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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Tummerheinz.

* Sich vorm Tummerheinz (dummen Heinrich) hüten.

"Schaw, hüt dich vorm listigen fuchss, für den, die böss sein wie der luchss, hüt dich vorm alten tummerhe(i)ntz, verkaufft die brillen vnd fuchsschwentz." (Waldis, IV, 8, 83) Sandvoss (Sprichwörterlese, 102) bemerkt zu dieser dunkeln Stelle: "Ich glaube, es sei mit dem Tummerhenz der Teufel bezeichnet, der im Volksglauben sehr tiefsinnig trotz all seiner List und Klugheit der Dumme heisst, sofern in aller Rechnung des Bösen ein Rechenfehler liegt. Heintz heisst sonst bei Waldis der Esel, aber es kann hier stehen wie sonst wol Clas oder Jan, Dummcläs, Dummerjaan. Doch nicht blos der Esel, auch die Sau heisst Heintzlin." - Fischart (Gargantua, Kap. 10): "Wolt darumb der König in Franckreich all eseltreiber hencken, weil sie den Esel >Herri< (Henri?) ruffen, vnd die Teutsch Sauhirten all ertrencken, weil sie die Sau >Heintzlin< heissen?" (Kloster, VIII, 191.)


Tümpel.

1 Im Tümpel fängt man den Fisch.

*2 A is a rechter trübe Timpel. - Robinson, 706; Gomolcke, 104.

Von stillen, kopfhängerischen Menschen.


Tunke.

1 Die süsse Tunke wird nicht lange dauern. (Schles.)

Von allzu süssen Freundschaften, denen man wenig Dauer verspricht.

2 Was soll mir die graue Tunke, sagte der Kräutersmann zur Oder, als sie ihm seine Beete überschwemmte.

Engl.: You be damm'o, as the publican said to the Thames, when it overflowed his cellars. (Hagen, VI, 103, 10.)

*3 Es ist gar gute (süsse) Tunke. - Klix, 108.

Dicke Freundschaft.


Tunken.

1 Man muss etlichmahl duncken, was die Farb halten soll. - Lehmann, 880, 52.

*2 Er tunkt gern nach dem Essen.

Pflegt ein Mittagsschläfchen zu machen. "Nach'n Essen thuar i' gern a biss'l tunk'n." (Hügel, 168b.)


Tünklein.

1 Uf a guts Tünkli g'hört a guts Trünkli. (Luzern.) - Simrock, 10502; Sutermeister, 126.

2 Wer das Tünklein eingemacht, der mag's austrinken. (S. Brei 47 u. 48 und Einbrocken 9-13.)

Ung.: Illik a' kontz utan a' levet is hörpölni. (Gaal, 345.)


Tunnel.

* Ein Tunnel über der Spree.

Diesen Namen führt der 1827 in Berlin gestiftete literarische Sonntagsverein, wie der Ort, an dem er sich versammelt. Nach seiner eigenen Erklärung soll der Name ausdrücken, dass ernster Wille des Menschen grössere äussere Hindernisse besiegen, dass er gewissermassen das scheinbar Unmögliche möglich zu machen vermag. Wo das Wort sprichwörtlich angewandt wird, will man damit ein schwieriges Unternehmen bezeichnen.


Tupf.

*1 Auf den Tupfen treffen. - Eiselein, 128.

*2 Er hat es auf den Tupf errathen (getroffen). - Stalder, I, 327.

D. i. sehr genau.

*3 Er ist auf den Tupf gekommen. - Stalder, I, 321.

In dem angegebenen bestimmten Augenblick.

*4 Er ist zu früh an den Tupfen gekommen. - Mayer, II, 193.


Tüpfel.

*1 Das Düpfel auf dem i fehlt nicht. - Eiselein, 128.

Es ist alles vollendet, es fehlt nicht das Geringste.

*2 Net's Dipfel auf'm i dörf fehla. (Ulm.)


Tüpfelchen.

*1 Da darf auch kein Tippelche' dran fehlen. - Tendlau, 526.

Zur Bezeichnung des Sorgfältigen und Pünktlichen, aber auch des Habgierigen, der nicht das Geringste nachlässt.

*2 Er muss sein Tippelchen aach dazu gebe! - Tendlau, 59.

Von dem, der irgendwo sein unnützes Wort oder seine unnütze Verrichtung hinzufügt.


Tüpflein.

*1 Das ist ietz no 's Tüpfli of 's i uni. - Tobler, 441; Stalder, I, 327.

D. h. das fehlte noch, nun ist die Sache fertig, ist ihr die Krone aufgesetzt. In der scherzenden oder ironischen Sprache.

[Spaltenumbruch] *2 Dös ei a Tüpfaln (Pünktchen) uf'n i. (Franken.) - Frommann, VI, 323, 392; für die Schweiz: Stalder, I, 327.

Ist eine geringe Kleinigkeit, ist unzureichend.

*3 Er hat das Tüpfli herausgeschossen. (Glarus.) - Stalder, I, 327.

Den mittelsten Punkt.

*4 'S Düpfli uf's i setzen. (Luzern.)


Turban.

1 Lass dich nicht vom weissen Turban täuschen, die Seife ist auf Credit genommen. (Türk.)

2 Nicht alle, die ihren Kopf in einen Turban hüllen, sind Mohammed's Jünger. (Nub.)

3 Wenn sich der Turban über einen Wind (Blähung) beschwert, wie mag es den Unterhosen ergehen. (Aegypten.)

Wird angewandt, wenn die Bürger von Kairo über Unterdrückung schreien, während die Bauern viel grössere Ursache haben, unzufrieden zu sein.

4 Winde deinen Turban von Stroh, aber vergiss deine Verpflichtungen nicht. - Burckhardt, 54.

Spiele den Narren, so viel du willst, aber erfülle deine Pflicht.


Türengeln.

* Einen türengeln.

Dieser Ausdruck, welcher so viel bedeutet, als einen quälen und mishandeln, rührt (nach Allgem. Anzeiger der Deutschen, Gotha 1816, Nr. 112) aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs her, da die französischen Armeen unter Türenne die Einwohner im Hessendarmstädtischen, der Wetterau und den Maingegenden auf das Aergste mishandelten und peinigten, besonders um Geld zu erpressen. Von einem, der zum Hause hinaus- und wieder hineingeprügelt wird, sagt man, er ist tüchtig gethürengelt worden. Woeste dagegen führt (Frommann, III, 367) eine Anzahl märkischer Ausdrücke mit beigefügter Erklärung auf, darunter unter Nr. 47 rängeln, von Rängel = pröngel, das ist dicker Stock, Prügel. Durengeln, das märkische Düärrängeln = durchwalken. (Vgl. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, IV, 217.)


Turiner.

1 Die Turiner besitzen alles, was die Deutschen, Italiener und Franzosen Gutes an sich haben. - Berckenmeyer, 147.

"Nämlich die Aufrichtigkeit und ansehnliche Leibesgestalt der Deutschen, die Höflichkeit und lustige Humeur der Frantzosen und endlich die Scharffsinnigkeit der Italiäner." (Hesekiel, 32.)

2 Die Turiner sind gross und aufrichtig wie die Deutschen, höflich und lustig wie die Franzosen und scharfsinnig wie die Italiener. - Deutsche Romanzeitung, III, 45, 712.


Türke.

1 Besser ein aufrichtiger Türke, als ein falscher Christ.

2 Dem Türken kommt der Verstand erst, wenn es zu spät ist. - Schlechta, 181.

Bei den Osmanen sind die Türken, worunter sie aber auch die halbwilden Nomadenherden türkischen Bluts in Anatolien und Mittelasien verstehen, nicht gut angeschrieben. So sagen sie von denselben warnend: Dem Türken bleibe nichts schuldig; am Hochzeitstage oder am Bairamsfeste wird er seine Schuld eintreiben. (Schlechta, 182.)

3 Dem Türken scheint die Stadt ein Gefängniss. - Schlechta, 179.

4 Der Türk ug (und) der Tatter, doat woren zwein Gevatter. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 40, 62; Schuster, 530.

D. h. sie waren gleiche Verwüster des Landes.

5 Der Türke mag ein Gelehrter werden, nie aber ein Mensch. - Schlechta, 180.

6 Die Türken sind die schlimmsten Gäste.

Die Serben: Ohne Wind gibt's keine Kälte und ohne Türken keine bösen Gäste. (Celakovsky, 475.)

7 Die Türken sollen nicht ewig an der Donau bleiben.

Das ist der sprichwörtlich gewordene Glaube der Kleinrussen, und wahrscheinlich auch der übrigen, wie der gesammten christlichen Donaubevölkerung. (Celakovsky, 475.)

8 Einem Türken und einem kleinen Kinde muss man nichts versprechen oder es ihm gleich geben. - Hausfreund, XVI, 495, 59.

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Tummerheinz.

* Sich vorm Tummerheinz (dummen Heinrich) hüten.

„Schaw, hüt dich vorm listigen fuchss, für den, die böss sein wie der luchss, hüt dich vorm alten tummerhe(i)ntz, verkaufft die brillen vnd fuchsschwentz.“ (Waldis, IV, 8, 83) Sandvoss (Sprichwörterlese, 102) bemerkt zu dieser dunkeln Stelle: „Ich glaube, es sei mit dem Tummerhenz der Teufel bezeichnet, der im Volksglauben sehr tiefsinnig trotz all seiner List und Klugheit der Dumme heisst, sofern in aller Rechnung des Bösen ein Rechenfehler liegt. Heintz heisst sonst bei Waldis der Esel, aber es kann hier stehen wie sonst wol Clas oder Jan, Dummcläs, Dummerjaan. Doch nicht blos der Esel, auch die Sau heisst Heintzlin.“ – Fischart (Gargantua, Kap. 10): „Wolt darumb der König in Franckreich all eseltreiber hencken, weil sie den Esel ›Herri‹ (Henri?) ruffen, vnd die Teutsch Sauhirten all ertrencken, weil sie die Sau ›Heintzlin‹ heissen?“ (Kloster, VIII, 191.)


Tümpel.

1 Im Tümpel fängt man den Fisch.

*2 A is a rechter trübe Timpel.Robinson, 706; Gomolcke, 104.

Von stillen, kopfhängerischen Menschen.


Tunke.

1 Die süsse Tunke wird nicht lange dauern. (Schles.)

Von allzu süssen Freundschaften, denen man wenig Dauer verspricht.

2 Was soll mir die graue Tunke, sagte der Kräutersmann zur Oder, als sie ihm seine Beete überschwemmte.

Engl.: You be damm'o, as the publican said to the Thames, when it overflowed his cellars. (Hagen, VI, 103, 10.)

*3 Es ist gar gute (süsse) Tunke.Klix, 108.

Dicke Freundschaft.


Tunken.

1 Man muss etlichmahl duncken, was die Farb halten soll.Lehmann, 880, 52.

*2 Er tunkt gern nach dem Essen.

Pflegt ein Mittagsschläfchen zu machen. „Nach'n Essen thuar i' gern a biss'l tunk'n.“ (Hügel, 168b.)


Tünklein.

1 Uf a guts Tünkli g'hört a guts Trünkli. (Luzern.) – Simrock, 10502; Sutermeister, 126.

2 Wer das Tünklein eingemacht, der mag's austrinken. (S. Brei 47 u. 48 und Einbrocken 9-13.)

Ung.: Illik a' kontz után a' levet is hörpölni. (Gaal, 345.)


Tunnel.

* Ein Tunnel über der Spree.

Diesen Namen führt der 1827 in Berlin gestiftete literarische Sonntagsverein, wie der Ort, an dem er sich versammelt. Nach seiner eigenen Erklärung soll der Name ausdrücken, dass ernster Wille des Menschen grössere äussere Hindernisse besiegen, dass er gewissermassen das scheinbar Unmögliche möglich zu machen vermag. Wo das Wort sprichwörtlich angewandt wird, will man damit ein schwieriges Unternehmen bezeichnen.


Tupf.

*1 Auf den Tupfen treffen.Eiselein, 128.

*2 Er hat es auf den Tupf errathen (getroffen).Stalder, I, 327.

D. i. sehr genau.

*3 Er ist auf den Tupf gekommen.Stalder, I, 321.

In dem angegebenen bestimmten Augenblick.

*4 Er ist zu früh an den Tupfen gekommen.Mayer, II, 193.


Tüpfel.

*1 Das Düpfel auf dem i fehlt nicht.Eiselein, 128.

Es ist alles vollendet, es fehlt nicht das Geringste.

*2 Net's Dipfel auf'm i dörf fehla. (Ulm.)


Tüpfelchen.

*1 Da darf auch kein Tippelche' dran fehlen.Tendlau, 526.

Zur Bezeichnung des Sorgfältigen und Pünktlichen, aber auch des Habgierigen, der nicht das Geringste nachlässt.

*2 Er muss sein Tippelchen aach dazu gebe!Tendlau, 59.

Von dem, der irgendwo sein unnützes Wort oder seine unnütze Verrichtung hinzufügt.


Tüpflein.

*1 Das ist ietz no 's Tüpfli of 's i uni.Tobler, 441; Stalder, I, 327.

D. h. das fehlte noch, nun ist die Sache fertig, ist ihr die Krone aufgesetzt. In der scherzenden oder ironischen Sprache.

[Spaltenumbruch] *2 Dös î a Tüpfaln (Pünktchen) uf'n i. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 392; für die Schweiz: Stalder, I, 327.

Ist eine geringe Kleinigkeit, ist unzureichend.

*3 Er hat das Tüpfli herausgeschossen. (Glarus.) – Stalder, I, 327.

Den mittelsten Punkt.

*4 'S Düpfli uf's i setzen. (Luzern.)


Turban.

1 Lass dich nicht vom weissen Turban täuschen, die Seife ist auf Credit genommen. (Türk.)

2 Nicht alle, die ihren Kopf in einen Turban hüllen, sind Mohammed's Jünger. (Nub.)

3 Wenn sich der Turban über einen Wind (Blähung) beschwert, wie mag es den Unterhosen ergehen. (Aegypten.)

Wird angewandt, wenn die Bürger von Kairo über Unterdrückung schreien, während die Bauern viel grössere Ursache haben, unzufrieden zu sein.

4 Winde deinen Turban von Stroh, aber vergiss deine Verpflichtungen nicht.Burckhardt, 54.

Spiele den Narren, so viel du willst, aber erfülle deine Pflicht.


Türengeln.

* Einen türengeln.

Dieser Ausdruck, welcher so viel bedeutet, als einen quälen und mishandeln, rührt (nach Allgem. Anzeiger der Deutschen, Gotha 1816, Nr. 112) aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs her, da die französischen Armeen unter Türenne die Einwohner im Hessendarmstädtischen, der Wetterau und den Maingegenden auf das Aergste mishandelten und peinigten, besonders um Geld zu erpressen. Von einem, der zum Hause hinaus- und wieder hineingeprügelt wird, sagt man, er ist tüchtig gethürengelt worden. Woeste dagegen führt (Frommann, III, 367) eine Anzahl märkischer Ausdrücke mit beigefügter Erklärung auf, darunter unter Nr. 47 rängeln, von Rängel = pröngel, das ist dicker Stock, Prügel. Durengeln, das märkische Düärrängeln = durchwalken. (Vgl. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, IV, 217.)


Turiner.

1 Die Turiner besitzen alles, was die Deutschen, Italiener und Franzosen Gutes an sich haben.Berckenmeyer, 147.

„Nämlich die Aufrichtigkeit und ansehnliche Leibesgestalt der Deutschen, die Höflichkeit und lustige Humeur der Frantzosen und endlich die Scharffsinnigkeit der Italiäner.“ (Hesekiel, 32.)

2 Die Turiner sind gross und aufrichtig wie die Deutschen, höflich und lustig wie die Franzosen und scharfsinnig wie die Italiener.Deutsche Romanzeitung, III, 45, 712.


Türke.

1 Besser ein aufrichtiger Türke, als ein falscher Christ.

2 Dem Türken kommt der Verstand erst, wenn es zu spät ist.Schlechta, 181.

Bei den Osmanen sind die Türken, worunter sie aber auch die halbwilden Nomadenherden türkischen Bluts in Anatolien und Mittelasien verstehen, nicht gut angeschrieben. So sagen sie von denselben warnend: Dem Türken bleibe nichts schuldig; am Hochzeitstage oder am Bairamsfeste wird er seine Schuld eintreiben. (Schlechta, 182.)

3 Dem Türken scheint die Stadt ein Gefängniss.Schlechta, 179.

4 Der Türk ug (und) der Tatter, doat wôren zwîn Gevatter. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 40, 62; Schuster, 530.

D. h. sie waren gleiche Verwüster des Landes.

5 Der Türke mag ein Gelehrter werden, nie aber ein Mensch.Schlechta, 180.

6 Die Türken sind die schlimmsten Gäste.

Die Serben: Ohne Wind gibt's keine Kälte und ohne Türken keine bösen Gäste. (Čelakovsky, 475.)

7 Die Türken sollen nicht ewig an der Donau bleiben.

Das ist der sprichwörtlich gewordene Glaube der Kleinrussen, und wahrscheinlich auch der übrigen, wie der gesammten christlichen Donaubevölkerung. (Čelakovsky, 475.)

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[[688]/0694] Tummerheinz. * Sich vorm Tummerheinz (dummen Heinrich) hüten. „Schaw, hüt dich vorm listigen fuchss, für den, die böss sein wie der luchss, hüt dich vorm alten tummerhe(i)ntz, verkaufft die brillen vnd fuchsschwentz.“ (Waldis, IV, 8, 83) Sandvoss (Sprichwörterlese, 102) bemerkt zu dieser dunkeln Stelle: „Ich glaube, es sei mit dem Tummerhenz der Teufel bezeichnet, der im Volksglauben sehr tiefsinnig trotz all seiner List und Klugheit der Dumme heisst, sofern in aller Rechnung des Bösen ein Rechenfehler liegt. Heintz heisst sonst bei Waldis der Esel, aber es kann hier stehen wie sonst wol Clas oder Jan, Dummcläs, Dummerjaan. Doch nicht blos der Esel, auch die Sau heisst Heintzlin.“ – Fischart (Gargantua, Kap. 10): „Wolt darumb der König in Franckreich all eseltreiber hencken, weil sie den Esel ›Herri‹ (Henri?) ruffen, vnd die Teutsch Sauhirten all ertrencken, weil sie die Sau ›Heintzlin‹ heissen?“ (Kloster, VIII, 191.) Tümpel. 1 Im Tümpel fängt man den Fisch. *2 A is a rechter trübe Timpel. – Robinson, 706; Gomolcke, 104. Von stillen, kopfhängerischen Menschen. Tunke. 1 Die süsse Tunke wird nicht lange dauern. (Schles.) Von allzu süssen Freundschaften, denen man wenig Dauer verspricht. 2 Was soll mir die graue Tunke, sagte der Kräutersmann zur Oder, als sie ihm seine Beete überschwemmte. Engl.: You be damm'o, as the publican said to the Thames, when it overflowed his cellars. (Hagen, VI, 103, 10.) *3 Es ist gar gute (süsse) Tunke. – Klix, 108. Dicke Freundschaft. Tunken. 1 Man muss etlichmahl duncken, was die Farb halten soll. – Lehmann, 880, 52. *2 Er tunkt gern nach dem Essen. Pflegt ein Mittagsschläfchen zu machen. „Nach'n Essen thuar i' gern a biss'l tunk'n.“ (Hügel, 168b.) Tünklein. 1 Uf a guts Tünkli g'hört a guts Trünkli. (Luzern.) – Simrock, 10502; Sutermeister, 126. 2 Wer das Tünklein eingemacht, der mag's austrinken. (S. Brei 47 u. 48 und Einbrocken 9-13.) Ung.: Illik a' kontz után a' levet is hörpölni. (Gaal, 345.) Tunnel. * Ein Tunnel über der Spree. Diesen Namen führt der 1827 in Berlin gestiftete literarische Sonntagsverein, wie der Ort, an dem er sich versammelt. Nach seiner eigenen Erklärung soll der Name ausdrücken, dass ernster Wille des Menschen grössere äussere Hindernisse besiegen, dass er gewissermassen das scheinbar Unmögliche möglich zu machen vermag. Wo das Wort sprichwörtlich angewandt wird, will man damit ein schwieriges Unternehmen bezeichnen. Tupf. *1 Auf den Tupfen treffen. – Eiselein, 128. *2 Er hat es auf den Tupf errathen (getroffen). – Stalder, I, 327. D. i. sehr genau. *3 Er ist auf den Tupf gekommen. – Stalder, I, 321. In dem angegebenen bestimmten Augenblick. *4 Er ist zu früh an den Tupfen gekommen. – Mayer, II, 193. Tüpfel. *1 Das Düpfel auf dem i fehlt nicht. – Eiselein, 128. Es ist alles vollendet, es fehlt nicht das Geringste. *2 Net's Dipfel auf'm i dörf fehla. (Ulm.) Tüpfelchen. *1 Da darf auch kein Tippelche' dran fehlen. – Tendlau, 526. Zur Bezeichnung des Sorgfältigen und Pünktlichen, aber auch des Habgierigen, der nicht das Geringste nachlässt. *2 Er muss sein Tippelchen aach dazu gebe! – Tendlau, 59. Von dem, der irgendwo sein unnützes Wort oder seine unnütze Verrichtung hinzufügt. Tüpflein. *1 Das ist ietz no 's Tüpfli of 's i uni. – Tobler, 441; Stalder, I, 327. D. h. das fehlte noch, nun ist die Sache fertig, ist ihr die Krone aufgesetzt. In der scherzenden oder ironischen Sprache. *2 Dös î a Tüpfaln (Pünktchen) uf'n i. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 392; für die Schweiz: Stalder, I, 327. Ist eine geringe Kleinigkeit, ist unzureichend. *3 Er hat das Tüpfli herausgeschossen. (Glarus.) – Stalder, I, 327. Den mittelsten Punkt. *4 'S Düpfli uf's i setzen. (Luzern.) Turban. 1 Lass dich nicht vom weissen Turban täuschen, die Seife ist auf Credit genommen. (Türk.) 2 Nicht alle, die ihren Kopf in einen Turban hüllen, sind Mohammed's Jünger. (Nub.) 3 Wenn sich der Turban über einen Wind (Blähung) beschwert, wie mag es den Unterhosen ergehen. (Aegypten.) Wird angewandt, wenn die Bürger von Kairo über Unterdrückung schreien, während die Bauern viel grössere Ursache haben, unzufrieden zu sein. 4 Winde deinen Turban von Stroh, aber vergiss deine Verpflichtungen nicht. – Burckhardt, 54. Spiele den Narren, so viel du willst, aber erfülle deine Pflicht. Türengeln. * Einen türengeln. Dieser Ausdruck, welcher so viel bedeutet, als einen quälen und mishandeln, rührt (nach Allgem. Anzeiger der Deutschen, Gotha 1816, Nr. 112) aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs her, da die französischen Armeen unter Türenne die Einwohner im Hessendarmstädtischen, der Wetterau und den Maingegenden auf das Aergste mishandelten und peinigten, besonders um Geld zu erpressen. Von einem, der zum Hause hinaus- und wieder hineingeprügelt wird, sagt man, er ist tüchtig gethürengelt worden. Woeste dagegen führt (Frommann, III, 367) eine Anzahl märkischer Ausdrücke mit beigefügter Erklärung auf, darunter unter Nr. 47 rängeln, von Rängel = pröngel, das ist dicker Stock, Prügel. Durengeln, das märkische Düärrängeln = durchwalken. (Vgl. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, IV, 217.) Turiner. 1 Die Turiner besitzen alles, was die Deutschen, Italiener und Franzosen Gutes an sich haben. – Berckenmeyer, 147. „Nämlich die Aufrichtigkeit und ansehnliche Leibesgestalt der Deutschen, die Höflichkeit und lustige Humeur der Frantzosen und endlich die Scharffsinnigkeit der Italiäner.“ (Hesekiel, 32.) 2 Die Turiner sind gross und aufrichtig wie die Deutschen, höflich und lustig wie die Franzosen und scharfsinnig wie die Italiener. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 712. Türke. 1 Besser ein aufrichtiger Türke, als ein falscher Christ. 2 Dem Türken kommt der Verstand erst, wenn es zu spät ist. – Schlechta, 181. Bei den Osmanen sind die Türken, worunter sie aber auch die halbwilden Nomadenherden türkischen Bluts in Anatolien und Mittelasien verstehen, nicht gut angeschrieben. So sagen sie von denselben warnend: Dem Türken bleibe nichts schuldig; am Hochzeitstage oder am Bairamsfeste wird er seine Schuld eintreiben. (Schlechta, 182.) 3 Dem Türken scheint die Stadt ein Gefängniss. – Schlechta, 179. 4 Der Türk ug (und) der Tatter, doat wôren zwîn Gevatter. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 40, 62; Schuster, 530. D. h. sie waren gleiche Verwüster des Landes. 5 Der Türke mag ein Gelehrter werden, nie aber ein Mensch. – Schlechta, 180. 6 Die Türken sind die schlimmsten Gäste. Die Serben: Ohne Wind gibt's keine Kälte und ohne Türken keine bösen Gäste. (Čelakovsky, 475.) 7 Die Türken sollen nicht ewig an der Donau bleiben. Das ist der sprichwörtlich gewordene Glaube der Kleinrussen, und wahrscheinlich auch der übrigen, wie der gesammten christlichen Donaubevölkerung. (Čelakovsky, 475.) 8 Einem Türken und einem kleinen Kinde muss man nichts versprechen oder es ihm gleich geben. – Hausfreund, XVI, 495, 59.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [688]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/694>, abgerufen am 26.04.2024.