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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Verschieden.

* Sie sind himmelweit verschieden.

Lat.: Quanto asinis praestantiores muli. (Philippi, II, 122.)


Verschiessen.

Es verscheusst mancher sein pfeil, ehe er mit ehren zum sicher mal kompt. - Henisch, 795, 2.


Verschiss.

* In Verschiss gerathen (gekommen). - Trachsel, 82.

In Ungunst gerathen, in Ungnade fallen. Eine bei Studenten und Beamten beliebte Redensart.


Verschlafen.

1 Et ess better, wer sick verschläpt, osse wer sick verläpt.

Besser verschlafen, als verlaufen.

2 Man verschläft viel Ungemach (Unmuth). - Sutor, 581; Simrock, 10647.

Lat.: Somnus menti deus utilis aegrae. (Philippi, II, 196.)

*3 Er hat's verschlafen.

Lat.: Praescriptum est. (Chaos, 439.)

*4 Er verschläft den Jüngsten Tag. - Frischbier2, 3909.

*5 Er verschläft keinen duftenden Braten.

Poln.: Nie zaspi on gruszek w popiele. (Lompa, 24.)


Verschlag.

*1 Da trifft mich der Vaschlag mit sammt der Bodenstiege. (Oberösterreich.)

Scherzend für: Da möchte einen der Schlag treffen.

*2 Der Verschlag ist leer.

Die kellerartige Vorrathskammer ist aufgeräumt.

*3 Ihn trifft der Verschlag. (Troppau.)

Scherzend für: er wird starr vor Erstaunen.


Verschlagen.

1 Wer nicht ist verschlagen, der wirt leicht betrogen. - Henisch, 353, 5.

*2 Dat versleit so fäl, as wenn 'n Mück in de Elf pisst. (Süderdithmarschen.)

Das verschlägt so viel, als wenn eine Mücke in die Elbe pisst.

*3 Es verschlädem nischte. (S. 5.) (Schles.) - Frommann, III, 409, 365.

*4 Es verschlägt ihm so viel, wie dem Ochsen eine Blaubeere (Bratwurst). - Frischbier, 547; Frischbier2, 2827.

*5 Es verschlägt nichts.

Es hat nichts auf sich, schadet nichts. "In nu lutten og (lasst ihn nur), 's verschlet im nischte, a verstieht's halt nich besser." (Keller, 143a.)

*6 Verschlagen wie ein Bettlerstecken. (Schwaben.)


Verschleissen.

Schleit1 dein Teid, segt dat Vögelken. (Mecklenburg.)

1) Verschleisse, theile sorgfältig ein, nütze, verwende wohl.


Verschlemmen.

Man fragt nicht, was hast du verschlemmt, sondern was hast du. - Simrock, 4387.


Verschleppen.

* Er verschleppt's wie die Katze ihre Jungen.


Verschliessen.

1 Das Verschliessen ist zu spat, wenn man im Stall kein Vieh mehr hat.

Lat.: Nil juvat amisso claudere septa grege. (Seybold, 353.)

2 Verschliesse deine Thür, dass dein Nachbar ehrlich bleibt. (Arab.)

*3 Es ist bei ihm verschlossen, wie Wasser in ein Sieb gegossen. - Eiselein, 567; Braun, I, 4093; Simrock, 9515.

Lat.: Cribro Crebrius. (Suringar, XLVI.)


Verschlimpern.

* Ich hob mich verschlimpert (beschmuzt) wie a Schadchen1. (Warschau.)

1) Wie ein Ehevermittler, der im schlechtesten Wetter hin- und herlaufen muss.


Verschlingen.

1 Verschlingen ist leichter als verdauen.

*2 O Herr, er will mich verschlingen.

Der Ausruf des Propheten Jonas; angewandt auf jemand, der auf eine unanständige Weise gähnt.


Verschlucken.

* Er würde es nicht verschluckt haben, wenn er gewusst hätte, wie schwer es zu verdauen ist.

Einen ähnlichen Gedanken drückt wol in Warschau das jüdisch-deutsche Sprichwort aus: As der Zaar (Leiden, [Spaltenumbruch] Schmerz) vün 'm Trugen (Schwangerschaft) is jo (ja) so gross. Man will damit sagen, dass man die übeln Folgen einer Sache nicht vorausgesehen habe. In der Bibel (1 Mos. 25, 21) wird erzählt, Isaak habe zu Gott gebetet, um für seine unfruchtbare Frau Rebekka Kinder zu erflehen. Sein Gebet wurde erhört. Als aber die Zwillinge sich in ihrem Leibe stiessen, soll sie (nach Raschis' Commentar) gesagt haben: "Wenn die Schmerzen der Schwangerschaft so gross sind, wozu habe ich mir das gewünscht."


Verschluppern.

* Et verschluppert sick wol ün Kalw un hät vier Schocken, geschweige denn ün Mensk mit zweien. (Sauerland.)


Verschmach.

*1 Er hat einen starken Verschmach. - Klein, II, 217.

Im Elsass und Baiern: er findet sich beleidigt; in Oesterreich: er ist buckelig.

*2 Verschmach1 auf einen haben. - Klein, II, 217.

1) Verschmach = Verdruss. - Ueber einen aufgebracht sein.


Verschmähen.

1 Erst verschmäht, dann Gebet. - Lohrengel, I, 254.

2 Man mut nix versmaden as Stöte un Släge. (Holst.) - Körte, 3717; Richey, 323; Schütze, IV, 306.

3 Verschmeh nit den, der hesslich ist, ob du gleich schön vnd hübsch bist. - Gruter, III, 87.


Verschmieren.

* Es muss mancher mehr verschmieren als der Karren werth ist.

Lat.: Causidici atque forum multorum causa malorum, hinc confiscantur bona, quae non significantur. (Chaos, 440.)


Verschmitzt.

1 Mancher ist so verschmitzt, wenn der Geld verspilet hat, so spricht er, er hab nichts gewonnen. - Henisch, 1174, 48; Petri, II, 451.

*2 Er ist verschmitzter als eine Fuhrmannspeitsche. - Wirth, I, 641; Eiselein, 618; Simrock, 10897; Braun, I, 4749.

Lat.: Multi habent docturam, sed non doctrinam. (Chaos, 809.) - Versatilior es, quam rota figularis. (Plautus.) (Eiselein, 618; Philippi, II, 246.)


Verschnappt.

1 Man verschnappt sich mit nichts mehr wie mit dem Maul. - Simrock, 6810b.

In der Schweiz: Me verschnüpft si mit nüt meh as mit em Maul. (Sutermeister, 144.)

*2 Er hat sich verschnappt.

Er hat etwas in der Uebereilung gesagt, was er nicht sagen wollte, und ihm nachtheilig werden kann. In Schlesien: Ich hätte mich balde verschnappt. (Gomolcke, 527; Keller, 135b.)


Verschnaufen.

* Er het ebig verschnufet. (S. Petrus.) - Sutermeister, 107.


Verschnittener.

1 Die Verschnittenen sollen die Jungfrauen bewahren.

Bei Tunnicius (149): De gelubbeden sullen de jungfern bewaren. (Observanda datur pingui bene virgo bagos.) Hoffmann von Fallersleben bemerkt hierbei: "Bagous, bagoas i. q. castratus, eunuches gelubbet, castratus, Teuthon. Boeten, uytwerpen, lubben."Tunnicius hat wol an die Stelle des Ovid Amor 2, 2, 1 gedacht: Quem penes est dominam servandi cura, Bagoe.

2 Ein Verschnittener prahlt am meisten mit seiner Mannheit.


Verschokt.

* Er hot sich vers'chokt. (Warschau.)

Er hat sich zu weit eingelassen, verrechnet, vergalopirt. Vom hebräischen suchok = spielen, lachen.


Verschonen.

1 Verschonen, wo man tödten kann, zeigt mehr als Seelenadel an.

*2 Verschone mich nur mit deinem bösen Geruche, ich bedarf deiner Wohlgerüche nicht.

Lege deine Grobheit ab, ich verlange keine Artigkeiten. Der Ehemann zu seiner Frau hinter den Gardinen.


Verschonung.

* Einen in das Buch der Verschonung schreiben.

Etwa: Ich will nichts mehr von der Person wissen. "Ich bitte sie um nichts mehr als meinen Namen hinfüro in das Buch der Verschonung zu schreiben." (Köhler, 13, 25.) Am Schluss des Complementirbüchlein (Hamburg 1654) steht in den verblümten Reden und Sprichwörtern: "Ihr werdet in das Buch der Verschonung geschrieben werden." Auch unter den wirklichen Reden und Sprichwörtern hinter H. Clauert's Historien, S. 143, Nr. 109. (Vgl. Köhler, 216.)


[Spaltenumbruch]
Verschieden.

* Sie sind himmelweit verschieden.

Lat.: Quanto asinis praestantiores muli. (Philippi, II, 122.)


Verschiessen.

Es verscheusst mancher sein pfeil, ehe er mit ehren zum sicher mal kompt.Henisch, 795, 2.


Verschiss.

* In Verschiss gerathen (gekommen).Trachsel, 82.

In Ungunst gerathen, in Ungnade fallen. Eine bei Studenten und Beamten beliebte Redensart.


Verschlafen.

1 Et ess better, wer sick verschläpt, osse wer sick verläpt.

Besser verschlafen, als verlaufen.

2 Man verschläft viel Ungemach (Unmuth).Sutor, 581; Simrock, 10647.

Lat.: Somnus menti deus utilis aegrae. (Philippi, II, 196.)

*3 Er hat's verschlafen.

Lat.: Praescriptum est. (Chaos, 439.)

*4 Er verschläft den Jüngsten Tag.Frischbier2, 3909.

*5 Er verschläft keinen duftenden Braten.

Poln.: Nie zaśpi on gruszek w popiele. (Lompa, 24.)


Verschlag.

*1 Da trifft mich der Vaschlag mit sammt der Bodenstiege. (Oberösterreich.)

Scherzend für: Da möchte einen der Schlag treffen.

*2 Der Verschlag ist leer.

Die kellerartige Vorrathskammer ist aufgeräumt.

*3 Ihn trifft der Verschlag. (Troppau.)

Scherzend für: er wird starr vor Erstaunen.


Verschlagen.

1 Wer nicht ist verschlagen, der wirt leicht betrogen.Henisch, 353, 5.

*2 Dat versleit so fäl, as wenn 'n Mück in de Elf pisst. (Süderdithmarschen.)

Das verschlägt so viel, als wenn eine Mücke in die Elbe pisst.

*3 Es verschlädem nischte. (S. 5.) (Schles.) – Frommann, III, 409, 365.

*4 Es verschlägt ihm so viel, wie dem Ochsen eine Blaubeere (Bratwurst).Frischbier, 547; Frischbier2, 2827.

*5 Es verschlägt nichts.

Es hat nichts auf sich, schadet nichts. „In nu lutten og (lasst ihn nur), 's verschlet im nischte, a verstieht's halt nich besser.“ (Keller, 143a.)

*6 Verschlagen wie ein Bettlerstecken. (Schwaben.)


Verschleissen.

Schlît1 dîn Tîd, segt dat Vögelken. (Mecklenburg.)

1) Verschleisse, theile sorgfältig ein, nütze, verwende wohl.


Verschlemmen.

Man fragt nicht, was hast du verschlemmt, sondern was hast du.Simrock, 4387.


Verschleppen.

* Er verschleppt's wie die Katze ihre Jungen.


Verschliessen.

1 Das Verschliessen ist zu spat, wenn man im Stall kein Vieh mehr hat.

Lat.: Nil juvat amisso claudere septa grege. (Seybold, 353.)

2 Verschliesse deine Thür, dass dein Nachbar ehrlich bleibt. (Arab.)

*3 Es ist bei ihm verschlossen, wie Wasser in ein Sieb gegossen.Eiselein, 567; Braun, I, 4093; Simrock, 9515.

Lat.: Cribro Crebrius. (Suringar, XLVI.)


Verschlimpern.

* Ich hob mich verschlimpert (beschmuzt) wie a Schadchen1. (Warschau.)

1) Wie ein Ehevermittler, der im schlechtesten Wetter hin- und herlaufen muss.


Verschlingen.

1 Verschlingen ist leichter als verdauen.

*2 O Herr, er will mich verschlingen.

Der Ausruf des Propheten Jonas; angewandt auf jemand, der auf eine unanständige Weise gähnt.


Verschlucken.

* Er würde es nicht verschluckt haben, wenn er gewusst hätte, wie schwer es zu verdauen ist.

Einen ähnlichen Gedanken drückt wol in Warschau das jüdisch-deutsche Sprichwort aus: As der Zaar (Leiden, [Spaltenumbruch] Schmerz) vün 'm Trugen (Schwangerschaft) is jo (ja) so gross. Man will damit sagen, dass man die übeln Folgen einer Sache nicht vorausgesehen habe. In der Bibel (1 Mos. 25, 21) wird erzählt, Isaak habe zu Gott gebetet, um für seine unfruchtbare Frau Rebekka Kinder zu erflehen. Sein Gebet wurde erhört. Als aber die Zwillinge sich in ihrem Leibe stiessen, soll sie (nach Raschis' Commentar) gesagt haben: „Wenn die Schmerzen der Schwangerschaft so gross sind, wozu habe ich mir das gewünscht.“


Verschluppern.

* Et verschluppert sick wol ün Kalw un hät vier Schocken, geschweige denn ün Mensk mit zweien. (Sauerland.)


Verschmach.

*1 Er hat einen starken Verschmach.Klein, II, 217.

Im Elsass und Baiern: er findet sich beleidigt; in Oesterreich: er ist buckelig.

*2 Verschmach1 auf einen haben.Klein, II, 217.

1) Verschmach = Verdruss. – Ueber einen aufgebracht sein.


Verschmähen.

1 Erst verschmäht, dann Gebet.Lohrengel, I, 254.

2 Man mut nix versmaden as Stöte un Släge. (Holst.) – Körte, 3717; Richey, 323; Schütze, IV, 306.

3 Verschmeh nit den, der hesslich ist, ob du gleich schön vnd hübsch bist.Gruter, III, 87.


Verschmieren.

* Es muss mancher mehr verschmieren als der Karren werth ist.

Lat.: Causidici atque forum multorum causa malorum, hinc confiscantur bona, quae non significantur. (Chaos, 440.)


Verschmitzt.

1 Mancher ist so verschmitzt, wenn der Geld verspilet hat, so spricht er, er hab nichts gewonnen.Henisch, 1174, 48; Petri, II, 451.

*2 Er ist verschmitzter als eine Fuhrmannspeitsche.Wirth, I, 641; Eiselein, 618; Simrock, 10897; Braun, I, 4749.

Lat.: Multi habent docturam, sed non doctrinam. (Chaos, 809.) – Versatilior es, quam rota figularis. (Plautus.) (Eiselein, 618; Philippi, II, 246.)


Verschnappt.

1 Man verschnappt sich mit nichts mehr wie mit dem Maul.Simrock, 6810b.

In der Schweiz: Me verschnüpft si mit nüt meh as mit em Mûl. (Sutermeister, 144.)

*2 Er hat sich verschnappt.

Er hat etwas in der Uebereilung gesagt, was er nicht sagen wollte, und ihm nachtheilig werden kann. In Schlesien: Ich hätte mich balde verschnappt. (Gomolcke, 527; Keller, 135b.)


Verschnaufen.

* Er het ebig verschnufet. (S. Petrus.) – Sutermeister, 107.


Verschnittener.

1 Die Verschnittenen sollen die Jungfrauen bewahren.

Bei Tunnicius (149): De gelubbeden sullen de jungfern bewaren. (Observanda datur pingui bene virgo bagos.) Hoffmann von Fallersleben bemerkt hierbei: „Bagous, bagoas i. q. castratus, eunuches gelubbet, castratus, Teuthon. Boeten, uytwerpen, lubben.“Tunnicius hat wol an die Stelle des Ovid Amor 2, 2, 1 gedacht: Quem penes est dominam servandi cura, Bagoë.

2 Ein Verschnittener prahlt am meisten mit seiner Mannheit.


Verschokt.

* Er hot sich vers'chokt. (Warschau.)

Er hat sich zu weit eingelassen, verrechnet, vergalopirt. Vom hebräischen suchok = spielen, lachen.


Verschonen.

1 Verschonen, wo man tödten kann, zeigt mehr als Seelenadel an.

*2 Verschone mich nur mit deinem bösen Geruche, ich bedarf deiner Wohlgerüche nicht.

Lege deine Grobheit ab, ich verlange keine Artigkeiten. Der Ehemann zu seiner Frau hinter den Gardinen.


Verschonung.

* Einen in das Buch der Verschonung schreiben.

Etwa: Ich will nichts mehr von der Person wissen. „Ich bitte sie um nichts mehr als meinen Namen hinfüro in das Buch der Verschonung zu schreiben.“ (Köhler, 13, 25.) Am Schluss des Complementirbüchlein (Hamburg 1654) steht in den verblümten Reden und Sprichwörtern: „Ihr werdet in das Buch der Verschonung geschrieben werden.“ Auch unter den wirklichen Reden und Sprichwörtern hinter H. Clauert's Historien, S. 143, Nr. 109. (Vgl. Köhler, 216.)


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[[791]/0797] Verschieden. * Sie sind himmelweit verschieden. Lat.: Quanto asinis praestantiores muli. (Philippi, II, 122.) Verschiessen. Es verscheusst mancher sein pfeil, ehe er mit ehren zum sicher mal kompt. – Henisch, 795, 2. Verschiss. * In Verschiss gerathen (gekommen). – Trachsel, 82. In Ungunst gerathen, in Ungnade fallen. Eine bei Studenten und Beamten beliebte Redensart. Verschlafen. 1 Et ess better, wer sick verschläpt, osse wer sick verläpt. Besser verschlafen, als verlaufen. 2 Man verschläft viel Ungemach (Unmuth). – Sutor, 581; Simrock, 10647. Lat.: Somnus menti deus utilis aegrae. (Philippi, II, 196.) *3 Er hat's verschlafen. Lat.: Praescriptum est. (Chaos, 439.) *4 Er verschläft den Jüngsten Tag. – Frischbier2, 3909. *5 Er verschläft keinen duftenden Braten. Poln.: Nie zaśpi on gruszek w popiele. (Lompa, 24.) Verschlag. *1 Da trifft mich der Vaschlag mit sammt der Bodenstiege. (Oberösterreich.) Scherzend für: Da möchte einen der Schlag treffen. *2 Der Verschlag ist leer. Die kellerartige Vorrathskammer ist aufgeräumt. *3 Ihn trifft der Verschlag. (Troppau.) Scherzend für: er wird starr vor Erstaunen. Verschlagen. 1 Wer nicht ist verschlagen, der wirt leicht betrogen. – Henisch, 353, 5. *2 Dat versleit so fäl, as wenn 'n Mück in de Elf pisst. (Süderdithmarschen.) Das verschlägt so viel, als wenn eine Mücke in die Elbe pisst. *3 Es verschlädem nischte. (S. 5.) (Schles.) – Frommann, III, 409, 365. *4 Es verschlägt ihm so viel, wie dem Ochsen eine Blaubeere (Bratwurst). – Frischbier, 547; Frischbier2, 2827. *5 Es verschlägt nichts. Es hat nichts auf sich, schadet nichts. „In nu lutten og (lasst ihn nur), 's verschlet im nischte, a verstieht's halt nich besser.“ (Keller, 143a.) *6 Verschlagen wie ein Bettlerstecken. (Schwaben.) Verschleissen. Schlît1 dîn Tîd, segt dat Vögelken. (Mecklenburg.) 1) Verschleisse, theile sorgfältig ein, nütze, verwende wohl. Verschlemmen. Man fragt nicht, was hast du verschlemmt, sondern was hast du. – Simrock, 4387. Verschleppen. * Er verschleppt's wie die Katze ihre Jungen. Verschliessen. 1 Das Verschliessen ist zu spat, wenn man im Stall kein Vieh mehr hat. Lat.: Nil juvat amisso claudere septa grege. (Seybold, 353.) 2 Verschliesse deine Thür, dass dein Nachbar ehrlich bleibt. (Arab.) *3 Es ist bei ihm verschlossen, wie Wasser in ein Sieb gegossen. – Eiselein, 567; Braun, I, 4093; Simrock, 9515. Lat.: Cribro Crebrius. (Suringar, XLVI.) Verschlimpern. * Ich hob mich verschlimpert (beschmuzt) wie a Schadchen1. (Warschau.) 1) Wie ein Ehevermittler, der im schlechtesten Wetter hin- und herlaufen muss. Verschlingen. 1 Verschlingen ist leichter als verdauen. *2 O Herr, er will mich verschlingen. Der Ausruf des Propheten Jonas; angewandt auf jemand, der auf eine unanständige Weise gähnt. Verschlucken. * Er würde es nicht verschluckt haben, wenn er gewusst hätte, wie schwer es zu verdauen ist. Einen ähnlichen Gedanken drückt wol in Warschau das jüdisch-deutsche Sprichwort aus: As der Zaar (Leiden, Schmerz) vün 'm Trugen (Schwangerschaft) is jo (ja) so gross. Man will damit sagen, dass man die übeln Folgen einer Sache nicht vorausgesehen habe. In der Bibel (1 Mos. 25, 21) wird erzählt, Isaak habe zu Gott gebetet, um für seine unfruchtbare Frau Rebekka Kinder zu erflehen. Sein Gebet wurde erhört. Als aber die Zwillinge sich in ihrem Leibe stiessen, soll sie (nach Raschis' Commentar) gesagt haben: „Wenn die Schmerzen der Schwangerschaft so gross sind, wozu habe ich mir das gewünscht.“ Verschluppern. * Et verschluppert sick wol ün Kalw un hät vier Schocken, geschweige denn ün Mensk mit zweien. (Sauerland.) Verschmach. *1 Er hat einen starken Verschmach. – Klein, II, 217. Im Elsass und Baiern: er findet sich beleidigt; in Oesterreich: er ist buckelig. *2 Verschmach1 auf einen haben. – Klein, II, 217. 1) Verschmach = Verdruss. – Ueber einen aufgebracht sein. Verschmähen. 1 Erst verschmäht, dann Gebet. – Lohrengel, I, 254. 2 Man mut nix versmaden as Stöte un Släge. (Holst.) – Körte, 3717; Richey, 323; Schütze, IV, 306. 3 Verschmeh nit den, der hesslich ist, ob du gleich schön vnd hübsch bist. – Gruter, III, 87. Verschmieren. * Es muss mancher mehr verschmieren als der Karren werth ist. Lat.: Causidici atque forum multorum causa malorum, hinc confiscantur bona, quae non significantur. (Chaos, 440.) Verschmitzt. 1 Mancher ist so verschmitzt, wenn der Geld verspilet hat, so spricht er, er hab nichts gewonnen. – Henisch, 1174, 48; Petri, II, 451. *2 Er ist verschmitzter als eine Fuhrmannspeitsche. – Wirth, I, 641; Eiselein, 618; Simrock, 10897; Braun, I, 4749. Lat.: Multi habent docturam, sed non doctrinam. (Chaos, 809.) – Versatilior es, quam rota figularis. (Plautus.) (Eiselein, 618; Philippi, II, 246.) Verschnappt. 1 Man verschnappt sich mit nichts mehr wie mit dem Maul. – Simrock, 6810b. In der Schweiz: Me verschnüpft si mit nüt meh as mit em Mûl. (Sutermeister, 144.) *2 Er hat sich verschnappt. Er hat etwas in der Uebereilung gesagt, was er nicht sagen wollte, und ihm nachtheilig werden kann. In Schlesien: Ich hätte mich balde verschnappt. (Gomolcke, 527; Keller, 135b.) Verschnaufen. * Er het ebig verschnufet. (S. Petrus.) – Sutermeister, 107. Verschnittener. 1 Die Verschnittenen sollen die Jungfrauen bewahren. Bei Tunnicius (149): De gelubbeden sullen de jungfern bewaren. (Observanda datur pingui bene virgo bagos.) Hoffmann von Fallersleben bemerkt hierbei: „Bagous, bagoas i. q. castratus, eunuches gelubbet, castratus, Teuthon. Boeten, uytwerpen, lubben.“Tunnicius hat wol an die Stelle des Ovid Amor 2, 2, 1 gedacht: Quem penes est dominam servandi cura, Bagoë. 2 Ein Verschnittener prahlt am meisten mit seiner Mannheit. Verschokt. * Er hot sich vers'chokt. (Warschau.) Er hat sich zu weit eingelassen, verrechnet, vergalopirt. Vom hebräischen suchok = spielen, lachen. Verschonen. 1 Verschonen, wo man tödten kann, zeigt mehr als Seelenadel an. *2 Verschone mich nur mit deinem bösen Geruche, ich bedarf deiner Wohlgerüche nicht. Lege deine Grobheit ab, ich verlange keine Artigkeiten. Der Ehemann zu seiner Frau hinter den Gardinen. Verschonung. * Einen in das Buch der Verschonung schreiben. Etwa: Ich will nichts mehr von der Person wissen. „Ich bitte sie um nichts mehr als meinen Namen hinfüro in das Buch der Verschonung zu schreiben.“ (Köhler, 13, 25.) Am Schluss des Complementirbüchlein (Hamburg 1654) steht in den verblümten Reden und Sprichwörtern: „Ihr werdet in das Buch der Verschonung geschrieben werden.“ Auch unter den wirklichen Reden und Sprichwörtern hinter H. Clauert's Historien, S. 143, Nr. 109. (Vgl. Köhler, 216.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [791]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/797>, abgerufen am 27.04.2024.