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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 21 Arme Narren gibt es auch in Wien zu Scharen.

22 As (wenn) a Narr worft (wirft) a Stein in den Garten, können ihn zehn Klüge nischt herausholen. (Jüd.-deutsch. Brody.)

23 As män schickt a Narr auf'n Mark, freuen sich die Krämer. (Jüd.-deutsch.) - Blass, 21.

24 Auch ein Narr kann einmal ein klug Wort reden.

Dän.: En daarlig kand undertiden sige viis tale. - Gekken kand og undertiden finde paa et sandt ord. (Prov. dan., 101 u. 221.)

25 Auch wenn man den Narren in Baumwolle legt, die Schellen rasseln, so er sich regt.

26 Auf a Narr is kein Pejresch (Commentar) zü machen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) - Blass, 6.

Was ein dummer Mensch thun werde, lässt sich nicht vorausbestimmen; die Handlungen eines Narren sind nicht zu berechnen.

27 Auf des Narren Rücken gehört eine Ruthe. - Spr. Sal. 10, 13; Schulze, 52; Zehner, 59.

28 Auf einen Narren soll man nicht harren. - Simrock, 7395; Körte, 4449.

29 Auf Narren tropft es überall.

Böhm.: Vsude na blazna kape. (Celakovsky, 213.)

Poln.: Wszedzie na blaznow kapie. (Celakovsky, 213.)

30 Auf zehn Narren kaum ein Weiser.

Bei den Osmanen kommt auf jeden Narren ein Weiser. (Schlechta, 446.)

31 Aus einem Narren wird kein Weiser.

Die Russen: Der Narr kann sich wol vom Wege der Narrheit verlieren, er wird aber nie einlenken in den Pfad der Weisheit. (Altmann VI, 453.)

32 Aus eines Narren Kopf kommt auch wol ein witziger Gedanke.

Mhd.: Doch geschicht es ze den stunden, daz ein närrli vindt ein list, die dem weisen selczen ist. (Ring.) (Zingerle, 107.)

33 Bei den narren richtet man nichts aus, weder mit worten noch mit werken. - Tappius, 54b; Lehmann, II, 46, 12.

Lat.: Molestum sapientem apud stultos loqui. (Philippi, II, 254; Erasm., 516; Tappius, 54b.)

34 Bei Narren geht's immer hoch hinaus.

Böhm.: Blazen se o malo nepokusi. (Celakovsky, 212.)

35 Bei Narren ist weder Witz noch Verstand. - Chaos, 947.

Lat.: Mens non inest centauris. (Chaos, 947.)

36 Bei Narren richtet man nichts aus, man sehe sauer oder süsse aus.

37 Bei Narren schweige oder narre mit.

Schopenhauer (Parerga, I, 424) sagt: "Dummköpfen und Narren gegenüber gibt es nur Einen Weg, seinen Verstand an den Tag zu legen, und der ist, dass man mit ihnen nicht redet. Aber freilich wird alsdann in der Gesellschaft manchem bisweilen zu Muthe sein, wie einem Tänzer, der auf einen Ball gekommen wäre, wo er lauter Lahme anträfe: mit wem soll er tanzen?"

38 Beim Narren ist's nicht neu, dass er gibt Korn für Spreu.

Die Russen: Wer ein Narr ist, gibt auch wol Tarto für Jama mois. D. h. Dorpat für Jama, ein kleines Gehöft in der Nähe von Dorpat.

39 Besser ein alter Narr als keiner.

Holl.: Beter een olt sot dan gheen. (Tunn., 5, 19.)

Lat.: Est melius multum veterem quam non fore stultum. (Fallersleben, 120.)

40 Besser ein gewanderter Narr als ein heimischer Chochem (Weiser). (Jüd.-deutsch.)

Denn "das Leben bildet den Mann und wenig bedeuten die Worte".

41 Besser ein Narr mit der Gemein als ein Weiser allein.

Das ist wol nur Geschmackssache, doch scheint auch J. Chr. Günther dieser Ansicht zu sein; denn er dichtet: "Die Welt ist jetzo voller Narren, und darum bin ich einer mit; und der hat wol den grössten Sparren, der aus gemeinem Gleise tritt. Ihr Narren lügt, so will ich lügen, bis dass wir alle Kappen kriegen." Und Amara George: "Sei nur nichts einzeln und allein. In Compagnie ein Narr zu sein, gereicht zu keinerlei Beschwer, es kann dem Menschen au contraire nur von dem grössten Nutzen sein. Doch mitten in der närrischen Gemeinde mit der Vernunft erhabnem Licht allein zu stehn - dem schlimmsten meiner Feinde wünsch' ich ein solches Schicksal nicht." Auch Leibniz soll einmal gesagt haben, er wolle lieber ein Narr[Spaltenumbruch] mit vielen, als ein Narr für sich allein sein. (Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, S. 136.)

Frz.: Il vaut mieux etre fou avec tous que sage tout seul. (Bohn I, 26.)

Holl.: Een dwaas laat zich in zijne woorden hooren. (Harrebomee, I, 168a.)

42 Besser ein weiser Narr, als ein thörichter Weiser.

43 Besser ein witziger Narr, als ein närrischer Witzling. - Eiselein, 487; Körte2, 5602; Braun, I, 2929.

44 Besser mit einem ganzen Narren umgehen als mit einem halben.

"Thoren und gescheite Leute", sagt Goethe, "sind gleich unschädlich; nur die Halbnarren und Halbweisen, das sind die gefährlichsten." (Loeper, Sprüche, 395.) Ein Witzbold, der sich klug dünkte, sagte zu einem Schalksnarren, dessen Witz ihm nicht gefiel: "Ich wollte, du wärst ein ganzer Narr oder gar keiner." - "Gib mir deinen Witz zu meinem", erwiderte Pritschenpeter, "so bin ich ein ganzer Narr." (Wurzbach I, 273.)

45 Bey einem narren richt man nichts aus, widder mit bitte noch mit trawen. - Agricola I, 34; Petri, II, 44; Henisch, 400, 55; Richard, 379; Schottel, 1129a; Simrock, 7391.

Holl.: Een zot gelooft niet, voor hij gevoelt. (Harrebomee, II, 510b.)

46 Bey Narren, Kindern vnd Wein kann nichts lange verborgen sein. - Eyering, I, 185; Chaos, 1053.

47 Bey Narren wird man zum Narren. - Gruter, III, 8; Lehmann, II, 50, 18.

48 Biss ein narr, so schlicht man dirs har. - Franck, I, 121b.

49 Bist du ein Narr, so lass dir eine Kappe machen. - Simrock, 12378.

50 Bist mit einem narren besessen, so lass dich beschweren. - Franck, II, 8a; Simrock, 7392; Körte, 4474; Körte2, 5617.

51 Bürge man den Narren hinter der Thür, er steckt die Ohren doch herfür.

52 D' Narre si au Lüt (Aargau.) - Schweiz, II, 144, 19.

53 D' Narre si au Lüt, aber nid wie ander. - Sutermeister, 141.

54 D' Narre sy au Lüt, aber nit all' Lüt Narre. (Solothurn.) - Schild, 67, 121.

55 D' Narre thüend e Zeiche. (Aargau.) - Schweiz, II, 144, 16.

56 D' Narre wachse, me braucht si nid z' b'schütte. - Sutermeister, 140.

B'schütte = mit Dünger begiessen.

57 D' Norre und Narre sind z' thür, wie me's kauft. - Sutermeister, 140.

Die Russen: Der Narr ist ein Narr von sich selber, der Weise ist ein Weiser durch den Umgang mit den Leuten. (Altmann VI, 457.)

58 Dar is ken Narr of he makt sik darto. - Bueren, 160; Frommann, II, 535, 95; Eichwald, 1385.

59 Dar is ken Narr so kön, he driggt gel or grön. - Eichwald, 1381.

60 Darbey erkennt man einen Narren, wenn er wil klug seyn. - Petri, II, 53.

61 Das ist der grösste Narr von allen, der allen Narren will gefallen.

Poln.: Jeszcze ten sie nie urodzil, co by wszystkim dogodzil, Pan Bog ludziom niedogodzi a coz czlowiek. (Masson, 281.)

62 Das ist ein narr, der do redet, was yhm eynfellet. - Agricola I, 430.

63 Das sind die schlimmsten Narren, die freiwillig sich närrisch gebaren.

Lat.: Stultior est stultus fictus fatuus, quam non ita dictas. (Loci comm., 190; Sutor, 922.)

64 Das sind Narren, die Geld vergraben, und haben keins.

65 Dat es ken Narr, de 't sägt, de ess 'n Narr, de 't lüft. (Lippe.)

66 De Narre träumt nüt G'schids. (Aargau.) - Schweiz, II, 144, 18.

67 De Narren bauet de Hüser, un de Klauken bewonet se. - Schambach, II, 70.

Weil sich so mancher durch Bauen zu Grunde richtet, wodurch das gebaute Haus in andere Hände kommt.

[Spaltenumbruch] 21 Arme Narren gibt es auch in Wien zu Scharen.

22 As (wenn) a Narr worft (wirft) a Stein in den Garten, können ihn zehn Klüge nischt herausholen. (Jüd.-deutsch. Brody.)

23 As män schickt a Narr auf'n Mark, freuen sich die Krämer. (Jüd.-deutsch.) – Blass, 21.

24 Auch ein Narr kann einmal ein klug Wort reden.

Dän.: En daarlig kand undertiden sige viis tale. – Gekken kand og undertiden finde paa et sandt ord. (Prov. dan., 101 u. 221.)

25 Auch wenn man den Narren in Baumwolle legt, die Schellen rasseln, so er sich regt.

26 Auf a Narr is kein Pejresch (Commentar) zü machen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 6.

Was ein dummer Mensch thun werde, lässt sich nicht vorausbestimmen; die Handlungen eines Narren sind nicht zu berechnen.

27 Auf des Narren Rücken gehört eine Ruthe.Spr. Sal. 10, 13; Schulze, 52; Zehner, 59.

28 Auf einen Narren soll man nicht harren.Simrock, 7395; Körte, 4449.

29 Auf Narren tropft es überall.

Böhm.: Všude na blázna kape. (Čelakovský, 213.)

Poln.: Wszędzie na błaznów kapie. (Čelakovský, 213.)

30 Auf zehn Narren kaum ein Weiser.

Bei den Osmanen kommt auf jeden Narren ein Weiser. (Schlechta, 446.)

31 Aus einem Narren wird kein Weiser.

Die Russen: Der Narr kann sich wol vom Wege der Narrheit verlieren, er wird aber nie einlenken in den Pfad der Weisheit. (Altmann VI, 453.)

32 Aus eines Narren Kopf kommt auch wol ein witziger Gedanke.

Mhd.: Doch geschicht es ze den stunden, daz ein närrli vindt ein list, die dem weisen selczen ist. (Ring.) (Zingerle, 107.)

33 Bei den narren richtet man nichts aus, weder mit worten noch mit werken.Tappius, 54b; Lehmann, II, 46, 12.

Lat.: Molestum sapientem apud stultos loqui. (Philippi, II, 254; Erasm., 516; Tappius, 54b.)

34 Bei Narren geht's immer hoch hinaus.

Böhm.: Blázen se o málo nepokusí. (Čelakovský, 212.)

35 Bei Narren ist weder Witz noch Verstand.Chaos, 947.

Lat.: Mens non inest centauris. (Chaos, 947.)

36 Bei Narren richtet man nichts aus, man sehe sauer oder süsse aus.

37 Bei Narren schweige oder narre mit.

Schopenhauer (Parerga, I, 424) sagt: „Dummköpfen und Narren gegenüber gibt es nur Einen Weg, seinen Verstand an den Tag zu legen, und der ist, dass man mit ihnen nicht redet. Aber freilich wird alsdann in der Gesellschaft manchem bisweilen zu Muthe sein, wie einem Tänzer, der auf einen Ball gekommen wäre, wo er lauter Lahme anträfe: mit wem soll er tanzen?“

38 Beim Narren ist's nicht neu, dass er gibt Korn für Spreu.

Die Russen: Wer ein Narr ist, gibt auch wol Tarto für Jama mois. D. h. Dorpat für Jama, ein kleines Gehöft in der Nähe von Dorpat.

39 Besser ein alter Narr als keiner.

Holl.: Beter een olt sot dan gheen. (Tunn., 5, 19.)

Lat.: Est melius multum veterem quam non fore stultum. (Fallersleben, 120.)

40 Besser ein gewanderter Narr als ein heimischer Chochem (Weiser). (Jüd.-deutsch.)

Denn „das Leben bildet den Mann und wenig bedeuten die Worte“.

41 Besser ein Narr mit der Gemein als ein Weiser allein.

Das ist wol nur Geschmackssache, doch scheint auch J. Chr. Günther dieser Ansicht zu sein; denn er dichtet: „Die Welt ist jetzo voller Narren, und darum bin ich einer mit; und der hat wol den grössten Sparren, der aus gemeinem Gleise tritt. Ihr Narren lügt, so will ich lügen, bis dass wir alle Kappen kriegen.“ Und Amara George: „Sei nur nichts einzeln und allein. In Compagnie ein Narr zu sein, gereicht zu keinerlei Beschwer, es kann dem Menschen au contraire nur von dem grössten Nutzen sein. Doch mitten in der närrischen Gemeinde mit der Vernunft erhabnem Licht allein zu stehn – dem schlimmsten meiner Feinde wünsch' ich ein solches Schicksal nicht.“ Auch Leibniz soll einmal gesagt haben, er wolle lieber ein Narr[Spaltenumbruch] mit vielen, als ein Narr für sich allein sein. (Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, S. 136.)

Frz.: Il vaut mieux être fou avec tous que sage tout seul. (Bohn I, 26.)

Holl.: Een dwaas laat zich in zijne woorden hooren. (Harrebomée, I, 168a.)

42 Besser ein weiser Narr, als ein thörichter Weiser.

43 Besser ein witziger Narr, als ein närrischer Witzling.Eiselein, 487; Körte2, 5602; Braun, I, 2929.

44 Besser mit einem ganzen Narren umgehen als mit einem halben.

„Thoren und gescheite Leute“, sagt Goethe, „sind gleich unschädlich; nur die Halbnarren und Halbweisen, das sind die gefährlichsten.“ (Loeper, Sprüche, 395.) Ein Witzbold, der sich klug dünkte, sagte zu einem Schalksnarren, dessen Witz ihm nicht gefiel: „Ich wollte, du wärst ein ganzer Narr oder gar keiner.“ – „Gib mir deinen Witz zu meinem“, erwiderte Pritschenpeter, „so bin ich ein ganzer Narr.“ (Wurzbach I, 273.)

45 Bey einem narren richt man nichts aus, widder mit bitte noch mit trawen.Agricola I, 34; Petri, II, 44; Henisch, 400, 55; Richard, 379; Schottel, 1129a; Simrock, 7391.

Holl.: Een zot gelooft niet, voor hij gevoelt. (Harrebomée, II, 510b.)

46 Bey Narren, Kindern vnd Wein kann nichts lange verborgen sein.Eyering, I, 185; Chaos, 1053.

47 Bey Narren wird man zum Narren.Gruter, III, 8; Lehmann, II, 50, 18.

48 Biss ein narr, so schlicht man dirs har.Franck, I, 121b.

49 Bist du ein Narr, so lass dir eine Kappe machen.Simrock, 12378.

50 Bist mit einem narren besessen, so lass dich beschweren.Franck, II, 8a; Simrock, 7392; Körte, 4474; Körte2, 5617.

51 Bürge man den Narren hinter der Thür, er steckt die Ohren doch herfür.

52 D' Narre si au Lüt (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 19.

53 D' Narre si au Lüt, aber nid wie ander.Sutermeister, 141.

54 D' Narre sy au Lüt, aber nit all' Lüt Narre. (Solothurn.) – Schild, 67, 121.

55 D' Narre thüend e Zeiche. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 16.

56 D' Narre wachse, me brûcht si nid z' b'schütte.Sutermeister, 140.

B'schütte = mit Dünger begiessen.

57 D' Norre und Narre sind z' thür, wie me's kauft.Sutermeister, 140.

Die Russen: Der Narr ist ein Narr von sich selber, der Weise ist ein Weiser durch den Umgang mit den Leuten. (Altmann VI, 457.)

58 Dar is kên Narr of he mâkt sik darto.Bueren, 160; Frommann, II, 535, 95; Eichwald, 1385.

59 Dar is kên Narr so kön, he driggt gêl or grön.Eichwald, 1381.

60 Darbey erkennt man einen Narren, wenn er wil klug seyn.Petri, II, 53.

61 Das ist der grösste Narr von allen, der allen Narren will gefallen.

Poln.: Jeszcze tęn się nie urodził, co by wszystkim dogodził, Pan Bog ludziom niedogodzí a cóź człowiek. (Masson, 281.)

62 Das ist ein narr, der do redet, was yhm eynfellet.Agricola I, 430.

63 Das sind die schlimmsten Narren, die freiwillig sich närrisch gebaren.

Lat.: Stultior est stultus fictus fatuus, quam non ita dictas. (Loci comm., 190; Sutor, 922.)

64 Das sind Narren, die Geld vergraben, und haben keins.

65 Dat es kên Narr, de 't sägt, de ess 'n Narr, de 't lüft. (Lippe.)

66 De Narre träumt nüt G'schids. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 18.

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[[440]/0454] 21 Arme Narren gibt es auch in Wien zu Scharen. 22 As (wenn) a Narr worft (wirft) a Stein in den Garten, können ihn zehn Klüge nischt herausholen. (Jüd.-deutsch. Brody.) 23 As män schickt a Narr auf'n Mark, freuen sich die Krämer. (Jüd.-deutsch.) – Blass, 21. 24 Auch ein Narr kann einmal ein klug Wort reden. Dän.: En daarlig kand undertiden sige viis tale. – Gekken kand og undertiden finde paa et sandt ord. (Prov. dan., 101 u. 221.) 25 Auch wenn man den Narren in Baumwolle legt, die Schellen rasseln, so er sich regt. 26 Auf a Narr is kein Pejresch (Commentar) zü machen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 6. Was ein dummer Mensch thun werde, lässt sich nicht vorausbestimmen; die Handlungen eines Narren sind nicht zu berechnen. 27 Auf des Narren Rücken gehört eine Ruthe. – Spr. Sal. 10, 13; Schulze, 52; Zehner, 59. 28 Auf einen Narren soll man nicht harren. – Simrock, 7395; Körte, 4449. 29 Auf Narren tropft es überall. Böhm.: Všude na blázna kape. (Čelakovský, 213.) Poln.: Wszędzie na błaznów kapie. (Čelakovský, 213.) 30 Auf zehn Narren kaum ein Weiser. Bei den Osmanen kommt auf jeden Narren ein Weiser. (Schlechta, 446.) 31 Aus einem Narren wird kein Weiser. Die Russen: Der Narr kann sich wol vom Wege der Narrheit verlieren, er wird aber nie einlenken in den Pfad der Weisheit. (Altmann VI, 453.) 32 Aus eines Narren Kopf kommt auch wol ein witziger Gedanke. Mhd.: Doch geschicht es ze den stunden, daz ein närrli vindt ein list, die dem weisen selczen ist. (Ring.) (Zingerle, 107.) 33 Bei den narren richtet man nichts aus, weder mit worten noch mit werken. – Tappius, 54b; Lehmann, II, 46, 12. Lat.: Molestum sapientem apud stultos loqui. (Philippi, II, 254; Erasm., 516; Tappius, 54b.) 34 Bei Narren geht's immer hoch hinaus. Böhm.: Blázen se o málo nepokusí. (Čelakovský, 212.) 35 Bei Narren ist weder Witz noch Verstand. – Chaos, 947. Lat.: Mens non inest centauris. (Chaos, 947.) 36 Bei Narren richtet man nichts aus, man sehe sauer oder süsse aus. 37 Bei Narren schweige oder narre mit. Schopenhauer (Parerga, I, 424) sagt: „Dummköpfen und Narren gegenüber gibt es nur Einen Weg, seinen Verstand an den Tag zu legen, und der ist, dass man mit ihnen nicht redet. Aber freilich wird alsdann in der Gesellschaft manchem bisweilen zu Muthe sein, wie einem Tänzer, der auf einen Ball gekommen wäre, wo er lauter Lahme anträfe: mit wem soll er tanzen?“ 38 Beim Narren ist's nicht neu, dass er gibt Korn für Spreu. Die Russen: Wer ein Narr ist, gibt auch wol Tarto für Jama mois. D. h. Dorpat für Jama, ein kleines Gehöft in der Nähe von Dorpat. 39 Besser ein alter Narr als keiner. Holl.: Beter een olt sot dan gheen. (Tunn., 5, 19.) Lat.: Est melius multum veterem quam non fore stultum. (Fallersleben, 120.) 40 Besser ein gewanderter Narr als ein heimischer Chochem (Weiser). (Jüd.-deutsch.) Denn „das Leben bildet den Mann und wenig bedeuten die Worte“. 41 Besser ein Narr mit der Gemein als ein Weiser allein. Das ist wol nur Geschmackssache, doch scheint auch J. Chr. Günther dieser Ansicht zu sein; denn er dichtet: „Die Welt ist jetzo voller Narren, und darum bin ich einer mit; und der hat wol den grössten Sparren, der aus gemeinem Gleise tritt. Ihr Narren lügt, so will ich lügen, bis dass wir alle Kappen kriegen.“ Und Amara George: „Sei nur nichts einzeln und allein. In Compagnie ein Narr zu sein, gereicht zu keinerlei Beschwer, es kann dem Menschen au contraire nur von dem grössten Nutzen sein. Doch mitten in der närrischen Gemeinde mit der Vernunft erhabnem Licht allein zu stehn – dem schlimmsten meiner Feinde wünsch' ich ein solches Schicksal nicht.“ Auch Leibniz soll einmal gesagt haben, er wolle lieber ein Narr mit vielen, als ein Narr für sich allein sein. (Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, S. 136.) Frz.: Il vaut mieux être fou avec tous que sage tout seul. (Bohn I, 26.) Holl.: Een dwaas laat zich in zijne woorden hooren. (Harrebomée, I, 168a.) 42 Besser ein weiser Narr, als ein thörichter Weiser. 43 Besser ein witziger Narr, als ein närrischer Witzling. – Eiselein, 487; Körte2, 5602; Braun, I, 2929. 44 Besser mit einem ganzen Narren umgehen als mit einem halben. „Thoren und gescheite Leute“, sagt Goethe, „sind gleich unschädlich; nur die Halbnarren und Halbweisen, das sind die gefährlichsten.“ (Loeper, Sprüche, 395.) Ein Witzbold, der sich klug dünkte, sagte zu einem Schalksnarren, dessen Witz ihm nicht gefiel: „Ich wollte, du wärst ein ganzer Narr oder gar keiner.“ – „Gib mir deinen Witz zu meinem“, erwiderte Pritschenpeter, „so bin ich ein ganzer Narr.“ (Wurzbach I, 273.) 45 Bey einem narren richt man nichts aus, widder mit bitte noch mit trawen. – Agricola I, 34; Petri, II, 44; Henisch, 400, 55; Richard, 379; Schottel, 1129a; Simrock, 7391. Holl.: Een zot gelooft niet, voor hij gevoelt. (Harrebomée, II, 510b.) 46 Bey Narren, Kindern vnd Wein kann nichts lange verborgen sein. – Eyering, I, 185; Chaos, 1053. 47 Bey Narren wird man zum Narren. – Gruter, III, 8; Lehmann, II, 50, 18. 48 Biss ein narr, so schlicht man dirs har. – Franck, I, 121b. 49 Bist du ein Narr, so lass dir eine Kappe machen. – Simrock, 12378. 50 Bist mit einem narren besessen, so lass dich beschweren. – Franck, II, 8a; Simrock, 7392; Körte, 4474; Körte2, 5617. 51 Bürge man den Narren hinter der Thür, er steckt die Ohren doch herfür. 52 D' Narre si au Lüt (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 19. 53 D' Narre si au Lüt, aber nid wie ander. – Sutermeister, 141. 54 D' Narre sy au Lüt, aber nit all' Lüt Narre. (Solothurn.) – Schild, 67, 121. 55 D' Narre thüend e Zeiche. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 16. 56 D' Narre wachse, me brûcht si nid z' b'schütte. – Sutermeister, 140. B'schütte = mit Dünger begiessen. 57 D' Norre und Narre sind z' thür, wie me's kauft. – Sutermeister, 140. Die Russen: Der Narr ist ein Narr von sich selber, der Weise ist ein Weiser durch den Umgang mit den Leuten. (Altmann VI, 457.) 58 Dar is kên Narr of he mâkt sik darto. – Bueren, 160; Frommann, II, 535, 95; Eichwald, 1385. 59 Dar is kên Narr so kön, he driggt gêl or grön. – Eichwald, 1381. 60 Darbey erkennt man einen Narren, wenn er wil klug seyn. – Petri, II, 53. 61 Das ist der grösste Narr von allen, der allen Narren will gefallen. Poln.: Jeszcze tęn się nie urodził, co by wszystkim dogodził, Pan Bog ludziom niedogodzí a cóź człowiek. (Masson, 281.) 62 Das ist ein narr, der do redet, was yhm eynfellet. – Agricola I, 430. 63 Das sind die schlimmsten Narren, die freiwillig sich närrisch gebaren. Lat.: Stultior est stultus fictus fatuus, quam non ita dictas. (Loci comm., 190; Sutor, 922.) 64 Das sind Narren, die Geld vergraben, und haben keins. 65 Dat es kên Narr, de 't sägt, de ess 'n Narr, de 't lüft. (Lippe.) 66 De Narre träumt nüt G'schids. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 18. 67 De Narren bûet de Hüser, un de Klauken bewônet se. – Schambach, II, 70. Weil sich so mancher durch Bauen zu Grunde richtet, wodurch das gebaute Haus in andere Hände kommt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [440]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/454>, abgerufen am 26.04.2024.