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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 9 Es ist Salat wie Maul, sprach der Esel, als er Disteln frass.

Lat.: Non eadem omnia neque omnibus suaria esse scito. (Eiselein, 538.) - Similes habent labra lactucas. (Binder I, 1641; II, 3154; Hanzely, 208; Hauer, Liij2; Philippi, II, 186; Seybold, 562; Steinmeyer, 16.)

10 Guter Salat will viel Salz, wenig Essig und viel Oel.

Bei Vernehmungen, Zurechtweisungen, Strenge mit Milde. "Milde Strafe gleicht dem Salat, der mehr Oel als Essig hat." (Witzfunken, Va, 54.)

Frz.: Salade bien lavee et salee, peu de vinaigre et bien huilee.

It.: Insalata ben salata, poc' aceto, ben ogliata. (Magazin, 1863, 570.)

11 Man muss den Salat mit Oel salben. - Lehmann, 382, 6.

12 Salat mit baumöl lest sich essen. - Lehmann, 795, 16.

13 Salat ohn Wein ist lauter Fenein. - Petri, II, 516.

Holl.: Eet gij salade zonder wijn, gij zijt in nood om ziek te zijn. (Harrebomee, II, 235.)

14 Salat ohne Wein thut nicht fein. (S. Trunk.)

Frz.: Qui ne boit vin apres salade est en risque d'etre malade. (Bohn II, 30; Magazin, XXXII, 570.)

15 Scharfer Salat taugt keinem süssen Maul.

Holl.: Als ik salade eet, krijg ik mijne tong vol blaren. (Harrebomee, II, 235b.)

16 Trink' a Wasse af'n Saloat, aft bist'n Doctor um an Thoale schoad. (Innsbruck.) - Frommann, V, 33, 4.

17 Wie Salat einem Apetit zu essen macht, also macht die ruhe lust zur arbeit. - Lehmann, 524, 8.

18 Zu eim Salat gehört ein gross maul vnd scharffer essig. - Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 11.

Dän.: Man aeder gierne eddike i salat. (Prov. dan., 134.)

19 Zu einem guten Salat werden vier Personen erfordert: ein Geiziger, ein Verschwender, ein Weiser und ein Narr. - Eiselein, 538.

Ein venetianisches Sprichwort sagt erläuternd: Der Salat will Salz von einem Klugen, Essig von einem Geizigen, Oel von einem Verschwender, er will von einem Tollen gemischt und von einem Verhungerten gegessen werden. (Magazin, 1863, 570.)

Dän.: En rund, en karg, og en viis skal lave en salat. (Prov. dan., 486.)

Frz.: La salade doit etre bien salee, peu de vinaigree et bien huilee. (Kritzinger, 632a.)

It.: Insalata ben salata, poco aceto, molto ogliata. (Cahier, 3091.)

*20 Das ist Salat ohne Essig.

*21 Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen.

Sixtus V. hatte als Franciscanermönch mit einem armen, aber braven Advocaten zusammen gelebt. Der letztere gerieth ins Elend, aber zufällig bediente er sich desselben Arztes, den Sixtus V. hatte, wodurch dieser Kenntniss von der Lage seines frühern Freundes erhielt. Sixtus sagte zu seinem Gaste, er werde jetzt den kranken Advocaten durch einen vortrefflichen Salat selbst heilen. Der Doctor liess sich von dem Kranken begierig den Salat zeigen und fand in dem Korbe unten eine Menge Zechinen. Diese gute Handlung wurde bei den Italienern zum Sprichwort; und wenn man dort von einem redet, der Geldes benöthigt ist, so pflegt man zu sagen: Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen. (Vgl. die vollständige Erzählung in der Schles. Zeitung, 1841, Nr. 126, S. 948.)

*22 Doar hebben wi den Sallat. (Mecklenburg.)

Da haben wir die Geschichte, die feine Bescherung, das Unglück: "Na, da hab' ich den Salat." (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1846, S. 129.) "Da hat er seinen Salat"; die ganz verkehrt ausgefallene Sache. (Frischbier2, 3196.)

*23 Es ist ein rechter salat für das maul. - Franck, II, 10a; Sailer, 84.

*24 Er hat den Salat ohne Salz gegessen. - Lehmann, 840, 2.

Wenn jemand wegen einer völlig gleichgültigen oder gar nicht einmal ausführbaren Handlung angefochten wird. Bei Lehmann findet sich a. a. O.: "Offt wird ein Mensch verdamt, getürmt vnd bestrafft, denn er hat Schnee gedörrt, vnnd vor saltz verkaufft, hat Butterweck im Rauch gedörrt, hat den Salat ohne Saltz gessen, hat den Hut nicht recht auff gesetzt, hat die Hosen ans Wammes genestelt."

*25 Er hat sich am hänfenen Salat zu Tode gegessen.

Er ist gehängt worden. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Leiter 18, Sauerbrunn und Seilerstochter.)

Frz.: Il est mort au bout d'une corde. (Kritzinger, 173a.)

[Spaltenumbruch]


Salätchen.

Ein Salätchen (Schlätchen), ein Bretchen und zwei Pintchen.

Fromme Tageswünsche einer alten Frau. (S. Maul.)


Salbader.

*1 Du bist ein Salbader. - Eiselein, 536.

Der Ausdruck ist um das Jahr 1620 zu Jena aufgekommen und von den dortigen Studenten verbreitet worden. Zu dieser Zeit wohnte, wie Adrian Beyer, der 1618 zu Jena studirte, in seinem 1681 erschienenen Architectus Jenensis (S. 127) erzählt, daselbst in der an der Mühllache gelegenen Badstube der Bader Hans Kranich, welcher beim Schröpfen oder Aderlassen jedesmal das nämliche alberne, einen schalen Witz enthaltende Gerede wiederholte, sodass man von einem, der alberne Possen auf die Bahn brachte, sprichwörtlich sagte: Er ist ein Salbader. Das Wort entstand also, weil der Bader an (einem Arme) der Saale wohnte, die Bedeutung aber von dessen Einerlei im Reden bei Ausübung seines Berufs. Schuppius (1663, S. 855) gibt dies Einerlei mit andern Worten an, als Beyer, aber, wie Weigand (Wb., 3. Aufl., II, 534) bemerkt, nur vom Hörensagen und so gewiss nicht mit Sicherheit. Frisch (Wörterbuch) leitet die Redensart ebenfalls von einem Bader aus Jena her, ohne eine Quelle anzugeben, lässt ihn aber in seiner Barbierstube zu jedem, der zu ihm gekommen sei, vom Wetter reden. Er begibt sich daher auf das Gebiet der Vermuthung und meint, der Ausdruck könne auch wol von dem niederdeutschen Sölbroen: ein Gelagsbruder, der den Trunk liebt, herkommen, weil solche Menschen in der Trunkenheit allerlei schlechte Sachen reden. Bestimmter und mit Beyer übereinstimmend ist wieder die Angabe in Pegei apophthegmata, praef. 56; Curiositäten, VII, 187. "In einem Badehause zu Jena vor dem Saalthore an der Mühllache", heisst es, "lebte der Bader Hans Kranich, der beim Bartscheren, Schröpfen und Aderlassen sehr redselig und schwatzhaft war. Weil er nun viel und alles durcheinander sprach (andere berichten, er habe stets nur von seinem Weinberge erzählt), so sagte man gleichnissweise von jemand, der sinnloses Geschwätz führte: Er spricht wie der Salbader, er salbadert." (Vgl. Eiselein, 536.) Dergleichen Gerede wird auch bei Richard (393, 1) mit Salbaderei bezeichnet. In neuerer Zeit scheint jeder Erklärer eine besondere Herleitung versucht zu haben, um eine orginelle Erklärung hinzustellen. So findet Körte (5126) und Körte2 (6422) die Entstehung des Ausdrucks in den Freibädern, welche zum Heil der Seele des Stifters für Dürftige gegründet worden sind. "Wenn nun", sagt er, "Arme zusammen solche Seelbäder nahmen, machten sie darin aus Langeweile viel schales Geschwätz." Noch kühner ist folgende Herleitung. Im Daheim (1865, Nr. 32) und daraus im Sonntagsblatt (Berlin 1869, Nr. 88) heisst es: "Nicht salbadern, sondern salpetern ist das Wort zu schreiben; denn salus patriae ist seine Wurzel, und der Sinn nicht sehr verschieden von kannegiessern. Es war nämlich im vorigen Jahrhundert in den Reichsstädten, namentlich den schwäbischen, Gebrauch, keins der vielen Gastmahle, wozu Kindtaufen und Hochzeiten, theils öffentliche Angelegenheiten den willkommenen Anlass gaben, zu beschliessen, ohne dass zuletzt noch ein Trinkspruch auf die salus patriae, auf das Wohl des Vaterlandes ausgebracht worden wäre. Weil nun aber unsere Altvordern in der altdeutschen Kunst des Trinkens bei solchen Anlässen ganz Ausserordentliches leisteten, so kam es, dass der stehende Trinkspruch auf die salus patriae in der Regel sich nicht mehr durch bündige Kürze auszeichnete. Und da sagten denn die aufwartenden Dienstleute im Vorzimmer: >Nun ist's bald zu Ende, sie salpetern schon.< Im Laute der Zeit ward aus p ein b." Irgendeine Belegstelle ist für diese Auffassung nicht beigebracht. - J. Weber (Möncherei) weiss noch eine andere Entstehungsart; er sagt: "Der Beredsamkeit eines Kapuziners, der Spruch auf Spruch häufte und jedesmal gelehrt hinzusetzte: >Dixit Salvator noster<, verdanken wir das herrliche deutsche Wort >salbadern<." Wurzbach (309) leitet diese Deutung von einem Landprediger her, der alle Augenblicke den Namen Salvator (Heiland) gebrauchte und dabei eine Menge Sprüche anführte. Seine Zuhörer pflegten dann zu sagen: "Heute hat er wieder recht gesalvatert." Dr. Cholevius, welcher in dem mir zugegangenen Osterprogramm des Kneiphöfischen Stadtgymnasiums zu Königsberg (1873) Die Verkehrssprache in Sophien's Reise von Memel nach Sachsen behandelt und auch der Salbader gedenkt, sagt zur Erklärung nichts Neues. Mögen Sprachforscher von Beruf nun das Weitere darüber befinden; mir erscheint zur Zeit noch die Herleitung vom Salbader zu Jena als die naheliegendste und zuverlässigste: dass der Ausdruck salbadern vor 1620 vorkäme, ist bisjetzt nicht nachgewiesen.

*2 Einen zu den Salbadern logiren.

Zu den Schwätzern zählen. (Vgl. Grimmelshausen, Teutscher Michel.)

*3 Er ist ein Salbader. - Schütze, IV, 1; Körte, 5124b; Harsdörffer, Schauplatz, V, 125, S. 90; Braun, I, 3664.

Ein Mensch, der vom Hundertsten ins Tausendste schwatzt und alles durcheinandermengt.


[Spaltenumbruch] 9 Es ist Salat wie Maul, sprach der Esel, als er Disteln frass.

Lat.: Non eadem omnia neque omnibus suaria esse scito. (Eiselein, 538.) – Similes habent labra lactucas. (Binder I, 1641; II, 3154; Hanzely, 208; Hauer, Liij2; Philippi, II, 186; Seybold, 562; Steinmeyer, 16.)

10 Guter Salat will viel Salz, wenig Essig und viel Oel.

Bei Vernehmungen, Zurechtweisungen, Strenge mit Milde. „Milde Strafe gleicht dem Salat, der mehr Oel als Essig hat.“ (Witzfunken, Va, 54.)

Frz.: Salade bien lavée et salée, peu de vinaigre et bien huilée.

It.: Insalata ben salata, poc' aceto, ben ogliata. (Magazin, 1863, 570.)

11 Man muss den Salat mit Oel salben.Lehmann, 382, 6.

12 Salat mit baumöl lest sich essen.Lehmann, 795, 16.

13 Salat ohn Wein ist lauter Fenein.Petri, II, 516.

Holl.: Eet gij salade zonder wijn, gij zijt in nood om ziek te zijn. (Harrebomée, II, 235.)

14 Salat ohne Wein thut nicht fein. (S. Trunk.)

Frz.: Qui ne boit vin après salade est en risque d'être malade. (Bohn II, 30; Magazin, XXXII, 570.)

15 Scharfer Salat taugt keinem süssen Maul.

Holl.: Als ik salade eet, krijg ik mijne tong vol blâren. (Harrebomée, II, 235b.)

16 Trink' a Wasse af'n Saloat, aft bist'n Doctor um an Thoale schoad. (Innsbruck.) – Frommann, V, 33, 4.

17 Wie Salat einem Apetit zu essen macht, also macht die ruhe lust zur arbeit.Lehmann, 524, 8.

18 Zu eim Salat gehört ein gross maul vnd scharffer essig.Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 11.

Dän.: Man æder gierne eddike i salat. (Prov. dan., 134.)

19 Zu einem guten Salat werden vier Personen erfordert: ein Geiziger, ein Verschwender, ein Weiser und ein Narr.Eiselein, 538.

Ein venetianisches Sprichwort sagt erläuternd: Der Salat will Salz von einem Klugen, Essig von einem Geizigen, Oel von einem Verschwender, er will von einem Tollen gemischt und von einem Verhungerten gegessen werden. (Magazin, 1863, 570.)

Dän.: En rund, en karg, og en viis skal lave en salat. (Prov. dan., 486.)

Frz.: La salade doit être bien salée, peu de vinaigrée et bien huilée. (Kritzinger, 632a.)

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*20 Das ist Salat ohne Essig.

*21 Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen.

Sixtus V. hatte als Franciscanermönch mit einem armen, aber braven Advocaten zusammen gelebt. Der letztere gerieth ins Elend, aber zufällig bediente er sich desselben Arztes, den Sixtus V. hatte, wodurch dieser Kenntniss von der Lage seines frühern Freundes erhielt. Sixtus sagte zu seinem Gaste, er werde jetzt den kranken Advocaten durch einen vortrefflichen Salat selbst heilen. Der Doctor liess sich von dem Kranken begierig den Salat zeigen und fand in dem Korbe unten eine Menge Zechinen. Diese gute Handlung wurde bei den Italienern zum Sprichwort; und wenn man dort von einem redet, der Geldes benöthigt ist, so pflegt man zu sagen: Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen. (Vgl. die vollständige Erzählung in der Schles. Zeitung, 1841, Nr. 126, S. 948.)

*22 Doar hebben wi den Sallat. (Mecklenburg.)

Da haben wir die Geschichte, die feine Bescherung, das Unglück: „Na, da hab' ich den Salat.“ (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1846, S. 129.) „Da hat er seinen Salat“; die ganz verkehrt ausgefallene Sache. (Frischbier2, 3196.)

*23 Es ist ein rechter salat für das maul.Franck, II, 10a; Sailer, 84.

*24 Er hat den Salat ohne Salz gegessen.Lehmann, 840, 2.

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*25 Er hat sich am hänfenen Salat zu Tode gegessen.

Er ist gehängt worden. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Leiter 18, Sauerbrunn und Seilerstochter.)

Frz.: Il est mort au bout d'une corde. (Kritzinger, 173a.)

[Spaltenumbruch]


Salätchen.

Ein Salätchen (Schlätchen), ein Bretchen und zwei Pintchen.

Fromme Tageswünsche einer alten Frau. (S. Maul.)


Salbader.

*1 Du bist ein Salbader.Eiselein, 536.

Der Ausdruck ist um das Jahr 1620 zu Jena aufgekommen und von den dortigen Studenten verbreitet worden. Zu dieser Zeit wohnte, wie Adrian Beyer, der 1618 zu Jena studirte, in seinem 1681 erschienenen Architectus Jenensis (S. 127) erzählt, daselbst in der an der Mühllache gelegenen Badstube der Bader Hans Kranich, welcher beim Schröpfen oder Aderlassen jedesmal das nämliche alberne, einen schalen Witz enthaltende Gerede wiederholte, sodass man von einem, der alberne Possen auf die Bahn brachte, sprichwörtlich sagte: Er ist ein Salbader. Das Wort entstand also, weil der Bader an (einem Arme) der Saale wohnte, die Bedeutung aber von dessen Einerlei im Reden bei Ausübung seines Berufs. Schuppius (1663, S. 855) gibt dies Einerlei mit andern Worten an, als Beyer, aber, wie Weigand (Wb., 3. Aufl., II, 534) bemerkt, nur vom Hörensagen und so gewiss nicht mit Sicherheit. Frisch (Wörterbuch) leitet die Redensart ebenfalls von einem Bader aus Jena her, ohne eine Quelle anzugeben, lässt ihn aber in seiner Barbierstube zu jedem, der zu ihm gekommen sei, vom Wetter reden. Er begibt sich daher auf das Gebiet der Vermuthung und meint, der Ausdruck könne auch wol von dem niederdeutschen Sölbroen: ein Gelagsbruder, der den Trunk liebt, herkommen, weil solche Menschen in der Trunkenheit allerlei schlechte Sachen reden. Bestimmter und mit Beyer übereinstimmend ist wieder die Angabe in Pegei apophthegmata, praef. 56; Curiositäten, VII, 187. „In einem Badehause zu Jena vor dem Saalthore an der Mühllache“, heisst es, „lebte der Bader Hans Kranich, der beim Bartscheren, Schröpfen und Aderlassen sehr redselig und schwatzhaft war. Weil er nun viel und alles durcheinander sprach (andere berichten, er habe stets nur von seinem Weinberge erzählt), so sagte man gleichnissweise von jemand, der sinnloses Geschwätz führte: Er spricht wie der Salbader, er salbadert.“ (Vgl. Eiselein, 536.) Dergleichen Gerede wird auch bei Richard (393, 1) mit Salbaderei bezeichnet. In neuerer Zeit scheint jeder Erklärer eine besondere Herleitung versucht zu haben, um eine orginelle Erklärung hinzustellen. So findet Körte (5126) und Körte2 (6422) die Entstehung des Ausdrucks in den Freibädern, welche zum Heil der Seele des Stifters für Dürftige gegründet worden sind. „Wenn nun“, sagt er, „Arme zusammen solche Seelbäder nahmen, machten sie darin aus Langeweile viel schales Geschwätz.“ Noch kühner ist folgende Herleitung. Im Daheim (1865, Nr. 32) und daraus im Sonntagsblatt (Berlin 1869, Nr. 88) heisst es: „Nicht salbadern, sondern salpetern ist das Wort zu schreiben; denn salus patriae ist seine Wurzel, und der Sinn nicht sehr verschieden von kannegiessern. Es war nämlich im vorigen Jahrhundert in den Reichsstädten, namentlich den schwäbischen, Gebrauch, keins der vielen Gastmahle, wozu Kindtaufen und Hochzeiten, theils öffentliche Angelegenheiten den willkommenen Anlass gaben, zu beschliessen, ohne dass zuletzt noch ein Trinkspruch auf die salus patriae, auf das Wohl des Vaterlandes ausgebracht worden wäre. Weil nun aber unsere Altvordern in der altdeutschen Kunst des Trinkens bei solchen Anlässen ganz Ausserordentliches leisteten, so kam es, dass der stehende Trinkspruch auf die salus patriae in der Regel sich nicht mehr durch bündige Kürze auszeichnete. Und da sagten denn die aufwartenden Dienstleute im Vorzimmer: ›Nun ist's bald zu Ende, sie salpetern schon.‹ Im Laute der Zeit ward aus p ein b.“ Irgendeine Belegstelle ist für diese Auffassung nicht beigebracht. – J. Weber (Möncherei) weiss noch eine andere Entstehungsart; er sagt: „Der Beredsamkeit eines Kapuziners, der Spruch auf Spruch häufte und jedesmal gelehrt hinzusetzte: ›Dixit Salvator noster‹, verdanken wir das herrliche deutsche Wort ›salbadern‹.“ Wurzbach (309) leitet diese Deutung von einem Landprediger her, der alle Augenblicke den Namen Salvator (Heiland) gebrauchte und dabei eine Menge Sprüche anführte. Seine Zuhörer pflegten dann zu sagen: „Heute hat er wieder recht gesalvatert.“ Dr. Cholevius, welcher in dem mir zugegangenen Osterprogramm des Kneiphöfischen Stadtgymnasiums zu Königsberg (1873) Die Verkehrssprache in Sophien's Reise von Memel nach Sachsen behandelt und auch der Salbader gedenkt, sagt zur Erklärung nichts Neues. Mögen Sprachforscher von Beruf nun das Weitere darüber befinden; mir erscheint zur Zeit noch die Herleitung vom Salbader zu Jena als die naheliegendste und zuverlässigste: dass der Ausdruck salbadern vor 1620 vorkäme, ist bisjetzt nicht nachgewiesen.

*2 Einen zu den Salbadern logiren.

Zu den Schwätzern zählen. (Vgl. Grimmelshausen, Teutscher Michel.)

*3 Er ist ein Salbader.Schütze, IV, 1; Körte, 5124b; Harsdörffer, Schauplatz, V, 125, S. 90; Braun, I, 3664.

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[[923]/0937] 9 Es ist Salat wie Maul, sprach der Esel, als er Disteln frass. Lat.: Non eadem omnia neque omnibus suaria esse scito. (Eiselein, 538.) – Similes habent labra lactucas. (Binder I, 1641; II, 3154; Hanzely, 208; Hauer, Liij2; Philippi, II, 186; Seybold, 562; Steinmeyer, 16.) 10 Guter Salat will viel Salz, wenig Essig und viel Oel. Bei Vernehmungen, Zurechtweisungen, Strenge mit Milde. „Milde Strafe gleicht dem Salat, der mehr Oel als Essig hat.“ (Witzfunken, Va, 54.) Frz.: Salade bien lavée et salée, peu de vinaigre et bien huilée. It.: Insalata ben salata, poc' aceto, ben ogliata. (Magazin, 1863, 570.) 11 Man muss den Salat mit Oel salben. – Lehmann, 382, 6. 12 Salat mit baumöl lest sich essen. – Lehmann, 795, 16. 13 Salat ohn Wein ist lauter Fenein. – Petri, II, 516. Holl.: Eet gij salade zonder wijn, gij zijt in nood om ziek te zijn. (Harrebomée, II, 235.) 14 Salat ohne Wein thut nicht fein. (S. Trunk.) Frz.: Qui ne boit vin après salade est en risque d'être malade. (Bohn II, 30; Magazin, XXXII, 570.) 15 Scharfer Salat taugt keinem süssen Maul. Holl.: Als ik salade eet, krijg ik mijne tong vol blâren. (Harrebomée, II, 235b.) 16 Trink' a Wasse af'n Saloat, aft bist'n Doctor um an Thoale schoad. (Innsbruck.) – Frommann, V, 33, 4. 17 Wie Salat einem Apetit zu essen macht, also macht die ruhe lust zur arbeit. – Lehmann, 524, 8. 18 Zu eim Salat gehört ein gross maul vnd scharffer essig. – Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 11. Dän.: Man æder gierne eddike i salat. (Prov. dan., 134.) 19 Zu einem guten Salat werden vier Personen erfordert: ein Geiziger, ein Verschwender, ein Weiser und ein Narr. – Eiselein, 538. Ein venetianisches Sprichwort sagt erläuternd: Der Salat will Salz von einem Klugen, Essig von einem Geizigen, Oel von einem Verschwender, er will von einem Tollen gemischt und von einem Verhungerten gegessen werden. (Magazin, 1863, 570.) Dän.: En rund, en karg, og en viis skal lave en salat. (Prov. dan., 486.) Frz.: La salade doit être bien salée, peu de vinaigrée et bien huilée. (Kritzinger, 632a.) It.: Insalata ben salata, poco aceto, molto ogliata. (Cahier, 3091.) *20 Das ist Salat ohne Essig. *21 Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen. Sixtus V. hatte als Franciscanermönch mit einem armen, aber braven Advocaten zusammen gelebt. Der letztere gerieth ins Elend, aber zufällig bediente er sich desselben Arztes, den Sixtus V. hatte, wodurch dieser Kenntniss von der Lage seines frühern Freundes erhielt. Sixtus sagte zu seinem Gaste, er werde jetzt den kranken Advocaten durch einen vortrefflichen Salat selbst heilen. Der Doctor liess sich von dem Kranken begierig den Salat zeigen und fand in dem Korbe unten eine Menge Zechinen. Diese gute Handlung wurde bei den Italienern zum Sprichwort; und wenn man dort von einem redet, der Geldes benöthigt ist, so pflegt man zu sagen: Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen. (Vgl. die vollständige Erzählung in der Schles. Zeitung, 1841, Nr. 126, S. 948.) *22 Doar hebben wi den Sallat. (Mecklenburg.) Da haben wir die Geschichte, die feine Bescherung, das Unglück: „Na, da hab' ich den Salat.“ (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1846, S. 129.) „Da hat er seinen Salat“; die ganz verkehrt ausgefallene Sache. (Frischbier2, 3196.) *23 Es ist ein rechter salat für das maul. – Franck, II, 10a; Sailer, 84. *24 Er hat den Salat ohne Salz gegessen. – Lehmann, 840, 2. Wenn jemand wegen einer völlig gleichgültigen oder gar nicht einmal ausführbaren Handlung angefochten wird. Bei Lehmann findet sich a. a. O.: „Offt wird ein Mensch verdamt, getürmt vnd bestrafft, denn er hat Schnee gedörrt, vnnd vor saltz verkaufft, hat Butterweck im Rauch gedörrt, hat den Salat ohne Saltz gessen, hat den Hut nicht recht auff gesetzt, hat die Hosen ans Wammes genestelt.“ *25 Er hat sich am hänfenen Salat zu Tode gegessen. Er ist gehängt worden. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Leiter 18, Sauerbrunn und Seilerstochter.) Frz.: Il est mort au bout d'une corde. (Kritzinger, 173a.) Salätchen. Ein Salätchen (Schlätchen), ein Bretchen und zwei Pintchen. Fromme Tageswünsche einer alten Frau. (S. Maul.) Salbader. *1 Du bist ein Salbader. – Eiselein, 536. Der Ausdruck ist um das Jahr 1620 zu Jena aufgekommen und von den dortigen Studenten verbreitet worden. Zu dieser Zeit wohnte, wie Adrian Beyer, der 1618 zu Jena studirte, in seinem 1681 erschienenen Architectus Jenensis (S. 127) erzählt, daselbst in der an der Mühllache gelegenen Badstube der Bader Hans Kranich, welcher beim Schröpfen oder Aderlassen jedesmal das nämliche alberne, einen schalen Witz enthaltende Gerede wiederholte, sodass man von einem, der alberne Possen auf die Bahn brachte, sprichwörtlich sagte: Er ist ein Salbader. Das Wort entstand also, weil der Bader an (einem Arme) der Saale wohnte, die Bedeutung aber von dessen Einerlei im Reden bei Ausübung seines Berufs. Schuppius (1663, S. 855) gibt dies Einerlei mit andern Worten an, als Beyer, aber, wie Weigand (Wb., 3. Aufl., II, 534) bemerkt, nur vom Hörensagen und so gewiss nicht mit Sicherheit. Frisch (Wörterbuch) leitet die Redensart ebenfalls von einem Bader aus Jena her, ohne eine Quelle anzugeben, lässt ihn aber in seiner Barbierstube zu jedem, der zu ihm gekommen sei, vom Wetter reden. Er begibt sich daher auf das Gebiet der Vermuthung und meint, der Ausdruck könne auch wol von dem niederdeutschen Sölbroen: ein Gelagsbruder, der den Trunk liebt, herkommen, weil solche Menschen in der Trunkenheit allerlei schlechte Sachen reden. Bestimmter und mit Beyer übereinstimmend ist wieder die Angabe in Pegei apophthegmata, praef. 56; Curiositäten, VII, 187. „In einem Badehause zu Jena vor dem Saalthore an der Mühllache“, heisst es, „lebte der Bader Hans Kranich, der beim Bartscheren, Schröpfen und Aderlassen sehr redselig und schwatzhaft war. Weil er nun viel und alles durcheinander sprach (andere berichten, er habe stets nur von seinem Weinberge erzählt), so sagte man gleichnissweise von jemand, der sinnloses Geschwätz führte: Er spricht wie der Salbader, er salbadert.“ (Vgl. Eiselein, 536.) Dergleichen Gerede wird auch bei Richard (393, 1) mit Salbaderei bezeichnet. In neuerer Zeit scheint jeder Erklärer eine besondere Herleitung versucht zu haben, um eine orginelle Erklärung hinzustellen. So findet Körte (5126) und Körte2 (6422) die Entstehung des Ausdrucks in den Freibädern, welche zum Heil der Seele des Stifters für Dürftige gegründet worden sind. „Wenn nun“, sagt er, „Arme zusammen solche Seelbäder nahmen, machten sie darin aus Langeweile viel schales Geschwätz.“ Noch kühner ist folgende Herleitung. Im Daheim (1865, Nr. 32) und daraus im Sonntagsblatt (Berlin 1869, Nr. 88) heisst es: „Nicht salbadern, sondern salpetern ist das Wort zu schreiben; denn salus patriae ist seine Wurzel, und der Sinn nicht sehr verschieden von kannegiessern. Es war nämlich im vorigen Jahrhundert in den Reichsstädten, namentlich den schwäbischen, Gebrauch, keins der vielen Gastmahle, wozu Kindtaufen und Hochzeiten, theils öffentliche Angelegenheiten den willkommenen Anlass gaben, zu beschliessen, ohne dass zuletzt noch ein Trinkspruch auf die salus patriae, auf das Wohl des Vaterlandes ausgebracht worden wäre. Weil nun aber unsere Altvordern in der altdeutschen Kunst des Trinkens bei solchen Anlässen ganz Ausserordentliches leisteten, so kam es, dass der stehende Trinkspruch auf die salus patriae in der Regel sich nicht mehr durch bündige Kürze auszeichnete. Und da sagten denn die aufwartenden Dienstleute im Vorzimmer: ›Nun ist's bald zu Ende, sie salpetern schon.‹ Im Laute der Zeit ward aus p ein b.“ Irgendeine Belegstelle ist für diese Auffassung nicht beigebracht. – J. Weber (Möncherei) weiss noch eine andere Entstehungsart; er sagt: „Der Beredsamkeit eines Kapuziners, der Spruch auf Spruch häufte und jedesmal gelehrt hinzusetzte: ›Dixit Salvator noster‹, verdanken wir das herrliche deutsche Wort ›salbadern‹.“ Wurzbach (309) leitet diese Deutung von einem Landprediger her, der alle Augenblicke den Namen Salvator (Heiland) gebrauchte und dabei eine Menge Sprüche anführte. Seine Zuhörer pflegten dann zu sagen: „Heute hat er wieder recht gesalvatert.“ Dr. Cholevius, welcher in dem mir zugegangenen Osterprogramm des Kneiphöfischen Stadtgymnasiums zu Königsberg (1873) Die Verkehrssprache in Sophien's Reise von Memel nach Sachsen behandelt und auch der Salbader gedenkt, sagt zur Erklärung nichts Neues. Mögen Sprachforscher von Beruf nun das Weitere darüber befinden; mir erscheint zur Zeit noch die Herleitung vom Salbader zu Jena als die naheliegendste und zuverlässigste: dass der Ausdruck salbadern vor 1620 vorkäme, ist bisjetzt nicht nachgewiesen. *2 Einen zu den Salbadern logiren. Zu den Schwätzern zählen. (Vgl. Grimmelshausen, Teutscher Michel.) *3 Er ist ein Salbader. – Schütze, IV, 1; Körte, 5124b; Harsdörffer, Schauplatz, V, 125, S. 90; Braun, I, 3664. Ein Mensch, der vom Hundertsten ins Tausendste schwatzt und alles durcheinandermengt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [923]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/937>, abgerufen am 27.04.2024.