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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *8 Das ist ein Opfer (jüdisch: Korwen) für ihn. - Tendlau, 518.

Es kommt ihm so erwünscht, wie einer Gottheit ein Opfer; es entspricht seinen Bestrebungen und Neigungen. Es passt in seinen Kram, ist ein Braten für ihn, Wasser auf seine Mühle. In Warschau wird die jüdisch-deutsche Redensart: Wer mein geschlugene Kappure (Sühnopfer) als Fluch gebraucht.

*9 Das ist kein Opfer für diesen Altar.

Eignet sich nicht für diesen Zweck. Das Opfer muss der Sache entsprechen. Danach wurde es auch von den Griechen bezeichnet. Von ungesitteten und habgierigen Menschen, die bei einem Gastmahl ihrem Gelüst folgen und darauflos essen, um den Magen zu füllen, ohne Gebet oder irgendeine vorhergegangene Feierlichkeit, sagten sie: Ein ungeweihtes Opfer verzehren. Eine magere, unschmackhafte Speise nannten sie ein "karisches Opfer", weil es bei den Kariern Sitte war, einen Hund zu opfern. Wenn jemand das nicht genoss, was er erworben hatte, hiess es ein "kretisches Opfer". Von Agamemnon, der, nach Kreta gekommen, opferte, aber sogleich, als man ihm meldete, dass die Gefangenen entflohen seien, das angezündete Opfer zurückliess, das die Kretenser verzehrten. Unter einem "phaselitischen Opfer" verstand man ein schlechtes, unblutiges, weil bei den Phaseliten, einem Völklein Pamphiliens, die Sitte herrschte, den Göttern eingesalzene Fische zu opfern.

*10 Wie der Hanna Opfer zu Salomon's Tempelweihe. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 137.

Von kleinen, aber herzlich und wohlgemeinten Gaben.


Opfern.

1 Jeder opfert, was er kann.

Wenn jemand in seinen Mitteln sehr wählerisch ist, namentlich wenn es gilt einen Gewinn zu erlangen, so sagt ein jüdisches Sprichwort in Warschau mit Bezug auf 3 Mos. 22, 27: Schojr (Ochs) kessew oj Ejs (Schaf oder Ziege) abi (polnisch aby = wenn nur) iwuled (es wird geboren). Nach der angeführten Stelle sollen Ochs, Schaf und Ziege schon vom achten Tage nach der Geburt zum Opfern zulässig sein.

2 Niemand opfert einen Ochsen dem, der es wohl um ihn verdient hat, als allein Pyrrhias. - Franck, II, 40.

*3 Opfert, es ist ein Pfaff (Mönch) gestorben, der nimmt's auch nach dem Tode noch. - Klosterspiegel, 52, 23.

*4 Opffert, es ist ein Münch gestorben. - Gruter, III, 74; Lehmann, II, 490, 23; Körte, 4288.


Opferstock.

Wer dem Opferstock nicht macht Visite, der zieht eine Niete.

Von Leuten, die ihre Dienste theuer zu verwerthen wissen.


Opinion.

1 Der den Opinionen volgt, ist wie einer, der sich lest am strohalm füren, vnd meint, er sey an Händen gefesselt. - Lehmann, 513, 40.

2 Von Güldenen vnd Silbern opinionen werden die Leut schwulstig. - Lehmann, 358, 29.


Oportet.

Oportet ist ein Bretnagel. - Simrock, 7682; Graf, 389, 538.

Noth bricht Eisen.


Opossum.

* Opossum spielen.

Das Opossum, die amerikanische Beutelratte, stellt sich, wenn angegriffen oder auch nur berührt, augenblicklich todt und lässt alles über sich ergehen; es ist daher ein häufiges und allgemeines Sprichwort von jemand, der sich verstellt, zu sagen: Er spielt Opossum. (Gerstäcker, Die Flusspiraten des Mississippi, Leipzig 1858.)


Oppeln.

* Hei is ut Oppeln.

So sagt man im Braunschweigischen, um einen dummen Menschen zu bezeichnen.


Oppenheim.

1 Oppenheim gieng vom funcken an, dadurch sie thet zu Boden gahn. - Eyering, III, 282; Henisch, 1288, 14.

2 Oppenheym gieng an den funcken an. - Franck, II, 92a; Tappius, 133b; Eyering, III, 282; Lehmann, II, 490, 20; Sailer, 132; Simrock, 2924.

Eine Feuersbrunst lehrt viel. "Als Oppenheim vom Marquis Spinola eingenommen war, sagt er: Das alte Sprichwort sagt: Vom Funken ging Oppenheim an; nun sprech' ich: von Oppenheim wird das ganze Reich angehen." (Zinkgref, III, 72.) Spinola nannte das Sprichwort im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ein[Spaltenumbruch] altes, es findet sich schon bei Franck und Tappius im 16. Jahrhundert; aber aller Bemühungen ungeachtet ist es mir nicht gelungen, etwas über den Brand zu ermitteln, auf den es sich bezieht. Und dennoch ist es kaum zu glauben, dass sich nicht irgendwo eine Notiz über denselben finden sollte. Bisjetzt sind nicht nur alle desfallsigen Anfragen in öffentlichen Blättern, sondern auch eine grosse Anzahl brieflicher Nachforschungen gänzlich erfolglos geblieben.

It.: Di una picciola scintilla s'infiamma una citta. (Gaal, 569.)

3 Zu Oppenheim am Rhein, da trinkt man guten Wein.


Oeppis.

Oeppis hat d'r Herr Major recht und öppis d's Lisabethli, wie das Sprichwort heisst. - Jer. Gotthelf, Erzählungen, III, 179.

Oeppis, eppes, eppis = etwas. (Vgl. Stalder, 344.)


Ora.

Ora pro nobis, hinterm Herrgott ist der Tobis. - Birlinger, 1139.

Hausname in Thannhausen, Mindelthal.


Orakel.

* Er ist Herr Orakel; wenn er den Mund öffnet, darf kein Hund bellen.


Orakelspruch.

* Es sind keine Orakelsprüche. - Braun, I, 3166.


Orange.

1 Die Orange ist erst grün, ehe sie reif wird.

Gut Ding will Weile haben.

2 Die Orange ist Gold am Morgen, Arznei zu Mittag und Gift am Abend.

3 Eine faule Orange verdirbt die andern. - Reinsberg II, 64.

4 Grüne Orangen fallen vom Baume, reife bleiben oben.

Kinder sterben, Greise leben.

5 Man muss die Orange nicht zu scharf pressen, sonst wird sie bitter.

6 Wenn du die Orange auch in Essig legst, es wird doch keine Citrone daraus werden. (Abyssinien.)


Orden.

1 Die Orden haben geheirathet: die Templer nahmen die Pracht, die Benedictiner die Habsucht und die Bernhardiner die Unzucht zur Frau. - Klosterspiegel, 42, 11.

2 Drei Orden hat Gott gerichtet an: Priester, Regent und Unterthan.

"Wann sich recht hält ein jeder Stand, so stehet es wohl um Leut' und Land. Die Priester sollen beten, lehren, die Bauern, Bürger und andere ernähren, die Obrigkeit beschützen soll, so geht es allenthalben wohl." (Chaos, 667.)

Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Loci comm., 170.)

3 Du hast nicht den Orden, der Orden hat dich, sagte der Bauer zum Schulzen Knöterich.

"Warum bist du plötzlich stolz geworden? >Ich hab' einen Orden.< Der Orden hat dich, solltest du sagen, denn er muss dich tragen." (Schücking, Welt und Zeit, 24, 93.)

4 Ein Orden am Rock macht zum Lamme den stössigsten Bock.

Ueber die Wirkung der Orden zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs heisst es in der Alten Wahrheit mit neuem Titel, dass "neben dem gülden Vliess ein neuer Orden aufkommen, nehmlich das gülden Mundstück, wann mans anlegt einem böhmischen Vaterlands-Verräther, fantastischen Franzosen, verschwendischen Engländer, graubunderischen Partitenmacher, verloffenen Schottländer, ehrgeizigen Holländer, italienisirten Deutschen, ligistischen Canzler, geldgeizigen Schweizer, sächsischen Bierstötz, hochtrabenden Theologo, evangelischen Wetterhahnen, gerngrossen Prinzen, neugebackenen Prälaten, Hochzeit haltenden Gesandten, Kahlen vom Adel, bankrottirischen Patricio, übel besoldeten Rath, arminianischen Rottengeist, jesuitischen Fuchsschwänzer, heuchlerischen Pfaffen-Knecht, verschwätzten Sekretario, judenzenden Reichsstädter, rathsherrischen Schmeerbauch, verdorbenen Schultheissen, meineidigen Burger, malconten Landsknecht, müssiggehender Jugend; so könne man ihr Jeden satteln, zäumen und reiten, wie man wolte." (Opel, 387.) Ueber die Wirkung der Orden in neuer Zeit sagt Schweitzer: "Von Gesinnung war er so dick geworden, dass er zu platzen gedroht; doch rettete glücklicherweise ein Orden ihn vor so jähem Tod." (Schücking, 94, 367.)


[Spaltenumbruch] *8 Das ist ein Opfer (jüdisch: Korwen) für ihn.Tendlau, 518.

Es kommt ihm so erwünscht, wie einer Gottheit ein Opfer; es entspricht seinen Bestrebungen und Neigungen. Es passt in seinen Kram, ist ein Braten für ihn, Wasser auf seine Mühle. In Warschau wird die jüdisch-deutsche Redensart: Wer mein geschlugene Kappure (Sühnopfer) als Fluch gebraucht.

*9 Das ist kein Opfer für diesen Altar.

Eignet sich nicht für diesen Zweck. Das Opfer muss der Sache entsprechen. Danach wurde es auch von den Griechen bezeichnet. Von ungesitteten und habgierigen Menschen, die bei einem Gastmahl ihrem Gelüst folgen und darauflos essen, um den Magen zu füllen, ohne Gebet oder irgendeine vorhergegangene Feierlichkeit, sagten sie: Ein ungeweihtes Opfer verzehren. Eine magere, unschmackhafte Speise nannten sie ein „karisches Opfer“, weil es bei den Kariern Sitte war, einen Hund zu opfern. Wenn jemand das nicht genoss, was er erworben hatte, hiess es ein „kretisches Opfer“. Von Agamemnon, der, nach Kreta gekommen, opferte, aber sogleich, als man ihm meldete, dass die Gefangenen entflohen seien, das angezündete Opfer zurückliess, das die Kretenser verzehrten. Unter einem „phaselitischen Opfer“ verstand man ein schlechtes, unblutiges, weil bei den Phaseliten, einem Völklein Pamphiliens, die Sitte herrschte, den Göttern eingesalzene Fische zu opfern.

*10 Wie der Hanna Opfer zu Salomon's Tempelweihe.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 137.

Von kleinen, aber herzlich und wohlgemeinten Gaben.


Opfern.

1 Jeder opfert, was er kann.

Wenn jemand in seinen Mitteln sehr wählerisch ist, namentlich wenn es gilt einen Gewinn zu erlangen, so sagt ein jüdisches Sprichwort in Warschau mit Bezug auf 3 Mos. 22, 27: Schojr (Ochs) kessew oj Ejs (Schaf oder Ziege) abi (polnisch aby = wenn nur) iwuled (es wird geboren). Nach der angeführten Stelle sollen Ochs, Schaf und Ziege schon vom achten Tage nach der Geburt zum Opfern zulässig sein.

2 Niemand opfert einen Ochsen dem, der es wohl um ihn verdient hat, als allein Pyrrhias.Franck, II, 40.

*3 Opfert, es ist ein Pfaff (Mönch) gestorben, der nimmt's auch nach dem Tode noch.Klosterspiegel, 52, 23.

*4 Opffert, es ist ein Münch gestorben.Gruter, III, 74; Lehmann, II, 490, 23; Körte, 4288.


Opferstock.

Wer dem Opferstock nicht macht Visite, der zieht eine Niete.

Von Leuten, die ihre Dienste theuer zu verwerthen wissen.


Opinion.

1 Der den Opinionen volgt, ist wie einer, der sich lest am strohalm füren, vnd meint, er sey an Händen gefesselt.Lehmann, 513, 40.

2 Von Güldenen vnd Silbern opinionen werden die Leut schwulstig.Lehmann, 358, 29.


Oportet.

Oportet ist ein Bretnagel.Simrock, 7682; Graf, 389, 538.

Noth bricht Eisen.


Opossum.

* Opossum spielen.

Das Opossum, die amerikanische Beutelratte, stellt sich, wenn angegriffen oder auch nur berührt, augenblicklich todt und lässt alles über sich ergehen; es ist daher ein häufiges und allgemeines Sprichwort von jemand, der sich verstellt, zu sagen: Er spielt Opossum. (Gerstäcker, Die Flusspiraten des Mississippi, Leipzig 1858.)


Oppeln.

* Hei is ut Oppeln.

So sagt man im Braunschweigischen, um einen dummen Menschen zu bezeichnen.


Oppenheim.

1 Oppenheim gieng vom funcken an, dadurch sie thet zu Boden gahn.Eyering, III, 282; Henisch, 1288, 14.

2 Oppenheym gieng an den funcken an.Franck, II, 92a; Tappius, 133b; Eyering, III, 282; Lehmann, II, 490, 20; Sailer, 132; Simrock, 2924.

Eine Feuersbrunst lehrt viel. „Als Oppenheim vom Marquis Spinola eingenommen war, sagt er: Das alte Sprichwort sagt: Vom Funken ging Oppenheim an; nun sprech' ich: von Oppenheim wird das ganze Reich angehen.“ (Zinkgref, III, 72.) Spinola nannte das Sprichwort im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ein[Spaltenumbruch] altes, es findet sich schon bei Franck und Tappius im 16. Jahrhundert; aber aller Bemühungen ungeachtet ist es mir nicht gelungen, etwas über den Brand zu ermitteln, auf den es sich bezieht. Und dennoch ist es kaum zu glauben, dass sich nicht irgendwo eine Notiz über denselben finden sollte. Bisjetzt sind nicht nur alle desfallsigen Anfragen in öffentlichen Blättern, sondern auch eine grosse Anzahl brieflicher Nachforschungen gänzlich erfolglos geblieben.

It.: Di una picciola scintilla s'infiamma una città. (Gaal, 569.)

3 Zu Oppenheim am Rhein, da trinkt man guten Wein.


Oeppis.

Oeppis hat d'r Herr Major recht und öppis d's Lisabethli, wie das Sprichwort heisst.Jer. Gotthelf, Erzählungen, III, 179.

Oeppis, eppes, eppis = etwas. (Vgl. Stalder, 344.)


Ora.

Ora pro nobis, hinterm Herrgott ist der Tobis.Birlinger, 1139.

Hausname in Thannhausen, Mindelthal.


Orakel.

* Er ist Herr Orakel; wenn er den Mund öffnet, darf kein Hund bellen.


Orakelspruch.

* Es sind keine Orakelsprüche.Braun, I, 3166.


Orange.

1 Die Orange ist erst grün, ehe sie reif wird.

Gut Ding will Weile haben.

2 Die Orange ist Gold am Morgen, Arznei zu Mittag und Gift am Abend.

3 Eine faule Orange verdirbt die andern.Reinsberg II, 64.

4 Grüne Orangen fallen vom Baume, reife bleiben oben.

Kinder sterben, Greise leben.

5 Man muss die Orange nicht zu scharf pressen, sonst wird sie bitter.

6 Wenn du die Orange auch in Essig legst, es wird doch keine Citrone daraus werden. (Abyssinien.)


Orden.

1 Die Orden haben geheirathet: die Templer nahmen die Pracht, die Benedictiner die Habsucht und die Bernhardiner die Unzucht zur Frau.Klosterspiegel, 42, 11.

2 Drei Orden hat Gott gerichtet an: Priester, Regent und Unterthan.

„Wann sich recht hält ein jeder Stand, so stehet es wohl um Leut' und Land. Die Priester sollen beten, lehren, die Bauern, Bürger und andere ernähren, die Obrigkeit beschützen soll, so geht es allenthalben wohl.“ (Chaos, 667.)

Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Loci comm., 170.)

3 Du hast nicht den Orden, der Orden hat dich, sagte der Bauer zum Schulzen Knöterich.

„Warum bist du plötzlich stolz geworden? ›Ich hab' einen Orden.‹ Der Orden hat dich, solltest du sagen, denn er muss dich tragen.“ (Schücking, Welt und Zeit, 24, 93.)

4 Ein Orden am Rock macht zum Lamme den stössigsten Bock.

Ueber die Wirkung der Orden zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs heisst es in der Alten Wahrheit mit neuem Titel, dass „neben dem gülden Vliess ein neuer Orden aufkommen, nehmlich das gülden Mundstück, wann mans anlegt einem böhmischen Vaterlands-Verräther, fantastischen Franzosen, verschwendischen Engländer, graubunderischen Partitenmacher, verloffenen Schottländer, ehrgeizigen Holländer, italienisirten Deutschen, ligistischen Canzler, geldgeizigen Schweizer, sächsischen Bierstötz, hochtrabenden Theologo, evangelischen Wetterhahnen, gerngrossen Prinzen, neugebackenen Prälaten, Hochzeit haltenden Gesandten, Kahlen vom Adel, bankrottirischen Patricio, übel besoldeten Rath, arminianischen Rottengeist, jesuitischen Fuchsschwänzer, heuchlerischen Pfaffen-Knecht, verschwätzten Sekretario, judenzenden Reichsstädter, rathsherrischen Schmeerbauch, verdorbenen Schultheissen, meineidigen Burger, malconten Landsknecht, müssiggehender Jugend; so könne man ihr Jeden satteln, zäumen und reiten, wie man wolte.“ (Opel, 387.) Ueber die Wirkung der Orden in neuer Zeit sagt Schweitzer: „Von Gesinnung war er so dick geworden, dass er zu platzen gedroht; doch rettete glücklicherweise ein Orden ihn vor so jähem Tod.“ (Schücking, 94, 367.)


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[[573]/0587] *8 Das ist ein Opfer (jüdisch: Korwen) für ihn. – Tendlau, 518. Es kommt ihm so erwünscht, wie einer Gottheit ein Opfer; es entspricht seinen Bestrebungen und Neigungen. Es passt in seinen Kram, ist ein Braten für ihn, Wasser auf seine Mühle. In Warschau wird die jüdisch-deutsche Redensart: Wer mein geschlugene Kappure (Sühnopfer) als Fluch gebraucht. *9 Das ist kein Opfer für diesen Altar. Eignet sich nicht für diesen Zweck. Das Opfer muss der Sache entsprechen. Danach wurde es auch von den Griechen bezeichnet. Von ungesitteten und habgierigen Menschen, die bei einem Gastmahl ihrem Gelüst folgen und darauflos essen, um den Magen zu füllen, ohne Gebet oder irgendeine vorhergegangene Feierlichkeit, sagten sie: Ein ungeweihtes Opfer verzehren. Eine magere, unschmackhafte Speise nannten sie ein „karisches Opfer“, weil es bei den Kariern Sitte war, einen Hund zu opfern. Wenn jemand das nicht genoss, was er erworben hatte, hiess es ein „kretisches Opfer“. Von Agamemnon, der, nach Kreta gekommen, opferte, aber sogleich, als man ihm meldete, dass die Gefangenen entflohen seien, das angezündete Opfer zurückliess, das die Kretenser verzehrten. Unter einem „phaselitischen Opfer“ verstand man ein schlechtes, unblutiges, weil bei den Phaseliten, einem Völklein Pamphiliens, die Sitte herrschte, den Göttern eingesalzene Fische zu opfern. *10 Wie der Hanna Opfer zu Salomon's Tempelweihe. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 137. Von kleinen, aber herzlich und wohlgemeinten Gaben. Opfern. 1 Jeder opfert, was er kann. Wenn jemand in seinen Mitteln sehr wählerisch ist, namentlich wenn es gilt einen Gewinn zu erlangen, so sagt ein jüdisches Sprichwort in Warschau mit Bezug auf 3 Mos. 22, 27: Schojr (Ochs) kessew oj Ejs (Schaf oder Ziege) abi (polnisch aby = wenn nur) iwuled (es wird geboren). Nach der angeführten Stelle sollen Ochs, Schaf und Ziege schon vom achten Tage nach der Geburt zum Opfern zulässig sein. 2 Niemand opfert einen Ochsen dem, der es wohl um ihn verdient hat, als allein Pyrrhias. – Franck, II, 40. *3 Opfert, es ist ein Pfaff (Mönch) gestorben, der nimmt's auch nach dem Tode noch. – Klosterspiegel, 52, 23. *4 Opffert, es ist ein Münch gestorben. – Gruter, III, 74; Lehmann, II, 490, 23; Körte, 4288. Opferstock. Wer dem Opferstock nicht macht Visite, der zieht eine Niete. Von Leuten, die ihre Dienste theuer zu verwerthen wissen. Opinion. 1 Der den Opinionen volgt, ist wie einer, der sich lest am strohalm füren, vnd meint, er sey an Händen gefesselt. – Lehmann, 513, 40. 2 Von Güldenen vnd Silbern opinionen werden die Leut schwulstig. – Lehmann, 358, 29. Oportet. Oportet ist ein Bretnagel. – Simrock, 7682; Graf, 389, 538. Noth bricht Eisen. Opossum. * Opossum spielen. Das Opossum, die amerikanische Beutelratte, stellt sich, wenn angegriffen oder auch nur berührt, augenblicklich todt und lässt alles über sich ergehen; es ist daher ein häufiges und allgemeines Sprichwort von jemand, der sich verstellt, zu sagen: Er spielt Opossum. (Gerstäcker, Die Flusspiraten des Mississippi, Leipzig 1858.) Oppeln. * Hei is ut Oppeln. So sagt man im Braunschweigischen, um einen dummen Menschen zu bezeichnen. Oppenheim. 1 Oppenheim gieng vom funcken an, dadurch sie thet zu Boden gahn. – Eyering, III, 282; Henisch, 1288, 14. 2 Oppenheym gieng an den funcken an. – Franck, II, 92a; Tappius, 133b; Eyering, III, 282; Lehmann, II, 490, 20; Sailer, 132; Simrock, 2924. Eine Feuersbrunst lehrt viel. „Als Oppenheim vom Marquis Spinola eingenommen war, sagt er: Das alte Sprichwort sagt: Vom Funken ging Oppenheim an; nun sprech' ich: von Oppenheim wird das ganze Reich angehen.“ (Zinkgref, III, 72.) Spinola nannte das Sprichwort im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ein altes, es findet sich schon bei Franck und Tappius im 16. Jahrhundert; aber aller Bemühungen ungeachtet ist es mir nicht gelungen, etwas über den Brand zu ermitteln, auf den es sich bezieht. Und dennoch ist es kaum zu glauben, dass sich nicht irgendwo eine Notiz über denselben finden sollte. Bisjetzt sind nicht nur alle desfallsigen Anfragen in öffentlichen Blättern, sondern auch eine grosse Anzahl brieflicher Nachforschungen gänzlich erfolglos geblieben. It.: Di una picciola scintilla s'infiamma una città. (Gaal, 569.) 3 Zu Oppenheim am Rhein, da trinkt man guten Wein. Oeppis. Oeppis hat d'r Herr Major recht und öppis d's Lisabethli, wie das Sprichwort heisst. – Jer. Gotthelf, Erzählungen, III, 179. Oeppis, eppes, eppis = etwas. (Vgl. Stalder, 344.) Ora. Ora pro nobis, hinterm Herrgott ist der Tobis. – Birlinger, 1139. Hausname in Thannhausen, Mindelthal. Orakel. * Er ist Herr Orakel; wenn er den Mund öffnet, darf kein Hund bellen. Orakelspruch. * Es sind keine Orakelsprüche. – Braun, I, 3166. Orange. 1 Die Orange ist erst grün, ehe sie reif wird. Gut Ding will Weile haben. 2 Die Orange ist Gold am Morgen, Arznei zu Mittag und Gift am Abend. 3 Eine faule Orange verdirbt die andern. – Reinsberg II, 64. 4 Grüne Orangen fallen vom Baume, reife bleiben oben. Kinder sterben, Greise leben. 5 Man muss die Orange nicht zu scharf pressen, sonst wird sie bitter. 6 Wenn du die Orange auch in Essig legst, es wird doch keine Citrone daraus werden. (Abyssinien.) Orden. 1 Die Orden haben geheirathet: die Templer nahmen die Pracht, die Benedictiner die Habsucht und die Bernhardiner die Unzucht zur Frau. – Klosterspiegel, 42, 11. 2 Drei Orden hat Gott gerichtet an: Priester, Regent und Unterthan. „Wann sich recht hält ein jeder Stand, so stehet es wohl um Leut' und Land. Die Priester sollen beten, lehren, die Bauern, Bürger und andere ernähren, die Obrigkeit beschützen soll, so geht es allenthalben wohl.“ (Chaos, 667.) Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Loci comm., 170.) 3 Du hast nicht den Orden, der Orden hat dich, sagte der Bauer zum Schulzen Knöterich. „Warum bist du plötzlich stolz geworden? ›Ich hab' einen Orden.‹ Der Orden hat dich, solltest du sagen, denn er muss dich tragen.“ (Schücking, Welt und Zeit, 24, 93.) 4 Ein Orden am Rock macht zum Lamme den stössigsten Bock. Ueber die Wirkung der Orden zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs heisst es in der Alten Wahrheit mit neuem Titel, dass „neben dem gülden Vliess ein neuer Orden aufkommen, nehmlich das gülden Mundstück, wann mans anlegt einem böhmischen Vaterlands-Verräther, fantastischen Franzosen, verschwendischen Engländer, graubunderischen Partitenmacher, verloffenen Schottländer, ehrgeizigen Holländer, italienisirten Deutschen, ligistischen Canzler, geldgeizigen Schweizer, sächsischen Bierstötz, hochtrabenden Theologo, evangelischen Wetterhahnen, gerngrossen Prinzen, neugebackenen Prälaten, Hochzeit haltenden Gesandten, Kahlen vom Adel, bankrottirischen Patricio, übel besoldeten Rath, arminianischen Rottengeist, jesuitischen Fuchsschwänzer, heuchlerischen Pfaffen-Knecht, verschwätzten Sekretario, judenzenden Reichsstädter, rathsherrischen Schmeerbauch, verdorbenen Schultheissen, meineidigen Burger, malconten Landsknecht, müssiggehender Jugend; so könne man ihr Jeden satteln, zäumen und reiten, wie man wolte.“ (Opel, 387.) Ueber die Wirkung der Orden in neuer Zeit sagt Schweitzer: „Von Gesinnung war er so dick geworden, dass er zu platzen gedroht; doch rettete glücklicherweise ein Orden ihn vor so jähem Tod.“ (Schücking, 94, 367.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [573]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/587>, abgerufen am 26.04.2024.