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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *64 Hä hätt gein Rauh bes em de Fingere gliche lang sin. (Köln.) - Weyden, IV, 14.

Er hat keine Ruhe, bis er todt ist.

*65 Ich will die Ruhe nicht mitnehmen. - Für Franken: Frommann, VI, 322, 320.

So sagt man, wenn man bei jemand nicht fortgeht, ohne sich gesetzt zu haben.

*66 Keine Ruh' bei Tag und Nacht.

Aus der Oper Don Juan entlehnt. (Büchmann, 61.)

*67 Nimm mi de Rau nich mit. (Altmark.) - Danneil, 470; Eichwald, 1573.

Zu einem Besuchenden, der sich nicht niedersetzen will.

*68 Weder ru noch rast gewinnen. - Geiler, Seelen Paradies, LXb, 1.


Ruhen.

1 Besser ruhn, als halb und halb thun.

2 Rueba get guet Bueba1. - Tobler, 372.

1) Rueb = Ruhe, rueba = ruhen. - Sinn: Ruhe sammelt die Kraft.

3 Ruhe nicht, bis du Gewissensruhe gefunden hast. - Simrock, 8585.

4 Was ruht, soll man ruhen lassen.

Unangenehmes soll man nicht wecken, nicht wieder aufrühren.

Lat.: Latere semper patere, quod latuit diu. (Seneca.) (Philippi, I, 221.)

5 Wer lange will ruhn, kommt zu spät zum Thun.

6 Wer nicht ruhet in seiner Arbeit, mags nicht erarnen lange Zeit. - Sutor, 581.

Lat.: Stare diu nescit, qui non aliquando quiescit. (Loci comm., 177.)

7 Wer ruhen will, muss zuvor arbeiten. - Winckler, XII, 17.

It.: Chi vuol riposare, convien travagliare. (Bohn I, 88.)

Lat.: Charius est charum si praegustatur amarum. (Chaos, 936.)

8 Wer sanfft ruhen wil, der mach jhm zuvor das beth. - Henisch, 343, 40; Petri, II, 856.

*9 Er ruht nicht wie der Sambatjen.

Auch: Der Sambatjen hot eher Ruh. (Tendlau, 1021.) Um einen unruhigen Geist, einen Störenfried zu bezeichnen. Der Sambatjon, auch Sabbatjon, ist ein sagenhafter Fluss, der in den sechs Wochentagen ungestüm dahertobt, Sand und Steine aufwühlt und forttreibt, sodass kein Mensch darüberkommen kann, mit dem Eintritt des Sabbats aber plötzlich ruhig wird und während der Dauer desselben bleibt. Die Sage bestimmt den Fluss nicht näher, aber sie theilt mit, dass jenseits desselben die Nachkommen Moses' wohnen, welche bei der Vertreibung der zehn Stämme dorthin gerettet worden sind. Von einem ähnlichen Fluss erzählt Josephus in den Jüdischen Kriegen (VII, 3), dessen Wasser soll jedoch während der Wochentage allmählich verschwinden, aber am Sabbat wieder zu fliessen beginnen.

*10 Er rüht nit wie an Unruh. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ist immer in Bewegung wie die Unruhe (s. d.) in der Uhr.


Ruhig.

1 Es muss jetzt alles ruhig bleiben, der Junker will den Namen schreiben.

2 Ruhig im Geist, sagt der Schneizenhöfer. (Tübingen.) - Hoefer, 950.

3 Ruhig öm Saal, de Frau Meistere wöll tanzen. - Frischbier2, 3167.

4 Sei doch ruhig, liebes Kind, wir wissen ja, du kannst nichts dafür, tröstete die Frau ihren Ehemann, der bei ihrer schweren Niederkunft weinte und den Guardian um die Absolution bat. - Klosterspiegel, 48, 12.

5 Sei ruhig, wenn du Gnüge hast, gross Reichthum ist gar grosse Last.

6 Wer ruhig will seiner Wege gehen, muss nicht den Stock, sondern Knochen unter die Hunde werfen.

*7 Er ist nicht so lange ruhig, als man Amen sagt. (Meiningen.)

*8 Ruhig wie rahmende Milch.

Schwed.: Bäst att wara lugn som en filbunke. (Wensell, 11.)

*9 Sie ist ruhig wie eine Fliege im Ohr.

Engl.: She's as quiet as a wasp in one's nose. (Bohn II, 61.)


[Spaltenumbruch]
Ruhla.

* Er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden. - Körte, 5118a.

Von denen, die erst sehr mild waren, aber durch Umstände zu einer härtern Denkungsart gekommen sind. Ursprünglich von dem Landgrafen Ludwig zu Thüringen, der so nachsichtig gegen seinen Adel war, dass derselbe die Unterthanen ungestraft drücken konnte. Zu Ruhla im Thüringerwalde kehrte einst der verirrte Landgraf in der Schmiede ein, wo er vernahm, wie der Schmied bei jedem Schlage sprach: "Werde hart, Landgraf, werde hart!" Eine nähere Erklärung machte den Landgrafen aufmerksam, und dem Uebel wurde kräftig gesteuert.


Rühlein.

A (guts) Rühle got über a (guts) Brühle. (Schwarzwald.) - Birlinger, 440; Nefflen, 451; Michel, 254.

Die Brühe oder Suppe ist das Leibessen in Schwaben; dennoch legt das Sprichwort der Ruhe, wenn auch nur einer kleinen, einen noch höhern Werth als der Suppe bei. Auch in der Schweiz: E Rüeli ist über Brüeli. (Sutermeister, 126.)


Ruhm (s. Ehre).

1 Aigen ruhm ist lesternswerth. - Gruter, I, 3.

2 Aigner ruhm ist neides sonne. - Gruter, I, 3; Lehmann, II, 120, 3; Körte, 5120.

Frz.: La gloire, qui deine de l'orgueil, fait son souper de mepris. (Venedey, 147.)

3 Böser Ruhm macht bösen Glauben.

Lat.: Quod pravo simile facit, hoc confidere vile. (Sutor, 121.)

4 Der Ruhm ist das Meer der Zeit.

5 Der Ruhm ist der Todfeind aller Billigkeit.

Z. B. in Gasthäusern. (Steub, II, 242.)

6 Der Ruhm ist ein Gericht, von dem nur der Lebende weiss, wie es schmeckt.

It.: La fama e viva ai vivi, e morta ai morti.

7 Der Ruhm ist ein Wasserkreis, der immer weiter wird, bis er sich verliert.

8 Der Ruhm ist eine Blume, die über Nacht Wind und Kält' hat umgebracht. - Gerlach, 207.

Die Russen: Der Ruhm ist ein Baum, der seine Nahrung aus dem Thau zieht, den die Gunst der Grossen darauf träufelt. (Altmann VI, 438.)

9 Die am meisten nach Ruhm jagen, verdienen ihn am wenigsten.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Indem man Ruhm erwirbt, hört man bald auf, ihn zu verdienen. (Cahier, 2491.)

10 Draussen ruhm erlangen, bedarff schnauffens. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 185; Simrock, 1681; Eiselein, 534; Körte, 5119; Körte2, 6415; Venedey, 148.

Denn, heisst es in Abyssinien, die Blume des Ruhms wächst nur auf dem Acker des Verdienstes. Dagegen sagen sie in einem andern Sprichwort: Der Ruhm klopft nicht an die Pforten der Unsterblichkeit, denn sie stehen ihm schon offen.

It.: A gloria non si va senza fatica. (Gaal, 315.)

Lat.: Ardua ad gloriam via. (Egeria, 14.) - Ardua per praeceps gloria vadit iter. - Multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit. - Non est e terris mollis ad astra via. (Binder II, 1918.)

11 Egen Rom stinkt. (Rastede.) - Firmenich, III, 28, 79.

12 Ein ruhm will einen Beweis haben. - Herberger, Hertzpostille, II, 481.

13 Eitler Ruhm ist der Narren Reichthum.

Böhm.: Nechlub se, pane Rohu, pomodli se panu bohu. (Celakovsky, 103.)

14 Eitler Ruhm und Wind vergehen geschwind.

Böhm.: Chlouby s pytel, a lzi s dva. (Celakovsky, 103.)

15 Eitler Ruhm trägt Blätter, aber keine Früchte.

Frz.: Gloire vaine asses fleurit, porte feuille et point de fruit. (Kritzinger, 700a.) - La gloire vaine ne porte graine. (Bohn I, 29.)

Span.: Gloria vana florece, y no grana. ( Cahier, 3439.)

16 Eygner rhum stet nyemand wol an dann dem alter. - Franck, I, 89b.

Mhd.: Swer sich gerüemet alze vil, der kan der besten maze niet. (Eist.) - Ruom hat vil krankiu bein, er muoz hinden bleiben ein. (Welscher Gast.) (Zingerle, 125.)

17 Geborgter Ruhm und Märzenschnee sind heute da und morn nicht meh.

Dän.: Det er en fattig roes, man skal laane of forfaedre. (Bohn I, 359.)

18 Hinder grossem Ruhm ist gemeyniglich nichts.

"Lautet das gemeyne Sprichwort." (Nigrinus, Vorr. 34a.)

[Spaltenumbruch] *64 Hä hätt gein Rauh bes em de Fingere gliche lang sin. (Köln.) – Weyden, IV, 14.

Er hat keine Ruhe, bis er todt ist.

*65 Ich will die Ruhe nicht mitnehmen. – Für Franken: Frommann, VI, 322, 320.

So sagt man, wenn man bei jemand nicht fortgeht, ohne sich gesetzt zu haben.

*66 Keine Ruh' bei Tag und Nacht.

Aus der Oper Don Juan entlehnt. (Büchmann, 61.)

*67 Nimm mi de Rau nich mit. (Altmark.) – Danneil, 470; Eichwald, 1573.

Zu einem Besuchenden, der sich nicht niedersetzen will.

*68 Weder ru noch rast gewinnen.Geiler, Seelen Paradies, LXb, 1.


Ruhen.

1 Besser ruhn, als halb und halb thun.

2 Rueba get guet Bueba1.Tobler, 372.

1) Rueb = Ruhe, rueba = ruhen. – Sinn: Ruhe sammelt die Kraft.

3 Ruhe nicht, bis du Gewissensruhe gefunden hast.Simrock, 8585.

4 Was ruht, soll man ruhen lassen.

Unangenehmes soll man nicht wecken, nicht wieder aufrühren.

Lat.: Latere semper patere, quod latuit diu. (Seneca.) (Philippi, I, 221.)

5 Wer lange will ruhn, kommt zu spät zum Thun.

6 Wer nicht ruhet in seiner Arbeit, mags nicht erarnen lange Zeit.Sutor, 581.

Lat.: Stare diu nescit, qui non aliquando quiescit. (Loci comm., 177.)

7 Wer ruhen will, muss zuvor arbeiten.Winckler, XII, 17.

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Lat.: Charius est charum si praegustatur amarum. (Chaos, 936.)

8 Wer sanfft ruhen wil, der mach jhm zuvor das beth.Henisch, 343, 40; Petri, II, 856.

*9 Er ruht nicht wie der Sambátjen.

Auch: Der Sambátjen hot eher Ruh. (Tendlau, 1021.) Um einen unruhigen Geist, einen Störenfried zu bezeichnen. Der Sambatjon, auch Sabbatjon, ist ein sagenhafter Fluss, der in den sechs Wochentagen ungestüm dahertobt, Sand und Steine aufwühlt und forttreibt, sodass kein Mensch darüberkommen kann, mit dem Eintritt des Sabbats aber plötzlich ruhig wird und während der Dauer desselben bleibt. Die Sage bestimmt den Fluss nicht näher, aber sie theilt mit, dass jenseits desselben die Nachkommen Moses' wohnen, welche bei der Vertreibung der zehn Stämme dorthin gerettet worden sind. Von einem ähnlichen Fluss erzählt Josephus in den Jüdischen Kriegen (VII, 3), dessen Wasser soll jedoch während der Wochentage allmählich verschwinden, aber am Sabbat wieder zu fliessen beginnen.

*10 Er rüht nit wie an Unruh. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ist immer in Bewegung wie die Unruhe (s. d.) in der Uhr.


Ruhig.

1 Es muss jetzt alles ruhig bleiben, der Junker will den Namen schreiben.

2 Ruhig im Geist, sagt der Schneizenhöfer. (Tübingen.) – Hoefer, 950.

3 Ruhig öm Saal, de Frû Meistere wöll tanzen.Frischbier2, 3167.

4 Sei doch ruhig, liebes Kind, wir wissen ja, du kannst nichts dafür, tröstete die Frau ihren Ehemann, der bei ihrer schweren Niederkunft weinte und den Guardian um die Absolution bat.Klosterspiegel, 48, 12.

5 Sei ruhig, wenn du Gnüge hast, gross Reichthum ist gar grosse Last.

6 Wer ruhig will seiner Wege gehen, muss nicht den Stock, sondern Knochen unter die Hunde werfen.

*7 Er ist nicht so lange ruhig, als man Amen sagt. (Meiningen.)

*8 Ruhig wie rahmende Milch.

Schwed.: Bäst att wara lugn som en filbunke. (Wensell, 11.)

*9 Sie ist ruhig wie eine Fliege im Ohr.

Engl.: She's as quiet as a wasp in one's nose. (Bohn II, 61.)


[Spaltenumbruch]
Ruhla.

* Er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden.Körte, 5118a.

Von denen, die erst sehr mild waren, aber durch Umstände zu einer härtern Denkungsart gekommen sind. Ursprünglich von dem Landgrafen Ludwig zu Thüringen, der so nachsichtig gegen seinen Adel war, dass derselbe die Unterthanen ungestraft drücken konnte. Zu Ruhla im Thüringerwalde kehrte einst der verirrte Landgraf in der Schmiede ein, wo er vernahm, wie der Schmied bei jedem Schlage sprach: „Werde hart, Landgraf, werde hart!“ Eine nähere Erklärung machte den Landgrafen aufmerksam, und dem Uebel wurde kräftig gesteuert.


Rühlein.

A (guts) Rühle got über a (guts) Brühle. (Schwarzwald.) – Birlinger, 440; Nefflen, 451; Michel, 254.

Die Brühe oder Suppe ist das Leibessen in Schwaben; dennoch legt das Sprichwort der Ruhe, wenn auch nur einer kleinen, einen noch höhern Werth als der Suppe bei. Auch in der Schweiz: E Rüeli ist über Brüeli. (Sutermeister, 126.)


Ruhm (s. Ehre).

1 Aigen ruhm ist lesternswerth.Gruter, I, 3.

2 Aigner ruhm ist neides sonne.Gruter, I, 3; Lehmann, II, 120, 3; Körte, 5120.

Frz.: La gloire, qui dîne de l'orgueil, fait son souper de mépris. (Venedey, 147.)

3 Böser Ruhm macht bösen Glauben.

Lat.: Quod pravo simile facit, hoc confidere vile. (Sutor, 121.)

4 Der Ruhm ist das Meer der Zeit.

5 Der Ruhm ist der Todfeind aller Billigkeit.

Z. B. in Gasthäusern. (Steub, II, 242.)

6 Der Ruhm ist ein Gericht, von dem nur der Lebende weiss, wie es schmeckt.

It.: La fama è viva ai vivi, e morta ai morti.

7 Der Ruhm ist ein Wasserkreis, der immer weiter wird, bis er sich verliert.

8 Der Ruhm ist eine Blume, die über Nacht Wind und Kält' hat umgebracht.Gerlach, 207.

Die Russen: Der Ruhm ist ein Baum, der seine Nahrung aus dem Thau zieht, den die Gunst der Grossen darauf träufelt. (Altmann VI, 438.)

9 Die am meisten nach Ruhm jagen, verdienen ihn am wenigsten.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Indem man Ruhm erwirbt, hört man bald auf, ihn zu verdienen. (Cahier, 2491.)

10 Draussen ruhm erlangen, bedarff schnauffens.Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 185; Simrock, 1681; Eiselein, 534; Körte, 5119; Körte2, 6415; Venedey, 148.

Denn, heisst es in Abyssinien, die Blume des Ruhms wächst nur auf dem Acker des Verdienstes. Dagegen sagen sie in einem andern Sprichwort: Der Ruhm klopft nicht an die Pforten der Unsterblichkeit, denn sie stehen ihm schon offen.

It.: A gloria non si va senza fatica. (Gaal, 315.)

Lat.: Ardua ad gloriam via. (Egeria, 14.) – Ardua per praeceps gloria vadit iter. – Multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit. – Non est e terris mollis ad astra via. (Binder II, 1918.)

11 Egen Rom stinkt. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 79.

12 Ein ruhm will einen Beweis haben.Herberger, Hertzpostille, II, 481.

13 Eitler Ruhm ist der Narren Reichthum.

Böhm.: Nechlub se, pane Rohu, pomodli se pánu bohu. (Čelakovsky, 103.)

14 Eitler Ruhm und Wind vergehen geschwind.

Böhm.: Chlouby s pytel, a lží s dva. (Čelakovsky, 103.)

15 Eitler Ruhm trägt Blätter, aber keine Früchte.

Frz.: Gloire vaine assés fleurit, porte feuille et point de fruit. (Kritzinger, 700a.) – La gloire vaine ne porte graine. (Bohn I, 29.)

Span.: Gloria vana florece, y no grana. ( Cahier, 3439.)

16 Eygner rhum stet nyemand wol an dann dem alter.Franck, I, 89b.

Mhd.: Swer sich gerüemet alze vil, der kan der besten mâze niet. (Eist.) – Ruom hât vil krankiu bein, er muoz hinden blîben ein. (Welscher Gast.) (Zingerle, 125.)

17 Geborgter Ruhm und Märzenschnee sind heute da und morn nicht meh.

Dän.: Det er en fattig roes, man skal laane of forfædre. (Bohn I, 359.)

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[[884]/0898] *64 Hä hätt gein Rauh bes em de Fingere gliche lang sin. (Köln.) – Weyden, IV, 14. Er hat keine Ruhe, bis er todt ist. *65 Ich will die Ruhe nicht mitnehmen. – Für Franken: Frommann, VI, 322, 320. So sagt man, wenn man bei jemand nicht fortgeht, ohne sich gesetzt zu haben. *66 Keine Ruh' bei Tag und Nacht. Aus der Oper Don Juan entlehnt. (Büchmann, 61.) *67 Nimm mi de Rau nich mit. (Altmark.) – Danneil, 470; Eichwald, 1573. Zu einem Besuchenden, der sich nicht niedersetzen will. *68 Weder ru noch rast gewinnen. – Geiler, Seelen Paradies, LXb, 1. Ruhen. 1 Besser ruhn, als halb und halb thun. 2 Rueba get guet Bueba1. – Tobler, 372. 1) Rueb = Ruhe, rueba = ruhen. – Sinn: Ruhe sammelt die Kraft. 3 Ruhe nicht, bis du Gewissensruhe gefunden hast. – Simrock, 8585. 4 Was ruht, soll man ruhen lassen. Unangenehmes soll man nicht wecken, nicht wieder aufrühren. Lat.: Latere semper patere, quod latuit diu. (Seneca.) (Philippi, I, 221.) 5 Wer lange will ruhn, kommt zu spät zum Thun. 6 Wer nicht ruhet in seiner Arbeit, mags nicht erarnen lange Zeit. – Sutor, 581. Lat.: Stare diu nescit, qui non aliquando quiescit. (Loci comm., 177.) 7 Wer ruhen will, muss zuvor arbeiten. – Winckler, XII, 17. It.: Chi vuol riposare, convien travagliare. (Bohn I, 88.) Lat.: Charius est charum si praegustatur amarum. (Chaos, 936.) 8 Wer sanfft ruhen wil, der mach jhm zuvor das beth. – Henisch, 343, 40; Petri, II, 856. *9 Er ruht nicht wie der Sambátjen. Auch: Der Sambátjen hot eher Ruh. (Tendlau, 1021.) Um einen unruhigen Geist, einen Störenfried zu bezeichnen. Der Sambatjon, auch Sabbatjon, ist ein sagenhafter Fluss, der in den sechs Wochentagen ungestüm dahertobt, Sand und Steine aufwühlt und forttreibt, sodass kein Mensch darüberkommen kann, mit dem Eintritt des Sabbats aber plötzlich ruhig wird und während der Dauer desselben bleibt. Die Sage bestimmt den Fluss nicht näher, aber sie theilt mit, dass jenseits desselben die Nachkommen Moses' wohnen, welche bei der Vertreibung der zehn Stämme dorthin gerettet worden sind. Von einem ähnlichen Fluss erzählt Josephus in den Jüdischen Kriegen (VII, 3), dessen Wasser soll jedoch während der Wochentage allmählich verschwinden, aber am Sabbat wieder zu fliessen beginnen. *10 Er rüht nit wie an Unruh. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ist immer in Bewegung wie die Unruhe (s. d.) in der Uhr. Ruhig. 1 Es muss jetzt alles ruhig bleiben, der Junker will den Namen schreiben. 2 Ruhig im Geist, sagt der Schneizenhöfer. (Tübingen.) – Hoefer, 950. 3 Ruhig öm Saal, de Frû Meistere wöll tanzen. – Frischbier2, 3167. 4 Sei doch ruhig, liebes Kind, wir wissen ja, du kannst nichts dafür, tröstete die Frau ihren Ehemann, der bei ihrer schweren Niederkunft weinte und den Guardian um die Absolution bat. – Klosterspiegel, 48, 12. 5 Sei ruhig, wenn du Gnüge hast, gross Reichthum ist gar grosse Last. 6 Wer ruhig will seiner Wege gehen, muss nicht den Stock, sondern Knochen unter die Hunde werfen. *7 Er ist nicht so lange ruhig, als man Amen sagt. (Meiningen.) *8 Ruhig wie rahmende Milch. Schwed.: Bäst att wara lugn som en filbunke. (Wensell, 11.) *9 Sie ist ruhig wie eine Fliege im Ohr. Engl.: She's as quiet as a wasp in one's nose. (Bohn II, 61.) Ruhla. * Er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden. – Körte, 5118a. Von denen, die erst sehr mild waren, aber durch Umstände zu einer härtern Denkungsart gekommen sind. Ursprünglich von dem Landgrafen Ludwig zu Thüringen, der so nachsichtig gegen seinen Adel war, dass derselbe die Unterthanen ungestraft drücken konnte. Zu Ruhla im Thüringerwalde kehrte einst der verirrte Landgraf in der Schmiede ein, wo er vernahm, wie der Schmied bei jedem Schlage sprach: „Werde hart, Landgraf, werde hart!“ Eine nähere Erklärung machte den Landgrafen aufmerksam, und dem Uebel wurde kräftig gesteuert. Rühlein. A (guts) Rühle got über a (guts) Brühle. (Schwarzwald.) – Birlinger, 440; Nefflen, 451; Michel, 254. Die Brühe oder Suppe ist das Leibessen in Schwaben; dennoch legt das Sprichwort der Ruhe, wenn auch nur einer kleinen, einen noch höhern Werth als der Suppe bei. Auch in der Schweiz: E Rüeli ist über Brüeli. (Sutermeister, 126.) Ruhm (s. Ehre). 1 Aigen ruhm ist lesternswerth. – Gruter, I, 3. 2 Aigner ruhm ist neides sonne. – Gruter, I, 3; Lehmann, II, 120, 3; Körte, 5120. Frz.: La gloire, qui dîne de l'orgueil, fait son souper de mépris. (Venedey, 147.) 3 Böser Ruhm macht bösen Glauben. Lat.: Quod pravo simile facit, hoc confidere vile. (Sutor, 121.) 4 Der Ruhm ist das Meer der Zeit. 5 Der Ruhm ist der Todfeind aller Billigkeit. Z. B. in Gasthäusern. (Steub, II, 242.) 6 Der Ruhm ist ein Gericht, von dem nur der Lebende weiss, wie es schmeckt. It.: La fama è viva ai vivi, e morta ai morti. 7 Der Ruhm ist ein Wasserkreis, der immer weiter wird, bis er sich verliert. 8 Der Ruhm ist eine Blume, die über Nacht Wind und Kält' hat umgebracht. – Gerlach, 207. Die Russen: Der Ruhm ist ein Baum, der seine Nahrung aus dem Thau zieht, den die Gunst der Grossen darauf träufelt. (Altmann VI, 438.) 9 Die am meisten nach Ruhm jagen, verdienen ihn am wenigsten. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Indem man Ruhm erwirbt, hört man bald auf, ihn zu verdienen. (Cahier, 2491.) 10 Draussen ruhm erlangen, bedarff schnauffens. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 185; Simrock, 1681; Eiselein, 534; Körte, 5119; Körte2, 6415; Venedey, 148. Denn, heisst es in Abyssinien, die Blume des Ruhms wächst nur auf dem Acker des Verdienstes. Dagegen sagen sie in einem andern Sprichwort: Der Ruhm klopft nicht an die Pforten der Unsterblichkeit, denn sie stehen ihm schon offen. It.: A gloria non si va senza fatica. (Gaal, 315.) Lat.: Ardua ad gloriam via. (Egeria, 14.) – Ardua per praeceps gloria vadit iter. – Multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit. – Non est e terris mollis ad astra via. (Binder II, 1918.) 11 Egen Rom stinkt. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 79. 12 Ein ruhm will einen Beweis haben. – Herberger, Hertzpostille, II, 481. 13 Eitler Ruhm ist der Narren Reichthum. Böhm.: Nechlub se, pane Rohu, pomodli se pánu bohu. (Čelakovsky, 103.) 14 Eitler Ruhm und Wind vergehen geschwind. Böhm.: Chlouby s pytel, a lží s dva. (Čelakovsky, 103.) 15 Eitler Ruhm trägt Blätter, aber keine Früchte. Frz.: Gloire vaine assés fleurit, porte feuille et point de fruit. (Kritzinger, 700a.) – La gloire vaine ne porte graine. (Bohn I, 29.) Span.: Gloria vana florece, y no grana. ( Cahier, 3439.) 16 Eygner rhum stet nyemand wol an dann dem alter. – Franck, I, 89b. Mhd.: Swer sich gerüemet alze vil, der kan der besten mâze niet. (Eist.) – Ruom hât vil krankiu bein, er muoz hinden blîben ein. (Welscher Gast.) (Zingerle, 125.) 17 Geborgter Ruhm und Märzenschnee sind heute da und morn nicht meh. Dän.: Det er en fattig roes, man skal laane of forfædre. (Bohn I, 359.) 18 Hinder grossem Ruhm ist gemeyniglich nichts. „Lautet das gemeyne Sprichwort.“ (Nigrinus, Vorr. 34a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [884]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/898>, abgerufen am 28.04.2024.