - Heuseler, 344.

4 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.

Frz.: Les extremes se touchent? (Eiselein, 465.)

Lat.: Magna ingenia conspirant. - Se eos, qui contra ipsum non essent suos putare. (Eiselein, 465.)

*5 Mir nichts, dir nichts. - Liefl. Idiot., 153.

Geradezu, ohne zu bedenken, ohne Ansehen der Person.


Mireinstückchen.

Mireinstückchen ist gestorben und Geberchen noch nicht geboren. (Wend. Lausitz.)


Mirl.

* 'S Mirl1 am Bach. (Oberösterreich.)

1) Mariechen. - Man nennt so ein einfältig, ungeschicktes Mädchen.


[Spaltenumbruch]
Misbrauch.

1 Alte Misbräuche und Wanzen sind schwer zu vertilgen.

Holl.: Oud misbruik laat men zelden. (Harrebomee, II, 88b.)

2 Aus Missbrauch lernt man den rechten brauch. - Lehmann, 517, 3.

Lat.: Usus habet laudem, crimen abusus habet. (Gaal, 1622.)

3 Der Missbrauch nimpt dem wesen nichts. - Henisch, 482, 49; Petri, II, 102.

Lat.: Abusus non tollit rei substantiam. (Henisch, 482, 50.)

4 Der Missbrauch verderbt alles. - Petri, II, 102.

5 Misbrauch frisst das eigene Herz, kein fremdes. - Simrock, 7030.

6 Misbrauch ist alles guten Brauches Rost. - Graf, 13, 180; Körte, 4255; Braun, I, 2725.

Dän.: Misbrug henger altid ved som rust. - Naar misbrug kommer i brug, lader den sig ei straffe eller afskaffe. (Prov. dan., 415.)

Holl.: Misbruik maakt alle ding afkeerig. (Harrebomee, II, 88b.)

7 Misbrauch ist keine Gewohnheit. - Eiselein, 467; Eisenhart, I, 9; Hillebrand, 9; Pistor., VIII, 58; Simrock, 7028; Körte, 4253; Sailer, 251; Graf, 13, 184; Braun, I, 2723.

Dass man von einer Gewohnheit bisher einen Gebrauch gemacht hat, sichert allein ihr das Fortbestehen nicht, wenn sie nicht auch das Recht der Natur und der gesunden Vernunft für sich hat; eine Gewohnheit, die aus dem Bewusstsein der Willkürlichkeit oder gar des Unrechts hervorgegangen ist, ist ein Misbrauch, welchem keine Zeit Gültigkeit beilegen kann.

8 Misbrauch lehrt den rechten Brauch. - Eiselein, 468; Simrock, 7029; Körte, 4254; Braun, I, 2714; Graf, 13, 183.

9 Misbräuche sind schlecht, aber sie verbessern das Recht.

Schwed.: Missbruuk giör goden laag. (Grubb, 525.)

10 Missbrauch hebt den (rechten) brauch nicht auff. - Lehmann, 517, 9.

11 Wegen des Missbrauchs soll man den rechten Brauch nicht niederlegen. - Petri, II, 613; Henisch, 482, 53.

12 Wenn man den Missbrauch abthut, so bestehet alles gut. - Henisch, 482, 51.


Mischen.

1 Es mischt sich oft ein Mäusdreck untern Pfeffer. - Mayer, I, 196.

Holl.: Hij slaat overal zijn' kloet in. - Hij valt daar plomp met zijn kloet in. (Harrebomee, I, 415b.)

2 Hastus wol gemischt, so karts wol. - Franck, I, 74b; Lehmann, II, 261, 8; Sailer, 270; Körte, 4252; Simrock, 5441; Braun, I, 2722.

3 Man muss eins anns ander mischen vnnd böse wahr mit guter verkauffen. - Franck, II, 57a.

4 Wer sich in alles will mischen, muss oft die Augen wischen. - Parömiakon, 2202.

5 Wer sich in nichts mischt, hat überall Friede.

"Eine Offiziersfrau beklagte sich gegen Friedrich den Grossen, dass ihr Mann sie mishandele. >Das geht mich nichts an!< erwiderte er. >Aber<, fuhr sie fort, >er schimpft auch auf Ew. Majestät.< >Das geht Sie nichts an<, war die Antwort."

Frz.: Qui ne se mele de rien, a paix de tout. (Cahier, 1068.)

6 Wer sich in wenig mischt, hat auch wenig zu verantworten.

Frz. Schweiz: De pou sche mehlie, de pou la a fere. (Schweiz, II, 120, 6.)

7 Wer sich mischt unter die Kleie (Träber), den fressen die Säue. - Lohrengel, I, 855.

*8 A mischt sich in ollen Qwork. - Gomolcke, 174.

*9 Er mischt in alles sich gar keck, wie in den Pfeffer der Mäusedreck. - Blum, 55; Eiselein, 457.

*10 He mischt sick in all's as Mauskötel unner'n Peper.

*11 Was er mischt, wird nicht sehr untereinander kommen.

Er kann weder viel nützen, noch viel schaden.


Mischpoche.

*1 Das is e Mischpoche. - Tendlau, 576.

D. h. eine Familie oder Sippschaft im übeln Sinne. Um zu sagen: Die passen zusammen. (S. Amt 79.)

[Spaltenumbruch] weisse Rosse und Eber. Während der Priester das Thier auf dem Stein zertheilte und das Haupt sammt den edeln Theilen den Göttern darbrachte, wurde das Blut in Kesseln aufgefangen; dann Tempelwände und Götterbilder damit bestrichen, wie das andächtig herumstehende Volk mit eigenen Sprengwedeln besprengt. Hierauf wurden mächtige Feuer angezündet und in grossen Kesseln das Fleisch der geschlachteten Thiere gekocht. Das Volk lagerte sich nun herum, und die bisher ernste gottesdienstliche Scene verwandelte sich nun in ein heiteres Festgelage. Das gesottene Fleisch und Fett wurde vertheilt, dazu trank man die Brühe und ass das in Eberform gebackene Brot. Nach dem Mahl aber wurden die Trinkhörner mit Meth und braunem Gerstensaft gefüllt; und nun begann ein nicht endenwollendes Zuschwenken der Becher, begleitet von Trinksprüchen, zu Ehren der Götter, und gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Das nannte man „die Minne trinken“, die uralte, aus geweihtem Becher den Asen insgesammt oder einem einzelnen gebrachte Opferspende. Den grossen Minnetrunk erhielt nach alter Sitte der Göttervater Odhin, weil ihn die Einführung des Jul-(unsers Weihnachts-)festes zugeschrieben wurde; den zweiten Stiördhr, der Verleiher und Mehrer des Reichthums, den dritten Freyr, dem vorzugsweise die Feier galt. (Vgl. darüber den vollständigen Artikel Das Julfest der alten Germanen, von Ludw. von Hörmann, in der Illustrirten Zeitung, Nr. 1436, S. 467.)


Minorit.

Minoriten und Franziscaner gehen nicht allein über die Strasse, dass wenn einen der Teufel holt, der andere weiss, wo er hingekommen ist. (S. Mönch 118.)

Holl.: De minnebroeders gaan niet alleen. (Harrebomée, II, 88a.)


Minuet.

* Das ist ein neu Minuet, das man dem Adam auf seiner Hochzeit aufgespielt hat.Chaos, 404.


Minus.

Dat es alle plus minus, sied Krämer. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 254.


Minute.

1 Eine Minute heute ist besser als eine Stunde morgen.

Die Russen: Für ein Jahr der Zukunft lieber ein Tag der Gegenwart. (Altmann VI, 91.)

2 Eine Minute slaget se sick, de andre frätt se sick et Zucker ut dem Mârse. (Wolfenbüttel.)

3 Minuten braucht man, um auf einen Thurm zu steigen, aber nur Secunden, um herabzufallen.

4 Minuten sind an keinen Pfahl gebunden.

5 Was man der Minute nicht genommen, kann man vom Jahre nicht bekommen.

„Was man von der Minute ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit zurück.“ (Aus Schiller's Resignation.)

6 Wer Minuten spart, gewinnt Stunden.

Holl.: Zorg voor minuten, de uren zullen vor zich zelven zorgen. (Harrebomée, II, 88a.)


Minutenzeiger.

Wo es am Minutenzeiger genug ist, muss man nicht den Stundenzeiger drehen.Sprichwörtergarten, 459.


Mir.

1 Daz mir, daz dir, sprach der hammer zu dem ambôz.Diutisca, I, 324; Zingerle, 63; Wackernagel, Altd. Lesebuch, 836.

Dies ins 14. oder 15. Jahrhundert fallende apologische Sprichwort gehört zu denen, die man als Anfang und Vorbild der unsern ansehen darf. (Vgl. Hoefer, Ueber apologische oder Beispielssprichwörter in Hagen, Neue Jahrb., VI, 105.)

2 Mir nit, dir nit.

„Das sprichwort heisst: mir nit, dir nit.“ (Waldis, II, 24, 34.)

3 Mir und dir ist niemand huld, das ist unser beider Schuld.Heuseler, 344.

4 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.

Frz.: Les extrêmes se touchent? (Eiselein, 465.)

Lat.: Magna ingenia conspirant. – Se eos, qui contra ipsum non essent suos putare. (Eiselein, 465.)

*5 Mir nichts, dir nichts.Liefl. Idiot., 153.

Geradezu, ohne zu bedenken, ohne Ansehen der Person.


Mireinstückchen.

Mireinstückchen ist gestorben und Geberchen noch nicht geboren. (Wend. Lausitz.)


Mirl.

* 'S Mirl1 am Bach. (Oberösterreich.)

1) Mariechen. – Man nennt so ein einfältig, ungeschicktes Mädchen.


[Spaltenumbruch]
Misbrauch.

1 Alte Misbräuche und Wanzen sind schwer zu vertilgen.

Holl.: Oud misbruik laat men zelden. (Harrebomée, II, 88b.)

2 Aus Missbrauch lernt man den rechten brauch.Lehmann, 517, 3.

Lat.: Usus habet laudem, crimen abusus habet. (Gaal, 1622.)

3 Der Missbrauch nimpt dem wesen nichts.Henisch, 482, 49; Petri, II, 102.

Lat.: Abusus non tollit rei substantiam. (Henisch, 482, 50.)

4 Der Missbrauch verderbt alles.Petri, II, 102.

5 Misbrauch frisst das eigene Herz, kein fremdes.Simrock, 7030.

6 Misbrauch ist alles guten Brauches Rost.Graf, 13, 180; Körte, 4255; Braun, I, 2725.

Dän.: Misbrug henger altid ved som rust. – Naar misbrug kommer i brug, lader den sig ei straffe eller afskaffe. (Prov. dan., 415.)

Holl.: Misbruik maakt alle ding afkeerig. (Harrebomée, II, 88b.)

7 Misbrauch ist keine Gewohnheit.Eiselein, 467; Eisenhart, I, 9; Hillebrand, 9; Pistor., VIII, 58; Simrock, 7028; Körte, 4253; Sailer, 251; Graf, 13, 184; Braun, I, 2723.

Dass man von einer Gewohnheit bisher einen Gebrauch gemacht hat, sichert allein ihr das Fortbestehen nicht, wenn sie nicht auch das Recht der Natur und der gesunden Vernunft für sich hat; eine Gewohnheit, die aus dem Bewusstsein der Willkürlichkeit oder gar des Unrechts hervorgegangen ist, ist ein Misbrauch, welchem keine Zeit Gültigkeit beilegen kann.

8 Misbrauch lehrt den rechten Brauch.Eiselein, 468; Simrock, 7029; Körte, 4254; Braun, I, 2714; Graf, 13, 183.

9 Misbräuche sind schlecht, aber sie verbessern das Recht.

Schwed.: Missbruuk giör goden laag. (Grubb, 525.)

10 Missbrauch hebt den (rechten) brauch nicht auff.Lehmann, 517, 9.

11 Wegen des Missbrauchs soll man den rechten Brauch nicht niederlegen.Petri, II, 613; Henisch, 482, 53.

12 Wenn man den Missbrauch abthut, so bestehet alles gut.Henisch, 482, 51.


Mischen.

1 Es mischt sich oft ein Mäusdreck untern Pfeffer.Mayer, I, 196.

Holl.: Hij slaat overal zijn' kloet in. – Hij valt daar plomp met zijn kloet in. (Harrebomée, I, 415b.)

2 Hastus wol gemischt, so karts wol.Franck, I, 74b; Lehmann, II, 261, 8; Sailer, 270; Körte, 4252; Simrock, 5441; Braun, I, 2722.

3 Man muss eins anns ander mischen vnnd böse wahr mit guter verkauffen.Franck, II, 57a.

4 Wer sich in alles will mischen, muss oft die Augen wischen.Parömiakon, 2202.

5 Wer sich in nichts mischt, hat überall Friede.

„Eine Offiziersfrau beklagte sich gegen Friedrich den Grossen, dass ihr Mann sie mishandele. ›Das geht mich nichts an!‹ erwiderte er. ›Aber‹, fuhr sie fort, ›er schimpft auch auf Ew. Majestät.‹ ›Das geht Sie nichts an‹, war die Antwort.“

Frz.: Qui ne se mêle de rien, a paix de tout. (Cahier, 1068.)

6 Wer sich in wenig mischt, hat auch wenig zu verantworten.

Frz. Schweiz: Dé pou sché mehlie, de pou la a fére. (Schweiz, II, 120, 6.)

7 Wer sich mischt unter die Kleie (Träber), den fressen die Säue.Lohrengel, I, 855.

*8 A mischt sich in ollen Qwork.Gomolcke, 174.

*9 Er mischt in alles sich gar keck, wie in den Pfeffer der Mäusedreck.Blum, 55; Eiselein, 457.

*10 He mischt sick in all's as Mûskötel unner'n Pêper.

*11 Was er mischt, wird nicht sehr untereinander kommen.

Er kann weder viel nützen, noch viel schaden.


Mischpoche.

*1 Das is e Mischpoche.Tendlau, 576.

D. h. eine Familie oder Sippschaft im übeln Sinne. Um zu sagen: Die passen zusammen. (S. Amt 79.)

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[[333]/0347] weisse Rosse und Eber. Während der Priester das Thier auf dem Stein zertheilte und das Haupt sammt den edeln Theilen den Göttern darbrachte, wurde das Blut in Kesseln aufgefangen; dann Tempelwände und Götterbilder damit bestrichen, wie das andächtig herumstehende Volk mit eigenen Sprengwedeln besprengt. Hierauf wurden mächtige Feuer angezündet und in grossen Kesseln das Fleisch der geschlachteten Thiere gekocht. Das Volk lagerte sich nun herum, und die bisher ernste gottesdienstliche Scene verwandelte sich nun in ein heiteres Festgelage. Das gesottene Fleisch und Fett wurde vertheilt, dazu trank man die Brühe und ass das in Eberform gebackene Brot. Nach dem Mahl aber wurden die Trinkhörner mit Meth und braunem Gerstensaft gefüllt; und nun begann ein nicht endenwollendes Zuschwenken der Becher, begleitet von Trinksprüchen, zu Ehren der Götter, und gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Das nannte man „die Minne trinken“, die uralte, aus geweihtem Becher den Asen insgesammt oder einem einzelnen gebrachte Opferspende. Den grossen Minnetrunk erhielt nach alter Sitte der Göttervater Odhin, weil ihn die Einführung des Jul-(unsers Weihnachts-)festes zugeschrieben wurde; den zweiten Stiördhr, der Verleiher und Mehrer des Reichthums, den dritten Freyr, dem vorzugsweise die Feier galt. (Vgl. darüber den vollständigen Artikel Das Julfest der alten Germanen, von Ludw. von Hörmann, in der Illustrirten Zeitung, Nr. 1436, S. 467.) Minorit. Minoriten und Franziscaner gehen nicht allein über die Strasse, dass wenn einen der Teufel holt, der andere weiss, wo er hingekommen ist. (S. Mönch 118.) Holl.: De minnebroeders gaan niet alleen. (Harrebomée, II, 88a.) Minuet. * Das ist ein neu Minuet, das man dem Adam auf seiner Hochzeit aufgespielt hat. – Chaos, 404. Minus. Dat es alle plus minus, sied Krämer. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 254. Minute. 1 Eine Minute heute ist besser als eine Stunde morgen. Die Russen: Für ein Jahr der Zukunft lieber ein Tag der Gegenwart. (Altmann VI, 91.) 2 Eine Minute slaget se sick, de andre frätt se sick et Zucker ut dem Mârse. (Wolfenbüttel.) 3 Minuten braucht man, um auf einen Thurm zu steigen, aber nur Secunden, um herabzufallen. 4 Minuten sind an keinen Pfahl gebunden. 5 Was man der Minute nicht genommen, kann man vom Jahre nicht bekommen. „Was man von der Minute ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit zurück.“ (Aus Schiller's Resignation.) 6 Wer Minuten spart, gewinnt Stunden. Holl.: Zorg voor minuten, de uren zullen vor zich zelven zorgen. (Harrebomée, II, 88a.) Minutenzeiger. Wo es am Minutenzeiger genug ist, muss man nicht den Stundenzeiger drehen. – Sprichwörtergarten, 459. Mir. 1 Daz mir, daz dir, sprach der hammer zu dem ambôz. – Diutisca, I, 324; Zingerle, 63; Wackernagel, Altd. Lesebuch, 836. Dies ins 14. oder 15. Jahrhundert fallende apologische Sprichwort gehört zu denen, die man als Anfang und Vorbild der unsern ansehen darf. (Vgl. Hoefer, Ueber apologische oder Beispielssprichwörter in Hagen, Neue Jahrb., VI, 105.) 2 Mir nit, dir nit. „Das sprichwort heisst: mir nit, dir nit.“ (Waldis, II, 24, 34.) 3 Mir und dir ist niemand huld, das ist unser beider Schuld. – Heuseler, 344. 4 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich. Frz.: Les extrêmes se touchent? (Eiselein, 465.) Lat.: Magna ingenia conspirant. – Se eos, qui contra ipsum non essent suos putare. (Eiselein, 465.) *5 Mir nichts, dir nichts. – Liefl. Idiot., 153. Geradezu, ohne zu bedenken, ohne Ansehen der Person. Mireinstückchen. Mireinstückchen ist gestorben und Geberchen noch nicht geboren. (Wend. Lausitz.) Mirl. * 'S Mirl1 am Bach. (Oberösterreich.) 1) Mariechen. – Man nennt so ein einfältig, ungeschicktes Mädchen. Misbrauch. 1 Alte Misbräuche und Wanzen sind schwer zu vertilgen. Holl.: Oud misbruik laat men zelden. (Harrebomée, II, 88b.) 2 Aus Missbrauch lernt man den rechten brauch. – Lehmann, 517, 3. Lat.: Usus habet laudem, crimen abusus habet. (Gaal, 1622.) 3 Der Missbrauch nimpt dem wesen nichts. – Henisch, 482, 49; Petri, II, 102. Lat.: Abusus non tollit rei substantiam. (Henisch, 482, 50.) 4 Der Missbrauch verderbt alles. – Petri, II, 102. 5 Misbrauch frisst das eigene Herz, kein fremdes. – Simrock, 7030. 6 Misbrauch ist alles guten Brauches Rost. – Graf, 13, 180; Körte, 4255; Braun, I, 2725. Dän.: Misbrug henger altid ved som rust. – Naar misbrug kommer i brug, lader den sig ei straffe eller afskaffe. (Prov. dan., 415.) Holl.: Misbruik maakt alle ding afkeerig. (Harrebomée, II, 88b.) 7 Misbrauch ist keine Gewohnheit. – Eiselein, 467; Eisenhart, I, 9; Hillebrand, 9; Pistor., VIII, 58; Simrock, 7028; Körte, 4253; Sailer, 251; Graf, 13, 184; Braun, I, 2723. Dass man von einer Gewohnheit bisher einen Gebrauch gemacht hat, sichert allein ihr das Fortbestehen nicht, wenn sie nicht auch das Recht der Natur und der gesunden Vernunft für sich hat; eine Gewohnheit, die aus dem Bewusstsein der Willkürlichkeit oder gar des Unrechts hervorgegangen ist, ist ein Misbrauch, welchem keine Zeit Gültigkeit beilegen kann. 8 Misbrauch lehrt den rechten Brauch. – Eiselein, 468; Simrock, 7029; Körte, 4254; Braun, I, 2714; Graf, 13, 183. 9 Misbräuche sind schlecht, aber sie verbessern das Recht. Schwed.: Missbruuk giör goden laag. (Grubb, 525.) 10 Missbrauch hebt den (rechten) brauch nicht auff. – Lehmann, 517, 9. 11 Wegen des Missbrauchs soll man den rechten Brauch nicht niederlegen. – Petri, II, 613; Henisch, 482, 53. 12 Wenn man den Missbrauch abthut, so bestehet alles gut. – Henisch, 482, 51. Mischen. 1 Es mischt sich oft ein Mäusdreck untern Pfeffer. – Mayer, I, 196. Holl.: Hij slaat overal zijn' kloet in. – Hij valt daar plomp met zijn kloet in. (Harrebomée, I, 415b.) 2 Hastus wol gemischt, so karts wol. – Franck, I, 74b; Lehmann, II, 261, 8; Sailer, 270; Körte, 4252; Simrock, 5441; Braun, I, 2722. 3 Man muss eins anns ander mischen vnnd böse wahr mit guter verkauffen. – Franck, II, 57a. 4 Wer sich in alles will mischen, muss oft die Augen wischen. – Parömiakon, 2202. 5 Wer sich in nichts mischt, hat überall Friede. „Eine Offiziersfrau beklagte sich gegen Friedrich den Grossen, dass ihr Mann sie mishandele. ›Das geht mich nichts an!‹ erwiderte er. ›Aber‹, fuhr sie fort, ›er schimpft auch auf Ew. Majestät.‹ ›Das geht Sie nichts an‹, war die Antwort.“ Frz.: Qui ne se mêle de rien, a paix de tout. (Cahier, 1068.) 6 Wer sich in wenig mischt, hat auch wenig zu verantworten. Frz. Schweiz: Dé pou sché mehlie, de pou la a fére. (Schweiz, II, 120, 6.) 7 Wer sich mischt unter die Kleie (Träber), den fressen die Säue. – Lohrengel, I, 855. *8 A mischt sich in ollen Qwork. – Gomolcke, 174. *9 Er mischt in alles sich gar keck, wie in den Pfeffer der Mäusedreck. – Blum, 55; Eiselein, 457. *10 He mischt sick in all's as Mûskötel unner'n Pêper. *11 Was er mischt, wird nicht sehr untereinander kommen. Er kann weder viel nützen, noch viel schaden. Mischpoche. *1 Das is e Mischpoche. – Tendlau, 576. D. h. eine Familie oder Sippschaft im übeln Sinne. Um zu sagen: Die passen zusammen. (S. Amt 79.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [333]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/347>, abgerufen am 26.04.2024.