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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *17 O du lieber Strohsack, wie bist du zerrissen. (Jerrentowitz.)

*18 Sich auf den Strohsack legen. - Parömiakon, 2215.

Alles von Gottes wunderbarer Fürsorge erwarten. (Abraham a Sancta Clara, Etwas für Alle, III.)


Strohwisch.

1 Ein Strohwisch und ein Schultheiss sind gleich gemacht. - Graf, 516, 224.

2 Lieber unter dem eigenen Strohwisch, als unter fremdem Dache.

3 Wenn's auch ein Strohwisch ist, wenn er nur als Dach dient. (Wend. Lausitz.)

*4 Auf einem Strohwisch antreiben. - Fischer, Reiseabenteuer (Dresden 1801), I.

Aeusserst klein anfangen. Aus der Schiffersprache.

*5 Einen für einen Strohwisch halten.

Holl.: Hij houdt hem voor een' stroowisch (voetveeg). (Harrebomee, II, 316a.)

*6 Es ist, als ob er Strohwische steckt und damit die Vögel schreckt. - Fischart, Trostb.

*7 Sich auf einen Strohwisch stützen.

"Man stellt manchen für ain Schanz, der nie sah wie der Bär danzt vnd ist, als wann man strowisch steckt, dass man damit die Vögel schreckt." (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 668.)


Strohwitwe.

* Eine Strohwitwe (ein Strohwitwer) sein. - Wurzbach II, 339.

So nennt man eine verheirathete Frau, deren Mann oder einen verheiratheten Mann, dessen Frau abwesend ist. Die Bezeichnung soll daher kommen, dass im Mittelalter am Rhein dem Mädchen, das ausserehelich Mutter geworden war, ein Strohkranz aufgesetzt wurde. Man schalt sie Strohwitwe, weil sie zwar einen Mann hatte, aber doch keinen besass. Die Dänen nennen eine Frau, deren Mann gehängt worden ist, eine Graswitwe: En graes-enke. (Prov. dan., 242.)


Strolch.

1 Für jeden Strolch im Land ist ein Stock im Wald zur Hand.

Dän.: Der ere saa mange kjeppe i skoven som staadere i landet. (Prov. dan., 336.)

2 'N Strolch fingt ma mer 'm Strolch. (Nassau.)

3 Wo Strolche regieren, müssen ehrliche Leute verlieren.

Dän.: Naar staadere faaer heng-aermer, gaaer det ilde til. (Prov. dan., 528.)

*4 Es ist ein Strolch.

Ein Landstreicher.


Strom.

1 An grossen Strömen ist schlimm fischen.

It.: A fiume famoso non andar a pesca. (Bohn I, 68.)

2 Auch Ströme versiegen. - Hiob 14, 11; Ps. 74, 15; Es. 19, 5; Fabricius, 38.

3 Besser durch den Strom schwimmen, als über die Brücke des Feindes gehen. - Cahier, 2720.

4 Dem einen kommt's in Strömen, dem andern will's nicht tropfen.

Poln.: Jednemu sie samo leje, a drugiemu kapac niechce. (Lompa, 14.)

5 Der Strom ist nicht eher als die Quelle.

Die Russen: Der Strom kommt von der Quelle. (Altmann, VI, 493.)

6 Der Strom muss frei sein zu allen Zeiten. - Graf, 130, 373.

Wasser ist nach der deutschrechtlichen Anschauung Gemeingut, und das vorstehende Sprichwort drückt namentlich aus, dass die Ströme der allgemeinen Benutzung nicht entzogen werden dürfen.

Frz.: Les grands chemins et revieres navigables appertient au roi. (Loysel, 232.)

7 Der Strom verrinnt, der Sand bleibt. - Schlechta, 268.

8 Der Strom, welcher vorbei ist, kehrt nicht ins alte Bett zurück.

9 Ein breiter Strom kann eine schmale Mündung haben. - Altmann VI, 486.

10 Ein fallender Strom macht stürzende Wellen.

11 Ein friedlicher Strom hat blühende Ufer.

Auch chinesisch Cibot, 160.

12 Ein grosser Strom richtet sich nicht nach dem Bette.

[Spaltenumbruch] 13 Ein Strom, der nicht in seinen Ufern bleibt, ist ein übler Nachbar.

Frz.: Eau quoye jour et nuit noye, submerge et nuit. (Leroux, I, 42.)

14 Es ist kein Strom, in den nicht trübe Bächlein münden. - Chaos, 282.

15 Gegen den Strom ist bös schwimmen, sagte Lips, aber er konnte gar nicht schwimmen.

Holl.: Tegen stroom is kwaad roeijen, zei de man; maar hij had geene riemen. (Harrebomee, II, 317a.)

16 Gegen den Strom ist quad (übel) schwimmen. - Schottel, 1136b; Gaal, 1480; Körte, 5777.

Es ist vieles übel, es muss aber doch geschehen, "Wenn ich nicht wider den Strom schwimmen soll", sagt Jean Paul, "so wird dieser Strom nicht selten meine Tugend scheitern machen; denn das Reich des Lasters ist ebenso gross und ausgebreitet als das Reich der Mode." Bei Tunnicius (888): Tegen den strom is quat swemmen. (In cursum Rheni moliri corpore durum).

Böhm.: Darmo proti vode plevati. (Celakovsky, 282.)

Engl.: No striving against the stream. (Gaal, 1480.) - Piss not against the wind.

Frz.: Naiger contre leaue.

Holl.: Tis quaet swemmen teghen strom. (Tunn., 22, 1.)

It.: Chi piscia contro il vento, si bagna la camicia. - Chi sputa contro il vento, si sputa contro il viso.

Lat.: Aduersis natare aquis. (Bovill, I, 187.) - Contra torrentem niti. (Bohn II, 135.) - Est durum clare contra fluscum natitare. (Fallersleben, 662.) - Obsequio tranantur aquae: nec vincere possis flumina, si contra, quam rapit unda, nates. (Philippi, II, 29.) - Quis contra torrentem! - Stultus, ab obliquo qui cum discedere possit, pugnat in adversas ire natator aquas. (Gaal, 1480.)

Poln.: Kemice kotku na niedzwiedzia. (Masson, 320.) - Prozno dmuchac przecin wiatru. - Trudno plynaw przeciw wodzie. - Trudno przeciwko wodzie plywac. (Celakovsky, 282.)

Schwed.: Ondt simma mot strömmen. (Grubb, 632.)

17 Je schneller der Strom, je stärker die Wellen. Aehnlich russisch Altmann V, 92.

18 Lieber durch einen reissenden Strom als durch ein stilles (falsches) Wasser. - Cahier, 2762.

19 Man kann dem Strome eher trauen als dem Bach.

20 Man klagt des Stromes Mündung an, dass sie die Quelle trübe. - Oesterr. Volksfreund, 1872, Nr. 296.

21 Mit dem Strome schwimmen, ist gut, geschickt untertauchen, besser. - Fabricius, 11.

22 Mitten im Strom kann man die Pferde nicht umspannen.

Gegen einen Wechsel der ausführenden Kräfte (Diener, Beamte) zur Unzeit.

23 Starker Strom kommt durch jede Schleuse.

24 Strebe nicht wider den Strom. - Pred. Sal. 4, 32; Petri, II, 542; Schulze, 142; Wahl, I, 673; Zehner, 353.

Engl.: It's hard to swim against the current. - No striving against the stream.

Frz.: Contre la force point de resistance. - On ne peut aller contre le fil de l'eau.

It.: Non bisogna navigar con vento contrario. - Non bisogna peccare contro le regole. - Si non puo andar contro la corrente.

Lat.: Ne nata contra torrentem.

25 Tiefe Ströme fliessen schnell.

Schwed.: Djupa strömmar löpa tyst. (Grubb, 760; Törning, 89.)

26 Wenn der Strom anschwillt, ist das Wasser trübe.

It.: Il fiume non s' ingrossa d' acqua chiara. (Bohn I, 102.)

27 Wenn der Strom schwillt, so geht er über die Ufer.

Lat.: Quod turget urget. (Gaal, 133.)

28 Wenn es über einen Strom geht, lass niemand hinter dir sein.

It.: A gran ruscello passate l' ultimo. (Bohn I, 68.)

29 Wer dem Strome folgt, kommt ans Meer.

Engl.: Follow the river, and you'll get to the sea. (Bohn I, 94.)

Frz.: Suivez la rivere et vous gagnerez la mer. (Bohn II, 57.)

30 Wer einen Strom durchschwommen hat, der weiss, wie tief er ist.

It.: Chi ha passato il fiume sa quant' acua tiene. (Pazzaglia, 333, 19.)

31 Wer wider den Strom schwimmt, der muss ersaufen. - Herberger, Hertzpostille, II, 48.

[Spaltenumbruch] *17 O du lieber Strohsack, wie bist du zerrissen. (Jerrentowitz.)

*18 Sich auf den Strohsack legen.Parömiakon, 2215.

Alles von Gottes wunderbarer Fürsorge erwarten. (Abraham a Sancta Clara, Etwas für Alle, III.)


Strohwisch.

1 Ein Strohwisch und ein Schultheiss sind gleich gemacht.Graf, 516, 224.

2 Lieber unter dem eigenen Strohwisch, als unter fremdem Dache.

3 Wenn's auch ein Strohwisch ist, wenn er nur als Dach dient. (Wend. Lausitz.)

*4 Auf einem Strohwisch antreiben.Fischer, Reiseabenteuer (Dresden 1801), I.

Aeusserst klein anfangen. Aus der Schiffersprache.

*5 Einen für einen Strohwisch halten.

Holl.: Hij houdt hem voor een' stroowisch (voetveeg). (Harrebomée, II, 316a.)

*6 Es ist, als ob er Strohwische steckt und damit die Vögel schreckt.Fischart, Trostb.

*7 Sich auf einen Strohwisch stützen.

„Man stellt manchen für ain Schanz, der nie sah wie der Bär danzt vnd ist, als wann man strowisch steckt, dass man damit die Vögel schreckt.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 668.)


Strohwitwe.

* Eine Strohwitwe (ein Strohwitwer) sein.Wurzbach II, 339.

So nennt man eine verheirathete Frau, deren Mann oder einen verheiratheten Mann, dessen Frau abwesend ist. Die Bezeichnung soll daher kommen, dass im Mittelalter am Rhein dem Mädchen, das ausserehelich Mutter geworden war, ein Strohkranz aufgesetzt wurde. Man schalt sie Strohwitwe, weil sie zwar einen Mann hatte, aber doch keinen besass. Die Dänen nennen eine Frau, deren Mann gehängt worden ist, eine Graswitwe: En græs-enke. (Prov. dan., 242.)


Strolch.

1 Für jeden Strolch im Land ist ein Stock im Wald zur Hand.

Dän.: Der ere saa mange kjeppe i skoven som staadere i landet. (Prov. dan., 336.)

2 'N Strolch fingt ma mer 'm Strolch. (Nassau.)

3 Wo Strolche regieren, müssen ehrliche Leute verlieren.

Dän.: Naar staadere faaer heng-ærmer, gaaer det ilde til. (Prov. dan., 528.)

*4 Es ist ein Strolch.

Ein Landstreicher.


Strom.

1 An grossen Strömen ist schlimm fischen.

It.: A fiume famoso non andar a pesca. (Bohn I, 68.)

2 Auch Ströme versiegen.Hiob 14, 11; Ps. 74, 15; Es. 19, 5; Fabricius, 38.

3 Besser durch den Strom schwimmen, als über die Brücke des Feindes gehen.Cahier, 2720.

4 Dem einen kommt's in Strömen, dem andern will's nicht tropfen.

Poln.: Jednemu się samo leje, a drugiemu kapać niechce. (Lompa, 14.)

5 Der Strom ist nicht eher als die Quelle.

Die Russen: Der Strom kommt von der Quelle. (Altmann, VI, 493.)

6 Der Strom muss frei sein zu allen Zeiten.Graf, 130, 373.

Wasser ist nach der deutschrechtlichen Anschauung Gemeingut, und das vorstehende Sprichwort drückt namentlich aus, dass die Ströme der allgemeinen Benutzung nicht entzogen werden dürfen.

Frz.: Les grands chemins et revières navigables appertient au roi. (Loysel, 232.)

7 Der Strom verrinnt, der Sand bleibt.Schlechta, 268.

8 Der Strom, welcher vorbei ist, kehrt nicht ins alte Bett zurück.

9 Ein breiter Strom kann eine schmale Mündung haben.Altmann VI, 486.

10 Ein fallender Strom macht stürzende Wellen.

11 Ein friedlicher Strom hat blühende Ufer.

Auch chinesisch Cibot, 160.

12 Ein grosser Strom richtet sich nicht nach dem Bette.

[Spaltenumbruch] 13 Ein Strom, der nicht in seinen Ufern bleibt, ist ein übler Nachbar.

Frz.: Eau quoye jour et nuit noye, submerge et nuit. (Leroux, I, 42.)

14 Es ist kein Strom, in den nicht trübe Bächlein münden.Chaos, 282.

15 Gegen den Strom ist bös schwimmen, sagte Lips, aber er konnte gar nicht schwimmen.

Holl.: Tegen stroom is kwaad roeijen, zei de man; maar hij had geene riemen. (Harrebomée, II, 317a.)

16 Gegen den Strom ist quad (übel) schwimmen.Schottel, 1136b; Gaal, 1480; Körte, 5777.

Es ist vieles übel, es muss aber doch geschehen, „Wenn ich nicht wider den Strom schwimmen soll“, sagt Jean Paul, „so wird dieser Strom nicht selten meine Tugend scheitern machen; denn das Reich des Lasters ist ebenso gross und ausgebreitet als das Reich der Mode.“ Bei Tunnicius (888): Tegen den strôm is quat swemmen. (In cursum Rheni moliri corpore durum).

Böhm.: Darmo proti vodĕ plevati. (Čelakovsky, 282.)

Engl.: No striving against the stream. (Gaal, 1480.) – Piss not against the wind.

Frz.: Naiger contre leaue.

Holl.: Tis quaet swemmen teghen strom. (Tunn., 22, 1.)

It.: Chi piscia contro il vento, si bagna la camicia. – Chi sputa contro il vento, si sputa contro il viso.

Lat.: Aduersis natare aquis. (Bovill, I, 187.) – Contra torrentem niti. (Bohn II, 135.) – Est durum clare contra fluscum natitare. (Fallersleben, 662.) – Obsequio tranantur aquae: nec vincere possis flumina, si contra, quam rapit unda, nates. (Philippi, II, 29.) – Quis contra torrentem! – Stultus, ab obliquo qui cum discedere possit, pugnat in adversas ire natator aquas. (Gaal, 1480.)

Poln.: Kemice kotku na niedżwiedzia. (Masson, 320.) – Próznó dmuchać przećin wiatru. – Trudno płynąw przeciw wodzie. – Trudno przeciwko wodzie pływać. (Čelakovsky, 282.)

Schwed.: Ondt simma mot strömmen. (Grubb, 632.)

17 Je schneller der Strom, je stärker die Wellen. Aehnlich russisch Altmann V, 92.

18 Lieber durch einen reissenden Strom als durch ein stilles (falsches) Wasser.Cahier, 2762.

19 Man kann dem Strome eher trauen als dem Bach.

20 Man klagt des Stromes Mündung an, dass sie die Quelle trübe.Oesterr. Volksfreund, 1872, Nr. 296.

21 Mit dem Strome schwimmen, ist gut, geschickt untertauchen, besser.Fabricius, 11.

22 Mitten im Strom kann man die Pferde nicht umspannen.

Gegen einen Wechsel der ausführenden Kräfte (Diener, Beamte) zur Unzeit.

23 Starker Strom kommt durch jede Schleuse.

24 Strebe nicht wider den Strom.Pred. Sal. 4, 32; Petri, II, 542; Schulze, 142; Wahl, I, 673; Zehner, 353.

Engl.: It's hard to swim against the current. – No striving against the stream.

Frz.: Contre la force point de résistance. – On ne peut aller contre le fil de l'eau.

It.: Non bisogna navigar con vento contrario. – Non bisogna peccare contro le regole. – Si non può andar contro la corrente.

Lat.: Ne nata contra torrentem.

25 Tiefe Ströme fliessen schnell.

Schwed.: Djupa strömmar löpa tyst. (Grubb, 760; Törning, 89.)

26 Wenn der Strom anschwillt, ist das Wasser trübe.

It.: Il fiume non s' ingrossa d' acqua chiara. (Bohn I, 102.)

27 Wenn der Strom schwillt, so geht er über die Ufer.

Lat.: Quod turget urget. (Gaal, 133.)

28 Wenn es über einen Strom geht, lass niemand hinter dir sein.

It.: A gran ruscello passate l' ultimo. (Bohn I, 68.)

29 Wer dem Strome folgt, kommt ans Meer.

Engl.: Follow the river, and you'll get to the sea. (Bohn I, 94.)

Frz.: Suivez la rivère et vous gagnerez la mer. (Bohn II, 57.)

30 Wer einen Strom durchschwommen hat, der weiss, wie tief er ist.

It.: Chi hà passato il fiume sà quant' acua tiene. (Pazzaglia, 333, 19.)

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[[461]/0467] *17 O du lieber Strohsack, wie bist du zerrissen. (Jerrentowitz.) *18 Sich auf den Strohsack legen. – Parömiakon, 2215. Alles von Gottes wunderbarer Fürsorge erwarten. (Abraham a Sancta Clara, Etwas für Alle, III.) Strohwisch. 1 Ein Strohwisch und ein Schultheiss sind gleich gemacht. – Graf, 516, 224. 2 Lieber unter dem eigenen Strohwisch, als unter fremdem Dache. 3 Wenn's auch ein Strohwisch ist, wenn er nur als Dach dient. (Wend. Lausitz.) *4 Auf einem Strohwisch antreiben. – Fischer, Reiseabenteuer (Dresden 1801), I. Aeusserst klein anfangen. Aus der Schiffersprache. *5 Einen für einen Strohwisch halten. Holl.: Hij houdt hem voor een' stroowisch (voetveeg). (Harrebomée, II, 316a.) *6 Es ist, als ob er Strohwische steckt und damit die Vögel schreckt. – Fischart, Trostb. *7 Sich auf einen Strohwisch stützen. „Man stellt manchen für ain Schanz, der nie sah wie der Bär danzt vnd ist, als wann man strowisch steckt, dass man damit die Vögel schreckt.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 668.) Strohwitwe. * Eine Strohwitwe (ein Strohwitwer) sein. – Wurzbach II, 339. So nennt man eine verheirathete Frau, deren Mann oder einen verheiratheten Mann, dessen Frau abwesend ist. Die Bezeichnung soll daher kommen, dass im Mittelalter am Rhein dem Mädchen, das ausserehelich Mutter geworden war, ein Strohkranz aufgesetzt wurde. Man schalt sie Strohwitwe, weil sie zwar einen Mann hatte, aber doch keinen besass. Die Dänen nennen eine Frau, deren Mann gehängt worden ist, eine Graswitwe: En græs-enke. (Prov. dan., 242.) Strolch. 1 Für jeden Strolch im Land ist ein Stock im Wald zur Hand. Dän.: Der ere saa mange kjeppe i skoven som staadere i landet. (Prov. dan., 336.) 2 'N Strolch fingt ma mer 'm Strolch. (Nassau.) 3 Wo Strolche regieren, müssen ehrliche Leute verlieren. Dän.: Naar staadere faaer heng-ærmer, gaaer det ilde til. (Prov. dan., 528.) *4 Es ist ein Strolch. Ein Landstreicher. Strom. 1 An grossen Strömen ist schlimm fischen. It.: A fiume famoso non andar a pesca. (Bohn I, 68.) 2 Auch Ströme versiegen. – Hiob 14, 11; Ps. 74, 15; Es. 19, 5; Fabricius, 38. 3 Besser durch den Strom schwimmen, als über die Brücke des Feindes gehen. – Cahier, 2720. 4 Dem einen kommt's in Strömen, dem andern will's nicht tropfen. Poln.: Jednemu się samo leje, a drugiemu kapać niechce. (Lompa, 14.) 5 Der Strom ist nicht eher als die Quelle. Die Russen: Der Strom kommt von der Quelle. (Altmann, VI, 493.) 6 Der Strom muss frei sein zu allen Zeiten. – Graf, 130, 373. Wasser ist nach der deutschrechtlichen Anschauung Gemeingut, und das vorstehende Sprichwort drückt namentlich aus, dass die Ströme der allgemeinen Benutzung nicht entzogen werden dürfen. Frz.: Les grands chemins et revières navigables appertient au roi. (Loysel, 232.) 7 Der Strom verrinnt, der Sand bleibt. – Schlechta, 268. 8 Der Strom, welcher vorbei ist, kehrt nicht ins alte Bett zurück. 9 Ein breiter Strom kann eine schmale Mündung haben. – Altmann VI, 486. 10 Ein fallender Strom macht stürzende Wellen. 11 Ein friedlicher Strom hat blühende Ufer. Auch chinesisch Cibot, 160. 12 Ein grosser Strom richtet sich nicht nach dem Bette. 13 Ein Strom, der nicht in seinen Ufern bleibt, ist ein übler Nachbar. Frz.: Eau quoye jour et nuit noye, submerge et nuit. (Leroux, I, 42.) 14 Es ist kein Strom, in den nicht trübe Bächlein münden. – Chaos, 282. 15 Gegen den Strom ist bös schwimmen, sagte Lips, aber er konnte gar nicht schwimmen. Holl.: Tegen stroom is kwaad roeijen, zei de man; maar hij had geene riemen. (Harrebomée, II, 317a.) 16 Gegen den Strom ist quad (übel) schwimmen. – Schottel, 1136b; Gaal, 1480; Körte, 5777. Es ist vieles übel, es muss aber doch geschehen, „Wenn ich nicht wider den Strom schwimmen soll“, sagt Jean Paul, „so wird dieser Strom nicht selten meine Tugend scheitern machen; denn das Reich des Lasters ist ebenso gross und ausgebreitet als das Reich der Mode.“ Bei Tunnicius (888): Tegen den strôm is quat swemmen. (In cursum Rheni moliri corpore durum). Böhm.: Darmo proti vodĕ plevati. (Čelakovsky, 282.) Engl.: No striving against the stream. (Gaal, 1480.) – Piss not against the wind. Frz.: Naiger contre leaue. Holl.: Tis quaet swemmen teghen strom. (Tunn., 22, 1.) It.: Chi piscia contro il vento, si bagna la camicia. – Chi sputa contro il vento, si sputa contro il viso. Lat.: Aduersis natare aquis. (Bovill, I, 187.) – Contra torrentem niti. (Bohn II, 135.) – Est durum clare contra fluscum natitare. (Fallersleben, 662.) – Obsequio tranantur aquae: nec vincere possis flumina, si contra, quam rapit unda, nates. (Philippi, II, 29.) – Quis contra torrentem! – Stultus, ab obliquo qui cum discedere possit, pugnat in adversas ire natator aquas. (Gaal, 1480.) Poln.: Kemice kotku na niedżwiedzia. (Masson, 320.) – Próznó dmuchać przećin wiatru. – Trudno płynąw przeciw wodzie. – Trudno przeciwko wodzie pływać. (Čelakovsky, 282.) Schwed.: Ondt simma mot strömmen. (Grubb, 632.) 17 Je schneller der Strom, je stärker die Wellen. Aehnlich russisch Altmann V, 92. 18 Lieber durch einen reissenden Strom als durch ein stilles (falsches) Wasser. – Cahier, 2762. 19 Man kann dem Strome eher trauen als dem Bach. 20 Man klagt des Stromes Mündung an, dass sie die Quelle trübe. – Oesterr. Volksfreund, 1872, Nr. 296. 21 Mit dem Strome schwimmen, ist gut, geschickt untertauchen, besser. – Fabricius, 11. 22 Mitten im Strom kann man die Pferde nicht umspannen. Gegen einen Wechsel der ausführenden Kräfte (Diener, Beamte) zur Unzeit. 23 Starker Strom kommt durch jede Schleuse. 24 Strebe nicht wider den Strom. – Pred. Sal. 4, 32; Petri, II, 542; Schulze, 142; Wahl, I, 673; Zehner, 353. Engl.: It's hard to swim against the current. – No striving against the stream. Frz.: Contre la force point de résistance. – On ne peut aller contre le fil de l'eau. It.: Non bisogna navigar con vento contrario. – Non bisogna peccare contro le regole. – Si non può andar contro la corrente. Lat.: Ne nata contra torrentem. 25 Tiefe Ströme fliessen schnell. Schwed.: Djupa strömmar löpa tyst. (Grubb, 760; Törning, 89.) 26 Wenn der Strom anschwillt, ist das Wasser trübe. It.: Il fiume non s' ingrossa d' acqua chiara. (Bohn I, 102.) 27 Wenn der Strom schwillt, so geht er über die Ufer. Lat.: Quod turget urget. (Gaal, 133.) 28 Wenn es über einen Strom geht, lass niemand hinter dir sein. It.: A gran ruscello passate l' ultimo. (Bohn I, 68.) 29 Wer dem Strome folgt, kommt ans Meer. Engl.: Follow the river, and you'll get to the sea. (Bohn I, 94.) Frz.: Suivez la rivère et vous gagnerez la mer. (Bohn II, 57.) 30 Wer einen Strom durchschwommen hat, der weiss, wie tief er ist. It.: Chi hà passato il fiume sà quant' acua tiene. (Pazzaglia, 333, 19.) 31 Wer wider den Strom schwimmt, der muss ersaufen. – Herberger, Hertzpostille, II, 48.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [461]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/467>, abgerufen am 26.04.2024.