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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 18 Ueber sein Vermögen thun, ist Narrheit vnd die grösste Thorheit. - Lehmann, II, 625, 17.

19 Ueber Vermögen kann niemand.

20 Viel Vermögen, viel Kummer.

21 Viel vermügen, hilfft nicht. - Petri, II, 575.

22 Wer am vermögen arm ist, der ist am ehrlichen Gemüth selten reich. - Lehmann, 43, 9.

23 Wer das Vermögen erwirbt, geniesst es nicht immer.

It.: Chi fa la roba, non sempre la gode.

24 Wer sein Vermögen mit den Händen wegwirft, der sucht ein anderes mit den Füssen. - Winckler, XV, 57.

Lat.: Utere quaesitis, sed ne videaris abuti. (Cato.)

25 Wer sein Vermögen verliert, verliert seinen Verstand.

Frz. Schweiz: Chi que pe chon bin, pe schou' eschien. (Schweiz, II, 242, 47.)

26 Wer sein Vermögen verschleudert, wird es nie mehr zusammenlesen.

Lat.: Tota reuisit herum vix pensio perdita rerum. (Reuterdahl, 989.)

Schwed.: Hwa sit spillir han ffaar alt sit naeppelika op. (Reuterdahl, 989.)

27 Wie das Vermögen, so die Steuer.

*28 Das geht über mein Vermögen (jüdisch: Jechooles). - Tendlau, 200.

*29 Er cha si Vermöge im enn Hund an Schwanz hänke. - Sutermeister, 96.

*30 Er hat sein gantz vermögen an seinem Leib. - Ritzius, 484.

Lat.: Omnem facultatem indutus est. (Suringar, CLIX.)

*31 Er het keis Vermöge as die ferndrige Trinkschulde. - Sutermeister, 63.

*32 Er kann sein ganzes Vermögen in einem Schnupftüchlein über das Hausdach werfen. - Sailer, 113.

*33 Sein Vermögen anbauen. (Oberösterreich.)

*34 Sein Vermögen durch die Gurgel jagen.

*35 Sein Vermögen guckt zu den Löchern seiner Hose heraus.

*36 Sein Vermögen hat in einer Nussschale Platz.

*37 Sein Vermögen ist flöten gegangen.

Ist dahin, zerflossen. Vom Pattdeutschen fleiten = fliessen.

*38 Sie hat nicht so viel Vermögen, das Gelübde der Armuth abzulegen.

Ein katholischer Pfarrer bat von der Kanzel: "Auch wollen wir zu milden Liebesgaben Elise W. euch sehr empfohlen haben. Die Fromme will ins Kloster sich begeben; doch leider hat sie nicht genug Vermögen, um das Gelübd' der Armuth abzulegen." (Witzfunken, IVb, 65.)


Vermögen (Verb.).

1 Der den andern vermag, der steckt (stösst) jhn in Sack. (S. Sack 249.) - Lehmann, 305, 10; Eyering, III, 457; Latendorf II, 8; Siebenkees, 92; Mayer, I, 185; Blum, 464; Simrock, 8638.

Dies Sprichwort steht bei Agricola (I, 11b) in der Erklärung zu dem Sprichwort: "Gott hilfft den stercksten."

Holl.: Die den ander over kan, steckt hem in zijn zak. (Harrebomee, II, 488b.)

Lat.: Tollitur e medio sapientia, vi geritur res. (Philippi, II, 221.)

Schwed.: Den meer kan han sticker den andra i säcken. (Grubb, 141.)

2 Die es vermöchten, wöllen nit; die es wollten, vermugens nit. - Nas, 470a.

3 Wer am wenigsten vermag, gibt (thut) am meisten.

Dän.: Den giffner meest der mindst formaaer. (Prov. dan., 230.)

4 Wer den andern vermag, der sagt ihm selten guten Tag.

"Nu isset also men to seggende plecht; we over den anderen mach de deit am selden guden dach." (Sündenfall, 589.)

5 Wer ein wenig vermag, der macht einen grossen Auff(oder Huff-)schlag. - Petri, II, 706.

6 Wer mehr vermag, thut mehr. - Graf, 528, 329.

Zuletzt entscheidet immer das Mass der Stärke; das bessere Recht auf Seiten des Schwächern ist für den Mächtigern kein Hinderniss, doch mit ihm nach Belieben zu verfahren.

[Spaltenumbruch] 7 Wer vermag das Gestern zurückzubringen oder die Sonnenstrahlen zu übertünchen. - Burckhardt.

8 Wer was vermag, den (der) lachet das Recht an. - Petri, II, 777.

9 Wer's vermag, het en Hund; und wer's nid vermag, cha sälber bülle. - Sutermeister, 134.

10 Wir alle vermögen nicht alles. - Franck, Zeytbuch, I.

*11 Er vermag (bei dem) so viel, wie eine Sau auf der Orgel. - Murner, Ob der König von engelland.


Vermont.

Vermont ist ein guter Staat der Abkunft.

Vermont gehört zu den Neuenglandstaaten, die man als die Staatenmutter bezeichnet, und es ist einer der reinsten derselben. Man nimmt nämlich an, dass von Neuengland aus und durch die Neuengländer die Bildung neuer Staaten der Union erfolge, und das obige Sprichwort hebt besonders Vermont als tüchtigen, fruchtbaren Abkunftsstaat hervor. In den Verhandlungen der British Ethnological Society war die Frage aufgeworfen worden: wie weit ist der Mensch Weltbürger? Hunt beantwortet die Frage dahin, dass die Acclimatationsfähigkeit der Menschen beschränkt und auch der Europäer nicht klimafest, daher eine dritte Generation unvermischter Europäer in Bengalen nicht zu finden sei, und dass auch die anglosächische Rasse in Amerika Neigung zum Aussterben zeige. Die Newyorker Evening Post weist mit Bezug auf Hunt's Ausspruch, dass unvermischte Rassen wie Juden, Chinesen und Zigeuner die grösste Acclimatationsfähigkeit besitzen, nach, dass in vielen Theilen Neuenglands ein Fremder noch eine Seltenheit sei, dass die Einwohner keineswegs herabgekommen, dass Neuengland allein nur unvermischtes englisches Blut in Nordamerika enthalte und daher im wahren Sinne die Staatenmutter sei. Der Neuengländer sei überall vom Hause weg zu finden, und er verkomme auch bei seiner Auswanderung nicht. In diesem Sinne findet nun auch das obige Sprichwort seine Erklärung. (Vgl. Neuyorker Staatszeitung vom 4. Nov. 1863, S. 7.)


Vermornen.

Man muss nichts vermornen. - Eiselein, 473.

Auf morgen verschieben.

Lat.: Ne quid procrastines. - Nihil recrastinans. - Per multum cras cras amnis dilabitur aetas. (Eiselein, 473.)


Vermuthen.

Wo man es am wenigsten vermuthet, springt ein Fuchs heraus. - Schlechta, 304.


Vermuthung.

1 Sichere Vermuthung lässt den Richter allzeit Urtheil finden. - Graf, 455, 475.

Altfries.: Trowe weninghe laet dyn riuchter aldeer to, dat hij een ordel dela. (Hettema, XVI, 2, 92.)

2 Vermuthung ist nicht Gewissheit. - Bertram, 44.


Vernageln.

1 Was überall vernagelt ist, bricht nicht leicht.

*2 Der is vernoagelt. (Niederösterreich.)

Von jemand, der schwer fasst oder begreift.

*3 Er ist (wie) vernagelt. - Körte, 6253a; Braun, I, 4741.


Vernarren.

* Er vernarrt sich in die Scheide und weiss nicht, wie der Degen aussieht.

Von denen, die eine eheliche Verbindung eingehen, ohne Kenntniss der Gemüthsart, des Charakters, blos auf Grund des schönen Aeussern.


Vernehmen.

Sie sindt in guten vernemmen wie der Fuchss vnnd Han; oder: wie Katz vnd Mauss. - Lehmann, 814, 23.


Verneinen.

Was man nur halb verneint, das ist beim Jurist schon halb gewonnen. - Eiselein, 273.

Lat.: Si fecisti, nega. (Eiselein, 273; Schamelius, II, 62; Binder II, 3112.)


Verneuern.

Man vernewrt sich wol, aber verbessert sich selten. - Zinkgref, IV, 168.

"Sodass die Fraw, welche vor das lange leben Dionysii gebetet, nicht übel sich bedacht."


Verniedrigen.

Wer sich am meisten verniedrigt, steht am höchsten bei Gott. - Opel, 394.


Vernudeln.

* Einen vernudeln. (Ulm.)


Vernunft.

1 Der Vernunft Licht scheint im Menschen wie ein Docht in einer finstern Ampel.

[Spaltenumbruch] 18 Ueber sein Vermögen thun, ist Narrheit vnd die grösste Thorheit.Lehmann, II, 625, 17.

19 Ueber Vermögen kann niemand.

20 Viel Vermögen, viel Kummer.

21 Viel vermügen, hilfft nicht.Petri, II, 575.

22 Wer am vermögen arm ist, der ist am ehrlichen Gemüth selten reich.Lehmann, 43, 9.

23 Wer das Vermögen erwirbt, geniesst es nicht immer.

It.: Chi fa la roba, non sempre la gode.

24 Wer sein Vermögen mit den Händen wegwirft, der sucht ein anderes mit den Füssen.Winckler, XV, 57.

Lat.: Utere quaesitis, sed ne videaris abuti. (Cato.)

25 Wer sein Vermögen verliert, verliert seinen Verstand.

Frz. Schweiz: Chi que pé chón bin, pé schou' eschien. (Schweiz, II, 242, 47.)

26 Wer sein Vermögen verschleudert, wird es nie mehr zusammenlesen.

Lat.: Tota reuisit herum vix pensio perdita rerum. (Reuterdahl, 989.)

Schwed.: Hwa sit spillir han ffaar alt sit naeppelika op. (Reuterdahl, 989.)

27 Wie das Vermögen, so die Steuer.

*28 Das geht über mein Vermögen (jüdisch: Jechooles).Tendlau, 200.

*29 Er cha si Vermöge im enn Hund an Schwanz hänke.Sutermeister, 96.

*30 Er hat sein gantz vermögen an seinem Leib.Ritzius, 484.

Lat.: Omnem facultatem indutus est. (Suringar, CLIX.)

*31 Er het keis Vermöge as die ferndrige Trinkschulde.Sutermeister, 63.

*32 Er kann sein ganzes Vermögen in einem Schnupftüchlein über das Hausdach werfen.Sailer, 113.

*33 Sein Vermögen anbauen. (Oberösterreich.)

*34 Sein Vermögen durch die Gurgel jagen.

*35 Sein Vermögen guckt zu den Löchern seiner Hose heraus.

*36 Sein Vermögen hat in einer Nussschale Platz.

*37 Sein Vermögen ist flöten gegangen.

Ist dahin, zerflossen. Vom Pattdeutschen fléiten = fliessen.

*38 Sie hat nicht so viel Vermögen, das Gelübde der Armuth abzulegen.

Ein katholischer Pfarrer bat von der Kanzel: „Auch wollen wir zu milden Liebesgaben Elise W. euch sehr empfohlen haben. Die Fromme will ins Kloster sich begeben; doch leider hat sie nicht genug Vermögen, um das Gelübd' der Armuth abzulegen.“ (Witzfunken, IVb, 65.)


Vermögen (Verb.).

1 Der den andern vermag, der steckt (stösst) jhn in Sack. (S. Sack 249.) – Lehmann, 305, 10; Eyering, III, 457; Latendorf II, 8; Siebenkees, 92; Mayer, I, 185; Blum, 464; Simrock, 8638.

Dies Sprichwort steht bei Agricola (I, 11b) in der Erklärung zu dem Sprichwort: „Gott hilfft den stercksten.“

Holl.: Die den ander over kan, steckt hem in zijn zak. (Harrebomée, II, 488b.)

Lat.: Tollitur e medio sapientia, vi geritur res. (Philippi, II, 221.)

Schwed.: Den meer kan han sticker den andra i säcken. (Grubb, 141.)

2 Die es vermöchten, wöllen nit; die es wollten, vermugens nit.Nas, 470a.

3 Wer am wenigsten vermag, gibt (thut) am meisten.

Dän.: Den giffner meest der mindst formaaer. (Prov. dan., 230.)

4 Wer den andern vermag, der sagt ihm selten guten Tag.

„Nu isset also men to seggende plecht; we over den anderen mach de deit am selden guden dach.“ (Sündenfall, 589.)

5 Wer ein wenig vermag, der macht einen grossen Auff(oder Huff-)schlag.Petri, II, 706.

6 Wer mehr vermag, thut mehr.Graf, 528, 329.

Zuletzt entscheidet immer das Mass der Stärke; das bessere Recht auf Seiten des Schwächern ist für den Mächtigern kein Hinderniss, doch mit ihm nach Belieben zu verfahren.

[Spaltenumbruch] 7 Wer vermag das Gestern zurückzubringen oder die Sonnenstrahlen zu übertünchen.Burckhardt.

8 Wer was vermag, den (der) lachet das Recht an.Petri, II, 777.

9 Wer's vermag, het en Hund; und wer's nid vermag, cha sälber bülle.Sutermeister, 134.

10 Wir alle vermögen nicht alles.Franck, Zeytbuch, I.

*11 Er vermag (bei dem) so viel, wie eine Sau auf der Orgel.Murner, Ob der König von engelland.


Vermont.

Vermont ist ein guter Staat der Abkunft.

Vermont gehört zu den Neuenglandstaaten, die man als die Staatenmutter bezeichnet, und es ist einer der reinsten derselben. Man nimmt nämlich an, dass von Neuengland aus und durch die Neuengländer die Bildung neuer Staaten der Union erfolge, und das obige Sprichwort hebt besonders Vermont als tüchtigen, fruchtbaren Abkunftsstaat hervor. In den Verhandlungen der British Ethnological Society war die Frage aufgeworfen worden: wie weit ist der Mensch Weltbürger? Hunt beantwortet die Frage dahin, dass die Acclimatationsfähigkeit der Menschen beschränkt und auch der Europäer nicht klimafest, daher eine dritte Generation unvermischter Europäer in Bengalen nicht zu finden sei, und dass auch die anglosächische Rasse in Amerika Neigung zum Aussterben zeige. Die Newyorker Evening Post weist mit Bezug auf Hunt's Ausspruch, dass unvermischte Rassen wie Juden, Chinesen und Zigeuner die grösste Acclimatationsfähigkeit besitzen, nach, dass in vielen Theilen Neuenglands ein Fremder noch eine Seltenheit sei, dass die Einwohner keineswegs herabgekommen, dass Neuengland allein nur unvermischtes englisches Blut in Nordamerika enthalte und daher im wahren Sinne die Staatenmutter sei. Der Neuengländer sei überall vom Hause weg zu finden, und er verkomme auch bei seiner Auswanderung nicht. In diesem Sinne findet nun auch das obige Sprichwort seine Erklärung. (Vgl. Neuyorker Staatszeitung vom 4. Nov. 1863, S. 7.)


Vermornen.

Man muss nichts vermornen.Eiselein, 473.

Auf morgen verschieben.

Lat.: Ne quid procrastines. – Nihil recrastinans. – Per multum cras cras amnis dilabitur aetas. (Eiselein, 473.)


Vermuthen.

Wo man es am wenigsten vermuthet, springt ein Fuchs heraus.Schlechta, 304.


Vermuthung.

1 Sichere Vermuthung lässt den Richter allzeit Urtheil finden.Graf, 455, 475.

Altfries.: Trowe weninghe laet dyn riuchter aldeer to, dat hij een ordel dela. (Hettema, XVI, 2, 92.)

2 Vermuthung ist nicht Gewissheit.Bertram, 44.


Vernageln.

1 Was überall vernagelt ist, bricht nicht leicht.

*2 Der is vernoagelt. (Niederösterreich.)

Von jemand, der schwer fasst oder begreift.

*3 Er ist (wie) vernagelt.Körte, 6253a; Braun, I, 4741.


Vernarren.

* Er vernarrt sich in die Scheide und weiss nicht, wie der Degen aussieht.

Von denen, die eine eheliche Verbindung eingehen, ohne Kenntniss der Gemüthsart, des Charakters, blos auf Grund des schönen Aeussern.


Vernehmen.

Sie sindt in guten vernemmen wie der Fuchss vnnd Han; oder: wie Katz vnd Mauss.Lehmann, 814, 23.


Verneinen.

Was man nur halb verneint, das ist beim Jurist schon halb gewonnen.Eiselein, 273.

Lat.: Si fecisti, nega. (Eiselein, 273; Schamelius, II, 62; Binder II, 3112.)


Verneuern.

Man vernewrt sich wol, aber verbessert sich selten.Zinkgref, IV, 168.

„Sodass die Fraw, welche vor das lange leben Dionysii gebetet, nicht übel sich bedacht.“


Verniedrigen.

Wer sich am meisten verniedrigt, steht am höchsten bei Gott.Opel, 394.


Vernudeln.

* Einen vernudeln. (Ulm.)


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[[786]/0792] 18 Ueber sein Vermögen thun, ist Narrheit vnd die grösste Thorheit. – Lehmann, II, 625, 17. 19 Ueber Vermögen kann niemand. 20 Viel Vermögen, viel Kummer. 21 Viel vermügen, hilfft nicht. – Petri, II, 575. 22 Wer am vermögen arm ist, der ist am ehrlichen Gemüth selten reich. – Lehmann, 43, 9. 23 Wer das Vermögen erwirbt, geniesst es nicht immer. It.: Chi fa la roba, non sempre la gode. 24 Wer sein Vermögen mit den Händen wegwirft, der sucht ein anderes mit den Füssen. – Winckler, XV, 57. Lat.: Utere quaesitis, sed ne videaris abuti. (Cato.) 25 Wer sein Vermögen verliert, verliert seinen Verstand. Frz. Schweiz: Chi que pé chón bin, pé schou' eschien. (Schweiz, II, 242, 47.) 26 Wer sein Vermögen verschleudert, wird es nie mehr zusammenlesen. Lat.: Tota reuisit herum vix pensio perdita rerum. (Reuterdahl, 989.) Schwed.: Hwa sit spillir han ffaar alt sit naeppelika op. (Reuterdahl, 989.) 27 Wie das Vermögen, so die Steuer. *28 Das geht über mein Vermögen (jüdisch: Jechooles). – Tendlau, 200. *29 Er cha si Vermöge im enn Hund an Schwanz hänke. – Sutermeister, 96. *30 Er hat sein gantz vermögen an seinem Leib. – Ritzius, 484. Lat.: Omnem facultatem indutus est. (Suringar, CLIX.) *31 Er het keis Vermöge as die ferndrige Trinkschulde. – Sutermeister, 63. *32 Er kann sein ganzes Vermögen in einem Schnupftüchlein über das Hausdach werfen. – Sailer, 113. *33 Sein Vermögen anbauen. (Oberösterreich.) *34 Sein Vermögen durch die Gurgel jagen. *35 Sein Vermögen guckt zu den Löchern seiner Hose heraus. *36 Sein Vermögen hat in einer Nussschale Platz. *37 Sein Vermögen ist flöten gegangen. Ist dahin, zerflossen. Vom Pattdeutschen fléiten = fliessen. *38 Sie hat nicht so viel Vermögen, das Gelübde der Armuth abzulegen. Ein katholischer Pfarrer bat von der Kanzel: „Auch wollen wir zu milden Liebesgaben Elise W. euch sehr empfohlen haben. Die Fromme will ins Kloster sich begeben; doch leider hat sie nicht genug Vermögen, um das Gelübd' der Armuth abzulegen.“ (Witzfunken, IVb, 65.) Vermögen (Verb.). 1 Der den andern vermag, der steckt (stösst) jhn in Sack. (S. Sack 249.) – Lehmann, 305, 10; Eyering, III, 457; Latendorf II, 8; Siebenkees, 92; Mayer, I, 185; Blum, 464; Simrock, 8638. Dies Sprichwort steht bei Agricola (I, 11b) in der Erklärung zu dem Sprichwort: „Gott hilfft den stercksten.“ Holl.: Die den ander over kan, steckt hem in zijn zak. (Harrebomée, II, 488b.) Lat.: Tollitur e medio sapientia, vi geritur res. (Philippi, II, 221.) Schwed.: Den meer kan han sticker den andra i säcken. (Grubb, 141.) 2 Die es vermöchten, wöllen nit; die es wollten, vermugens nit. – Nas, 470a. 3 Wer am wenigsten vermag, gibt (thut) am meisten. Dän.: Den giffner meest der mindst formaaer. (Prov. dan., 230.) 4 Wer den andern vermag, der sagt ihm selten guten Tag. „Nu isset also men to seggende plecht; we over den anderen mach de deit am selden guden dach.“ (Sündenfall, 589.) 5 Wer ein wenig vermag, der macht einen grossen Auff(oder Huff-)schlag. – Petri, II, 706. 6 Wer mehr vermag, thut mehr. – Graf, 528, 329. Zuletzt entscheidet immer das Mass der Stärke; das bessere Recht auf Seiten des Schwächern ist für den Mächtigern kein Hinderniss, doch mit ihm nach Belieben zu verfahren. 7 Wer vermag das Gestern zurückzubringen oder die Sonnenstrahlen zu übertünchen. – Burckhardt. 8 Wer was vermag, den (der) lachet das Recht an. – Petri, II, 777. 9 Wer's vermag, het en Hund; und wer's nid vermag, cha sälber bülle. – Sutermeister, 134. 10 Wir alle vermögen nicht alles. – Franck, Zeytbuch, I. *11 Er vermag (bei dem) so viel, wie eine Sau auf der Orgel. – Murner, Ob der König von engelland. Vermont. Vermont ist ein guter Staat der Abkunft. Vermont gehört zu den Neuenglandstaaten, die man als die Staatenmutter bezeichnet, und es ist einer der reinsten derselben. Man nimmt nämlich an, dass von Neuengland aus und durch die Neuengländer die Bildung neuer Staaten der Union erfolge, und das obige Sprichwort hebt besonders Vermont als tüchtigen, fruchtbaren Abkunftsstaat hervor. In den Verhandlungen der British Ethnological Society war die Frage aufgeworfen worden: wie weit ist der Mensch Weltbürger? Hunt beantwortet die Frage dahin, dass die Acclimatationsfähigkeit der Menschen beschränkt und auch der Europäer nicht klimafest, daher eine dritte Generation unvermischter Europäer in Bengalen nicht zu finden sei, und dass auch die anglosächische Rasse in Amerika Neigung zum Aussterben zeige. Die Newyorker Evening Post weist mit Bezug auf Hunt's Ausspruch, dass unvermischte Rassen wie Juden, Chinesen und Zigeuner die grösste Acclimatationsfähigkeit besitzen, nach, dass in vielen Theilen Neuenglands ein Fremder noch eine Seltenheit sei, dass die Einwohner keineswegs herabgekommen, dass Neuengland allein nur unvermischtes englisches Blut in Nordamerika enthalte und daher im wahren Sinne die Staatenmutter sei. Der Neuengländer sei überall vom Hause weg zu finden, und er verkomme auch bei seiner Auswanderung nicht. In diesem Sinne findet nun auch das obige Sprichwort seine Erklärung. (Vgl. Neuyorker Staatszeitung vom 4. Nov. 1863, S. 7.) Vermornen. Man muss nichts vermornen. – Eiselein, 473. Auf morgen verschieben. Lat.: Ne quid procrastines. – Nihil recrastinans. – Per multum cras cras amnis dilabitur aetas. (Eiselein, 473.) Vermuthen. Wo man es am wenigsten vermuthet, springt ein Fuchs heraus. – Schlechta, 304. Vermuthung. 1 Sichere Vermuthung lässt den Richter allzeit Urtheil finden. – Graf, 455, 475. Altfries.: Trowe weninghe laet dyn riuchter aldeer to, dat hij een ordel dela. (Hettema, XVI, 2, 92.) 2 Vermuthung ist nicht Gewissheit. – Bertram, 44. Vernageln. 1 Was überall vernagelt ist, bricht nicht leicht. *2 Der is vernoagelt. (Niederösterreich.) Von jemand, der schwer fasst oder begreift. *3 Er ist (wie) vernagelt. – Körte, 6253a; Braun, I, 4741. Vernarren. * Er vernarrt sich in die Scheide und weiss nicht, wie der Degen aussieht. Von denen, die eine eheliche Verbindung eingehen, ohne Kenntniss der Gemüthsart, des Charakters, blos auf Grund des schönen Aeussern. Vernehmen. Sie sindt in guten vernemmen wie der Fuchss vnnd Han; oder: wie Katz vnd Mauss. – Lehmann, 814, 23. Verneinen. Was man nur halb verneint, das ist beim Jurist schon halb gewonnen. – Eiselein, 273. Lat.: Si fecisti, nega. (Eiselein, 273; Schamelius, II, 62; Binder II, 3112.) Verneuern. Man vernewrt sich wol, aber verbessert sich selten. – Zinkgref, IV, 168. „Sodass die Fraw, welche vor das lange leben Dionysii gebetet, nicht übel sich bedacht.“ Verniedrigen. Wer sich am meisten verniedrigt, steht am höchsten bei Gott. – Opel, 394. Vernudeln. * Einen vernudeln. (Ulm.) Vernunft. 1 Der Vernunft Licht scheint im Menschen wie ein Docht in einer finstern Ampel.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [786]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/792>, abgerufen am 27.04.2024.