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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] ein dresdener Stadtwahrzeichen, die alte Kreuzpforte oder das nachmalige Salomonisthor, eine das Unheil Salomo's darstellende Bildhauerarbeit des 16. Jahrhunderts. (Ausführlicheres darüber findet man in der Illustrirten Zeitung, Nr. 712, S. 170.)


Salse.

* A z'widarö Salsse. (Oberösterreich.)

Eine zuwidere, widerwärtige Salse. Unter "Sals" versteht man den dick eingesottenen Saft irgendeiner Fruchtbeere u. s. w., der meist als Arznei aufbehalten wird. Die obige Redensart wird besonders auf widerwärtige Weibspersonen angewandt.


Saltnuiter.

* Es sind Saltnuiter.

So nennt man scherzweise die Einwohner von Imst, Landeck, Pfundi, Spiss und Nauders in Tirol, welche die gemeine und eigentliche oberinnthaler Mundart sprechen, von salt = selbst und nuit = nicht. (Westermann, 25, 637.)


Salviren.

* Er will sich salviren.

"Wenn sie allhier im Lande Lossgereizet (= aufgestört und unstet gemacht), dahin ihre Flucht nehmen vnd sich salviren könnte." (Friedeberg, II, 27.)


Salz.

1 Das saltz geht hin, daher es kompt. - Franck, I, 53b.

Lat.: Sal unde venerat rediit. (Franck, I, 53b.)

2 Das Saltz ist armer Leut Pfeffer. - Herberger, II, 31.

3 Das Salz kommt aus dem Meer, vom Weibe alles Uebel her.

4 Das Salz muss sich nicht selber loben.

5 Ein Pfund Salz gibt ein Pfund Schmalz. (Schweiz.)

Dies Sprichwort gilt selbst bei vielen gebildeten Landwirthen noch immer all ein Evangelium, wiewol der unvernünftige Gebrauch des Salzes zum Viehfutter in den meisten Fällen schon unberechenbaren Schaden angestiftet hat, ohne dass die Betheiligten auch nur eine Ahnung davon hatten. Die Thiere werden eher siech, als dass sie Schmalz ansetzen. Das Hauptmittel gegen Kochsalzsiechthum der Thiere besteht darin, ihnen einige Tropfen Spiritus nitri dulcis ins Getränk zu geben. (Vgl. über das obige Sprichwort einen lehrreichen Aufsatz von Dr. Rauch in dessen Fundgrube, Erlangen 1858, Nr. 5.)

6 Erst muss das Salz auf dem Tische stehen, ehe man kann zum Essen gehen.

Holl.: Het zout moet eerst op tafel staan, aleer men mag aan tafel gaan. (Harrebomee, II, 512a.)

7 Gutes Salz schütte nicht auf die Strasse.

8 Im Salze liegt die Klage, so lang der Kläger taugt. - Graf, 230, 66.

Das Schuldverhältniss hört nicht auf, es stirbt und verdirbt nicht; die Klage ist gut eingesalzen, bis zum Erfüllungstage des Vertrags.

9 Kein Salz in der Flasche, kein Geld in der Tasche, kein Tanz in der Scheuer, kein Hafen beim Feuer, kein Brot im Haus, mit Sack und Pack ist alles hinaus.

Lat.: Permaneas melius, Caecillane domi. (Chaos, 744.)

10 Läck Sälz, so watt dich dorschte, sagte die Mutter, als der Junge rief: mich heng'rt. - Peter, 448.

11 Man kann nicht alles Salz aus dem Meere ziehen. - Altmann V, 86.

12 Man muss erst einen Scheffel Salz mit einem essen, ehe man ihn zum Freunde wählt. - Hermann, III, 8; Lohrengel, I, 498.

"Wenn du wilt einen freundt erwelen, so mustu gar genawe zelen, seine zusag nicht zu hoch vermessen, habst denn viel saltz erst mit jm gessen." (Waldis, III, 19, 13.) "Eh du den Scheffel Salz mit den neuen Bekannten verzehret, darfst du nicht leichtlich ihm trauen." (Goethe, Hermann und Dorothea, VI, 163.)

Dän.: Man skal aede en skieppe salt med en, för man giör venskab med ham. (Prov. dan., 8.)

Holl.: Al eer dat gij een vriend betrouwt, zoo eet met hem een mudde zout. (Bohn I, 296.) - Men kan niemand regt kennen, zoo lang men geen zak zout met hem gegeten heeft. (Harrebomee, II, 490 u. 512b.)

13 Man muss nicht mehr saltz ans Fleisch thun als sich gebiert, sonst wirds versaltzen. - Lehmann, 85, 26.

14 Man muss nicht Salz in des Nachbars Wunde streuen.

Aehnlich russisch Altmann VI, 482.

15 Man muss offt einen mit groben scharpffen Saltz reiben. - Lehmann, 727, 20.

[Spaltenumbruch] 16 Man muss sich erst mit Salz und Brot versehen, ehe man die Eier zerschlägt.

Holl.: Wees van zout en brood voorzien, eer gij uwe eijeren en stukken slaat. (Harrebomee, II, 512.)

17 Man nimmt Salz zu Brot, aber nicht Brot zu Salz.

Empfiehlt Mass zu halten im Scherz und Witz.

Böhm.: Sul na chleb, a ne chleb na sul se dava. (Celakovsky, 83.)

18 Man sol des Saltzes nicht vergessen im Predigen. - Petri, II, 467.

19 Mancher hat mehr Saltz in der Frembd gessen, dann daheim, vnd ist doch vngesaltzen wider kommen. - Lehmann, 689, 27; Sailer, 167; Simrock, 8687; Körte, 4062; Braun, I, 2520.

20 Mit Salz und Spass muss man's nicht übertreiben.

21 Nicht Salz und Handel hoben ihn hinan, vielmehr nur das, was ihm hat weh gethan.

Dies Sprichwort bewahrt die Erinnerung an den polnischen Helden Stephan Czarnecki (gestorben 1665), der es vom einfachen Edelmann durch seine Tapferkeit bis zur Würde des Hetmans, die ihm Johann Kasimir verlieh, brachte. Als ihm einmal seine Erhebung vorgeworfen wurde, sagte er ruhig die obigen Worte von sich: "Nicht Salz, nicht Handel hoben mich hinan, vielmehr nur das, was mir hat weh gethan." In jenen Zeiten war der Salzhandel eins der einträglichsten Geschäfte. Wer nun sagen will, dass er durch rastlosen Eifer, durch angestrengte Arbeit, nicht durch Ränke und Schmuggel, und dadurch, dass er Würdigern vorgezogen wurde, hinaufgekommen ist, bedient sich dieses Sprichworts.

Poln.: Powstal nie z roli, ani z soli, ale tego co go boli. (Wurzbach I, 77, 22.)

22 Ohn saltzen vnd Creutz schmeckt Gottes wort nicht. - Henisch, 623, 23.

Nach dem Talmud auch das Fleisch nicht. "Ohne Salz kann Fleisch nicht munden, besser ist's, man wirft's den Hunden." (Ehrmann, 77.)

23 Ohne Salz im Hause fehlt das beste Gewürz. - Körte, 5170.

Die Osmanen sagen: Salz braucht man nicht nur im Hause, sondern überall. (Schlechta, 102.)

Holl.: Het is eene gedekte tafel zonder zout. (Harrebomee, II, 512a.)

24 Ohne Salz und Brot ist die Gesellschaft todt. - Kiesewetter, 37.

Böhm.: Bez soli neni sladko, bez chleba neni syto. (Celakovsky, 297.)

25 Salt is det halwe Fett. (Westf.)

26 Saltz dient nur zu saltzen. - Lehmann, 97, 7.

"Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er was er kan, vnd was sein weise ist."

27 Saltz ist die beste wurtz. - Agricola I, 302; Petri, II, 516; Lehmann, II, 565, 11; Coler, 813b; Blum, 149; Oec. rur., 324; Schottel, 1134a; Bücking, 101; Gaal, 1138; Simrock, 8633.

"Das Salz ist die eigentliche Würze der Welt. In allen Organismen ist Salz; unser Blut, unsere Thränen sind gesalzen, und eben darum, weil wir so viel Salz in uns tragen, verlangen wir auch ausser uns nach Salz, auch nach geistigem, das die Würze der Rede und Schrift ist, wofür uns der griechische Geist die Bezeichnung >attisches Salz< hinterlassen hat. Es hat zu allen Zeiten zu den qualvollsten Strafen gehört, Ungesalzenes essen zu müssen; man hat dadurch Sklaven und Gefangene langsam zum Tode geführt. Einem Gaste Speise ohne Salz vorsetzen, heisst so viel, wie ihn verhöhnen und verspotten. Ein rabbinisches Sprichwort lautet daher: Wenn du das Salz fortnimmst, so wirf das Fleisch den Hunden hin; und wie wir sagen: jemandes Brot essen, sagen die Hebräer: feines Salz mit jemand essen; sodass wir sagen könnten: Wessen Salz ich esse, nach dessen Pfeife ich tanze, wie denn auch in Indien von Leuten, die einem andern dienen, gesagt wird: Sie essen sein Salz, und die Holländer in demselben Sinne, wenn sie jemandes Unterhalt gesichert wissen, sich der Redensart bedienen: Er verdankt mir sein Salz." Die alten Völker glaubten, dass das Salz eine directe Gabe der Götter und diesen ganz besonders angenehm sei, sie liessen es daher bei keinem Opfer fehlen. Zu allen Opfern sollst du Salz nehmen, lautet die biblische Vorschrift. Die alten Aegypter füllten bei dem Feste zu Ehren der Erde, der Mutter alles Lebendigen, die Lampen in ihren Tempeln mit Oel und Salz; und die Chinesen feiern noch bis heute ein alljährliches Fest zu Ehren dessen, der das Salz zuerst in den Gebrauch einführte. Die alten Hebräer pflegten die neugeborenen Kinder mit Salz abzureiben, um sie gegen die Unbill des Lebens zu stärken. In ähnlichem Sinne wird den christlichen Täuflingen Salz gegeben, als Symbol des Glaubens, der alles durchdringt und

[Spaltenumbruch] ein dresdener Stadtwahrzeichen, die alte Kreuzpforte oder das nachmalige Salomonisthor, eine das Unheil Salomo's darstellende Bildhauerarbeit des 16. Jahrhunderts. (Ausführlicheres darüber findet man in der Illustrirten Zeitung, Nr. 712, S. 170.)


Salse.

* A z'widarö Salsse. (Oberösterreich.)

Eine zuwidere, widerwärtige Salse. Unter „Sals“ versteht man den dick eingesottenen Saft irgendeiner Fruchtbeere u. s. w., der meist als Arznei aufbehalten wird. Die obige Redensart wird besonders auf widerwärtige Weibspersonen angewandt.


Saltnuiter.

* Es sind Saltnuiter.

So nennt man scherzweise die Einwohner von Imst, Landeck, Pfundi, Spiss und Nauders in Tirol, welche die gemeine und eigentliche oberinnthaler Mundart sprechen, von salt = selbst und nuit = nicht. (Westermann, 25, 637.)


Salviren.

* Er will sich salviren.

„Wenn sie allhier im Lande Lossgereizet (= aufgestört und unstet gemacht), dahin ihre Flucht nehmen vnd sich salviren könnte.“ (Friedeberg, II, 27.)


Salz.

1 Das saltz geht hin, daher es kompt.Franck, I, 53b.

Lat.: Sal unde venerat rediit. (Franck, I, 53b.)

2 Das Saltz ist armer Leut Pfeffer.Herberger, II, 31.

3 Das Salz kommt aus dem Meer, vom Weibe alles Uebel her.

4 Das Salz muss sich nicht selber loben.

5 Ein Pfund Salz gibt ein Pfund Schmalz. (Schweiz.)

Dies Sprichwort gilt selbst bei vielen gebildeten Landwirthen noch immer all ein Evangelium, wiewol der unvernünftige Gebrauch des Salzes zum Viehfutter in den meisten Fällen schon unberechenbaren Schaden angestiftet hat, ohne dass die Betheiligten auch nur eine Ahnung davon hatten. Die Thiere werden eher siech, als dass sie Schmalz ansetzen. Das Hauptmittel gegen Kochsalzsiechthum der Thiere besteht darin, ihnen einige Tropfen Spiritus nitri dulcis ins Getränk zu geben. (Vgl. über das obige Sprichwort einen lehrreichen Aufsatz von Dr. Rauch in dessen Fundgrube, Erlangen 1858, Nr. 5.)

6 Erst muss das Salz auf dem Tische stehen, ehe man kann zum Essen gehen.

Holl.: Het zout moet eerst op tafel staan, aleer men mag aan tafel gaan. (Harrebomée, II, 512a.)

7 Gutes Salz schütte nicht auf die Strasse.

8 Im Salze liegt die Klage, so lang der Kläger taugt.Graf, 230, 66.

Das Schuldverhältniss hört nicht auf, es stirbt und verdirbt nicht; die Klage ist gut eingesalzen, bis zum Erfüllungstage des Vertrags.

9 Kein Salz in der Flasche, kein Geld in der Tasche, kein Tanz in der Scheuer, kein Hafen beim Feuer, kein Brot im Haus, mit Sack und Pack ist alles hinaus.

Lat.: Permaneas melius, Caecillane domi. (Chaos, 744.)

10 Läck Sälz, so watt dich dorschte, sagte die Mutter, als der Junge rief: mich heng'rt.Peter, 448.

11 Man kann nicht alles Salz aus dem Meere ziehen.Altmann V, 86.

12 Man muss erst einen Scheffel Salz mit einem essen, ehe man ihn zum Freunde wählt.Hermann, III, 8; Lohrengel, I, 498.

„Wenn du wilt einen freundt erwelen, so mustu gar genawe zelen, seine zusag nicht zu hoch vermessen, habst denn viel saltz erst mit jm gessen.“ (Waldis, III, 19, 13.) „Eh du den Scheffel Salz mit den neuen Bekannten verzehret, darfst du nicht leichtlich ihm trauen.“ (Goethe, Hermann und Dorothea, VI, 163.)

Dän.: Man skal æde en skieppe salt med en, før man giør venskab med ham. (Prov. dan., 8.)

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13 Man muss nicht mehr saltz ans Fleisch thun als sich gebiert, sonst wirds versaltzen.Lehmann, 85, 26.

14 Man muss nicht Salz in des Nachbars Wunde streuen.

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15 Man muss offt einen mit groben scharpffen Saltz reiben.Lehmann, 727, 20.

[Spaltenumbruch] 16 Man muss sich erst mit Salz und Brot versehen, ehe man die Eier zerschlägt.

Holl.: Wees van zout en brood voorzien, eer gij uwe eijeren en stukken slaat. (Harrebomée, II, 512.)

17 Man nimmt Salz zu Brot, aber nicht Brot zu Salz.

Empfiehlt Mass zu halten im Scherz und Witz.

Böhm.: Sůl na chléb, a ne chléb na sůl se dává. (Čelakovský, 83.)

18 Man sol des Saltzes nicht vergessen im Predigen.Petri, II, 467.

19 Mancher hat mehr Saltz in der Frembd gessen, dann daheim, vnd ist doch vngesaltzen wider kommen.Lehmann, 689, 27; Sailer, 167; Simrock, 8687; Körte, 4062; Braun, I, 2520.

20 Mit Salz und Spass muss man's nicht übertreiben.

21 Nicht Salz und Handel hoben ihn hinan, vielmehr nur das, was ihm hat weh gethan.

Dies Sprichwort bewahrt die Erinnerung an den polnischen Helden Stephan Czarnecki (gestorben 1665), der es vom einfachen Edelmann durch seine Tapferkeit bis zur Würde des Hetmans, die ihm Johann Kasimir verlieh, brachte. Als ihm einmal seine Erhebung vorgeworfen wurde, sagte er ruhig die obigen Worte von sich: „Nicht Salz, nicht Handel hoben mich hinan, vielmehr nur das, was mir hat weh gethan.“ In jenen Zeiten war der Salzhandel eins der einträglichsten Geschäfte. Wer nun sagen will, dass er durch rastlosen Eifer, durch angestrengte Arbeit, nicht durch Ränke und Schmuggel, und dadurch, dass er Würdigern vorgezogen wurde, hinaufgekommen ist, bedient sich dieses Sprichworts.

Poln.: Powstał nie z roli, ani z soli, ale tego co go boli. (Wurzbach I, 77, 22.)

22 Ohn saltzen vnd Creutz schmeckt Gottes wort nicht.Henisch, 623, 23.

Nach dem Talmud auch das Fleisch nicht. „Ohne Salz kann Fleisch nicht munden, besser ist's, man wirft's den Hunden.“ (Ehrmann, 77.)

23 Ohne Salz im Hause fehlt das beste Gewürz.Körte, 5170.

Die Osmanen sagen: Salz braucht man nicht nur im Hause, sondern überall. (Schlechta, 102.)

Holl.: Het is eene gedekte tafel zonder zout. (Harrebomée, II, 512a.)

24 Ohne Salz und Brot ist die Gesellschaft todt.Kiesewetter, 37.

Böhm.: Bez soli není sladko, bez chleba není syto. (Čelakovský, 297.)

25 Salt is det halwe Fett. (Westf.)

26 Saltz dient nur zu saltzen.Lehmann, 97, 7.

„Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er was er kan, vnd was sein weise ist.“

27 Saltz ist die beste wurtz.Agricola I, 302; Petri, II, 516; Lehmann, II, 565, 11; Coler, 813b; Blum, 149; Oec. rur., 324; Schottel, 1134a; Bücking, 101; Gaal, 1138; Simrock, 8633.

„Das Salz ist die eigentliche Würze der Welt. In allen Organismen ist Salz; unser Blut, unsere Thränen sind gesalzen, und eben darum, weil wir so viel Salz in uns tragen, verlangen wir auch ausser uns nach Salz, auch nach geistigem, das die Würze der Rede und Schrift ist, wofür uns der griechische Geist die Bezeichnung ›attisches Salz‹ hinterlassen hat. Es hat zu allen Zeiten zu den qualvollsten Strafen gehört, Ungesalzenes essen zu müssen; man hat dadurch Sklaven und Gefangene langsam zum Tode geführt. Einem Gaste Speise ohne Salz vorsetzen, heisst so viel, wie ihn verhöhnen und verspotten. Ein rabbinisches Sprichwort lautet daher: Wenn du das Salz fortnimmst, so wirf das Fleisch den Hunden hin; und wie wir sagen: jemandes Brot essen, sagen die Hebräer: feines Salz mit jemand essen; sodass wir sagen könnten: Wessen Salz ich esse, nach dessen Pfeife ich tanze, wie denn auch in Indien von Leuten, die einem andern dienen, gesagt wird: Sie essen sein Salz, und die Holländer in demselben Sinne, wenn sie jemandes Unterhalt gesichert wissen, sich der Redensart bedienen: Er verdankt mir sein Salz.“ Die alten Völker glaubten, dass das Salz eine directe Gabe der Götter und diesen ganz besonders angenehm sei, sie liessen es daher bei keinem Opfer fehlen. Zu allen Opfern sollst du Salz nehmen, lautet die biblische Vorschrift. Die alten Aegypter füllten bei dem Feste zu Ehren der Erde, der Mutter alles Lebendigen, die Lampen in ihren Tempeln mit Oel und Salz; und die Chinesen feiern noch bis heute ein alljährliches Fest zu Ehren dessen, der das Salz zuerst in den Gebrauch einführte. Die alten Hebräer pflegten die neugeborenen Kinder mit Salz abzureiben, um sie gegen die Unbill des Lebens zu stärken. In ähnlichem Sinne wird den christlichen Täuflingen Salz gegeben, als Symbol des Glaubens, der alles durchdringt und

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[[925]/0939] ein dresdener Stadtwahrzeichen, die alte Kreuzpforte oder das nachmalige Salomonisthor, eine das Unheil Salomo's darstellende Bildhauerarbeit des 16. Jahrhunderts. (Ausführlicheres darüber findet man in der Illustrirten Zeitung, Nr. 712, S. 170.) Salse. * A z'widarö Salsse. (Oberösterreich.) Eine zuwidere, widerwärtige Salse. Unter „Sals“ versteht man den dick eingesottenen Saft irgendeiner Fruchtbeere u. s. w., der meist als Arznei aufbehalten wird. Die obige Redensart wird besonders auf widerwärtige Weibspersonen angewandt. Saltnuiter. * Es sind Saltnuiter. So nennt man scherzweise die Einwohner von Imst, Landeck, Pfundi, Spiss und Nauders in Tirol, welche die gemeine und eigentliche oberinnthaler Mundart sprechen, von salt = selbst und nuit = nicht. (Westermann, 25, 637.) Salviren. * Er will sich salviren. „Wenn sie allhier im Lande Lossgereizet (= aufgestört und unstet gemacht), dahin ihre Flucht nehmen vnd sich salviren könnte.“ (Friedeberg, II, 27.) Salz. 1 Das saltz geht hin, daher es kompt. – Franck, I, 53b. Lat.: Sal unde venerat rediit. (Franck, I, 53b.) 2 Das Saltz ist armer Leut Pfeffer. – Herberger, II, 31. 3 Das Salz kommt aus dem Meer, vom Weibe alles Uebel her. 4 Das Salz muss sich nicht selber loben. 5 Ein Pfund Salz gibt ein Pfund Schmalz. (Schweiz.) Dies Sprichwort gilt selbst bei vielen gebildeten Landwirthen noch immer all ein Evangelium, wiewol der unvernünftige Gebrauch des Salzes zum Viehfutter in den meisten Fällen schon unberechenbaren Schaden angestiftet hat, ohne dass die Betheiligten auch nur eine Ahnung davon hatten. Die Thiere werden eher siech, als dass sie Schmalz ansetzen. Das Hauptmittel gegen Kochsalzsiechthum der Thiere besteht darin, ihnen einige Tropfen Spiritus nitri dulcis ins Getränk zu geben. (Vgl. über das obige Sprichwort einen lehrreichen Aufsatz von Dr. Rauch in dessen Fundgrube, Erlangen 1858, Nr. 5.) 6 Erst muss das Salz auf dem Tische stehen, ehe man kann zum Essen gehen. Holl.: Het zout moet eerst op tafel staan, aleer men mag aan tafel gaan. (Harrebomée, II, 512a.) 7 Gutes Salz schütte nicht auf die Strasse. 8 Im Salze liegt die Klage, so lang der Kläger taugt. – Graf, 230, 66. Das Schuldverhältniss hört nicht auf, es stirbt und verdirbt nicht; die Klage ist gut eingesalzen, bis zum Erfüllungstage des Vertrags. 9 Kein Salz in der Flasche, kein Geld in der Tasche, kein Tanz in der Scheuer, kein Hafen beim Feuer, kein Brot im Haus, mit Sack und Pack ist alles hinaus. Lat.: Permaneas melius, Caecillane domi. (Chaos, 744.) 10 Läck Sälz, so watt dich dorschte, sagte die Mutter, als der Junge rief: mich heng'rt. – Peter, 448. 11 Man kann nicht alles Salz aus dem Meere ziehen. – Altmann V, 86. 12 Man muss erst einen Scheffel Salz mit einem essen, ehe man ihn zum Freunde wählt. – Hermann, III, 8; Lohrengel, I, 498. „Wenn du wilt einen freundt erwelen, so mustu gar genawe zelen, seine zusag nicht zu hoch vermessen, habst denn viel saltz erst mit jm gessen.“ (Waldis, III, 19, 13.) „Eh du den Scheffel Salz mit den neuen Bekannten verzehret, darfst du nicht leichtlich ihm trauen.“ (Goethe, Hermann und Dorothea, VI, 163.) Dän.: Man skal æde en skieppe salt med en, før man giør venskab med ham. (Prov. dan., 8.) Holl.: Al eer dat gij een vriend betrouwt, zoo eet met hem een mudde zout. (Bohn I, 296.) – Men kan niemand regt kennen, zoo lang men geen zak zout met hem gegeten heeft. (Harrebomée, II, 490 u. 512b.) 13 Man muss nicht mehr saltz ans Fleisch thun als sich gebiert, sonst wirds versaltzen. – Lehmann, 85, 26. 14 Man muss nicht Salz in des Nachbars Wunde streuen. Aehnlich russisch Altmann VI, 482. 15 Man muss offt einen mit groben scharpffen Saltz reiben. – Lehmann, 727, 20. 16 Man muss sich erst mit Salz und Brot versehen, ehe man die Eier zerschlägt. Holl.: Wees van zout en brood voorzien, eer gij uwe eijeren en stukken slaat. (Harrebomée, II, 512.) 17 Man nimmt Salz zu Brot, aber nicht Brot zu Salz. Empfiehlt Mass zu halten im Scherz und Witz. Böhm.: Sůl na chléb, a ne chléb na sůl se dává. (Čelakovský, 83.) 18 Man sol des Saltzes nicht vergessen im Predigen. – Petri, II, 467. 19 Mancher hat mehr Saltz in der Frembd gessen, dann daheim, vnd ist doch vngesaltzen wider kommen. – Lehmann, 689, 27; Sailer, 167; Simrock, 8687; Körte, 4062; Braun, I, 2520. 20 Mit Salz und Spass muss man's nicht übertreiben. 21 Nicht Salz und Handel hoben ihn hinan, vielmehr nur das, was ihm hat weh gethan. Dies Sprichwort bewahrt die Erinnerung an den polnischen Helden Stephan Czarnecki (gestorben 1665), der es vom einfachen Edelmann durch seine Tapferkeit bis zur Würde des Hetmans, die ihm Johann Kasimir verlieh, brachte. Als ihm einmal seine Erhebung vorgeworfen wurde, sagte er ruhig die obigen Worte von sich: „Nicht Salz, nicht Handel hoben mich hinan, vielmehr nur das, was mir hat weh gethan.“ In jenen Zeiten war der Salzhandel eins der einträglichsten Geschäfte. Wer nun sagen will, dass er durch rastlosen Eifer, durch angestrengte Arbeit, nicht durch Ränke und Schmuggel, und dadurch, dass er Würdigern vorgezogen wurde, hinaufgekommen ist, bedient sich dieses Sprichworts. Poln.: Powstał nie z roli, ani z soli, ale tego co go boli. (Wurzbach I, 77, 22.) 22 Ohn saltzen vnd Creutz schmeckt Gottes wort nicht. – Henisch, 623, 23. Nach dem Talmud auch das Fleisch nicht. „Ohne Salz kann Fleisch nicht munden, besser ist's, man wirft's den Hunden.“ (Ehrmann, 77.) 23 Ohne Salz im Hause fehlt das beste Gewürz. – Körte, 5170. Die Osmanen sagen: Salz braucht man nicht nur im Hause, sondern überall. (Schlechta, 102.) Holl.: Het is eene gedekte tafel zonder zout. (Harrebomée, II, 512a.) 24 Ohne Salz und Brot ist die Gesellschaft todt. – Kiesewetter, 37. Böhm.: Bez soli není sladko, bez chleba není syto. (Čelakovský, 297.) 25 Salt is det halwe Fett. (Westf.) 26 Saltz dient nur zu saltzen. – Lehmann, 97, 7. „Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er was er kan, vnd was sein weise ist.“ 27 Saltz ist die beste wurtz. – Agricola I, 302; Petri, II, 516; Lehmann, II, 565, 11; Coler, 813b; Blum, 149; Oec. rur., 324; Schottel, 1134a; Bücking, 101; Gaal, 1138; Simrock, 8633. „Das Salz ist die eigentliche Würze der Welt. In allen Organismen ist Salz; unser Blut, unsere Thränen sind gesalzen, und eben darum, weil wir so viel Salz in uns tragen, verlangen wir auch ausser uns nach Salz, auch nach geistigem, das die Würze der Rede und Schrift ist, wofür uns der griechische Geist die Bezeichnung ›attisches Salz‹ hinterlassen hat. Es hat zu allen Zeiten zu den qualvollsten Strafen gehört, Ungesalzenes essen zu müssen; man hat dadurch Sklaven und Gefangene langsam zum Tode geführt. Einem Gaste Speise ohne Salz vorsetzen, heisst so viel, wie ihn verhöhnen und verspotten. Ein rabbinisches Sprichwort lautet daher: Wenn du das Salz fortnimmst, so wirf das Fleisch den Hunden hin; und wie wir sagen: jemandes Brot essen, sagen die Hebräer: feines Salz mit jemand essen; sodass wir sagen könnten: Wessen Salz ich esse, nach dessen Pfeife ich tanze, wie denn auch in Indien von Leuten, die einem andern dienen, gesagt wird: Sie essen sein Salz, und die Holländer in demselben Sinne, wenn sie jemandes Unterhalt gesichert wissen, sich der Redensart bedienen: Er verdankt mir sein Salz.“ Die alten Völker glaubten, dass das Salz eine directe Gabe der Götter und diesen ganz besonders angenehm sei, sie liessen es daher bei keinem Opfer fehlen. Zu allen Opfern sollst du Salz nehmen, lautet die biblische Vorschrift. Die alten Aegypter füllten bei dem Feste zu Ehren der Erde, der Mutter alles Lebendigen, die Lampen in ihren Tempeln mit Oel und Salz; und die Chinesen feiern noch bis heute ein alljährliches Fest zu Ehren dessen, der das Salz zuerst in den Gebrauch einführte. Die alten Hebräer pflegten die neugeborenen Kinder mit Salz abzureiben, um sie gegen die Unbill des Lebens zu stärken. In ähnlichem Sinne wird den christlichen Täuflingen Salz gegeben, als Symbol des Glaubens, der alles durchdringt und

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [925]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/939>, abgerufen am 28.04.2024.