Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *29 Er weiss das Ruder zu führen.

Holl.: Hij weet het roer wel te wenden (te draaijen). (Harrebomee, II, 225a.)

30 Er will mit seinem eigenen Ruder fahren.

Seiner eigenen Meinung folgen, sich auf seine eigene Kraft stützen.

Holl.: Hij laat hem op zijne eigene ziemen drijven. - Hij roeit met zijne eigene riemen. (Harrebomee, II, 219b.)

*31 Er zieht die Ruder ein.

Beendigt eine Angelegenheit oder gibt sie auf.

*32 Es sind alle Ruder zerbrochen.

*33 Man hat ihm das Ruder aus den Händen genommen.

Holl.: Hij laat zich het roer uit de handen wringen. (Harrebomee, II, 235a.)

*34 Man sieht nicht auf das Ruder.

Ist ungehorsam, beachtet die regierende Stimme nicht.

*35 Mit diesem Ruder wird er nicht übers Haff fahren. (Ostpreuss.)

Mit diesen Mitteln den Zweck nicht erreichen, die Aufgaben nicht lösen.

*36 Mit Rudern und Segeln zugleich fahren.

Alle Mittel in Bewegung setzen. Die gesammte Kraft aufbieten.

Dän.: At laegge alle aarer om bord. (Prov. dan., 4.)

*37 Ohne Ruder schiffen. - Parömiakon, 1075.

Sich der Leitung des Zufalls überlassen.


Rudern.

1 Es gilt rudern, wenn der Wind nicht geht.

Frz.: Ramer il faut s'il ne vente. (Leroux, II, 108.)

2 Mann muss den lassen rudern, der es hat gelehrnet. - Lehmann, 184, 23.

3 Rudere selbst und verlass dich nicht auf andere.

4 Wer heute wohl rudert, soll morgen mitfahren. - Simrock, 8574; Körte, 2354.

Holl.: Die nu wael roeijet, sal morghen mede varen. (Tunn., 11-19.)

Lat.: Si bene nunc remigas, tunc pergis cum reliquis cras. (Fallersleben, 249.)

5 Wer nicht rudern kann, muss auch nicht schiffen wollen.

Lat.: Tenere qui remum nequit, navem haud regat. (Binder II, 3315.)

6 Wer rudern kann, der bleib' ein Rudersmann.

Dän.: Lad den blive ved aaren, som har laerdt at roe. (Prov. dan., 4; Bohn I, 383.)

7 Wir haben brav gerudert, sagte die Fliege zum Fährmann, als sie am andern Ufer waren.

*8 Er rudert mit zehn Rudern nach einer niedern Küste.

*9 Hi rödt äs de Förring neder de Maun, en ment, dat en holländs Anst wiar. (Sylt.)

Er rudert wie die Föhringer nach dem Monde, und meinte, dass es ein holländischer Käse sei.

*10 Hi ruit föör an eisarn Dol. (Amrum.) - Haupt. VIII, 363, 193.

Er rudert vor einem eisernen Dol, d. i. er arbeitet vergebens.

*11 Hjo ru un an ihsnen Thal. (Nordfries.)

Sie rudern zwischen eisernen Pfählen, d. h.: sie kommen nicht weiter, als sie sind.

*12 Wer wird rudern und wer die Fische essen? (Surinam.)

Wenn einer die Arbeit, der andere den Lohn hat.


Rudersmann.

Der Rudersmann sieht sein Ziel mit dem Rücken an.

Holl.: Dat is de streek van de roeijers, die den rug naar de plaats keeren, daar zij heen willen. (Harrebomee, II, 224a.)


Rüdi (Name).

Ruedi, verthu di so wit und breit, bis di de Tüfl i d' Höll' abetreit. (S. Lorenz 3.) - Sutermeister, 29.


Rüdig.

* Rüdig als ein Gugger (Kukuk).

"Die Teutschen nennend ein gar rüdigen menschen als rüdig als ein Gugger, darumb dass dieser im Winter so er seine fäderen enderet, einem rüdig beduncket." (C. Gessner, Vogelbuch, 69b.)


Rüdlinger.

* Es hat's ein Rüdlinger oder ein Schelm. - Schweiz, II, 288.


Rudolf.

*1 Aus Kaisers Rudolphi leichenstein ein glass wein kosten.

Pistorius führt diese Redensart im Vorwort zu seinem Teutsch-Juridischen Sprichwörterschatz an und verweist dabei auf Nova Literaria Mens, Mart. 1709, S. 143.

[Spaltenumbruch] *2 Er hat Rudolf's Redlichkeit (oder: nicht). - Eiselein, 534; Simrock, 8576; Körte, 5113e; Wurzbach, II, 306.

In diesem Sprichwort ist dem Grafen Rudolf von Habsburg, der wegen seiner Tugend und ritterlichen Tapferkeit zum deutschen Kaiser gewählt wurde, ein ehrendes Denkmal gesetzt. Jeder Bürger im ganzen deutschen Reiche konnte sich auf sein kaiserliches Wort verlassen. Seine Redlichkeit war allgemein bekannt. Wenn einer etwas versprach und nicht hielt, so sagte man bald: "Der hat Rudolf's Redlichkeit nicht." (Vgl. Ed. Beurmann, Frankfurter Bilder, S. 77.)


Rüe (s. Hund und Rüde).

1 As de Rü'e1 wässet, wässet ock de Klüppel. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 75, 258.

1) Rüe, Ruie, mittelhochdeutsch rüde, ursprünglich der Hetzhund, steht bei uns ohne Unterschied für jeden Hund, kommt aber nur in den westfälischen Mundarten vor. (Vgl. Frommann, III, 263, 87; V, 165, 113; Weigand, Wb., IIa, 517.)

2 Bai (wer) en Ruien smeiten well, kann lichte 'n Stein finnen. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 373, 17.

3 Bat de Rüens lätt, dat friet he ok. (Grafschaft Mark.) - 2 Petr. 2, 22.

4 Böse Rü'ens hett ümmer en terieten Fell, un allerwärts ümmer en terieten Gesicht. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 79. 335.

5 De bieterigsten1 Rüen2 hett de rieterigsten Felle. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 66, 39.

1) Bieterig = bissig, rieterig = zerrissen, zerzaust.

2) Hund, hochdeutsch veraltet Rüde.

6 De bleide (blöde) Rüe wedd (wird) selten satt. (Münster.) - Firmenich, I, 297, 18; Frommann, VI, 426, 50.

7 De Rüens, de 'n Braen ruaken hebb't, will 't 'ne auck geren belicken. - Lyra, 22.

8 De Rüens, de so harde blieket, sind de sliemsten nit. - Woeste, 76, 273.

9 De unselichsten Rü'ens hett de mesten Flö. (Iserlohn.) - Woeste, 77, 274.

10 En bläuden Rüen wert selden fett. (Düren.) - Honcamp; für Münster: Frommann, VI, 426, 50.

11 Et giät mehr bunte Ruiens, ärre äinen. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 353, 11.

12 Et küemt nit op den Rüen an, aw he freaten well. (Westf.)

13 Et stet nitt ümmer bim Rüen, bat he friäten sall (wird). (Grafschaft Mark.) - Woeste, 78, 311.

14 Je laiger1 de Rüe, je ärger de Fläuhe. (Lippe.) - Firmenich, I, 267.

1) Leige = lege, schlecht, unnütz, unbrauchbar, besonders auch krank, daher eben von magern, elenden, heruntergekommenen Hunden, hochdeutsch le, niedrig, übel.

15 Jup, sied de Rüe, wenn se 'ne in'n Steärt kneiped. (Hagen in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 258, 93.

16 Me ledt kainen Rüen dör de Dreite, adder me maut selwer med derdör. (Grafschaft Mark.)

Man leitet keinen Hund durch den Koth, man muss selber mit hindurch.

17 Säu lange as man den Ruie fäuert, lickstert he. (Sauerland.)

18 Säu lange, äs me de Ruiens fäuert, beut se emme nit. (Sauerland.)

19 So lange me dat Rüeken föert, wiegelt (wedelt) et met dem Steartken. (Düren.) - Für Iserlohn: Woeste, 68, 76.

20 Wamme de Rüens tearget, mot me sik gefallen loaten, dat se enne bitet. (Westf.)

21 Wamme en Rü'en smiten well, kamme lichte 'n Klüppel finnen. (Iserlohn.) - Woeste, 76, 275.

22 Wann de Rüe hangen sall, dann heat 'e Leader freaten. (Westf.)

23 Wann de Rüe hangen sall, kamme woel en Strick finnen. (Westf.)

24 Wann me dem däuen Ruien dat Miul taubinnet, dann bitte emme nit. (Sauerland.)

25 We en Rüen wämsen (durchprügeln) well, kann licht en Knüppel finnen. (Recklinghausen.) - Firmenich, III, 170, 9.

[Spaltenumbruch] *29 Er weiss das Ruder zu führen.

Holl.: Hij weet het roer wel te wenden (te draaijen). (Harrebomée, II, 225a.)

30 Er will mit seinem eigenen Ruder fahren.

Seiner eigenen Meinung folgen, sich auf seine eigene Kraft stützen.

Holl.: Hij laat hem op zijne eigene ziemen drijven. – Hij roeit met zijne eigene riemen. (Harrebomée, II, 219b.)

*31 Er zieht die Ruder ein.

Beendigt eine Angelegenheit oder gibt sie auf.

*32 Es sind alle Ruder zerbrochen.

*33 Man hat ihm das Ruder aus den Händen genommen.

Holl.: Hij laat zich het roer uit de handen wringen. (Harrebomée, II, 235a.)

*34 Man sieht nicht auf das Ruder.

Ist ungehorsam, beachtet die regierende Stimme nicht.

*35 Mit diesem Ruder wird er nicht übers Haff fahren. (Ostpreuss.)

Mit diesen Mitteln den Zweck nicht erreichen, die Aufgaben nicht lösen.

*36 Mit Rudern und Segeln zugleich fahren.

Alle Mittel in Bewegung setzen. Die gesammte Kraft aufbieten.

Dän.: At lægge alle aarer om bord. (Prov. dan., 4.)

*37 Ohne Ruder schiffen.Parömiakon, 1075.

Sich der Leitung des Zufalls überlassen.


Rudern.

1 Es gilt rudern, wenn der Wind nicht geht.

Frz.: Ramer il faut s'il ne vente. (Leroux, II, 108.)

2 Mann muss den lassen rudern, der es hat gelehrnet.Lehmann, 184, 23.

3 Rudere selbst und verlass dich nicht auf andere.

4 Wer heute wohl rudert, soll morgen mitfahren.Simrock, 8574; Körte, 2354.

Holl.: Die nu wael roeijet, sal morghen mede varen. (Tunn., 11-19.)

Lat.: Si bene nunc remigas, tunc pergis cum reliquis cras. (Fallersleben, 249.)

5 Wer nicht rudern kann, muss auch nicht schiffen wollen.

Lat.: Tenere qui remum nequit, navem haud regat. (Binder II, 3315.)

6 Wer rudern kann, der bleib' ein Rudersmann.

Dän.: Lad den blive ved aaren, som har lærdt at roe. (Prov. dan., 4; Bohn I, 383.)

7 Wir haben brav gerudert, sagte die Fliege zum Fährmann, als sie am andern Ufer waren.

*8 Er rudert mit zehn Rudern nach einer niedern Küste.

*9 Hi rödt äs de Förring neder de Mûn, en mênt, dat en holländs Anst wiar. (Sylt.)

Er rudert wie die Föhringer nach dem Monde, und meinte, dass es ein holländischer Käse sei.

*10 Hi ruit föör an îsarn Dol. (Amrum.) – Haupt. VIII, 363, 193.

Er rudert vor einem eisernen Dol, d. i. er arbeitet vergebens.

*11 Hjo ru un an ihsnen Thâl. (Nordfries.)

Sie rudern zwischen eisernen Pfählen, d. h.: sie kommen nicht weiter, als sie sind.

*12 Wer wird rudern und wer die Fische essen? (Surinam.)

Wenn einer die Arbeit, der andere den Lohn hat.


Rudersmann.

Der Rudersmann sieht sein Ziel mit dem Rücken an.

Holl.: Dat is de streek van de roeijers, die den rug naar de plaats keeren, daar zij heen willen. (Harrebomée, II, 224a.)


Rüdi (Name).

Ruedi, verthu di so wit und breit, bis di de Tüfl i d' Höll' abetreit. (S. Lorenz 3.) – Sutermeister, 29.


Rüdig.

* Rüdig als ein Gugger (Kukuk).

„Die Teutschen nennend ein gar rüdigen menschen als rüdig als ein Gugger, darumb dass dieser im Winter so er seine fäderen enderet, einem rüdig beduncket.“ (C. Gessner, Vogelbuch, 69b.)


Rüdlinger.

* Es hat's ein Rüdlinger oder ein Schelm.Schweiz, II, 288.


Rudolf.

*1 Aus Kaisers Rudolphi leichenstein ein glass wein kosten.

Pistorius führt diese Redensart im Vorwort zu seinem Teutsch-Juridischen Sprichwörterschatz an und verweist dabei auf Nova Literaria Mens, Mart. 1709, S. 143.

[Spaltenumbruch] *2 Er hat Rudolf's Redlichkeit (oder: nicht).Eiselein, 534; Simrock, 8576; Körte, 5113e; Wurzbach, II, 306.

In diesem Sprichwort ist dem Grafen Rudolf von Habsburg, der wegen seiner Tugend und ritterlichen Tapferkeit zum deutschen Kaiser gewählt wurde, ein ehrendes Denkmal gesetzt. Jeder Bürger im ganzen deutschen Reiche konnte sich auf sein kaiserliches Wort verlassen. Seine Redlichkeit war allgemein bekannt. Wenn einer etwas versprach und nicht hielt, so sagte man bald: „Der hat Rudolf's Redlichkeit nicht.“ (Vgl. Ed. Beurmann, Frankfurter Bilder, S. 77.)


Rüe (s. Hund und Rüde).

1 As de Rü'e1 wässet, wässet ock de Klüppel. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 75, 258.

1) Rüë, Ruië, mittelhochdeutsch rüde, ursprünglich der Hetzhund, steht bei uns ohne Unterschied für jeden Hund, kommt aber nur in den westfälischen Mundarten vor. (Vgl. Frommann, III, 263, 87; V, 165, 113; Weigand, Wb., IIa, 517.)

2 Bai (wer) en Ruien smeiten well, kann lichte 'n Stein finnen. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 373, 17.

3 Bat de Rüens lätt, dat friet he ôk. (Grafschaft Mark.) – 2 Petr. 2, 22.

4 Böse Rü'ens hett ümmer en terieten Fell, un allerwärts ümmer en terieten Gesicht. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 79. 335.

5 De bieterigsten1 Rüen2 hett de rieterigsten Felle. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 66, 39.

1) Bieterig = bissig, rieterig = zerrissen, zerzaust.

2) Hund, hochdeutsch veraltet Rüde.

6 De bleide (blöde) Rüe wedd (wird) selten satt. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 18; Frommann, VI, 426, 50.

7 De Rüens, de 'n Brâen ruaken hebb't, will 't 'ne auck gêren belicken.Lyra, 22.

8 De Rüens, de so harde blieket, sind de sliemsten nit.Woeste, 76, 273.

9 De unselichsten Rü'ens hett de mesten Flö. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 274.

10 En bläuden Rüen wert selden fett. (Düren.) – Honcamp; für Münster: Frommann, VI, 426, 50.

11 Et giät mehr bunte Ruiens, ärre äinen. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 11.

12 Et küemt nit op den Rüen an, aw he freaten well. (Westf.)

13 Et stet nitt ümmer bim Rüen, bat he friäten sall (wird). (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 311.

14 Je laiger1 de Rüe, je ärger de Fläuhe. (Lippe.) – Firmenich, I, 267.

1) Leige = lege, schlecht, unnütz, unbrauchbar, besonders auch krank, daher eben von magern, elenden, heruntergekommenen Hunden, hochdeutsch lê, niedrig, übel.

15 Jup, sied de Rüe, wenn se 'ne in'n Steärt knîped. (Hagen in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 258, 93.

16 Me ledt kainen Rüen dör de Drîte, adder me maut selwer med derdör. (Grafschaft Mark.)

Man leitet keinen Hund durch den Koth, man muss selber mit hindurch.

17 Säu lange as man den Ruie fäuert, lickstert he. (Sauerland.)

18 Säu lange, äs me de Ruiens fäuert, beut se emme nit. (Sauerland.)

19 So lange me dat Rüeken föert, wiegelt (wedelt) et met dem Steartken. (Düren.) – Für Iserlohn: Woeste, 68, 76.

20 Wamme de Rüens tearget, mot me sik gefallen loaten, dat se enne bitet. (Westf.)

21 Wamme en Rü'en smiten well, kamme lichte 'n Klüppel finnen. (Iserlohn.) – Woeste, 76, 275.

22 Wann de Rüe hangen sall, dann heat 'e Leader freaten. (Westf.)

23 Wann de Rüe hangen sall, kamme woel en Strick finnen. (Westf.)

24 Wann me dem däuen Ruien dat Miul taubinnet, dann bitte emme nit. (Sauerland.)

25 We en Rüen wämsen (durchprügeln) well, kann licht en Knüppel finnen. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 9.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0894" n="[880]"/><cb n="1759"/>
*29 Er weiss das Ruder zu führen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij weet het roer wel te wenden (te draaijen). (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 225<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Er will mit seinem eigenen Ruder fahren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Seiner eigenen Meinung folgen, sich auf seine eigene Kraft stützen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij laat hem op zijne eigene ziemen drijven. &#x2013; Hij roeit met zijne eigene riemen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 219<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Er zieht die Ruder ein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Beendigt eine Angelegenheit oder gibt sie auf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Es sind alle Ruder zerbrochen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Man hat ihm das Ruder aus den Händen genommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij laat zich het roer uit de handen wringen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 235<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*34 Man sieht nicht auf das Ruder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist ungehorsam, beachtet die regierende Stimme nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Mit diesem Ruder wird er nicht übers Haff fahren.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit diesen Mitteln den Zweck nicht erreichen, die Aufgaben nicht lösen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Mit Rudern und Segeln zugleich fahren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Alle Mittel in Bewegung setzen. Die gesammte Kraft aufbieten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: At lægge alle aarer om bord. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Ohne Ruder schiffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1075.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich der Leitung des Zufalls überlassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rudern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es gilt rudern, wenn der Wind nicht geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ramer il faut s'il ne vente. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 108.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mann muss den lassen rudern, der es hat gelehrnet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 184, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Rudere selbst und verlass dich nicht auf andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer heute wohl rudert, soll morgen mitfahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8574; Körte, 2354.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die nu wael roeijet, sal morghen mede varen. (<hi rendition="#i">Tunn., 11-19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si bene nunc remigas, tunc pergis cum reliquis cras. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 249.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wer nicht rudern kann, muss auch nicht schiffen wollen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tenere qui remum nequit, navem haud regat. (<hi rendition="#i">Binder II, 3315.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer rudern kann, der bleib' ein Rudersmann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lad den blive ved aaren, som har lærdt at roe. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 4; Bohn I, 383.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wir haben brav gerudert, sagte die Fliege zum Fährmann, als sie am andern Ufer waren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er rudert mit zehn Rudern nach einer niedern Küste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Hi rödt äs de Förring neder de Mûn, en mênt, dat en holländs Anst wiar.</hi> (<hi rendition="#i">Sylt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er rudert wie die Föhringer nach dem Monde, und meinte, dass es ein holländischer Käse sei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Hi ruit föör an îsarn Dol.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt. VIII, 363, 193.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er rudert vor einem eisernen Dol, d. i. er arbeitet vergebens.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Hjo ru un an ihsnen Thâl.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie rudern zwischen eisernen Pfählen, d. h.: sie kommen nicht weiter, als sie sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Wer wird rudern und wer die Fische essen?</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn einer die Arbeit, der andere den Lohn hat.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rudersmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Rudersmann sieht sein Ziel mit dem Rücken an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is de streek van de roeijers, die den rug naar de plaats keeren, daar zij heen willen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 224<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Rüdi</hi> (Name).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ruedi, verthu di so wit und breit, bis di de Tüfl i d' Höll' abetreit.</hi> (S.  Lorenz 3.) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 29.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rüdig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Rüdig als ein Gugger (Kukuk).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Teutschen nennend ein gar rüdigen menschen als rüdig als ein Gugger, darumb dass dieser im Winter so er seine fäderen enderet, einem rüdig beduncket.&#x201C; (<hi rendition="#i">C. Gessner, Vogelbuch, 69<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rüdlinger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es hat's ein Rüdlinger oder ein Schelm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 288.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rudolf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Aus Kaisers Rudolphi leichenstein ein glass wein kosten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Pistorius</hi> führt diese Redensart im Vorwort zu seinem <hi rendition="#i">Teutsch-Juridischen Sprichwörterschatz</hi> an und verweist dabei auf <hi rendition="#i">Nova Literaria Mens,</hi> Mart. 1709, S. 143.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1760"/>
*2 Er hat Rudolf's Redlichkeit (oder: nicht).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 534; Simrock, 8576; Körte, 5113<hi rendition="#sup">e</hi>; Wurzbach, II, 306.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In diesem Sprichwort ist dem Grafen Rudolf von Habsburg, der wegen seiner Tugend und ritterlichen Tapferkeit zum deutschen Kaiser gewählt wurde, ein ehrendes Denkmal gesetzt. Jeder Bürger im ganzen deutschen Reiche konnte sich auf sein kaiserliches Wort verlassen. Seine Redlichkeit war allgemein bekannt. Wenn einer etwas versprach und nicht hielt, so sagte man bald: &#x201E;Der hat Rudolf's Redlichkeit nicht.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Ed. Beurmann, Frankfurter Bilder, S. 77.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Rüe</hi> (s.  Hund und  Rüde).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 As de Rü'e<hi rendition="#sup">1</hi> wässet, wässet ock de Klüppel.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 75, 258.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Rüë, Ruië, mittelhochdeutsch rüde, ursprünglich der Hetzhund, steht bei uns ohne Unterschied für jeden Hund, kommt aber nur in den westfälischen Mundarten vor. (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, III, 263, 87; V, 165, 113; Weigand, Wb., II<hi rendition="#sup">a</hi>, 517.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Bai (wer) en Ruien smeiten well, kann lichte 'n Stein finnen.</hi> (<hi rendition="#i">Arnsberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 373, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Bat de Rüens lätt, dat friet he ôk.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; 2 Petr. 2, 22.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Böse Rü'ens hett ümmer en terieten Fell, un allerwärts ümmer en terieten Gesicht.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 79. 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 De bieterigsten<hi rendition="#sup">1</hi> Rüen<hi rendition="#sup">2</hi> hett de rieterigsten Felle.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 66, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Bieterig = bissig, rieterig = zerrissen, zerzaust.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Hund, hochdeutsch veraltet Rüde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 De bleide (blöde) Rüe wedd (wird) selten satt.</hi> (<hi rendition="#i">Münster.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 297, 18; Frommann, VI, 426, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 De Rüens, de 'n Brâen ruaken hebb't, will 't 'ne auck gêren belicken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 De Rüens, de so harde blieket, sind de sliemsten nit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 76, 273.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 De unselichsten Rü'ens hett de mesten Flö.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 77, 274.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 En bläuden Rüen wert selden fett.</hi> (<hi rendition="#i">Düren.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Honcamp;</hi> für Münster: <hi rendition="#i">Frommann, VI, 426, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Et giät mehr bunte Ruiens, ärre äinen.</hi> (<hi rendition="#i">Arnsberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 353, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Et küemt nit op den Rüen an, aw he freaten well.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Et stet nitt ümmer bim Rüen, bat he friäten sall (wird).</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 78, 311.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Je laiger<hi rendition="#sup">1</hi> de Rüe, je ärger de Fläuhe.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 267.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Leige = lege, schlecht, unnütz, unbrauchbar, besonders auch krank, daher eben von magern, elenden, heruntergekommenen Hunden, hochdeutsch lê, niedrig, übel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Jup, sied de Rüe, wenn se 'ne in'n Steärt knîped.</hi> (<hi rendition="#i">Hagen in der Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 258, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Me ledt kainen Rüen dör de Drîte, adder me maut selwer med derdör.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Man leitet keinen Hund durch den Koth, man muss selber mit hindurch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Säu lange as man den Ruie fäuert, lickstert he. (Sauerland.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Säu lange, äs me de Ruiens fäuert, beut se emme nit.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 So lange me dat Rüeken föert, wiegelt (wedelt) et met dem Steartken.</hi> (<hi rendition="#i">Düren.</hi>) &#x2013; Für Iserlohn: Woeste, 68, 76.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wamme de Rüens tearget, mot me sik gefallen loaten, dat se enne bitet.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wamme en Rü'en smiten well, kamme lichte 'n Klüppel finnen.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 76, 275.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Wann de Rüe hangen sall, dann heat 'e Leader freaten.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Wann de Rüe hangen sall, kamme woel en Strick finnen.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Wann me dem däuen Ruien dat Miul taubinnet, dann bitte emme nit.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 We en Rüen wämsen (durchprügeln) well, kann licht en Knüppel finnen.</hi> (<hi rendition="#i">Recklinghausen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 170, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[880]/0894] *29 Er weiss das Ruder zu führen. Holl.: Hij weet het roer wel te wenden (te draaijen). (Harrebomée, II, 225a.) 30 Er will mit seinem eigenen Ruder fahren. Seiner eigenen Meinung folgen, sich auf seine eigene Kraft stützen. Holl.: Hij laat hem op zijne eigene ziemen drijven. – Hij roeit met zijne eigene riemen. (Harrebomée, II, 219b.) *31 Er zieht die Ruder ein. Beendigt eine Angelegenheit oder gibt sie auf. *32 Es sind alle Ruder zerbrochen. *33 Man hat ihm das Ruder aus den Händen genommen. Holl.: Hij laat zich het roer uit de handen wringen. (Harrebomée, II, 235a.) *34 Man sieht nicht auf das Ruder. Ist ungehorsam, beachtet die regierende Stimme nicht. *35 Mit diesem Ruder wird er nicht übers Haff fahren. (Ostpreuss.) Mit diesen Mitteln den Zweck nicht erreichen, die Aufgaben nicht lösen. *36 Mit Rudern und Segeln zugleich fahren. Alle Mittel in Bewegung setzen. Die gesammte Kraft aufbieten. Dän.: At lægge alle aarer om bord. (Prov. dan., 4.) *37 Ohne Ruder schiffen. – Parömiakon, 1075. Sich der Leitung des Zufalls überlassen. Rudern. 1 Es gilt rudern, wenn der Wind nicht geht. Frz.: Ramer il faut s'il ne vente. (Leroux, II, 108.) 2 Mann muss den lassen rudern, der es hat gelehrnet. – Lehmann, 184, 23. 3 Rudere selbst und verlass dich nicht auf andere. 4 Wer heute wohl rudert, soll morgen mitfahren. – Simrock, 8574; Körte, 2354. Holl.: Die nu wael roeijet, sal morghen mede varen. (Tunn., 11-19.) Lat.: Si bene nunc remigas, tunc pergis cum reliquis cras. (Fallersleben, 249.) 5 Wer nicht rudern kann, muss auch nicht schiffen wollen. Lat.: Tenere qui remum nequit, navem haud regat. (Binder II, 3315.) 6 Wer rudern kann, der bleib' ein Rudersmann. Dän.: Lad den blive ved aaren, som har lærdt at roe. (Prov. dan., 4; Bohn I, 383.) 7 Wir haben brav gerudert, sagte die Fliege zum Fährmann, als sie am andern Ufer waren. *8 Er rudert mit zehn Rudern nach einer niedern Küste. *9 Hi rödt äs de Förring neder de Mûn, en mênt, dat en holländs Anst wiar. (Sylt.) Er rudert wie die Föhringer nach dem Monde, und meinte, dass es ein holländischer Käse sei. *10 Hi ruit föör an îsarn Dol. (Amrum.) – Haupt. VIII, 363, 193. Er rudert vor einem eisernen Dol, d. i. er arbeitet vergebens. *11 Hjo ru un an ihsnen Thâl. (Nordfries.) Sie rudern zwischen eisernen Pfählen, d. h.: sie kommen nicht weiter, als sie sind. *12 Wer wird rudern und wer die Fische essen? (Surinam.) Wenn einer die Arbeit, der andere den Lohn hat. Rudersmann. Der Rudersmann sieht sein Ziel mit dem Rücken an. Holl.: Dat is de streek van de roeijers, die den rug naar de plaats keeren, daar zij heen willen. (Harrebomée, II, 224a.) Rüdi (Name). Ruedi, verthu di so wit und breit, bis di de Tüfl i d' Höll' abetreit. (S. Lorenz 3.) – Sutermeister, 29. Rüdig. * Rüdig als ein Gugger (Kukuk). „Die Teutschen nennend ein gar rüdigen menschen als rüdig als ein Gugger, darumb dass dieser im Winter so er seine fäderen enderet, einem rüdig beduncket.“ (C. Gessner, Vogelbuch, 69b.) Rüdlinger. * Es hat's ein Rüdlinger oder ein Schelm. – Schweiz, II, 288. Rudolf. *1 Aus Kaisers Rudolphi leichenstein ein glass wein kosten. Pistorius führt diese Redensart im Vorwort zu seinem Teutsch-Juridischen Sprichwörterschatz an und verweist dabei auf Nova Literaria Mens, Mart. 1709, S. 143. *2 Er hat Rudolf's Redlichkeit (oder: nicht). – Eiselein, 534; Simrock, 8576; Körte, 5113e; Wurzbach, II, 306. In diesem Sprichwort ist dem Grafen Rudolf von Habsburg, der wegen seiner Tugend und ritterlichen Tapferkeit zum deutschen Kaiser gewählt wurde, ein ehrendes Denkmal gesetzt. Jeder Bürger im ganzen deutschen Reiche konnte sich auf sein kaiserliches Wort verlassen. Seine Redlichkeit war allgemein bekannt. Wenn einer etwas versprach und nicht hielt, so sagte man bald: „Der hat Rudolf's Redlichkeit nicht.“ (Vgl. Ed. Beurmann, Frankfurter Bilder, S. 77.) Rüe (s. Hund und Rüde). 1 As de Rü'e1 wässet, wässet ock de Klüppel. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 75, 258. 1) Rüë, Ruië, mittelhochdeutsch rüde, ursprünglich der Hetzhund, steht bei uns ohne Unterschied für jeden Hund, kommt aber nur in den westfälischen Mundarten vor. (Vgl. Frommann, III, 263, 87; V, 165, 113; Weigand, Wb., IIa, 517.) 2 Bai (wer) en Ruien smeiten well, kann lichte 'n Stein finnen. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 373, 17. 3 Bat de Rüens lätt, dat friet he ôk. (Grafschaft Mark.) – 2 Petr. 2, 22. 4 Böse Rü'ens hett ümmer en terieten Fell, un allerwärts ümmer en terieten Gesicht. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 79. 335. 5 De bieterigsten1 Rüen2 hett de rieterigsten Felle. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 66, 39. 1) Bieterig = bissig, rieterig = zerrissen, zerzaust. 2) Hund, hochdeutsch veraltet Rüde. 6 De bleide (blöde) Rüe wedd (wird) selten satt. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 18; Frommann, VI, 426, 50. 7 De Rüens, de 'n Brâen ruaken hebb't, will 't 'ne auck gêren belicken. – Lyra, 22. 8 De Rüens, de so harde blieket, sind de sliemsten nit. – Woeste, 76, 273. 9 De unselichsten Rü'ens hett de mesten Flö. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 274. 10 En bläuden Rüen wert selden fett. (Düren.) – Honcamp; für Münster: Frommann, VI, 426, 50. 11 Et giät mehr bunte Ruiens, ärre äinen. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 11. 12 Et küemt nit op den Rüen an, aw he freaten well. (Westf.) 13 Et stet nitt ümmer bim Rüen, bat he friäten sall (wird). (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 311. 14 Je laiger1 de Rüe, je ärger de Fläuhe. (Lippe.) – Firmenich, I, 267. 1) Leige = lege, schlecht, unnütz, unbrauchbar, besonders auch krank, daher eben von magern, elenden, heruntergekommenen Hunden, hochdeutsch lê, niedrig, übel. 15 Jup, sied de Rüe, wenn se 'ne in'n Steärt knîped. (Hagen in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 258, 93. 16 Me ledt kainen Rüen dör de Drîte, adder me maut selwer med derdör. (Grafschaft Mark.) Man leitet keinen Hund durch den Koth, man muss selber mit hindurch. 17 Säu lange as man den Ruie fäuert, lickstert he. (Sauerland.) 18 Säu lange, äs me de Ruiens fäuert, beut se emme nit. (Sauerland.) 19 So lange me dat Rüeken föert, wiegelt (wedelt) et met dem Steartken. (Düren.) – Für Iserlohn: Woeste, 68, 76. 20 Wamme de Rüens tearget, mot me sik gefallen loaten, dat se enne bitet. (Westf.) 21 Wamme en Rü'en smiten well, kamme lichte 'n Klüppel finnen. (Iserlohn.) – Woeste, 76, 275. 22 Wann de Rüe hangen sall, dann heat 'e Leader freaten. (Westf.) 23 Wann de Rüe hangen sall, kamme woel en Strick finnen. (Westf.) 24 Wann me dem däuen Ruien dat Miul taubinnet, dann bitte emme nit. (Sauerland.) 25 We en Rüen wämsen (durchprügeln) well, kann licht en Knüppel finnen. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 9.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/894
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [880]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/894>, abgerufen am 28.04.2024.