Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Lat.: Sicut apes caveam repetunt maledicta trocheam. (Reuterdahl, 904.)

Schwed.: Swa aer banna som bi faar kringhvm howdh ok ater i. (Reuterdahl, 904.)

4 Die Verleumdung schiesst, ohne dass sie den Arm aufhebt; sie verwundet ohne Blut und tödtet ohne Stoss.

5 Eine Verleumdung schmerzt mehr als eine Wunde.

6 Es ist selten eine Verleumdung, es ist was Wahres daran.

Lat.: Fama non temere spargitur. (Schonheim, F, 3; Philippi, I, 151.)

7 Jag' Verleumdung aus dem Haus', sonst bleiben dir die Kunden aus.

8 Verleumdung ist der Freundschaft Gift.

Dän.: Bagtala skiller venskab. (Prov. dan., 44.)

9 Verleumdung ist ein süsses Gift.

Man flieht sie nicht, man hört sie gern.

Lat.: Obtrectatio pronis auribus accipitur. (Seybold, 399.)

10 Verleumdung lebt nicht lange.

Die Chinesen dagegen sagen: Den meisten Gewinn gibt die Verleumdung; man entziehe ihr mehrmals das Kapital, die Zinsen laufen doch immer. (Cibot, 174.)

11 Verleumdung sol man weder sagen noch vertragen. - Petri, II, 576.

12 Verleumdungen sind Stiche, die nicht bluten.

It.: Le calunnie sono come le ferite che lasciono sempre la margine.

*13 Eine Verleumdung abbellen.

Bezieht sich auf einen in Polen vor etwa fünfhundert Jahren stattgefundenen Vorgang. Hedwig, die Gemahlin des polnischen Königs Wladislaw (vor seiner Taufe Jagello, Grossfürst von Litauen), war von einem Höfling, Genevoss Dolewicz, bei ihrem Gemahl dahin verleumdet worden, sie habe mit ihrem frühern Geliebten, Herzog Wilhelm von Oesterreich, Umgang gehabt. Als die Unwahrheit dieser Behauptung unzweifelhaft nachgewiesen war, wurde der Verleumder verurtheilt, sich unter den Sessel der Königin auf den Boden zu legen und zu erklären: "Ich habe gelogen wie ein Hund als ich die schmachvollen Worte gegen die Königin sprach." Darauf musste er dreimal das Gebell des Hundes nachahmen. (Vgl. Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1873, Nr. 32, S. 509.)


Verlieben.

1 Der muss sehr verliebt sein, der sich selber küsst.

Die Russen: Wenn dem Narren die Geliebte fehlt, so umarmt er sich selber. (Altmann VI, 474.)

2 Verlewt as 'n Prestermamsell, säd' de Sweinhöder, da beiert de Soeg. (Hamburg.) - Hoefer, 973.

3 Verliebt sein in der Jugend ist blühen, aber Narrwerden im Alter.

4 Verliebt sich thöricht in eine junge Maid ein alter Mann, zum Esel oder Affen wird er dann.

5 Wenn du verliebt bist, so lauf' in die Berge. - Schlechta, 322.

6 Wer verliebt ist, wünscht Liebe, wenn er auch daran sterben sollte.

*7 Er hat sich darein verliebt, wie der Teufel in eine alte (dürre) Weide.

Worin hat es seinen Grund, dass die Volksstimme, besonders in Polen, die Weide zum Lieblingsaufenthalt des Teufels macht? Auch die Böhmen sagen von einem bösen, gefährlichen Menschen: Den hat der Teufel auf einer Weide gemacht. (Cert ho na vrbe strojil.)

Poln.: Zamiloval se do toho jako cert do suche vrby. (Celakovsky, 529.)

*8 Er isch in si verliebt, wie d' Katz in en holändische Chäs. - Sutermeister, 102.

*9 Er ist in sie verliebt, wie der Ochs in ein Gebund (Erbsen-)Stroh.

Böhm.: Jest do ni zamilovan, co vul do hrachoviny (do otepi slamy). (Celakovsky, 522.)

*10 Er ist so verliebt, dass er ihr Salat aus der Faust essen mag ohne einigen Ekel. - Trutz Simplex, 202.

*11 Er ist verliebt bis über die Hutschnur. (Köthen.)

Unsere Sprache ist reich an Redensarten für den Zustand des Liebens, Verliebtseins, für Bewerbung, Verlobung, Verheirathung u. s. w. Mag hier eine wol der Ergänzung bedürftige Zusammenstellung folgen: A. Er ist an die Angel gegangen. Er hat ihr zu tief in die Augen gesehen. Er brennt lichterloh. Sie bringt sein Blut in Wallung. Er wirft ihr schmachtende Blicke zu. Sie hat ihn beseligt. Er ist in ihre Falle gegangen. [Spaltenumbruch] Seine Freiheit ist hin. Er hat ihre Gunst erworben. Er ist gefangen. Er hat sie in sein Herz eingeschlossen. Sein Herz erglüht für sie. Er hat ihr sein Herz zu Füssen gelegt. Sein Herz schlägt für sie. Sein Herz ist gebrochen. Er hat ihr Herz erweicht. Er hat ihr Herz erobert. Er hat sich in ihr Herz geschlichen. Sein Herz zerfliesst wie Butter. Ihre Herzen sind in einander aufgelöst. Er ist gehäkelt. Er macht ihr den Hof. Er steckt den Kopf unter die Schürze. Er liebäugelt mit ihr. Die Liebe hat bei ihm gezündet. Er ist ganz Pulver. Er rast für sie. Er liegt in Rosenketten. Er schmachtet für sie. Er bringt ihr Ständchen auf Ständchen. Er läuft Sturm nach ihr. Er ist ganz von Sinnen. Er träumt wachend von ihr. Er ist verliebt. Er ist verkeilt. Er ist vernarrt. Er ist verschossen. Sie lassen nicht voneinander. Er ist weg wie Papas Dose. Er hat Weltschmerz. B. Er hat um sie (oder um ihre Hand) angehalten. Sie hat ihm abgeschrieben. Er hat bei den Aeltern auf den Busch geklopft. Er ist Bräutigam. Sie haben Ehevertrag gemacht. Er hat um sie gefreit. Er ist gefesselt. Er ist Heirathscandidat. Er hat das Jawort erhalten. Er fürchtet einen Korb. Sie haben die Ringe gewechselt. Sie haben sich Treue gelobt. Er ist verlobt. Sie sind verkuppelt. C. Sie ist abgesetzt. Sie halten ihr Beilager. Sie sind glücklich im Ehehett angekommen. Sie sind in den Ehestand getreten. Sie sind in den Flitterwochen. Seine Freiheit ist hin. Er hat sich in den Zustand geflickter Hosen begeben. Sie ist unter die Haube gekommen. Er ist ins Joch gegangen. Er hat jetzt sein Kreuz. Sie ist an den Mann gebracht. Er ist unter das Pantoffelregiment gerathen. Sie machen ihre Schamreise. Sie sind getraut. Sie ist untergebracht. Sie sind zusammengethan (gespannt.)

*12 Er ist verliebt bis über die Nase (Ohren). - Körte, 4660n; Braun, I, 3161.

*13 Er ist verliebt bis zum Suppe versalzen.

*14 Er ist verliebt wie ein Kaninchen.

*15 Er ist verliebt wie ein Märzkater. - Frischbier2, 3905.

*16 Er ist verliebt wie ein Sperling.

Holl.: Zij is zoo onkuisch als eene musch. (Harrebomee, II, 110b.)

Lat.: Mus albus. (Philippi, I, 265.)

*17 Er ist verliebt wie ein Stint. - Körte, 5743d; Frischbier2, 3905.

*18 Er ist verliebt wie eine Katze.

*19 Er ist verliebt wie eine todte Ratze. - Körte, 7250; Braun, I, 4738.

*20 Er verliebt sich in jede Schürze.

Holl.: Hij wordt opelke witte muts verliefd. (Harrebomee, II, 111a.)

*21 Man wird sich darin verlieben wie eine Katze in den Senftopf.

Spottweise für: Man wird einen solchen Abscheu davor haben, wie eine Katze vor einem Gefäss, das mit etwas so Beissendem wie Senf angefüllt ist.

*22 Sie sind verliebt, die Schwänzel1 beiseln2 ihnen 'rum. - Weinhold, Deutsches und Slawisches aus der deutschen Mundart Schlesiens, S. 2541.

1) Die Zöpfe.

2) Sich ausgelassen, übermüthig, üppig betragen, eigentlich von den Kühen, wenn sie mit aufgehobenem Schwanz herumjagen und der Aufsicht allen Gehorsam kündigen.


Verliebter.

1 Den Verliebten sind die Meilen nur Schritte.

Die Liebe kennt keine Entfernung. Die Osmanen sagen: Den Verliebten scheint Bagdad nicht weit. (Schlechta, 311.)

2 Der Verliebte hält blaue Flecke für blaue Augen. - Dove, 618.

Mit etwas Phantasie sieht man in jedem Tintenflecke den Schattenriss eines Freundes, in blumigen Bettvorhängen die schönsten Engel- und Mädchenköpfe. Balbynus liebte so närrisch, dass er sogar in einem Nasengeschwür seiner Geliebten einen Reiz entdeckte. Daher das lateinische Sprichwort: Balbynum polypus Agnae delectat. (Erasm., 43.)

Holl.: Minnars oogen zijn geen mannen oogen. (Harrebomee, II, 88a.)

It.: Ogni amatore, che ama davvero, ama fino ai difetti della donna amata.

Lat.: Amans iratus multa mentitur sibi. (Philippi, I, 23.)

3 Der Verliebte hat alle seine Sinne bis auf fünf.

Ein römisches Sprichwort nennt sie Narren.

Mhd.: Geloubet, daz weibes minne manegem nimt die sinne. (Fuchs und Wolf.) - Si jehent, die ir hant gehort, ez name ie diu Minne vil weisem man die sinne, daz er niht mac wol bewarn, ern müeze dicke missevarn. (Eraclius.) - Diu gewaltige minne der sinne ein rouderinne. ( Aristoteles.) (Zingerle, 91-92.)

Holl.: Kinderen die minnen, hebben geen zinnen. (Harrebomee, II, 405b.)

Lat.: Amantes amentes sunt. (Faselius, 15; Seybold, 21.)

[Spaltenumbruch] Lat.: Sicut apes caveam repetunt maledicta trocheam. (Reuterdahl, 904.)

Schwed.: Swa aer banna som bi faar kringhvm howdh ok ater i. (Reuterdahl, 904.)

4 Die Verleumdung schiesst, ohne dass sie den Arm aufhebt; sie verwundet ohne Blut und tödtet ohne Stoss.

5 Eine Verleumdung schmerzt mehr als eine Wunde.

6 Es ist selten eine Verleumdung, es ist was Wahres daran.

Lat.: Fama non temere spargitur. (Schonheim, F, 3; Philippi, I, 151.)

7 Jag' Verleumdung aus dem Haus', sonst bleiben dir die Kunden aus.

8 Verleumdung ist der Freundschaft Gift.

Dän.: Bagtala skiller venskab. (Prov. dan., 44.)

9 Verleumdung ist ein süsses Gift.

Man flieht sie nicht, man hört sie gern.

Lat.: Obtrectatio pronis auribus accipitur. (Seybold, 399.)

10 Verleumdung lebt nicht lange.

Die Chinesen dagegen sagen: Den meisten Gewinn gibt die Verleumdung; man entziehe ihr mehrmals das Kapital, die Zinsen laufen doch immer. (Cibot, 174.)

11 Verleumdung sol man weder sagen noch vertragen.Petri, II, 576.

12 Verleumdungen sind Stiche, die nicht bluten.

It.: Le calunnie sono come le ferite che lasciono sempre la margine.

*13 Eine Verleumdung abbellen.

Bezieht sich auf einen in Polen vor etwa fünfhundert Jahren stattgefundenen Vorgang. Hedwig, die Gemahlin des polnischen Königs Wladislaw (vor seiner Taufe Jagello, Grossfürst von Litauen), war von einem Höfling, Genevoss Dolewicz, bei ihrem Gemahl dahin verleumdet worden, sie habe mit ihrem frühern Geliebten, Herzog Wilhelm von Oesterreich, Umgang gehabt. Als die Unwahrheit dieser Behauptung unzweifelhaft nachgewiesen war, wurde der Verleumder verurtheilt, sich unter den Sessel der Königin auf den Boden zu legen und zu erklären: „Ich habe gelogen wie ein Hund als ich die schmachvollen Worte gegen die Königin sprach.“ Darauf musste er dreimal das Gebell des Hundes nachahmen. (Vgl. Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1873, Nr. 32, S. 509.)


Verlieben.

1 Der muss sehr verliebt sein, der sich selber küsst.

Die Russen: Wenn dem Narren die Geliebte fehlt, so umarmt er sich selber. (Altmann VI, 474.)

2 Verlêwt as 'n Prêstermamsell, säd' de Swînhöder, da bîert de Soeg. (Hamburg.) – Hoefer, 973.

3 Verliebt sein in der Jugend ist blühen, aber Narrwerden im Alter.

4 Verliebt sich thöricht in eine junge Maid ein alter Mann, zum Esel oder Affen wird er dann.

5 Wenn du verliebt bist, so lauf' in die Berge.Schlechta, 322.

6 Wer verliebt ist, wünscht Liebe, wenn er auch daran sterben sollte.

*7 Er hat sich darein verliebt, wie der Teufel in eine alte (dürre) Weide.

Worin hat es seinen Grund, dass die Volksstimme, besonders in Polen, die Weide zum Lieblingsaufenthalt des Teufels macht? Auch die Böhmen sagen von einem bösen, gefährlichen Menschen: Den hat der Teufel auf einer Weide gemacht. (Čert ho na vrbĕ strojil.)

Poln.: Zamiloval se do toho jako ćert do suché vrby. (Čelakovsky, 529.)

*8 Er isch in si verliebt, wie d' Katz in en holändische Chäs.Sutermeister, 102.

*9 Er ist in sie verliebt, wie der Ochs in ein Gebund (Erbsen-)Stroh.

Böhm.: Jest do ní zamilován, co vůl do hrachoviny (do otepi slámy). (Čelakovsky, 522.)

*10 Er ist so verliebt, dass er ihr Salat aus der Faust essen mag ohne einigen Ekel.Trutz Simplex, 202.

*11 Er ist verliebt bis über die Hutschnur. (Köthen.)

Unsere Sprache ist reich an Redensarten für den Zustand des Liebens, Verliebtseins, für Bewerbung, Verlobung, Verheirathung u. s. w. Mag hier eine wol der Ergänzung bedürftige Zusammenstellung folgen: A. Er ist an die Angel gegangen. Er hat ihr zu tief in die Augen gesehen. Er brennt lichterloh. Sie bringt sein Blut in Wallung. Er wirft ihr schmachtende Blicke zu. Sie hat ihn beseligt. Er ist in ihre Falle gegangen. [Spaltenumbruch] Seine Freiheit ist hin. Er hat ihre Gunst erworben. Er ist gefangen. Er hat sie in sein Herz eingeschlossen. Sein Herz erglüht für sie. Er hat ihr sein Herz zu Füssen gelegt. Sein Herz schlägt für sie. Sein Herz ist gebrochen. Er hat ihr Herz erweicht. Er hat ihr Herz erobert. Er hat sich in ihr Herz geschlichen. Sein Herz zerfliesst wie Butter. Ihre Herzen sind in einander aufgelöst. Er ist gehäkelt. Er macht ihr den Hof. Er steckt den Kopf unter die Schürze. Er liebäugelt mit ihr. Die Liebe hat bei ihm gezündet. Er ist ganz Pulver. Er rast für sie. Er liegt in Rosenketten. Er schmachtet für sie. Er bringt ihr Ständchen auf Ständchen. Er läuft Sturm nach ihr. Er ist ganz von Sinnen. Er träumt wachend von ihr. Er ist verliebt. Er ist verkeilt. Er ist vernarrt. Er ist verschossen. Sie lassen nicht voneinander. Er ist weg wie Papas Dose. Er hat Weltschmerz. B. Er hat um sie (oder um ihre Hand) angehalten. Sie hat ihm abgeschrieben. Er hat bei den Aeltern auf den Busch geklopft. Er ist Bräutigam. Sie haben Ehevertrag gemacht. Er hat um sie gefreit. Er ist gefesselt. Er ist Heirathscandidat. Er hat das Jawort erhalten. Er fürchtet einen Korb. Sie haben die Ringe gewechselt. Sie haben sich Treue gelobt. Er ist verlobt. Sie sind verkuppelt. C. Sie ist abgesetzt. Sie halten ihr Beilager. Sie sind glücklich im Ehehett angekommen. Sie sind in den Ehestand getreten. Sie sind in den Flitterwochen. Seine Freiheit ist hin. Er hat sich in den Zustand geflickter Hosen begeben. Sie ist unter die Haube gekommen. Er ist ins Joch gegangen. Er hat jetzt sein Kreuz. Sie ist an den Mann gebracht. Er ist unter das Pantoffelregiment gerathen. Sie machen ihre Schamreise. Sie sind getraut. Sie ist untergebracht. Sie sind zusammengethan (gespannt.)

*12 Er ist verliebt bis über die Nase (Ohren).Körte, 4660n; Braun, I, 3161.

*13 Er ist verliebt bis zum Suppe versalzen.

*14 Er ist verliebt wie ein Kaninchen.

*15 Er ist verliebt wie ein Märzkater.Frischbier2, 3905.

*16 Er ist verliebt wie ein Sperling.

Holl.: Zij is zoo onkuisch als eene musch. (Harrebomée, II, 110b.)

Lat.: Mus albus. (Philippi, I, 265.)

*17 Er ist verliebt wie ein Stint.Körte, 5743d; Frischbier2, 3905.

*18 Er ist verliebt wie eine Katze.

*19 Er ist verliebt wie eine todte Ratze.Körte, 7250; Braun, I, 4738.

*20 Er verliebt sich in jede Schürze.

Holl.: Hij wordt opelke witte muts verliefd. (Harrebomée, II, 111a.)

*21 Man wird sich darin verlieben wie eine Katze in den Senftopf.

Spottweise für: Man wird einen solchen Abscheu davor haben, wie eine Katze vor einem Gefäss, das mit etwas so Beissendem wie Senf angefüllt ist.

*22 Sie sind verliebt, die Schwänzel1 bîseln2 ihnen 'rum.Weinhold, Deutsches und Slawisches aus der deutschen Mundart Schlesiens, S. 2541.

1) Die Zöpfe.

2) Sich ausgelassen, übermüthig, üppig betragen, eigentlich von den Kühen, wenn sie mit aufgehobenem Schwanz herumjagen und der Aufsicht allen Gehorsam kündigen.


Verliebter.

1 Den Verliebten sind die Meilen nur Schritte.

Die Liebe kennt keine Entfernung. Die Osmanen sagen: Den Verliebten scheint Bagdad nicht weit. (Schlechta, 311.)

2 Der Verliebte hält blaue Flecke für blaue Augen.Dove, 618.

Mit etwas Phantasie sieht man in jedem Tintenflecke den Schattenriss eines Freundes, in blumigen Bettvorhängen die schönsten Engel- und Mädchenköpfe. Balbynus liebte so närrisch, dass er sogar in einem Nasengeschwür seiner Geliebten einen Reiz entdeckte. Daher das lateinische Sprichwort: Balbynum polypus Agnae delectat. (Erasm., 43.)

Holl.: Minnars oogen zijn geen mannen oogen. (Harrebomée, II, 88a.)

It.: Ogni amatore, che ama davvero, ama fino ai difetti della donna amata.

Lat.: Amans iratus multa mentitur sibi. (Philippi, I, 23.)

3 Der Verliebte hat alle seine Sinne bis auf fünf.

Ein römisches Sprichwort nennt sie Narren.

Mhd.: Geloubet, daz wîbes minne manegem nimt die sinne. (Fuchs und Wolf.) – Si jehent, die ir hânt gehôrt, ez name ie diu Minne vil wîsem man die sinne, daz er niht mac wol bewarn, ern müeze dicke missevarn. (Eraclius.) – Diu gewaltige minne der sinne ein rouderinne. ( Aristoteles.) (Zingerle, 91-92.)

Holl.: Kinderen die minnen, hebben geen zinnen. (Harrebomée, II, 405b.)

Lat.: Amantes amentes sunt. (Faselius, 15; Seybold, 21.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><pb facs="#f0788" n="[782]"/><cb n="1563"/>
Lat.</hi>: Sicut apes caveam repetunt maledicta trocheam. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 904.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Swa aer banna som bi faar kringhvm howdh ok ater i. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 904.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Die Verleumdung schiesst, ohne dass sie den Arm aufhebt; sie verwundet ohne Blut und tödtet ohne Stoss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Eine Verleumdung schmerzt mehr als eine Wunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es ist selten eine Verleumdung, es ist was Wahres daran.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fama non temere spargitur. (<hi rendition="#i">Schonheim, F, 3; Philippi, I, 151.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Jag' Verleumdung aus dem Haus', sonst bleiben dir die Kunden aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Verleumdung ist der Freundschaft Gift.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bagtala skiller venskab. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 44.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Verleumdung ist ein süsses Gift.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man flieht sie nicht, man hört sie gern.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Obtrectatio pronis auribus accipitur. (<hi rendition="#i">Seybold, 399.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Verleumdung lebt nicht lange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Chinesen dagegen sagen: Den meisten Gewinn gibt die Verleumdung; man entziehe ihr mehrmals das Kapital, die Zinsen laufen doch immer. (<hi rendition="#i">Cibot, 174.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Verleumdung sol man weder sagen noch vertragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 576.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Verleumdungen sind Stiche, die nicht bluten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Le calunnie sono come le ferite che lasciono sempre la margine.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Eine Verleumdung abbellen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf einen in Polen vor etwa fünfhundert Jahren stattgefundenen Vorgang. Hedwig, die Gemahlin des polnischen Königs Wladislaw (vor seiner Taufe Jagello, Grossfürst von Litauen), war von einem Höfling, Genevoss Dolewicz, bei ihrem Gemahl dahin verleumdet worden, sie habe mit ihrem frühern Geliebten, Herzog Wilhelm von Oesterreich, Umgang gehabt. Als die Unwahrheit dieser Behauptung unzweifelhaft nachgewiesen war, wurde der Verleumder verurtheilt, sich unter den Sessel der Königin auf den Boden zu legen und zu erklären: &#x201E;Ich habe gelogen wie ein Hund als ich die schmachvollen Worte gegen die Königin sprach.&#x201C; Darauf musste er dreimal das Gebell des Hundes nachahmen. (Vgl. <hi rendition="#i">Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1873, Nr. 32, S. 509.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verlieben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der muss sehr verliebt sein, der sich selber küsst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn dem Narren die Geliebte fehlt, so umarmt er sich selber. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 474.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Verlêwt as 'n Prêstermamsell, säd' de Swînhöder, da bîert de Soeg.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 973.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Verliebt sein in der Jugend ist blühen, aber Narrwerden im Alter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Verliebt sich thöricht in eine junge Maid ein alter Mann, zum Esel oder Affen wird er dann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wenn du verliebt bist, so lauf' in die Berge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 322.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer verliebt ist, wünscht Liebe, wenn er auch daran sterben sollte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er hat sich darein verliebt, wie der Teufel in eine alte (dürre) Weide.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Worin hat es seinen Grund, dass die Volksstimme, besonders in Polen, die Weide zum Lieblingsaufenthalt des Teufels macht? Auch die Böhmen sagen von einem bösen, gefährlichen Menschen: Den hat der Teufel auf einer Weide gemacht. (&#x010C;ert ho na vrb&#x0115; strojil.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Zamiloval se do toho jako &#x0107;ert do suché vrby. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 529.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Er isch in si verliebt, wie d' Katz in en holändische Chäs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 102.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Er ist in sie verliebt, wie der Ochs in ein Gebund (Erbsen-)Stroh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Jest do ní zamilován, co v&#x016F;l do hrachoviny (do otepi slámy). (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 522.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Er ist so verliebt, dass er ihr Salat aus der Faust essen mag ohne einigen Ekel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Trutz Simplex, 202.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er ist verliebt bis über die Hutschnur.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Unsere Sprache ist reich an Redensarten für den Zustand des Liebens, Verliebtseins, für Bewerbung, Verlobung, Verheirathung u. s. w. Mag hier eine wol der Ergänzung bedürftige Zusammenstellung folgen: A. Er ist an die Angel gegangen. Er hat ihr zu tief in die Augen gesehen. Er brennt lichterloh. Sie bringt sein Blut in Wallung. Er wirft ihr schmachtende Blicke zu. Sie hat ihn beseligt. Er ist in ihre Falle gegangen. <cb n="1564"/>
Seine Freiheit ist hin. Er hat ihre Gunst erworben. Er ist gefangen. Er hat sie in sein Herz eingeschlossen. Sein Herz erglüht für sie. Er hat ihr sein Herz zu Füssen gelegt. Sein Herz schlägt für sie. Sein Herz ist gebrochen. Er hat ihr Herz erweicht. Er hat ihr Herz erobert. Er hat sich in ihr Herz geschlichen. Sein Herz zerfliesst wie Butter. Ihre Herzen sind in einander aufgelöst. Er ist gehäkelt. Er macht ihr den Hof. Er steckt den Kopf unter die Schürze. Er liebäugelt mit ihr. Die Liebe hat bei ihm gezündet. Er ist ganz Pulver. Er rast für sie. Er liegt in Rosenketten. Er schmachtet für sie. Er bringt ihr Ständchen auf Ständchen. Er läuft Sturm nach ihr. Er ist ganz von Sinnen. Er träumt wachend von ihr. Er ist verliebt. Er ist verkeilt. Er ist vernarrt. Er ist verschossen. Sie lassen nicht voneinander. Er ist weg wie Papas Dose. Er hat Weltschmerz. B. Er hat um sie (oder um ihre Hand) angehalten. Sie hat ihm abgeschrieben. Er hat bei den Aeltern auf den Busch geklopft. Er ist Bräutigam. Sie haben Ehevertrag gemacht. Er hat um sie gefreit. Er ist gefesselt. Er ist Heirathscandidat. Er hat das Jawort erhalten. Er fürchtet einen Korb. Sie haben die Ringe gewechselt. Sie haben sich Treue gelobt. Er ist verlobt. Sie sind verkuppelt. C. Sie ist abgesetzt. Sie halten ihr Beilager. Sie sind glücklich im Ehehett angekommen. Sie sind in den Ehestand getreten. Sie sind in den Flitterwochen. Seine Freiheit ist hin. Er hat sich in den Zustand geflickter Hosen begeben. Sie ist unter die Haube gekommen. Er ist ins Joch gegangen. Er hat jetzt sein Kreuz. Sie ist an den Mann gebracht. Er ist unter das Pantoffelregiment gerathen. Sie machen ihre Schamreise. Sie sind getraut. Sie ist untergebracht. Sie sind zusammengethan (gespannt.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er ist verliebt bis über die Nase (Ohren).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4660<hi rendition="#sup">n;</hi> Braun, I, 3161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er ist verliebt bis zum Suppe versalzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Er ist verliebt wie ein Kaninchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Er ist verliebt wie ein Märzkater.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3905.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Er ist verliebt wie ein Sperling.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zij is zoo onkuisch als eene musch. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 110<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mus albus. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 265.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Er ist verliebt wie ein Stint.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5743<hi rendition="#sup">d;</hi> Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3905.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Er ist verliebt wie eine Katze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Er ist verliebt wie eine todte Ratze.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 7250; Braun, I, 4738.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er verliebt sich in jede Schürze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij wordt opelke witte muts verliefd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 111<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Man wird sich darin verlieben wie eine Katze in den Senftopf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Spottweise für: Man wird einen solchen Abscheu davor haben, wie eine Katze vor einem Gefäss, das mit etwas so Beissendem wie Senf angefüllt ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Sie sind verliebt, die Schwänzel<hi rendition="#sup">1</hi> bîseln<hi rendition="#sup">2</hi> ihnen 'rum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weinhold, Deutsches und Slawisches aus der deutschen Mundart Schlesiens, S. 2541.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Die Zöpfe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Sich ausgelassen, übermüthig, üppig betragen, eigentlich von den Kühen, wenn sie mit aufgehobenem Schwanz herumjagen und der Aufsicht allen Gehorsam kündigen.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verliebter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Den Verliebten sind die Meilen nur Schritte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Liebe kennt keine Entfernung. Die Osmanen sagen: Den Verliebten scheint Bagdad nicht weit. (<hi rendition="#i">Schlechta, 311.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Verliebte hält blaue Flecke für blaue Augen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dove, 618.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit etwas Phantasie sieht man in jedem Tintenflecke den Schattenriss eines Freundes, in blumigen Bettvorhängen die schönsten Engel- und Mädchenköpfe. Balbynus liebte so närrisch, dass er sogar in einem Nasengeschwür seiner Geliebten einen Reiz entdeckte. Daher das lateinische Sprichwort: Balbynum polypus Agnae delectat. (<hi rendition="#i">Erasm., 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Minnars oogen zijn geen mannen oogen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 88<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ogni amatore, che ama davvero, ama fino ai difetti della donna amata.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Amans iratus multa mentitur sibi. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 23.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Verliebte hat alle seine Sinne bis auf fünf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein römisches Sprichwort nennt sie Narren.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Geloubet, daz wîbes minne manegem nimt die sinne. (<hi rendition="#i">Fuchs und Wolf.</hi>) &#x2013; Si jehent, die ir hânt gehôrt, ez name ie diu Minne vil wîsem man die sinne, daz er niht mac wol bewarn, ern müeze dicke missevarn. (<hi rendition="#i">Eraclius.</hi>) &#x2013; Diu gewaltige minne der sinne ein rouderinne. ( <hi rendition="#i">Aristoteles.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 91-92.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Kinderen die minnen, hebben geen zinnen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 405<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Amantes amentes sunt. (<hi rendition="#i">Faselius, 15; Seybold, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[782]/0788] Lat.: Sicut apes caveam repetunt maledicta trocheam. (Reuterdahl, 904.) Schwed.: Swa aer banna som bi faar kringhvm howdh ok ater i. (Reuterdahl, 904.) 4 Die Verleumdung schiesst, ohne dass sie den Arm aufhebt; sie verwundet ohne Blut und tödtet ohne Stoss. 5 Eine Verleumdung schmerzt mehr als eine Wunde. 6 Es ist selten eine Verleumdung, es ist was Wahres daran. Lat.: Fama non temere spargitur. (Schonheim, F, 3; Philippi, I, 151.) 7 Jag' Verleumdung aus dem Haus', sonst bleiben dir die Kunden aus. 8 Verleumdung ist der Freundschaft Gift. Dän.: Bagtala skiller venskab. (Prov. dan., 44.) 9 Verleumdung ist ein süsses Gift. Man flieht sie nicht, man hört sie gern. Lat.: Obtrectatio pronis auribus accipitur. (Seybold, 399.) 10 Verleumdung lebt nicht lange. Die Chinesen dagegen sagen: Den meisten Gewinn gibt die Verleumdung; man entziehe ihr mehrmals das Kapital, die Zinsen laufen doch immer. (Cibot, 174.) 11 Verleumdung sol man weder sagen noch vertragen. – Petri, II, 576. 12 Verleumdungen sind Stiche, die nicht bluten. It.: Le calunnie sono come le ferite che lasciono sempre la margine. *13 Eine Verleumdung abbellen. Bezieht sich auf einen in Polen vor etwa fünfhundert Jahren stattgefundenen Vorgang. Hedwig, die Gemahlin des polnischen Königs Wladislaw (vor seiner Taufe Jagello, Grossfürst von Litauen), war von einem Höfling, Genevoss Dolewicz, bei ihrem Gemahl dahin verleumdet worden, sie habe mit ihrem frühern Geliebten, Herzog Wilhelm von Oesterreich, Umgang gehabt. Als die Unwahrheit dieser Behauptung unzweifelhaft nachgewiesen war, wurde der Verleumder verurtheilt, sich unter den Sessel der Königin auf den Boden zu legen und zu erklären: „Ich habe gelogen wie ein Hund als ich die schmachvollen Worte gegen die Königin sprach.“ Darauf musste er dreimal das Gebell des Hundes nachahmen. (Vgl. Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1873, Nr. 32, S. 509.) Verlieben. 1 Der muss sehr verliebt sein, der sich selber küsst. Die Russen: Wenn dem Narren die Geliebte fehlt, so umarmt er sich selber. (Altmann VI, 474.) 2 Verlêwt as 'n Prêstermamsell, säd' de Swînhöder, da bîert de Soeg. (Hamburg.) – Hoefer, 973. 3 Verliebt sein in der Jugend ist blühen, aber Narrwerden im Alter. 4 Verliebt sich thöricht in eine junge Maid ein alter Mann, zum Esel oder Affen wird er dann. 5 Wenn du verliebt bist, so lauf' in die Berge. – Schlechta, 322. 6 Wer verliebt ist, wünscht Liebe, wenn er auch daran sterben sollte. *7 Er hat sich darein verliebt, wie der Teufel in eine alte (dürre) Weide. Worin hat es seinen Grund, dass die Volksstimme, besonders in Polen, die Weide zum Lieblingsaufenthalt des Teufels macht? Auch die Böhmen sagen von einem bösen, gefährlichen Menschen: Den hat der Teufel auf einer Weide gemacht. (Čert ho na vrbĕ strojil.) Poln.: Zamiloval se do toho jako ćert do suché vrby. (Čelakovsky, 529.) *8 Er isch in si verliebt, wie d' Katz in en holändische Chäs. – Sutermeister, 102. *9 Er ist in sie verliebt, wie der Ochs in ein Gebund (Erbsen-)Stroh. Böhm.: Jest do ní zamilován, co vůl do hrachoviny (do otepi slámy). (Čelakovsky, 522.) *10 Er ist so verliebt, dass er ihr Salat aus der Faust essen mag ohne einigen Ekel. – Trutz Simplex, 202. *11 Er ist verliebt bis über die Hutschnur. (Köthen.) Unsere Sprache ist reich an Redensarten für den Zustand des Liebens, Verliebtseins, für Bewerbung, Verlobung, Verheirathung u. s. w. Mag hier eine wol der Ergänzung bedürftige Zusammenstellung folgen: A. Er ist an die Angel gegangen. Er hat ihr zu tief in die Augen gesehen. Er brennt lichterloh. Sie bringt sein Blut in Wallung. Er wirft ihr schmachtende Blicke zu. Sie hat ihn beseligt. Er ist in ihre Falle gegangen. Seine Freiheit ist hin. Er hat ihre Gunst erworben. Er ist gefangen. Er hat sie in sein Herz eingeschlossen. Sein Herz erglüht für sie. Er hat ihr sein Herz zu Füssen gelegt. Sein Herz schlägt für sie. Sein Herz ist gebrochen. Er hat ihr Herz erweicht. Er hat ihr Herz erobert. Er hat sich in ihr Herz geschlichen. Sein Herz zerfliesst wie Butter. Ihre Herzen sind in einander aufgelöst. Er ist gehäkelt. Er macht ihr den Hof. Er steckt den Kopf unter die Schürze. Er liebäugelt mit ihr. Die Liebe hat bei ihm gezündet. Er ist ganz Pulver. Er rast für sie. Er liegt in Rosenketten. Er schmachtet für sie. Er bringt ihr Ständchen auf Ständchen. Er läuft Sturm nach ihr. Er ist ganz von Sinnen. Er träumt wachend von ihr. Er ist verliebt. Er ist verkeilt. Er ist vernarrt. Er ist verschossen. Sie lassen nicht voneinander. Er ist weg wie Papas Dose. Er hat Weltschmerz. B. Er hat um sie (oder um ihre Hand) angehalten. Sie hat ihm abgeschrieben. Er hat bei den Aeltern auf den Busch geklopft. Er ist Bräutigam. Sie haben Ehevertrag gemacht. Er hat um sie gefreit. Er ist gefesselt. Er ist Heirathscandidat. Er hat das Jawort erhalten. Er fürchtet einen Korb. Sie haben die Ringe gewechselt. Sie haben sich Treue gelobt. Er ist verlobt. Sie sind verkuppelt. C. Sie ist abgesetzt. Sie halten ihr Beilager. Sie sind glücklich im Ehehett angekommen. Sie sind in den Ehestand getreten. Sie sind in den Flitterwochen. Seine Freiheit ist hin. Er hat sich in den Zustand geflickter Hosen begeben. Sie ist unter die Haube gekommen. Er ist ins Joch gegangen. Er hat jetzt sein Kreuz. Sie ist an den Mann gebracht. Er ist unter das Pantoffelregiment gerathen. Sie machen ihre Schamreise. Sie sind getraut. Sie ist untergebracht. Sie sind zusammengethan (gespannt.) *12 Er ist verliebt bis über die Nase (Ohren). – Körte, 4660n; Braun, I, 3161. *13 Er ist verliebt bis zum Suppe versalzen. *14 Er ist verliebt wie ein Kaninchen. *15 Er ist verliebt wie ein Märzkater. – Frischbier2, 3905. *16 Er ist verliebt wie ein Sperling. Holl.: Zij is zoo onkuisch als eene musch. (Harrebomée, II, 110b.) Lat.: Mus albus. (Philippi, I, 265.) *17 Er ist verliebt wie ein Stint. – Körte, 5743d; Frischbier2, 3905. *18 Er ist verliebt wie eine Katze. *19 Er ist verliebt wie eine todte Ratze. – Körte, 7250; Braun, I, 4738. *20 Er verliebt sich in jede Schürze. Holl.: Hij wordt opelke witte muts verliefd. (Harrebomée, II, 111a.) *21 Man wird sich darin verlieben wie eine Katze in den Senftopf. Spottweise für: Man wird einen solchen Abscheu davor haben, wie eine Katze vor einem Gefäss, das mit etwas so Beissendem wie Senf angefüllt ist. *22 Sie sind verliebt, die Schwänzel1 bîseln2 ihnen 'rum. – Weinhold, Deutsches und Slawisches aus der deutschen Mundart Schlesiens, S. 2541. 1) Die Zöpfe. 2) Sich ausgelassen, übermüthig, üppig betragen, eigentlich von den Kühen, wenn sie mit aufgehobenem Schwanz herumjagen und der Aufsicht allen Gehorsam kündigen. Verliebter. 1 Den Verliebten sind die Meilen nur Schritte. Die Liebe kennt keine Entfernung. Die Osmanen sagen: Den Verliebten scheint Bagdad nicht weit. (Schlechta, 311.) 2 Der Verliebte hält blaue Flecke für blaue Augen. – Dove, 618. Mit etwas Phantasie sieht man in jedem Tintenflecke den Schattenriss eines Freundes, in blumigen Bettvorhängen die schönsten Engel- und Mädchenköpfe. Balbynus liebte so närrisch, dass er sogar in einem Nasengeschwür seiner Geliebten einen Reiz entdeckte. Daher das lateinische Sprichwort: Balbynum polypus Agnae delectat. (Erasm., 43.) Holl.: Minnars oogen zijn geen mannen oogen. (Harrebomée, II, 88a.) It.: Ogni amatore, che ama davvero, ama fino ai difetti della donna amata. Lat.: Amans iratus multa mentitur sibi. (Philippi, I, 23.) 3 Der Verliebte hat alle seine Sinne bis auf fünf. Ein römisches Sprichwort nennt sie Narren. Mhd.: Geloubet, daz wîbes minne manegem nimt die sinne. (Fuchs und Wolf.) – Si jehent, die ir hânt gehôrt, ez name ie diu Minne vil wîsem man die sinne, daz er niht mac wol bewarn, ern müeze dicke missevarn. (Eraclius.) – Diu gewaltige minne der sinne ein rouderinne. ( Aristoteles.) (Zingerle, 91-92.) Holl.: Kinderen die minnen, hebben geen zinnen. (Harrebomée, II, 405b.) Lat.: Amantes amentes sunt. (Faselius, 15; Seybold, 21.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/788
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [782]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/788>, abgerufen am 27.04.2024.