Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 16 Es ist kein Stammen so gut, es tregt zuweilen, eins ein vngerathen Kind. - Henisch, 1506, 2; Petri, II, 270.

17 Grosser Stamm gibt oft geringen Schlamm.

18 Je fauler der Stamm, je wohler dem Wurm.

19 Jeder Stamm gilt für einen Baum, auf dem der Sperber einen Spatzen fressen, und er bleibt es, bis ein Reh ihn mit den Füssen spalten kann. - Grimm, Weisth., III, 302, 22.

Mit Bezug auf die Grenzbestimmung zwischen dem, was Wald oder Weide (Gemeingut, Almende) und einem Privatbesitzer gehörendes Feld ist. Unbebautes Feld konnte durch Waldanflug wieder Wald (s. Busch 32 und Ochs 243) und dadurch Almende werden. Der Wald gewann dann die Ebenen, das Sondereigenthum fiel ans Gemeingut zurück. Die Franzosen sagen: Le bois acquiert le plain. (Loysel, I, 257.)

20 Man muss den Stamm biegen, so lang er noch zart ist.

Lat.: In teneris consuescere multum est. (Virgil.) (Binder II, 1475.)

21 Wamme1 legen2 Stamme kamme3 kein gued Riys breaken. (Westf.)

1) Zusammengezogen aus: van eineme.

2) Schlechten, mittelhochdeutsch: le, niedrig, übel.

3) Zusammengezogen aus: kann me.

22 Wer den Stamm (nicht) adelt, den adelt der Stamm auch (nicht).

23 Wie der Stamm, so die Frucht; wie die Aeltern, so die Zucht.

Böhm.: Jaky rod, takyplod. (Celakovsky, 404.)

Holl.: Zulk een tronk, zulk een jonk. (Harrebomee, II, 346a.)

Kroat.: Kakov rod, tokov plod.


Stammbaum.

Kein Stammbaum ist so grün, er welkt einmal dahin.

Lat.: Non genus viram ornat, generis vir fortis loco. (Philippi, II, 37.)


Stammeln.

* Er stammelt im Beten, flucht aber wie geschmiert. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.


Stammelnder.

1 Dem Stammelnden ist schwer zu trauen. - Simrock, 9809a.

Lat.: Balbanon credit. (Suidas.) (Erasm., 18.) - Balbus balbum rectius intelligit. (Hauer, Liij2; Binder I, 121; II, 311; Erasm., 853; Philippi, I, 45; Seybold, 50.)

2 Ein Stammelnder versteht einen Stammelnden am besten.

3 Stammelnden und geputzten Frauen musst du nicht trauen.


Stammende.

*1 Dos is enner vom Stammende, wu der Uchse vom Wippelende is. (Gegend um Görlitz.)

Um classische Grobheit jemandes zu bezeichnen.

*2 Dos is enner vom Stammende, wu ma aus'm Wippelende Schweinetröge macht. (Gegend von Görlitz.)


Stammklotz.

* Das ist ein echter Stammklotz. - Frischbier2, 3588.

Ein kerniger Mann.


Stammler.

1 Der Stammler darf sich wohl erholen. - Graf, 469, 603.

Ihm schadete das Stottern bei der Eidesleistung nicht, er durfte stets wieder von vorn anfangen bis er durchkam. (S. Eid 6 und Schwören 24.)

Niederd.: Die stamere man mut sik wol erhalen. (Homeyer, I, 61, 3.)

2 Es gäbe viel Stammler, wenn jedem Honigkoster die Zunge schwölle.

3 Stammler und Stotterer bedürfen (unter sich) keines Dolmetschers.

Holl.: De eene stamelaar verstaat den anderen wel. (Harrebomee, II, 299b.)

4 Stammlern soll man nicht sehr trauen und auf weisse Kleider nicht viel schauen.

5 Vor einem Stammler darf man nicht stottern.

Holl.: Men moet niet stameren met hem, die kwalijk ter taal is. (Harrebomee, II, 321b.)

6 Wenn Stammler bei einander sein, verstehen sie einander fein. - Eyering, III, 584.

7 Wer bey einem Stamler wohnt, der lernt gaxen. - Moscherosch, 172.


[Spaltenumbruch]
Stammtrumm.

* Er isch vom Stammtrumm abg'sogt. (Solothurn.) - Schild, 93, 404.

Er ist vom dicksten Theile des Baumstamms, d. h. sehr grob.


Stampelken.

1 Oen Stampelke ware de Hund gemoakt, ön Uderballe ware se geringelt, on ön Augstupöne ward enne de Bell öngesett.

Ortschaften im wehlauer Kreise, in den Kirchspielen Goldbach und Kremitten in der Gegend des sogenannten Hundemacherwinkels (s. d). (Frischbier2, 220.)

*2 Er ist aus Stampelke1, wo die Hunde mit dem Arsch bellen. (Samland.) - Frischbier2, 220.

1) Dorf in Ostpreussen, Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Wehlau (s. Austupöhnen, Blindischke, Buxtehude, Nipperwiese, Nachtr., und Pröbbernau).


Stampfen.

Stampfen und trampfen.

" ... Gestampffet vnd getrampffet mit den Füssen." (Friedeborn, I, 131.)


Stand.

1 Alle Stende haben jhr eigen laster. - Henisch, 829, 29; Petri, II, 7.

2 Aendere nicht deinen Stand, du habest denn einen bessern bei der Hand. - Sutor, 15.

Lat.: Maritimus cum sis, ne velis fieri terrestris. (Philippi, I, 242.) - Nil cito mutabis, donec meliora videbis. (Sutor, 95.)

3 Anderer Stand, andere Sitten. - Gaal, 1450; Suringar, VI, 19 u. 20.

Engl.: Honours change manners. (Gaal, 1450.)

Frz.: Les honneurs changent les moeurs. (Gaal, 1450; Kritzinger, 379a.)

It.: Chi muta lato, muta stato. (Cahier, 2995.)

Lat.: Honores mutant mores. (Gaal, 1450.) - Permutant mores hominis, cum dantur honores. (Binder II, 1450; Neander, 299.)

4 Auff ein newen stand folgt gemeiniglich ein new Elend. - Henisch, 873, 63.

5 Das ist unter meinem Stande, sagte der Bettelmann, als er ausmisten sollte. (Franken.)

6 Deinen Stand halte für den besten, ist er gleich nicht ohne Bresten. - Eiselein, 576.

7 Der ehrlich stand ist kein schleck (noch lauter Küchenessen). - Franck, II, 106b; Petri, II, 64; Henisch, 801, 28.

8 Der mittelste Stand, der sicherste Stand.

9 Die Stende in der Welt sollen sitzen bleiben ein jeder an seinem orth; so lang Gott seinen Tisch decket. - Petri, II, 144.

10 Drei Stände sind, darin die Welt besteht: der Haus- und Nährstand mehrt und nährt, der Wehrstand ehrt und wehrt, der Lehrstand zieht und lehrt.

Scherzhaft hat man erläutert: Der Wehrstand sind die Jungfrauen, sie wehren sich; den Nährstand bilden die Frauen, wir müssen sie ernähren; den Lehrstand die Witwen, sie können uns gute Lehren geben.

11 Drei Stände sind, die es nicht jedermann recht machen können: Schneider, Köche und Lehrer.

12 Eheliche stath(?), ein verbitterte stath1.

1) So steht in dem mir zugegangenen Manuscript, die Quellenschrift ist mir nicht zur Hand; ich vermuthe nur, dass es "Stand" heissen soll. - "Wird zu gegleicht einem haber muss, das wol gebrennt ist vnd viel fliegen vnd mucken drinn lögen." (Pauli Schimpff, XXXVIa.) (S. Mann 1467, wo das Citat XXXVIa heissen soll.)

13 Ein jeder bleib bei seinem standt, so steht es wohl im gantzen landt. - Waldis, I, 13, 55; Grubb, 585.

"Es steht nicht allen alles an, alles ist von allen nicht wohlgethan; drumb bleib ein jeder in seim standt vnd leb so, dass ers sey bekannt." (Waldis, II 87.)

Lat.: Intra fortunam quisque maneto suam. (Ovid.) (Binder I, 760; II, 1545; Fischer, 115, 68; Philippi, I, 207.) - Tus habitu vitam dege. - Sorte tua contentus abi. (Fischer, 115, 68.)

14 Ein jeder bleib' in seinem Stand, den ihm verordnet Gottes Hand. - Seybold, 476.

15 Ein jeder helt sich seim stand, treib, was er glernt, ist jhm kein schand. - Eyering, II, 12 u. 126.

[Spaltenumbruch] 16 Es ist kein Stammen so gut, es tregt zuweilen, eins ein vngerathen Kind.Henisch, 1506, 2; Petri, II, 270.

17 Grosser Stamm gibt oft geringen Schlamm.

18 Je fauler der Stamm, je wohler dem Wurm.

19 Jeder Stamm gilt für einen Baum, auf dem der Sperber einen Spatzen fressen, und er bleibt es, bis ein Reh ihn mit den Füssen spalten kann.Grimm, Weisth., III, 302, 22.

Mit Bezug auf die Grenzbestimmung zwischen dem, was Wald oder Weide (Gemeingut, Almende) und einem Privatbesitzer gehörendes Feld ist. Unbebautes Feld konnte durch Waldanflug wieder Wald (s. Busch 32 und Ochs 243) und dadurch Almende werden. Der Wald gewann dann die Ebenen, das Sondereigenthum fiel ans Gemeingut zurück. Die Franzosen sagen: Le bois acquiert le plain. (Loysel, I, 257.)

20 Man muss den Stamm biegen, so lang er noch zart ist.

Lat.: In teneris consuescere multum est. (Virgil.) (Binder II, 1475.)

21 Wamme1 legen2 Stamme kamme3 kein gued Riys breaken. (Westf.)

1) Zusammengezogen aus: van eineme.

2) Schlechten, mittelhochdeutsch: lê, niedrig, übel.

3) Zusammengezogen aus: kann me.

22 Wer den Stamm (nicht) adelt, den adelt der Stamm auch (nicht).

23 Wie der Stamm, so die Frucht; wie die Aeltern, so die Zucht.

Böhm.: Jaký rod, takyplod. (Čelakovsky, 404.)

Holl.: Zulk een tronk, zulk een jonk. (Harrebomée, II, 346a.)

Kroat.: Kakov rod, tokov plod.


Stammbaum.

Kein Stammbaum ist so grün, er welkt einmal dahin.

Lat.: Non genus viram ornat, generis vir fortis loco. (Philippi, II, 37.)


Stammeln.

* Er stammelt im Beten, flucht aber wie geschmiert.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.


Stammelnder.

1 Dem Stammelnden ist schwer zu trauen.Simrock, 9809a.

Lat.: Balbanon credit. (Suidas.) (Erasm., 18.) – Balbus balbum rectius intelligit. (Hauer, Liij2; Binder I, 121; II, 311; Erasm., 853; Philippi, I, 45; Seybold, 50.)

2 Ein Stammelnder versteht einen Stammelnden am besten.

3 Stammelnden und geputzten Frauen musst du nicht trauen.


Stammende.

*1 Dos is enner vom Stammende, wu der Uchse vom Wippelende is. (Gegend um Görlitz.)

Um classische Grobheit jemandes zu bezeichnen.

*2 Dos is enner vom Stammende, wu ma aus'm Wippelende Schweinetröge macht. (Gegend von Görlitz.)


Stammklotz.

* Das ist ein echter Stammklotz.Frischbier2, 3588.

Ein kerniger Mann.


Stammler.

1 Der Stammler darf sich wohl erholen.Graf, 469, 603.

Ihm schadete das Stottern bei der Eidesleistung nicht, er durfte stets wieder von vorn anfangen bis er durchkam. (S. Eid 6 und Schwören 24.)

Niederd.: Die stamere man mut sik wol erhalen. (Homeyer, I, 61, 3.)

2 Es gäbe viel Stammler, wenn jedem Honigkoster die Zunge schwölle.

3 Stammler und Stotterer bedürfen (unter sich) keines Dolmetschers.

Holl.: De eene stamelaar verstaat den anderen wel. (Harrebomée, II, 299b.)

4 Stammlern soll man nicht sehr trauen und auf weisse Kleider nicht viel schauen.

5 Vor einem Stammler darf man nicht stottern.

Holl.: Men moet niet stameren met hem, die kwalijk ter taal is. (Harrebomée, II, 321b.)

6 Wenn Stammler bei einander sein, verstehen sie einander fein.Eyering, III, 584.

7 Wer bey einem Stamler wohnt, der lernt gaxen.Moscherosch, 172.


[Spaltenumbruch]
Stammtrumm.

* Er isch vom Stammtrumm abg'sogt. (Solothurn.) – Schild, 93, 404.

Er ist vom dicksten Theile des Baumstamms, d. h. sehr grob.


Stampelken.

1 Oen Stampelke ware de Hund gemoakt, ön Uderballe ware se geringelt, on ön Augstupöne ward enne de Bell öngesett.

Ortschaften im wehlauer Kreise, in den Kirchspielen Goldbach und Kremitten in der Gegend des sogenannten Hundemacherwinkels (s. d). (Frischbier2, 220.)

*2 Er ist aus Stampelke1, wo die Hunde mit dem Arsch bellen. (Samland.) – Frischbier2, 220.

1) Dorf in Ostpreussen, Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Wehlau (s. Austupöhnen, Blindischke, Buxtehude, Nipperwiese, Nachtr., und Pröbbernau).


Stampfen.

Stampfen und trampfen.

„ ... Gestampffet vnd getrampffet mit den Füssen.“ (Friedeborn, I, 131.)


Stand.

1 Alle Stende haben jhr eigen laster.Henisch, 829, 29; Petri, II, 7.

2 Aendere nicht deinen Stand, du habest denn einen bessern bei der Hand.Sutor, 15.

Lat.: Maritimus cum sis, ne velis fieri terrestris. (Philippi, I, 242.) – Nil cito mutabis, donec meliora videbis. (Sutor, 95.)

3 Anderer Stand, andere Sitten.Gaal, 1450; Suringar, VI, 19 u. 20.

Engl.: Honours change manners. (Gaal, 1450.)

Frz.: Les honneurs changent les moeurs. (Gaal, 1450; Kritzinger, 379a.)

It.: Chi muta lato, muta stato. (Cahier, 2995.)

Lat.: Honores mutant mores. (Gaal, 1450.) – Permutant mores hominis, cum dantur honores. (Binder II, 1450; Neander, 299.)

4 Auff ein newen stand folgt gemeiniglich ein new Elend.Henisch, 873, 63.

5 Das ist unter meinem Stande, sagte der Bettelmann, als er ausmisten sollte. (Franken.)

6 Deinen Stand halte für den besten, ist er gleich nicht ohne Bresten.Eiselein, 576.

7 Der ehrlich stand ist kein schleck (noch lauter Küchenessen).Franck, II, 106b; Petri, II, 64; Henisch, 801, 28.

8 Der mittelste Stand, der sicherste Stand.

9 Die Stende in der Welt sollen sitzen bleiben ein jeder an seinem orth; so lang Gott seinen Tisch decket.Petri, II, 144.

10 Drei Stände sind, darin die Welt besteht: der Haus- und Nährstand mehrt und nährt, der Wehrstand ehrt und wehrt, der Lehrstand zieht und lehrt.

Scherzhaft hat man erläutert: Der Wehrstand sind die Jungfrauen, sie wehren sich; den Nährstand bilden die Frauen, wir müssen sie ernähren; den Lehrstand die Witwen, sie können uns gute Lehren geben.

11 Drei Stände sind, die es nicht jedermann recht machen können: Schneider, Köche und Lehrer.

12 Eheliche stath(?), ein verbitterte stath1.

1) So steht in dem mir zugegangenen Manuscript, die Quellenschrift ist mir nicht zur Hand; ich vermuthe nur, dass es „Stand“ heissen soll. – „Wird zu gegleicht einem haber muss, das wol gebrennt ist vnd viel fliegen vnd mucken drinn lögen.“ (Pauli Schimpff, XXXVIa.) (S. Mann 1467, wo das Citat XXXVIa heissen soll.)

13 Ein jeder bleib bei seinem standt, so steht es wohl im gantzen landt.Waldis, I, 13, 55; Grubb, 585.

„Es steht nicht allen alles an, alles ist von allen nicht wohlgethan; drumb bleib ein jeder in seim standt vnd leb so, dass ers sey bekannt.“ (Waldis, II 87.)

Lat.: Intra fortunam quisque maneto suam. (Ovid.) (Binder I, 760; II, 1545; Fischer, 115, 68; Philippi, I, 207.) – Tus habitu vitam dege. – Sorte tua contentus abi. (Fischer, 115, 68.)

14 Ein jeder bleib' in seinem Stand, den ihm verordnet Gottes Hand.Seybold, 476.

15 Ein jeder helt sich seim stand, treib, was er glernt, ist jhm kein schand.Eyering, II, 12 u. 126.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0392" n="[386]"/><cb n="771"/>
16 Es ist kein Stammen so gut, es tregt zuweilen, eins ein vngerathen Kind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1506, 2; Petri, II, 270.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Grosser Stamm gibt oft geringen Schlamm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Je fauler der Stamm, je wohler dem Wurm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Jeder Stamm gilt für einen Baum, auf dem der Sperber einen Spatzen fressen, und er bleibt es, bis ein Reh ihn mit den Füssen spalten kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, Weisth., III, 302, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Bezug auf die Grenzbestimmung zwischen dem, was Wald oder Weide (Gemeingut, Almende) und einem Privatbesitzer gehörendes Feld ist. Unbebautes Feld konnte durch Waldanflug wieder Wald (s.  Busch 32 und  Ochs 243) und dadurch Almende werden. Der Wald gewann dann die Ebenen, das Sondereigenthum fiel ans Gemeingut zurück. Die Franzosen sagen: Le bois acquiert le plain. (<hi rendition="#i">Loysel, I, 257.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Man muss den Stamm biegen, so lang er noch zart ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In teneris consuescere multum est. (<hi rendition="#i">Virgil.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1475.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wamme<hi rendition="#sup">1</hi> legen<hi rendition="#sup">2</hi> Stamme kamme<hi rendition="#sup">3</hi> kein gued Riys breaken.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Zusammengezogen aus: van eineme.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Schlechten, mittelhochdeutsch: lê, niedrig, übel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Zusammengezogen aus: kann me.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wer den Stamm (nicht) adelt, den adelt der Stamm auch (nicht).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wie der Stamm, so die Frucht; wie die Aeltern, so die Zucht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Jaký rod, takyplod. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 404.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zulk een tronk, zulk een jonk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 346<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Kakov rod, tokov plod.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stammbaum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Kein Stammbaum ist so grün, er welkt einmal dahin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non genus viram ornat, generis vir fortis loco. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 37.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stammeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er stammelt im Beten, flucht aber wie geschmiert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stammelnder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dem Stammelnden ist schwer zu trauen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9809<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Balbanon credit. (<hi rendition="#i">Suidas.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 18.</hi>) &#x2013; Balbus balbum rectius intelligit. (<hi rendition="#i">Hauer, Liij<hi rendition="#sup">2</hi>; Binder I, 121; II, 311; Erasm., 853; Philippi, I, 45; Seybold, 50.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein Stammelnder versteht einen Stammelnden am besten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Stammelnden und geputzten Frauen musst du nicht trauen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stammende.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Dos is enner vom Stammende, wu der Uchse vom Wippelende is.</hi> (<hi rendition="#i">Gegend um Görlitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Um classische Grobheit jemandes zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dos is enner vom Stammende, wu ma aus'm Wippelende Schweinetröge macht.</hi> (<hi rendition="#i">Gegend von Görlitz.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stammklotz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist ein echter Stammklotz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3588.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein kerniger Mann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stammler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Stammler darf sich wohl erholen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 469, 603.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm schadete das Stottern bei der Eidesleistung nicht, er durfte stets wieder von vorn anfangen bis er durchkam. (S.  Eid 6 und  Schwören 24.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Niederd.</hi>: Die stamere man mut sik wol erhalen. (<hi rendition="#i">Homeyer, I, 61, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es gäbe viel Stammler, wenn jedem Honigkoster die Zunge schwölle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Stammler und Stotterer bedürfen (unter sich) keines Dolmetschers.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De eene stamelaar verstaat den anderen wel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 299<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Stammlern soll man nicht sehr trauen und auf weisse Kleider nicht viel schauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Vor einem Stammler darf man nicht stottern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men moet niet stameren met hem, die kwalijk ter taal is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 321<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wenn Stammler bei einander sein, verstehen sie einander fein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, III, 584.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer bey einem Stamler wohnt, der lernt gaxen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Moscherosch, 172.</hi></p><lb/>
        </div>
        <cb n="772"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stammtrumm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er isch vom Stammtrumm abg'sogt.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 93, 404.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist vom dicksten Theile des Baumstamms, d. h. sehr grob.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stampelken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Oen Stampelke ware de Hund gemoakt, ön Uderballe ware se geringelt, on ön Augstupöne ward enne de Bell öngesett.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ortschaften im wehlauer Kreise, in den Kirchspielen Goldbach und Kremitten in der Gegend des sogenannten Hundemacherwinkels (s. d). (<hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 220.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist aus Stampelke<hi rendition="#sup">1</hi>, wo die Hunde mit dem Arsch bellen.</hi> (<hi rendition="#i">Samland.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 220.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dorf in Ostpreussen, Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Wehlau (s. Austupöhnen,  Blindischke,  Buxtehude,  Nipperwiese, Nachtr., und  Pröbbernau).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stampfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Stampfen und trampfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E; ... Gestampffet vnd getrampffet mit den Füssen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Friedeborn, I, 131.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stand.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Stende haben jhr eigen laster.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 829, 29; Petri, II, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Aendere nicht deinen Stand, du habest denn einen bessern bei der Hand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 15.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Maritimus cum sis, ne velis fieri terrestris. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 242.</hi>) &#x2013; Nil cito mutabis, donec meliora videbis. (<hi rendition="#i">Sutor, 95.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Anderer Stand, andere Sitten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1450; Suringar, VI, 19 u. 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Honours change manners. (<hi rendition="#i">Gaal, 1450.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les honneurs changent les moeurs. (<hi rendition="#i">Gaal, 1450; Kritzinger, 379<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi muta lato, muta stato. (<hi rendition="#i">Cahier, 2995.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Honores mutant mores. (<hi rendition="#i">Gaal, 1450.</hi>) &#x2013; Permutant mores hominis, cum dantur honores. (<hi rendition="#i">Binder II, 1450; Neander, 299.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Auff ein newen stand folgt gemeiniglich ein new Elend.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 873, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Das ist unter meinem Stande, sagte der Bettelmann, als er ausmisten sollte.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Deinen Stand halte für den besten, ist er gleich nicht ohne Bresten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 576.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Der ehrlich stand ist kein schleck (noch lauter Küchenessen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 106<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 64; Henisch, 801, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Der mittelste Stand, der sicherste Stand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Die Stende in der Welt sollen sitzen bleiben ein jeder an seinem orth; so lang Gott seinen Tisch decket.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 144.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Drei Stände sind, darin die Welt besteht: der Haus- und Nährstand mehrt und nährt, der Wehrstand ehrt und wehrt, der Lehrstand zieht und lehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaft hat man erläutert: Der Wehrstand sind die Jungfrauen, sie wehren sich; den Nährstand bilden die Frauen, wir müssen sie ernähren; den Lehrstand die Witwen, sie können uns gute Lehren geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Drei Stände sind, die es nicht jedermann recht machen können: Schneider, Köche und Lehrer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Eheliche stath(?), ein verbitterte stath<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) So steht in dem mir zugegangenen Manuscript, die Quellenschrift ist mir nicht zur Hand; ich vermuthe nur, dass es &#x201E;Stand&#x201C; heissen soll. &#x2013; &#x201E;Wird zu gegleicht einem haber muss, das wol gebrennt ist vnd viel fliegen vnd mucken drinn lögen.&#x201C; <hi rendition="#i">(Pauli Schimpff, XXXVI<hi rendition="#sup">a</hi>.)</hi> (S.  Mann 1467, wo das Citat XXXVI<hi rendition="#sup">a</hi> heissen soll.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ein jeder bleib bei seinem standt, so steht es wohl im gantzen landt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Waldis, I, 13, 55; Grubb, 585.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es steht nicht allen alles an, alles ist von allen nicht wohlgethan; drumb bleib ein jeder in seim standt vnd leb so, dass ers sey bekannt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II 87.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Intra fortunam quisque maneto suam. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 760; II, 1545; Fischer, 115, 68; Philippi, I, 207.</hi>) &#x2013; Tus habitu vitam dege. &#x2013; Sorte tua contentus abi. (<hi rendition="#i">Fischer, 115, 68.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Ein jeder bleib' in seinem Stand, den ihm verordnet Gottes Hand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 476.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Ein jeder helt sich seim stand, treib, was er glernt, ist jhm kein schand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 12 u. 126.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[386]/0392] 16 Es ist kein Stammen so gut, es tregt zuweilen, eins ein vngerathen Kind. – Henisch, 1506, 2; Petri, II, 270. 17 Grosser Stamm gibt oft geringen Schlamm. 18 Je fauler der Stamm, je wohler dem Wurm. 19 Jeder Stamm gilt für einen Baum, auf dem der Sperber einen Spatzen fressen, und er bleibt es, bis ein Reh ihn mit den Füssen spalten kann. – Grimm, Weisth., III, 302, 22. Mit Bezug auf die Grenzbestimmung zwischen dem, was Wald oder Weide (Gemeingut, Almende) und einem Privatbesitzer gehörendes Feld ist. Unbebautes Feld konnte durch Waldanflug wieder Wald (s. Busch 32 und Ochs 243) und dadurch Almende werden. Der Wald gewann dann die Ebenen, das Sondereigenthum fiel ans Gemeingut zurück. Die Franzosen sagen: Le bois acquiert le plain. (Loysel, I, 257.) 20 Man muss den Stamm biegen, so lang er noch zart ist. Lat.: In teneris consuescere multum est. (Virgil.) (Binder II, 1475.) 21 Wamme1 legen2 Stamme kamme3 kein gued Riys breaken. (Westf.) 1) Zusammengezogen aus: van eineme. 2) Schlechten, mittelhochdeutsch: lê, niedrig, übel. 3) Zusammengezogen aus: kann me. 22 Wer den Stamm (nicht) adelt, den adelt der Stamm auch (nicht). 23 Wie der Stamm, so die Frucht; wie die Aeltern, so die Zucht. Böhm.: Jaký rod, takyplod. (Čelakovsky, 404.) Holl.: Zulk een tronk, zulk een jonk. (Harrebomée, II, 346a.) Kroat.: Kakov rod, tokov plod. Stammbaum. Kein Stammbaum ist so grün, er welkt einmal dahin. Lat.: Non genus viram ornat, generis vir fortis loco. (Philippi, II, 37.) Stammeln. * Er stammelt im Beten, flucht aber wie geschmiert. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234. Stammelnder. 1 Dem Stammelnden ist schwer zu trauen. – Simrock, 9809a. Lat.: Balbanon credit. (Suidas.) (Erasm., 18.) – Balbus balbum rectius intelligit. (Hauer, Liij2; Binder I, 121; II, 311; Erasm., 853; Philippi, I, 45; Seybold, 50.) 2 Ein Stammelnder versteht einen Stammelnden am besten. 3 Stammelnden und geputzten Frauen musst du nicht trauen. Stammende. *1 Dos is enner vom Stammende, wu der Uchse vom Wippelende is. (Gegend um Görlitz.) Um classische Grobheit jemandes zu bezeichnen. *2 Dos is enner vom Stammende, wu ma aus'm Wippelende Schweinetröge macht. (Gegend von Görlitz.) Stammklotz. * Das ist ein echter Stammklotz. – Frischbier2, 3588. Ein kerniger Mann. Stammler. 1 Der Stammler darf sich wohl erholen. – Graf, 469, 603. Ihm schadete das Stottern bei der Eidesleistung nicht, er durfte stets wieder von vorn anfangen bis er durchkam. (S. Eid 6 und Schwören 24.) Niederd.: Die stamere man mut sik wol erhalen. (Homeyer, I, 61, 3.) 2 Es gäbe viel Stammler, wenn jedem Honigkoster die Zunge schwölle. 3 Stammler und Stotterer bedürfen (unter sich) keines Dolmetschers. Holl.: De eene stamelaar verstaat den anderen wel. (Harrebomée, II, 299b.) 4 Stammlern soll man nicht sehr trauen und auf weisse Kleider nicht viel schauen. 5 Vor einem Stammler darf man nicht stottern. Holl.: Men moet niet stameren met hem, die kwalijk ter taal is. (Harrebomée, II, 321b.) 6 Wenn Stammler bei einander sein, verstehen sie einander fein. – Eyering, III, 584. 7 Wer bey einem Stamler wohnt, der lernt gaxen. – Moscherosch, 172. Stammtrumm. * Er isch vom Stammtrumm abg'sogt. (Solothurn.) – Schild, 93, 404. Er ist vom dicksten Theile des Baumstamms, d. h. sehr grob. Stampelken. 1 Oen Stampelke ware de Hund gemoakt, ön Uderballe ware se geringelt, on ön Augstupöne ward enne de Bell öngesett. Ortschaften im wehlauer Kreise, in den Kirchspielen Goldbach und Kremitten in der Gegend des sogenannten Hundemacherwinkels (s. d). (Frischbier2, 220.) *2 Er ist aus Stampelke1, wo die Hunde mit dem Arsch bellen. (Samland.) – Frischbier2, 220. 1) Dorf in Ostpreussen, Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Wehlau (s. Austupöhnen, Blindischke, Buxtehude, Nipperwiese, Nachtr., und Pröbbernau). Stampfen. Stampfen und trampfen. „ ... Gestampffet vnd getrampffet mit den Füssen.“ (Friedeborn, I, 131.) Stand. 1 Alle Stende haben jhr eigen laster. – Henisch, 829, 29; Petri, II, 7. 2 Aendere nicht deinen Stand, du habest denn einen bessern bei der Hand. – Sutor, 15. Lat.: Maritimus cum sis, ne velis fieri terrestris. (Philippi, I, 242.) – Nil cito mutabis, donec meliora videbis. (Sutor, 95.) 3 Anderer Stand, andere Sitten. – Gaal, 1450; Suringar, VI, 19 u. 20. Engl.: Honours change manners. (Gaal, 1450.) Frz.: Les honneurs changent les moeurs. (Gaal, 1450; Kritzinger, 379a.) It.: Chi muta lato, muta stato. (Cahier, 2995.) Lat.: Honores mutant mores. (Gaal, 1450.) – Permutant mores hominis, cum dantur honores. (Binder II, 1450; Neander, 299.) 4 Auff ein newen stand folgt gemeiniglich ein new Elend. – Henisch, 873, 63. 5 Das ist unter meinem Stande, sagte der Bettelmann, als er ausmisten sollte. (Franken.) 6 Deinen Stand halte für den besten, ist er gleich nicht ohne Bresten. – Eiselein, 576. 7 Der ehrlich stand ist kein schleck (noch lauter Küchenessen). – Franck, II, 106b; Petri, II, 64; Henisch, 801, 28. 8 Der mittelste Stand, der sicherste Stand. 9 Die Stende in der Welt sollen sitzen bleiben ein jeder an seinem orth; so lang Gott seinen Tisch decket. – Petri, II, 144. 10 Drei Stände sind, darin die Welt besteht: der Haus- und Nährstand mehrt und nährt, der Wehrstand ehrt und wehrt, der Lehrstand zieht und lehrt. Scherzhaft hat man erläutert: Der Wehrstand sind die Jungfrauen, sie wehren sich; den Nährstand bilden die Frauen, wir müssen sie ernähren; den Lehrstand die Witwen, sie können uns gute Lehren geben. 11 Drei Stände sind, die es nicht jedermann recht machen können: Schneider, Köche und Lehrer. 12 Eheliche stath(?), ein verbitterte stath1. 1) So steht in dem mir zugegangenen Manuscript, die Quellenschrift ist mir nicht zur Hand; ich vermuthe nur, dass es „Stand“ heissen soll. – „Wird zu gegleicht einem haber muss, das wol gebrennt ist vnd viel fliegen vnd mucken drinn lögen.“ (Pauli Schimpff, XXXVIa.) (S. Mann 1467, wo das Citat XXXVIa heissen soll.) 13 Ein jeder bleib bei seinem standt, so steht es wohl im gantzen landt. – Waldis, I, 13, 55; Grubb, 585. „Es steht nicht allen alles an, alles ist von allen nicht wohlgethan; drumb bleib ein jeder in seim standt vnd leb so, dass ers sey bekannt.“ (Waldis, II 87.) Lat.: Intra fortunam quisque maneto suam. (Ovid.) (Binder I, 760; II, 1545; Fischer, 115, 68; Philippi, I, 207.) – Tus habitu vitam dege. – Sorte tua contentus abi. (Fischer, 115, 68.) 14 Ein jeder bleib' in seinem Stand, den ihm verordnet Gottes Hand. – Seybold, 476. 15 Ein jeder helt sich seim stand, treib, was er glernt, ist jhm kein schand. – Eyering, II, 12 u. 126.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/392
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [386]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/392>, abgerufen am 26.04.2024.