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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *126 Er kann mir gestohlen werden. (S. Schenken 54.) - Frischbier2, 3608; Masson, 309.

Ausdruck der Unzufriedenheit mit jemand; womit man zufrieden ist, das will man sich nicht stehlen lassen.

*127 Er stiehlt alles ausser Mühlsteinen und glühend Eisen.

*128 Er stiehlt dem lieben Gott den Tag ab. - Mayer, II, 55; Masson, 81.

*129 Er stiehlt einem das Weisse aus den Augen.

*130 Er stiehlt wie ein Rabe. - Mathesy, 251b; Oec. rur., 624; Eiselein, 517; Mayer, I, 80; Braun, I, 4263.

In Ostfriesland: Hestellt as 'n Rave. (Kern, 820.) "Der Rabe wird hier als Meister im Stehlen hingestellt; wer aber, sagt ein Reisender, Diebeskühnheit kennen lernen will, der muss sich in Vandiemensland bestehlen lassen. Wenn er dazu nicht Lust hat und sein Eigenthum hütet wie ein Argus, so drängt sich ihm dennoch eine Erfahrung auf, bei der alle europäischen Diebe zu Pfuschern werden; und er wird endlich gestehen müssen, dass gegen Vandiemensländer die Raben, die sprichwörtlichen Diebesvögel, so weiss werden, wie die personificirte Unschuld. Wer etwas zu sichern gedenkt, der bringt es ins Hotel Reachy. So heisst nämlich spottweise das Gefängniss, das einzige fest und stark bewachte Gebäude." (Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 751.)

Dän.: Hand stiel som en ravn. (Prov. dan., 531.)

Frz.: Il est larron (etre voleur) comme une pie (chouette). (Lendroy, 435 u. 579.)

Holl.: Hij steelt als eene raven. (Harrebomee, II, 208a.)

*131 Er stiehlt wie ein rother1 Hund. (Stockerau.)

1) Roth deutet in dem Sprichwort eine Steigerung des Begriffs nach der schlimmern Seite von: rothes Haar, rother Heller u. s. w. an.

*132 Hä steield as 'ne Rawe, me maut eäm de Hänne waren1. (Iserlohn.) - Frommann, V, 163, 154; für Holstein: Eichwald, 1574.

1) Hüten, auf sie aufpassen.

*133 Hab ichs doch nicht gestohlen. - Eyering, III, 1, 5 u. 60.

Frz.: Il faudroit qu'on l'eaut derobee. (Kritzinger, 222a.)

*134 He stillt as en Rok1 (auch: as en Rave). (Holst.) - Schütze, III, 305.

1) Nach Schütze eine Art Krähen, die diebischer als andere sein sollen, wahrscheinlich ist aber damit der Rabe gemeint. Das englische rook bezeichnet aber auch einen listigen und verschlagenen Menschen, einen Dieb und Schelm.

Engl.: What has the jack-daw to do with the rooks?

*135 Meint ihr, ich hab's gestohlen? - Eiselein, 233.

*136 Mit dem wär' nicht gut stehlen.

Lat.: Totum detegit stomachum. (Seybold, 605.)

*137 Sich davon stehlen. - Eiselein, 577.

*138 Sie haben's nicht gestohlen, sie haben's von ihren Vorfahren geerbt. - Klosterspiegel, 29, 15.

*139 Stehlen wie ein Nachtrabe (oder: wie eine Dohle).

Im Harz: Schtahlen wie 'ne Roab. (Lohrengel, II, 426.)

*140 Stehlen wie ein Ratz (Rattmaus). - Schöpf, 538; Gotthelf, Erzählungen, III, 81.

*141 Te kast mer geschteile wärden. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1110.

In Ulm: Du kannst mer g'stohle komme. In dem Sinne von: Kannst mer hinte num gau, de Bass gei, auf Kirbe komm, den Buckel 'nauf stige. (S. Ellenbogen 6.)

*142 Wer den heute stiehlt, der bringt ihn morgen wieder. (S. Schenken 54.) - Masson, 309.

Holl.: Die mij van daag steelt, zal mij morgen wel weder terug brengen. (Harrebomee, I, 113b.)

*143 Wer die bei Abend stiehlt, bringt sie bei Tage wieder.


Stehler.

1 Stehler, Hehler und Befehler sind drei Diebe. - Eiselein, 577; Körte, 5714.

Engl.: As good eat the devil, as the broth he is boil'd in.

Lat.: Facientia et consentinetis poena par. - Non minor est fur, qui praedae partem capit, ac qui sumpserit ipse. - Peccat uterque pari dignum lex censet utrumque supplicio. (Masson, 175.)

2 Steler vnnd Heler ist einer so gut als der ander. - Lehmann, 120, 13.

3 Wie der Stehler, so schlecht ist auch der Dehler. - Schulfreund, 89, 190.


[Spaltenumbruch]
Stehlhandwerk.

Beim Stehlenhandwerk hat man sein Lebenlang genug, ohn dass es mit der Schand ein End nimpt. - Petri, II, 39.


Stehmann.

Stehmann hat Sitzmanns Händel nicht zu schlichten.


Stehschoppen.

* Noch einen Stehschoppen (Stehseidel) trinken.

In Eile einen Genuss mitnehmen.


Stehwein.

* Es ist Stehwein.

So wird der Wein genannt, den man stehend trinkt, nachdem man bereits vom Mahle aufgestanden ist. Auch Steigbügelwein, welcher Ausdruck sich von selbst als der ältere deutet. (S. Stehschoppen, Steigbügeltrunk.) Auch den Johannessegen nennt man diesen Wein, was an die alte Sitte, Sanct-Johannes Minne zu trinken, erinnert.


Steif.

1 Stah stief, Knäkerben, öck war di ock wat Dicket önt Liew besorge, säd de Sparling tom Storch. (Ostpreuss.)

2 Wi sünt bed leik steif1, secht Popaz (oder: säd Ulenspegel), he lech ävers unner. - Hagen, 97, 3; Hoefer, 1089.

1) Lik stif = gleich, eigensinnig, starrköpfig.

*3 Er besteht steif und fest darauf. - Hügel, 156a.

*4 Er ist so steif, als wenn er einen Ladstock geschluckt hätte. (Nürtingen.)

*5 Er ist so steif wie ein alt Dragonerpferd.

Von einem sich steif tragenden Menschen.

*6 Er ist so steif wie ein alter Karrengaul.

*7 Er ist so steif wie ein Pfahl.

*8 Er ist so steif wie ein Stockfisch.

Holl.: Hij is zoo stijf als een harde stokvisch. (Harrebomee, I, 309b.)

*9 Er ist steif wie ein Wallach. - Frischbier2, 3610.

*10 Er ist steif wie ein Ziegenbock. - Frischbier2, 3610.

*11 Etwas steyff, fest vnd unverbrüchlich halten. - Theatrum Diabolorum, 515a.

*12 Hä es so steif as en Bock (oder: Klotz, Stamm, Stock). (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 163, 155.

*13 He geit so steif, as of he Bra'n (Braten) get'n hett. - Eichwald, 170; Schlingmann, 114.

*14 He geit so steif, as wenn he en Bessenstel inslaken har (oder: im Rüggen). (Holst.) - Schütze, IV, 186.

In Steiermark: Er ist so steif, als woann er an'n Besenstiel g'schlückt hätt. Als wenn er einen Besenstiel verschluckt hätte.

Holl.: Hij is zoo stijf als de pruik van den eersten minister. (Harrebomee, II, 203b.) - Zoo stijf als een paal. (Harrebomee, II, 159a.)

*15 He satt so steif as en Hoppenstaken. (Holst.) - Schütze, II, 161.

Er sass so steif wie eine Hopfenstange.

*16 Hi as so steif üüs en Stalp. (Amrum.) - Haupt, VIII, 357, 97.

*17 Sich eines dings so steiff halten, wie ein Hur eines Mannes. - Franck, Weltbuch, CXXXIb.

*18 Sich steif vnd feste darauff verlassen. - Mathesy, 393a.

*19 So steif wie ein Consistorialrescript mit grossem Siegel. - Fr. Friedrich, Buch der Liebe (Wien 1864).

*20 So steif as en Oakshoaren1. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 163, 168.

1) Woeste meint, Ochsenhorn könnte darunter nicht verstanden werden, und stellt in Frage, ob das oak Schmelzung des alten alk, elch, Elenthier sein möge. (Vgl. Frommann, V, 171, 168.)


Steifen.

* Er steift sich darauf. - Hügel, 156a.

Beharrt eigensinnig auf seiner Meinung.


Steifohr.

* Es ist ein Steifohr.

Von einem Esel und einem starrköpfigen, eigensinnigen Menschen.


Steig.

1 Es ist kein Steig, er führt zur Strasse.

Mhd.: Alle steige gent zer strazen. (Haslan.) (Zingerle, 142.)

[Spaltenumbruch] *126 Er kann mir gestohlen werden. (S. Schenken 54.) – Frischbier2, 3608; Masson, 309.

Ausdruck der Unzufriedenheit mit jemand; womit man zufrieden ist, das will man sich nicht stehlen lassen.

*127 Er stiehlt alles ausser Mühlsteinen und glühend Eisen.

*128 Er stiehlt dem lieben Gott den Tag ab.Mayer, II, 55; Masson, 81.

*129 Er stiehlt einem das Weisse aus den Augen.

*130 Er stiehlt wie ein Rabe.Mathesy, 251b; Oec. rur., 624; Eiselein, 517; Mayer, I, 80; Braun, I, 4263.

In Ostfriesland: Hestellt as 'n Rave. (Kern, 820.) „Der Rabe wird hier als Meister im Stehlen hingestellt; wer aber, sagt ein Reisender, Diebeskühnheit kennen lernen will, der muss sich in Vandiemensland bestehlen lassen. Wenn er dazu nicht Lust hat und sein Eigenthum hütet wie ein Argus, so drängt sich ihm dennoch eine Erfahrung auf, bei der alle europäischen Diebe zu Pfuschern werden; und er wird endlich gestehen müssen, dass gegen Vandiemensländer die Raben, die sprichwörtlichen Diebesvögel, so weiss werden, wie die personificirte Unschuld. Wer etwas zu sichern gedenkt, der bringt es ins Hotel Reachy. So heisst nämlich spottweise das Gefängniss, das einzige fest und stark bewachte Gebäude.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 751.)

Dän.: Hand stiel som en ravn. (Prov. dan., 531.)

Frz.: Il est larron (être voleur) comme une pie (chouette). (Lendroy, 435 u. 579.)

Holl.: Hij steelt als eene raven. (Harrebomée, II, 208a.)

*131 Er stiehlt wie ein rother1 Hund. (Stockerau.)

1) Roth deutet in dem Sprichwort eine Steigerung des Begriffs nach der schlimmern Seite von: rothes Haar, rother Heller u. s. w. an.

*132 Hä stîeld as 'ne Râwe, me maut éäm de Hänne waren1. (Iserlohn.) – Frommann, V, 163, 154; für Holstein: Eichwald, 1574.

1) Hüten, auf sie aufpassen.

*133 Hab ichs doch nicht gestohlen.Eyering, III, 1, 5 u. 60.

Frz.: Il faudroit qu'on l'eût derobée. (Kritzinger, 222a.)

*134 He stillt as en Rôk1 (auch: as en Rave). (Holst.) – Schütze, III, 305.

1) Nach Schütze eine Art Krähen, die diebischer als andere sein sollen, wahrscheinlich ist aber damit der Rabe gemeint. Das englische rook bezeichnet aber auch einen listigen und verschlagenen Menschen, einen Dieb und Schelm.

Engl.: What has the jack-daw to do with the rooks?

*135 Meint ihr, ich hab's gestohlen?Eiselein, 233.

*136 Mit dem wär' nicht gut stehlen.

Lat.: Totum detegit stomachum. (Seybold, 605.)

*137 Sich davon stehlen.Eiselein, 577.

*138 Sie haben's nicht gestohlen, sie haben's von ihren Vorfahren geerbt.Klosterspiegel, 29, 15.

*139 Stehlen wie ein Nachtrabe (oder: wie eine Dohle).

Im Harz: Schtahlen wie 'ne Roab. (Lohrengel, II, 426.)

*140 Stehlen wie ein Ratz (Rattmaus).Schöpf, 538; Gotthelf, Erzählungen, III, 81.

*141 Te kast mer geschtîle wärden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1110.

In Ulm: Du kannst mer g'stohle komme. In dem Sinne von: Kannst mer hinte num gau, de Bass gei, auf Kirbe komm, den Buckel 'nauf stige. (S. Ellenbogen 6.)

*142 Wer den heute stiehlt, der bringt ihn morgen wieder. (S. Schenken 54.) – Masson, 309.

Holl.: Die mij van daag steelt, zal mij morgen wel weder terug brengen. (Harrebomée, I, 113b.)

*143 Wer die bei Abend stiehlt, bringt sie bei Tage wieder.


Stehler.

1 Stehler, Hehler und Befehler sind drei Diebe.Eiselein, 577; Körte, 5714.

Engl.: As good eat the devil, as the broth he is boil'd in.

Lat.: Facientia et consentinetis poena par. – Non minor est fur, qui praedae partem capit, ac qui sumpserit ipse. – Peccat uterque pari dignum lex censet utrumque supplicio. (Masson, 175.)

2 Steler vnnd Heler ist einer so gut als der ander.Lehmann, 120, 13.

3 Wie der Stehler, so schlecht ist auch der Dehler.Schulfreund, 89, 190.


[Spaltenumbruch]
Stehlhandwerk.

Beim Stehlenhandwerk hat man sein Lebenlang genug, ohn dass es mit der Schand ein End nimpt.Petri, II, 39.


Stehmann.

Stehmann hat Sitzmanns Händel nicht zu schlichten.


Stehschoppen.

* Noch einen Stehschoppen (Stehseidel) trinken.

In Eile einen Genuss mitnehmen.


Stehwein.

* Es ist Stehwein.

So wird der Wein genannt, den man stehend trinkt, nachdem man bereits vom Mahle aufgestanden ist. Auch Steigbügelwein, welcher Ausdruck sich von selbst als der ältere deutet. (S. Stehschoppen, Steigbügeltrunk.) Auch den Johannessegen nennt man diesen Wein, was an die alte Sitte, Sanct-Johannes Minne zu trinken, erinnert.


Steif.

1 Stah stief, Knäkerbên, öck war di ock wat Dicket önt Liew besorge, säd de Sparling tom Storch. (Ostpreuss.)

2 Wi sünt bêd lîk stîf1, secht Popaz (oder: säd Ulenspegel), he lêch ävers unner.Hagen, 97, 3; Hoefer, 1089.

1) Lik stif = gleich, eigensinnig, starrköpfig.

*3 Er besteht steif und fest darauf.Hügel, 156a.

*4 Er ist so steif, als wenn er einen Ladstock geschluckt hätte. (Nürtingen.)

*5 Er ist so steif wie ein alt Dragonerpferd.

Von einem sich steif tragenden Menschen.

*6 Er ist so steif wie ein alter Karrengaul.

*7 Er ist so steif wie ein Pfahl.

*8 Er ist so steif wie ein Stockfisch.

Holl.: Hij is zoo stijf als een harde stokvisch. (Harrebomée, I, 309b.)

*9 Er ist steif wie ein Wallach.Frischbier2, 3610.

*10 Er ist steif wie ein Ziegenbock.Frischbier2, 3610.

*11 Etwas steyff, fest vnd unverbrüchlich halten.Theatrum Diabolorum, 515a.

*12 Hä es so stîf as en Bock (oder: Klotz, Stamm, Stock). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 155.

*13 He geit so stîf, as of he Bra'n (Braten) get'n hett.Eichwald, 170; Schlingmann, 114.

*14 He geit so stîf, as wenn he en Bessenstêl inslaken har (oder: im Rüggen). (Holst.) – Schütze, IV, 186.

In Steiermark: Er ist so steif, als woann er an'n Besenstiel g'schlückt hätt. Als wenn er einen Besenstiel verschluckt hätte.

Holl.: Hij is zoo stijf als de pruik van den eersten minister. (Harrebomée, II, 203b.) – Zôo stijf als een paal. (Harrebomée, II, 159a.)

*15 He satt so stîf as en Hoppenstaken. (Holst.) – Schütze, II, 161.

Er sass so steif wie eine Hopfenstange.

*16 Hi as so stîf üüs en Stâlp. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97.

*17 Sich eines dings so steiff halten, wie ein Hur eines Mannes.Franck, Weltbuch, CXXXIb.

*18 Sich steif vnd feste darauff verlassen.Mathesy, 393a.

*19 So steif wie ein Consistorialrescript mit grossem Siegel.Fr. Friedrich, Buch der Liebe (Wien 1864).

*20 So stîf as en Oakshoaren1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 168.

1) Woeste meint, Ochsenhorn könnte darunter nicht verstanden werden, und stellt in Frage, ob das oak Schmelzung des alten alk, elch, Elenthier sein möge. (Vgl. Frommann, V, 171, 168.)


Steifen.

* Er steift sich darauf.Hügel, 156a.

Beharrt eigensinnig auf seiner Meinung.


Steifohr.

* Es ist ein Steifohr.

Von einem Esel und einem starrköpfigen, eigensinnigen Menschen.


Steig.

1 Es ist kein Steig, er führt zur Strasse.

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[[402]/0408] *126 Er kann mir gestohlen werden. (S. Schenken 54.) – Frischbier2, 3608; Masson, 309. Ausdruck der Unzufriedenheit mit jemand; womit man zufrieden ist, das will man sich nicht stehlen lassen. *127 Er stiehlt alles ausser Mühlsteinen und glühend Eisen. *128 Er stiehlt dem lieben Gott den Tag ab. – Mayer, II, 55; Masson, 81. *129 Er stiehlt einem das Weisse aus den Augen. *130 Er stiehlt wie ein Rabe. – Mathesy, 251b; Oec. rur., 624; Eiselein, 517; Mayer, I, 80; Braun, I, 4263. In Ostfriesland: Hestellt as 'n Rave. (Kern, 820.) „Der Rabe wird hier als Meister im Stehlen hingestellt; wer aber, sagt ein Reisender, Diebeskühnheit kennen lernen will, der muss sich in Vandiemensland bestehlen lassen. Wenn er dazu nicht Lust hat und sein Eigenthum hütet wie ein Argus, so drängt sich ihm dennoch eine Erfahrung auf, bei der alle europäischen Diebe zu Pfuschern werden; und er wird endlich gestehen müssen, dass gegen Vandiemensländer die Raben, die sprichwörtlichen Diebesvögel, so weiss werden, wie die personificirte Unschuld. Wer etwas zu sichern gedenkt, der bringt es ins Hotel Reachy. So heisst nämlich spottweise das Gefängniss, das einzige fest und stark bewachte Gebäude.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 751.) Dän.: Hand stiel som en ravn. (Prov. dan., 531.) Frz.: Il est larron (être voleur) comme une pie (chouette). (Lendroy, 435 u. 579.) Holl.: Hij steelt als eene raven. (Harrebomée, II, 208a.) *131 Er stiehlt wie ein rother1 Hund. (Stockerau.) 1) Roth deutet in dem Sprichwort eine Steigerung des Begriffs nach der schlimmern Seite von: rothes Haar, rother Heller u. s. w. an. *132 Hä stîeld as 'ne Râwe, me maut éäm de Hänne waren1. (Iserlohn.) – Frommann, V, 163, 154; für Holstein: Eichwald, 1574. 1) Hüten, auf sie aufpassen. *133 Hab ichs doch nicht gestohlen. – Eyering, III, 1, 5 u. 60. Frz.: Il faudroit qu'on l'eût derobée. (Kritzinger, 222a.) *134 He stillt as en Rôk1 (auch: as en Rave). (Holst.) – Schütze, III, 305. 1) Nach Schütze eine Art Krähen, die diebischer als andere sein sollen, wahrscheinlich ist aber damit der Rabe gemeint. Das englische rook bezeichnet aber auch einen listigen und verschlagenen Menschen, einen Dieb und Schelm. Engl.: What has the jack-daw to do with the rooks? *135 Meint ihr, ich hab's gestohlen? – Eiselein, 233. *136 Mit dem wär' nicht gut stehlen. Lat.: Totum detegit stomachum. (Seybold, 605.) *137 Sich davon stehlen. – Eiselein, 577. *138 Sie haben's nicht gestohlen, sie haben's von ihren Vorfahren geerbt. – Klosterspiegel, 29, 15. *139 Stehlen wie ein Nachtrabe (oder: wie eine Dohle). Im Harz: Schtahlen wie 'ne Roab. (Lohrengel, II, 426.) *140 Stehlen wie ein Ratz (Rattmaus). – Schöpf, 538; Gotthelf, Erzählungen, III, 81. *141 Te kast mer geschtîle wärden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1110. In Ulm: Du kannst mer g'stohle komme. In dem Sinne von: Kannst mer hinte num gau, de Bass gei, auf Kirbe komm, den Buckel 'nauf stige. (S. Ellenbogen 6.) *142 Wer den heute stiehlt, der bringt ihn morgen wieder. (S. Schenken 54.) – Masson, 309. Holl.: Die mij van daag steelt, zal mij morgen wel weder terug brengen. (Harrebomée, I, 113b.) *143 Wer die bei Abend stiehlt, bringt sie bei Tage wieder. Stehler. 1 Stehler, Hehler und Befehler sind drei Diebe. – Eiselein, 577; Körte, 5714. Engl.: As good eat the devil, as the broth he is boil'd in. Lat.: Facientia et consentinetis poena par. – Non minor est fur, qui praedae partem capit, ac qui sumpserit ipse. – Peccat uterque pari dignum lex censet utrumque supplicio. (Masson, 175.) 2 Steler vnnd Heler ist einer so gut als der ander. – Lehmann, 120, 13. 3 Wie der Stehler, so schlecht ist auch der Dehler. – Schulfreund, 89, 190. Stehlhandwerk. Beim Stehlenhandwerk hat man sein Lebenlang genug, ohn dass es mit der Schand ein End nimpt. – Petri, II, 39. Stehmann. Stehmann hat Sitzmanns Händel nicht zu schlichten. Stehschoppen. * Noch einen Stehschoppen (Stehseidel) trinken. In Eile einen Genuss mitnehmen. Stehwein. * Es ist Stehwein. So wird der Wein genannt, den man stehend trinkt, nachdem man bereits vom Mahle aufgestanden ist. Auch Steigbügelwein, welcher Ausdruck sich von selbst als der ältere deutet. (S. Stehschoppen, Steigbügeltrunk.) Auch den Johannessegen nennt man diesen Wein, was an die alte Sitte, Sanct-Johannes Minne zu trinken, erinnert. Steif. 1 Stah stief, Knäkerbên, öck war di ock wat Dicket önt Liew besorge, säd de Sparling tom Storch. (Ostpreuss.) 2 Wi sünt bêd lîk stîf1, secht Popaz (oder: säd Ulenspegel), he lêch ävers unner. – Hagen, 97, 3; Hoefer, 1089. 1) Lik stif = gleich, eigensinnig, starrköpfig. *3 Er besteht steif und fest darauf. – Hügel, 156a. *4 Er ist so steif, als wenn er einen Ladstock geschluckt hätte. (Nürtingen.) *5 Er ist so steif wie ein alt Dragonerpferd. Von einem sich steif tragenden Menschen. *6 Er ist so steif wie ein alter Karrengaul. *7 Er ist so steif wie ein Pfahl. *8 Er ist so steif wie ein Stockfisch. Holl.: Hij is zoo stijf als een harde stokvisch. (Harrebomée, I, 309b.) *9 Er ist steif wie ein Wallach. – Frischbier2, 3610. *10 Er ist steif wie ein Ziegenbock. – Frischbier2, 3610. *11 Etwas steyff, fest vnd unverbrüchlich halten. – Theatrum Diabolorum, 515a. *12 Hä es so stîf as en Bock (oder: Klotz, Stamm, Stock). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 155. *13 He geit so stîf, as of he Bra'n (Braten) get'n hett. – Eichwald, 170; Schlingmann, 114. *14 He geit so stîf, as wenn he en Bessenstêl inslaken har (oder: im Rüggen). (Holst.) – Schütze, IV, 186. In Steiermark: Er ist so steif, als woann er an'n Besenstiel g'schlückt hätt. Als wenn er einen Besenstiel verschluckt hätte. Holl.: Hij is zoo stijf als de pruik van den eersten minister. (Harrebomée, II, 203b.) – Zôo stijf als een paal. (Harrebomée, II, 159a.) *15 He satt so stîf as en Hoppenstaken. (Holst.) – Schütze, II, 161. Er sass so steif wie eine Hopfenstange. *16 Hi as so stîf üüs en Stâlp. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97. *17 Sich eines dings so steiff halten, wie ein Hur eines Mannes. – Franck, Weltbuch, CXXXIb. *18 Sich steif vnd feste darauff verlassen. – Mathesy, 393a. *19 So steif wie ein Consistorialrescript mit grossem Siegel. – Fr. Friedrich, Buch der Liebe (Wien 1864). *20 So stîf as en Oakshoaren1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 168. 1) Woeste meint, Ochsenhorn könnte darunter nicht verstanden werden, und stellt in Frage, ob das oak Schmelzung des alten alk, elch, Elenthier sein möge. (Vgl. Frommann, V, 171, 168.) Steifen. * Er steift sich darauf. – Hügel, 156a. Beharrt eigensinnig auf seiner Meinung. Steifohr. * Es ist ein Steifohr. Von einem Esel und einem starrköpfigen, eigensinnigen Menschen. Steig. 1 Es ist kein Steig, er führt zur Strasse. Mhd.: Alle stîge gênt zer strâzen. (Haslan.) (Zingerle, 142.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [402]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/408>, abgerufen am 27.04.2024.