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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 22 Yederman vertrawen ist ein torheyt vnd leichtfertickeit, niemand vertrawen ist tyrannisch (Narrheit). - Agricola I, 308; Gruter, I, 50; Zinkgref, IV, 400; Schottel, 1134a; Petri, II, 390; Simrock, 10937; Körte, 6289.

Holl.: Ieder vertrouwen is eene dwaasheid en ligtvaardigheid; niemand vertrouwen is tirannick. (Harrebomee, II, 29.)

*23 Er vertraut auf seine gerechte Sache.

Wird oft ironisch gebraucht.

*24 Es wäre dir gut, was zu vertrauen, das die ganze Welt wissen sollte.

*25 Herr vertrawet mir, was jr wölt, nur kain haimlichkait. - Agricola II, 199; Egenolff, 23b; Eiselein, 296; Sutor, 113; Sailer, 19; Simrock, 4512; Körte, 2723.

D. h. vertraue mir überhaupt nichts.

*26 Man mag jhm wol was heimlich vertrawen. - Eyering, III, 197.


Vertraulich.

Vertraulich gegen wenige, höflich gegen alle.

Böhm.: S kazdym pekne, s nemnohymi duverne. (Celakovsky, 247.)


Vertraulichkeit.

1 Die new vertrawligkeit hatt die alt des Reichs verwiesen. - Lehmann, 802, 5.

2 Vertrawligkeit ist in der Arca Noe in flore gewest. - Lehmann, 802, 3.

3 Vertrawligkeit wohnt im Hundsstall. - Lehmann, 802, 1.

"Weil niemand seinem Herrn getrewer ist, alss ein Hundt."

4 Zu grosse Vertraulichkeit erzeugt Verachtung.

Dän.: Hold venskal hverken med mange eller ingen. - Megen gemeenskab gjör foragt. (Prov. dan., 223.)

Frz.: Par trop grande familiarite on deuient vil comme fomier. (Bovill, II, 126.) - Trop de familiarite engendre mepris. (Lendroy, 714.)

It.: La molta conversazione genera dispregio. - La troppo familiarita fa dispregia mento.

Lat.: Nimia familiaritas parit contemptum. (Seybold, 357; Bovill, II, 126; Schamelius, V, 198; Philippi, II, 28; Binder II, 2097; Schulbl., 484;Gaal, 76.) - Quotidiano convictu autoritas minuitur. (Faselius, 84 u. 85.)


Vertraut.

* Er ist vertraut mit Sauer und mit Süss.


Vertrechen.

Wir vertrechen unser feler wie die katz den kot. - Geiler, Alsatia, 1862-67.

Vertrechen heisst eigentlich, die Glut mit Asche bedecken, dann auch mit Erde, Sand u. dgl. Sinn: Wir suchen unsere Fehler zu verbergen wie die Katze ihre Ausleerungen zudeckt.


Vertreiben.

1 Wen (wer) andere well verdreiwen, mott selwer weglaupen. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 281.

*2 Er lässt sich nicht vertreiben, wie's dresdener Geestmännel.

Das Geestmännel (Geest = heiliger Geist) gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Dresden. Man versteht darunter den Rumpf der Bartholomäus-Statue, welche über dem Eingange des zum Bartholomäus-Hospital gehörenden Kirchleins stand und wahrscheinlich schon in den Hussitenkriegen um das Jahr 1430 zerstört worden ist. Von diesem Geestmännel ging nun die Sage, dass man es aus dem Winkel der Kirche, wohin es nach der Verstümmelung gekommen war, nicht wegbringen könne. Man erzählt sogar von ihm, dass einer, der es nach dem Herunterstürzen weggebracht hatte, um es als gemeinen Stein zu benutzen, so lange von ihm geplagt worden sei, bis er es wieder zum Kirchlein zurückgetragen habe. Das Bartholomäus- Hospital war eine dem 13. Jahrhundert angehörende Stiftung, und heisst im Volksmunde: Geest oder der heilige Geist. Es befand sich noch in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts auf dem Freiberger Platze. (Vgl. darüber Dresdener Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Nr. 714.)


Vertreten.

1 Dar vertrett sik wol en Perd up ver Föte. - Eichwald, 1497.

2 Es vertritt sich wol auch ein pferdt mit vier Füssen. - Gesner, I, 618.

Lat.: Indignor, quandoque bonus dormitat Homerus. (Horaz.) (Kruse, 422; Philippi, II, 122; Gesner, I, 618.)


Vertreter.

Die frommsten Vertreter hängen am Galgen.


[Spaltenumbruch]
Vertrinken.

1 Nur was ich vertrunken habe, ist mein.

Sprichwort des leibeigenen polnischen Bauern. (Vgl. Förster, Die Höfe und Cabinete Europas im 17. Jahrhundert, Potsdam 1839, III, 27.)

2 Vertrink' ich mein Geld, so verderb' ich; trink' ich nicht, so sterb' ich; doch besser getrunken und verdorben als ungetrunken gar gestorben. - Körte, 2652e.

3 Was ein ander vertruncken hat, dass hab ich nicht zu zahlen. - Lehmann, 180, 17.

4 Wer alles vertrinkt vor seinem End', der macht ein süsses Testament.

Holl.: Koop ik huizen, dan heb ik steen, koop ik vleesch, dan heb ik been; doch koop ik van det edele nat, dan heb ik wat, zei Pieter Sloköp. (Harrebomee, I, 39.)


Vertrocknen.

Nichts vertrocknet eher als Zähren.

Lat.: Nihil citius arescit lacryma. (Seybold, 271.)


Vertuschen.

* Etwas vertuschen.

Etwas, ohne Aufsehen zu machen, beseitigen, wird durch die jüdisch-deutsche Redensart ausgedrückt: Chatef (nimm weg) pokrischke (polnisch pokryszka = Decke).


Verunglücken.

Vörünlockat me Man an Müs. (Nordfries.) - Johansen, 72.


Veruntreuen.

* Er veruntreut keine Stecknadel.


Verurtheilt.

Verurtheilt ist halb hingerichtet.

It.: Uomo condannato, mezzo decollato. (Biber.)


Verwachen.

Verwache, so bache; verwache nett, so bachi nett. (Weingarten.) - Birlinger, 580.


Verwachsen.

* Er verwächst Sinn und Witz. - Körte, 6384c.


Verwahren.

1 Es ist besser verwart, denn beklagt. - Latendorf II, 10; Simrock, 10941.

Dän.: Bedre er gemt end glemt. (Prov. dan., 224.)

Schwed.: Bättre förewar än efter snar. (Grubb, 70.)

2 Verwahren ist schwer, wo jedermann den Schlüssel hat.

3 Wo viel zu verwahren ist, muss man viel Hund haben. - Lehmann, 70, 4.

*4 Er ist verwahrt. - Sutermeister, 107.

Mit den Sterbesakramenten versehen; es geht zu Ende. (S. Nehmen 114.)

*5 Es ist wohl verwahrt, wie ein Ei ohne Schale.

Lat.: Ut ovum sine testa custoditur.

*6 Me is mit dui verwahrt as en Dorp mit einem dullen Papen. (Sauerland.)

*7 Wohl verwahrt und aufgehoben.

Lat.: Sarta tecta. (Philippi, II, 167.)


Verwahrlosung.

Verwahrlosung ist die Mutter aller Brüche. - Graf, 325, 275; Klingen, 184a, 1.

Brüche steht hier für Wette, oder das an den Richter zu zahlende Strafgeld, das auch dann erhoben wurde, wenn jemand aus blosser Fahrlässigkeit ein Gesetz übertreten, ein Unrecht begangen hatte.


Verwalten.

Verwalte du mit Fleiss das Dein', das Uebrige lass Gott befohlen sein.


Verwalter.

Inse Verwalter eis a recht guttmeitiger Moan, sagte der Bauer, wenn man au an Grobhet soaet, a schteckt se ruhig ei.


Verwandeln.

* Er verwandelt bitteres Wasser in süsses. - Parömiakon, 201.

Der Schmeichler.


Verwandlung.

* Er liegt noch in der Verwandlung.

Ist noch zu keinem festen Entschluss gekommen.


Verwandt.

1 Je näher verwandt, je feinder einand'.

Lat.: Odia conjunctissimorum gravissima. (Binder II, 2356.)

*2 Der ist noch verwandt mit mir.

Mit der Geberde des Geldzählens, um zu sagen: der ist mir noch schuldig.

*3 Er ist mir verwandt, aus der neunten Suppe ein Tünklein. (S. Suppe 96.) - Kirchhofer, 203; Tobler, 159; Simrock, 10042.

[Spaltenumbruch] 22 Yederman vertrawen ist ein torheyt vnd leichtfertickeit, niemand vertrawen ist tyrannisch (Narrheit).Agricola I, 308; Gruter, I, 50; Zinkgref, IV, 400; Schottel, 1134a; Petri, II, 390; Simrock, 10937; Körte, 6289.

Holl.: Ieder vertrouwen is eene dwaasheid en ligtvaardigheid; niemand vertrouwen is tirannick. (Harrebomée, II, 29.)

*23 Er vertraut auf seine gerechte Sache.

Wird oft ironisch gebraucht.

*24 Es wäre dir gut, was zu vertrauen, das die ganze Welt wissen sollte.

*25 Herr vertrawet mir, was jr wölt, nur kain haimlichkait.Agricola II, 199; Egenolff, 23b; Eiselein, 296; Sutor, 113; Sailer, 19; Simrock, 4512; Körte, 2723.

D. h. vertraue mir überhaupt nichts.

*26 Man mag jhm wol was heimlich vertrawen.Eyering, III, 197.


Vertraulich.

Vertraulich gegen wenige, höflich gegen alle.

Böhm.: S každym pĕknĕ, s nemnohými důvĕrnĕ. (Čelakovsky, 247.)


Vertraulichkeit.

1 Die new vertrawligkeit hatt die alt des Reichs verwiesen.Lehmann, 802, 5.

2 Vertrawligkeit ist in der Arca Noë in flore gewest.Lehmann, 802, 3.

3 Vertrawligkeit wohnt im Hundsstall.Lehmann, 802, 1.

„Weil niemand seinem Herrn getrewer ist, alss ein Hundt.“

4 Zu grosse Vertraulichkeit erzeugt Verachtung.

Dän.: Hold venskal hverken med mange eller ingen. – Megen gemeenskab gjør foragt. (Prov. dan., 223.)

Frz.: Par trop grande familiarité on deuient vil comme fomier. (Bovill, II, 126.) – Trop de familiarité engendre mépris. (Lendroy, 714.)

It.: La molta conversazione genera dispregio. – La troppo familiarita fa dispregia mento.

Lat.: Nimia familiaritas parit contemptum. (Seybold, 357; Bovill, II, 126; Schamelius, V, 198; Philippi, II, 28; Binder II, 2097; Schulbl., 484;Gaal, 76.) – Quotidiano convictu autoritas minuitur. (Faselius, 84 u. 85.)


Vertraut.

* Er ist vertraut mit Sauer und mit Süss.


Vertrechen.

Wir vertrechen unser feler wie die katz den kot.Geiler, Alsatia, 1862-67.

Vertrechen heisst eigentlich, die Glut mit Asche bedecken, dann auch mit Erde, Sand u. dgl. Sinn: Wir suchen unsere Fehler zu verbergen wie die Katze ihre Ausleerungen zudeckt.


Vertreiben.

1 Wen (wer) andere well verdrîwen, mott selwer weglaupen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 281.

*2 Er lässt sich nicht vertreiben, wie's dresdener Geestmännel.

Das Geestmännel (Geest = heiliger Geist) gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Dresden. Man versteht darunter den Rumpf der Bartholomäus-Statue, welche über dem Eingange des zum Bartholomäus-Hospital gehörenden Kirchleins stand und wahrscheinlich schon in den Hussitenkriegen um das Jahr 1430 zerstört worden ist. Von diesem Geestmännel ging nun die Sage, dass man es aus dem Winkel der Kirche, wohin es nach der Verstümmelung gekommen war, nicht wegbringen könne. Man erzählt sogar von ihm, dass einer, der es nach dem Herunterstürzen weggebracht hatte, um es als gemeinen Stein zu benutzen, so lange von ihm geplagt worden sei, bis er es wieder zum Kirchlein zurückgetragen habe. Das Bartholomäus- Hospital war eine dem 13. Jahrhundert angehörende Stiftung, und heisst im Volksmunde: Geest oder der heilige Geist. Es befand sich noch in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts auf dem Freiberger Platze. (Vgl. darüber Dresdener Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Nr. 714.)


Vertreten.

1 Dar vertrett sik wol en Perd up vêr Föte.Eichwald, 1497.

2 Es vertritt sich wol auch ein pferdt mit vier Füssen.Gesner, I, 618.

Lat.: Indignor, quandoque bonus dormitat Homerus. (Horaz.) (Kruse, 422; Philippi, II, 122; Gesner, I, 618.)


Vertreter.

Die frommsten Vertreter hängen am Galgen.


[Spaltenumbruch]
Vertrinken.

1 Nur was ich vertrunken habe, ist mein.

Sprichwort des leibeigenen polnischen Bauern. (Vgl. Förster, Die Höfe und Cabinete Europas im 17. Jahrhundert, Potsdam 1839, III, 27.)

2 Vertrink' ich mein Geld, so verderb' ich; trink' ich nicht, so sterb' ich; doch besser getrunken und verdorben als ungetrunken gar gestorben.Körte, 2652e.

3 Was ein ander vertruncken hat, dass hab ich nicht zu zahlen.Lehmann, 180, 17.

4 Wer alles vertrinkt vor seinem End', der macht ein süsses Testament.

Holl.: Koop ik huizen, dan heb ik steen, koop ik vleesch, dan heb ik been; doch koop ik van det edele nat, dan heb ik wat, zei Pieter Sloköp. (Harrebomée, I, 39.)


Vertrocknen.

Nichts vertrocknet eher als Zähren.

Lat.: Nihil citius arescit lacryma. (Seybold, 271.)


Vertuschen.

* Etwas vertuschen.

Etwas, ohne Aufsehen zu machen, beseitigen, wird durch die jüdisch-deutsche Redensart ausgedrückt: Chatef (nimm weg) pokrischke (polnisch pokryszka = Decke).


Verunglücken.

Vörünlockat me Mân an Müs. (Nordfries.) – Johansen, 72.


Veruntreuen.

* Er veruntreut keine Stecknadel.


Verurtheilt.

Verurtheilt ist halb hingerichtet.

It.: Uomo condannato, mezzo decollato. (Biber.)


Verwachen.

Verwache, so bache; verwache nett, so bachi nett. (Weingarten.) – Birlinger, 580.


Verwachsen.

* Er verwächst Sinn und Witz.Körte, 6384c.


Verwahren.

1 Es ist besser verwart, denn beklagt.Latendorf II, 10; Simrock, 10941.

Dän.: Bedre er gemt end glemt. (Prov. dan., 224.)

Schwed.: Bättre förewar än efter snar. (Grubb, 70.)

2 Verwahren ist schwer, wo jedermann den Schlüssel hat.

3 Wo viel zu verwahren ist, muss man viel Hund haben.Lehmann, 70, 4.

*4 Er ist verwahrt.Sutermeister, 107.

Mit den Sterbesakramenten versehen; es geht zu Ende. (S. Nehmen 114.)

*5 Es ist wohl verwahrt, wie ein Ei ohne Schale.

Lat.: Ut ovum sine testa custoditur.

*6 Me is mit dui verwahrt as en Dorp mit einem dullen Papen. (Sauerland.)

*7 Wohl verwahrt und aufgehoben.

Lat.: Sarta tecta. (Philippi, II, 167.)


Verwahrlosung.

Verwahrlosung ist die Mutter aller Brüche.Graf, 325, 275; Klingen, 184a, 1.

Brüche steht hier für Wette, oder das an den Richter zu zahlende Strafgeld, das auch dann erhoben wurde, wenn jemand aus blosser Fahrlässigkeit ein Gesetz übertreten, ein Unrecht begangen hatte.


Verwalten.

Verwalte du mit Fleiss das Dein', das Uebrige lass Gott befohlen sein.


Verwalter.

Inse Verwalter îs a recht guttmîtiger Moan, sagte der Bauer, wenn man au an Grôbhêt soaet, a schteckt se ruhig ei.


Verwandeln.

* Er verwandelt bitteres Wasser in süsses.Parömiakon, 201.

Der Schmeichler.


Verwandlung.

* Er liegt noch in der Verwandlung.

Ist noch zu keinem festen Entschluss gekommen.


Verwandt.

1 Je näher verwandt, je feinder einand'.

Lat.: Odia conjunctissimorum gravissima. (Binder II, 2356.)

*2 Der ist noch verwandt mit mir.

Mit der Geberde des Geldzählens, um zu sagen: der ist mir noch schuldig.

*3 Er ist mir verwandt, aus der neunten Suppe ein Tünklein. (S. Suppe 96.) – Kirchhofer, 203; Tobler, 159; Simrock, 10042.

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[[809]/0815] 22 Yederman vertrawen ist ein torheyt vnd leichtfertickeit, niemand vertrawen ist tyrannisch (Narrheit). – Agricola I, 308; Gruter, I, 50; Zinkgref, IV, 400; Schottel, 1134a; Petri, II, 390; Simrock, 10937; Körte, 6289. Holl.: Ieder vertrouwen is eene dwaasheid en ligtvaardigheid; niemand vertrouwen is tirannick. (Harrebomée, II, 29.) *23 Er vertraut auf seine gerechte Sache. Wird oft ironisch gebraucht. *24 Es wäre dir gut, was zu vertrauen, das die ganze Welt wissen sollte. *25 Herr vertrawet mir, was jr wölt, nur kain haimlichkait. – Agricola II, 199; Egenolff, 23b; Eiselein, 296; Sutor, 113; Sailer, 19; Simrock, 4512; Körte, 2723. D. h. vertraue mir überhaupt nichts. *26 Man mag jhm wol was heimlich vertrawen. – Eyering, III, 197. Vertraulich. Vertraulich gegen wenige, höflich gegen alle. Böhm.: S každym pĕknĕ, s nemnohými důvĕrnĕ. (Čelakovsky, 247.) Vertraulichkeit. 1 Die new vertrawligkeit hatt die alt des Reichs verwiesen. – Lehmann, 802, 5. 2 Vertrawligkeit ist in der Arca Noë in flore gewest. – Lehmann, 802, 3. 3 Vertrawligkeit wohnt im Hundsstall. – Lehmann, 802, 1. „Weil niemand seinem Herrn getrewer ist, alss ein Hundt.“ 4 Zu grosse Vertraulichkeit erzeugt Verachtung. Dän.: Hold venskal hverken med mange eller ingen. – Megen gemeenskab gjør foragt. (Prov. dan., 223.) Frz.: Par trop grande familiarité on deuient vil comme fomier. (Bovill, II, 126.) – Trop de familiarité engendre mépris. (Lendroy, 714.) It.: La molta conversazione genera dispregio. – La troppo familiarita fa dispregia mento. Lat.: Nimia familiaritas parit contemptum. (Seybold, 357; Bovill, II, 126; Schamelius, V, 198; Philippi, II, 28; Binder II, 2097; Schulbl., 484;Gaal, 76.) – Quotidiano convictu autoritas minuitur. (Faselius, 84 u. 85.) Vertraut. * Er ist vertraut mit Sauer und mit Süss. Vertrechen. Wir vertrechen unser feler wie die katz den kot. – Geiler, Alsatia, 1862-67. Vertrechen heisst eigentlich, die Glut mit Asche bedecken, dann auch mit Erde, Sand u. dgl. Sinn: Wir suchen unsere Fehler zu verbergen wie die Katze ihre Ausleerungen zudeckt. Vertreiben. 1 Wen (wer) andere well verdrîwen, mott selwer weglaupen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 281. *2 Er lässt sich nicht vertreiben, wie's dresdener Geestmännel. Das Geestmännel (Geest = heiliger Geist) gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Dresden. Man versteht darunter den Rumpf der Bartholomäus-Statue, welche über dem Eingange des zum Bartholomäus-Hospital gehörenden Kirchleins stand und wahrscheinlich schon in den Hussitenkriegen um das Jahr 1430 zerstört worden ist. Von diesem Geestmännel ging nun die Sage, dass man es aus dem Winkel der Kirche, wohin es nach der Verstümmelung gekommen war, nicht wegbringen könne. Man erzählt sogar von ihm, dass einer, der es nach dem Herunterstürzen weggebracht hatte, um es als gemeinen Stein zu benutzen, so lange von ihm geplagt worden sei, bis er es wieder zum Kirchlein zurückgetragen habe. Das Bartholomäus- Hospital war eine dem 13. Jahrhundert angehörende Stiftung, und heisst im Volksmunde: Geest oder der heilige Geist. Es befand sich noch in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts auf dem Freiberger Platze. (Vgl. darüber Dresdener Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Nr. 714.) Vertreten. 1 Dar vertrett sik wol en Perd up vêr Föte. – Eichwald, 1497. 2 Es vertritt sich wol auch ein pferdt mit vier Füssen. – Gesner, I, 618. Lat.: Indignor, quandoque bonus dormitat Homerus. (Horaz.) (Kruse, 422; Philippi, II, 122; Gesner, I, 618.) Vertreter. Die frommsten Vertreter hängen am Galgen. Vertrinken. 1 Nur was ich vertrunken habe, ist mein. Sprichwort des leibeigenen polnischen Bauern. (Vgl. Förster, Die Höfe und Cabinete Europas im 17. Jahrhundert, Potsdam 1839, III, 27.) 2 Vertrink' ich mein Geld, so verderb' ich; trink' ich nicht, so sterb' ich; doch besser getrunken und verdorben als ungetrunken gar gestorben. – Körte, 2652e. 3 Was ein ander vertruncken hat, dass hab ich nicht zu zahlen. – Lehmann, 180, 17. 4 Wer alles vertrinkt vor seinem End', der macht ein süsses Testament. Holl.: Koop ik huizen, dan heb ik steen, koop ik vleesch, dan heb ik been; doch koop ik van det edele nat, dan heb ik wat, zei Pieter Sloköp. (Harrebomée, I, 39.) Vertrocknen. Nichts vertrocknet eher als Zähren. Lat.: Nihil citius arescit lacryma. (Seybold, 271.) Vertuschen. * Etwas vertuschen. Etwas, ohne Aufsehen zu machen, beseitigen, wird durch die jüdisch-deutsche Redensart ausgedrückt: Chatef (nimm weg) pokrischke (polnisch pokryszka = Decke). Verunglücken. Vörünlockat me Mân an Müs. (Nordfries.) – Johansen, 72. Veruntreuen. * Er veruntreut keine Stecknadel. Verurtheilt. Verurtheilt ist halb hingerichtet. It.: Uomo condannato, mezzo decollato. (Biber.) Verwachen. Verwache, so bache; verwache nett, so bachi nett. (Weingarten.) – Birlinger, 580. Verwachsen. * Er verwächst Sinn und Witz. – Körte, 6384c. Verwahren. 1 Es ist besser verwart, denn beklagt. – Latendorf II, 10; Simrock, 10941. Dän.: Bedre er gemt end glemt. (Prov. dan., 224.) Schwed.: Bättre förewar än efter snar. (Grubb, 70.) 2 Verwahren ist schwer, wo jedermann den Schlüssel hat. 3 Wo viel zu verwahren ist, muss man viel Hund haben. – Lehmann, 70, 4. *4 Er ist verwahrt. – Sutermeister, 107. Mit den Sterbesakramenten versehen; es geht zu Ende. (S. Nehmen 114.) *5 Es ist wohl verwahrt, wie ein Ei ohne Schale. Lat.: Ut ovum sine testa custoditur. *6 Me is mit dui verwahrt as en Dorp mit einem dullen Papen. (Sauerland.) *7 Wohl verwahrt und aufgehoben. Lat.: Sarta tecta. (Philippi, II, 167.) Verwahrlosung. Verwahrlosung ist die Mutter aller Brüche. – Graf, 325, 275; Klingen, 184a, 1. Brüche steht hier für Wette, oder das an den Richter zu zahlende Strafgeld, das auch dann erhoben wurde, wenn jemand aus blosser Fahrlässigkeit ein Gesetz übertreten, ein Unrecht begangen hatte. Verwalten. Verwalte du mit Fleiss das Dein', das Uebrige lass Gott befohlen sein. Verwalter. Inse Verwalter îs a recht guttmîtiger Moan, sagte der Bauer, wenn man au an Grôbhêt soaet, a schteckt se ruhig ei. Verwandeln. * Er verwandelt bitteres Wasser in süsses. – Parömiakon, 201. Der Schmeichler. Verwandlung. * Er liegt noch in der Verwandlung. Ist noch zu keinem festen Entschluss gekommen. Verwandt. 1 Je näher verwandt, je feinder einand'. Lat.: Odia conjunctissimorum gravissima. (Binder II, 2356.) *2 Der ist noch verwandt mit mir. Mit der Geberde des Geldzählens, um zu sagen: der ist mir noch schuldig. *3 Er ist mir verwandt, aus der neunten Suppe ein Tünklein. (S. Suppe 96.) – Kirchhofer, 203; Tobler, 159; Simrock, 10042.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [809]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/815>, abgerufen am 27.04.2024.