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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 38 Wer viel reist, erfährt viel.

39 Wer viel reist, hat wenig Ruhe und zerreisst viel Schuhe.

Holl.: Wie veel reist, verslijt veel schoenen. (Harrebomee, II, 255b.)

40 Wer will ferrn mit nutzen raisen, der muss haben Falcken Augen, Esels Ohren, Schweinsrüssel, Eselsrucken vnd eins Hirschen fuss. - Lehmann, 688, 18.

*41 Er ist so weit gereist, dass er immer noch gerochen, ob seine Mutter Kuchen buk. (S. Gesell 67.) - Eiselein, 527; Simrock, 8407.

Dän.: Han er vel forreist, engang til marked, to gange til smede, tre gange til mölle. - Som har ei vaeret laengere, end ved sin gjerde-ende. - Thi hvo der ellers ikke veed vey til bye han fölge gjerdet, som man siger Siellandsfaren. (Prov. dan., 182.)

*42 Er ist weit gereist, drei Meilen hinter der Mutter Kachelofen.

Frz.: Il a ete nourri dans une bouteille. - Il n'a jamais vu que par le trou d'une bouteille. (Kritzinger, 88a.)

*43 Er reist auf die Gemeinweide.

lst auf dem Wege nach dem Kirchhof.

*44 Er reist auf Schusters Rappen.

Zu Fuss. Denselben Sinn hat auch die jüdisch- deutsche Redensart: Ojle Regel sein. Die drei jüdischen Hauptfeiertage: Ostern, Pfingsten und Laubhütten heissen die drei Wallfahrten (Regulim), und das Wallfahren nach Jerusalem zur Zeit dieser Feiertage hiess "Olje Regel". Da aber "Regel" auch Fuss bedeutet, so bezeichnet diese Redensart eine Reise per pedes Apostolorum.

*45 Er reist auf seine Güter. - Frischbier2, 3118.

Er muss ins Gefängniss.

*46 Er reist durchs Land wie eine Katze durch den Regen.

*47 Er reist über Konstantinopel nach Königsberg. - Frischbier2, 3119.

Macht einen lächerlichen Umweg.

*48 Er reist wie der Esel in der Mühle.

*49 Er reist wie ein Mühlkarren, der kommt alle Nacht wieder vors Haus. - Simrock, 8408.

*50 Hei reist nau Mockerau.

Er stirbt. (S. Fuss 235.)

*51 Lat em reise, ön de wide Welt öss beter as em enge Bauk. (Danzig.) - Frischbier2, 3121.

*52 Reis' möt Gott on bekläter di nich. - Frischbier2, 3122.

*53 Reis' to, Hans Kasper, gröt de Höner, vergitt den Han nig, auch vergitt din Bündel nig. (Holst.) - Schütze, III, 287.

*54 Reise mit Hiob und schmier' dir's Maul mit Syrop.

*55 Sie reist gern nach Danzig und bleibt in Leipzig über Nacht. - Parömiakon, 221.

Im lasciven Sinne gebrauchen die Russen die von ihrer rohen Naturkraft Zeugniss ablegende Redensart: Täglich dreimal durch die rothe Pforte gehen und des Nachts siebenmal. (Altmann VI, 518.)


Reisender.

1 Ein Reisender braucht vier Säckel: den ersten mit Patienz, den andern mit Geld, den dritten mit Gesundheit, den vierten mit Gefährten.

Lat.: Commoditas omnis sua fert incommoda secum. (Chaos, 772.)

2 Ein Reisender muss das Maul zu und das Säckel offen haben. - Chaos, 770.

Lat.: Linguam contineat, ne sermone laedat. - Quot juga, quot sylvae, quot loca visa mihi. (Chaos, 770.)

3 Ein Reisender muss haben Falkenaugen, Eselsohren, ein Affengesicht, einen Saurüssel, Kameelsschultern und Hirschfüsse. - Chaos, 770.

4 Ein Reisender muss nit alles urtheilen, was er siehet, nit alles glauben, was er höret, nit alles thun, was er kann, nit alles sagen, war er weiss, nit alles vorzählen, was er hat, und nit einem jeden trauen, mit dem er geht. - Chaos, 770.

5 Ein Reisender soll bey einem Regiment sieben Dinge beobachten: ob die Geistlichen einig und die Obrigkeit sittsam ist und gern höret und hilfft, was für Handthierung in der Stadt [Spaltenumbruch] ist, wie das oder dieses angeordnet ist, was für Nahrung sie hat, ob die Juristen Geschenke nehmen, und ob Schuster und Becker im Rathe seyn. - Wirth, II, 61, 352.

6 Ein Reisender und ein Armer ist überall daheim.

7 Eines Reisenden schwerste Bürde ist ein leerer Beutel.

8 Reisende muss man nicht aufhalten.

Span.: En priesa me ves y doncellez me demandas. (Don Quixote.)


Reiserock.

Nach dem Reiserock muss man nicht den Mann taxiren.

Span.: Debajo de una mala capa se encuentra un buen bebedor. (Cahier, 3278.)


Reisestiefel.

* Der hat die Reisestiefeln schon angezogen.

Hat den Tod in nächster Aussicht. (S. Fuss 235.)


Reisig.

1 Dürres Reisig und junge Männer bei Mädchen brennen bald.

Engl.: Love of lads, and fire of chats is soon in and soon out. (Bohn II, 41.)

*2 Aus diesem Reisig wird kein Bündel.

*3 Ihr Reisig ist verbrannt.

Das Feuer der ersten Liebe ist erloschen. "Das Reisig unsers ersten Liebesfeuers war herunter gebrannt." (Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob vom Baal, Solothurn 1861, S. 92.)


Reisigbündel.

Reisigbündel, das versteh' ich, aber hinauftragen nicht.

Ich verstehe wol den Befehl, aber ich mag ihn nicht ausführen, ich habe keine Lust zu gehorchen. In Welschtirol: Fascine, si'ntendo, ma portar su no. (Hörmann, 24.)


Reiske.

1 Wenn Reisken vor den Hundstagen gewachsen sein, so gibt es sauern Wein. (Schles.) - Boebel, 101.

*2 A is vu durte, wu de grusse Reisska wachsa. (Schles.)

Bei Keller (151b) sagt ein Mann aus dem schlesischen Gebirge: "Ich bin vu durte, drube wu de grusse Reissga wachse mit de hohla langa Stiela."


Reiskorn.

Alle Reiskörner auf eurer Tafel sind mit dem Schweisse des Landmanns befeuchtet.


Reiskörnchen.

Van ein Rieskörnschen lech (lichtet, erleichtert) sech et grotste Seeschep. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 191.


Reislaufen.

* Das kommt vom Reislaufen.

Unter dem Reislaufen ist die Sitte gemeint, fremde Kriegsdienste zu suchen, um Geld zu gewinnen. (Vgl. darüber: Pamphilus Gengenbach, herausgegeben von K. Goedeke, 1856.)


Reislein.

1 Aus einem Reislein wird ein grosser Baum. - Lehmann, 410, 46.

Lat.: Surculus tandem fit arbor. (Egeria, 289.)

2 Das eingepfroffte Reisslein schleget seinem Stande nach. - Petri, III, 17.

3 Ein Reisslein macht kein besem. - Lehmann, 166, 3.

4 Vil reisslin zusammenbunden machen ein starcken besem. - Franck, I, 159a; Lehmann, 806, 7; Henisch, 312, 55; Lehmann, II, 790, 70; Gaal, 1619; Sailer, 76; Körte, 5053.

It.: Ogni prun fa siepe. (Gaal, 1050.)


Reissaus.

*1 He heft Reitaut genahme. - Frischbier2, 3124.

Jüd.-deutsch: Er hot gemacht waijwrech, d. i. und er entfloh. In Bezug auf die biblische Erzählung von Jakob's Flucht.

*2 Reissaus nehmen. (S. Ferse 13, 15, 16 u. 18 und Hacken 3-5.)

Frz.: Tirer ses gregues.

Holl.: Hij speelt hakken op. - Hij spint loopgaren, en haspelt het op de hakken. (Harrebomee, I, 273.)


Reissausarmee.

* Er gehört zur (ist von der) Reissausarmee.

So nannte man spottweis im Siebenjährigen Kriege die Reichsarmee und sang: "Und wenn der grosse Friedrich

[Spaltenumbruch] 38 Wer viel reist, erfährt viel.

39 Wer viel reist, hat wenig Ruhe und zerreisst viel Schuhe.

Holl.: Wie veel reist, verslijt veel schoenen. (Harrebomée, II, 255b.)

40 Wer will ferrn mit nutzen raisen, der muss haben Falcken Augen, Esels Ohren, Schweinsrüssel, Eselsrucken vnd eins Hirschen fuss.Lehmann, 688, 18.

*41 Er ist so weit gereist, dass er immer noch gerochen, ob seine Mutter Kuchen buk. (S. Gesell 67.) – Eiselein, 527; Simrock, 8407.

Dän.: Han er vel forreist, engang til marked, to gange til smede, tre gange til mølle. – Som har ei været længere, end ved sin gjerde-ende. – Thi hvo der ellers ikke veed vey til bye han følge gjerdet, som man siger Siellandsfaren. (Prov. dan., 182.)

*42 Er ist weit gereist, drei Meilen hinter der Mutter Kachelofen.

Frz.: Il a été nourri dans une bouteille. – Il n'a jamais vu que par le trou d'une bouteille. (Kritzinger, 88a.)

*43 Er reist auf die Gemeinweide.

lst auf dem Wege nach dem Kirchhof.

*44 Er reist auf Schusters Rappen.

Zu Fuss. Denselben Sinn hat auch die jüdisch- deutsche Redensart: Ojle Regel sein. Die drei jüdischen Hauptfeiertage: Ostern, Pfingsten und Laubhütten heissen die drei Wallfahrten (Regulim), und das Wallfahren nach Jerusalem zur Zeit dieser Feiertage hiess „Olje Regel“. Da aber „Regel“ auch Fuss bedeutet, so bezeichnet diese Redensart eine Reise per pedes Apostolorum.

*45 Er reist auf seine Güter.Frischbier2, 3118.

Er muss ins Gefängniss.

*46 Er reist durchs Land wie eine Katze durch den Regen.

*47 Er reist über Konstantinopel nach Königsberg.Frischbier2, 3119.

Macht einen lächerlichen Umweg.

*48 Er reist wie der Esel in der Mühle.

*49 Er reist wie ein Mühlkarren, der kommt alle Nacht wieder vors Haus.Simrock, 8408.

*50 Hei reist nau Mockerau.

Er stirbt. (S. Fuss 235.)

*51 Lat em reise, ön de wide Welt öss beter as em enge Bûk. (Danzig.) – Frischbier2, 3121.

*52 Reis' möt Gott on bekläter di nich.Frischbier2, 3122.

*53 Reis' to, Hans Kasper, gröt de Höner, vergitt den Hân nig, auch vergitt din Bündel nig. (Holst.) – Schütze, III, 287.

*54 Reise mit Hiob und schmier' dir's Maul mit Syrop.

*55 Sie reist gern nach Danzig und bleibt in Leipzig über Nacht.Parömiakon, 221.

Im lasciven Sinne gebrauchen die Russen die von ihrer rohen Naturkraft Zeugniss ablegende Redensart: Täglich dreimal durch die rothe Pforte gehen und des Nachts siebenmal. (Altmann VI, 518.)


Reisender.

1 Ein Reisender braucht vier Säckel: den ersten mit Patienz, den andern mit Geld, den dritten mit Gesundheit, den vierten mit Gefährten.

Lat.: Commoditas omnis sua fert incommoda secum. (Chaos, 772.)

2 Ein Reisender muss das Maul zu und das Säckel offen haben.Chaos, 770.

Lat.: Linguam contineat, ne sermone laedat. – Quot juga, quot sylvae, quot loca visa mihi. (Chaos, 770.)

3 Ein Reisender muss haben Falkenaugen, Eselsohren, ein Affengesicht, einen Saurüssel, Kameelsschultern und Hirschfüsse.Chaos, 770.

4 Ein Reisender muss nit alles urtheilen, was er siehet, nit alles glauben, was er höret, nit alles thun, was er kann, nit alles sagen, war er weiss, nit alles vorzählen, was er hat, und nit einem jeden trauen, mit dem er geht.Chaos, 770.

5 Ein Reisender soll bey einem Regiment sieben Dinge beobachten: ob die Geistlichen einig und die Obrigkeit sittsam ist und gern höret und hilfft, was für Handthierung in der Stadt [Spaltenumbruch] ist, wie das oder dieses angeordnet ist, was für Nahrung sie hat, ob die Juristen Geschenke nehmen, und ob Schuster und Becker im Rathe seyn.Wirth, II, 61, 352.

6 Ein Reisender und ein Armer ist überall daheim.

7 Eines Reisenden schwerste Bürde ist ein leerer Beutel.

8 Reisende muss man nicht aufhalten.

Span.: En priesa me ves y doncellez me demandas. (Don Quixote.)


Reiserock.

Nach dem Reiserock muss man nicht den Mann taxiren.

Span.: Debajo de una mala capa se encuentra un buen bebedor. (Cahier, 3278.)


Reisestiefel.

* Der hat die Reisestiefeln schon angezogen.

Hat den Tod in nächster Aussicht. (S. Fuss 235.)


Reisig.

1 Dürres Reisig und junge Männer bei Mädchen brennen bald.

Engl.: Love of lads, and fire of chats is soon in and soon out. (Bohn II, 41.)

*2 Aus diesem Reisig wird kein Bündel.

*3 Ihr Reisig ist verbrannt.

Das Feuer der ersten Liebe ist erloschen. „Das Reisig unsers ersten Liebesfeuers war herunter gebrannt.“ (Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob vom Baal, Solothurn 1861, S. 92.)


Reisigbündel.

Reisigbündel, das versteh' ich, aber hinauftragen nicht.

Ich verstehe wol den Befehl, aber ich mag ihn nicht ausführen, ich habe keine Lust zu gehorchen. In Welschtirol: Fascine, si'ntendo, ma portar su no. (Hörmann, 24.)


Reiske.

1 Wenn Reisken vor den Hundstagen gewachsen sein, so gibt es sauern Wein. (Schles.) – Boebel, 101.

*2 A is vu durte, wu de grusse Reisska wachsa. (Schles.)

Bei Keller (151b) sagt ein Mann aus dem schlesischen Gebirge: „Ich bin vu durte, drube wu de grusse Reissga wachse mit de hohla langa Stiela.“


Reiskorn.

Alle Reiskörner auf eurer Tafel sind mit dem Schweisse des Landmanns befeuchtet.


Reiskörnchen.

Van ein Rieskörnschen lech (lichtet, erleichtert) sech et grôtste Seeschêp. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 191.


Reislaufen.

* Das kommt vom Reislaufen.

Unter dem Reislaufen ist die Sitte gemeint, fremde Kriegsdienste zu suchen, um Geld zu gewinnen. (Vgl. darüber: Pamphilus Gengenbach, herausgegeben von K. Goedeke, 1856.)


Reislein.

1 Aus einem Reislein wird ein grosser Baum.Lehmann, 410, 46.

Lat.: Surculus tandem fit arbor. (Egeria, 289.)

2 Das eingepfroffte Reisslein schleget seinem Stande nach.Petri, III, 17.

3 Ein Reisslein macht kein besem.Lehmann, 166, 3.

4 Vil reisslin zusammenbunden machen ein starcken besem.Franck, I, 159a; Lehmann, 806, 7; Henisch, 312, 55; Lehmann, II, 790, 70; Gaal, 1619; Sailer, 76; Körte, 5053.

It.: Ogni prun fa siepe. (Gaal, 1050.)


Reissaus.

*1 He heft Rîtût genahme.Frischbier2, 3124.

Jüd.-deutsch: Er hot gemacht waijwrech, d. i. und er entfloh. In Bezug auf die biblische Erzählung von Jakob's Flucht.

*2 Reissaus nehmen. (S. Ferse 13, 15, 16 u. 18 und Hacken 3-5.)

Frz.: Tirer ses grègues.

Holl.: Hij speelt hakken op. – Hij spint loopgaren, en haspelt het op de hakken. (Harrebomée, I, 273.)


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[[824]/0838] 38 Wer viel reist, erfährt viel. 39 Wer viel reist, hat wenig Ruhe und zerreisst viel Schuhe. Holl.: Wie veel reist, verslijt veel schoenen. (Harrebomée, II, 255b.) 40 Wer will ferrn mit nutzen raisen, der muss haben Falcken Augen, Esels Ohren, Schweinsrüssel, Eselsrucken vnd eins Hirschen fuss. – Lehmann, 688, 18. *41 Er ist so weit gereist, dass er immer noch gerochen, ob seine Mutter Kuchen buk. (S. Gesell 67.) – Eiselein, 527; Simrock, 8407. Dän.: Han er vel forreist, engang til marked, to gange til smede, tre gange til mølle. – Som har ei været længere, end ved sin gjerde-ende. – Thi hvo der ellers ikke veed vey til bye han følge gjerdet, som man siger Siellandsfaren. (Prov. dan., 182.) *42 Er ist weit gereist, drei Meilen hinter der Mutter Kachelofen. Frz.: Il a été nourri dans une bouteille. – Il n'a jamais vu que par le trou d'une bouteille. (Kritzinger, 88a.) *43 Er reist auf die Gemeinweide. lst auf dem Wege nach dem Kirchhof. *44 Er reist auf Schusters Rappen. Zu Fuss. Denselben Sinn hat auch die jüdisch- deutsche Redensart: Ojle Regel sein. Die drei jüdischen Hauptfeiertage: Ostern, Pfingsten und Laubhütten heissen die drei Wallfahrten (Regulim), und das Wallfahren nach Jerusalem zur Zeit dieser Feiertage hiess „Olje Regel“. Da aber „Regel“ auch Fuss bedeutet, so bezeichnet diese Redensart eine Reise per pedes Apostolorum. *45 Er reist auf seine Güter. – Frischbier2, 3118. Er muss ins Gefängniss. *46 Er reist durchs Land wie eine Katze durch den Regen. *47 Er reist über Konstantinopel nach Königsberg. – Frischbier2, 3119. Macht einen lächerlichen Umweg. *48 Er reist wie der Esel in der Mühle. *49 Er reist wie ein Mühlkarren, der kommt alle Nacht wieder vors Haus. – Simrock, 8408. *50 Hei reist nau Mockerau. Er stirbt. (S. Fuss 235.) *51 Lat em reise, ön de wide Welt öss beter as em enge Bûk. (Danzig.) – Frischbier2, 3121. *52 Reis' möt Gott on bekläter di nich. – Frischbier2, 3122. *53 Reis' to, Hans Kasper, gröt de Höner, vergitt den Hân nig, auch vergitt din Bündel nig. (Holst.) – Schütze, III, 287. *54 Reise mit Hiob und schmier' dir's Maul mit Syrop. *55 Sie reist gern nach Danzig und bleibt in Leipzig über Nacht. – Parömiakon, 221. Im lasciven Sinne gebrauchen die Russen die von ihrer rohen Naturkraft Zeugniss ablegende Redensart: Täglich dreimal durch die rothe Pforte gehen und des Nachts siebenmal. (Altmann VI, 518.) Reisender. 1 Ein Reisender braucht vier Säckel: den ersten mit Patienz, den andern mit Geld, den dritten mit Gesundheit, den vierten mit Gefährten. Lat.: Commoditas omnis sua fert incommoda secum. (Chaos, 772.) 2 Ein Reisender muss das Maul zu und das Säckel offen haben. – Chaos, 770. Lat.: Linguam contineat, ne sermone laedat. – Quot juga, quot sylvae, quot loca visa mihi. (Chaos, 770.) 3 Ein Reisender muss haben Falkenaugen, Eselsohren, ein Affengesicht, einen Saurüssel, Kameelsschultern und Hirschfüsse. – Chaos, 770. 4 Ein Reisender muss nit alles urtheilen, was er siehet, nit alles glauben, was er höret, nit alles thun, was er kann, nit alles sagen, war er weiss, nit alles vorzählen, was er hat, und nit einem jeden trauen, mit dem er geht. – Chaos, 770. 5 Ein Reisender soll bey einem Regiment sieben Dinge beobachten: ob die Geistlichen einig und die Obrigkeit sittsam ist und gern höret und hilfft, was für Handthierung in der Stadt ist, wie das oder dieses angeordnet ist, was für Nahrung sie hat, ob die Juristen Geschenke nehmen, und ob Schuster und Becker im Rathe seyn. – Wirth, II, 61, 352. 6 Ein Reisender und ein Armer ist überall daheim. 7 Eines Reisenden schwerste Bürde ist ein leerer Beutel. 8 Reisende muss man nicht aufhalten. Span.: En priesa me ves y doncellez me demandas. (Don Quixote.) Reiserock. Nach dem Reiserock muss man nicht den Mann taxiren. Span.: Debajo de una mala capa se encuentra un buen bebedor. (Cahier, 3278.) Reisestiefel. * Der hat die Reisestiefeln schon angezogen. Hat den Tod in nächster Aussicht. (S. Fuss 235.) Reisig. 1 Dürres Reisig und junge Männer bei Mädchen brennen bald. Engl.: Love of lads, and fire of chats is soon in and soon out. (Bohn II, 41.) *2 Aus diesem Reisig wird kein Bündel. *3 Ihr Reisig ist verbrannt. Das Feuer der ersten Liebe ist erloschen. „Das Reisig unsers ersten Liebesfeuers war herunter gebrannt.“ (Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob vom Baal, Solothurn 1861, S. 92.) Reisigbündel. Reisigbündel, das versteh' ich, aber hinauftragen nicht. Ich verstehe wol den Befehl, aber ich mag ihn nicht ausführen, ich habe keine Lust zu gehorchen. In Welschtirol: Fascine, si'ntendo, ma portar su no. (Hörmann, 24.) Reiske. 1 Wenn Reisken vor den Hundstagen gewachsen sein, so gibt es sauern Wein. (Schles.) – Boebel, 101. *2 A is vu durte, wu de grusse Reisska wachsa. (Schles.) Bei Keller (151b) sagt ein Mann aus dem schlesischen Gebirge: „Ich bin vu durte, drube wu de grusse Reissga wachse mit de hohla langa Stiela.“ Reiskorn. Alle Reiskörner auf eurer Tafel sind mit dem Schweisse des Landmanns befeuchtet. Reiskörnchen. Van ein Rieskörnschen lech (lichtet, erleichtert) sech et grôtste Seeschêp. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 191. Reislaufen. * Das kommt vom Reislaufen. Unter dem Reislaufen ist die Sitte gemeint, fremde Kriegsdienste zu suchen, um Geld zu gewinnen. (Vgl. darüber: Pamphilus Gengenbach, herausgegeben von K. Goedeke, 1856.) Reislein. 1 Aus einem Reislein wird ein grosser Baum. – Lehmann, 410, 46. Lat.: Surculus tandem fit arbor. (Egeria, 289.) 2 Das eingepfroffte Reisslein schleget seinem Stande nach. – Petri, III, 17. 3 Ein Reisslein macht kein besem. – Lehmann, 166, 3. 4 Vil reisslin zusammenbunden machen ein starcken besem. – Franck, I, 159a; Lehmann, 806, 7; Henisch, 312, 55; Lehmann, II, 790, 70; Gaal, 1619; Sailer, 76; Körte, 5053. It.: Ogni prun fa siepe. (Gaal, 1050.) Reissaus. *1 He heft Rîtût genahme. – Frischbier2, 3124. Jüd.-deutsch: Er hot gemacht waijwrech, d. i. und er entfloh. In Bezug auf die biblische Erzählung von Jakob's Flucht. *2 Reissaus nehmen. (S. Ferse 13, 15, 16 u. 18 und Hacken 3-5.) Frz.: Tirer ses grègues. Holl.: Hij speelt hakken op. – Hij spint loopgaren, en haspelt het op de hakken. (Harrebomée, I, 273.) Reissausarmee. * Er gehört zur (ist von der) Reissausarmee. So nannte man spottweis im Siebenjährigen Kriege die Reichsarmee und sang: „Und wenn der grosse Friedrich

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [824]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/838>, abgerufen am 26.04.2024.