Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *4 Er ist (mit mir) verwandt aus der hundertsten Tasche. (S. 3 und Vetter 27.)

*5 Wir sind nahe verwandt, wir haben an Einer Sonne unsere Fusslappen getrocknet. (S. Ochs 403, Suppe 96 und Vetter.)

Böhm.: Blizky pribuzny - na jednom slunci jsme onuce susili. - Splakla voda hrabanku, a udelala naplav. (Celakovsky, 523.)

Wend.: Nas pos a jich pos staj njedy z jeneje sklje jedloj. (Celakovsky, 523.)


Verwandter.

1 Jeglicher begünstigt seine Verwandten.

Bei Tunnicius (797): Itlik gunt synen vrunden. (Quisque favet multum cunctis sibi sanguine iunctis.)

2 Mit Verwandten soll man trinken und essen, aber nicht zählen und messen.

Keine Handelsgeschäfte treiben, eine Ansicht, der auch die Neugriechen sind. (Sanders, 223, 27.)

3 Verwandte und Freunde müssen sich besuchen, aber nicht zusammenwohnen. (Orient.)

Das zu nahe Beisammensein erzeugt Vertraulichkeit, diese Verachtung und aus solcher entsteht Hass und Hader.

4 Verwandte und nicht Freunde, Freunde ohne Vermögen, Vermögen ohne Willen, Willen ohne Werk, Werk ohne Nutz, Nutz ohne Kraft sind einen Strohhalm werth.

5 Viel Verwandte, wenig Freunde.

6 Von den Verwandten weit, gibt grosse Liebe, näher bei ihnen Zank und Hiebe. (Lit.)

7 Wer seiner Verwanten ehr nicht in acht nimpt, der veracht sein eigen ehr. - Lehmann, 207, 45.

8 Wer sich auf Verwandte verlässt, der ist verlassen.

It.: Ne di frate ne di sor spera di tor. - Ne di fratello, ne di sorella spera togliere. (Biber.)


Verwandtschaft.

1 De Verwandtschaft geit't, söa' de Schneider, doa sprung 'r in 'n Deik un treckte 'n Zickenbuck 'rut. - Schlingmann, 1255.

2 Etwas Verwandtschaft macht gute Freundschaft. - Simrock, 2774; Körte, 6290.

Holl.: Weinig maagschap, goede vriendschap. (Harrebomee, II, 45b.)

3 Nobel Verwandtschaft gibt nobel Bekanntschaft.

4 Verwandtschaft geht über Bekanntschaft.

5 Verwandtschaft ohne Freundschaft, Freundschaft ohne Geld, Geld ohne Tugend taugen alle nicht viel.

Dän.: Slegtskab uden venskab, vendskab uden penge, penge uden dyd duer intet. (Prov. dan., 512.)

6 Wo wenig Verwandtschaft, da ist gut freien.

Holl.: Wat maagschapt vrijt wel. ( Harrebomee, II, 45b.)


Verwarf.

Grosser Verwarf hat viel Bedarf.


Verwarnen.

Wer sich nit wil verwarnen lan, der muss den Spot zum Schaden han. - Petri, II, 782.


Verwechseln.

Man verwechselt wol die Handschuhe, aber nicht die Arschbacken.

Dän.: Bjerg og bakker blaese sammen, men ikke arsbalder. (Prov. dan., 71.)


Verwechselung.

Eine Verwechselung ist leicht möglich, sagte der Bauer, als er Essig in die Lampe gegossen hatte.

Holl.: Eene vergissing kan plaats hebben, sei de boer, toen goot hij azijn in de lamp. (Harrebomee, II, 371a.)


Verwegen.

1 Es ist verwegen, einem Wolf die Hand in den Rachen zu legen.

2 Verwegen wird nicht verlegen.

Lat.: In rebus dubiis plurima est audacia (Philippi, I, 203.)

*3 He is so verwagen (verwegen, keck) as en Schoknecht. (Hamburg.) - Schütze, IV, 55.

In Hamburg hatten die Schuhmacher gewisse Privilegien; dies machte sie keck in ihrem Auftreten.


Verwegenes.

Nichts Verwegenes oder Aergeres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt.

"Ihr schmäht die böhmakischen Bauern und putzt euere Nasen oder kratzt sie und sagt: je nun, was aus [Spaltenumbruch] dem Dorfe kommt, das kommt von den Bauern und trägt den Bauern mit sich, und ist nichts Aergeres und Verwegeneres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt." (Prag im Munde der Prediger, Bohemia 1875, Nr. 138.)


Verwegenheit.

1 Verwegenheit bringt Beulen (Schrammen) an den Kopf.

Engl.: The insolent are never without wounds.

2 Verwegenheit hilft oft aus Verlegenheit.

3 Verwegenheit reimt sich mit keinem Weisen.

4 Verwegenheit thut selten gut.

Lat.: Nocuit temeraria virtus. (Ovid.) (Philippi, II, 30.)

5 Was für Verwegenheit, rief die Magd, als sie ihren Buhlen nachts im Bette fand, und fasste ihn, als er gehen wollte. - Eiselein, 620.


Verweilen.

1 Verweilen ist besser als eilen.

"In Veränderung des gemeinen Wesen ists besser verweilen als eilen." (Sutor, 230.)

*2 Zu lang verweilt und sich bedacht, hat manchen um gross Glück gebracht.

Lat.: Suffocant parvae commoda magna morae. (Chaos, 706.)


Verweis.

1 Ich will den Verweis nicht haben, rief der Bauer, als der Pfarrer predigte: Ich bin hungrig gewesen vnd ihr habt mich nicht gespeist u. s. w., ich hätte Schinken und Bier vorgesetzt, wenn ihr zu mir gekommen wäret. - Zinkgref, I, 164.

2 Verweise schüttelt man ab.

3 Verweise sind keine Schläge.

It.: Dalle grida ne scampa il lupo.

4 Viel Verweis gibt viel Be-schisses.


Verweit.

Verweit1 as en Judensel. (Holst.) - Schütze, IV, 355.

1) In Gedanken versunken, abwesend, nicht aufmerkend, und, wie oben, verloren.


Verwelschen.

Was verwelscht, das ist verfälscht.

Zur Zeit des deutsch-französischen Kriegs erinnerte der vlämische Dichter Frans de Cort in der brüsseler Zwep daran, um das Jahr 1849 zur Zeit des Becker'schen Rheinliedes im Elsass von wackern deutschen Männern gehört zu haben, dass ihre Provinz ein Zwischenland von Frankreich und Deutschland bilde und dass das "Elsasservolk" mit den Franzosen keine Aehnlichkeit habe, dass das unterscheidende Merkmal des französischen Volkscharakters die Treulosigkeit, während im deutschen Volkscharakter die Treue tief begründet sei. Ein im vlämischen Volke seit unvordenklicher Zeit verbreitetes Losungswort lautet: What walsch is, valsch is. (Deutsche Allgem. Zeitung, Leipzig 1870, Nr. 256, S. 2351.)


Verweren.

Was besser zu verweren1, ist auch besser zu behalten. - Graf, 94, 166.

1) D. i. die rechte Gewere erlangen. Nach der Glosse zum Sachsenspiegel wird die rechte Gewere an Lehen in einem Jahre erlangt, die rechte Gewere an Eigen (s. d. 7) aber erst in dreissig Jahren, so ist der Besitz eines Lehens leichter zu erhalten und zu bewahren vor Gericht als die Eigengewere. Wer aber einmal ein Gut der letztern Art besitzt, der behält es auch sicher, es kann ihm nicht so leicht entzogen werden.


Verwerfen.

1 Verwirf das Schlechte nie, ehe du was Besseres hast.

Lat.: Nil cito mutabis, donec meliora parabis.

2 Wo man verwirft der Weisen Lehr', da wächst Untugend immer mehr.

*3 Etwas verwerfen, wie jener Fuchs die sauern Birn. - Nas, 406a.


Verwerthert.

* Er hat sich verwerthert.


Verwickeln.

1 Das ist so verwickelt wie die Beine der köpenicker Rathsherren.

Vom Rathe der Stadt Köpenick erzählt man, die Beine der Rathsherren seien einst bei einer wichtigen Sitzung so in einen Knäuel untereinander gerathen, dass beim Aufstehen kein Rathsherr die seinigen hätte ausfindig machen können. Erst als infolge des darüber entstandenen Lärms viele Bürger in den Rathssaal eilten und der Schweinhirt, der sich unter den Neugierigen befand, instinctmässig seine lange Peitsche gebrauchte, gelang es der Rathsversammlung, die Beineverwirrung zu lösen und den Saal zu verlassen. (Reinsberg VI, 126.)

[Spaltenumbruch] *4 Er ist (mit mir) verwandt aus der hundertsten Tasche. (S. 3 und Vetter 27.)

*5 Wir sind nahe verwandt, wir haben an Einer Sonne unsere Fusslappen getrocknet. (S. Ochs 403, Suppe 96 und Vetter.)

Böhm.: Blizký příbuzný – na jednom slunci jsme onuce sušili. – Splákla voda hrabanku, a udĕlala nâplav. (Čelakovsky, 523.)

Wend.: Naš pos a jich pos staj njedy z jeneje šklje jedłoj. (Čelakovsky, 523.)


Verwandter.

1 Jeglicher begünstigt seine Verwandten.

Bei Tunnicius (797): Itlik gunt synen vrunden. (Quisque favet multum cunctis sibi sanguine iunctis.)

2 Mit Verwandten soll man trinken und essen, aber nicht zählen und messen.

Keine Handelsgeschäfte treiben, eine Ansicht, der auch die Neugriechen sind. (Sanders, 223, 27.)

3 Verwandte und Freunde müssen sich besuchen, aber nicht zusammenwohnen. (Orient.)

Das zu nahe Beisammensein erzeugt Vertraulichkeit, diese Verachtung und aus solcher entsteht Hass und Hader.

4 Verwandte und nicht Freunde, Freunde ohne Vermögen, Vermögen ohne Willen, Willen ohne Werk, Werk ohne Nutz, Nutz ohne Kraft sind einen Strohhalm werth.

5 Viel Verwandte, wenig Freunde.

6 Von den Verwandten weit, gibt grosse Liebe, näher bei ihnen Zank und Hiebe. (Lit.)

7 Wer seiner Verwanten ehr nicht in acht nimpt, der veracht sein eigen ehr.Lehmann, 207, 45.

8 Wer sich auf Verwandte verlässt, der ist verlassen.

It.: Nè di frate nè di sor spera di tor. – Nè di fratello, ne di sorella spera togliere. (Biber.)


Verwandtschaft.

1 De Verwandtschaft geit't, söâ' de Schnîder, doa sprung 'r in 'n Dîk un treckte 'n Zickenbuck 'rut.Schlingmann, 1255.

2 Etwas Verwandtschaft macht gute Freundschaft.Simrock, 2774; Körte, 6290.

Holl.: Weinig maagschap, goede vriendschap. (Harrebomée, II, 45b.)

3 Nobel Verwandtschaft gibt nobel Bekanntschaft.

4 Verwandtschaft geht über Bekanntschaft.

5 Verwandtschaft ohne Freundschaft, Freundschaft ohne Geld, Geld ohne Tugend taugen alle nicht viel.

Dän.: Slegtskab uden venskab, vendskab uden penge, penge uden dyd duer intet. (Prov. dan., 512.)

6 Wo wenig Verwandtschaft, da ist gut freien.

Holl.: Wat maagschapt vrijt wel. ( Harrebomée, II, 45b.)


Verwarf.

Grosser Verwarf hat viel Bedarf.


Verwarnen.

Wer sich nit wil verwarnen lan, der muss den Spot zum Schaden han.Petri, II, 782.


Verwechseln.

Man verwechselt wol die Handschuhe, aber nicht die Arschbacken.

Dän.: Bjerg og bakker blæse sammen, men ikke arsbalder. (Prov. dan., 71.)


Verwechselung.

Eine Verwechselung ist leicht möglich, sagte der Bauer, als er Essig in die Lampe gegossen hatte.

Holl.: Eene vergissing kan plaats hebben, sei de boer, toen goot hij azijn in de lamp. (Harrebomée, II, 371a.)


Verwegen.

1 Es ist verwegen, einem Wolf die Hand in den Rachen zu legen.

2 Verwegen wird nicht verlegen.

Lat.: In rebus dubiis plurima est audacia (Philippi, I, 203.)

*3 He is so verwagen (verwegen, keck) as en Schoknecht. (Hamburg.) – Schütze, IV, 55.

In Hamburg hatten die Schuhmacher gewisse Privilegien; dies machte sie keck in ihrem Auftreten.


Verwegenes.

Nichts Verwegenes oder Aergeres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt.

„Ihr schmäht die böhmakischen Bauern und putzt euere Nasen oder kratzt sie und sagt: je nun, was aus [Spaltenumbruch] dem Dorfe kommt, das kommt von den Bauern und trägt den Bauern mit sich, und ist nichts Aergeres und Verwegeneres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt.“ (Prag im Munde der Prediger, Bohemia 1875, Nr. 138.)


Verwegenheit.

1 Verwegenheit bringt Beulen (Schrammen) an den Kopf.

Engl.: The insolent are never without wounds.

2 Verwegenheit hilft oft aus Verlegenheit.

3 Verwegenheit reimt sich mit keinem Weisen.

4 Verwegenheit thut selten gut.

Lat.: Nocuit temeraria virtus. (Ovid.) (Philippi, II, 30.)

5 Was für Verwegenheit, rief die Magd, als sie ihren Buhlen nachts im Bette fand, und fasste ihn, als er gehen wollte.Eiselein, 620.


Verweilen.

1 Verweilen ist besser als eilen.

„In Veränderung des gemeinen Wesen ists besser verweilen als eilen.“ (Sutor, 230.)

*2 Zu lang verweilt und sich bedacht, hat manchen um gross Glück gebracht.

Lat.: Suffocant parvae commoda magna morae. (Chaos, 706.)


Verweis.

1 Ich will den Verweis nicht haben, rief der Bauer, als der Pfarrer predigte: Ich bin hungrig gewesen vnd ihr habt mich nicht gespeist u. s. w., ich hätte Schinken und Bier vorgesetzt, wenn ihr zu mir gekommen wäret.Zinkgref, I, 164.

2 Verweise schüttelt man ab.

3 Verweise sind keine Schläge.

It.: Dalle grida ne scampa il lupo.

4 Viel Verweis gibt viel Be-schisses.


Verweit.

Verweit1 as ên Judensêl. (Holst.) – Schütze, IV, 355.

1) In Gedanken versunken, abwesend, nicht aufmerkend, und, wie oben, verloren.


Verwelschen.

Was verwelscht, das ist verfälscht.

Zur Zeit des deutsch-französischen Kriegs erinnerte der vlämische Dichter Frans de Cort in der brüsseler Zwep daran, um das Jahr 1849 zur Zeit des Becker'schen Rheinliedes im Elsass von wackern deutschen Männern gehört zu haben, dass ihre Provinz ein Zwischenland von Frankreich und Deutschland bilde und dass das „Elsasservolk“ mit den Franzosen keine Aehnlichkeit habe, dass das unterscheidende Merkmal des französischen Volkscharakters die Treulosigkeit, während im deutschen Volkscharakter die Treue tief begründet sei. Ein im vlämischen Volke seit unvordenklicher Zeit verbreitetes Losungswort lautet: What walsch is, valsch is. (Deutsche Allgem. Zeitung, Leipzig 1870, Nr. 256, S. 2351.)


Verweren.

Was besser zu verweren1, ist auch besser zu behalten.Graf, 94, 166.

1) D. i. die rechte Gewere erlangen. Nach der Glosse zum Sachsenspiegel wird die rechte Gewere an Lehen in einem Jahre erlangt, die rechte Gewere an Eigen (s. d. 7) aber erst in dreissig Jahren, so ist der Besitz eines Lehens leichter zu erhalten und zu bewahren vor Gericht als die Eigengewere. Wer aber einmal ein Gut der letztern Art besitzt, der behält es auch sicher, es kann ihm nicht so leicht entzogen werden.


Verwerfen.

1 Verwirf das Schlechte nie, ehe du was Besseres hast.

Lat.: Nil cito mutabis, donec meliora parabis.

2 Wo man verwirft der Weisen Lehr', da wächst Untugend immer mehr.

*3 Etwas verwerfen, wie jener Fuchs die sauern Birn.Nas, 406a.


Verwerthert.

* Er hat sich verwerthert.


Verwickeln.

1 Das ist so verwickelt wie die Beine der köpenicker Rathsherren.

Vom Rathe der Stadt Köpenick erzählt man, die Beine der Rathsherren seien einst bei einer wichtigen Sitzung so in einen Knäuel untereinander gerathen, dass beim Aufstehen kein Rathsherr die seinigen hätte ausfindig machen können. Erst als infolge des darüber entstandenen Lärms viele Bürger in den Rathssaal eilten und der Schweinhirt, der sich unter den Neugierigen befand, instinctmässig seine lange Peitsche gebrauchte, gelang es der Rathsversammlung, die Beineverwirrung zu lösen und den Saal zu verlassen. (Reinsberg VI, 126.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0816" n="[810]"/><cb n="1619"/>
*4 Er ist (mit mir) verwandt aus der hundertsten Tasche. (S. 3 und Vetter 27.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Wir sind nahe verwandt, wir haben an Einer Sonne unsere Fusslappen getrocknet.</hi> (S.  Ochs 403,  Suppe 96 und  Vetter.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Blizký p&#x0159;íbuzný &#x2013; na jednom slunci jsme onuce su&#x0161;ili. &#x2013; Splákla voda hrabanku, a ud&#x0115;lala nâplav. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 523.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Wend.</hi>: Na&#x0161; pos a jich pos staj njedy z jeneje &#x0161;klje jed&#x0142;oj. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 523.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwandter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Jeglicher begünstigt seine Verwandten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (797)</hi>: Itlik gunt synen vrunden. (Quisque favet multum cunctis sibi sanguine iunctis.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Mit Verwandten soll man trinken und essen, aber nicht zählen und messen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Keine Handelsgeschäfte treiben, eine Ansicht, der auch die Neugriechen sind. (<hi rendition="#i">Sanders, 223, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Verwandte und Freunde müssen sich besuchen, aber nicht zusammenwohnen.</hi> (<hi rendition="#i">Orient.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das zu nahe Beisammensein erzeugt Vertraulichkeit, diese Verachtung und aus solcher entsteht Hass und Hader.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Verwandte und nicht Freunde, Freunde ohne Vermögen, Vermögen ohne Willen, Willen ohne Werk, Werk ohne Nutz, Nutz ohne Kraft sind einen Strohhalm werth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Viel Verwandte, wenig Freunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Von den Verwandten weit, gibt grosse Liebe, näher bei ihnen Zank und Hiebe.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer seiner Verwanten ehr nicht in acht nimpt, der veracht sein eigen ehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 207, 45.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer sich auf Verwandte verlässt, der ist verlassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Nè di frate nè di sor spera di tor. &#x2013; Nè di fratello, ne di sorella spera togliere. (<hi rendition="#i">Biber.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwandtschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De Verwandtschaft geit't, söâ' de Schnîder, doa sprung 'r in 'n Dîk un treckte 'n Zickenbuck 'rut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlingmann, 1255.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Etwas Verwandtschaft macht gute Freundschaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2774; Körte, 6290.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Weinig maagschap, goede vriendschap. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 45<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Nobel Verwandtschaft gibt nobel Bekanntschaft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Verwandtschaft geht über Bekanntschaft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Verwandtschaft ohne Freundschaft, Freundschaft ohne Geld, Geld ohne Tugend taugen alle nicht viel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Slegtskab uden venskab, vendskab uden penge, penge uden dyd duer intet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 512.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wo wenig Verwandtschaft, da ist gut freien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wat maagschapt vrijt wel. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, II, 45<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwarf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Grosser Verwarf hat viel Bedarf.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwarnen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer sich nit wil verwarnen lan, der muss den Spot zum Schaden han.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 782.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwechseln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Man verwechselt wol die Handschuhe, aber nicht die Arschbacken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bjerg og bakker blæse sammen, men ikke arsbalder. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 71.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwechselung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eine Verwechselung ist leicht möglich, sagte der Bauer, als er Essig in die Lampe gegossen hatte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eene vergissing kan plaats hebben, sei de boer, toen goot hij azijn in de lamp. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 371<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwegen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist verwegen, einem Wolf die Hand in den Rachen zu legen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Verwegen wird nicht verlegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In rebus dubiis plurima est audacia (<hi rendition="#i">Philippi, I, 203.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 He is so verwagen (verwegen, keck) as en Schoknecht.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Hamburg hatten die Schuhmacher gewisse Privilegien; dies machte sie keck in ihrem Auftreten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwegenes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Nichts Verwegenes oder Aergeres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ihr schmäht die böhmakischen Bauern und putzt euere Nasen oder kratzt sie und sagt: je nun, was aus <cb n="1620"/>
dem Dorfe kommt, das kommt von den Bauern und trägt den Bauern mit sich, und ist nichts Aergeres und Verwegeneres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Prag im Munde der Prediger, Bohemia 1875, Nr. 138.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwegenheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Verwegenheit bringt Beulen (Schrammen) an den Kopf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The insolent are never without wounds.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Verwegenheit hilft oft aus Verlegenheit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Verwegenheit reimt sich mit keinem Weisen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Verwegenheit thut selten gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nocuit temeraria virtus. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 30.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Was für Verwegenheit, rief die Magd, als sie ihren Buhlen nachts im Bette fand, und fasste ihn, als er gehen wollte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 620.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verweilen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Verweilen ist besser als eilen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;In Veränderung des gemeinen Wesen ists besser verweilen als eilen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Sutor, 230.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Zu lang verweilt und sich bedacht, hat manchen um gross Glück gebracht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Suffocant parvae commoda magna morae. (<hi rendition="#i">Chaos, 706.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verweis.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ich will den Verweis nicht haben, rief der Bauer, als der Pfarrer predigte: Ich bin hungrig gewesen vnd ihr habt mich nicht gespeist u. s. w., ich hätte Schinken und Bier vorgesetzt, wenn ihr zu mir gekommen wäret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, I, 164.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Verweise schüttelt man ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Verweise sind keine Schläge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Dalle grida ne scampa il lupo.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Viel Verweis gibt viel Be-schisses.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verweit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Verweit<hi rendition="#sup">1</hi> as ên Judensêl.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 355.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) In Gedanken versunken, abwesend, nicht aufmerkend, und, wie oben, verloren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwelschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Was verwelscht, das ist verfälscht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Zeit des deutsch-französischen Kriegs erinnerte der vlämische Dichter <hi rendition="#i">Frans de Cort</hi> in der brüsseler <hi rendition="#i">Zwep</hi> daran, um das Jahr 1849 zur Zeit des <hi rendition="#i">Becker</hi>'schen <hi rendition="#i">Rheinliedes</hi> im Elsass von wackern deutschen Männern gehört zu haben, dass ihre Provinz ein Zwischenland von Frankreich und Deutschland bilde und dass das &#x201E;Elsasservolk&#x201C; mit den Franzosen keine Aehnlichkeit habe, dass das unterscheidende Merkmal des französischen Volkscharakters die Treulosigkeit, während im deutschen Volkscharakter die Treue tief begründet sei. Ein im vlämischen Volke seit unvordenklicher Zeit verbreitetes Losungswort lautet: What walsch is, valsch is. (<hi rendition="#i">Deutsche Allgem. Zeitung, Leipzig 1870, Nr. 256, S. 2351.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verweren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was besser zu verweren<hi rendition="#sup">1</hi>, ist auch besser zu behalten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 94, 166.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) D. i. die rechte Gewere erlangen. Nach der Glosse zum <hi rendition="#i">Sachsenspiegel</hi> wird die rechte Gewere an Lehen in einem Jahre erlangt, die rechte Gewere an  Eigen (s. d. 7) aber erst in dreissig Jahren, so ist der Besitz eines Lehens leichter zu erhalten und zu bewahren vor Gericht als die Eigengewere. Wer aber einmal ein Gut der letztern Art besitzt, der behält es auch sicher, es kann ihm nicht so leicht entzogen werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwerfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Verwirf das Schlechte nie, ehe du was Besseres hast.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nil cito mutabis, donec meliora parabis.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wo man verwirft der Weisen Lehr', da wächst Untugend immer mehr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Etwas verwerfen, wie jener Fuchs die sauern Birn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nas, 406<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwerthert.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat sich verwerthert.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verwickeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das ist so verwickelt wie die Beine der köpenicker Rathsherren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Rathe der Stadt Köpenick erzählt man, die Beine der Rathsherren seien einst bei einer wichtigen Sitzung so in einen Knäuel untereinander gerathen, dass beim Aufstehen kein Rathsherr die seinigen hätte ausfindig machen können. Erst als infolge des darüber entstandenen Lärms viele Bürger in den Rathssaal eilten und der Schweinhirt, der sich unter den Neugierigen befand, instinctmässig seine lange Peitsche gebrauchte, gelang es der Rathsversammlung, die Beineverwirrung zu lösen und den Saal zu verlassen. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 126.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[810]/0816] *4 Er ist (mit mir) verwandt aus der hundertsten Tasche. (S. 3 und Vetter 27.) *5 Wir sind nahe verwandt, wir haben an Einer Sonne unsere Fusslappen getrocknet. (S. Ochs 403, Suppe 96 und Vetter.) Böhm.: Blizký příbuzný – na jednom slunci jsme onuce sušili. – Splákla voda hrabanku, a udĕlala nâplav. (Čelakovsky, 523.) Wend.: Naš pos a jich pos staj njedy z jeneje šklje jedłoj. (Čelakovsky, 523.) Verwandter. 1 Jeglicher begünstigt seine Verwandten. Bei Tunnicius (797): Itlik gunt synen vrunden. (Quisque favet multum cunctis sibi sanguine iunctis.) 2 Mit Verwandten soll man trinken und essen, aber nicht zählen und messen. Keine Handelsgeschäfte treiben, eine Ansicht, der auch die Neugriechen sind. (Sanders, 223, 27.) 3 Verwandte und Freunde müssen sich besuchen, aber nicht zusammenwohnen. (Orient.) Das zu nahe Beisammensein erzeugt Vertraulichkeit, diese Verachtung und aus solcher entsteht Hass und Hader. 4 Verwandte und nicht Freunde, Freunde ohne Vermögen, Vermögen ohne Willen, Willen ohne Werk, Werk ohne Nutz, Nutz ohne Kraft sind einen Strohhalm werth. 5 Viel Verwandte, wenig Freunde. 6 Von den Verwandten weit, gibt grosse Liebe, näher bei ihnen Zank und Hiebe. (Lit.) 7 Wer seiner Verwanten ehr nicht in acht nimpt, der veracht sein eigen ehr. – Lehmann, 207, 45. 8 Wer sich auf Verwandte verlässt, der ist verlassen. It.: Nè di frate nè di sor spera di tor. – Nè di fratello, ne di sorella spera togliere. (Biber.) Verwandtschaft. 1 De Verwandtschaft geit't, söâ' de Schnîder, doa sprung 'r in 'n Dîk un treckte 'n Zickenbuck 'rut. – Schlingmann, 1255. 2 Etwas Verwandtschaft macht gute Freundschaft. – Simrock, 2774; Körte, 6290. Holl.: Weinig maagschap, goede vriendschap. (Harrebomée, II, 45b.) 3 Nobel Verwandtschaft gibt nobel Bekanntschaft. 4 Verwandtschaft geht über Bekanntschaft. 5 Verwandtschaft ohne Freundschaft, Freundschaft ohne Geld, Geld ohne Tugend taugen alle nicht viel. Dän.: Slegtskab uden venskab, vendskab uden penge, penge uden dyd duer intet. (Prov. dan., 512.) 6 Wo wenig Verwandtschaft, da ist gut freien. Holl.: Wat maagschapt vrijt wel. ( Harrebomée, II, 45b.) Verwarf. Grosser Verwarf hat viel Bedarf. Verwarnen. Wer sich nit wil verwarnen lan, der muss den Spot zum Schaden han. – Petri, II, 782. Verwechseln. Man verwechselt wol die Handschuhe, aber nicht die Arschbacken. Dän.: Bjerg og bakker blæse sammen, men ikke arsbalder. (Prov. dan., 71.) Verwechselung. Eine Verwechselung ist leicht möglich, sagte der Bauer, als er Essig in die Lampe gegossen hatte. Holl.: Eene vergissing kan plaats hebben, sei de boer, toen goot hij azijn in de lamp. (Harrebomée, II, 371a.) Verwegen. 1 Es ist verwegen, einem Wolf die Hand in den Rachen zu legen. 2 Verwegen wird nicht verlegen. Lat.: In rebus dubiis plurima est audacia (Philippi, I, 203.) *3 He is so verwagen (verwegen, keck) as en Schoknecht. (Hamburg.) – Schütze, IV, 55. In Hamburg hatten die Schuhmacher gewisse Privilegien; dies machte sie keck in ihrem Auftreten. Verwegenes. Nichts Verwegenes oder Aergeres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt. „Ihr schmäht die böhmakischen Bauern und putzt euere Nasen oder kratzt sie und sagt: je nun, was aus dem Dorfe kommt, das kommt von den Bauern und trägt den Bauern mit sich, und ist nichts Aergeres und Verwegeneres als ein Bauer, wenn ihm der Stiefel schwillt.“ (Prag im Munde der Prediger, Bohemia 1875, Nr. 138.) Verwegenheit. 1 Verwegenheit bringt Beulen (Schrammen) an den Kopf. Engl.: The insolent are never without wounds. 2 Verwegenheit hilft oft aus Verlegenheit. 3 Verwegenheit reimt sich mit keinem Weisen. 4 Verwegenheit thut selten gut. Lat.: Nocuit temeraria virtus. (Ovid.) (Philippi, II, 30.) 5 Was für Verwegenheit, rief die Magd, als sie ihren Buhlen nachts im Bette fand, und fasste ihn, als er gehen wollte. – Eiselein, 620. Verweilen. 1 Verweilen ist besser als eilen. „In Veränderung des gemeinen Wesen ists besser verweilen als eilen.“ (Sutor, 230.) *2 Zu lang verweilt und sich bedacht, hat manchen um gross Glück gebracht. Lat.: Suffocant parvae commoda magna morae. (Chaos, 706.) Verweis. 1 Ich will den Verweis nicht haben, rief der Bauer, als der Pfarrer predigte: Ich bin hungrig gewesen vnd ihr habt mich nicht gespeist u. s. w., ich hätte Schinken und Bier vorgesetzt, wenn ihr zu mir gekommen wäret. – Zinkgref, I, 164. 2 Verweise schüttelt man ab. 3 Verweise sind keine Schläge. It.: Dalle grida ne scampa il lupo. 4 Viel Verweis gibt viel Be-schisses. Verweit. Verweit1 as ên Judensêl. (Holst.) – Schütze, IV, 355. 1) In Gedanken versunken, abwesend, nicht aufmerkend, und, wie oben, verloren. Verwelschen. Was verwelscht, das ist verfälscht. Zur Zeit des deutsch-französischen Kriegs erinnerte der vlämische Dichter Frans de Cort in der brüsseler Zwep daran, um das Jahr 1849 zur Zeit des Becker'schen Rheinliedes im Elsass von wackern deutschen Männern gehört zu haben, dass ihre Provinz ein Zwischenland von Frankreich und Deutschland bilde und dass das „Elsasservolk“ mit den Franzosen keine Aehnlichkeit habe, dass das unterscheidende Merkmal des französischen Volkscharakters die Treulosigkeit, während im deutschen Volkscharakter die Treue tief begründet sei. Ein im vlämischen Volke seit unvordenklicher Zeit verbreitetes Losungswort lautet: What walsch is, valsch is. (Deutsche Allgem. Zeitung, Leipzig 1870, Nr. 256, S. 2351.) Verweren. Was besser zu verweren1, ist auch besser zu behalten. – Graf, 94, 166. 1) D. i. die rechte Gewere erlangen. Nach der Glosse zum Sachsenspiegel wird die rechte Gewere an Lehen in einem Jahre erlangt, die rechte Gewere an Eigen (s. d. 7) aber erst in dreissig Jahren, so ist der Besitz eines Lehens leichter zu erhalten und zu bewahren vor Gericht als die Eigengewere. Wer aber einmal ein Gut der letztern Art besitzt, der behält es auch sicher, es kann ihm nicht so leicht entzogen werden. Verwerfen. 1 Verwirf das Schlechte nie, ehe du was Besseres hast. Lat.: Nil cito mutabis, donec meliora parabis. 2 Wo man verwirft der Weisen Lehr', da wächst Untugend immer mehr. *3 Etwas verwerfen, wie jener Fuchs die sauern Birn. – Nas, 406a. Verwerthert. * Er hat sich verwerthert. Verwickeln. 1 Das ist so verwickelt wie die Beine der köpenicker Rathsherren. Vom Rathe der Stadt Köpenick erzählt man, die Beine der Rathsherren seien einst bei einer wichtigen Sitzung so in einen Knäuel untereinander gerathen, dass beim Aufstehen kein Rathsherr die seinigen hätte ausfindig machen können. Erst als infolge des darüber entstandenen Lärms viele Bürger in den Rathssaal eilten und der Schweinhirt, der sich unter den Neugierigen befand, instinctmässig seine lange Peitsche gebrauchte, gelang es der Rathsversammlung, die Beineverwirrung zu lösen und den Saal zu verlassen. (Reinsberg VI, 126.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/816
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [810]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/816>, abgerufen am 27.04.2024.