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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Ansehen einem Mädchen ungebührliche Dinge zumuthete, das aber endlich in das Ansinnen willigte, jedoch mit der angeführten Redensart bat, sie vor den mislichen und ihrer äussern Ehre (gutem Ruf) nachtheiligen Folgen möglichst zu schützen. Ich habe die Redensart z. B. von Hausfrauen im Scherz anwenden hören, denen der Mann, wenn die Küche eben gar nicht darauf vorbereitet war, plötzlich Gäste zuführte.

*4 Nun sin eck doch so unglücklick oss 'n Worm am Tune. (Lippe.)

D. h. sehr unglücklich, weil mir dies begegnet, dies Uebel mich betroffen hat, fühle ich mich so unglücklich, wie ein Wurm am Zaun.

*5 So unglücklich wie ein Maulesel vom Einfischthal. (Wallis.)

Unglücklich wie Patkul: Nieszczesliwy jah Patkul, Joh. Reinh. Patkul wollte sein Vaterland von der schwedischen Herrschaft befreien und wandte sich zuerst an August von Polen und später an Peter den Grossen von Russland, unter dem er von Karl XII. von Schweden gefangen genommen, gerädert und dann geviertheilt wurde. (Vgl. Vseslovanske pocatocni cteni, I, 82.) Da in dem walliser Einfischthale die Sitte herrscht, den Nachlass des Vaters zu gleichen Theilen unter die Kinder zu vertheilen, der Vater aber nicht selten mehr Kinder als Maalesel hinterlässt; so ist das Los eines solchen Geschöpfes, aus dem jeder Erbe den möglichst grössten Nutzen ziehen will, nicht beneidenswerth. (Vgl. den Aufsatz über das Einfischthal in der Zeitschrift Natur, 1856, S. 422.)


Unglücklicher.

1 Den Unglücklichen soll man nicht schelten.

Lat.: Crudelis est in re adversa, objurgatio. (Philippi, I, 99.)

2 Der Unglückliche hat einen Empfehlungsbrief an den Glücklichen.

Lat.: Aquila volucrem parvam nido complectitur. (Philippi, I, 37.)

3 Der Unglücklichen soll man nicht spotten.

Lat.: Demens dolorem ridet infelicium. (Philippi, I, 114.)

4 Des Unglücklichen Freunde wohnen weit.

It.: Egli e raro ch' un infelice abbia degli amici ma ancora piu raro, che abbie de' parenti.

5 Ein Unglücklicher klagt dem andern.

Liebt den andern, sagen die Osmanen. (Schlechta, 481.)

6 Ein Unglücklicher tröstet den andern.

Lat.: Solamen miseris socios, habuisse doloris. (Gaal, 1582.)

7 Einem Unglücklichen kommt jeder Wind ins Gesicht.

Er bleibt, wie die Böhmen sagen, an jedem Aste hängen.

Böhm.: Nest'astneho i haluz tahne. (Celakovsky, 173.)

8 Einen Unglücklichen beneidet niemand.

Lat.: Sola miseria caret invidia. (Egeria, 282.)

9 Es ist dem Unglücklichen ein Trost, dass der andere mitleidet.

Bei Tunnicius (741): It is den unseligen ein trost, dat de ander mede lit. (Solamen misero, poenus dum suscipit alter.)

10 In des Unglücklichen Hause befiehlt die Frau mehr als der Mann. (Span.)

Von den Nachtheilen des Weiberregiments.

11 Mit Unglücklichen muss man nicht scherzen.

Lat.: In calamitoso risus etiam injuria est. (Philippi, I, 192.)

12 Was der Unglückliche beginnt, mislingt.

Dän.: Det er godt at den ulykkelige er ledig, og gjör intet; thi Tom skal noget tee. (Prov. dan., 248.)

13 Wenn der Unglückliche liegt, so will niemand ihm aufhelfen. - Gaal, 410.

It.: Quand' uno e sfortunato da tutti e abbandonato. (Pazzaglia, 352, 2.)

Lat.: Clausa fides miseris. (Lucian.) (Philippi, I, 99.)

14 Wenn der Unglückliche nach einem Pflock greift, um sich anzuhalten, so bricht er ab.

Böhm.: Nest'astny by se brehu chytil, i ten sesnim utrhne (trha). (Celakovsky, 158.)

15 Wer dem Unglücklichen die Finger reicht, dem reicht Gott die Hand.

Böhm.: S bohem mluvi, kdo cini nest'astnemu dobrodini. (Celakovsky, 44.)


Unglücksbote.

* Jemandes Unglücksbote sein.


Unglücksfall.

1 Die Unglücksfälle der Leute sind Vortheile für andere. - Burckhardt, 606.

2 Die Unglücksfälle kommen immer zusammen, wie beim Hunde die Schläge.

[Spaltenumbruch] 3 Unglücksfälle sind wie Kirschen, von denen eine an der andern hängt.

4 Unglücksfälle und Staare kommen nie allein.

It.: Le disgrazio son come le ciregie, una tira l'altra. (Gaal, 174.)


Unglückshosen.

* Die Unglückshosen anziehen (anhaben).


Unglücksrabe.

* Das ist mein Unglücksrabe.


Unglückstag.

* Das ist ein (rechter, wahrer) Unglückstag.

Nach dem Volksglauben gibt es eine Anzahl Unglückstage. So wird der Magdalenentag als ein grosser Unglückstag betrachtet, an dem man nicht heirathen, nicht reisen, überhaupt kein wichtiges Geschäft thun oder antreten, nicht Berge steigen, noch auf dem Wasser fahren soll; denn neun hängen, neun erfallen, neun ertränken sich. Aehnliches verlautet vom Sonnenwende- und Georgitag. Häufig werden zweiunddreissig Unglückstage gezählt, welche, Tag und Zahl wechselnd, sich auf die zwölf Monate vertheilen. In Windischgarten heissen oder hiessen sie "Schwendtage". Das Kind, das an einem solchen Tage geboren wird, lebt nicht lange, und wird es gross, hat es viel Unglück und stirbt eines plötzlichen, elenden Todes. Ein Paar, das heirathet, bleibt nicht lange beisammen, bekommt Zank und Streit im Hause oder erfährt anderes Unglück. An diesen Tagen darf man auch ohne Schaden keine Arznei nehmen u. s. w. Als die verrufensten gelten der 1. April, an welchem Tage Judas geboren worden sein soll; der 1. August, an dem Lucifer aus dem Himmel gestossen, und der 1. December, an dem Sodom und Gomorrha vertilgt wurden u. s. w. (Vgl. Baumgarten, Progr., 28-29.)

Lat.: Dies ater. (Seneca.) (Binder II, 768.)


Unglücksvogel.

1 Einen Unglücksvogel hört niemand gern singen.

Mag eine warnende Stimme es noch so gut meinen, man hört sie selten gern. Denselben oder einen verwandten Gedanken drücken die Neger in Surinam durch das Sprichwort aus: Ich bin die Nachteule, mein Geschrei bedeutet nichts Gutes. (Wullschlägel.)

*2 Er ist ein Unglücksvogel. - Eiselein, 611; Braun, I, 4675.

Wem das Schicksal immer ungünstig ist. Auch um zu sagen: er ist ein Mensch, von dem man sich fernhalten muss. Die englischen Neger in Surinam sagen in diesem Sinne: Ich bin die Nachteule, wenn ich schreie, stirbt jemand, d. h. wo ich hinkomme, meidet man mich, weil man meint, ich bringe Unglück. (Wullschlägel.)

Frz.: Il attrape toujours la tout noire.

Holl.: Het is een ongeluksvogel. (Harrebomee, II, 136b.)

*3 Er ist sein eigener Unglücksvogel.

Lat.: Turdus ipse sibi malum cacat. (Eiselein, 611; Philippi, II, 226.)

*4 Ich will nicht sein Unglücksvogel sein.


Ungerade (der).

* Ich will nicht gerade den Ungeraden machen. (Rottenburg.)

Ich will mitthun, um nicht den Sonderling zu spielen.


Ungerade (die).

Ungerade ist eine heilige Zahl.

Lat.: Numera deus impare gaudet. (Virgil.) (Philippi, II, 55.)


Ungnade.

1 Die Vngnade des Küniges ist wie das brüllen ains jungen Löwen, aber sein Gnade ist wie Thaw auff dem Grase. - Agricola II, 265.

2 Wer in Ungnade gefallen ist, verbirgt sich.


Ungunst.

1 Niemand kan Vngunst allezeit meyden. - Lehmann, II, 428, 110.

2 Wo man nicht will vngunst verdienen, da gehet zucht vnd ehr vnder. - Henisch, 1780, 35.


Ungut.

1 Nichts für ungut, sagt Karoline1, und zog dem Prüss den Stuhl unter den Füssen weg. - Kladderadatsch, 1866, Nr. 36-37.

1) Fürstin Reuss, ältere Linie (Greiz).

2 Nichts für ungut, sagte der Bauer, als er dem Amtmann auf die Füsse trat.

3 Nichts für ungut, sagte der (sauere Bier-)Wirth zum Gaste. - Birlinger, 900.

It.: Guai a quell' ucello, che nasce in cattiva valle. (Pazzaglia, 386, 8.)

4 Nichts für ungut, sagte die Henne zum Regenwurm, da frass sie ihn.

Engl.: Excusez, as the duck said to the frogs. (Hagen, 104, 29.)

[Spaltenumbruch] Ansehen einem Mädchen ungebührliche Dinge zumuthete, das aber endlich in das Ansinnen willigte, jedoch mit der angeführten Redensart bat, sie vor den mislichen und ihrer äussern Ehre (gutem Ruf) nachtheiligen Folgen möglichst zu schützen. Ich habe die Redensart z. B. von Hausfrauen im Scherz anwenden hören, denen der Mann, wenn die Küche eben gar nicht darauf vorbereitet war, plötzlich Gäste zuführte.

*4 Nun sin eck doch so unglücklick oss 'n Worm am Tune. (Lippe.)

D. h. sehr unglücklich, weil mir dies begegnet, dies Uebel mich betroffen hat, fühle ich mich so unglücklich, wie ein Wurm am Zaun.

*5 So unglücklich wie ein Maulesel vom Einfischthal. (Wallis.)

Unglücklich wie Patkul: Nieszczęśliwy jah Patkul, Joh. Reinh. Patkul wollte sein Vaterland von der schwedischen Herrschaft befreien und wandte sich zuerst an August von Polen und später an Peter den Grossen von Russland, unter dem er von Karl XII. von Schweden gefangen genommen, gerädert und dann geviertheilt wurde. (Vgl. Vseslovanské pocátocni cteni, I, 82.) Da in dem walliser Einfischthale die Sitte herrscht, den Nachlass des Vaters zu gleichen Theilen unter die Kinder zu vertheilen, der Vater aber nicht selten mehr Kinder als Maalesel hinterlässt; so ist das Los eines solchen Geschöpfes, aus dem jeder Erbe den möglichst grössten Nutzen ziehen will, nicht beneidenswerth. (Vgl. den Aufsatz über das Einfischthal in der Zeitschrift Natur, 1856, S. 422.)


Unglücklicher.

1 Den Unglücklichen soll man nicht schelten.

Lat.: Crudelis est in re adversa, objurgatio. (Philippi, I, 99.)

2 Der Unglückliche hat einen Empfehlungsbrief an den Glücklichen.

Lat.: Aquila volucrem parvam nido complectitur. (Philippi, I, 37.)

3 Der Unglücklichen soll man nicht spotten.

Lat.: Demens dolorem ridet infelicium. (Philippi, I, 114.)

4 Des Unglücklichen Freunde wohnen weit.

It.: Egli è raro ch' un infelice abbia degli amici ma ancora piu raro, che abbie de' parenti.

5 Ein Unglücklicher klagt dem andern.

Liebt den andern, sagen die Osmanen. (Schlechta, 481.)

6 Ein Unglücklicher tröstet den andern.

Lat.: Solamen miseris socios, habuisse doloris. (Gaal, 1582.)

7 Einem Unglücklichen kommt jeder Wind ins Gesicht.

Er bleibt, wie die Böhmen sagen, an jedem Aste hängen.

Böhm.: Nešt'astného i haluz táhne. (Čelakovsky, 173.)

8 Einen Unglücklichen beneidet niemand.

Lat.: Sola miseria caret invidia. (Egeria, 282.)

9 Es ist dem Unglücklichen ein Trost, dass der andere mitleidet.

Bei Tunnicius (741): It is den unseligen ein trôst, dat de ander mede lit. (Solamen misero, poenus dum suscipit alter.)

10 In des Unglücklichen Hause befiehlt die Frau mehr als der Mann. (Span.)

Von den Nachtheilen des Weiberregiments.

11 Mit Unglücklichen muss man nicht scherzen.

Lat.: In calamitoso risus etiam injuria est. (Philippi, I, 192.)

12 Was der Unglückliche beginnt, mislingt.

Dän.: Det er godt at den ulykkelige er ledig, og gjør intet; thi Tom skal noget tee. (Prov. dan., 248.)

13 Wenn der Unglückliche liegt, so will niemand ihm aufhelfen.Gaal, 410.

It.: Quand' uno è sfortunato da tutti è abbandonato. (Pazzaglia, 352, 2.)

Lat.: Clausa fides miseris. (Lucian.) (Philippi, I, 99.)

14 Wenn der Unglückliche nach einem Pflock greift, um sich anzuhalten, so bricht er ab.

Böhm.: Nešt'astný by se břehu chytil, i ten sesnim utrhne (trhá). (Čelakovsky, 158.)

15 Wer dem Unglücklichen die Finger reicht, dem reicht Gott die Hand.

Böhm.: S bohem mluví, kdo činí nešt'astnému dobrodiní. (Čelakovsky, 44.)


Unglücksbote.

* Jemandes Unglücksbote sein.


Unglücksfall.

1 Die Unglücksfälle der Leute sind Vortheile für andere.Burckhardt, 606.

2 Die Unglücksfälle kommen immer zusammen, wie beim Hunde die Schläge.

[Spaltenumbruch] 3 Unglücksfälle sind wie Kirschen, von denen eine an der andern hängt.

4 Unglücksfälle und Staare kommen nie allein.

It.: Le disgrazio son come le ciregie, una tira l'altra. (Gaal, 174.)


Unglückshosen.

* Die Unglückshosen anziehen (anhaben).


Unglücksrabe.

* Das ist mein Unglücksrabe.


Unglückstag.

* Das ist ein (rechter, wahrer) Unglückstag.

Nach dem Volksglauben gibt es eine Anzahl Unglückstage. So wird der Magdalenentag als ein grosser Unglückstag betrachtet, an dem man nicht heirathen, nicht reisen, überhaupt kein wichtiges Geschäft thun oder antreten, nicht Berge steigen, noch auf dem Wasser fahren soll; denn neun hängen, neun erfallen, neun ertränken sich. Aehnliches verlautet vom Sonnenwende- und Georgitag. Häufig werden zweiunddreissig Unglückstage gezählt, welche, Tag und Zahl wechselnd, sich auf die zwölf Monate vertheilen. In Windischgarten heissen oder hiessen sie „Schwendtage“. Das Kind, das an einem solchen Tage geboren wird, lebt nicht lange, und wird es gross, hat es viel Unglück und stirbt eines plötzlichen, elenden Todes. Ein Paar, das heirathet, bleibt nicht lange beisammen, bekommt Zank und Streit im Hause oder erfährt anderes Unglück. An diesen Tagen darf man auch ohne Schaden keine Arznei nehmen u. s. w. Als die verrufensten gelten der 1. April, an welchem Tage Judas geboren worden sein soll; der 1. August, an dem Lucifer aus dem Himmel gestossen, und der 1. December, an dem Sodom und Gomorrha vertilgt wurden u. s. w. (Vgl. Baumgarten, Progr., 28-29.)

Lat.: Dies ater. (Seneca.) (Binder II, 768.)


Unglücksvogel.

1 Einen Unglücksvogel hört niemand gern singen.

Mag eine warnende Stimme es noch so gut meinen, man hört sie selten gern. Denselben oder einen verwandten Gedanken drücken die Neger in Surinam durch das Sprichwort aus: Ich bin die Nachteule, mein Geschrei bedeutet nichts Gutes. (Wullschlägel.)

*2 Er ist ein Unglücksvogel.Eiselein, 611; Braun, I, 4675.

Wem das Schicksal immer ungünstig ist. Auch um zu sagen: er ist ein Mensch, von dem man sich fernhalten muss. Die englischen Neger in Surinam sagen in diesem Sinne: Ich bin die Nachteule, wenn ich schreie, stirbt jemand, d. h. wo ich hinkomme, meidet man mich, weil man meint, ich bringe Unglück. (Wullschlägel.)

Frz.: Il attrape toujours la tout noire.

Holl.: Het is een ongeluksvogel. (Harrebomée, II, 136b.)

*3 Er ist sein eigener Unglücksvogel.

Lat.: Turdus ipse sibi malum cacat. (Eiselein, 611; Philippi, II, 226.)

*4 Ich will nicht sein Unglücksvogel sein.


Ungerade (der).

* Ich will nicht gerade den Ungeraden machen. (Rottenburg.)

Ich will mitthun, um nicht den Sonderling zu spielen.


Ungerade (die).

Ungerade ist eine heilige Zahl.

Lat.: Numera deus impare gaudet. (Virgil.) (Philippi, II, 55.)


Ungnade.

1 Die Vngnade des Küniges ist wie das brüllen ains jungen Löwen, aber sein Gnade ist wie Thaw auff dem Grase.Agricola II, 265.

2 Wer in Ungnade gefallen ist, verbirgt sich.


Ungunst.

1 Niemand kan Vngunst allezeit meyden.Lehmann, II, 428, 110.

2 Wo man nicht will vngunst verdienen, da gehet zucht vnd ehr vnder.Henisch, 1780, 35.


Ungut.

1 Nichts für ungut, sagt Karoline1, und zog dem Prüss den Stuhl unter den Füssen weg.Kladderadatsch, 1866, Nr. 36-37.

1) Fürstin Reuss, ältere Linie (Greiz).

2 Nichts für ungut, sagte der Bauer, als er dem Amtmann auf die Füsse trat.

3 Nichts für ungut, sagte der (sauere Bier-)Wirth zum Gaste.Birlinger, 900.

It.: Guai a quell' ucello, che nasce in cattiva valle. (Pazzaglia, 386, 8.)

4 Nichts für ungut, sagte die Henne zum Regenwurm, da frass sie ihn.

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[[730]/0736] Ansehen einem Mädchen ungebührliche Dinge zumuthete, das aber endlich in das Ansinnen willigte, jedoch mit der angeführten Redensart bat, sie vor den mislichen und ihrer äussern Ehre (gutem Ruf) nachtheiligen Folgen möglichst zu schützen. Ich habe die Redensart z. B. von Hausfrauen im Scherz anwenden hören, denen der Mann, wenn die Küche eben gar nicht darauf vorbereitet war, plötzlich Gäste zuführte. *4 Nun sin eck doch so unglücklick oss 'n Worm am Tune. (Lippe.) D. h. sehr unglücklich, weil mir dies begegnet, dies Uebel mich betroffen hat, fühle ich mich so unglücklich, wie ein Wurm am Zaun. *5 So unglücklich wie ein Maulesel vom Einfischthal. (Wallis.) Unglücklich wie Patkul: Nieszczęśliwy jah Patkul, Joh. Reinh. Patkul wollte sein Vaterland von der schwedischen Herrschaft befreien und wandte sich zuerst an August von Polen und später an Peter den Grossen von Russland, unter dem er von Karl XII. von Schweden gefangen genommen, gerädert und dann geviertheilt wurde. (Vgl. Vseslovanské pocátocni cteni, I, 82.) Da in dem walliser Einfischthale die Sitte herrscht, den Nachlass des Vaters zu gleichen Theilen unter die Kinder zu vertheilen, der Vater aber nicht selten mehr Kinder als Maalesel hinterlässt; so ist das Los eines solchen Geschöpfes, aus dem jeder Erbe den möglichst grössten Nutzen ziehen will, nicht beneidenswerth. (Vgl. den Aufsatz über das Einfischthal in der Zeitschrift Natur, 1856, S. 422.) Unglücklicher. 1 Den Unglücklichen soll man nicht schelten. Lat.: Crudelis est in re adversa, objurgatio. (Philippi, I, 99.) 2 Der Unglückliche hat einen Empfehlungsbrief an den Glücklichen. Lat.: Aquila volucrem parvam nido complectitur. (Philippi, I, 37.) 3 Der Unglücklichen soll man nicht spotten. Lat.: Demens dolorem ridet infelicium. (Philippi, I, 114.) 4 Des Unglücklichen Freunde wohnen weit. It.: Egli è raro ch' un infelice abbia degli amici ma ancora piu raro, che abbie de' parenti. 5 Ein Unglücklicher klagt dem andern. Liebt den andern, sagen die Osmanen. (Schlechta, 481.) 6 Ein Unglücklicher tröstet den andern. Lat.: Solamen miseris socios, habuisse doloris. (Gaal, 1582.) 7 Einem Unglücklichen kommt jeder Wind ins Gesicht. Er bleibt, wie die Böhmen sagen, an jedem Aste hängen. Böhm.: Nešt'astného i haluz táhne. (Čelakovsky, 173.) 8 Einen Unglücklichen beneidet niemand. Lat.: Sola miseria caret invidia. (Egeria, 282.) 9 Es ist dem Unglücklichen ein Trost, dass der andere mitleidet. Bei Tunnicius (741): It is den unseligen ein trôst, dat de ander mede lit. (Solamen misero, poenus dum suscipit alter.) 10 In des Unglücklichen Hause befiehlt die Frau mehr als der Mann. (Span.) Von den Nachtheilen des Weiberregiments. 11 Mit Unglücklichen muss man nicht scherzen. Lat.: In calamitoso risus etiam injuria est. (Philippi, I, 192.) 12 Was der Unglückliche beginnt, mislingt. Dän.: Det er godt at den ulykkelige er ledig, og gjør intet; thi Tom skal noget tee. (Prov. dan., 248.) 13 Wenn der Unglückliche liegt, so will niemand ihm aufhelfen. – Gaal, 410. It.: Quand' uno è sfortunato da tutti è abbandonato. (Pazzaglia, 352, 2.) Lat.: Clausa fides miseris. (Lucian.) (Philippi, I, 99.) 14 Wenn der Unglückliche nach einem Pflock greift, um sich anzuhalten, so bricht er ab. Böhm.: Nešt'astný by se břehu chytil, i ten sesnim utrhne (trhá). (Čelakovsky, 158.) 15 Wer dem Unglücklichen die Finger reicht, dem reicht Gott die Hand. Böhm.: S bohem mluví, kdo činí nešt'astnému dobrodiní. (Čelakovsky, 44.) Unglücksbote. * Jemandes Unglücksbote sein. Unglücksfall. 1 Die Unglücksfälle der Leute sind Vortheile für andere. – Burckhardt, 606. 2 Die Unglücksfälle kommen immer zusammen, wie beim Hunde die Schläge. 3 Unglücksfälle sind wie Kirschen, von denen eine an der andern hängt. 4 Unglücksfälle und Staare kommen nie allein. It.: Le disgrazio son come le ciregie, una tira l'altra. (Gaal, 174.) Unglückshosen. * Die Unglückshosen anziehen (anhaben). Unglücksrabe. * Das ist mein Unglücksrabe. Unglückstag. * Das ist ein (rechter, wahrer) Unglückstag. Nach dem Volksglauben gibt es eine Anzahl Unglückstage. So wird der Magdalenentag als ein grosser Unglückstag betrachtet, an dem man nicht heirathen, nicht reisen, überhaupt kein wichtiges Geschäft thun oder antreten, nicht Berge steigen, noch auf dem Wasser fahren soll; denn neun hängen, neun erfallen, neun ertränken sich. Aehnliches verlautet vom Sonnenwende- und Georgitag. Häufig werden zweiunddreissig Unglückstage gezählt, welche, Tag und Zahl wechselnd, sich auf die zwölf Monate vertheilen. In Windischgarten heissen oder hiessen sie „Schwendtage“. Das Kind, das an einem solchen Tage geboren wird, lebt nicht lange, und wird es gross, hat es viel Unglück und stirbt eines plötzlichen, elenden Todes. Ein Paar, das heirathet, bleibt nicht lange beisammen, bekommt Zank und Streit im Hause oder erfährt anderes Unglück. An diesen Tagen darf man auch ohne Schaden keine Arznei nehmen u. s. w. Als die verrufensten gelten der 1. April, an welchem Tage Judas geboren worden sein soll; der 1. August, an dem Lucifer aus dem Himmel gestossen, und der 1. December, an dem Sodom und Gomorrha vertilgt wurden u. s. w. (Vgl. Baumgarten, Progr., 28-29.) Lat.: Dies ater. (Seneca.) (Binder II, 768.) Unglücksvogel. 1 Einen Unglücksvogel hört niemand gern singen. Mag eine warnende Stimme es noch so gut meinen, man hört sie selten gern. Denselben oder einen verwandten Gedanken drücken die Neger in Surinam durch das Sprichwort aus: Ich bin die Nachteule, mein Geschrei bedeutet nichts Gutes. (Wullschlägel.) *2 Er ist ein Unglücksvogel. – Eiselein, 611; Braun, I, 4675. Wem das Schicksal immer ungünstig ist. Auch um zu sagen: er ist ein Mensch, von dem man sich fernhalten muss. Die englischen Neger in Surinam sagen in diesem Sinne: Ich bin die Nachteule, wenn ich schreie, stirbt jemand, d. h. wo ich hinkomme, meidet man mich, weil man meint, ich bringe Unglück. (Wullschlägel.) Frz.: Il attrape toujours la tout noire. Holl.: Het is een ongeluksvogel. (Harrebomée, II, 136b.) *3 Er ist sein eigener Unglücksvogel. Lat.: Turdus ipse sibi malum cacat. (Eiselein, 611; Philippi, II, 226.) *4 Ich will nicht sein Unglücksvogel sein. Ungerade (der). * Ich will nicht gerade den Ungeraden machen. (Rottenburg.) Ich will mitthun, um nicht den Sonderling zu spielen. Ungerade (die). Ungerade ist eine heilige Zahl. Lat.: Numera deus impare gaudet. (Virgil.) (Philippi, II, 55.) Ungnade. 1 Die Vngnade des Küniges ist wie das brüllen ains jungen Löwen, aber sein Gnade ist wie Thaw auff dem Grase. – Agricola II, 265. 2 Wer in Ungnade gefallen ist, verbirgt sich. Ungunst. 1 Niemand kan Vngunst allezeit meyden. – Lehmann, II, 428, 110. 2 Wo man nicht will vngunst verdienen, da gehet zucht vnd ehr vnder. – Henisch, 1780, 35. Ungut. 1 Nichts für ungut, sagt Karoline1, und zog dem Prüss den Stuhl unter den Füssen weg. – Kladderadatsch, 1866, Nr. 36-37. 1) Fürstin Reuss, ältere Linie (Greiz). 2 Nichts für ungut, sagte der Bauer, als er dem Amtmann auf die Füsse trat. 3 Nichts für ungut, sagte der (sauere Bier-)Wirth zum Gaste. – Birlinger, 900. It.: Guai a quell' ucello, che nasce in cattiva valle. (Pazzaglia, 386, 8.) 4 Nichts für ungut, sagte die Henne zum Regenwurm, da frass sie ihn. Engl.: Excusez, as the duck said to the frogs. (Hagen, 104, 29.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [730]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/736>, abgerufen am 26.04.2024.