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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Polizeidiener, sonst Scharwächter genannt, welche sehr viel, wenn auch nicht gerade den besten Taback vertilgten, wurden von den Studenten mit Bezug auf ihren Schnurrbart, spottweis "Schnurren" genannt. (Frommann, III, 352.)

*12 Es raucht im Hause.

Die Frau schilt ihren Mann aus.

*13 Es raucht in der Küche.

Die Frau schilt das Küchengesinde aus.

*14 He rokt on schmött den Damp von hinde. - Frischbier2, 3070.

Um zu sagen: er isst.

*15 War he is, dar rokt sein Schösstein. (Ostfries.)


Räuchern.

Man räuchert mit Wachholderbeeren, wenn man keinen Weihrauch hat.

Die Russen: Man räuchert auch wol mit Bernstein, wenn es an Ambra fehlt. (Altmann V, 75.)


Rauches.

*1 Das Rauche nach aussen kehren. - Simrock, 8157; Klix, 76.

*2 Dat Rauge buten keren. - Schütze, III, 319.

Milde und Freundlichkeit mit Strenge und Ernst vertauschen.


Rauchfang.

1 Wenn auch der Rauchfang schief ist, der Rauch steigt doch gerade auf.

*2 Da sollte man ja gleich in den Rauchfang steigen. (Oberösterreich.)

Ausruf, wenn irgendetwas Unerwartetes geschieht, ein seltener Besuch kommt u. dgl.

*3 Etwas in den Rauchfang schreiben.

Eine Schuldforderung z. B., die voraussichtlich nicht einzutreiben ist.


Rauchfleisch.

Rauchfleisch hält sich gut. - Klix, 74.


Rauchhuhn.

Wer das Rauchhuhn im Hofe hat, der hat Setzung und Entsetzung. - Graf, 488, 46.

Der Gutsherr, dem die Bauern zinspflichtig waren, hatte seine Gewalt allmählich so weit ausgedehnt, dass sie wenig von der landesherrlichen unterschieden war; er setzte Beamte ein und entliess sie; er machte Ansprüche auf den Fisch im Wasser, auf den Vogel in der Luft, auf Wild und Fund vom Himmel bis in den Grund. (Vgl. Kamptz, III, 502.)

Mhd.: Wer dat rohkhon im haue hefft, derselbige hat settinge undt entsettinge. (Grimm, III, 232; Haltaus, 1509.)


Rauchkammer.

In der Rauchkammer sieht man den Himmel auch.


Räuchlein.

1 Es ist kein Räuchlein, es ist auch ein Feuerlein. (Schweiz.) - Steiger, 152.

2 Jedes Räuchlein riecht dem Feigen nach Pulverdampf.


Rauchloch.

* Ja, freilich, im Rauchloch hinder der Thür. - Franck, Weltbuch, CXXVIIIa.

Spöttisch für: da wird nichts draus.


Rauchwerk.

1 Kein wohlriechenderes Rauchwerk, als das vom Feuer böser Schriften aufgeht. - Winckler, XIII, 50.

Wer mag das Wort zuerst ausgesprochen haben? Davon hängt es ab, was für Schriften hier unter "bösen" gemeint sein mögen, ob Schiller, Goethe, Seume, die der "sogenannten" Classiker, oder die Productionen aus den jesuitischen und wupperthalischen Fabriken.

2 Rauchwerk ist gut wider Teufel und Pest.

Nützlicher wird es offenbar gegen die letztere verwandt.

Böhm.: Kadidlo na certy a zalar na zlodeje. (Celakovsky, 146.)


Raude.

1 Besser die Rauden am Leib als ein böses Weib. - Sutor, 457.

2 Die Raude frisst die Haut, böss Weib versalzt das Kraut. - Sutor, 457.

3 Hast du Rauden an dem Leib, ist besser denn ein böses Weib; die Rauden fressen dir die Haut, ein böses Weib versalzt das Kraut. - Coler, 898b.

Lat.: Est mala res scabies, mulier mala pessima res est, illa cutem mordens, haec animum crucians. (Coler, 898b.)

4 Wer die reude firchtet, kriegt (find) den Grind. - Henisch, 1746, 67; Petri, II; Eiselein, 520; Simrock, 8158.

[Spaltenumbruch] *5 Einem die Räude geben, um ihn dann krauen zu können. - Eiselein, 520.

"Gar mancher gibt uns erst die Räude, um dann zu krauen unsre Häute." (Butler.)


Räudig.

1 Wohin man räudig geht, von da kommt man grindig wieder.

*2 Er wird ehnder rüdig gäb (als) reich. (Solothurn.) - Schild, 68, 131; Sutermeister, 67.

Von einem Geizhals.

*3 So rüdig als ein Gugger.

"Die Teutschen nennend ein par rüdigen Menschen als rüdig als ein Gugger, darumb, dass diser im winter so er seinen fäderen ändernt einen rüdig bedunkt." (Forer, 70b.)


Räudiger.

Wer sich zu reudigen helt, der wirt auch grätzig. - Henisch, 1741, 60; Petri, II, 765; Mathesy, I, 76a; Simrock, 8160; Körte, 4934.


Räudiges.

Ein Räudiges steckt die ganze Heerde an. - Körte, 4933.

Lat.: Grex totus in agris unius scabie cadit.


Raufe (s. Röpse).

*1 An der Raufe nagen.

Noth, Mangel an den nothwendigsten Bedürfnissen leiden; am Hungertuche nagen.

Frz.: Ronger son ratelier, sa litiere. (Lendroy, 1290.)

*2 An der Raufe sein.

Engl.: To lie at rack and manger. (Bohn II, 175.)

*3 Auf mehrern Raufen Futter haben (finden).

Mehrere einträgliche Aemter oder Erwerbsquellen besitzen.

*4 Enen up de Röp stäken. (Mecklenburg.)

Ein "Schärchen", einen Prim, Kautaback in den Mund stecken. Ueber Schärchen (vgl. Vilmar, Probe eines hessischen Wörterbuchs.)

*5 Er hat das letzte in der Raufe. - Eiselein, 520.

In Würtemberg: Dear hot au 's letzt in der Rauf. (Birlinger, 980.) Das letzte im Rähf haben. (Worterklärungen zu J. P. Hebel's Alemannischen Gedichten.) Dem Tode nahe sein. Die Raufe ist ein Leiterwerk, hinter welchem dem Vieh Trockenfutter vorgesteckt wird. (S. Leben, Subst., 286.)


Raufen.

1 Em mess do reifen, do Hor äs. (S. 3.) (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 993.

2 Es ist bös reuffen, wo kein Haar ist (mit einem Kahlen). - Lehmann, II, 129, 162; Petri, II, 257; Körte, 2505; Braun, I, 1024.

"Welcher Mann Buben sieht raufen, mit Wasser soll er sie taufen." (Liedersaal.) "Gantz bösse zcu rauffen ist, wo kalheyt ader nicht hor ist." (Werdea, C i.) "Mit dem sich böss zu rauffen ist, dem alles haar auffm haupt gebrist."

Lat.: Nolo pilos trahere cum toto crine carente. (Loci comm., 92.)

Ung.: Nehez a' kopasznak üstökeba kapni.

3 Man muss raufen, wo haar sind. - Facet.; Wend Unmuth, VI, 167.

4 Man soll reuffen, weil Haare da sind. - Petri, III, 9.

5 Mancher rauft den todten Löwen beim Bart, der ihn lebend anzusehen sich nicht getraut. - Blum, 350.

Vom Urtheil des kleinen Mannes über den grossen.

6 Wenn du nicht willst (wenn man dich will) raufen, so musst du laufen.

7 Wenn zwei miteinander raufen, magst du die Haare auflesen. - Eiselein, 267.

Lat.: Duobus litigantibus tertius gaudet. (Eiselein, 267; Binder II, 885.)

*8 Wenn's raff'n wollt, geht's ins Hoftheata. (München.)

Vor Jahren trat auf dem Hof- und Nationaltheater in München ein französischer Athlet, Namens Jean Dupuis, auf und forderte die altbairischen Recken zum Wettkampfe heraus, bis er endlich von einem Hausknechte, Namens Simmerl, besiegt wurde. Infolge jenes Vorfalls pflegten die über die Entweihung des Musentempels an der Isar sittlich entrüsteten münchener Bierwirthe Rauflustige aus ihrer Schenke mit den Worten zu verweisen: "Wenn's raff'n wollt, geht's in's Hoftheata!" (Wenn Ihr raufen wollt, geht ins Hoftheater!) Seitdem aber die neuliche Scene in Rom mit Bischof Strossmayer bekannt geworden (Sitzung des Concils am 22. März 1870, vgl. Bresl. Zeitung, Nr. 149), heisst es in den münchener Kneipen bei ausbrechenden Händeln: "Wenn's raff'n wollt, geht's ins Konzüll!" (Anzeiger für Landau u. s. w., vom 14. April 1870, Nr. 54.)


[Spaltenumbruch] Polizeidiener, sonst Scharwächter genannt, welche sehr viel, wenn auch nicht gerade den besten Taback vertilgten, wurden von den Studenten mit Bezug auf ihren Schnurrbart, spottweis „Schnurren“ genannt. (Frommann, III, 352.)

*12 Es raucht im Hause.

Die Frau schilt ihren Mann aus.

*13 Es raucht in der Küche.

Die Frau schilt das Küchengesinde aus.

*14 He rôkt on schmött den Damp von hinde.Frischbier2, 3070.

Um zu sagen: er isst.

*15 War he is, dar rôkt sîn Schösstein. (Ostfries.)


Räuchern.

Man räuchert mit Wachholderbeeren, wenn man keinen Weihrauch hat.

Die Russen: Man räuchert auch wol mit Bernstein, wenn es an Ambra fehlt. (Altmann V, 75.)


Rauches.

*1 Das Rauche nach aussen kehren.Simrock, 8157; Klix, 76.

*2 Dat Rûge buten kêren.Schütze, III, 319.

Milde und Freundlichkeit mit Strenge und Ernst vertauschen.


Rauchfang.

1 Wenn auch der Rauchfang schief ist, der Rauch steigt doch gerade auf.

*2 Da sollte man ja gleich in den Rauchfang steigen. (Oberösterreich.)

Ausruf, wenn irgendetwas Unerwartetes geschieht, ein seltener Besuch kommt u. dgl.

*3 Etwas in den Rauchfang schreiben.

Eine Schuldforderung z. B., die voraussichtlich nicht einzutreiben ist.


Rauchfleisch.

Rauchfleisch hält sich gut.Klix, 74.


Rauchhuhn.

Wer das Rauchhuhn im Hofe hat, der hat Setzung und Entsetzung.Graf, 488, 46.

Der Gutsherr, dem die Bauern zinspflichtig waren, hatte seine Gewalt allmählich so weit ausgedehnt, dass sie wenig von der landesherrlichen unterschieden war; er setzte Beamte ein und entliess sie; er machte Ansprüche auf den Fisch im Wasser, auf den Vogel in der Luft, auf Wild und Fund vom Himmel bis in den Grund. (Vgl. Kamptz, III, 502.)

Mhd.: Wer dat rohkhon im haue hefft, derselbige hat settinge undt entsettinge. (Grimm, III, 232; Haltaus, 1509.)


Rauchkammer.

In der Rauchkammer sieht man den Himmel auch.


Räuchlein.

1 Es ist kein Räuchlein, es ist auch ein Feuerlein. (Schweiz.) – Steiger, 152.

2 Jedes Räuchlein riecht dem Feigen nach Pulverdampf.


Rauchloch.

* Ja, freilich, im Rauchloch hinder der Thür.Franck, Weltbuch, CXXVIIIa.

Spöttisch für: da wird nichts draus.


Rauchwerk.

1 Kein wohlriechenderes Rauchwerk, als das vom Feuer böser Schriften aufgeht.Winckler, XIII, 50.

Wer mag das Wort zuerst ausgesprochen haben? Davon hängt es ab, was für Schriften hier unter „bösen“ gemeint sein mögen, ob Schiller, Goethe, Seume, die der „sogenannten“ Classiker, oder die Productionen aus den jesuitischen und wupperthalischen Fabriken.

2 Rauchwerk ist gut wider Teufel und Pest.

Nützlicher wird es offenbar gegen die letztere verwandt.

Böhm.: Kadidlo na čerty a žalář na zlodĕje. (Čelakovský, 146.)


Raude.

1 Besser die Rauden am Leib als ein böses Weib.Sutor, 457.

2 Die Raude frisst die Haut, böss Weib versalzt das Kraut.Sutor, 457.

3 Hast du Rauden an dem Leib, ist besser denn ein böses Weib; die Rauden fressen dir die Haut, ein böses Weib versalzt das Kraut.Coler, 898b.

Lat.: Est mala res scabies, mulier mala pessima res est, illa cutem mordens, haec animum crucians. (Coler, 898b.)

4 Wer die reude firchtet, kriegt (find) den Grind.Henisch, 1746, 67; Petri, II; Eiselein, 520; Simrock, 8158.

[Spaltenumbruch] *5 Einem die Räude geben, um ihn dann krauen zu können.Eiselein, 520.

„Gar mancher gibt uns erst die Räude, um dann zu krauen unsre Häute.“ (Butler.)


Räudig.

1 Wohin man räudig geht, von da kommt man grindig wieder.

*2 Er wird ehnder rüdig gäb (als) reich. (Solothurn.) – Schild, 68, 131; Sutermeister, 67.

Von einem Geizhals.

*3 So rüdig als ein Gugger.

„Die Teutschen nennend ein par rüdigen Menschen als rüdig als ein Gugger, darumb, dass diser im winter so er seinen fäderen ändernt einen rüdig bedunkt.“ (Forer, 70b.)


Räudiger.

Wer sich zu reudigen helt, der wirt auch grätzig.Henisch, 1741, 60; Petri, II, 765; Mathesy, I, 76a; Simrock, 8160; Körte, 4934.


Räudiges.

Ein Räudiges steckt die ganze Heerde an.Körte, 4933.

Lat.: Grex totus in agris unius scabie cadit.


Raufe (s. Röpse).

*1 An der Raufe nagen.

Noth, Mangel an den nothwendigsten Bedürfnissen leiden; am Hungertuche nagen.

Frz.: Ronger son râtelier, sa litière. (Lendroy, 1290.)

*2 An der Raufe sein.

Engl.: To lie at rack and manger. (Bohn II, 175.)

*3 Auf mehrern Raufen Futter haben (finden).

Mehrere einträgliche Aemter oder Erwerbsquellen besitzen.

*4 Enen up de Röp stäken. (Mecklenburg.)

Ein „Schärchen“, einen Prim, Kautaback in den Mund stecken. Ueber Schärchen (vgl. Vilmar, Probe eines hessischen Wörterbuchs.)

*5 Er hat das letzte in der Raufe.Eiselein, 520.

In Würtemberg: Dear hot au 's letzt in der Rauf. (Birlinger, 980.) Das letzte im Rähf haben. (Worterklärungen zu J. P. Hebel's Alemannischen Gedichten.) Dem Tode nahe sein. Die Raufe ist ein Leiterwerk, hinter welchem dem Vieh Trockenfutter vorgesteckt wird. (S. Leben, Subst., 286.)


Raufen.

1 Em mess do rîfen, dô Hôr äs. (S. 3.) (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 993.

2 Es ist bös reuffen, wo kein Haar ist (mit einem Kahlen).Lehmann, II, 129, 162; Petri, II, 257; Körte, 2505; Braun, I, 1024.

„Welcher Mann Buben sieht raufen, mit Wasser soll er sie taufen.“ (Liedersaal.) „Gantz bösse zcu rauffen ist, wo kalheyt ader nicht hor ist.“ (Werdea, C i.) „Mit dem sich böss zu rauffen ist, dem alles haar auffm haupt gebrist.“

Lat.: Nolo pilos trahere cum toto crine carente. (Loci comm., 92.)

Ung.: Nehéz a' kopasznak üstökéba kapni.

3 Man muss raufen, wo haar sind.Facet.; Wend Unmuth, VI, 167.

4 Man soll reuffen, weil Haare da sind.Petri, III, 9.

5 Mancher rauft den todten Löwen beim Bart, der ihn lebend anzusehen sich nicht getraut.Blum, 350.

Vom Urtheil des kleinen Mannes über den grossen.

6 Wenn du nicht willst (wenn man dich will) raufen, so musst du laufen.

7 Wenn zwei miteinander raufen, magst du die Haare auflesen.Eiselein, 267.

Lat.: Duobus litigantibus tertius gaudet. (Eiselein, 267; Binder II, 885.)

*8 Wenn's raff'n wollt, geht's ins Hoftheata. (München.)

Vor Jahren trat auf dem Hof- und Nationaltheater in München ein französischer Athlet, Namens Jean Dupuis, auf und forderte die altbairischen Recken zum Wettkampfe heraus, bis er endlich von einem Hausknechte, Namens Simmerl, besiegt wurde. Infolge jenes Vorfalls pflegten die über die Entweihung des Musentempels an der Isar sittlich entrüsteten münchener Bierwirthe Rauflustige aus ihrer Schenke mit den Worten zu verweisen: „Wenn's raff'n wollt, geht's in's Hoftheata!“ (Wenn Ihr raufen wollt, geht ins Hoftheater!) Seitdem aber die neuliche Scene in Rom mit Bischof Strossmayer bekannt geworden (Sitzung des Concils am 22. März 1870, vgl. Bresl. Zeitung, Nr. 149), heisst es in den münchener Kneipen bei ausbrechenden Händeln: „Wenn's raff'n wollt, geht's ins Konzüll!“ (Anzeiger für Landau u. s. w., vom 14. April 1870, Nr. 54.)


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[[753]/0767] Polizeidiener, sonst Scharwächter genannt, welche sehr viel, wenn auch nicht gerade den besten Taback vertilgten, wurden von den Studenten mit Bezug auf ihren Schnurrbart, spottweis „Schnurren“ genannt. (Frommann, III, 352.) *12 Es raucht im Hause. Die Frau schilt ihren Mann aus. *13 Es raucht in der Küche. Die Frau schilt das Küchengesinde aus. *14 He rôkt on schmött den Damp von hinde. – Frischbier2, 3070. Um zu sagen: er isst. *15 War he is, dar rôkt sîn Schösstein. (Ostfries.) Räuchern. Man räuchert mit Wachholderbeeren, wenn man keinen Weihrauch hat. Die Russen: Man räuchert auch wol mit Bernstein, wenn es an Ambra fehlt. (Altmann V, 75.) Rauches. *1 Das Rauche nach aussen kehren. – Simrock, 8157; Klix, 76. *2 Dat Rûge buten kêren. – Schütze, III, 319. Milde und Freundlichkeit mit Strenge und Ernst vertauschen. Rauchfang. 1 Wenn auch der Rauchfang schief ist, der Rauch steigt doch gerade auf. *2 Da sollte man ja gleich in den Rauchfang steigen. (Oberösterreich.) Ausruf, wenn irgendetwas Unerwartetes geschieht, ein seltener Besuch kommt u. dgl. *3 Etwas in den Rauchfang schreiben. Eine Schuldforderung z. B., die voraussichtlich nicht einzutreiben ist. Rauchfleisch. Rauchfleisch hält sich gut. – Klix, 74. Rauchhuhn. Wer das Rauchhuhn im Hofe hat, der hat Setzung und Entsetzung. – Graf, 488, 46. Der Gutsherr, dem die Bauern zinspflichtig waren, hatte seine Gewalt allmählich so weit ausgedehnt, dass sie wenig von der landesherrlichen unterschieden war; er setzte Beamte ein und entliess sie; er machte Ansprüche auf den Fisch im Wasser, auf den Vogel in der Luft, auf Wild und Fund vom Himmel bis in den Grund. (Vgl. Kamptz, III, 502.) Mhd.: Wer dat rohkhon im haue hefft, derselbige hat settinge undt entsettinge. (Grimm, III, 232; Haltaus, 1509.) Rauchkammer. In der Rauchkammer sieht man den Himmel auch. Räuchlein. 1 Es ist kein Räuchlein, es ist auch ein Feuerlein. (Schweiz.) – Steiger, 152. 2 Jedes Räuchlein riecht dem Feigen nach Pulverdampf. Rauchloch. * Ja, freilich, im Rauchloch hinder der Thür. – Franck, Weltbuch, CXXVIIIa. Spöttisch für: da wird nichts draus. Rauchwerk. 1 Kein wohlriechenderes Rauchwerk, als das vom Feuer böser Schriften aufgeht. – Winckler, XIII, 50. Wer mag das Wort zuerst ausgesprochen haben? Davon hängt es ab, was für Schriften hier unter „bösen“ gemeint sein mögen, ob Schiller, Goethe, Seume, die der „sogenannten“ Classiker, oder die Productionen aus den jesuitischen und wupperthalischen Fabriken. 2 Rauchwerk ist gut wider Teufel und Pest. Nützlicher wird es offenbar gegen die letztere verwandt. Böhm.: Kadidlo na čerty a žalář na zlodĕje. (Čelakovský, 146.) Raude. 1 Besser die Rauden am Leib als ein böses Weib. – Sutor, 457. 2 Die Raude frisst die Haut, böss Weib versalzt das Kraut. – Sutor, 457. 3 Hast du Rauden an dem Leib, ist besser denn ein böses Weib; die Rauden fressen dir die Haut, ein böses Weib versalzt das Kraut. – Coler, 898b. Lat.: Est mala res scabies, mulier mala pessima res est, illa cutem mordens, haec animum crucians. (Coler, 898b.) 4 Wer die reude firchtet, kriegt (find) den Grind. – Henisch, 1746, 67; Petri, II; Eiselein, 520; Simrock, 8158. *5 Einem die Räude geben, um ihn dann krauen zu können. – Eiselein, 520. „Gar mancher gibt uns erst die Räude, um dann zu krauen unsre Häute.“ (Butler.) Räudig. 1 Wohin man räudig geht, von da kommt man grindig wieder. *2 Er wird ehnder rüdig gäb (als) reich. (Solothurn.) – Schild, 68, 131; Sutermeister, 67. Von einem Geizhals. *3 So rüdig als ein Gugger. „Die Teutschen nennend ein par rüdigen Menschen als rüdig als ein Gugger, darumb, dass diser im winter so er seinen fäderen ändernt einen rüdig bedunkt.“ (Forer, 70b.) Räudiger. Wer sich zu reudigen helt, der wirt auch grätzig. – Henisch, 1741, 60; Petri, II, 765; Mathesy, I, 76a; Simrock, 8160; Körte, 4934. Räudiges. Ein Räudiges steckt die ganze Heerde an. – Körte, 4933. Lat.: Grex totus in agris unius scabie cadit. Raufe (s. Röpse). *1 An der Raufe nagen. Noth, Mangel an den nothwendigsten Bedürfnissen leiden; am Hungertuche nagen. Frz.: Ronger son râtelier, sa litière. (Lendroy, 1290.) *2 An der Raufe sein. Engl.: To lie at rack and manger. (Bohn II, 175.) *3 Auf mehrern Raufen Futter haben (finden). Mehrere einträgliche Aemter oder Erwerbsquellen besitzen. *4 Enen up de Röp stäken. (Mecklenburg.) Ein „Schärchen“, einen Prim, Kautaback in den Mund stecken. Ueber Schärchen (vgl. Vilmar, Probe eines hessischen Wörterbuchs.) *5 Er hat das letzte in der Raufe. – Eiselein, 520. In Würtemberg: Dear hot au 's letzt in der Rauf. (Birlinger, 980.) Das letzte im Rähf haben. (Worterklärungen zu J. P. Hebel's Alemannischen Gedichten.) Dem Tode nahe sein. Die Raufe ist ein Leiterwerk, hinter welchem dem Vieh Trockenfutter vorgesteckt wird. (S. Leben, Subst., 286.) Raufen. 1 Em mess do rîfen, dô Hôr äs. (S. 3.) (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 993. 2 Es ist bös reuffen, wo kein Haar ist (mit einem Kahlen). – Lehmann, II, 129, 162; Petri, II, 257; Körte, 2505; Braun, I, 1024. „Welcher Mann Buben sieht raufen, mit Wasser soll er sie taufen.“ (Liedersaal.) „Gantz bösse zcu rauffen ist, wo kalheyt ader nicht hor ist.“ (Werdea, C i.) „Mit dem sich böss zu rauffen ist, dem alles haar auffm haupt gebrist.“ Lat.: Nolo pilos trahere cum toto crine carente. (Loci comm., 92.) Ung.: Nehéz a' kopasznak üstökéba kapni. 3 Man muss raufen, wo haar sind. – Facet.; Wend Unmuth, VI, 167. 4 Man soll reuffen, weil Haare da sind. – Petri, III, 9. 5 Mancher rauft den todten Löwen beim Bart, der ihn lebend anzusehen sich nicht getraut. – Blum, 350. Vom Urtheil des kleinen Mannes über den grossen. 6 Wenn du nicht willst (wenn man dich will) raufen, so musst du laufen. 7 Wenn zwei miteinander raufen, magst du die Haare auflesen. – Eiselein, 267. Lat.: Duobus litigantibus tertius gaudet. (Eiselein, 267; Binder II, 885.) *8 Wenn's raff'n wollt, geht's ins Hoftheata. (München.) Vor Jahren trat auf dem Hof- und Nationaltheater in München ein französischer Athlet, Namens Jean Dupuis, auf und forderte die altbairischen Recken zum Wettkampfe heraus, bis er endlich von einem Hausknechte, Namens Simmerl, besiegt wurde. Infolge jenes Vorfalls pflegten die über die Entweihung des Musentempels an der Isar sittlich entrüsteten münchener Bierwirthe Rauflustige aus ihrer Schenke mit den Worten zu verweisen: „Wenn's raff'n wollt, geht's in's Hoftheata!“ (Wenn Ihr raufen wollt, geht ins Hoftheater!) Seitdem aber die neuliche Scene in Rom mit Bischof Strossmayer bekannt geworden (Sitzung des Concils am 22. März 1870, vgl. Bresl. Zeitung, Nr. 149), heisst es in den münchener Kneipen bei ausbrechenden Händeln: „Wenn's raff'n wollt, geht's ins Konzüll!“ (Anzeiger für Landau u. s. w., vom 14. April 1870, Nr. 54.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [753]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/767>, abgerufen am 26.04.2024.