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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Nachschrapsel.

* Es ist das Nachschrapsel. - Frischbier2, 2702.

Das letzte Kind.


Nachschreien.

1 Der nachschreit, schreit so sehr als der vor. - Simrock, 9208.

*2 Er schreit nach wie ein Blinder, der seinen Stecken verloren hat.

"Derhalben wöllen wir nicht nachlassen, euch nach zulauffen vnd nach zu schreyen, wie ein Blinder, der sein stecken verloren hat." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 287.)


Nachschrift.

Die Nachschrift lautet nicht selten anders als der Brief.


Nachschwätzen.

* Er kann gut nachschwätzen. - Tendlau, 155.

Wer, ohne selbst zu denken, nur sagt, was er gehört.


Nachschwimmen.

Es ist besser nachschwimmen, denn voran. - Petri, II, 256; Henisch, 323, 5; Schottel, 1125b.


Nachseh.

Nachseh und Selbstgeh sind zwei gute Hausdiener.

Dän.: See til og gak med er to gode tyende i et huus. (Prov. dan., 493.)


Nachsehen.

1 Dem bleibt nur das Nachsehen, der zu spät kommt.

*2 Er hat mir das Nachsehen gelassen. - Philippi, II, 49.

Ich bin übervortheilt worden, leer ausgegangen.


Nachsetzen.

Wer langsam nachsetzt, holt am sichersten ein.


Nachsicht.

1 Nachsicht ist keine Quittung.

Daraus, dass man lange wartet, folgt nicht, dass man nicht bezahlt sein will.

2 Nachsicht macht schlechte Bezahler. - Müller, 8, 3.

3 Wer Nachsicht braucht, soll auch Nachsicht gewähren.

It.: Chi per se vuol perdono, perdoni altrui.

Lat.: Det ille veniam facile, cui venia est opus. (Philippi, I, 117.)

4 Zu grosse Nachsicht schadet.

It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente.

Lat.: Saepe ignoscendo das injuriae locum. (Publ. Syr.) (Philippi, II, 162.)


Nachsinnen.

1 Mancher sinnet einer sach so spitzig nach, wie der Hirschawer dem Kuhdreck bis auffs Dach nach gedacht, wo die Kuh den dohin gelegt. - Lehmann, 187, 20.

2 Wer blos nachsinnt, kommt nicht zum Handeln.

It.: Chi non da fine al pensare non da principio al fare.


Nachsprache.

Nachsprach' und Hinterrede haben schon grossen Schaden gemacht. - Graf, 351, 404.

Von der übeln Nachrede.


Nächst.

1 E jeder äs sich sälwest um nechsten. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 960.

Holl.: Men is zich zelven de naaste. (Harrebomee, II, 114a.)

*2 Den nächsten (Weg) nach Zürich gehen.


Nächstenliebe.

Nächstenlieb' und weisse Raben kann man eins wie's andere haben.


Nächstens.

So nich, nächstens, sägt Schmed Nöcker. - Schlingmann, 1080.


Nächster.

1 Alles soll man dem Nächsten wünschen, sagt der Jude, nur keinen bösen Nachbar. - Hoefer, 492.

2 Am Naisten san a ergsten. (Amrum.) - Haupt, VIII, 364, 217.

3 De Negsten, de Weh'sten.

4 Den Nächsten im Grade, den Aeltesten auf der Strasse, die Männer vor den Frauen sieht man holländische Lehen behalten. (S. Grad 3 und Leib 21.) - Graf, 559, 67.

In Holland: De Näst in graed, de autst op straet, de Mann's vor Frouwen siet man een Hollands leen behauwen. (Pistor., V, 62.)

[Spaltenumbruch] 5 Der der Nächste ist, bleibt bei dem Gut. - Graf, 200, 118.

Im lübeckschen Recht: De de negeste is blifft bi dem gude. (Hach, 319.)

6 Der Nächste am (im) Blut, der Nächste am (im) Gut. - Hillebrand, 145, 203; Körte, 4407; Pistor., I, 84; Graf, 200, 112; Braun, I, 2872.

Das Sprichwort kommt in verschiedenen Formen vor. (S. Blut 41 u. 53.)

7 Der Nächste beim Feuer wärmt sich. - Simrock, 9273a.

8 Der Nächste, der Beste. - Chaos, 1014.

9 Der Nächste nimmt das Erbe. - Graf, 199, 103.

Der Gang des Erbes nach dem deutschen Recht folgt im allgemeinen zwar dem Strome des Bluts in die Zukunft, aber innerhalb der langen Reihe von Nachkommen entscheidet für das Recht, das Erbe zu nehmen, die Gradesnähe, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, das nach den Goslarer Statuten lautet: dy neyste nimt dat erve. (Göschen, I, 2, 1.)

10 Der Nächste nimmt das Gut. - Graf, 199, 104.

Fries.: De naste nemen dat guet. (Richthofen, 372.)

11 Der Nächste über dem Graben, der nimmt mit Näherkauf. - Graf, 104, 229.

In Ermangelung von Blutsverwandten und Freunden hatte der nächste Nachbar den Vorkauf eines liegenden Grundes. Bei Pufendorf (III, 146): De negeste oever der Sloet, so nemen de dat mit negerkoep.

12 Der Nächste zur Sippschaft, der Nächste zur Erbschaft. (S. Sippe.) - Eisenhart, 282; Graf, 201, 125.

13 Die Nächsten gelten den Todten. - Graf, 221, 266.

Die nächsten Erben bezahlen, so weit das Erbe reicht, die Schulden für den Verstorbenen.

Altfries: De naesten gelten den doeden. (Richthofen, 371, 17.)

14 Die Nächsten treten einem die Schuhe aus. - Eiselein, 483; Simrock, 7272.

Lat.: Ad suum quemque quaestum aequum est esse callidum. - Prima persona incipit ab ego. (Eiselein, 483.)

15 Jeder is sick selwer de Nöcheste. (Waldeck.) - Curtze, 330, 194.

16 Jeder ist sich selbst der Nächste. (S. Hand 3.) - Eiselein, 483; Simrock, 7271; Schamelius, 156, 9; Körte, 4405; Günther, 81; Hillmer, 449; Graf, 389, 546; Braun, I, 2871.

Als Herr von Pochhammer, der Apostel der Irvingianer am 12. Oct. 1856 seiner Gemeinde im Magdeburgischen das Abendmahl austheilte, spendete er dasselbe erst sich selber und dann - den Communicanten. (National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 489, Beil.) "Ich bin mir selbst der Nächste, so spricht der alte Kraft. Wie ist er zu beklagen, ob dieser Nachbarschaft." (Vgl. Joh. Gotth. Rosa, Limites proverbii: Proximus sum egomet mihi. Vulgo: Ich bin mir selbst der Nächste, Jena 1717.)

Engl.: Charity begins at home. (Masson, 253.)

Frz.: Charite bien ordonnee commence par soi-meme. (Marin, 16; Masson, 253; Lendroy, 322.)

It.: Fa prima bene ai tuoi ei poi agli altri se tu puoi. (Masson, 253.) - Piu vicino e il dente che nessun parente.

Lat.: Caritas bene ordinata incipit a se ipsa. (Masson, 253.) - In eodem prato bos herbam quaerit, canis leporem, ciconia lacertum. (Seneca.) (Binder II, 1427.) - Omnes sibi melius esse malunt, quam alteri. - Proximus sum egomet mihi. (Terenz.) (Binder I, 1412; II, 2625; Faselius, 211; Froberg, 500; Philippi, II, 113; Schamelius, 156, 9; Schonheim, P, 21; Wiegand, 254.) - Suus sibi quisque haeres optimus. (Binder II, 3266; Schreger, 122.)

Schwed.: Hwar är sin egen weldewän. (Grubb, 346.) - Hwar och en är sig sjelf närmast. (Marin, 16.)

17 Leer auss deines nechsten brunst dein fewer trechen. - Franck, I, 65b.

Lat.: Bonum est fugienda aspicere in alieno. (Franck, I, 65b.)

18 Liebe deinen Nächsten, reiss aber den Zaun nicht nieder. - Körte, 4406.

19 Man muss seinen Nächsten lieben wie sich selbst, sagte Kunz, und küsste seines Nachbars Weib statt seines.

20 Man soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst.

Vorausgesetzt dass man sich selber nicht zu schlecht liebt.

Lat.: Dilige vicinum, veluti te deligis ipsum. (Binder I, 334; II, 790.)

21 Wer seinem Nächsten wohlthut, ist Gottes Bote (Diener).

Holl.: Die zijne naasten weldoet, komt naast bij God. (Harrebomee, II, 114a.)

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Nachschrapsel.

* Es ist das Nachschrapsel.Frischbier2, 2702.

Das letzte Kind.


Nachschreien.

1 Der nachschreit, schreit so sehr als der vor.Simrock, 9208.

*2 Er schreit nach wie ein Blinder, der seinen Stecken verloren hat.

„Derhalben wöllen wir nicht nachlassen, euch nach zulauffen vnd nach zu schreyen, wie ein Blinder, der sein stecken verloren hat.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 287.)


Nachschrift.

Die Nachschrift lautet nicht selten anders als der Brief.


Nachschwätzen.

* Er kann gut nachschwätzen.Tendlau, 155.

Wer, ohne selbst zu denken, nur sagt, was er gehört.


Nachschwimmen.

Es ist besser nachschwimmen, denn voran.Petri, II, 256; Henisch, 323, 5; Schottel, 1125b.


Nachseh.

Nachseh und Selbstgeh sind zwei gute Hausdiener.

Dän.: See til og gak med er to gode tyende i et huus. (Prov. dan., 493.)


Nachsehen.

1 Dem bleibt nur das Nachsehen, der zu spät kommt.

*2 Er hat mir das Nachsehen gelassen.Philippi, II, 49.

Ich bin übervortheilt worden, leer ausgegangen.


Nachsetzen.

Wer langsam nachsetzt, holt am sichersten ein.


Nachsicht.

1 Nachsicht ist keine Quittung.

Daraus, dass man lange wartet, folgt nicht, dass man nicht bezahlt sein will.

2 Nachsicht macht schlechte Bezahler.Müller, 8, 3.

3 Wer Nachsicht braucht, soll auch Nachsicht gewähren.

It.: Chi per se vuol perdono, perdoni altrui.

Lat.: Det ille veniam facile, cui venia est opus. (Philippi, I, 117.)

4 Zu grosse Nachsicht schadet.

It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente.

Lat.: Saepe ignoscendo das injuriae locum. (Publ. Syr.) (Philippi, II, 162.)


Nachsinnen.

1 Mancher sinnet einer sach so spitzig nach, wie der Hirschawer dem Kuhdreck bis auffs Dach nach gedacht, wo die Kuh den dohin gelegt.Lehmann, 187, 20.

2 Wer blos nachsinnt, kommt nicht zum Handeln.

It.: Chi non dà fine al pensare non dà principio al fare.


Nachsprache.

Nachsprach' und Hinterrede haben schon grossen Schaden gemacht.Graf, 351, 404.

Von der übeln Nachrede.


Nächst.

1 E jêder äs sich sälwest um nêchsten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 960.

Holl.: Men is zich zelven de naaste. (Harrebomée, II, 114a.)

*2 Den nächsten (Weg) nach Zürich gehen.


Nächstenliebe.

Nächstenlieb' und weisse Raben kann man eins wie's andere haben.


Nächstens.

So nich, nächstens, sägt Schmed Nöcker.Schlingmann, 1080.


Nächster.

1 Alles soll man dem Nächsten wünschen, sagt der Jude, nur keinen bösen Nachbar.Hoefer, 492.

2 Am Nâisten san a êrgsten. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 217.

3 De Nêgsten, de Weh'sten.

4 Den Nächsten im Grade, den Aeltesten auf der Strasse, die Männer vor den Frauen sieht man holländische Lehen behalten. (S. Grad 3 und Leib 21.) – Graf, 559, 67.

In Holland: De Näst in graed, de autst op straet, de Mann's vor Frouwen siet man een Hollands leen behauwen. (Pistor., V, 62.)

[Spaltenumbruch] 5 Der der Nächste ist, bleibt bei dem Gut.Graf, 200, 118.

Im lübeckschen Recht: De de negeste is blifft bi dem gude. (Hach, 319.)

6 Der Nächste am (im) Blut, der Nächste am (im) Gut.Hillebrand, 145, 203; Körte, 4407; Pistor., I, 84; Graf, 200, 112; Braun, I, 2872.

Das Sprichwort kommt in verschiedenen Formen vor. (S. Blut 41 u. 53.)

7 Der Nächste beim Feuer wärmt sich.Simrock, 9273a.

8 Der Nächste, der Beste.Chaos, 1014.

9 Der Nächste nimmt das Erbe.Graf, 199, 103.

Der Gang des Erbes nach dem deutschen Recht folgt im allgemeinen zwar dem Strome des Bluts in die Zukunft, aber innerhalb der langen Reihe von Nachkommen entscheidet für das Recht, das Erbe zu nehmen, die Gradesnähe, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, das nach den Goslarer Statuten lautet: dy neyste nimt dat erve. (Göschen, I, 2, 1.)

10 Der Nächste nimmt das Gut.Graf, 199, 104.

Fries.: De naste nemen dat guet. (Richthofen, 372.)

11 Der Nächste über dem Graben, der nimmt mit Näherkauf.Graf, 104, 229.

In Ermangelung von Blutsverwandten und Freunden hatte der nächste Nachbar den Vorkauf eines liegenden Grundes. Bei Pufendorf (III, 146): De negeste oever der Sloet, so nemen de dat mit negerkoep.

12 Der Nächste zur Sippschaft, der Nächste zur Erbschaft. (S. Sippe.) – Eisenhart, 282; Graf, 201, 125.

13 Die Nächsten gelten den Todten.Graf, 221, 266.

Die nächsten Erben bezahlen, so weit das Erbe reicht, die Schulden für den Verstorbenen.

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14 Die Nächsten treten einem die Schuhe aus.Eiselein, 483; Simrock, 7272.

Lat.: Ad suum quemque quaestum aequum est esse callidum. – Prima persona incipit ab ego. (Eiselein, 483.)

15 Jeder is sick selwer de Nöcheste. (Waldeck.) – Curtze, 330, 194.

16 Jeder ist sich selbst der Nächste. (S. Hand 3.) – Eiselein, 483; Simrock, 7271; Schamelius, 156, 9; Körte, 4405; Günther, 81; Hillmer, 449; Graf, 389, 546; Braun, I, 2871.

Als Herr von Pochhammer, der Apostel der Irvingianer am 12. Oct. 1856 seiner Gemeinde im Magdeburgischen das Abendmahl austheilte, spendete er dasselbe erst sich selber und dann – den Communicanten. (National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 489, Beil.) „Ich bin mir selbst der Nächste, so spricht der alte Kraft. Wie ist er zu beklagen, ob dieser Nachbarschaft.“ (Vgl. Joh. Gotth. Rosa, Limites proverbii: Proximus sum egomet mihi. Vulgo: Ich bin mir selbst der Nächste, Jena 1717.)

Engl.: Charity begins at home. (Masson, 253.)

Frz.: Charité bien ordonnée commence par soi-même. (Marin, 16; Masson, 253; Lendroy, 322.)

It.: Fa prima bene ai tuoi ei poi agli altri se tu puoi. (Masson, 253.) – Più vicino è il dente che nessun parente.

Lat.: Caritas bene ordinata incipit a se ipsa. (Masson, 253.) – In eodem prato bos herbam quaerit, canis leporem, ciconia lacertum. (Seneca.) (Binder II, 1427.) – Omnes sibi melius esse malunt, quam alteri. – Proximus sum egomet mihi. (Terenz.) (Binder I, 1412; II, 2625; Faselius, 211; Froberg, 500; Philippi, II, 113; Schamelius, 156, 9; Schonheim, P, 21; Wiegand, 254.) – Suus sibi quisque haeres optimus. (Binder II, 3266; Schreger, 122.)

Schwed.: Hwar är sin egen weldewän. (Grubb, 346.) – Hwar och en är sig sjelf närmast. (Marin, 16.)

17 Leer auss deines nechsten brunst dein fewer trechen.Franck, I, 65b.

Lat.: Bonum est fugienda aspicere in alieno. (Franck, I, 65b.)

18 Liebe deinen Nächsten, reiss aber den Zaun nicht nieder.Körte, 4406.

19 Man muss seinen Nächsten lieben wie sich selbst, sagte Kunz, und küsste seines Nachbars Weib statt seines.

20 Man soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst.

Vorausgesetzt dass man sich selber nicht zu schlecht liebt.

Lat.: Dilige vicinum, veluti te deligis ipsum. (Binder I, 334; II, 790.)

21 Wer seinem Nächsten wohlthut, ist Gottes Bote (Diener).

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[[421]/0435] Nachschrapsel. * Es ist das Nachschrapsel. – Frischbier2, 2702. Das letzte Kind. Nachschreien. 1 Der nachschreit, schreit so sehr als der vor. – Simrock, 9208. *2 Er schreit nach wie ein Blinder, der seinen Stecken verloren hat. „Derhalben wöllen wir nicht nachlassen, euch nach zulauffen vnd nach zu schreyen, wie ein Blinder, der sein stecken verloren hat.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 287.) Nachschrift. Die Nachschrift lautet nicht selten anders als der Brief. Nachschwätzen. * Er kann gut nachschwätzen. – Tendlau, 155. Wer, ohne selbst zu denken, nur sagt, was er gehört. Nachschwimmen. Es ist besser nachschwimmen, denn voran. – Petri, II, 256; Henisch, 323, 5; Schottel, 1125b. Nachseh. Nachseh und Selbstgeh sind zwei gute Hausdiener. Dän.: See til og gak med er to gode tyende i et huus. (Prov. dan., 493.) Nachsehen. 1 Dem bleibt nur das Nachsehen, der zu spät kommt. *2 Er hat mir das Nachsehen gelassen. – Philippi, II, 49. Ich bin übervortheilt worden, leer ausgegangen. Nachsetzen. Wer langsam nachsetzt, holt am sichersten ein. Nachsicht. 1 Nachsicht ist keine Quittung. Daraus, dass man lange wartet, folgt nicht, dass man nicht bezahlt sein will. 2 Nachsicht macht schlechte Bezahler. – Müller, 8, 3. 3 Wer Nachsicht braucht, soll auch Nachsicht gewähren. It.: Chi per se vuol perdono, perdoni altrui. Lat.: Det ille veniam facile, cui venia est opus. (Philippi, I, 117.) 4 Zu grosse Nachsicht schadet. It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente. Lat.: Saepe ignoscendo das injuriae locum. (Publ. Syr.) (Philippi, II, 162.) Nachsinnen. 1 Mancher sinnet einer sach so spitzig nach, wie der Hirschawer dem Kuhdreck bis auffs Dach nach gedacht, wo die Kuh den dohin gelegt. – Lehmann, 187, 20. 2 Wer blos nachsinnt, kommt nicht zum Handeln. It.: Chi non dà fine al pensare non dà principio al fare. Nachsprache. Nachsprach' und Hinterrede haben schon grossen Schaden gemacht. – Graf, 351, 404. Von der übeln Nachrede. Nächst. 1 E jêder äs sich sälwest um nêchsten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 960. Holl.: Men is zich zelven de naaste. (Harrebomée, II, 114a.) *2 Den nächsten (Weg) nach Zürich gehen. Nächstenliebe. Nächstenlieb' und weisse Raben kann man eins wie's andere haben. Nächstens. So nich, nächstens, sägt Schmed Nöcker. – Schlingmann, 1080. Nächster. 1 Alles soll man dem Nächsten wünschen, sagt der Jude, nur keinen bösen Nachbar. – Hoefer, 492. 2 Am Nâisten san a êrgsten. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 217. 3 De Nêgsten, de Weh'sten. 4 Den Nächsten im Grade, den Aeltesten auf der Strasse, die Männer vor den Frauen sieht man holländische Lehen behalten. (S. Grad 3 und Leib 21.) – Graf, 559, 67. In Holland: De Näst in graed, de autst op straet, de Mann's vor Frouwen siet man een Hollands leen behauwen. (Pistor., V, 62.) 5 Der der Nächste ist, bleibt bei dem Gut. – Graf, 200, 118. Im lübeckschen Recht: De de negeste is blifft bi dem gude. (Hach, 319.) 6 Der Nächste am (im) Blut, der Nächste am (im) Gut. – Hillebrand, 145, 203; Körte, 4407; Pistor., I, 84; Graf, 200, 112; Braun, I, 2872. Das Sprichwort kommt in verschiedenen Formen vor. (S. Blut 41 u. 53.) 7 Der Nächste beim Feuer wärmt sich. – Simrock, 9273a. 8 Der Nächste, der Beste. – Chaos, 1014. 9 Der Nächste nimmt das Erbe. – Graf, 199, 103. Der Gang des Erbes nach dem deutschen Recht folgt im allgemeinen zwar dem Strome des Bluts in die Zukunft, aber innerhalb der langen Reihe von Nachkommen entscheidet für das Recht, das Erbe zu nehmen, die Gradesnähe, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, das nach den Goslarer Statuten lautet: dy neyste nimt dat erve. (Göschen, I, 2, 1.) 10 Der Nächste nimmt das Gut. – Graf, 199, 104. Fries.: De naste nemen dat guet. (Richthofen, 372.) 11 Der Nächste über dem Graben, der nimmt mit Näherkauf. – Graf, 104, 229. In Ermangelung von Blutsverwandten und Freunden hatte der nächste Nachbar den Vorkauf eines liegenden Grundes. Bei Pufendorf (III, 146): De negeste oever der Sloet, so nemen de dat mit negerkoep. 12 Der Nächste zur Sippschaft, der Nächste zur Erbschaft. (S. Sippe.) – Eisenhart, 282; Graf, 201, 125. 13 Die Nächsten gelten den Todten. – Graf, 221, 266. Die nächsten Erben bezahlen, so weit das Erbe reicht, die Schulden für den Verstorbenen. Altfries: De naesten gelten den doeden. (Richthofen, 371, 17.) 14 Die Nächsten treten einem die Schuhe aus. – Eiselein, 483; Simrock, 7272. Lat.: Ad suum quemque quaestum aequum est esse callidum. – Prima persona incipit ab ego. (Eiselein, 483.) 15 Jeder is sick selwer de Nöcheste. (Waldeck.) – Curtze, 330, 194. 16 Jeder ist sich selbst der Nächste. (S. Hand 3.) – Eiselein, 483; Simrock, 7271; Schamelius, 156, 9; Körte, 4405; Günther, 81; Hillmer, 449; Graf, 389, 546; Braun, I, 2871. Als Herr von Pochhammer, der Apostel der Irvingianer am 12. Oct. 1856 seiner Gemeinde im Magdeburgischen das Abendmahl austheilte, spendete er dasselbe erst sich selber und dann – den Communicanten. (National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 489, Beil.) „Ich bin mir selbst der Nächste, so spricht der alte Kraft. Wie ist er zu beklagen, ob dieser Nachbarschaft.“ (Vgl. Joh. Gotth. Rosa, Limites proverbii: Proximus sum egomet mihi. Vulgo: Ich bin mir selbst der Nächste, Jena 1717.) Engl.: Charity begins at home. (Masson, 253.) Frz.: Charité bien ordonnée commence par soi-même. (Marin, 16; Masson, 253; Lendroy, 322.) It.: Fa prima bene ai tuoi ei poi agli altri se tu puoi. (Masson, 253.) – Più vicino è il dente che nessun parente. Lat.: Caritas bene ordinata incipit a se ipsa. (Masson, 253.) – In eodem prato bos herbam quaerit, canis leporem, ciconia lacertum. (Seneca.) (Binder II, 1427.) – Omnes sibi melius esse malunt, quam alteri. – Proximus sum egomet mihi. (Terenz.) (Binder I, 1412; II, 2625; Faselius, 211; Froberg, 500; Philippi, II, 113; Schamelius, 156, 9; Schonheim, P, 21; Wiegand, 254.) – Suus sibi quisque haeres optimus. (Binder II, 3266; Schreger, 122.) Schwed.: Hwar är sin egen weldewän. (Grubb, 346.) – Hwar och en är sig sjelf närmast. (Marin, 16.) 17 Leer auss deines nechsten brunst dein fewer trechen. – Franck, I, 65b. Lat.: Bonum est fugienda aspicere in alieno. (Franck, I, 65b.) 18 Liebe deinen Nächsten, reiss aber den Zaun nicht nieder. – Körte, 4406. 19 Man muss seinen Nächsten lieben wie sich selbst, sagte Kunz, und küsste seines Nachbars Weib statt seines. 20 Man soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Vorausgesetzt dass man sich selber nicht zu schlecht liebt. Lat.: Dilige vicinum, veluti te deligis ipsum. (Binder I, 334; II, 790.) 21 Wer seinem Nächsten wohlthut, ist Gottes Bote (Diener). Holl.: Die zijne naasten weldoet, komt naast bij God. (Harrebomée, II, 114a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [421]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/435>, abgerufen am 27.04.2024.