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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *2 Er gleicht ihm wie ein Rotzlöffel einer Auster.

Holl.: Hij gelijkt er naar als eene snottebel naar eene oester. (Harrebomee, II, 280a.)


Rotznase.

1 Besser eine Rotznase als gar keine.

Holl.: Beter snottig den zonder neus. (Harrebomee, II, 106a.)

*2 Eine junge Rotznase.

"Wenn mir diese junge Rotznase vorgezogen wird." (Simplic., 839.) In Mecklenburg; Snappenlicker (Lecker). Dr. Schiller.

Frz.: Ce sont de beaux morveux. (Kritzinger, 467b.)

*3 Er leckt ihm die Rotznase ab.

*4 Na, kommt's d'r 's moal 'durr d' Rotznas eber? (Rottenburg.)

Merkst du es? Geht dir ein Licht auf?


Röve.

Röve s. Rübe.


Ruach.

* Das is e Ruach. - Tendlau, 339.

Ein Windbeutel. Ueber die verschiedenen Bedeutungen des Wortes Ruach (vgl. Tendlau, a. a. O., wie 1002 u. 1011.) Das Volk gebraucht das Wort meist im Sinne von dämonischer Geist und Wind.


Rübchen.

*1 Einem ein Rübchen schaben. - Eiselein, 534; Körte, 5108a; Körte2, 6401.

Seine Schadenfreude ausdrücken, indem man den Zeigefinger der linken Hand mit dem der rechten so streicht, als wenn man eine Rübe schabte. In Pommern: Enem en Röwken schrapen. (Dähnert, 385b.) In Braunschweig ruft man: ätsch, ätsch, oder: Schimpf, Schimpf für Auslachen, das soviel heissen soll, als schieb, schieb Möhrchen. (Vgl. auch darüber Kleinpaul, Zur Theorie der Geberdensprache in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Lazarus und Steinthal, Berlin 1869, XVIII, 373; Adelung und Campe, Sanders unter Schabrübchen [s. d.].)

Holl.: Hij heeft zich een knol laten wijsmaken.

*2 Er weiss nicht, was die Rübchen gelten. - Körte, 5108.


Rübe.

1 Aus Rüben lässt sich kein Blut zapfen (pressen).

Was einer nicht hat, kann er nicht geben, kann man ihm auch nicht nehmen.

It.: Di rapa sangue non si puo cavare. (Bohn I, 90 u. 114.)

2 Besser Rüben am eigenen Tisch, als an fremdem Fleisch und Fisch.

Die Russen: Besser eine eigene Rübe als eine fremde Ananas. (Altmann V, 98.)

Holl.: Beter altijd rapen aan eigen disch, dan elders fleesch of visch. - Beter t'huis rapen te eten dan elders gebraad. (Harrebomee, II, 208a.)

3 Blaue Rüben, rother Knoblauch, eine alte Frau, die den Kopf in die Höhe wirft und ein junger Mann, der ihn hängt, sind vier Dinge, die man meiden soll.

4 Der vor nit wolt die Rüben essen, muss endlich den Rübgräbel fressen. - H. Sachs, III, CVI, 1.

5 Eigene Rübe ist besser als fremde Ananas.

6 Ein Rüeb ist kein Rüeb; zwei Rüeben ist erst ein Rüeb; drei Rüeben sind a Rüebendieb. (8. Drei 34.) (Weingarten.) - Birlinger, 1151.

7 Eine welke Rübe stillt den Durst nicht.

8 Erst hat man eine Rübe gestohlen, zuletzt wird man dem Galgen befohlen.

Holl.: Eerst eene raap, en dan een schaap; daarna eene koe, dan de galg toe. (Bohn I, 313.)

9 Es ist bös Rüben graben mit Kappenzipfeln.

"Es is bös ruben graben mit kappen sypfeln, als man sait." (Clara Hätzlerin, Liederbuch, Ausgabe von Haltaus, II, 72, 242.)

10 Je länger die Rüben im Boden stehen, je grösser werden sie.

Holl.: Hij gelijkt de radijzen, hoe langer de onder de aarde blijven, hoe grooter zij worden. (Harrebomee, II, 209a.)

11 Jeder schält sich die Rüben nach seiner Art.

Böhm.: Kazdy sobe repku skrabe. (Celakovsky, 160.)

Poln.: Kazdy sobie rzepke skrobie. (Celakovsky, 160.)

12 Jeder schält sich seine Rüben selber.

13 Man mag die Rübe schneiden, wie man will, Thalerstücke gibt sie nicht.

Die Russen: Schneide die Möhren, wie du willst, du wirst kein Imperialen daraus schneiden. (Altmann V, 127.)

14 Man muss bissweilen Rüben lassen birn seyn. - Gruter, III, 66; Lehmann, II, 408, 18.

[Spaltenumbruch] 15 Man muss Rüben Birnen, vnd Birnen gut Rüben seyn lassen. - Lehmann, 76, 14.

Sich anbequemen, fügen.

16 Nicht jeder, der eine Rübe schabt, will sie auch essen.

Böhm.: Ne kazdy, kdoz mrkev strouha, take ji jida. (Celakovsky, 256.)

17 Räuwe (Rübe) un Talg, dat hört 'n (gehört dem) Bauer in'n Balg. (Eimbeck.) - Schambach, II, 342; Firmenich, III, 142, 14.

Dies Wort erinnert nach Schambach an eine frühere Sitte der Bauern, nach welcher diese neben dem warmen Muss (Maus) auch ein aus Rüben und Brotbrocken gekochtes und mit Talg gefettetes Gericht als gewöhnliches Magenbrot assen. Hierauf bezieht sich auch die Redensart: Hei let roüwen gud mous sein.

18 Röven givt got Moos (Gemüse).

D. h. Rübenblätter geben guten Kohl; so urtheilen blos Arme, wer Geld hat, wählt Rübenblätter nicht als Kohl.

19 Röven will'n de Närs nich töven. - Stürenburg, 203a; Hauskalender, IV; Körte, 995.

Rüben sind eine leichte und schnell verdauliche Speise.

20 Röwen achter Lichtmessen un Deern achter dartig (dreissig) Jahre hebbt allen Smack verlaren. (Oldenburg.)

21 Ruben bleiben Ruben. - Mathesius, Postilla, CCLXa.

22 Rüben gehen vorn ein und machen hinten auf.

Holl.: Het is met rapen goed reizen, zei Flip, want zij zijn vroeg voor de poort. - Rapen doen het gat gapen. (Harrebomee, II, 208b.)

23 Ruben helffen stomachum, fordern Windum, fördern vrinum. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300.

24 Rüben in die Bauern, Heu in die Ochsen. - Körte, 5108.

Poln.: Jak cie widza, tak cie pisza; jak ci wierza, tak ci namierza (Masson, 117.)

25 Rüben nach Christtag, Aepfel nach Ostern und Mädchen über dreissig Jahren haben den Geschmack verloren. - Simrock, 6729; Magazin, 1863, 603; Orakel, 991.

Es ist nicht alles zu allen Zeiten gut, sondern jegliches Ding nur eine gewisse Zeit. Der Hirsch und die Forelle sind, nach der Erfahrung der Franzosen, zu gleicher Zeit gut. Bei den Venetianern sind Lattich und Predigten nach Ostern zu Ende, während Lachs und Predigten in der Faste ihre Zeit haben. Von der Drossel sagt man in Toscana, dass sie nach Ostern so gut sei, wie vor Ostern, was aber weder von Karpfen noch Kapaun gelte.

It.: Ne carpion, ne cappone non perde mal stagione. (Magazin, 1863, 603.)

26 Rüben sind vnd bleiben Rüben, man koche vnd brate sie, wie man will. - Petri, II, 515.

27 Säjet me d' Rüebe vor Lorenzetag, so git's Rüeb, säjet me se-n-aber dernoh, so git's Rüebeli. (Solothurn.) - Schild, 167, 67.

28 Sollen die Rüben gedeihen, so wollen sie getreten sein.

Holl.: De knollen willen geschud zijn, indien zij gedijen zullen. (Harrebomee, I, 420b.)

29 Sünd de Röven reip, so kümt de düre Teid; ach wo kreig ik man, de mi versorgen kan? - Deecke, 13.

30 'T is wol bewendt1 an de Röve, dat de Stengel vergüldt word. - Stürenburg, 16a; Bueren, 1154; Kern, 990; Hauskalender, III.

1) Wohl angewendet, der Mühe werth. - Das Sprichwort behauptet ironisch, es lohne sich der Mühe, die Kosten seien wol angewandt, den Stengel der Rübe zu vergolden.

31 Uem en Röw steiht de Grap1 (Grapen) nich leddig (leer). (Mecklenburg.) - Günther, III.

1) In Rendsburg steht dafür: Pott. - Eines Gastes Abwesenheit hebt die Gesellschaft nicht auf.

32 We will Raiwen iäten, mot Lawrenzjus nich vergiäten. (Westf.) - Boebel, 40.

Holl.: Die op zijn tijd knollen will eten, moet Sint Lourens niet vergeten. (Harrebomee, I, 420b.)

33 Wer gelbe Rüben schabt, braucht keine weisse Schürze.

34 Wer Rüben gegessen, der weiss nicht wie Spargel schmeckt.

Die Russen: Das ist ein glücklicher Mensch, der an der Rübe empfindet, wie der Spargel schmeckt. (Altmann

[Spaltenumbruch] *2 Er gleicht ihm wie ein Rotzlöffel einer Auster.

Holl.: Hij gelijkt er naar als eene snottebel naar eene oester. (Harrebomée, II, 280a.)


Rotznase.

1 Besser eine Rotznase als gar keine.

Holl.: Beter snottig den zonder neus. (Harrebomée, II, 106a.)

*2 Eine junge Rotznase.

„Wenn mir diese junge Rotznase vorgezogen wird.“ (Simplic., 839.) In Mecklenburg; Snappenlicker (Lecker). Dr. Schiller.

Frz.: Ce sont de beaux morveux. (Kritzinger, 467b.)

*3 Er leckt ihm die Rotznase ab.

*4 Na, kommt's d'r 's moal 'durr d' Rotznas eber? (Rottenburg.)

Merkst du es? Geht dir ein Licht auf?


Röve.

Röve s. Rübe.


Ruach.

* Das is e Ruach.Tendlau, 339.

Ein Windbeutel. Ueber die verschiedenen Bedeutungen des Wortes Ruach (vgl. Tendlau, a. a. O., wie 1002 u. 1011.) Das Volk gebraucht das Wort meist im Sinne von dämonischer Geist und Wind.


Rübchen.

*1 Einem ein Rübchen schaben.Eiselein, 534; Körte, 5108a; Körte2, 6401.

Seine Schadenfreude ausdrücken, indem man den Zeigefinger der linken Hand mit dem der rechten so streicht, als wenn man eine Rübe schabte. In Pommern: Enem ên Röwken schrapen. (Dähnert, 385b.) In Braunschweig ruft man: ätsch, ätsch, oder: Schimpf, Schimpf für Auslachen, das soviel heissen soll, als schieb, schieb Möhrchen. (Vgl. auch darüber Kleinpaul, Zur Theorie der Geberdensprache in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Lazarus und Steinthal, Berlin 1869, XVIII, 373; Adelung und Campe, Sanders unter Schabrübchen [s. d.].)

Holl.: Hij heeft zich een knol laten wijsmaken.

*2 Er weiss nicht, was die Rübchen gelten.Körte, 5108.


Rübe.

1 Aus Rüben lässt sich kein Blut zapfen (pressen).

Was einer nicht hat, kann er nicht geben, kann man ihm auch nicht nehmen.

It.: Di rapa sangue non si può cavare. (Bohn I, 90 u. 114.)

2 Besser Rüben am eigenen Tisch, als an fremdem Fleisch und Fisch.

Die Russen: Besser eine eigene Rübe als eine fremde Ananas. (Altmann V, 98.)

Holl.: Beter altijd rapen aan eigen disch, dan elders fleesch of visch. – Beter t'huis rapen te eten dan elders gebraad. (Harrebomée, II, 208a.)

3 Blaue Rüben, rother Knoblauch, eine alte Frau, die den Kopf in die Höhe wirft und ein junger Mann, der ihn hängt, sind vier Dinge, die man meiden soll.

4 Der vor nit wolt die Rüben essen, muss endlich den Rübgräbel fressen.H. Sachs, III, CVI, 1.

5 Eigene Rübe ist besser als fremde Ananas.

6 Ein Rüeb ist kein Rüeb; zwei Rüeben ist erst ein Rüeb; drei Rüeben sind a Rüebendieb. (8. Drei 34.) (Weingarten.) – Birlinger, 1151.

7 Eine welke Rübe stillt den Durst nicht.

8 Erst hat man eine Rübe gestohlen, zuletzt wird man dem Galgen befohlen.

Holl.: Eerst eene raap, en dan een schaap; daarna eene koe, dan de galg toe. (Bohn I, 313.)

9 Es ist bös Rüben graben mit Kappenzipfeln.

„Es is bös ruben graben mit kappen sypfeln, als man sait.“ (Clara Hätzlerin, Liederbuch, Ausgabe von Haltaus, II, 72, 242.)

10 Je länger die Rüben im Boden stehen, je grösser werden sie.

Holl.: Hij gelijkt de radijzen, hoe langer de onder de aarde blijven, hoe grooter zij worden. (Harrebomée, II, 209a.)

11 Jeder schält sich die Rüben nach seiner Art.

Böhm.: Každý sobĕ řepku škrabe. (Čelakovský, 160.)

Poln.: Každy sobie rzepkę skrobie. (Čelakovský, 160.)

12 Jeder schält sich seine Rüben selber.

13 Man mag die Rübe schneiden, wie man will, Thalerstücke gibt sie nicht.

Die Russen: Schneide die Möhren, wie du willst, du wirst kein Imperialen daraus schneiden. (Altmann V, 127.)

14 Man muss bissweilen Rüben lassen birn seyn.Gruter, III, 66; Lehmann, II, 408, 18.

[Spaltenumbruch] 15 Man muss Rüben Birnen, vnd Birnen gut Rüben seyn lassen.Lehmann, 76, 14.

Sich anbequemen, fügen.

16 Nicht jeder, der eine Rübe schabt, will sie auch essen.

Böhm.: Ne každý, kdož mrkev strouhá, také ji jída. (Čelakovský, 256.)

17 Räuwe (Rübe) un Talg, dat hört 'n (gehört dem) Bûer in'n Balg. (Eimbeck.) – Schambach, II, 342; Firmenich, III, 142, 14.

Dies Wort erinnert nach Schambach an eine frühere Sitte der Bauern, nach welcher diese neben dem warmen Muss (Maus) auch ein aus Rüben und Brotbrocken gekochtes und mit Talg gefettetes Gericht als gewöhnliches Magenbrot assen. Hierauf bezieht sich auch die Redensart: Hei let roüwen gud mous sein.

18 Röven givt gôt Moos (Gemüse).

D. h. Rübenblätter geben guten Kohl; so urtheilen blos Arme, wer Geld hat, wählt Rübenblätter nicht als Kohl.

19 Röven will'n de Närs nich töven.Stürenburg, 203a; Hauskalender, IV; Körte, 995.

Rüben sind eine leichte und schnell verdauliche Speise.

20 Röwen achter Lichtmessen un Deern achter dartig (dreissig) Jahre hebbt allen Smack verlaren. (Oldenburg.)

21 Ruben bleiben Ruben.Mathesius, Postilla, CCLXa.

22 Rüben gehen vorn ein und machen hinten auf.

Holl.: Het is met rapen goed reizen, zei Flip, want zij zijn vroeg voor de poort. – Rapen doen het gat gapen. (Harrebomée, II, 208b.)

23 Ruben helffen stomachum, fordern Windum, fördern vrinum.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300.

24 Rüben in die Bauern, Heu in die Ochsen.Körte, 5108.

Poln.: Jak cię widzą, tak cię piszą; jak ci wierzą, tak ci namierzą (Masson, 117.)

25 Rüben nach Christtag, Aepfel nach Ostern und Mädchen über dreissig Jahren haben den Geschmack verloren.Simrock, 6729; Magazin, 1863, 603; Orakel, 991.

Es ist nicht alles zu allen Zeiten gut, sondern jegliches Ding nur eine gewisse Zeit. Der Hirsch und die Forelle sind, nach der Erfahrung der Franzosen, zu gleicher Zeit gut. Bei den Venetianern sind Lattich und Predigten nach Ostern zu Ende, während Lachs und Predigten in der Faste ihre Zeit haben. Von der Drossel sagt man in Toscana, dass sie nach Ostern so gut sei, wie vor Ostern, was aber weder von Karpfen noch Kapaun gelte.

It.: Nè carpion, nè cappone non perde mal stagione. (Magazin, 1863, 603.)

26 Rüben sind vnd bleiben Rüben, man koche vnd brate sie, wie man will.Petri, II, 515.

27 Säjet me d' Rüebe vor Lorenzetag, so git's Rüeb, säjet me se-n-aber dernoh, so git's Rüebeli. (Solothurn.) – Schild, 167, 67.

28 Sollen die Rüben gedeihen, so wollen sie getreten sein.

Holl.: De knollen willen geschud zijn, indien zij gedijen zullen. (Harrebomée, I, 420b.)

29 Sünd de Röven rîp, so kümt de düre Tîd; ach wo krîg ik man, de mi versorgen kan?Deecke, 13.

30 'T is wol bewendt1 an de Röve, dat de Stengel vergüldt word.Stürenburg, 16a; Bueren, 1154; Kern, 990; Hauskalender, III.

1) Wohl angewendet, der Mühe werth. – Das Sprichwort behauptet ironisch, es lohne sich der Mühe, die Kosten seien wol angewandt, den Stengel der Rübe zu vergolden.

31 Uem en Röw steiht de Grâp1 (Grâpen) nich leddig (leer). (Mecklenburg.) – Günther, III.

1) In Rendsburg steht dafür: Pott. – Eines Gastes Abwesenheit hebt die Gesellschaft nicht auf.

32 We will Raiwen iäten, mot Lawrenzjus nich vergiäten. (Westf.) – Boebel, 40.

Holl.: Die op zijn tijd knollen will eten, moet Sint Lourens niet vergeten. (Harrebomée, I, 420b.)

33 Wer gelbe Rüben schabt, braucht keine weisse Schürze.

34 Wer Rüben gegessen, der weiss nicht wie Spargel schmeckt.

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[[874]/0888] *2 Er gleicht ihm wie ein Rotzlöffel einer Auster. Holl.: Hij gelijkt er naar als eene snottebel naar eene oester. (Harrebomée, II, 280a.) Rotznase. 1 Besser eine Rotznase als gar keine. Holl.: Beter snottig den zonder neus. (Harrebomée, II, 106a.) *2 Eine junge Rotznase. „Wenn mir diese junge Rotznase vorgezogen wird.“ (Simplic., 839.) In Mecklenburg; Snappenlicker (Lecker). Dr. Schiller. Frz.: Ce sont de beaux morveux. (Kritzinger, 467b.) *3 Er leckt ihm die Rotznase ab. *4 Na, kommt's d'r 's moal 'durr d' Rotznas eber? (Rottenburg.) Merkst du es? Geht dir ein Licht auf? Röve. Röve s. Rübe. Ruach. * Das is e Ruach. – Tendlau, 339. Ein Windbeutel. Ueber die verschiedenen Bedeutungen des Wortes Ruach (vgl. Tendlau, a. a. O., wie 1002 u. 1011.) Das Volk gebraucht das Wort meist im Sinne von dämonischer Geist und Wind. Rübchen. *1 Einem ein Rübchen schaben. – Eiselein, 534; Körte, 5108a; Körte2, 6401. Seine Schadenfreude ausdrücken, indem man den Zeigefinger der linken Hand mit dem der rechten so streicht, als wenn man eine Rübe schabte. In Pommern: Enem ên Röwken schrapen. (Dähnert, 385b.) In Braunschweig ruft man: ätsch, ätsch, oder: Schimpf, Schimpf für Auslachen, das soviel heissen soll, als schieb, schieb Möhrchen. (Vgl. auch darüber Kleinpaul, Zur Theorie der Geberdensprache in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Lazarus und Steinthal, Berlin 1869, XVIII, 373; Adelung und Campe, Sanders unter Schabrübchen [s. d.].) Holl.: Hij heeft zich een knol laten wijsmaken. *2 Er weiss nicht, was die Rübchen gelten. – Körte, 5108. Rübe. 1 Aus Rüben lässt sich kein Blut zapfen (pressen). Was einer nicht hat, kann er nicht geben, kann man ihm auch nicht nehmen. It.: Di rapa sangue non si può cavare. (Bohn I, 90 u. 114.) 2 Besser Rüben am eigenen Tisch, als an fremdem Fleisch und Fisch. Die Russen: Besser eine eigene Rübe als eine fremde Ananas. (Altmann V, 98.) Holl.: Beter altijd rapen aan eigen disch, dan elders fleesch of visch. – Beter t'huis rapen te eten dan elders gebraad. (Harrebomée, II, 208a.) 3 Blaue Rüben, rother Knoblauch, eine alte Frau, die den Kopf in die Höhe wirft und ein junger Mann, der ihn hängt, sind vier Dinge, die man meiden soll. 4 Der vor nit wolt die Rüben essen, muss endlich den Rübgräbel fressen. – H. Sachs, III, CVI, 1. 5 Eigene Rübe ist besser als fremde Ananas. 6 Ein Rüeb ist kein Rüeb; zwei Rüeben ist erst ein Rüeb; drei Rüeben sind a Rüebendieb. (8. Drei 34.) (Weingarten.) – Birlinger, 1151. 7 Eine welke Rübe stillt den Durst nicht. 8 Erst hat man eine Rübe gestohlen, zuletzt wird man dem Galgen befohlen. Holl.: Eerst eene raap, en dan een schaap; daarna eene koe, dan de galg toe. (Bohn I, 313.) 9 Es ist bös Rüben graben mit Kappenzipfeln. „Es is bös ruben graben mit kappen sypfeln, als man sait.“ (Clara Hätzlerin, Liederbuch, Ausgabe von Haltaus, II, 72, 242.) 10 Je länger die Rüben im Boden stehen, je grösser werden sie. Holl.: Hij gelijkt de radijzen, hoe langer de onder de aarde blijven, hoe grooter zij worden. (Harrebomée, II, 209a.) 11 Jeder schält sich die Rüben nach seiner Art. Böhm.: Každý sobĕ řepku škrabe. (Čelakovský, 160.) Poln.: Každy sobie rzepkę skrobie. (Čelakovský, 160.) 12 Jeder schält sich seine Rüben selber. 13 Man mag die Rübe schneiden, wie man will, Thalerstücke gibt sie nicht. Die Russen: Schneide die Möhren, wie du willst, du wirst kein Imperialen daraus schneiden. (Altmann V, 127.) 14 Man muss bissweilen Rüben lassen birn seyn. – Gruter, III, 66; Lehmann, II, 408, 18. 15 Man muss Rüben Birnen, vnd Birnen gut Rüben seyn lassen. – Lehmann, 76, 14. Sich anbequemen, fügen. 16 Nicht jeder, der eine Rübe schabt, will sie auch essen. Böhm.: Ne každý, kdož mrkev strouhá, také ji jída. (Čelakovský, 256.) 17 Räuwe (Rübe) un Talg, dat hört 'n (gehört dem) Bûer in'n Balg. (Eimbeck.) – Schambach, II, 342; Firmenich, III, 142, 14. Dies Wort erinnert nach Schambach an eine frühere Sitte der Bauern, nach welcher diese neben dem warmen Muss (Maus) auch ein aus Rüben und Brotbrocken gekochtes und mit Talg gefettetes Gericht als gewöhnliches Magenbrot assen. Hierauf bezieht sich auch die Redensart: Hei let roüwen gud mous sein. 18 Röven givt gôt Moos (Gemüse). D. h. Rübenblätter geben guten Kohl; so urtheilen blos Arme, wer Geld hat, wählt Rübenblätter nicht als Kohl. 19 Röven will'n de Närs nich töven. – Stürenburg, 203a; Hauskalender, IV; Körte, 995. Rüben sind eine leichte und schnell verdauliche Speise. 20 Röwen achter Lichtmessen un Deern achter dartig (dreissig) Jahre hebbt allen Smack verlaren. (Oldenburg.) 21 Ruben bleiben Ruben. – Mathesius, Postilla, CCLXa. 22 Rüben gehen vorn ein und machen hinten auf. Holl.: Het is met rapen goed reizen, zei Flip, want zij zijn vroeg voor de poort. – Rapen doen het gat gapen. (Harrebomée, II, 208b.) 23 Ruben helffen stomachum, fordern Windum, fördern vrinum. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300. 24 Rüben in die Bauern, Heu in die Ochsen. – Körte, 5108. Poln.: Jak cię widzą, tak cię piszą; jak ci wierzą, tak ci namierzą (Masson, 117.) 25 Rüben nach Christtag, Aepfel nach Ostern und Mädchen über dreissig Jahren haben den Geschmack verloren. – Simrock, 6729; Magazin, 1863, 603; Orakel, 991. Es ist nicht alles zu allen Zeiten gut, sondern jegliches Ding nur eine gewisse Zeit. Der Hirsch und die Forelle sind, nach der Erfahrung der Franzosen, zu gleicher Zeit gut. Bei den Venetianern sind Lattich und Predigten nach Ostern zu Ende, während Lachs und Predigten in der Faste ihre Zeit haben. Von der Drossel sagt man in Toscana, dass sie nach Ostern so gut sei, wie vor Ostern, was aber weder von Karpfen noch Kapaun gelte. It.: Nè carpion, nè cappone non perde mal stagione. (Magazin, 1863, 603.) 26 Rüben sind vnd bleiben Rüben, man koche vnd brate sie, wie man will. – Petri, II, 515. 27 Säjet me d' Rüebe vor Lorenzetag, so git's Rüeb, säjet me se-n-aber dernoh, so git's Rüebeli. (Solothurn.) – Schild, 167, 67. 28 Sollen die Rüben gedeihen, so wollen sie getreten sein. Holl.: De knollen willen geschud zijn, indien zij gedijen zullen. (Harrebomée, I, 420b.) 29 Sünd de Röven rîp, so kümt de düre Tîd; ach wo krîg ik man, de mi versorgen kan? – Deecke, 13. 30 'T is wol bewendt1 an de Röve, dat de Stengel vergüldt word. – Stürenburg, 16a; Bueren, 1154; Kern, 990; Hauskalender, III. 1) Wohl angewendet, der Mühe werth. – Das Sprichwort behauptet ironisch, es lohne sich der Mühe, die Kosten seien wol angewandt, den Stengel der Rübe zu vergolden. 31 Uem en Röw steiht de Grâp1 (Grâpen) nich leddig (leer). 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [874]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/888>, abgerufen am 28.04.2024.