Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *2 So viel verstudirt und kein Wort lateinisch g'learnt. (Neresheim.)


Verstummen.

* Er verstummt, als hätte er den (ihn ein) Wolf gesehen.

Er ist durch Beeinflussung, Geschenke u. s. w. zum Schweigen gebracht worden.

Lat.: Edere non poteris vocem, lupus est tibi visus. (Eiselein, 647.) - Lupi illum videre priores. (Seybold, 285.)


Verstümpeln.

* Als ist verstömplet, as 's Mölesteträga nüd. - Tobler, 188.

Alles ist verkümmert, nur das Mühlsteintragen nicht.


Verstunken.

* Das ist verstunken und verlogen. (Rottenburg.)


Versuch.

1 Bei Versuchen muss man an den Schaden denken.

2 Dat kümmt up den Versök an, segt de Sweinegel to 'n Hasen. - Lauremberg, 261; Schiller, I, 6b; Hoefer, 972; Diermissen, 124; Schlingmann, 1288.

Das Sprichwort hat wol seine Quelle in der Fabel De Has un de Swinegel. (Vgl. W. Grimm, Massmann und Krause in der Zeit, für Mythologie, I, 381; II, 122 u. 296; Pröhle, Feldgarben, 397.)

3 De Versoek is 't Naste. - Lyra, 127.

Der Versuch ist das Nächte, Beste.

4 Deine Versuche mache nicht an Einem Tuche.

5 Ein gelungener Versuch macht kühn.

6 Ein Versuch kann nichts schaden.

Lat.: Quid tentare nocebit. (Ovid.) (Philippi, II, 132.)

7 Es ist ein Versuch, sagte der Bäcker, als er den Ofen mit einer alten Perrüke kehrte.

Holl.: Dat is eene bakkers proef, zei Govert, en hij dweilde den oven met eene oude pruik. (Harrebomee, I, 28.)

8 Es ist vmb ein versuchens zu thun. - Gruter, III, 35.

Ein turkomannisches Sprichwort sagt: Versuche zweimal, aber kehre das dritte mal um. (H. Vambery, Reise in Mittelasien, Leipzig 1865.)

Holl.: Wat schaadt het, verzocht te zijn. (Harrebomee, II, 375b.)

9 Versuch geht über Lehre.

Holl.: Besoeken ist nauste. (Tunn., 7b, 13.)

Lat.: Est vulgi fama docet experientia cuncta. (Fallersleben, 136.)


Versuchen.

1 Ey, lass es einen andern so lang versuchen, als ich es versucht habe. - Agricola I, 455.

2 Lass versuchen schadet nicht, sagte die Maid zum Knecht.

Holl.: Verzoeken is het naast, zei de maagd en zij verloor haren maagdom. (Harrebomee, II, 45b.)

3 Man muss alles in der Welt einmal versuchen, wie das Huhn sagte, als ihm die Köchin den Hals umdrehte.

4 Man muss es versuchen, ehe man weiss, wie's schmeckt, sagte der Abt zur Jungfrau. - Klosterspiegel, 41, 2.

5 Versuchen ist das Klügste; wer versucht hat, fährt am besten.

Bei Tunnicius (250): Vorsuken is dat nouste, de vorsocht heft, vart best. (Quid tentasse nocet? facit experientia cautum.)

6 Versuchen ist kein schandt; geräths nicht, so schadets nicht. - Lehmann, 800, 1; Grubb, 867.

7 Versuchen ist keine Schande, sagte die Magd.

8 Versuchen schadet nicht.

Mhd.: Ein versuochen ist ets wenne guot. (Lanzelot.) (Zingerle, 159.)

Frz.: Tenter ne nuit. (Kritzinger, 676a.)

It.: Tentar non noce. (Biber.)

9 Versuch's, häng' stets die Angel ein; wo du's nicht meinst, werden Fische sein. - Simrock, 10929; Körte, 6282.

10 Versuchs, so gehts. - Lehmann, 800, 8; Henisch, 1436, 36; Petri, II, 569.

Lat.: Crescit audacia experimento. (Plinius.) (Binder II, 609; Philippi, I, 98.) - Tentantes ad Troiam pervenerunt Graeci. (Erasm., 291; Tappius, 173b.)

11 Versuchs, so wirstu sein jnnen. - Petri, II, 569.

12 Versuchs vnd heng dein angel ein, du fängst, wann du auffhebst alle stein. - Franck, II, 44a; Körte, 6283; Grubb, 867.

13 Versuchts einer, so könnt ers. - Petri, II, 569.

[Spaltenumbruch] 14 Was schadet versuchen? - Körte, 6284; Eyering, I, 666.

Wenn's nicht geräth, so ist's keine Schande.

15 Was schadt versuchen, geraths nit, so ists kein schand. - Franck, II, 44a, 68a u. 168a; Henisch, 1506, 53; Petri, II, 608; Gruter, I, 76; Egenolff, 2346.

16 Was schad't versuchen, sagte Wirths Magd.

17 Wenn einer etwas zuerst versucht, solt er so baldt den Todt daran erwischen, wie Bapst Alexander in der Silbern Fläschen mit Wein. - Lehmann, 801, 32.

18 Wenn mans versucht, so ist sobald verlust als gewinn darbey. - Lehmann, 801, 31.

Mhd.: Swer gern versuocht, daz er nicht solde, der vindet oft daz er niht wolde. (Welscher Gast.) (Zingerle, 159.)

19 Wenn mans versucht, so schlägts so bald wider als vor. - Lehmann, 801, 31.

20 Wer nicht versucht wird, kann leicht fromm bleiben.

Span.: Qui tada la causa se quita el pecado. (Don Quixote.)

21 Wer nichts versucht, der weiss auch nichts.

Lat.: Experientia omni ratione praestantior. (Sutor, 262.)

22 Wer versuchen will, muss Kraft haben.

23 Wer's versucht, der wird's erfahren.

24 Wers versucht hat, der fehret am besten. - Henisch, 1041, 3; Petri, II, 768.

*25 Er hat schon alles versucht, nur das Hängen noch nicht. - Frischbier2, 3917.

*26 Er hat sich wol versucht. - Eyering, II, 311.

*27 Er versucht gern frembde Speise. - Eyering, II, 350.

*28 Es ist vmb ein versuchens zu thun. - Lehmann, II, 157, 164.


Versudeln.

Man kann an Einem Tage mehr versudeln, als in einer Woche verputzen.

Holl.: Een pronker kan niet zooveel verpronken als een slonser verslonsen. - Een slordige verwaarloost meer dan een pronker. (Harrebomee, II, 203a.)


Versündigen.

Nit versündigen soll män es. (Warschau.)

Jüdisch-deutscher Zuruf an jemand, der über ein schlechtes Los klagt. Versündige dich nicht durch deine Klagen.


Vertäuben.

Vertöub mi nit, oder i gibe kei Milch, seit d' Geiss. - Sutermeister, 42.

Taub, tob = zornig, toll und rasend; Täubi = Zorn, Tollheit, Wahnsinn; tauben = herumrasen u. s. w. (Vgl. Stalder, I, 272.)


Vertauschen.

Man vertauscht oft ein einäugig Pferd gegen ein blindes.


Verteilen.

1 Ick will di vertellen van olle Komellen, van olle Komiten, ick will di wat scheiten. (Pommern.)

Gehört zu den zahlreichen "Rimels", die auf das Verlangen nach einem "Vertellsel" vorgebracht werden. In Fr. Reuter's Dedication lauten die Verse anständiger, so wie sie hier erscheinen, sind sie im Volksmunde.

2 Wär vele vertelt, dei lügt ak vele. - Schambach, II, 580.

Wer viel erzählt, lügt auch viel.


Vertheidigen.

1 Der kann sich leicht vertheidigen, der nicht angegriffen wird.

2 Der vertheidigt sich nicht schlecht, der aus einer Tasche Wahrheit nimmt und aus der andern Recht.

Frz.: Il plaid bel, qui plaide sans partie. (Cahier, 1382.)

3 Es braucht sich nicht zu vertheidigen, der nicht angegriffen wird.

Dän.: Gien ei af dig det er ei löber paadig. (Prov. dan., 226.)

*4 Er vertheidigt's, wie der Kiebitz seine Jungen.


Vertheilen.

Vertheile so dein Brot, dass du nicht leidest Noth.

Sei mildthätig nach Massgabe deiner Kräfte.


Verthuig.

* Er ist sehr verthuig.

"Der Junger was ein maler, gar wild, wunderbarlich vnd gar verthuig, wie dann der maler brauch ist." (Rollwagenbüchlein, XCVII.)


[Spaltenumbruch] *2 So viel verstudirt und kein Wort lateinisch g'learnt. (Neresheim.)


Verstummen.

* Er verstummt, als hätte er den (ihn ein) Wolf gesehen.

Er ist durch Beeinflussung, Geschenke u. s. w. zum Schweigen gebracht worden.

Lat.: Edere non poteris vocem, lupus est tibi visus. (Eiselein, 647.) – Lupi illum videre priores. (Seybold, 285.)


Verstümpeln.

* Als ist verstömplet, as 's Mölesteträga nüd.Tobler, 188.

Alles ist verkümmert, nur das Mühlsteintragen nicht.


Verstunken.

* Das ist verstunken und verlogen. (Rottenburg.)


Versuch.

1 Bei Versuchen muss man an den Schaden denken.

2 Dat kümmt up den Versök an, segt de Swînegel tô 'n Hasen.Lauremberg, 261; Schiller, I, 6b; Hoefer, 972; Diermissen, 124; Schlingmann, 1288.

Das Sprichwort hat wol seine Quelle in der Fabel De Hâs un de Swinegel. (Vgl. W. Grimm, Massmann und Krause in der Zeit, für Mythologie, I, 381; II, 122 u. 296; Pröhle, Feldgarben, 397.)

3 De Versoek is 't Nâste.Lyra, 127.

Der Versuch ist das Nächte, Beste.

4 Deine Versuche mache nicht an Einem Tuche.

5 Ein gelungener Versuch macht kühn.

6 Ein Versuch kann nichts schaden.

Lat.: Quid tentare nocebit. (Ovid.) (Philippi, II, 132.)

7 Es ist ein Versuch, sagte der Bäcker, als er den Ofen mit einer alten Perrüke kehrte.

Holl.: Dat is eene bakkers proef, zei Govert, en hij dweilde den oven met eene oude pruik. (Harrebomée, I, 28.)

8 Es ist vmb ein versuchens zu thun.Gruter, III, 35.

Ein turkomannisches Sprichwort sagt: Versuche zweimal, aber kehre das dritte mal um. (H. Vámbéry, Reise in Mittelasien, Leipzig 1865.)

Holl.: Wat schaadt het, verzocht te zijn. (Harrebomée, II, 375b.)

9 Versuch geht über Lehre.

Holl.: Besoeken ist nauste. (Tunn., 7b, 13.)

Lat.: Est vulgi fama docet experientia cuncta. (Fallersleben, 136.)


Versuchen.

1 Ey, lass es einen andern so lang versuchen, als ich es versucht habe.Agricola I, 455.

2 Lass versuchen schadet nicht, sagte die Maid zum Knecht.

Holl.: Verzoeken is het naast, zei de maagd en zij verloor haren maagdom. (Harrebomée, II, 45b.)

3 Man muss alles in der Welt einmal versuchen, wie das Huhn sagte, als ihm die Köchin den Hals umdrehte.

4 Man muss es versuchen, ehe man weiss, wie's schmeckt, sagte der Abt zur Jungfrau.Klosterspiegel, 41, 2.

5 Versuchen ist das Klügste; wer versucht hat, fährt am besten.

Bei Tunnicius (250): Vorsuken is dat nouste, de vorsocht heft, vârt best. (Quid tentasse nocet? facit experientia cautum.)

6 Versuchen ist kein schandt; geräths nicht, so schadets nicht.Lehmann, 800, 1; Grubb, 867.

7 Versuchen ist keine Schande, sagte die Magd.

8 Versuchen schadet nicht.

Mhd.: Ein versuochen ist ets wenne guot. (Lanzelot.) (Zingerle, 159.)

Frz.: Tenter ne nuit. (Kritzinger, 676a.)

It.: Tentar non noce. (Biber.)

9 Versuch's, häng' stets die Angel ein; wo du's nicht meinst, werden Fische sein.Simrock, 10929; Körte, 6282.

10 Versuchs, so gehts.Lehmann, 800, 8; Henisch, 1436, 36; Petri, II, 569.

Lat.: Crescit audacia experimento. (Plinius.) (Binder II, 609; Philippi, I, 98.) – Tentantes ad Troiam pervenerunt Graeci. (Erasm., 291; Tappius, 173b.)

11 Versuchs, so wirstu sein jnnen.Petri, II, 569.

12 Versuchs vnd heng dein angel ein, du fängst, wann du auffhebst alle stein.Franck, II, 44a; Körte, 6283; Grubb, 867.

13 Versuchts einer, so könnt ers.Petri, II, 569.

[Spaltenumbruch] 14 Was schadet versuchen?Körte, 6284; Eyering, I, 666.

Wenn's nicht geräth, so ist's keine Schande.

15 Was schadt versuchen, geraths nit, so ists kein schand.Franck, II, 44a, 68a u. 168a; Henisch, 1506, 53; Petri, II, 608; Gruter, I, 76; Egenolff, 2346.

16 Was schad't versuchen, sagte Wirths Magd.

17 Wenn einer etwas zuerst versucht, solt er so baldt den Todt daran erwischen, wie Bapst Alexander in der Silbern Fläschen mit Wein.Lehmann, 801, 32.

18 Wenn mans versucht, so ist sobald verlust als gewinn darbey.Lehmann, 801, 31.

Mhd.: Swer gern versuocht, daz er nicht solde, der vindet oft daz er niht wolde. (Welscher Gast.) (Zingerle, 159.)

19 Wenn mans versucht, so schlägts so bald wider als vor.Lehmann, 801, 31.

20 Wer nicht versucht wird, kann leicht fromm bleiben.

Span.: Qui tada la causa se quita el pecado. (Don Quixote.)

21 Wer nichts versucht, der weiss auch nichts.

Lat.: Experientia omni ratione praestantior. (Sutor, 262.)

22 Wer versuchen will, muss Kraft haben.

23 Wer's versucht, der wird's erfahren.

24 Wers versucht hat, der fehret am besten.Henisch, 1041, 3; Petri, II, 768.

*25 Er hat schon alles versucht, nur das Hängen noch nicht.Frischbier2, 3917.

*26 Er hat sich wol versucht.Eyering, II, 311.

*27 Er versucht gern frembde Speise.Eyering, II, 350.

*28 Es ist vmb ein versuchens zu thun.Lehmann, II, 157, 164.


Versudeln.

Man kann an Einem Tage mehr versudeln, als in einer Woche verputzen.

Holl.: Een pronker kan niet zooveel verpronken als een slonser verslonsen. – Een slordige verwaarloost meer dan een pronker. (Harrebomée, II, 203a.)


Versündigen.

Nit versündigen soll män es. (Warschau.)

Jüdisch-deutscher Zuruf an jemand, der über ein schlechtes Los klagt. Versündige dich nicht durch deine Klagen.


Vertäuben.

Vertöub mi nit, oder i gibe kei Milch, seit d' Geiss.Sutermeister, 42.

Taub, tob = zornig, toll und rasend; Täubi = Zorn, Tollheit, Wahnsinn; tauben = herumrasen u. s. w. (Vgl. Stalder, I, 272.)


Vertauschen.

Man vertauscht oft ein einäugig Pferd gegen ein blindes.


Verteilen.

1 Ick will di vertellen van olle Komellen, van olle Komiten, ick will di wat schîten. (Pommern.)

Gehört zu den zahlreichen „Rimels“, die auf das Verlangen nach einem „Vertellsel“ vorgebracht werden. In Fr. Reuter's Dedication lauten die Verse anständiger, so wie sie hier erscheinen, sind sie im Volksmunde.

2 Wär vêle vertelt, dei lügt ak vêle.Schambach, II, 580.

Wer viel erzählt, lügt auch viel.


Vertheidigen.

1 Der kann sich leicht vertheidigen, der nicht angegriffen wird.

2 Der vertheidigt sich nicht schlecht, der aus einer Tasche Wahrheit nimmt und aus der andern Recht.

Frz.: Il plaid bel, qui plaide sans partie. (Cahier, 1382.)

3 Es braucht sich nicht zu vertheidigen, der nicht angegriffen wird.

Dän.: Gien ei af dig det er ei løber paadig. (Prov. dan., 226.)

*4 Er vertheidigt's, wie der Kiebitz seine Jungen.


Vertheilen.

Vertheile so dein Brot, dass du nicht leidest Noth.

Sei mildthätig nach Massgabe deiner Kräfte.


Verthuig.

* Er ist sehr verthuig.

„Der Junger was ein maler, gar wild, wunderbarlich vnd gar verthuig, wie dann der maler brauch ist.“ (Rollwagenbüchlein, XCVII.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0812" n="[806]"/><cb n="1611"/>
*2 So viel verstudirt und kein Wort lateinisch g'learnt.</hi> (<hi rendition="#i">Neresheim.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verstummen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er verstummt, als hätte er den (ihn ein) Wolf gesehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist durch Beeinflussung, Geschenke u. s. w. zum Schweigen gebracht worden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Edere non poteris vocem, lupus est tibi visus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 647.</hi>) &#x2013; Lupi illum videre priores. (<hi rendition="#i">Seybold, 285.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verstümpeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Als ist verstömplet, as 's Mölesteträga nüd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tobler, 188.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Alles ist verkümmert, nur das Mühlsteintragen nicht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verstunken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist verstunken und verlogen.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Versuch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Bei Versuchen muss man an den Schaden denken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dat kümmt up den Versök an, segt de Swînegel tô 'n Hasen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lauremberg, 261; Schiller, I, 6<hi rendition="#sup">b;</hi> Hoefer, 972; Diermissen, 124; Schlingmann, 1288.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Sprichwort hat wol seine Quelle in der Fabel <hi rendition="#i">De Hâs un de Swinegel.</hi> (Vgl. <hi rendition="#i">W. Grimm, Massmann und Krause in der Zeit, für Mythologie, I, 381; II, 122 u. 296; Pröhle, Feldgarben, 397.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 De Versoek is 't Nâste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 127.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Versuch ist das Nächte, Beste.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Deine Versuche mache nicht an Einem Tuche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ein gelungener Versuch macht kühn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ein Versuch kann nichts schaden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quid tentare nocebit. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 132.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Es ist ein Versuch, sagte der Bäcker, als er den Ofen mit einer alten Perrüke kehrte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is eene bakkers proef, zei Govert, en hij dweilde den oven met eene oude pruik. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 28.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Es ist vmb ein versuchens zu thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein turkomannisches Sprichwort sagt: Versuche zweimal, aber kehre das dritte mal um. (<hi rendition="#i">H. Vámbéry, Reise in Mittelasien, Leipzig 1865.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wat schaadt het, verzocht te zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 375<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Versuch geht über Lehre.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Besoeken ist nauste. (<hi rendition="#i">Tunn., 7<hi rendition="#sup">b</hi>, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Est vulgi fama docet experientia cuncta. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 136.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Versuchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ey, lass es einen andern so lang versuchen, als ich es versucht habe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 455.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Lass versuchen schadet nicht, sagte die Maid zum Knecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Verzoeken is het naast, zei de maagd en zij verloor haren maagdom. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 45<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man muss alles in der Welt einmal versuchen, wie das Huhn sagte, als ihm die Köchin den Hals umdrehte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man muss es versuchen, ehe man weiss, wie's schmeckt, sagte der Abt zur Jungfrau.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 41, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Versuchen ist das Klügste; wer versucht hat, fährt am besten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (250)</hi>: Vorsuken is dat nouste, de vorsocht heft, vârt best. (Quid tentasse nocet? facit experientia cautum.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Versuchen ist kein schandt; geräths nicht, so schadets nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 800, 1; Grubb, 867.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Versuchen ist keine Schande, sagte die Magd.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Versuchen schadet nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Ein versuochen ist ets wenne guot. (<hi rendition="#i">Lanzelot.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 159.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tenter ne nuit. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 676<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tentar non noce. (<hi rendition="#i">Biber.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Versuch's, häng' stets die Angel ein; wo du's nicht meinst, werden Fische sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 10929; Körte, 6282.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Versuchs, so gehts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 800, 8; Henisch, 1436, 36; Petri, II, 569.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Crescit audacia experimento. (<hi rendition="#i">Plinius.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 609; Philippi, I, 98.</hi>) &#x2013; Tentantes ad Troiam pervenerunt Graeci. (<hi rendition="#i">Erasm., 291; Tappius, 173<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Versuchs, so wirstu sein jnnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 569.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Versuchs vnd heng dein angel ein, du fängst, wann du auffhebst alle stein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 44<hi rendition="#sup">a;</hi> Körte, 6283; Grubb, 867.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Versuchts einer, so könnt ers.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 569.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1612"/>
14 Was schadet versuchen?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6284; Eyering, I, 666.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn's nicht geräth, so ist's keine Schande.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Was schadt versuchen, geraths nit, so ists kein schand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 44<hi rendition="#sup">a</hi>, 68<hi rendition="#sup">a</hi> u. 168<hi rendition="#sup">a;</hi> Henisch, 1506, 53; Petri, II, 608; Gruter, I, 76; Egenolff, 2346.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Was schad't versuchen, sagte Wirths Magd.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wenn einer etwas zuerst versucht, solt er so baldt den Todt daran erwischen, wie Bapst Alexander in der Silbern Fläschen mit Wein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 801, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wenn mans versucht, so ist sobald verlust als gewinn darbey.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 801, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swer gern versuocht, daz er nicht solde, der vindet oft daz er niht wolde. (<hi rendition="#i">Welscher Gast.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 159.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wenn mans versucht, so schlägts so bald wider als vor.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 801, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Wer nicht versucht wird, kann leicht fromm bleiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Qui tada la causa se quita el pecado. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Wer nichts versucht, der weiss auch nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Experientia omni ratione praestantior. (<hi rendition="#i">Sutor, 262.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wer versuchen will, muss Kraft haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wer's versucht, der wird's erfahren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Wers versucht hat, der fehret am besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1041, 3; Petri, II, 768.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Er hat schon alles versucht, nur das Hängen noch nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3917.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Er hat sich wol versucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 311.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Er versucht gern frembde Speise.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 350.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Es ist vmb ein versuchens zu thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 157, 164.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Versudeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Man kann an Einem Tage mehr versudeln, als in einer Woche verputzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een pronker kan niet zooveel verpronken als een slonser verslonsen. &#x2013; Een slordige verwaarloost meer dan een pronker. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 203<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Versündigen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nit versündigen soll män es.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Jüdisch-deutscher Zuruf an jemand, der über ein schlechtes Los klagt. Versündige dich nicht durch deine Klagen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vertäuben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Vertöub mi nit, oder i gibe kei Milch, seit d' Geiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 42.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Taub, tob = zornig, toll und rasend; Täubi = Zorn, Tollheit, Wahnsinn; tauben = herumrasen u. s. w. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, I, 272.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vertauschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Man vertauscht oft ein einäugig Pferd gegen ein blindes.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verteilen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ick will di vertellen van olle Komellen, van olle Komiten, ick will di wat schîten.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Gehört zu den zahlreichen &#x201E;Rimels&#x201C;, die auf das Verlangen nach einem &#x201E;Vertellsel&#x201C; vorgebracht werden. In <hi rendition="#i">Fr. Reuter's</hi> Dedication lauten die Verse anständiger, so wie sie hier erscheinen, sind sie im Volksmunde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wär vêle vertelt, dei lügt ak vêle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 580.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer viel erzählt, lügt auch viel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vertheidigen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der kann sich leicht vertheidigen, der nicht angegriffen wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der vertheidigt sich nicht schlecht, der aus einer Tasche Wahrheit nimmt und aus der andern Recht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il plaid bel, qui plaide sans partie. (<hi rendition="#i">Cahier, 1382.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es braucht sich nicht zu vertheidigen, der nicht angegriffen wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gien ei af dig det er ei løber paadig. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 226.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er vertheidigt's, wie der Kiebitz seine Jungen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vertheilen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Vertheile so dein Brot, dass du nicht leidest Noth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sei mildthätig nach Massgabe deiner Kräfte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verthuig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist sehr verthuig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Junger was ein maler, gar wild, wunderbarlich vnd gar verthuig, wie dann der maler brauch ist.&#x201C; (<hi rendition="#i">Rollwagenbüchlein, XCVII.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[806]/0812] *2 So viel verstudirt und kein Wort lateinisch g'learnt. (Neresheim.) Verstummen. * Er verstummt, als hätte er den (ihn ein) Wolf gesehen. Er ist durch Beeinflussung, Geschenke u. s. w. zum Schweigen gebracht worden. Lat.: Edere non poteris vocem, lupus est tibi visus. (Eiselein, 647.) – Lupi illum videre priores. (Seybold, 285.) Verstümpeln. * Als ist verstömplet, as 's Mölesteträga nüd. – Tobler, 188. Alles ist verkümmert, nur das Mühlsteintragen nicht. Verstunken. * Das ist verstunken und verlogen. (Rottenburg.) Versuch. 1 Bei Versuchen muss man an den Schaden denken. 2 Dat kümmt up den Versök an, segt de Swînegel tô 'n Hasen. – Lauremberg, 261; Schiller, I, 6b; Hoefer, 972; Diermissen, 124; Schlingmann, 1288. Das Sprichwort hat wol seine Quelle in der Fabel De Hâs un de Swinegel. (Vgl. W. Grimm, Massmann und Krause in der Zeit, für Mythologie, I, 381; II, 122 u. 296; Pröhle, Feldgarben, 397.) 3 De Versoek is 't Nâste. – Lyra, 127. Der Versuch ist das Nächte, Beste. 4 Deine Versuche mache nicht an Einem Tuche. 5 Ein gelungener Versuch macht kühn. 6 Ein Versuch kann nichts schaden. Lat.: Quid tentare nocebit. (Ovid.) (Philippi, II, 132.) 7 Es ist ein Versuch, sagte der Bäcker, als er den Ofen mit einer alten Perrüke kehrte. Holl.: Dat is eene bakkers proef, zei Govert, en hij dweilde den oven met eene oude pruik. (Harrebomée, I, 28.) 8 Es ist vmb ein versuchens zu thun. – Gruter, III, 35. Ein turkomannisches Sprichwort sagt: Versuche zweimal, aber kehre das dritte mal um. (H. Vámbéry, Reise in Mittelasien, Leipzig 1865.) Holl.: Wat schaadt het, verzocht te zijn. (Harrebomée, II, 375b.) 9 Versuch geht über Lehre. Holl.: Besoeken ist nauste. (Tunn., 7b, 13.) Lat.: Est vulgi fama docet experientia cuncta. (Fallersleben, 136.) Versuchen. 1 Ey, lass es einen andern so lang versuchen, als ich es versucht habe. – Agricola I, 455. 2 Lass versuchen schadet nicht, sagte die Maid zum Knecht. Holl.: Verzoeken is het naast, zei de maagd en zij verloor haren maagdom. (Harrebomée, II, 45b.) 3 Man muss alles in der Welt einmal versuchen, wie das Huhn sagte, als ihm die Köchin den Hals umdrehte. 4 Man muss es versuchen, ehe man weiss, wie's schmeckt, sagte der Abt zur Jungfrau. – Klosterspiegel, 41, 2. 5 Versuchen ist das Klügste; wer versucht hat, fährt am besten. Bei Tunnicius (250): Vorsuken is dat nouste, de vorsocht heft, vârt best. (Quid tentasse nocet? facit experientia cautum.) 6 Versuchen ist kein schandt; geräths nicht, so schadets nicht. – Lehmann, 800, 1; Grubb, 867. 7 Versuchen ist keine Schande, sagte die Magd. 8 Versuchen schadet nicht. Mhd.: Ein versuochen ist ets wenne guot. (Lanzelot.) (Zingerle, 159.) Frz.: Tenter ne nuit. (Kritzinger, 676a.) It.: Tentar non noce. (Biber.) 9 Versuch's, häng' stets die Angel ein; wo du's nicht meinst, werden Fische sein. – Simrock, 10929; Körte, 6282. 10 Versuchs, so gehts. – Lehmann, 800, 8; Henisch, 1436, 36; Petri, II, 569. Lat.: Crescit audacia experimento. (Plinius.) (Binder II, 609; Philippi, I, 98.) – Tentantes ad Troiam pervenerunt Graeci. (Erasm., 291; Tappius, 173b.) 11 Versuchs, so wirstu sein jnnen. – Petri, II, 569. 12 Versuchs vnd heng dein angel ein, du fängst, wann du auffhebst alle stein. – Franck, II, 44a; Körte, 6283; Grubb, 867. 13 Versuchts einer, so könnt ers. – Petri, II, 569. 14 Was schadet versuchen? – Körte, 6284; Eyering, I, 666. Wenn's nicht geräth, so ist's keine Schande. 15 Was schadt versuchen, geraths nit, so ists kein schand. – Franck, II, 44a, 68a u. 168a; Henisch, 1506, 53; Petri, II, 608; Gruter, I, 76; Egenolff, 2346. 16 Was schad't versuchen, sagte Wirths Magd. 17 Wenn einer etwas zuerst versucht, solt er so baldt den Todt daran erwischen, wie Bapst Alexander in der Silbern Fläschen mit Wein. – Lehmann, 801, 32. 18 Wenn mans versucht, so ist sobald verlust als gewinn darbey. – Lehmann, 801, 31. Mhd.: Swer gern versuocht, daz er nicht solde, der vindet oft daz er niht wolde. (Welscher Gast.) (Zingerle, 159.) 19 Wenn mans versucht, so schlägts so bald wider als vor. – Lehmann, 801, 31. 20 Wer nicht versucht wird, kann leicht fromm bleiben. Span.: Qui tada la causa se quita el pecado. (Don Quixote.) 21 Wer nichts versucht, der weiss auch nichts. Lat.: Experientia omni ratione praestantior. (Sutor, 262.) 22 Wer versuchen will, muss Kraft haben. 23 Wer's versucht, der wird's erfahren. 24 Wers versucht hat, der fehret am besten. – Henisch, 1041, 3; Petri, II, 768. *25 Er hat schon alles versucht, nur das Hängen noch nicht. – Frischbier2, 3917. *26 Er hat sich wol versucht. – Eyering, II, 311. *27 Er versucht gern frembde Speise. – Eyering, II, 350. *28 Es ist vmb ein versuchens zu thun. – Lehmann, II, 157, 164. Versudeln. Man kann an Einem Tage mehr versudeln, als in einer Woche verputzen. Holl.: Een pronker kan niet zooveel verpronken als een slonser verslonsen. – Een slordige verwaarloost meer dan een pronker. (Harrebomée, II, 203a.) Versündigen. Nit versündigen soll män es. (Warschau.) Jüdisch-deutscher Zuruf an jemand, der über ein schlechtes Los klagt. Versündige dich nicht durch deine Klagen. Vertäuben. Vertöub mi nit, oder i gibe kei Milch, seit d' Geiss. – Sutermeister, 42. Taub, tob = zornig, toll und rasend; Täubi = Zorn, Tollheit, Wahnsinn; tauben = herumrasen u. s. w. (Vgl. Stalder, I, 272.) Vertauschen. Man vertauscht oft ein einäugig Pferd gegen ein blindes. Verteilen. 1 Ick will di vertellen van olle Komellen, van olle Komiten, ick will di wat schîten. (Pommern.) Gehört zu den zahlreichen „Rimels“, die auf das Verlangen nach einem „Vertellsel“ vorgebracht werden. In Fr. Reuter's Dedication lauten die Verse anständiger, so wie sie hier erscheinen, sind sie im Volksmunde. 2 Wär vêle vertelt, dei lügt ak vêle. – Schambach, II, 580. Wer viel erzählt, lügt auch viel. Vertheidigen. 1 Der kann sich leicht vertheidigen, der nicht angegriffen wird. 2 Der vertheidigt sich nicht schlecht, der aus einer Tasche Wahrheit nimmt und aus der andern Recht. Frz.: Il plaid bel, qui plaide sans partie. (Cahier, 1382.) 3 Es braucht sich nicht zu vertheidigen, der nicht angegriffen wird. Dän.: Gien ei af dig det er ei løber paadig. (Prov. dan., 226.) *4 Er vertheidigt's, wie der Kiebitz seine Jungen. Vertheilen. Vertheile so dein Brot, dass du nicht leidest Noth. Sei mildthätig nach Massgabe deiner Kräfte. Verthuig. * Er ist sehr verthuig. „Der Junger was ein maler, gar wild, wunderbarlich vnd gar verthuig, wie dann der maler brauch ist.“ (Rollwagenbüchlein, XCVII.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/812
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [806]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/812>, abgerufen am 27.04.2024.