Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Wer nicht will untergehen, muss vor- und rückwärts sehen. - Sprichwörtergarten, 134.

3 Wer untergehen will, ruft nicht nach Hülfe.

It.: Chi brama di perir, non chiede acuto. (Pazzaglia, 6.)

4 Wun ales sel angdergon, nor meinj Hous sal schton. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 974.

Wenn Unglück kommen soll, dann mag es einem andern begegnen; nur mir nicht.

*5 Geh' unter, wie Korah. - Tendlau, 19 u. 436.

Jüdischer Fluch. (4 Mos. 26.)


Unterhalten.

* Das unterhält die Küche.

Damit kann man die Haushaltung, die Wirthschaft bestreiten.

Frz.: Cela fait boullier le pot.


Unterhändler.

* Es ist keinem Unterhändler zu trauen. - Eiselein, 613; Braun, I, 4694.


Unterknecht.

* Ich soll Unterknecht und Fusstuch sein. - Schottel, 1119a; Sailer, 117.

Drückt das Gefühl des Verachteten aus.


Unterknöpfen.

* He hät en unnerknöpt. (Altmark.) - Danneil, 276.

Hat einen Rausch.


Unterköthig.

* Das (Ding, die Sache) ist unterköthig. - Frischbier2, 3878.

Ist bedenklich, kritisch, lässt einen schlimmen Ausgang befürchten. Unterköthig wird nämlich von einem äusserlichen Schaden gesagt, wo sich Eiter unter der Haut zusammenzieht. (Hennig, 285.)


Unterkriechen.

1 Daar sull man sik jo an unnerkriegen, seggt Antje-Möh. - Hauskalender, IV.

2 Krüp ünner (oder: duck ünner), de Welt öss di gramm. - Frischbier, 424; Frischbier2, 2192; Hennig, 138; Neue preuss. Provinzialbl., 1849, S. 28; Schütze, II, 357; Richey, 141.

Stirb, die Welt gibt für dich nichts mehr. (S. Krupunder.) - Danneil (119) bemerkt darüber, dass es in der Altmark nicht in der Absicht gebraucht werde, um zu sagen: stirb nur, du bist übrig, sondern nur gegen kleine Kinder, die im Bette liegen und gern die Bettdecke von sich stossen, oder die beim Spiel sich das Gesicht verhüllen und die Hülle rasch wieder abnehmen. Diese Anwendung auf die Kinder ist aber offenbar nur eine Uebertragung für einen andern Zweck in milderer Form. Das Ostfriesische Jahrbuch (Emden 1870, I, 40) schreibt den Spruch den Taters (Zigeunern) zu, welche die alten Leute ihres Stammes lebendig begraben und beim Unterscharren die Worte gesprochen haben sollen: "Kruppunner, die Welt is die gramm; du kannst nich mehr leven, du moast 'r nu an." Nach Grimm (Deutsche Sagen, Bd. 2, Nr. 488b) ist das Sprichwort ein altsächsisches, und gibt er die geschichtliche Herleitung desselben an.


Unterlass.

* Ohne Unterlass bei etwas anhalten.

Lat.: Eandem tundere in cudem. (Philippi, I, 1314.)


Unterlaufen.

* Es läuft etwas von Sanct-Anna unter.

Wenn jemand etwas Unpassendes, Unziemliches in seine Rede mengt. In einem Orte wurde die Glocke zu Sanct-Barbara geläutet, wenn Jungfrauen zur Trauung gingen, die Glocke zu Sanct-Anna aber Bräuten, die dies nicht waren. Eine Braut, welche gefragt wurde, welche Glocke zu läuten sei, und sich nicht mehr jungfräulich wusste, antwortete, man möge die Glocke zu Sanct-Barbara zwar läuten, aber etwas von Sanct-Anna darunter laufen lassen. (S. Anna 2.)


Unterliegen.

1 Auf dem, der unterliegt, soll man nicht sitzen. - Körte, 6202; Simrock, 10757; Braun, I, 4696.

Poln.: Nie gon tego co sam ucieka. (Masson, 82.)

*2 Unterliegen oder siegen. - Opel, 336.


Unternehmen.

1 Beim Unternehmen Vorsicht, beim Reden Wahrheit und im Handeln (Betragen) gute Sitten, so ist man wohl gelitten.

Holl.: Een klein onderwind, en dat voordachtig, luttel woorden, en die waarachtig, goede manieren in doen en laten doen menigeen komen tot hooge staten. (Harrebomee, II, 135a.)

2 Man soll nichts unternehmen, das man nicht ausführen kann. - Hlawatsch, 128.

3 Wenig unternehmen, gibt viel Frieden. - Simrock, 10780; Körte, 6201; Braun, I, 4695.

[Spaltenumbruch] 4 Wer unternimmt, was er nicht versteht, kommt mit Schaden davon.

It.: Chi non sa scorticare, intacca la pelle.

5 Wer viel unternimmt, hat wenig Ruhe.

Holl.: Veel onderwind weinig rust. (Harrebomee, II, 135a.)

6 Wer vieles unternimmt zugleich, der kommt mit keinem recht zu Streich. - Gaal, 1589.

Frz.: Qui trop embrasse, mal etreint. (Gaal, 1589; Lendroy, 690.)

7 Wer zu viel unternimmt, richtet wenig aus.

Mhd.: Wer allez wil auzrichten, der mag mit fuogen nimmer werden greise. (Labers.) (Zingerle, 189.)

Holl.: Te groote ondernemingen brengen menig' man in lijden. (Harrebomee, II, 134b.)

Lat.: Pluribus intentus minor est ad singula sensus. (Gaal, 1589.)

Poln.: Kto wiele zacyna, malo konezy. (Lompa, 18.)

Ung.: Ki mindenbe kap, mindenbe himpeller. - Ki ölebe sokat fog, keveset szorit. (Gaal, 1589.)


Unteroffizier.

1 Underoffizierke, wöll hei noch e Böske Moos, eh' öck Melk rön geet on gew Katt on Hund. (Dönhofstädt.)

*2 Dem fehlt zum Unteroffizier nichts als die Tressen. - Ulk, 1872, Nr. 4.


Unterreden.

* Er unterredet sich mit ihm wie die Gans mit dem Schweine.

Von denen, die einander nicht verstehen.


Unterricht.

Unterricht ist angestrichen Farb, die in Luft und Wetter abfallt, und die Natur guckt herfür.


Unterrichten.

Willst du dich unterrichten, so studire die Musik mit Sorgfalt. (Chin.)

Nach diesem Sprichwort wird die Musik von den Chinesen als das A und O alles Wissens und Könnens angesehen. (S. Musik 7.)


Unterrock.

1 En Unnerrock von Lumpen un 'n Kled von Seid. - Braunschweig. Kalender.

2 Wo Unterröcke über Hosen gesetzt sind, da schwimmt's Kätzel rücklings. - Holtei, Eselsfresser, I, 112.


Unterscheiden.

1 Wer gut unterscheidet, lehrt gut (oder: trägt gut vor). - Frost, 79.

Ein philologisches Sprichwort. Qui bene destinguit, bene docet.

2 Wer wohl unterscheiden kann, der richtet keinen Irrthum an. - Petri, I, 108.


Unterschied.

1 Dat 's 'n Unnersched twischen den Scheper un seinen Köter. - Schiller, III, 4b.

2 Es is en Underschied zwüschet eme Diamant und eme bläsemer Chäs. - Sutermeister, 50.

3 Es ist ein grosser Unterschied, König oder Nichts.

Holl.: Het is een groot onderscheid, koning zijn of niemen dal. (Harrebomee, II, 135a.)

4 Es ist ein grosser Unterschied zwischen dem König David und einem Hutmachergesellen. - Körte, 6203; Simrock, 10758.

Beide singen freilich die Psalmen, aber auf sehr verschiedene Weise. Im Würtembergischen sagt man: und einem Kienrussträger. Anderwärts auch: Küchenmeister. (Klosterspiegel, 18, 16.)

Holl.: Er is onderscheid tusschen Salomo en zijn schoen lapper, in tusschen wijze mannen doen wel eens zotte dingen. (Harrebomee, II, 134b.)

5 Es ist ein grosser Unterschied zwischen einer Frau und einem Reisgebund.

Frz.: Il y a bien de la difference entre une femme et un fagot. (Kritzinger, 294a.)

6 Es ist ein grosser Unterschied zwischen Venedig und Sempach, Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth. - Körte, 6204; Simrock, 10759.

7 Es ist ein grosser vnterscheid zwischen Natur vnnd Kunst. - Petri, II, 260.

8 Es ist ein grosser vnterschied, eine Fuhrmannstasche vnd eim beybeutel. - Henisch, 356, 32; Petri, II, 260.

Um einen grossen, auffallenden Unterschied nach Form oder Werth zu bezeichnen, sagt eine jüdischdeutsche

[Spaltenumbruch] 2 Wer nicht will untergehen, muss vor- und rückwärts sehen.Sprichwörtergarten, 134.

3 Wer untergehen will, ruft nicht nach Hülfe.

It.: Chi brama di perir, non chiede acuto. (Pazzaglia, 6.)

4 Wun ales sel angdergôn, nor meinj Hous sal schtôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 974.

Wenn Unglück kommen soll, dann mag es einem andern begegnen; nur mir nicht.

*5 Geh' unter, wie Korah.Tendlau, 19 u. 436.

Jüdischer Fluch. (4 Mos. 26.)


Unterhalten.

* Das unterhält die Küche.

Damit kann man die Haushaltung, die Wirthschaft bestreiten.

Frz.: Cela fait boullier le pot.


Unterhändler.

* Es ist keinem Unterhändler zu trauen.Eiselein, 613; Braun, I, 4694.


Unterknecht.

* Ich soll Unterknecht und Fusstuch sein.Schottel, 1119a; Sailer, 117.

Drückt das Gefühl des Verachteten aus.


Unterknöpfen.

* Hê hät ên unnerknöpt. (Altmark.) – Danneil, 276.

Hat einen Rausch.


Unterköthig.

* Das (Ding, die Sache) ist unterköthig.Frischbier2, 3878.

Ist bedenklich, kritisch, lässt einen schlimmen Ausgang befürchten. Unterköthig wird nämlich von einem äusserlichen Schaden gesagt, wo sich Eiter unter der Haut zusammenzieht. (Hennig, 285.)


Unterkriechen.

1 Daar sull man sik jo an unnerkriegen, seggt Antje-Möh.Hauskalender, IV.

2 Krüp ünner (oder: duck ünner), de Welt öss di gramm.Frischbier, 424; Frischbier2, 2192; Hennig, 138; Neue preuss. Provinzialbl., 1849, S. 28; Schütze, II, 357; Richey, 141.

Stirb, die Welt gibt für dich nichts mehr. (S. Krupunder.) – Danneil (119) bemerkt darüber, dass es in der Altmark nicht in der Absicht gebraucht werde, um zu sagen: stirb nur, du bist übrig, sondern nur gegen kleine Kinder, die im Bette liegen und gern die Bettdecke von sich stossen, oder die beim Spiel sich das Gesicht verhüllen und die Hülle rasch wieder abnehmen. Diese Anwendung auf die Kinder ist aber offenbar nur eine Uebertragung für einen andern Zweck in milderer Form. Das Ostfriesische Jahrbuch (Emden 1870, I, 40) schreibt den Spruch den Taters (Zigeunern) zu, welche die alten Leute ihres Stammes lebendig begraben und beim Unterscharren die Worte gesprochen haben sollen: „Kruppunner, die Welt is die gramm; du kannst nich mehr leven, du moast 'r nu an.“ Nach Grimm (Deutsche Sagen, Bd. 2, Nr. 488b) ist das Sprichwort ein altsächsisches, und gibt er die geschichtliche Herleitung desselben an.


Unterlass.

* Ohne Unterlass bei etwas anhalten.

Lat.: Eandem tundere in cudem. (Philippi, I, 1314.)


Unterlaufen.

* Es läuft etwas von Sanct-Anna unter.

Wenn jemand etwas Unpassendes, Unziemliches in seine Rede mengt. In einem Orte wurde die Glocke zu Sanct-Barbara geläutet, wenn Jungfrauen zur Trauung gingen, die Glocke zu Sanct-Anna aber Bräuten, die dies nicht waren. Eine Braut, welche gefragt wurde, welche Glocke zu läuten sei, und sich nicht mehr jungfräulich wusste, antwortete, man möge die Glocke zu Sanct-Barbara zwar läuten, aber etwas von Sanct-Anna darunter laufen lassen. (S. Anna 2.)


Unterliegen.

1 Auf dem, der unterliegt, soll man nicht sitzen.Körte, 6202; Simrock, 10757; Braun, I, 4696.

Poln.: Nie goń tego co sam ucieka. (Masson, 82.)

*2 Unterliegen oder siegen.Opel, 336.


Unternehmen.

1 Beim Unternehmen Vorsicht, beim Reden Wahrheit und im Handeln (Betragen) gute Sitten, so ist man wohl gelitten.

Holl.: Een klein onderwind, en dat voordachtig, luttel woorden, en die waarachtig, goede manieren in doen en laten doen menigeen komen tot hooge staten. (Harrebomée, II, 135a.)

2 Man soll nichts unternehmen, das man nicht ausführen kann.Hlawatsch, 128.

3 Wenig unternehmen, gibt viel Frieden.Simrock, 10780; Körte, 6201; Braun, I, 4695.

[Spaltenumbruch] 4 Wer unternimmt, was er nicht versteht, kommt mit Schaden davon.

It.: Chi non sa scorticare, intacca la pelle.

5 Wer viel unternimmt, hat wenig Ruhe.

Holl.: Veel onderwind weinig rust. (Harrebomée, II, 135a.)

6 Wer vieles unternimmt zugleich, der kommt mit keinem recht zu Streich.Gaal, 1589.

Frz.: Qui trop embrasse, mal étreint. (Gaal, 1589; Lendroy, 690.)

7 Wer zu viel unternimmt, richtet wenig aus.

Mhd.: Wer allez wil ûzrichten, der mag mit fuogen nimmer werden grîse. (Labers.) (Zingerle, 189.)

Holl.: Te groote ondernemingen brengen menig' man in lijden. (Harrebomée, II, 134b.)

Lat.: Pluribus intentus minor est ad singula sensus. (Gaal, 1589.)

Poln.: Kto wiele zacyna, mało końezy. (Lompa, 18.)

Ung.: Ki mindenbe kap, mindenbe himpellér. – Ki ölébe sokat fog, keveset szorít. (Gaal, 1589.)


Unteroffizier.

1 Underoffizierke, wöll hei noch e Böske Moos, eh' öck Melk rön geet on gew Katt on Hund. (Dönhofstädt.)

*2 Dem fehlt zum Unteroffizier nichts als die Tressen.Ulk, 1872, Nr. 4.


Unterreden.

* Er unterredet sich mit ihm wie die Gans mit dem Schweine.

Von denen, die einander nicht verstehen.


Unterricht.

Unterricht ist angestrichen Farb, die in Luft und Wetter abfallt, und die Natur guckt herfür.


Unterrichten.

Willst du dich unterrichten, so studire die Musik mit Sorgfalt. (Chin.)

Nach diesem Sprichwort wird die Musik von den Chinesen als das A und O alles Wissens und Könnens angesehen. (S. Musik 7.)


Unterrock.

1 En Unnerrock von Lumpen un 'n Klêd von Sîd.Braunschweig. Kalender.

2 Wo Unterröcke über Hosen gesetzt sind, da schwimmt's Kätzel rücklings.Holtei, Eselsfresser, I, 112.


Unterscheiden.

1 Wer gut unterscheidet, lehrt gut (oder: trägt gut vor).Frost, 79.

Ein philologisches Sprichwort. Qui bene destinguit, bene docet.

2 Wer wohl unterscheiden kann, der richtet keinen Irrthum an.Petri, I, 108.


Unterschied.

1 Dat 's 'n Unnerschëd twischen den Schêper un sînen Köter.Schiller, III, 4b.

2 Es is en Underschied zwüschet eme Diamant und eme bläsemer Chäs.Sutermeister, 50.

3 Es ist ein grosser Unterschied, König oder Nichts.

Holl.: Het is een groot onderscheid, koning zijn of niemen dal. (Harrebomée, II, 135a.)

4 Es ist ein grosser Unterschied zwischen dem König David und einem Hutmachergesellen.Körte, 6203; Simrock, 10758.

Beide singen freilich die Psalmen, aber auf sehr verschiedene Weise. Im Würtembergischen sagt man: und einem Kienrussträger. Anderwärts auch: Küchenmeister. (Klosterspiegel, 18, 16.)

Holl.: Er is onderscheid tusschen Salomo en zijn schoen lapper, in tusschen wijze mannen doen wel eens zotte dingen. (Harrebomée, II, 134b.)

5 Es ist ein grosser Unterschied zwischen einer Frau und einem Reisgebund.

Frz.: Il y a bien de la difference entre une femme et un fagot. (Kritzinger, 294a.)

6 Es ist ein grosser Unterschied zwischen Venedig und Sempach, Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth.Körte, 6204; Simrock, 10759.

7 Es ist ein grosser vnterscheid zwischen Natur vnnd Kunst.Petri, II, 260.

8 Es ist ein grosser vnterschied, eine Fuhrmannstasche vnd eim beybeutel.Henisch, 356, 32; Petri, II, 260.

Um einen grossen, auffallenden Unterschied nach Form oder Werth zu bezeichnen, sagt eine jüdischdeutsche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0746" n="[740]"/><cb n="1479"/>
2 Wer nicht will untergehen, muss vor- und rückwärts sehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 134.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer untergehen will, ruft nicht nach Hülfe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi brama di perir, non chiede acuto. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wun ales sel angdergôn, nor meinj Hous sal schtôn.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 974.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn Unglück kommen soll, dann mag es einem andern begegnen; nur mir nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Geh' unter, wie Korah.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 19 u. 436.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jüdischer Fluch. <hi rendition="#i">(4 Mos. 26.)</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterhalten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das unterhält die Küche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Damit kann man die Haushaltung, die Wirthschaft bestreiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cela fait boullier le pot.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterhändler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist keinem Unterhändler zu trauen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 613; Braun, I, 4694.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterknecht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ich soll Unterknecht und Fusstuch sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1119<hi rendition="#sup">a;</hi> Sailer, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Drückt das Gefühl des Verachteten aus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterknöpfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hê hät ên unnerknöpt.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 276.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat einen Rausch.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterköthig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das (Ding, die Sache) ist unterköthig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3878.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist bedenklich, kritisch, lässt einen schlimmen Ausgang befürchten. Unterköthig wird nämlich von einem äusserlichen Schaden gesagt, wo sich Eiter unter der Haut zusammenzieht. (<hi rendition="#i">Hennig, 285.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterkriechen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Daar sull man sik jo an unnerkriegen, seggt Antje-Möh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Krüp ünner (oder: duck ünner), de Welt öss di gramm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 424; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2192; Hennig, 138; Neue preuss. Provinzialbl., 1849, S. 28; Schütze, II, 357; Richey, 141.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Stirb, die Welt gibt für dich nichts mehr. (S.  Krupunder.) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil (119)</hi> bemerkt darüber, dass es in der Altmark nicht in der Absicht gebraucht werde, um zu sagen: stirb nur, du bist übrig, sondern nur gegen kleine Kinder, die im Bette liegen und gern die Bettdecke von sich stossen, oder die beim Spiel sich das Gesicht verhüllen und die Hülle rasch wieder abnehmen. Diese Anwendung auf die Kinder ist aber offenbar nur eine Uebertragung für einen andern Zweck in milderer Form. Das <hi rendition="#i">Ostfriesische Jahrbuch</hi> (Emden 1870, I, 40) schreibt den Spruch den Taters (Zigeunern) zu, welche die alten Leute ihres Stammes lebendig begraben und beim Unterscharren die Worte gesprochen haben sollen: &#x201E;Kruppunner, die Welt is die gramm; du kannst nich mehr leven, du moast 'r nu an.&#x201C; Nach <hi rendition="#i">Grimm (Deutsche Sagen, Bd. 2, Nr. 488<hi rendition="#sup">b</hi>)</hi> ist das Sprichwort ein altsächsisches, und gibt er die geschichtliche Herleitung desselben an.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterlass.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ohne Unterlass bei etwas anhalten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Eandem tundere in cudem. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 1314.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterlaufen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es läuft etwas von Sanct-Anna unter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand etwas Unpassendes, Unziemliches in seine Rede mengt. In einem Orte wurde die Glocke zu Sanct-Barbara geläutet, wenn Jungfrauen zur Trauung gingen, die Glocke zu Sanct-Anna aber Bräuten, die dies nicht waren. Eine Braut, welche gefragt wurde, welche Glocke zu läuten sei, und sich nicht mehr jungfräulich wusste, antwortete, man möge die Glocke zu Sanct-Barbara zwar läuten, aber etwas von Sanct-Anna darunter laufen lassen. (S.  Anna 2.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterliegen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf dem, der unterliegt, soll man nicht sitzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6202; Simrock, 10757; Braun, I, 4696.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Nie go&#x0144; tego co sam ucieka. (<hi rendition="#i">Masson, 82.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Unterliegen oder siegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 336.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unternehmen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Beim Unternehmen Vorsicht, beim Reden Wahrheit und im Handeln (Betragen) gute Sitten, so ist man wohl gelitten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een klein onderwind, en dat voordachtig, luttel woorden, en die waarachtig, goede manieren in doen en laten doen menigeen komen tot hooge staten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 135<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man soll nichts unternehmen, das man nicht ausführen kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hlawatsch, 128.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenig unternehmen, gibt viel Frieden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 10780; Körte, 6201; Braun, I, 4695.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1480"/>
4 Wer unternimmt, was er nicht versteht, kommt mit Schaden davon.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non sa scorticare, intacca la pelle.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wer viel unternimmt, hat wenig Ruhe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Veel onderwind weinig rust. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 135<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer vieles unternimmt zugleich, der kommt mit keinem recht zu Streich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1589.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui trop embrasse, mal étreint. (<hi rendition="#i">Gaal, 1589; Lendroy, 690.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer zu viel unternimmt, richtet wenig aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wer allez wil ûzrichten, der mag mit fuogen nimmer werden grîse. (<hi rendition="#i">Labers.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Te groote ondernemingen brengen menig' man in lijden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 134<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pluribus intentus minor est ad singula sensus. (<hi rendition="#i">Gaal, 1589.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kto wiele zacyna, ma&#x0142;o ko&#x0144;ezy. (<hi rendition="#i">Lompa, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Ki mindenbe kap, mindenbe himpellér. &#x2013; Ki ölébe sokat fog, keveset szorít. (<hi rendition="#i">Gaal, 1589.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unteroffizier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Underoffizierke, wöll hei noch e Böske Moos, eh' öck Melk rön geet on gew Katt on Hund.</hi> (<hi rendition="#i">Dönhofstädt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dem fehlt zum Unteroffizier nichts als die Tressen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ulk, 1872, Nr. 4.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterreden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er unterredet sich mit ihm wie die Gans mit dem Schweine.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die einander nicht verstehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterricht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Unterricht ist angestrichen Farb, die in Luft und Wetter abfallt, und die Natur guckt herfür.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterrichten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Willst du dich unterrichten, so studire die Musik mit Sorgfalt.</hi> (<hi rendition="#i">Chin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach diesem Sprichwort wird die Musik von den Chinesen als das A und O alles Wissens und Könnens angesehen. (S.  Musik 7.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterrock.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 En Unnerrock von Lumpen un 'n Klêd von Sîd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braunschweig. Kalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wo Unterröcke über Hosen gesetzt sind, da schwimmt's Kätzel rücklings.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Holtei, Eselsfresser, I, 112.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterscheiden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wer gut unterscheidet, lehrt gut (oder: trägt gut vor).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frost, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein philologisches Sprichwort. Qui bene destinguit, bene docet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer wohl unterscheiden kann, der richtet keinen Irrthum an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, I, 108.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Unterschied.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat 's 'n Unnerschëd twischen den Schêper un sînen Köter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schiller, III, 4<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es is en Underschied zwüschet eme Diamant und eme bläsemer Chäs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es ist ein grosser Unterschied, König oder Nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een groot onderscheid, koning zijn of niemen dal. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 135<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es ist ein grosser Unterschied zwischen dem König David und einem Hutmachergesellen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6203; Simrock, 10758.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Beide singen freilich die Psalmen, aber auf sehr verschiedene Weise. Im Würtembergischen sagt man: und einem Kienrussträger. Anderwärts auch: Küchenmeister. (<hi rendition="#i">Klosterspiegel, 18, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Er is onderscheid tusschen Salomo en zijn schoen lapper, in tusschen wijze mannen doen wel eens zotte dingen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 134<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Es ist ein grosser Unterschied zwischen einer Frau und einem Reisgebund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il y a bien de la difference entre une femme et un fagot. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 294<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es ist ein grosser Unterschied zwischen Venedig und Sempach, Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6204; Simrock, 10759.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Es ist ein grosser vnterscheid zwischen Natur vnnd Kunst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 260.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Es ist ein grosser vnterschied, eine Fuhrmannstasche vnd eim beybeutel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 356, 32; Petri, II, 260.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um einen grossen, auffallenden Unterschied nach Form oder Werth zu bezeichnen, sagt eine jüdischdeutsche
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[740]/0746] 2 Wer nicht will untergehen, muss vor- und rückwärts sehen. – Sprichwörtergarten, 134. 3 Wer untergehen will, ruft nicht nach Hülfe. It.: Chi brama di perir, non chiede acuto. (Pazzaglia, 6.) 4 Wun ales sel angdergôn, nor meinj Hous sal schtôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 974. Wenn Unglück kommen soll, dann mag es einem andern begegnen; nur mir nicht. *5 Geh' unter, wie Korah. – Tendlau, 19 u. 436. Jüdischer Fluch. (4 Mos. 26.) Unterhalten. * Das unterhält die Küche. Damit kann man die Haushaltung, die Wirthschaft bestreiten. Frz.: Cela fait boullier le pot. Unterhändler. * Es ist keinem Unterhändler zu trauen. – Eiselein, 613; Braun, I, 4694. Unterknecht. * Ich soll Unterknecht und Fusstuch sein. – Schottel, 1119a; Sailer, 117. Drückt das Gefühl des Verachteten aus. Unterknöpfen. * Hê hät ên unnerknöpt. (Altmark.) – Danneil, 276. Hat einen Rausch. Unterköthig. * Das (Ding, die Sache) ist unterköthig. – Frischbier2, 3878. Ist bedenklich, kritisch, lässt einen schlimmen Ausgang befürchten. Unterköthig wird nämlich von einem äusserlichen Schaden gesagt, wo sich Eiter unter der Haut zusammenzieht. (Hennig, 285.) Unterkriechen. 1 Daar sull man sik jo an unnerkriegen, seggt Antje-Möh. – Hauskalender, IV. 2 Krüp ünner (oder: duck ünner), de Welt öss di gramm. – Frischbier, 424; Frischbier2, 2192; Hennig, 138; Neue preuss. Provinzialbl., 1849, S. 28; Schütze, II, 357; Richey, 141. Stirb, die Welt gibt für dich nichts mehr. (S. Krupunder.) – Danneil (119) bemerkt darüber, dass es in der Altmark nicht in der Absicht gebraucht werde, um zu sagen: stirb nur, du bist übrig, sondern nur gegen kleine Kinder, die im Bette liegen und gern die Bettdecke von sich stossen, oder die beim Spiel sich das Gesicht verhüllen und die Hülle rasch wieder abnehmen. Diese Anwendung auf die Kinder ist aber offenbar nur eine Uebertragung für einen andern Zweck in milderer Form. Das Ostfriesische Jahrbuch (Emden 1870, I, 40) schreibt den Spruch den Taters (Zigeunern) zu, welche die alten Leute ihres Stammes lebendig begraben und beim Unterscharren die Worte gesprochen haben sollen: „Kruppunner, die Welt is die gramm; du kannst nich mehr leven, du moast 'r nu an.“ Nach Grimm (Deutsche Sagen, Bd. 2, Nr. 488b) ist das Sprichwort ein altsächsisches, und gibt er die geschichtliche Herleitung desselben an. Unterlass. * Ohne Unterlass bei etwas anhalten. Lat.: Eandem tundere in cudem. (Philippi, I, 1314.) Unterlaufen. * Es läuft etwas von Sanct-Anna unter. Wenn jemand etwas Unpassendes, Unziemliches in seine Rede mengt. In einem Orte wurde die Glocke zu Sanct-Barbara geläutet, wenn Jungfrauen zur Trauung gingen, die Glocke zu Sanct-Anna aber Bräuten, die dies nicht waren. Eine Braut, welche gefragt wurde, welche Glocke zu läuten sei, und sich nicht mehr jungfräulich wusste, antwortete, man möge die Glocke zu Sanct-Barbara zwar läuten, aber etwas von Sanct-Anna darunter laufen lassen. (S. Anna 2.) Unterliegen. 1 Auf dem, der unterliegt, soll man nicht sitzen. – Körte, 6202; Simrock, 10757; Braun, I, 4696. Poln.: Nie goń tego co sam ucieka. (Masson, 82.) *2 Unterliegen oder siegen. – Opel, 336. Unternehmen. 1 Beim Unternehmen Vorsicht, beim Reden Wahrheit und im Handeln (Betragen) gute Sitten, so ist man wohl gelitten. Holl.: Een klein onderwind, en dat voordachtig, luttel woorden, en die waarachtig, goede manieren in doen en laten doen menigeen komen tot hooge staten. (Harrebomée, II, 135a.) 2 Man soll nichts unternehmen, das man nicht ausführen kann. – Hlawatsch, 128. 3 Wenig unternehmen, gibt viel Frieden. – Simrock, 10780; Körte, 6201; Braun, I, 4695. 4 Wer unternimmt, was er nicht versteht, kommt mit Schaden davon. It.: Chi non sa scorticare, intacca la pelle. 5 Wer viel unternimmt, hat wenig Ruhe. Holl.: Veel onderwind weinig rust. (Harrebomée, II, 135a.) 6 Wer vieles unternimmt zugleich, der kommt mit keinem recht zu Streich. – Gaal, 1589. Frz.: Qui trop embrasse, mal étreint. (Gaal, 1589; Lendroy, 690.) 7 Wer zu viel unternimmt, richtet wenig aus. Mhd.: Wer allez wil ûzrichten, der mag mit fuogen nimmer werden grîse. (Labers.) (Zingerle, 189.) Holl.: Te groote ondernemingen brengen menig' man in lijden. (Harrebomée, II, 134b.) Lat.: Pluribus intentus minor est ad singula sensus. (Gaal, 1589.) Poln.: Kto wiele zacyna, mało końezy. (Lompa, 18.) Ung.: Ki mindenbe kap, mindenbe himpellér. – Ki ölébe sokat fog, keveset szorít. (Gaal, 1589.) Unteroffizier. 1 Underoffizierke, wöll hei noch e Böske Moos, eh' öck Melk rön geet on gew Katt on Hund. (Dönhofstädt.) *2 Dem fehlt zum Unteroffizier nichts als die Tressen. – Ulk, 1872, Nr. 4. Unterreden. * Er unterredet sich mit ihm wie die Gans mit dem Schweine. Von denen, die einander nicht verstehen. Unterricht. Unterricht ist angestrichen Farb, die in Luft und Wetter abfallt, und die Natur guckt herfür. Unterrichten. Willst du dich unterrichten, so studire die Musik mit Sorgfalt. (Chin.) Nach diesem Sprichwort wird die Musik von den Chinesen als das A und O alles Wissens und Könnens angesehen. (S. Musik 7.) Unterrock. 1 En Unnerrock von Lumpen un 'n Klêd von Sîd. – Braunschweig. Kalender. 2 Wo Unterröcke über Hosen gesetzt sind, da schwimmt's Kätzel rücklings. – Holtei, Eselsfresser, I, 112. Unterscheiden. 1 Wer gut unterscheidet, lehrt gut (oder: trägt gut vor). – Frost, 79. Ein philologisches Sprichwort. Qui bene destinguit, bene docet. 2 Wer wohl unterscheiden kann, der richtet keinen Irrthum an. – Petri, I, 108. Unterschied. 1 Dat 's 'n Unnerschëd twischen den Schêper un sînen Köter. – Schiller, III, 4b. 2 Es is en Underschied zwüschet eme Diamant und eme bläsemer Chäs. – Sutermeister, 50. 3 Es ist ein grosser Unterschied, König oder Nichts. Holl.: Het is een groot onderscheid, koning zijn of niemen dal. (Harrebomée, II, 135a.) 4 Es ist ein grosser Unterschied zwischen dem König David und einem Hutmachergesellen. – Körte, 6203; Simrock, 10758. Beide singen freilich die Psalmen, aber auf sehr verschiedene Weise. Im Würtembergischen sagt man: und einem Kienrussträger. Anderwärts auch: Küchenmeister. (Klosterspiegel, 18, 16.) Holl.: Er is onderscheid tusschen Salomo en zijn schoen lapper, in tusschen wijze mannen doen wel eens zotte dingen. (Harrebomée, II, 134b.) 5 Es ist ein grosser Unterschied zwischen einer Frau und einem Reisgebund. Frz.: Il y a bien de la difference entre une femme et un fagot. (Kritzinger, 294a.) 6 Es ist ein grosser Unterschied zwischen Venedig und Sempach, Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth. – Körte, 6204; Simrock, 10759. 7 Es ist ein grosser vnterscheid zwischen Natur vnnd Kunst. – Petri, II, 260. 8 Es ist ein grosser vnterschied, eine Fuhrmannstasche vnd eim beybeutel. – Henisch, 356, 32; Petri, II, 260. Um einen grossen, auffallenden Unterschied nach Form oder Werth zu bezeichnen, sagt eine jüdischdeutsche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/746
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [740]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/746>, abgerufen am 26.04.2024.