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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 26 Wei öewer den Rüen küemt, dei küemt auk öewer den Stert. (Westf.)

27 Wenn de Ruiens in de Spuite läupet, dann geiht de Hirsch im Melme. (Sauerland.)

28 Wenn me 'n Ruien smuiten well, dann kamme woel en Knüppel finnen. (Soest.) - Firmenich, I, 348, 24.

*29 En swarten Rüen an der Keie1 hewen. (Grafschaft Mark.)

1) Kette. - Kohlenbergwerke besitzen.


Rüedi.

* Es ist det alls rüedi. (Aargau.) - Sutermeister, 77.

Rieden, rüden = brüllen, lärmen von Menschen und Thieren; bei Notker kommt ruode für Gebrüll vor. Ferner soviel wie in der Brunst sein, daher der Rüd, Rüdi = Kater, Säurüdi = Wüstling. Endlich als Adverbium in der Redensart: Es ist oder geht rüedi = alles in allem preisgegeben; jedes greift zu, wo es kann oder mag. Etwas in die Rüede geben = in die Rapuse, sodass jeder so viel davon behalten kann, als er erfasst. (Vgl. Stalder, II, 288.)


Rüenhaar.

* En Rüenhoar uplegen. (Westf.) (S. Hundehaar 6.)

Ein Uebel durch das heilen, wodurch es entstanden.

Frz.: Il faut prendre du poil de la bete.


Rüenhinken.

Rüenhinken un Frauenluikneisten det wet nit vil recken. (Sauerland.)

Ist nicht viel zu rechnen.


Ruf (s. Gerücht).

1 Allgemeiner Ruf ist selten grundlos. - Simrock, 8575.

Engl.: Common fame 's seldom to blame. (Bohn II, 91; Masson, 362.)

Holl.: Algemeene roep heeft altijd wat waars. (Harrebomee, II, 224a.) - Gemeen gerucht is zelden gelogen. (Bohn I, 319.)

It.: Un cattivo nome (grido) non e senza fondamento.

Lat.: Fama tam ficti pravique tenax, quam nuncia veri. (Seybold, 173.)

Span.: Quando todos te dixeren que eres asno, rebuzna. (Masson, 362.)

2 Der Ruf eines Mädchens ist aus Seidenstoff.

"In unsauberer Gesellschaft bekommt er gleich Flecken; und bringt man es auch dahin, dass der Fleck verschwindet, der Stoff hat doch seinen ursprünglichen Glanz verloren." (Saphir im Horizont.)

3 Der Ruf folgt dem Mann, wie der Wagen dem Gespann.

Dän.: Rygtet fölger man til dör (end ogsaa til döden). (Prov. dan., 483.)

4 Der Ruf geht vor dem Manne, wie der Duft vor der Pfanne.

In dem Rufe der Tapferkeit, Gelehrsamkeit und Weisheit, sagen die Chinesen, kann man voraus kommen, aber den der Keuschheit muss man erst erwerben. (Cibot, 175.)

Jüd.-deutsch: Das Kul (die Stimme) kommt vor dem Chassen (Vorbeter). (Tendlau, 224.) Der Vorbeter muss eine kräftige Stimme haben; ist er tüchtig, so geht seine Stimme (Wortspiel mit: sein Ruf) ihm voraus.

5 Der Ruf geht voran, der Ruhm folgt dem Mann.

Dän.: Ry og rygte fölger mand til dör. (Bohn I, 396.)

6 Der Ruf ist ein Schall, der die Sachen grösser macht als sie sind.

7 Der Ruf macht die Sau feister als sie ist.

It.: Ogni uccel d' Agosto o di Settembre e beccaccia, e di Maggio ogni fronda fa il suo fiore odorato.

Lat.: In maius auget fama quaevis tam vera quam falsa. (Binder II, 159; Lehmann, 300, 8.)

8 Ein alter Ruf ist bald wieder erneuert.

Aber nicht der gute, der, einmal verloren, schwer zurückzugewinnen ist. Die Italiener bezeichnen ihn als einen abgeschnittenen Cypressenzweig.

It.: La buona fama e come il cipresso, una volta tagliato non rinverdisce piu. (Bohn I, 105.)

9 Ein guter Ruf ist bald verloren.

Dän.: God rygte kand tit spildes af en ringe mistanke. (Prov. dan., 246.)

Lat.: Laeduntur minimis fama, fides, oculus.

10 Ein guter Ruf ist besser als ein goldener Gürtel. - Hollenberg, II, 18; Lendroy, 287; Dove, 68 u. 772.

Unter Philipp dem Schönen mussten alle Weiber einen Gürtel tragen. Er wurde reich mit Gold verbrämt, wahrscheinlich in Erinnerung der glänzenden Gottheit, deren Verehrung er gewidmet war. In der Folge aber änderte sich die Sitte dahin ab, dass die wirklich Tugendhaften gerade einen recht einfachen Gürtel wählten, daher das obige französische Sprichwort. Die Gürtel sind übrigens alt. Wer kennt nicht den Gürtel der Venus, von unwiderstehlicher Kraft. [Spaltenumbruch] Sogar Juno bediente sich desselben. Von dem Gürtel der Venus war der der Vestalinnen verschieden. Er sollte heilige Achtung einflössen. - "Lass mich rufen", sagte einst ein kleines Mädchen zu ihrer eben heisern Mutter, von der die Leute sehr zweideutig sprachen, "du hast keinen guten Ruf."

Engl.: It is better to lose an eye than one's reputation.

Frz.: Bonne renommee vaut mieux que ceinture doree. (Bohn I, 9; Cahier, 1528; Leroux, II, 114; Masson, 254.) - Mieulx vault bonne renommee que grandes richesses. (Leroux, II, 262.)

It.: Un uomo civile stima piu la riputazione di tutti i danari del mondo.

Kroat.: Bolji je dobar glas, nego zlatan pas.

Lat.: Fama pluris, quam opes. (Masson, 254.) - Omnia si perdas famam servare memento. (Fischer, 89, 12.)

11 Ein übler Ruf hat bessere Beine (Füsse) als ein guter.

Frz.: Mauvaise renommee va plutost que la bonne. (Leroux, II, 260.)

12 Gemeiner Ruf hat allzeit etwas Wahres. (S. Gericht 10 und Gemeingericht.) - Graf, 424, 454.

13 Grosser Ruf macht nicht satt.

It.: La fama non leva la fame. (Pazzaglia, 118, 1.)

14 Guter Ruf ist ein weisses Blatt Papier.

It.: La gloria nostra e geloso cristallo, e debil canna, che ogni aura inchina, ogni respiro appanna.

15 Guter Ruf ist Goldes werth. - Lohrengel, I, 348.

Lat.: Ingenii stimulos subdere fama solet. (Sutor, 323; Seybold, 240.)

16 Guter Ruf und gute Stiefeln bleiben nicht unangeschwärzt.

17 Mit gutem Ruf begonnen ist halb gewonnen.

"Geht alles weg, behalt ein gut Gerüchte; geht dieses auch hinweg, so bist du ganz zunichte." (Gerlach, 300.) Die Osmanen sagen: Dein Ruf ist's, der dein Werk gelingen macht, nicht du selbst. (Schlechta, 22.) Die Franzosen behaupten, dass er eine halbe Armee ersetzt: La reputation vaut une armee aux grands capitaines. (Cahier, 1536.)

18 Mit gutem Rufe, Glaube und Auge ist nicht zu scherzen.

Die Armenier: Lieber das Auge verloren, als den Ruf. (Ausland, 1871, 404a.)

19 Ruf, Recht und Auge dulden keinen Spass.

20 Wer einen schlechten Ruf hat, ist halb gehängt.

It.: Chi ha cattivo nome, e mezzo impiccato. - Senza buona fama la vita e vergognosa. (Cahier, 3006.)

21 Wer im Rufe steht, früh aufzustehen, der kann schlafen bis Mittag. - Simrock, 2857.

D. h. wer sich in guten Ruf gesetzt hat, der kann sich manches erlauben, ehe er ihn verliert. Wen wiederum das Gerücht als Langschläfer bezeichnet, der gilt als solcher, und wenn er noch so zeitig aufsteht. Die Italiener sagen ähnlich: Der Ruf deckt den Diebstahl, d. h. Leute, die im guten Gerücht stehen, können eine Unehrlichkeit begehen, ohne dass man ihnen dieselbe zutraut.

Engl.: He who but once a good name gets, may piss in bed and say he sweats.

Frz.: A beau se lever tard qui a bruit de se lever matin. - Il a beau se lever matin qui a le renom de dormir la grasse matinee. (Bohn I, 20; Cahier, 1527.)

It.: Chi e reo, e buono e tenuto, puo fare il male e non e creduto. (Marin, 8.) - La buona fama il latrocinio asconde. (Pazzaglia, 118, 5.)

Port.: Se queres ter boa fama, nao te tome o sol na cama. (Bohn I, 294.)

Schwed.: Den som har godt rykte om sig, kan göra hwad han will. (Marin, 8.)

22 Wer seinen guten Ruf verloren hat, ist halb (oder: lebendig) todt.

Span.: Quien la fama ha perdida, muerto anda en la vida. (Bohn I, 249.)

*23 Ich bin besser als mein Ruf.

Aus Schiller's Maria Stuart (4. Act, 4. Scene) entlehnt, wo diese sagt: "Das Aergste weiss die Welt von mir, und ich kann sagen: ich bin besser als mein Ruf." (Büchmann, 24.)

*24 Sein Ruf hat verschiedene Klunkern.


Rufen.

1 Einer raupe watte will, he raupe nit vör den halven April, sagte der Kukuk. (Westf.)

2 Einer ruft des andern Namen. - Gaal, 1189.

Hebt an andern schwache Seiten und Mängel hervor, die er selbst an sich hat.

It.: Lo sbandito corre dietro al condanna. - Tal biasima altrui, che se stesso condanna. - Tal biasima altrui, che tira ai suoi colombi. (Gaal, 1189.)

3 Es ist mir einerlei, wie ich gerufen werde, nur nicht zu spät zum Mittagstisch. (Nordamerika.)

[Spaltenumbruch] 26 Wei öewer den Rüen küemt, dei küemt auk öewer den Stêrt. (Westf.)

27 Wenn de Ruiens in de Spuite läupet, dann gêiht de Hirsch im Melme. (Sauerland.)

28 Wenn me 'n Ruien smuiten well, dann kamme woel en Knüppel finnen. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 24.

*29 En swarten Rüen an der Kîe1 hewen. (Grafschaft Mark.)

1) Kette. – Kohlenbergwerke besitzen.


Rüedi.

* Es ist det alls rüedi. (Aargau.) – Sutermeister, 77.

Rieden, rüden = brüllen, lärmen von Menschen und Thieren; bei Notker kommt ruode für Gebrüll vor. Ferner soviel wie in der Brunst sein, daher der Rüd, Rüdi = Kater, Säurüdi = Wüstling. Endlich als Adverbium in der Redensart: Es ist oder geht rüedi = alles in allem preisgegeben; jedes greift zu, wo es kann oder mag. Etwas in die Rüede geben = in die Rapuse, sodass jeder so viel davon behalten kann, als er erfasst. (Vgl. Stalder, II, 288.)


Rüenhaar.

* En Rüenhoar uplegen. (Westf.) (S. Hundehaar 6.)

Ein Uebel durch das heilen, wodurch es entstanden.

Frz.: Il faut prendre du poil de la bête.


Rüenhinken.

Rüenhinken un Frauenluiknéisten det wet nit vil recken. (Sauerland.)

Ist nicht viel zu rechnen.


Ruf (s. Gerücht).

1 Allgemeiner Ruf ist selten grundlos.Simrock, 8575.

Engl.: Common fame 's seldom to blame. (Bohn II, 91; Masson, 362.)

Holl.: Algemeene roep heeft altijd wat waars. (Harrebomée, II, 224a.) – Gemeen gerucht is zelden gelogen. (Bohn I, 319.)

It.: Un cattivo nome (grido) non è senza fondamento.

Lat.: Fama tam ficti pravique tenax, quam nuncia veri. (Seybold, 173.)

Span.: Quando todos te dixeren que eres asno, rebuzna. (Masson, 362.)

2 Der Ruf eines Mädchens ist aus Seidenstoff.

„In unsauberer Gesellschaft bekommt er gleich Flecken; und bringt man es auch dahin, dass der Fleck verschwindet, der Stoff hat doch seinen ursprünglichen Glanz verloren.“ (Saphir im Horizont.)

3 Der Ruf folgt dem Mann, wie der Wagen dem Gespann.

Dän.: Rygtet følger man til dør (end ogsaa til døden). (Prov. dan., 483.)

4 Der Ruf geht vor dem Manne, wie der Duft vor der Pfanne.

In dem Rufe der Tapferkeit, Gelehrsamkeit und Weisheit, sagen die Chinesen, kann man voraus kommen, aber den der Keuschheit muss man erst erwerben. (Cibot, 175.)

Jüd.-deutsch: Das Kul (die Stimme) kommt vor dem Chassen (Vorbeter). (Tendlau, 224.) Der Vorbeter muss eine kräftige Stimme haben; ist er tüchtig, so geht seine Stimme (Wortspiel mit: sein Ruf) ihm voraus.

5 Der Ruf geht voran, der Ruhm folgt dem Mann.

Dän.: Ry og rygte følger mand til dør. (Bohn I, 396.)

6 Der Ruf ist ein Schall, der die Sachen grösser macht als sie sind.

7 Der Ruf macht die Sau feister als sie ist.

It.: Ogni uccel d' Agosto o di Settembre è beccaccia, e di Maggio ogni fronda fa il suo fiore odorato.

Lat.: In maius auget fama quaevis tam vera quam falsa. (Binder II, 159; Lehmann, 300, 8.)

8 Ein alter Ruf ist bald wieder erneuert.

Aber nicht der gute, der, einmal verloren, schwer zurückzugewinnen ist. Die Italiener bezeichnen ihn als einen abgeschnittenen Cypressenzweig.

It.: La buona fama è come il cipresso, una volta tagliato non rinverdisce più. (Bohn I, 105.)

9 Ein guter Ruf ist bald verloren.

Dän.: God rygte kand tit spildes af en ringe mistanke. (Prov. dan., 246.)

Lat.: Laeduntur minimis fama, fides, oculus.

10 Ein guter Ruf ist besser als ein goldener Gürtel.Hollenberg, II, 18; Lendroy, 287; Dove, 68 u. 772.

Unter Philipp dem Schönen mussten alle Weiber einen Gürtel tragen. Er wurde reich mit Gold verbrämt, wahrscheinlich in Erinnerung der glänzenden Gottheit, deren Verehrung er gewidmet war. In der Folge aber änderte sich die Sitte dahin ab, dass die wirklich Tugendhaften gerade einen recht einfachen Gürtel wählten, daher das obige französische Sprichwort. Die Gürtel sind übrigens alt. Wer kennt nicht den Gürtel der Venus, von unwiderstehlicher Kraft. [Spaltenumbruch] Sogar Juno bediente sich desselben. Von dem Gürtel der Venus war der der Vestalinnen verschieden. Er sollte heilige Achtung einflössen. – „Lass mich rufen“, sagte einst ein kleines Mädchen zu ihrer eben heisern Mutter, von der die Leute sehr zweideutig sprachen, „du hast keinen guten Ruf.“

Engl.: It is better to lose an eye than one's reputation.

Frz.: Bonne renommée vaut mieux que ceinture dorée. (Bohn I, 9; Cahier, 1528; Leroux, II, 114; Masson, 254.) – Mieulx vault bonne renommée que grandes richesses. (Leroux, II, 262.)

It.: Un uomo civile stima più la riputazione di tutti i danari del mondo.

Kroat.: Bolji je dobar glas, nego zlatan pás.

Lat.: Fama pluris, quam opes. (Masson, 254.) – Omnia si perdas famam servare memento. (Fischer, 89, 12.)

11 Ein übler Ruf hat bessere Beine (Füsse) als ein guter.

Frz.: Mauvaise renommée va plutost que la bonne. (Leroux, II, 260.)

12 Gemeiner Ruf hat allzeit etwas Wahres. (S. Gericht 10 und Gemeingericht.) – Graf, 424, 454.

13 Grosser Ruf macht nicht satt.

It.: La fama non leva la fame. (Pazzaglia, 118, 1.)

14 Guter Ruf ist ein weisses Blatt Papier.

It.: La gloria nostra è geloso cristallo, e debil canna, che ogni aura inchina, ogni respiro appanna.

15 Guter Ruf ist Goldes werth.Lohrengel, I, 348.

Lat.: Ingenii stimulos subdere fama solet. (Sutor, 323; Seybold, 240.)

16 Guter Ruf und gute Stiefeln bleiben nicht unangeschwärzt.

17 Mit gutem Ruf begonnen ist halb gewonnen.

„Geht alles weg, behalt ein gut Gerüchte; geht dieses auch hinweg, so bist du ganz zunichte.“ (Gerlach, 300.) Die Osmanen sagen: Dein Ruf ist's, der dein Werk gelingen macht, nicht du selbst. (Schlechta, 22.) Die Franzosen behaupten, dass er eine halbe Armee ersetzt: La réputation vaut une armée aux grands capitaines. (Cahier, 1536.)

18 Mit gutem Rufe, Glaube und Auge ist nicht zu scherzen.

Die Armenier: Lieber das Auge verloren, als den Ruf. (Ausland, 1871, 404a.)

19 Ruf, Recht und Auge dulden keinen Spass.

20 Wer einen schlechten Ruf hat, ist halb gehängt.

It.: Chi ha cattivo nome, è mezzo impiccato. – Senza buona fama la vita è vergognosa. (Cahier, 3006.)

21 Wer im Rufe steht, früh aufzustehen, der kann schlafen bis Mittag.Simrock, 2857.

D. h. wer sich in guten Ruf gesetzt hat, der kann sich manches erlauben, ehe er ihn verliert. Wen wiederum das Gerücht als Langschläfer bezeichnet, der gilt als solcher, und wenn er noch so zeitig aufsteht. Die Italiener sagen ähnlich: Der Ruf deckt den Diebstahl, d. h. Leute, die im guten Gerücht stehen, können eine Unehrlichkeit begehen, ohne dass man ihnen dieselbe zutraut.

Engl.: He who but once a good name gets, may piss in bed and say he sweats.

Frz.: A beau se lever tard qui a bruit de se lever matin. – Il a beau se lever matin qui a le renom de dormir la grasse matinée. (Bohn I, 20; Cahier, 1527.)

It.: Chi è reo, e buono è tenuto, può fare il male e non è creduto. (Marin, 8.) – La buona fama il latrocinio asconde. (Pazzaglia, 118, 5.)

Port.: Se queres ter boa fama, não te tome o sol na cama. (Bohn I, 294.)

Schwed.: Den som har godt rykte om sig, kan göra hwad han will. (Marin, 8.)

22 Wer seinen guten Ruf verloren hat, ist halb (oder: lebendig) todt.

Span.: Quien la fama ha perdida, muerto anda en la vida. (Bohn I, 249.)

*23 Ich bin besser als mein Ruf.

Aus Schiller's Maria Stuart (4. Act, 4. Scene) entlehnt, wo diese sagt: „Das Aergste weiss die Welt von mir, und ich kann sagen: ich bin besser als mein Ruf.“ (Büchmann, 24.)

*24 Sein Ruf hat verschiedene Klunkern.


Rufen.

1 Einer raupe watte will, he raupe nit vör den halven April, sagte der Kukuk. (Westf.)

2 Einer ruft des andern Namen.Gaal, 1189.

Hebt an andern schwache Seiten und Mängel hervor, die er selbst an sich hat.

It.: Lo sbandito corre dietro al condanna. – Tal biasima altrui, che se stesso condanna. – Tal biasima altrui, che tira ai suoi colombi. (Gaal, 1189.)

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[[881]/0895] 26 Wei öewer den Rüen küemt, dei küemt auk öewer den Stêrt. (Westf.) 27 Wenn de Ruiens in de Spuite läupet, dann gêiht de Hirsch im Melme. (Sauerland.) 28 Wenn me 'n Ruien smuiten well, dann kamme woel en Knüppel finnen. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 24. *29 En swarten Rüen an der Kîe1 hewen. (Grafschaft Mark.) 1) Kette. – Kohlenbergwerke besitzen. Rüedi. * Es ist det alls rüedi. (Aargau.) – Sutermeister, 77. Rieden, rüden = brüllen, lärmen von Menschen und Thieren; bei Notker kommt ruode für Gebrüll vor. Ferner soviel wie in der Brunst sein, daher der Rüd, Rüdi = Kater, Säurüdi = Wüstling. Endlich als Adverbium in der Redensart: Es ist oder geht rüedi = alles in allem preisgegeben; jedes greift zu, wo es kann oder mag. Etwas in die Rüede geben = in die Rapuse, sodass jeder so viel davon behalten kann, als er erfasst. (Vgl. Stalder, II, 288.) Rüenhaar. * En Rüenhoar uplegen. (Westf.) (S. Hundehaar 6.) Ein Uebel durch das heilen, wodurch es entstanden. Frz.: Il faut prendre du poil de la bête. Rüenhinken. Rüenhinken un Frauenluiknéisten det wet nit vil recken. (Sauerland.) Ist nicht viel zu rechnen. Ruf (s. Gerücht). 1 Allgemeiner Ruf ist selten grundlos. – Simrock, 8575. Engl.: Common fame 's seldom to blame. (Bohn II, 91; Masson, 362.) Holl.: Algemeene roep heeft altijd wat waars. (Harrebomée, II, 224a.) – Gemeen gerucht is zelden gelogen. (Bohn I, 319.) It.: Un cattivo nome (grido) non è senza fondamento. Lat.: Fama tam ficti pravique tenax, quam nuncia veri. (Seybold, 173.) Span.: Quando todos te dixeren que eres asno, rebuzna. (Masson, 362.) 2 Der Ruf eines Mädchens ist aus Seidenstoff. „In unsauberer Gesellschaft bekommt er gleich Flecken; und bringt man es auch dahin, dass der Fleck verschwindet, der Stoff hat doch seinen ursprünglichen Glanz verloren.“ (Saphir im Horizont.) 3 Der Ruf folgt dem Mann, wie der Wagen dem Gespann. Dän.: Rygtet følger man til dør (end ogsaa til døden). (Prov. dan., 483.) 4 Der Ruf geht vor dem Manne, wie der Duft vor der Pfanne. In dem Rufe der Tapferkeit, Gelehrsamkeit und Weisheit, sagen die Chinesen, kann man voraus kommen, aber den der Keuschheit muss man erst erwerben. (Cibot, 175.) Jüd.-deutsch: Das Kul (die Stimme) kommt vor dem Chassen (Vorbeter). (Tendlau, 224.) Der Vorbeter muss eine kräftige Stimme haben; ist er tüchtig, so geht seine Stimme (Wortspiel mit: sein Ruf) ihm voraus. 5 Der Ruf geht voran, der Ruhm folgt dem Mann. Dän.: Ry og rygte følger mand til dør. (Bohn I, 396.) 6 Der Ruf ist ein Schall, der die Sachen grösser macht als sie sind. 7 Der Ruf macht die Sau feister als sie ist. It.: Ogni uccel d' Agosto o di Settembre è beccaccia, e di Maggio ogni fronda fa il suo fiore odorato. Lat.: In maius auget fama quaevis tam vera quam falsa. (Binder II, 159; Lehmann, 300, 8.) 8 Ein alter Ruf ist bald wieder erneuert. Aber nicht der gute, der, einmal verloren, schwer zurückzugewinnen ist. Die Italiener bezeichnen ihn als einen abgeschnittenen Cypressenzweig. It.: La buona fama è come il cipresso, una volta tagliato non rinverdisce più. (Bohn I, 105.) 9 Ein guter Ruf ist bald verloren. Dän.: God rygte kand tit spildes af en ringe mistanke. (Prov. dan., 246.) Lat.: Laeduntur minimis fama, fides, oculus. 10 Ein guter Ruf ist besser als ein goldener Gürtel. – Hollenberg, II, 18; Lendroy, 287; Dove, 68 u. 772. Unter Philipp dem Schönen mussten alle Weiber einen Gürtel tragen. Er wurde reich mit Gold verbrämt, wahrscheinlich in Erinnerung der glänzenden Gottheit, deren Verehrung er gewidmet war. In der Folge aber änderte sich die Sitte dahin ab, dass die wirklich Tugendhaften gerade einen recht einfachen Gürtel wählten, daher das obige französische Sprichwort. Die Gürtel sind übrigens alt. Wer kennt nicht den Gürtel der Venus, von unwiderstehlicher Kraft. Sogar Juno bediente sich desselben. Von dem Gürtel der Venus war der der Vestalinnen verschieden. Er sollte heilige Achtung einflössen. – „Lass mich rufen“, sagte einst ein kleines Mädchen zu ihrer eben heisern Mutter, von der die Leute sehr zweideutig sprachen, „du hast keinen guten Ruf.“ Engl.: It is better to lose an eye than one's reputation. Frz.: Bonne renommée vaut mieux que ceinture dorée. (Bohn I, 9; Cahier, 1528; Leroux, II, 114; Masson, 254.) – Mieulx vault bonne renommée que grandes richesses. (Leroux, II, 262.) It.: Un uomo civile stima più la riputazione di tutti i danari del mondo. Kroat.: Bolji je dobar glas, nego zlatan pás. Lat.: Fama pluris, quam opes. (Masson, 254.) – Omnia si perdas famam servare memento. (Fischer, 89, 12.) 11 Ein übler Ruf hat bessere Beine (Füsse) als ein guter. Frz.: Mauvaise renommée va plutost que la bonne. (Leroux, II, 260.) 12 Gemeiner Ruf hat allzeit etwas Wahres. (S. Gericht 10 und Gemeingericht.) – Graf, 424, 454. 13 Grosser Ruf macht nicht satt. It.: La fama non leva la fame. (Pazzaglia, 118, 1.) 14 Guter Ruf ist ein weisses Blatt Papier. It.: La gloria nostra è geloso cristallo, e debil canna, che ogni aura inchina, ogni respiro appanna. 15 Guter Ruf ist Goldes werth. – Lohrengel, I, 348. Lat.: Ingenii stimulos subdere fama solet. (Sutor, 323; Seybold, 240.) 16 Guter Ruf und gute Stiefeln bleiben nicht unangeschwärzt. 17 Mit gutem Ruf begonnen ist halb gewonnen. „Geht alles weg, behalt ein gut Gerüchte; geht dieses auch hinweg, so bist du ganz zunichte.“ (Gerlach, 300.) Die Osmanen sagen: Dein Ruf ist's, der dein Werk gelingen macht, nicht du selbst. (Schlechta, 22.) Die Franzosen behaupten, dass er eine halbe Armee ersetzt: La réputation vaut une armée aux grands capitaines. (Cahier, 1536.) 18 Mit gutem Rufe, Glaube und Auge ist nicht zu scherzen. Die Armenier: Lieber das Auge verloren, als den Ruf. (Ausland, 1871, 404a.) 19 Ruf, Recht und Auge dulden keinen Spass. 20 Wer einen schlechten Ruf hat, ist halb gehängt. It.: Chi ha cattivo nome, è mezzo impiccato. – Senza buona fama la vita è vergognosa. (Cahier, 3006.) 21 Wer im Rufe steht, früh aufzustehen, der kann schlafen bis Mittag. – Simrock, 2857. D. h. wer sich in guten Ruf gesetzt hat, der kann sich manches erlauben, ehe er ihn verliert. Wen wiederum das Gerücht als Langschläfer bezeichnet, der gilt als solcher, und wenn er noch so zeitig aufsteht. Die Italiener sagen ähnlich: Der Ruf deckt den Diebstahl, d. h. Leute, die im guten Gerücht stehen, können eine Unehrlichkeit begehen, ohne dass man ihnen dieselbe zutraut. Engl.: He who but once a good name gets, may piss in bed and say he sweats. Frz.: A beau se lever tard qui a bruit de se lever matin. – Il a beau se lever matin qui a le renom de dormir la grasse matinée. (Bohn I, 20; Cahier, 1527.) It.: Chi è reo, e buono è tenuto, può fare il male e non è creduto. (Marin, 8.) – La buona fama il latrocinio asconde. (Pazzaglia, 118, 5.) Port.: Se queres ter boa fama, não te tome o sol na cama. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [881]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/895>, abgerufen am 27.04.2024.