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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 33 Ein Müller, den das Messen verdreusst; ein Amtmann, der seines Amts nicht geneusst; ein Holzförster, der im Winter erfreust; ein Wirth, der nicht anschreibt sein Bier, das sind verlogene Leute vier. - Petri, II, 215.

34 Ein Müller, der nicht ist bestaubt, ein Pfaff, der nicht glaubt, ein Geizhals ohne Geld sind drei seltene Dinge in der Welt.

Böhm.: Mlynarneu mouceny vzacna zverina. (Celakovsky, 332.)

Poln.: Mlynarz nieumaczony zwierzyna. (Celakovsky, 332.)

35 Ein Müller hat zwei Scheffel, den einen zum Ein-, den andern zum Ausmessen.

36 Ein Müller ist nie so trunken, dass er zu metzen vergessen sollte.

Dän.: Mölleren er aldrig saa drukken at han glemmer at tolde. (Bohn I, 390; Prov. dan., 519.)

37 Ein Müllner muss drei Dinge haben: einen Haushahn, einen Haushund und eine Mühle. Der Hahn sagt: Oes is, is, is, is a Dieb im Haus. Der Hund fragt: Wo, wo, wo? Und die Mühle antwortet: Da Milna, da Milna! (Oberösterreich.) - Baumgarten, I, 94.

38 Eines frommen Müllers Hut ist zum Teufelaustreiben gut. - Schmitz, 197, 196.

39 Eines Müllers Huhn, das kein gestohlen Korn gepickt, ein Bettler, der nie sein Wams geflickt, und ein Geizhals ohne Geld sind drei seltene Dinge in der Welt.

Holl.: Waar vindt men een' molenaars haan, die nooit een gestolen graantje gepikt heeft. (Harrebomee, II, 96a.)

40 En Möller mütt'n annern aut de Möll helpen. (Altmark.) - Danneil, 277.

Wenn ein Müller zahlungsunfähig wird, so pflegt ein anderer Müller die Mühle zu erwerben; auch wol: ein Betrüger bringt den andern ums Brot.

41 Es ist kein Müller, der nicht Haare auf den Zähnen hat.

42 Es ist nichts Freudigeres denn eines Müllers Pfoten, denn sie darf zu aller Zeit (auch bei nächtlicher Weil) den Dieb beim Halse halten. - Schaltjahr, II, 221.

43 Es sind nicht alle Müller, die weisse Röcke tragen. - Winckler, VII, 4.

44 Es wäre um die Müller geschehen, wenn es Mehl schneite.

Die Russen: Liesse Gott gleich Mehl wachsen, wo bliebe da der Müller. (Altmann VI, 417.)

45 Für Müllers Hennen, des Bäckers Schwein und der Witfrau Knecht soll man nicht sorgen. - Simrock, 7146; Körte, 4321; Braun, I, 2790.

46 Jeder ist des Müllers Schwager, so lange er in der Mühle ist. - Winckler, VIII, 87.

47 Jeder Müller leitet das Wasser in seine Mühle. - Reinsberg III, 44.

Engl.: Every miller draws water to his own mill. (Bohn II, 116; Gaal, 965.)

Frz.: Tirer eau en son moulin. (Bohn II, 116.)

It.: Ognun tira l'acqua al suo mulino. (Gaal, 965.)

Ung.: Kiki maga bogracscsa ala taszit. (Gaal, 965.)

48 Kein Müller hat Wasser, kein Schäfer Weide genug. - Blum, 672; Eisenhart, 255; Eiselein, 475; Hassl., 25; Gaal, 674; Sailer, 370; Simrock, 7147; Braun, I, 2794.

Von einer den Weiden und Mühlen zustehenden Gerechtigkeit. Das Recht der Mühlen erstreckt sich auf den Lauf des Wassers, das weder zur Wässerung der Wiesen, noch zum Bleichen u. s. w., wenn es zum nothwendigen Bedarf der Mühle erforderlich ist, entzogen werden darf. Eine ähnliche Beschaffenheit hat es mit der Hutungsgerechtigkeit, von welcher dies Sprichwort ebenfalls handelt. Die Wiese muss in gehörigem Stande erhalten werden, damit der, welcher darauf zu hüten berechtigt ist, nicht beeinträchtigt wird. Das Sprichwort sagt also, dass man den Müllern nicht das Wasser entziehen, den Schäfern die Weide verkümmern dürfe. (S. Sichel.)

49 Lauf, Müllers Acker, zu Herrenspielzeug.

Wenn jemand das, was ihn ernährt, für Luxusartikel hingibt, wie etwa, wenn ein Müller die Mühlsteine gegen Edelsteine vertauschte.

[Spaltenumbruch] 50 Lewer tu a Maller üss tu a Dokter. (Amrum.) - Haupt, VIII, 369, 316.

Lieber zum Müller als zum Doctor; die lieber Brot kaufen all Arznei.

51 Malet der Müller nicht bey Tag, so versichts doch die Müllerin mit dem Gardian bey nacht. - Gruter, III, 65; Lehmann, II, 407, 6; Eiselein, 475; Klosterspiegel, 36, 3.

Lat.: Quando faber cudit, monachus cum conjuge ludit. (Binder II, 2734; Eiselein, 475.)

52 Müller mit sien Maltfatt, Wefer mit sien Spolrad, Snider mit sien Snippelscher, war kamen de dre Defe her? - Bueren, 877.

Der Volkswitz hat sich mehrere Berufsarten für seine Neckereien ausgewählt, besonders Schneider, von denen er sagt, dass sie von dem ihrer Schere anvertrauten Stoffen mehr in die Hölle werfen, als absolut nothwendig und mit einem guten Gewissen verträglich ist. Uebel beleumundet sind auch die Barbiere als Schwätzer, die Jäger als Lügner, die Müller, weil die Metze nach der Meinung böser Zungen gewöhnlich reichlicher als billig ausfallen soll.

Holl.: Een molenaar, een tollenaar, een wisselaar en een woekeraar zijn de vier evangelisten van Lucifaar. (Harrebomee, II, 96.)

53 Müller, Müller, Mahler, die Jungens kosten 'n Dahler, die Mädchens kosten 'n Hühnerdreck, die Jungens springen über 't Heck. (Pommern.)

Spottweis auf den Namen Müller.

54 Müller, Müller, Roggenstehler, Kernenbeisser, Hosenscheisser. - Simrock, 7144a; schwäbisch bei Birlinger, 1131.

55 Müller, Schneider und Weber werden nicht gehängt, das Handwerk ginge sonst aus. - Mayer, I, 95; Eiselein, 474; Simrock, 7139; Körte, 4324; Körte2, 5433; Graf, 47, 324; Braun, I, 2791.

56 Müller und Bäcker sind de letzten, de dothungert (todthungern). (Rendsburg.)

Dän.: Mölere og bagere ere de sidste handverker som döe af hunger. (Prov. dan., 419.)

57 Müller und Bäcker stehlen nicht, man bringt's ihnen. - Eiselein, 475; Simrock, 7140; Braun, I, 2795; Graf, 46.

Im Mittelalter galten gewisse Berufsarten, Beschäftigungen und Verrichtungen für ehrlos, zu denen auch die des Müllers und Bäckers gehörten, deren Ehrlichkeit in keinem guten Rufe stand. Verschiedene Sprichwörter, zu denen auch das obige gehört, zeigen, wie der Volkswitz darüber gedacht.

58 Müller und Schäfer kommen nach sieben Jahren nicht mehr in den Himmel. (Göttingen.)

59 Müller vnd Becker seynd die letzten vnter Handwerckern, die Hungers sterben. - Lehmann, 363, 23.

Lat.: Septem convivia, novem convitia. (Sutor, 141.)

60 Müllers Hemd nimmt jeden Morgen ein Dieb beim Kragen.

61 Müllers Kind macht, wenn es geboren, schon krumme Finger.

62 Müllers Kinder und Pfarrers Küh', wenn's geräth, do is gutt Vieh. (S. Schulzentochter.) - Schles. Provinzialbl., 1862, S. 569.

63 'N frummen Möller sin Huot is to'm Düwelutdreiwen guot. - Schlingmann, 1037.

64 Oess de Möller schwart on de Schmödt witt, denn öss schlechte Teit. (Alt-Pillau.)

65 Schützt der Müller das Wasser gleich lang, so muss er es endlich doch lauffen lassen. - Petri, II, 533.

66 'T is god för de Müller, dat de Sacken nich spreken könnt. (Ostfries.) - Bueren, 1080; Hauskalender, I.

67 Von Müllers Henn' und Witwers Magd wird selten Hungersnoth geklagt. - Blum, 685; Eiselein, 475; Pistor., V, 30; Körte, 4320; Simrock, 7145; Braun, I, 2789.

Beide haben ja Gelegenheit genug, für sich zu sorgen. Die Henne des Müllers findet überall Körner; und die Magd des Witwers ist von der strengen Aufsicht einer Hausfrau frei.

68 Wamme twei Müelers in einen Sack stieket un tummelt (rollt) se den Bearg heruner, dann is ümmer en Schelm boewen. (Büren.)

[Spaltenumbruch] 33 Ein Müller, den das Messen verdreusst; ein Amtmann, der seines Amts nicht geneusst; ein Holzförster, der im Winter erfreust; ein Wirth, der nicht anschreibt sein Bier, das sind verlogene Leute vier.Petri, II, 215.

34 Ein Müller, der nicht ist bestaubt, ein Pfaff, der nicht glaubt, ein Geizhals ohne Geld sind drei seltene Dinge in der Welt.

Böhm.: Mlynářneu moučený vzácná zvĕřina. (Čelakovsky, 332.)

Poln.: Młynarz nieumączony źwierzyna. (Čelakovsky, 332.)

35 Ein Müller hat zwei Scheffel, den einen zum Ein-, den andern zum Ausmessen.

36 Ein Müller ist nie so trunken, dass er zu metzen vergessen sollte.

Dän.: Mølleren er aldrig saa drukken at han glemmer at tolde. (Bohn I, 390; Prov. dan., 519.)

37 Ein Müllner muss drei Dinge haben: einen Haushahn, einen Haushund und eine Mühle. Der Hahn sagt: Oes is, is, is, is a Dieb im Haus. Der Hund fragt: Wo, wo, wo? Und die Mühle antwortet: Da Milna, da Milna! (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 94.

38 Eines frommen Müllers Hut ist zum Teufelaustreiben gut.Schmitz, 197, 196.

39 Eines Müllers Huhn, das kein gestohlen Korn gepickt, ein Bettler, der nie sein Wams geflickt, und ein Geizhals ohne Geld sind drei seltene Dinge in der Welt.

Holl.: Waar vindt men een' molenaars haan, die nooit een gestolen graantje gepikt heeft. (Harrebomée, II, 96a.)

40 Ên Möller mütt'n annern ût de Möll helpen. (Altmark.) – Danneil, 277.

Wenn ein Müller zahlungsunfähig wird, so pflegt ein anderer Müller die Mühle zu erwerben; auch wol: ein Betrüger bringt den andern ums Brot.

41 Es ist kein Müller, der nicht Haare auf den Zähnen hat.

42 Es ist nichts Freudigeres denn eines Müllers Pfoten, denn sie darf zu aller Zeit (auch bei nächtlicher Weil) den Dieb beim Halse halten.Schaltjahr, II, 221.

43 Es sind nicht alle Müller, die weisse Röcke tragen.Winckler, VII, 4.

44 Es wäre um die Müller geschehen, wenn es Mehl schneite.

Die Russen: Liesse Gott gleich Mehl wachsen, wo bliebe da der Müller. (Altmann VI, 417.)

45 Für Müllers Hennen, des Bäckers Schwein und der Witfrau Knecht soll man nicht sorgen.Simrock, 7146; Körte, 4321; Braun, I, 2790.

46 Jeder ist des Müllers Schwager, so lange er in der Mühle ist.Winckler, VIII, 87.

47 Jeder Müller leitet das Wasser in seine Mühle.Reinsberg III, 44.

Engl.: Every miller draws water to his own mill. (Bohn II, 116; Gaal, 965.)

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Ung.: Kiki maga bográcscsa alá taszít. (Gaal, 965.)

48 Kein Müller hat Wasser, kein Schäfer Weide genug.Blum, 672; Eisenhart, 255; Eiselein, 475; Hassl., 25; Gaal, 674; Sailer, 370; Simrock, 7147; Braun, I, 2794.

Von einer den Weiden und Mühlen zustehenden Gerechtigkeit. Das Recht der Mühlen erstreckt sich auf den Lauf des Wassers, das weder zur Wässerung der Wiesen, noch zum Bleichen u. s. w., wenn es zum nothwendigen Bedarf der Mühle erforderlich ist, entzogen werden darf. Eine ähnliche Beschaffenheit hat es mit der Hutungsgerechtigkeit, von welcher dies Sprichwort ebenfalls handelt. Die Wiese muss in gehörigem Stande erhalten werden, damit der, welcher darauf zu hüten berechtigt ist, nicht beeinträchtigt wird. Das Sprichwort sagt also, dass man den Müllern nicht das Wasser entziehen, den Schäfern die Weide verkümmern dürfe. (S. Sichel.)

49 Lauf, Müllers Acker, zu Herrenspielzeug.

Wenn jemand das, was ihn ernährt, für Luxusartikel hingibt, wie etwa, wenn ein Müller die Mühlsteine gegen Edelsteine vertauschte.

[Spaltenumbruch] 50 Lêwer tu a Maller üss tu a Dokter. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 316.

Lieber zum Müller als zum Doctor; die lieber Brot kaufen all Arznei.

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Der Volkswitz hat sich mehrere Berufsarten für seine Neckereien ausgewählt, besonders Schneider, von denen er sagt, dass sie von dem ihrer Schere anvertrauten Stoffen mehr in die Hölle werfen, als absolut nothwendig und mit einem guten Gewissen verträglich ist. Uebel beleumundet sind auch die Barbiere als Schwätzer, die Jäger als Lügner, die Müller, weil die Metze nach der Meinung böser Zungen gewöhnlich reichlicher als billig ausfallen soll.

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53 Müller, Müller, Mahler, die Jungens kosten 'n Dahler, die Mädchens kosten 'n Hühnerdreck, die Jungens springen über 't Heck. (Pommern.)

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54 Müller, Müller, Roggenstehler, Kernenbeisser, Hosenscheisser.Simrock, 7144a; schwäbisch bei Birlinger, 1131.

55 Müller, Schneider und Weber werden nicht gehängt, das Handwerk ginge sonst aus.Mayer, I, 95; Eiselein, 474; Simrock, 7139; Körte, 4324; Körte2, 5433; Graf, 47, 324; Braun, I, 2791.

56 Müller und Bäcker sind de letzten, de dothungert (todthungern). (Rendsburg.)

Dän.: Mølere og bagere ere de sidste handverker som døe af hunger. (Prov. dan., 419.)

57 Müller und Bäcker stehlen nicht, man bringt's ihnen.Eiselein, 475; Simrock, 7140; Braun, I, 2795; Graf, 46.

Im Mittelalter galten gewisse Berufsarten, Beschäftigungen und Verrichtungen für ehrlos, zu denen auch die des Müllers und Bäckers gehörten, deren Ehrlichkeit in keinem guten Rufe stand. Verschiedene Sprichwörter, zu denen auch das obige gehört, zeigen, wie der Volkswitz darüber gedacht.

58 Müller und Schäfer kommen nach sieben Jahren nicht mehr in den Himmel. (Göttingen.)

59 Müller vnd Becker seynd die letzten vnter Handwerckern, die Hungers sterben.Lehmann, 363, 23.

Lat.: Septem convivia, novem convitia. (Sutor, 141.)

60 Müllers Hemd nimmt jeden Morgen ein Dieb beim Kragen.

61 Müllers Kind macht, wenn es geboren, schon krumme Finger.

62 Müllers Kinder und Pfarrers Küh', wenn's geräth, do is gutt Vieh. (S. Schulzentochter.) – Schles. Provinzialbl., 1862, S. 569.

63 'N frummen Möller sin Huot is to'm Düwelutdrîwen guot.Schlingmann, 1037.

64 Oess de Möller schwart on de Schmödt witt, denn öss schlechte Tît. (Alt-Pillau.)

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66 'T is gôd för de Müller, dat de Sacken nich spreken könnt. (Ostfries.) – Bueren, 1080; Hauskalender, I.

67 Von Müllers Henn' und Witwers Magd wird selten Hungersnoth geklagt.Blum, 685; Eiselein, 475; Pistor., V, 30; Körte, 4320; Simrock, 7145; Braun, I, 2789.

Beide haben ja Gelegenheit genug, für sich zu sorgen. Die Henne des Müllers findet überall Körner; und die Magd des Witwers ist von der strengen Aufsicht einer Hausfrau frei.

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[[381]/0395] 33 Ein Müller, den das Messen verdreusst; ein Amtmann, der seines Amts nicht geneusst; ein Holzförster, der im Winter erfreust; ein Wirth, der nicht anschreibt sein Bier, das sind verlogene Leute vier. – Petri, II, 215. 34 Ein Müller, der nicht ist bestaubt, ein Pfaff, der nicht glaubt, ein Geizhals ohne Geld sind drei seltene Dinge in der Welt. Böhm.: Mlynářneu moučený vzácná zvĕřina. (Čelakovsky, 332.) Poln.: Młynarz nieumączony źwierzyna. (Čelakovsky, 332.) 35 Ein Müller hat zwei Scheffel, den einen zum Ein-, den andern zum Ausmessen. 36 Ein Müller ist nie so trunken, dass er zu metzen vergessen sollte. Dän.: Mølleren er aldrig saa drukken at han glemmer at tolde. (Bohn I, 390; Prov. dan., 519.) 37 Ein Müllner muss drei Dinge haben: einen Haushahn, einen Haushund und eine Mühle. Der Hahn sagt: Oes is, is, is, is a Dieb im Haus. Der Hund fragt: Wo, wo, wo? Und die Mühle antwortet: Da Milna, da Milna! (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 94. 38 Eines frommen Müllers Hut ist zum Teufelaustreiben gut. – Schmitz, 197, 196. 39 Eines Müllers Huhn, das kein gestohlen Korn gepickt, ein Bettler, der nie sein Wams geflickt, und ein Geizhals ohne Geld sind drei seltene Dinge in der Welt. Holl.: Waar vindt men een' molenaars haan, die nooit een gestolen graantje gepikt heeft. (Harrebomée, II, 96a.) 40 Ên Möller mütt'n annern ût de Möll helpen. (Altmark.) – Danneil, 277. Wenn ein Müller zahlungsunfähig wird, so pflegt ein anderer Müller die Mühle zu erwerben; auch wol: ein Betrüger bringt den andern ums Brot. 41 Es ist kein Müller, der nicht Haare auf den Zähnen hat. 42 Es ist nichts Freudigeres denn eines Müllers Pfoten, denn sie darf zu aller Zeit (auch bei nächtlicher Weil) den Dieb beim Halse halten. – Schaltjahr, II, 221. 43 Es sind nicht alle Müller, die weisse Röcke tragen. – Winckler, VII, 4. 44 Es wäre um die Müller geschehen, wenn es Mehl schneite. Die Russen: Liesse Gott gleich Mehl wachsen, wo bliebe da der Müller. (Altmann VI, 417.) 45 Für Müllers Hennen, des Bäckers Schwein und der Witfrau Knecht soll man nicht sorgen. – Simrock, 7146; Körte, 4321; Braun, I, 2790. 46 Jeder ist des Müllers Schwager, so lange er in der Mühle ist. – Winckler, VIII, 87. 47 Jeder Müller leitet das Wasser in seine Mühle. – Reinsberg III, 44. Engl.: Every miller draws water to his own mill. (Bohn II, 116; Gaal, 965.) Frz.: Tirer eau en son moulin. (Bohn II, 116.) It.: Ognun tira l'acqua al suo mulino. (Gaal, 965.) Ung.: Kiki maga bográcscsa alá taszít. (Gaal, 965.) 48 Kein Müller hat Wasser, kein Schäfer Weide genug. – Blum, 672; Eisenhart, 255; Eiselein, 475; Hassl., 25; Gaal, 674; Sailer, 370; Simrock, 7147; Braun, I, 2794. Von einer den Weiden und Mühlen zustehenden Gerechtigkeit. Das Recht der Mühlen erstreckt sich auf den Lauf des Wassers, das weder zur Wässerung der Wiesen, noch zum Bleichen u. s. w., wenn es zum nothwendigen Bedarf der Mühle erforderlich ist, entzogen werden darf. Eine ähnliche Beschaffenheit hat es mit der Hutungsgerechtigkeit, von welcher dies Sprichwort ebenfalls handelt. Die Wiese muss in gehörigem Stande erhalten werden, damit der, welcher darauf zu hüten berechtigt ist, nicht beeinträchtigt wird. Das Sprichwort sagt also, dass man den Müllern nicht das Wasser entziehen, den Schäfern die Weide verkümmern dürfe. (S. Sichel.) 49 Lauf, Müllers Acker, zu Herrenspielzeug. Wenn jemand das, was ihn ernährt, für Luxusartikel hingibt, wie etwa, wenn ein Müller die Mühlsteine gegen Edelsteine vertauschte. 50 Lêwer tu a Maller üss tu a Dokter. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 316. Lieber zum Müller als zum Doctor; die lieber Brot kaufen all Arznei. 51 Malet der Müller nicht bey Tag, so versichts doch die Müllerin mit dem Gardian bey nacht. – Gruter, III, 65; Lehmann, II, 407, 6; Eiselein, 475; Klosterspiegel, 36, 3. Lat.: Quando faber cudit, monachus cum conjuge ludit. (Binder II, 2734; Eiselein, 475.) 52 Müller mit sien Maltfatt, Wefer mit sien Spôlrad, Snider mit sien Snippelschêr, war kamen de drê Dêfe her? – Bueren, 877. Der Volkswitz hat sich mehrere Berufsarten für seine Neckereien ausgewählt, besonders Schneider, von denen er sagt, dass sie von dem ihrer Schere anvertrauten Stoffen mehr in die Hölle werfen, als absolut nothwendig und mit einem guten Gewissen verträglich ist. Uebel beleumundet sind auch die Barbiere als Schwätzer, die Jäger als Lügner, die Müller, weil die Metze nach der Meinung böser Zungen gewöhnlich reichlicher als billig ausfallen soll. Holl.: Een molenaar, een tollenaar, een wisselaar en een woekeraar zijn de vier evangelisten van Lucifaar. (Harrebomée, II, 96.) 53 Müller, Müller, Mahler, die Jungens kosten 'n Dahler, die Mädchens kosten 'n Hühnerdreck, die Jungens springen über 't Heck. (Pommern.) Spottweis auf den Namen Müller. 54 Müller, Müller, Roggenstehler, Kernenbeisser, Hosenscheisser. – Simrock, 7144a; schwäbisch bei Birlinger, 1131. 55 Müller, Schneider und Weber werden nicht gehängt, das Handwerk ginge sonst aus. – Mayer, I, 95; Eiselein, 474; Simrock, 7139; Körte, 4324; Körte2, 5433; Graf, 47, 324; Braun, I, 2791. 56 Müller und Bäcker sind de letzten, de dothungert (todthungern). (Rendsburg.) Dän.: Mølere og bagere ere de sidste handverker som døe af hunger. (Prov. dan., 419.) 57 Müller und Bäcker stehlen nicht, man bringt's ihnen. – Eiselein, 475; Simrock, 7140; Braun, I, 2795; Graf, 46. Im Mittelalter galten gewisse Berufsarten, Beschäftigungen und Verrichtungen für ehrlos, zu denen auch die des Müllers und Bäckers gehörten, deren Ehrlichkeit in keinem guten Rufe stand. Verschiedene Sprichwörter, zu denen auch das obige gehört, zeigen, wie der Volkswitz darüber gedacht. 58 Müller und Schäfer kommen nach sieben Jahren nicht mehr in den Himmel. (Göttingen.) 59 Müller vnd Becker seynd die letzten vnter Handwerckern, die Hungers sterben. – Lehmann, 363, 23. Lat.: Septem convivia, novem convitia. (Sutor, 141.) 60 Müllers Hemd nimmt jeden Morgen ein Dieb beim Kragen. 61 Müllers Kind macht, wenn es geboren, schon krumme Finger. 62 Müllers Kinder und Pfarrers Küh', wenn's geräth, do is gutt Vieh. (S. Schulzentochter.) – Schles. Provinzialbl., 1862, S. 569. 63 'N frummen Möller sin Huot is to'm Düwelutdrîwen guot. – Schlingmann, 1037. 64 Oess de Möller schwart on de Schmödt witt, denn öss schlechte Tît. (Alt-Pillau.) 65 Schützt der Müller das Wasser gleich lang, so muss er es endlich doch lauffen lassen. – Petri, II, 533. 66 'T is gôd för de Müller, dat de Sacken nich spreken könnt. (Ostfries.) – Bueren, 1080; Hauskalender, I. 67 Von Müllers Henn' und Witwers Magd wird selten Hungersnoth geklagt. – Blum, 685; Eiselein, 475; Pistor., V, 30; Körte, 4320; Simrock, 7145; Braun, I, 2789. Beide haben ja Gelegenheit genug, für sich zu sorgen. Die Henne des Müllers findet überall Körner; und die Magd des Witwers ist von der strengen Aufsicht einer Hausfrau frei. 68 Wamme twei Müelers in einen Sack stieket un tummelt (rollt) se den Bearg heruner, dann is ümmer en Schelm boewen. (Büren.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [381]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/395>, abgerufen am 26.04.2024.