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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Portal.

Auf dem wiener Portale stehen nur Vokale.

Ueber dem Portale der Burg stehen nämlich die Buchstaben A. E. I. O. V. (U); und jeder kann sich nun nach Belieben einen Vers dazu machen. Es gibt deren auch bereits eine Menge, die vorherrschend von viel Selbstgefühl Zeugniss geben, doch mit den wirklichen Verhältnissen wenig im Einklang stehen, z. B.: Alles Erdreich Ist Oesterreich Unterthan. - Aller Ehren Ist Oesterreich Voll. Austriae Est Imperare Orbi Universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Austria Erit In Orbi Ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Austriaci Erunt Imperatores Orbis Ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 41, S. 393.)


Portenhagen.

Na Portenhagen, da geit kein Weg hen. - Schambach, II, 695.

Portenhagen ist ein sehr abgelegenes, früher zu dem Amte Erichsburg gehöriges, in neuerer Zeit mit dem Amte Einbeck vereinigtes hannoversches Dorf, das sich wol nicht stark mit dem Wegebau beschäftigt hat.


Portion.

* Er hat seine Portion. (S. Ansehen 29.)

Ist wieder angetrunken.

Holl.: Hij heeft den brij in't lijf. (Harrebomee, I, 90.)


Portiuncula.

1 Am Tage Portiuncula (2. August) ist's leicht, den Kapuzinern zum Tanze pfeifen. - Klosterspiegel, 20, 22.

2 Uf Porzionkel kreit die Kor en Gonkel. (Nassau.) - Kehrein, IV, 28.

Nach diesem Tage nimmt der Besuch der Curorte eine Wendung.


Portknecht.

Gute Portknecht seind dess Unglücks gewohnt. - Chaos, 147.

Lat.: Ab assuetis non passio.


Porz.

*1 Es ist die portz. - Tappius, 124b.

*2 Ich hab euch vff die schlechte portz geladen. - Tappius, 124b.

*3 Wer ich vss den portzen, so wer ich fern genoig. - Tappius, 243a.


Porzellan.

1 Porzelei, bann's noa fällt, es hei. (Henneberg.) - Frommann, II, 408, 19.

Porzellan, wenn's herabfällt, ist's hin.

*2 Einen aus Porzellan tractiren, woraus der verlorene Sohn gespeist. - Parömiakon, 484.

Ihn mit den Schweinen essen lassen.


Posaune.

*1 Die grosse Posaune blasen. (S. Himmel 202.)

In dem Sinne wie die grosse Glocke läuten.

*2 Mit Posaunen kommen.


Posengel.

* Sie ist ein Posengel. - Frischbier2, 2983.

Spottname für ein schmuziges Frauenzimmer. (Hennig, 192.)


Positiv.

Mancher ist nicht ein positivus vnnd man macht jhn zum superlativo, davon gleich lange Eselsohren wachsen. - Lehmann, 489, 21.


Poss (s. Kuss).

1 Ein Poss öss en Stoff (Staub), wer'n nich lieden kann, wöscht em af. - Frischbier2, 2259.

*2 En Posske möt Sopp. - Frischbier2, 2260.

Ein Küsschen mit Suppe erhält man von einem Kinde mit rinnender, unsauberer Nase.

*3 Göff mi en Posske, öck will mi breke. (Insterburg.) - Frischbier2, 2261.


Posse.

1 Die Posse ist aus, lasst den Vorhang fallen, sagte Rabelais, und starb.

Holl.: Laat vallen de gordijn, de klucht is uit, zei Rabelais, en hij ging naar de andere wereld. (Harrebomee, I, 417b.)

2 Ich achte der Possen nicht, sagte der Bischof, da hörte er einen Spruch aus der Bibel. - Hoefer, 63; Latendorf II, 19; Simrock, 7973.

3 Possen auf hölzernen Rossen.

Nichts als Tand.

4 Possen bei Seite, bald zum Streite.

Zur Sache.

5 Possen, nichts als Possen! - Eiselein, 514.

[Spaltenumbruch] 6 Tom helge purige Posse1 gab öck den Dwarg2 sehne. (Dönhofstädt.)

1) Zum Possen oder zum Tort.

2) Zwerg. - Scherzhafte Behauptung seines Willens.

7 Wer nichts denn Possen reissen kann, vor dem hüt sich ein jedermann. - Petri, II, 748.

*8 Aus solchen Possen kann nur Unheil sprossen.

*9 Baise Possa macha. - Nefflen, 452.

Böses Spiel machen, schlimme Streiche spielen, heimlich schaden, entgegenarbeiten.

*10 Das sind Possen.

Lat.: Orestis somnium. (Seybold, 422.)

*11 Eim den possen reissen. - H. Sachs, III, XVII, 2.

*12 Er merkt den bossen. - Nigrinus, 179.

*13 Er will mit Possen bezahlen.

Holl.: Hij denkt met kuren te kunnen betalen. (Harrebomee, I, 459b.)

*14 Er wirfft mit bossen vmb sich wie ein Schmiedknecht mit funcken vnd ein Esel mit fürtzen. - Henisch, 938, 8.

*15 Es seind sein bossen. - Franck, II, 11a; Sutor, 421.

Um zu sagen: Die Lüge ist auf seinem eigenen Mist gewachsen. Er spinnt es aus sich selber. Zur Wiedergabe der lateinischen Redensart: Ex se fingit velut araneus, hat Franck der obigen noch folgende sinnverwandte beigefügt: Er nimpts bei jm selbst ab. Er hats von jm selbst erdicht. Er weyss bei jhm selbst, wo einen andern der schuh truckt. Er weyss wie eim schalck vmbs hertz ist. Er hat es auss den fingern gesogen. Er spints auss jm selbs wie ein spinn. Es ist sein stylus, gemecht, art, baw, gdicht u. s. w. Es ist sein Gespunst. Der kleine Finger sagt's ihm.

Lat.: Ex se finxit, sicut araneus. (Sutor, 421.)

*16 Mit da Pussen ens Bette. - Robinson, 187.

*17 Sich in alle Possen finden, wie der Affe eines Marktschreiers. - Parömiakon, 1230.


Posse (können).

1 Non possumus, sagte der Pfaff, als der Bauer das Lied gesungen haben wollte: Denket doch, ihr Menschenkinder.

*2 Non possum öss e Wallach. - Frischbier2, 2796.


Pösseln.

* De pöselt as Tjark Backers Esel. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.

Pösseln = kleine Possen, muthwillige Sprünge machen. "Doch wenn er was zu posseln hat, winkt er dem armen Gfattern schlecht, muss allemal seyn sein Trüttelknecht." (H. Sachs, III, CCCLXXIII, 2.)


Possenreisser.

1 Einen Possenreisser hat man nicht zum Freunde.

Böhm.: Saskare vsickni poslouchaji, vsak za pritele neradi ho maji. - V prizeu a viru saska nepriji mej. (Celakovsky, 82 u. 233.)

Poln.: Szyderce wszyscy sluchaja, lecz go za przyjaciela niemaja. (Celakovsky, 82.)

2 Einmal Possenreisser, immer Possenreisser.

Wer sich selbst so weit wegwirft, sich zum Hanswurst für andere zu machen, von dem ist nichts Edles zu erwarten.

Lat.: Nugarum institores. - Nugas agere. (Eiselein, 514.)


Possjohann.

* Hei öss e Possjehann. - Frischbier2, 2263.

Ein Kussjohann, ein solcher, der gern Mädchen küsst.


Post.

1 Böse Post geht schnell.

Engl.: Evil news rids fast.

2 Die kürzeste (schnellste) Post bringt oft die längsten Lügen. - Sutor, 477.

3 Die Post ist ein fürstlicher Kasten und ein Handwerk der Kutscher.

Frz.: La poste est une depense de Prince et un metier de crocheteur. (Kritzinger, 553a.)

It.: La posta e una spesa da Prencipe e un mestiere da facchino. (Kritzinger, 553a.)

4 Wenn einer mit der Post fährt, zerspringen zwei. - Blass, 20.

5 Wer mit der Post reisen will, muss eine fürstliche Börse und eines Lastträgers Rücken haben. - Simrock, 7972.

Jetzt kommt man schon mit bürgerlicher Börse und schwächerm Rücken fort.

*6 Bei ihm soll alles mit (oder: wie auf der) Post gehen.

D. h. eilig, schnell; der Oberösterreicher sagt daher lieber: Lass da dir Zeit! "Gleichsam auf der Post." (Grimmelshausen, Vogelnest, I.)


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Portal.

Auf dem wiener Portale stehen nur Vokale.

Ueber dem Portale der Burg stehen nämlich die Buchstaben A. E. I. O. V. (U); und jeder kann sich nun nach Belieben einen Vers dazu machen. Es gibt deren auch bereits eine Menge, die vorherrschend von viel Selbstgefühl Zeugniss geben, doch mit den wirklichen Verhältnissen wenig im Einklang stehen, z. B.: Alles Erdreich Ist Oesterreich Unterthan. – Aller Ehren Ist Oesterreich Voll. Austriae Est Imperare Orbi Universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Austria Erit In Orbi Ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Austriaci Erunt Imperatores Orbis Ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 41, S. 393.)


Portenhagen.

Nâ Portenhâgen, da geit kein Weg hen.Schambach, II, 695.

Portenhagen ist ein sehr abgelegenes, früher zu dem Amte Erichsburg gehöriges, in neuerer Zeit mit dem Amte Einbeck vereinigtes hannoversches Dorf, das sich wol nicht stark mit dem Wegebau beschäftigt hat.


Portion.

* Er hat seine Portion. (S. Ansehen 29.)

Ist wieder angetrunken.

Holl.: Hij heeft den brij in't lijf. (Harrebomée, I, 90.)


Portiuncula.

1 Am Tage Portiuncula (2. August) ist's leicht, den Kapuzinern zum Tanze pfeifen.Klosterspiegel, 20, 22.

2 Uf Porzionkel krît die Kôr en Gonkel. (Nassau.) – Kehrein, IV, 28.

Nach diesem Tage nimmt der Besuch der Curorte eine Wendung.


Portknecht.

Gute Portknecht seind dess Unglücks gewohnt.Chaos, 147.

Lat.: Ab assuetis non passio.


Porz.

*1 Es ist die portz.Tappius, 124b.

*2 Ich hab euch vff die schlechte portz geladen.Tappius, 124b.

*3 Wer ich vss den portzen, so wer ich fern genoig.Tappius, 243a.


Porzellan.

1 Porzelî, bann's noa fällt, es hî. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 19.

Porzellan, wenn's herabfällt, ist's hin.

*2 Einen aus Porzellan tractiren, woraus der verlorene Sohn gespeist.Parömiakon, 484.

Ihn mit den Schweinen essen lassen.


Posaune.

*1 Die grosse Posaune blasen. (S. Himmel 202.)

In dem Sinne wie die grosse Glocke läuten.

*2 Mit Posaunen kommen.


Posengel.

* Sie ist ein Posengel.Frischbier2, 2983.

Spottname für ein schmuziges Frauenzimmer. (Hennig, 192.)


Positiv.

Mancher ist nicht ein positivus vnnd man macht jhn zum superlativo, davon gleich lange Eselsohren wachsen.Lehmann, 489, 21.


Poss (s. Kuss).

1 Ein Poss öss en Stoff (Staub), wer'n nich lieden kann, wöscht em af.Frischbier2, 2259.

*2 En Posske möt Sopp.Frischbier2, 2260.

Ein Küsschen mit Suppe erhält man von einem Kinde mit rinnender, unsauberer Nase.

*3 Göff mi en Posske, öck will mi breke. (Insterburg.) – Frischbier2, 2261.


Posse.

1 Die Posse ist aus, lasst den Vorhang fallen, sagte Rabelais, und starb.

Holl.: Laat vallen de gordijn, de klucht is uit, zei Rabelais, en hij ging naar de andere wereld. (Harrebomée, I, 417b.)

2 Ich achte der Possen nicht, sagte der Bischof, da hörte er einen Spruch aus der Bibel.Hoefer, 63; Latendorf II, 19; Simrock, 7973.

3 Possen auf hölzernen Rossen.

Nichts als Tand.

4 Possen bei Seite, bald zum Streite.

Zur Sache.

5 Possen, nichts als Possen!Eiselein, 514.

[Spaltenumbruch] 6 Tom helge purige Posse1 gab öck den Dwarg2 sehne. (Dönhofstädt.)

1) Zum Possen oder zum Tort.

2) Zwerg. – Scherzhafte Behauptung seines Willens.

7 Wer nichts denn Possen reissen kann, vor dem hüt sich ein jedermann.Petri, II, 748.

*8 Aus solchen Possen kann nur Unheil sprossen.

*9 Baise Possa macha.Nefflen, 452.

Böses Spiel machen, schlimme Streiche spielen, heimlich schaden, entgegenarbeiten.

*10 Das sind Possen.

Lat.: Orestis somnium. (Seybold, 422.)

*11 Eim den possen reissen.H. Sachs, III, XVII, 2.

*12 Er merkt den bossen.Nigrinus, 179.

*13 Er will mit Possen bezahlen.

Holl.: Hij denkt met kuren te kunnen betalen. (Harrebomée, I, 459b.)

*14 Er wirfft mit bossen vmb sich wie ein Schmiedknecht mit funcken vnd ein Esel mit fürtzen.Henisch, 938, 8.

*15 Es seind sein bossen.Franck, II, 11a; Sutor, 421.

Um zu sagen: Die Lüge ist auf seinem eigenen Mist gewachsen. Er spinnt es aus sich selber. Zur Wiedergabe der lateinischen Redensart: Ex se fingit velut araneus, hat Franck der obigen noch folgende sinnverwandte beigefügt: Er nimpts bei jm selbst ab. Er hats von jm selbst erdicht. Er weyss bei jhm selbst, wo einen andern der schuh truckt. Er weyss wie eim schalck vmbs hertz ist. Er hat es auss den fingern gesogen. Er spints auss jm selbs wie ein spinn. Es ist sein stylus, gemecht, art, baw, gdicht u. s. w. Es ist sein Gespunst. Der kleine Finger sagt's ihm.

Lat.: Ex se finxit, sicut araneus. (Sutor, 421.)

*16 Mit da Pussen ens Bette.Robinson, 187.

*17 Sich in alle Possen finden, wie der Affe eines Marktschreiers.Parömiakon, 1230.


Posse (können).

1 Non possumus, sagte der Pfaff, als der Bauer das Lied gesungen haben wollte: Denket doch, ihr Menschenkinder.

*2 Non possum öss e Wallach.Frischbier2, 2796.


Pösseln.

* De pöselt as Tjark Backers Esel. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.

Pösseln = kleine Possen, muthwillige Sprünge machen. „Doch wenn er was zu posseln hat, winkt er dem armen Gfattern schlecht, muss allemal seyn sein Trüttelknecht.“ (H. Sachs, III, CCCLXXIII, 2.)


Possenreisser.

1 Einen Possenreisser hat man nicht zum Freunde.

Böhm.: Šaškáře všickni poslouchají, však za přítele neradi ho mají. – V přízeú a viru šaška nepřijí mej. (Čelakovský, 82 u. 233.)

Poln.: Szydercę wszyscy słuchają, lecz go za przyjaciela niemają. (Čelakovský, 82.)

2 Einmal Possenreisser, immer Possenreisser.

Wer sich selbst so weit wegwirft, sich zum Hanswurst für andere zu machen, von dem ist nichts Edles zu erwarten.

Lat.: Nugarum institores. – Nugas agere. (Eiselein, 514.)


Possjohann.

* Hei öss e Possjehann.Frischbier2, 2263.

Ein Kussjohann, ein solcher, der gern Mädchen küsst.


Post.

1 Böse Post geht schnell.

Engl.: Evil news rids fast.

2 Die kürzeste (schnellste) Post bringt oft die längsten Lügen.Sutor, 477.

3 Die Post ist ein fürstlicher Kasten und ein Handwerk der Kutscher.

Frz.: La poste est une dépense de Prince et un métier de crocheteur. (Kritzinger, 553a.)

It.: La posta e una spesa da Prencipe e un mestiere da facchino. (Kritzinger, 553a.)

4 Wenn einer mit der Post fährt, zerspringen zwei.Blass, 20.

5 Wer mit der Post reisen will, muss eine fürstliche Börse und eines Lastträgers Rücken haben.Simrock, 7972.

Jetzt kommt man schon mit bürgerlicher Börse und schwächerm Rücken fort.

*6 Bei ihm soll alles mit (oder: wie auf der) Post gehen.

D. h. eilig, schnell; der Oberösterreicher sagt daher lieber: Lass da dir Zeit! „Gleichsam auf der Post.“ (Grimmelshausen, Vogelnest, I.)


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[[688]/0702] Portal. Auf dem wiener Portale stehen nur Vokale. Ueber dem Portale der Burg stehen nämlich die Buchstaben A. E. I. O. V. (U); und jeder kann sich nun nach Belieben einen Vers dazu machen. Es gibt deren auch bereits eine Menge, die vorherrschend von viel Selbstgefühl Zeugniss geben, doch mit den wirklichen Verhältnissen wenig im Einklang stehen, z. B.: Alles Erdreich Ist Oesterreich Unterthan. – Aller Ehren Ist Oesterreich Voll. Austriae Est Imperare Orbi Universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Austria Erit In Orbi Ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Austriaci Erunt Imperatores Orbis Ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 41, S. 393.) Portenhagen. Nâ Portenhâgen, da geit kein Weg hen. – Schambach, II, 695. Portenhagen ist ein sehr abgelegenes, früher zu dem Amte Erichsburg gehöriges, in neuerer Zeit mit dem Amte Einbeck vereinigtes hannoversches Dorf, das sich wol nicht stark mit dem Wegebau beschäftigt hat. Portion. * Er hat seine Portion. (S. Ansehen 29.) Ist wieder angetrunken. Holl.: Hij heeft den brij in't lijf. (Harrebomée, I, 90.) Portiuncula. 1 Am Tage Portiuncula (2. August) ist's leicht, den Kapuzinern zum Tanze pfeifen. – Klosterspiegel, 20, 22. 2 Uf Porzionkel krît die Kôr en Gonkel. (Nassau.) – Kehrein, IV, 28. Nach diesem Tage nimmt der Besuch der Curorte eine Wendung. Portknecht. Gute Portknecht seind dess Unglücks gewohnt. – Chaos, 147. Lat.: Ab assuetis non passio. Porz. *1 Es ist die portz. – Tappius, 124b. *2 Ich hab euch vff die schlechte portz geladen. – Tappius, 124b. *3 Wer ich vss den portzen, so wer ich fern genoig. – Tappius, 243a. Porzellan. 1 Porzelî, bann's noa fällt, es hî. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 19. Porzellan, wenn's herabfällt, ist's hin. *2 Einen aus Porzellan tractiren, woraus der verlorene Sohn gespeist. – Parömiakon, 484. Ihn mit den Schweinen essen lassen. Posaune. *1 Die grosse Posaune blasen. (S. Himmel 202.) In dem Sinne wie die grosse Glocke läuten. *2 Mit Posaunen kommen. Posengel. * Sie ist ein Posengel. – Frischbier2, 2983. Spottname für ein schmuziges Frauenzimmer. (Hennig, 192.) Positiv. Mancher ist nicht ein positivus vnnd man macht jhn zum superlativo, davon gleich lange Eselsohren wachsen. – Lehmann, 489, 21. Poss (s. Kuss). 1 Ein Poss öss en Stoff (Staub), wer'n nich lieden kann, wöscht em af. – Frischbier2, 2259. *2 En Posske möt Sopp. – Frischbier2, 2260. Ein Küsschen mit Suppe erhält man von einem Kinde mit rinnender, unsauberer Nase. *3 Göff mi en Posske, öck will mi breke. (Insterburg.) – Frischbier2, 2261. Posse. 1 Die Posse ist aus, lasst den Vorhang fallen, sagte Rabelais, und starb. Holl.: Laat vallen de gordijn, de klucht is uit, zei Rabelais, en hij ging naar de andere wereld. (Harrebomée, I, 417b.) 2 Ich achte der Possen nicht, sagte der Bischof, da hörte er einen Spruch aus der Bibel. – Hoefer, 63; Latendorf II, 19; Simrock, 7973. 3 Possen auf hölzernen Rossen. Nichts als Tand. 4 Possen bei Seite, bald zum Streite. Zur Sache. 5 Possen, nichts als Possen! – Eiselein, 514. 6 Tom helge purige Posse1 gab öck den Dwarg2 sehne. (Dönhofstädt.) 1) Zum Possen oder zum Tort. 2) Zwerg. – Scherzhafte Behauptung seines Willens. 7 Wer nichts denn Possen reissen kann, vor dem hüt sich ein jedermann. – Petri, II, 748. *8 Aus solchen Possen kann nur Unheil sprossen. *9 Baise Possa macha. – Nefflen, 452. Böses Spiel machen, schlimme Streiche spielen, heimlich schaden, entgegenarbeiten. *10 Das sind Possen. Lat.: Orestis somnium. (Seybold, 422.) *11 Eim den possen reissen. – H. Sachs, III, XVII, 2. *12 Er merkt den bossen. – Nigrinus, 179. *13 Er will mit Possen bezahlen. Holl.: Hij denkt met kuren te kunnen betalen. (Harrebomée, I, 459b.) *14 Er wirfft mit bossen vmb sich wie ein Schmiedknecht mit funcken vnd ein Esel mit fürtzen. – Henisch, 938, 8. *15 Es seind sein bossen. – Franck, II, 11a; Sutor, 421. Um zu sagen: Die Lüge ist auf seinem eigenen Mist gewachsen. Er spinnt es aus sich selber. Zur Wiedergabe der lateinischen Redensart: Ex se fingit velut araneus, hat Franck der obigen noch folgende sinnverwandte beigefügt: Er nimpts bei jm selbst ab. Er hats von jm selbst erdicht. Er weyss bei jhm selbst, wo einen andern der schuh truckt. Er weyss wie eim schalck vmbs hertz ist. Er hat es auss den fingern gesogen. Er spints auss jm selbs wie ein spinn. Es ist sein stylus, gemecht, art, baw, gdicht u. s. w. Es ist sein Gespunst. Der kleine Finger sagt's ihm. Lat.: Ex se finxit, sicut araneus. (Sutor, 421.) *16 Mit da Pussen ens Bette. – Robinson, 187. *17 Sich in alle Possen finden, wie der Affe eines Marktschreiers. – Parömiakon, 1230. Posse (können). 1 Non possumus, sagte der Pfaff, als der Bauer das Lied gesungen haben wollte: Denket doch, ihr Menschenkinder. *2 Non possum öss e Wallach. – Frischbier2, 2796. Pösseln. * De pöselt as Tjark Backers Esel. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. Pösseln = kleine Possen, muthwillige Sprünge machen. „Doch wenn er was zu posseln hat, winkt er dem armen Gfattern schlecht, muss allemal seyn sein Trüttelknecht.“ (H. Sachs, III, CCCLXXIII, 2.) Possenreisser. 1 Einen Possenreisser hat man nicht zum Freunde. Böhm.: Šaškáře všickni poslouchají, však za přítele neradi ho mají. – V přízeú a viru šaška nepřijí mej. (Čelakovský, 82 u. 233.) Poln.: Szydercę wszyscy słuchają, lecz go za przyjaciela niemają. (Čelakovský, 82.) 2 Einmal Possenreisser, immer Possenreisser. Wer sich selbst so weit wegwirft, sich zum Hanswurst für andere zu machen, von dem ist nichts Edles zu erwarten. Lat.: Nugarum institores. – Nugas agere. (Eiselein, 514.) Possjohann. * Hei öss e Possjehann. – Frischbier2, 2263. Ein Kussjohann, ein solcher, der gern Mädchen küsst. Post. 1 Böse Post geht schnell. Engl.: Evil news rids fast. 2 Die kürzeste (schnellste) Post bringt oft die längsten Lügen. – Sutor, 477. 3 Die Post ist ein fürstlicher Kasten und ein Handwerk der Kutscher. Frz.: La poste est une dépense de Prince et un métier de crocheteur. (Kritzinger, 553a.) It.: La posta e una spesa da Prencipe e un mestiere da facchino. (Kritzinger, 553a.) 4 Wenn einer mit der Post fährt, zerspringen zwei. – Blass, 20. 5 Wer mit der Post reisen will, muss eine fürstliche Börse und eines Lastträgers Rücken haben. – Simrock, 7972. Jetzt kommt man schon mit bürgerlicher Börse und schwächerm Rücken fort. *6 Bei ihm soll alles mit (oder: wie auf der) Post gehen. D. h. eilig, schnell; der Oberösterreicher sagt daher lieber: Lass da dir Zeit! „Gleichsam auf der Post.“ (Grimmelshausen, Vogelnest, I.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [688]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/702>, abgerufen am 26.04.2024.