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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 6 Ein Vetter, der Geld bringt, ist willkommener, als einer, der sich selber bringt.

Lat.: Liberalior est is qui sua offert, quam qui seipsum. (Bovill, II, 156.)

7 Einen Vetter aus der Fern sieht jeder gern. - Petri, II, 66.

Besonders aus Ost- oder Westindien, wenn er viel Geld besitzt.

8 Je mehr Vettern, je mehr Schelme.

Böhm.: Cim vic kmotruv (strycuv) tim vic selem. (Celakovsky, 411.)

9 Komm, Vetter, zu Gast, wenn du Essen bei dir hast.

Lat.: Ad coenam invitas, veniam, timeo, sed unum hoc rogo ne facias sumptum: egor amore cibo. (Chaos, 112.)

10 Mein Vetter ist ein frommer Priester; fiel sein Kellnerin die Stiegen hinab, wess weib wirt weynen? - Wachter, Aiiij.

11 Reicher Vetter, armer Retter.

Krain.: Toliko pomaga zlahta, kolikor stara plahta. (Celakovsky, 397.)

12 Stecke dich nicht zwischen Vetter und Freunde, sonst klemmst du dich.

Frz.: Il fait mauvais aller au bois quand les loups s'entre mangent. - Ne te mele point d'affaire qui sont entre freres. (Masson, 360.)

Poln.: Domowe pisy choe sie kasaja, wilka ujrzawszy nau sie rzucaja. - Nie kludz palka miedzy drzwi, bo sie uskrzy niesz; nie wtra cay sie miedzy malzonkien i przyiacioty. (Masson, 359.)

It.: Il fuoco piu s'accende, se vi si soffla dentro. (Masson, 360.)

Span.: Entre hermanos no metas tu manos. (Masson, 360.)

13 Vedder mi hiy, Vedder mi doa; bliyw mi vam Kirssenbom. (Iserlohn.) - Woeste, 79, 344; für Waldeck: Curtze, 324, 122; Schiller, III, 35a.

14 Vell Veddern, vell Hundsfötter. - Schlingmann, 1385.

Dän.: Frende er frende verst. (Prov. dan., 197.)

15 Vetter Gevatter vor der Brugg, mach' mir meine Hosen lugg (locker). (Schweiz.)

16 Vetter wie Kabisbletter, Gevatterslüt wie Hundsfütt, Fründ wie Hünd. - Sutermeister, 105.

17 Vettern und Tanten sind gute Secundanten.

Frz.: Tout se fait dans ce monele par compere et commere.

18 Viel Vettern und wenig Freunde.

Dän.: Man haver tit mange frender, men faa venner. (Prov. dan., 198.)

19 Vor den Vettern muss man sich hüten, sagte der Fuchs, als er einen (rothen Jagd-)Hund kommen sah, und empfahl sich.

Dän.: Frende er frende verst, sagde reven om de röde huude. (Prov. dan., 198.)

20 Wär' mein Vetter ein Schelmenschinder und hätt' geschunden Pferd' und Rinder, hätt' ich nur Geld, ich wäre hoch in der Welt.

21 Was Vetter, was Freund, sagte der Storch zum Frosch, als dieser ihn "lieber Vetter" grüsste, und frass ihn.

Holl.: Vrede best, zei de kikker tegen den ooijevaar. (Harrebomee, I, 400b.)

22 Wat Vedder wat Fründ, bleif mei von'n Wagen. (Mecklenburg.) - Schiller, III, 35a.

23 Wat Vedder, wat Fründ, seggt de Köster, Jung, treck de Büxen af. - Kern, 335.

Ziehe die Hosen herunter, für den Zweck einer unparteiischen Züchtigung.

24 Wohl dem, der an rechter Statt gute Vettern hat.

Engl.: It is good to be near of kin to an estate. (Gaal, 529.)

25 Zwischen Vettern und Freunde stecke dich nicht, sonst klemmst du dich. - Körte, 6297; Schottel, 1116b; Simrock, 10955; Braun, I, 4777.

*26 Der ist mir auch ein sauberer Vetter.

Holl.: Hij is een lastige oom. (Harrebomee, II, 146b.)

*27 Ein Vetter aus dem funfzehnten Gliede (Sippe). (S. Ochs 403, Suppe 96 und Verwandt 3 u. 4.)

Böhm.: Jeho matka a ma matka jsou sobe dve vlastni zeny. - Jeho matka a ma matka na jedne vode pradlo praly. - Jest mi blizky pritel, ja jedne matere syn, a on druhe. - Stryc z patnaoteho kolena. (Celakovsky, 523.)

*28 Er ist durch keinen Vetter hinaufgekommen.

Was er ist, verdankt er eigenem Verdienst.

Böhm.: Povysen ne z roli, ni za soli, ale tim, co ho boli. (Celakovsky, 172.)

Poln.: Powstal nie z roli, ani z soli, ale z tego, co go boli. (Celakovsky, 172.)

[Spaltenumbruch] *29 Er ist ein lustiger Vetter.

*30 Es ist a schwäbischer Vetter. (Ulm.) - Nefflen.

*31 Es ist ein warmer Vetter. (Schles.)

Ist ein wohlhabender, reicher Mann, dem man es nach seiner äussern Haltung nicht ansieht. Vetter wird unter vornehmen Personen auch als Anredewort gebraucht. (Cholevius, 14.)

Frz.: Cet homme a bien mis de la paille dans ses souliers. (Lendroy, 1124.) - Il pond sur ses oeufs.

*32 Etwas an den Vetter verlieren.

So, dass es in der Familie bleibt, an Verwandte kommt. In Warschau jüdisch-deutsch: Es bleibt in der Mischpuche. Die Redensart wird beim Spiel gebraucht, besonders wenn jemand an einen Verwandten Geld u. s. w. verliert. Man will dem Verlierer gleichsam sagen: Tröste dich, dein Geld kommt nicht an Fremde, es bleibt in der Familie.

*33 Hier, Vedder Kohlstrunk. (Ostfries.)

*34 Sei mir nit kein Vetter ün nüh mir nit kein Stiefel. (Jüd.-deutsch.)

In Warschau, um zu sagen: Ich will nicht dein Gutes und nicht dein Böses; ich will mit dir in keiner Beziehung stehen.

*35 Wenn du mein Vetter nicht wärst! -


Vetterchen.

Verring, lat scheten, segt Glei. (Mecklenburg.) - Hoefer, 397.


Vettermicheln.

*1 Er mag (soll) mich vettermicheln. (Meiningen.)

*2 Sich an jemand heran vettermicheln.

In aufdringlicher Weise Bekanntschaft zu machen suchen.


Vettern.

Wo sich's vettert, da muhmt sich's auch.


Vetterschaft.

*1 Es geht hier alles nach Vetterschaft (Gunst).

Frz.: Tout ici va par compere et par commere. (Lendroy, 475.)

*2 Vetterschaft thut viel. - Schuppius, Tract.


Vetterstrasse.

* Die Vetternstrasse reisen.

Von jemand, der seine Reise so einrichtet, dass er so viel als möglich bei Bekannten und Verwandten einkehren kann, um die theuern Gasthöfe zu vermeiden. "Bald auf der Vetterstrasse reisend, bald in Dorfschenken auf der Streu rastend u. s. w. lernte er (Heinr. Rückert) Land und Leute kennen." (Schles. Zeitung, 1875, Nr. 521.)


Vexation.

1 Vexatio dat intellectum, sagte die Katze und sass auf dem Speck. - Hoefer, 589; Schaltjahr, III, 157.

2 Vexation lehrt verstohn. - Körte, 6298.


Vexatz.

Vexatz und Trug macht Klaus Latz klug. - Körte, 6299.


Vexirbeutel.

* Es ist ein Vexirbeutel.

Lat.: Gangamor. (Philippi, I, 167.)


Vexiren.

1 Es ist kein schlimmer Vexiren, als wenn man die Wahrheit sagt.

2 Mit vexiren vnd spotten, vnnd mit Worten schlägt man die feindt nicht. - Petri, II, 481; Henisch, 1053, 55.

3 Wenn einer vexirt wird, ists besser, es lache einer darzu, denn dass er dagegen die Zeen wetzt, damit er das spiel verderbt. - Lehmann, 704, 15.

4 Wer kein Vexiren leiden kann, der ziehe Sporn und Stiefel an, sitz auf ein Esel, reit davon und leb im Wald auf sein Raison. - Seybold, 492.

Lat.: Qui nil ferre potest hominum commercia vitet, et solis degat sylvis aut montibus altis. (Seybold, 492.)

5 Wer nicht kan vexiren leyden, muss nur den Esel reiten. - Gruter, III, 109; Zinkgref, IV, 379; Lehmann, II, 875, 216; Chaos, 470; Körte, 6300.

Empfiehlt Uebung in der Geduld. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erschien ein jetzt seltenes Flugblatt unter dem Titel Wer nicht vexiern kann leiden, muss auf dem Esel reiten.

6 Wer sich nicht selber will vexiren, muss keine Gespenster citiren.

[Spaltenumbruch] 6 Ein Vetter, der Geld bringt, ist willkommener, als einer, der sich selber bringt.

Lat.: Liberalior est is qui sua offert, quam qui seipsum. (Bovill, II, 156.)

7 Einen Vetter aus der Fern sieht jeder gern.Petri, II, 66.

Besonders aus Ost- oder Westindien, wenn er viel Geld besitzt.

8 Je mehr Vettern, je mehr Schelme.

Böhm.: Čím víc kmotrův (strýcův) tim vic šelem. (Čelakovsky, 411.)

9 Komm, Vetter, zu Gast, wenn du Essen bei dir hast.

Lat.: Ad coenam invitas, veniam, timeo, sed unum hoc rogo ne facias sumptum: egor amore cibo. (Chaos, 112.)

10 Mein Vetter ist ein frommer Priester; fiel sein Kellnerin die Stiegen hinab, wess weib wirt weynen?Wachter, Aiiij.

11 Reicher Vetter, armer Retter.

Krain.: Toliko pomaga žlahta, kolikor stara plahta. (Čelakovsky, 397.)

12 Stecke dich nicht zwischen Vetter und Freunde, sonst klemmst du dich.

Frz.: Il fait mauvais aller au bois quand les loups s'entre mangent. – Ne te mèle point d'affaire qui sont entre frères. (Masson, 360.)

Poln.: Domowe pisy choé się kąsąją, wilka ujrzawszy naú się rzucają. – Nie kłudž palka między drzwi, bo się uskrzy niész; nie wtrą cay się między małzonkien i przyiacioty. (Masson, 359.)

It.: Il fuoco più s'accende, se vi si soffla dentro. (Masson, 360.)

Span.: Entre hermanos no metas tu manos. (Masson, 360.)

13 Vedder mi hiy, Vedder mi doa; bliyw mi vam Kirssenbom. (Iserlohn.) – Woeste, 79, 344; für Waldeck: Curtze, 324, 122; Schiller, III, 35a.

14 Vell Veddern, vell Hundsfötter.Schlingmann, 1385.

Dän.: Frende er frende verst. (Prov. dan., 197.)

15 Vetter Gevatter vor der Brugg, mach' mir meine Hosen lugg (locker). (Schweiz.)

16 Vetter wie Kabisbletter, Gevatterslüt wie Hundsfütt, Fründ wie Hünd.Sutermeister, 105.

17 Vettern und Tanten sind gute Secundanten.

Frz.: Tout se fait dans ce monele par compère et commère.

18 Viel Vettern und wenig Freunde.

Dän.: Man haver tit mange frender, men faa venner. (Prov. dan., 198.)

19 Vor den Vettern muss man sich hüten, sagte der Fuchs, als er einen (rothen Jagd-)Hund kommen sah, und empfahl sich.

Dän.: Frende er frende verst, sagde reven om de røde huude. (Prov. dan., 198.)

20 Wär' mein Vetter ein Schelmenschinder und hätt' geschunden Pferd' und Rinder, hätt' ich nur Geld, ich wäre hoch in der Welt.

21 Was Vetter, was Freund, sagte der Storch zum Frosch, als dieser ihn „lieber Vetter“ grüsste, und frass ihn.

Holl.: Vrede best, zei de kikker tegen den ooijevaar. (Harrebomée, I, 400b.)

22 Wat Vedder wat Fründ, blîf mî von'n Wagen. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 35a.

23 Wat Vedder, wat Fründ, seggt de Köster, Jung, treck de Büxen af.Kern, 335.

Ziehe die Hosen herunter, für den Zweck einer unparteiischen Züchtigung.

24 Wohl dem, der an rechter Statt gute Vettern hat.

Engl.: It is good to be near of kin to an estate. (Gaal, 529.)

25 Zwischen Vettern und Freunde stecke dich nicht, sonst klemmst du dich.Körte, 6297; Schottel, 1116b; Simrock, 10955; Braun, I, 4777.

*26 Der ist mir auch ein sauberer Vetter.

Holl.: Hij is een lastige oom. (Harrebomée, II, 146b.)

*27 Ein Vetter aus dem funfzehnten Gliede (Sippe). (S. Ochs 403, Suppe 96 und Verwandt 3 u. 4.)

Böhm.: Jeho matka a má matka jsou sobĕ dvĕ vlastni žený. – Jeho matka a má matka na jedné vodĕ prádlo praly. – Jest mi blizký přítel, já jedné mateře syn, a on druhé. – Strýc z patnáotého kolena. (Čelakovsky, 523.)

*28 Er ist durch keinen Vetter hinaufgekommen.

Was er ist, verdankt er eigenem Verdienst.

Böhm.: Povýšen ne z rolí, ni za solí, ale tím, co ho boli. (Čelakovsky, 172.)

Poln.: Powstał nie z roli, ani z soli, ale z tego, co go boli. (Čelakovsky, 172.)

[Spaltenumbruch] *29 Er ist ein lustiger Vetter.

*30 Es ist a schwäbischer Vetter. (Ulm.) – Nefflen.

*31 Es ist ein warmer Vetter. (Schles.)

Ist ein wohlhabender, reicher Mann, dem man es nach seiner äussern Haltung nicht ansieht. Vetter wird unter vornehmen Personen auch als Anredewort gebraucht. (Cholevius, 14.)

Frz.: Cet homme a bien mis de la paille dans ses souliers. (Lendroy, 1124.) – Il pond sur ses oeufs.

*32 Etwas an den Vetter verlieren.

So, dass es in der Familie bleibt, an Verwandte kommt. In Warschau jüdisch-deutsch: Es bleibt in der Mischpuche. Die Redensart wird beim Spiel gebraucht, besonders wenn jemand an einen Verwandten Geld u. s. w. verliert. Man will dem Verlierer gleichsam sagen: Tröste dich, dein Geld kommt nicht an Fremde, es bleibt in der Familie.

*33 Hier, Vedder Kohlstrunk. (Ostfries.)

*34 Sei mir nit kein Vetter ün nüh mir nit kein Stiefel. (Jüd.-deutsch.)

In Warschau, um zu sagen: Ich will nicht dein Gutes und nicht dein Böses; ich will mit dir in keiner Beziehung stehen.

*35 Wenn du mein Vetter nicht wärst! -


Vetterchen.

Verring, lât schêten, segt Glei. (Mecklenburg.) – Hoefer, 397.


Vettermicheln.

*1 Er mag (soll) mich vettermicheln. (Meiningen.)

*2 Sich an jemand heran vettermicheln.

In aufdringlicher Weise Bekanntschaft zu machen suchen.


Vettern.

Wo sich's vettert, da muhmt sich's auch.


Vetterschaft.

*1 Es geht hier alles nach Vetterschaft (Gunst).

Frz.: Tout ici va par compère et par commère. (Lendroy, 475.)

*2 Vetterschaft thut viel.Schuppius, Tract.


Vetterstrasse.

* Die Vetternstrasse reisen.

Von jemand, der seine Reise so einrichtet, dass er so viel als möglich bei Bekannten und Verwandten einkehren kann, um die theuern Gasthöfe zu vermeiden. „Bald auf der Vetterstrasse reisend, bald in Dorfschenken auf der Streu rastend u. s. w. lernte er (Heinr. Rückert) Land und Leute kennen.“ (Schles. Zeitung, 1875, Nr. 521.)


Vexation.

1 Vexatio dat intellectum, sagte die Katze und sass auf dem Speck.Hoefer, 589; Schaltjahr, III, 157.

2 Vexation lehrt verstohn.Körte, 6298.


Vexatz.

Vexatz und Trug macht Klaus Latz klug.Körte, 6299.


Vexirbeutel.

* Es ist ein Vexirbeutel.

Lat.: Gangamor. (Philippi, I, 167.)


Vexiren.

1 Es ist kein schlimmer Vexiren, als wenn man die Wahrheit sagt.

2 Mit vexiren vnd spotten, vnnd mit Worten schlägt man die feindt nicht.Petri, II, 481; Henisch, 1053, 55.

3 Wenn einer vexirt wird, ists besser, es lache einer darzu, denn dass er dagegen die Zeen wetzt, damit er das spiel verderbt.Lehmann, 704, 15.

4 Wer kein Vexiren leiden kann, der ziehe Sporn und Stiefel an, sitz auf ein Esel, reit davon und leb im Wald auf sein Raison.Seybold, 492.

Lat.: Qui nil ferre potest hominum commercia vitet, et solis degat sylvis aut montibus altis. (Seybold, 492.)

5 Wer nicht kan vexiren leyden, muss nur den Esel reiten.Gruter, III, 109; Zinkgref, IV, 379; Lehmann, II, 875, 216; Chaos, 470; Körte, 6300.

Empfiehlt Uebung in der Geduld. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erschien ein jetzt seltenes Flugblatt unter dem Titel Wer nicht vexiern kann leiden, muss auf dem Esel reiten.

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[[814]/0820] 6 Ein Vetter, der Geld bringt, ist willkommener, als einer, der sich selber bringt. Lat.: Liberalior est is qui sua offert, quam qui seipsum. (Bovill, II, 156.) 7 Einen Vetter aus der Fern sieht jeder gern. – Petri, II, 66. Besonders aus Ost- oder Westindien, wenn er viel Geld besitzt. 8 Je mehr Vettern, je mehr Schelme. Böhm.: Čím víc kmotrův (strýcův) tim vic šelem. (Čelakovsky, 411.) 9 Komm, Vetter, zu Gast, wenn du Essen bei dir hast. Lat.: Ad coenam invitas, veniam, timeo, sed unum hoc rogo ne facias sumptum: egor amore cibo. (Chaos, 112.) 10 Mein Vetter ist ein frommer Priester; fiel sein Kellnerin die Stiegen hinab, wess weib wirt weynen? – Wachter, Aiiij. 11 Reicher Vetter, armer Retter. Krain.: Toliko pomaga žlahta, kolikor stara plahta. (Čelakovsky, 397.) 12 Stecke dich nicht zwischen Vetter und Freunde, sonst klemmst du dich. Frz.: Il fait mauvais aller au bois quand les loups s'entre mangent. – Ne te mèle point d'affaire qui sont entre frères. (Masson, 360.) Poln.: Domowe pisy choé się kąsąją, wilka ujrzawszy naú się rzucają. – Nie kłudž palka między drzwi, bo się uskrzy niész; nie wtrą cay się między małzonkien i przyiacioty. (Masson, 359.) It.: Il fuoco più s'accende, se vi si soffla dentro. (Masson, 360.) Span.: Entre hermanos no metas tu manos. (Masson, 360.) 13 Vedder mi hiy, Vedder mi doa; bliyw mi vam Kirssenbom. (Iserlohn.) – Woeste, 79, 344; für Waldeck: Curtze, 324, 122; Schiller, III, 35a. 14 Vell Veddern, vell Hundsfötter. – Schlingmann, 1385. Dän.: Frende er frende verst. (Prov. dan., 197.) 15 Vetter Gevatter vor der Brugg, mach' mir meine Hosen lugg (locker). (Schweiz.) 16 Vetter wie Kabisbletter, Gevatterslüt wie Hundsfütt, Fründ wie Hünd. – Sutermeister, 105. 17 Vettern und Tanten sind gute Secundanten. Frz.: Tout se fait dans ce monele par compère et commère. 18 Viel Vettern und wenig Freunde. Dän.: Man haver tit mange frender, men faa venner. (Prov. dan., 198.) 19 Vor den Vettern muss man sich hüten, sagte der Fuchs, als er einen (rothen Jagd-)Hund kommen sah, und empfahl sich. Dän.: Frende er frende verst, sagde reven om de røde huude. (Prov. dan., 198.) 20 Wär' mein Vetter ein Schelmenschinder und hätt' geschunden Pferd' und Rinder, hätt' ich nur Geld, ich wäre hoch in der Welt. 21 Was Vetter, was Freund, sagte der Storch zum Frosch, als dieser ihn „lieber Vetter“ grüsste, und frass ihn. Holl.: Vrede best, zei de kikker tegen den ooijevaar. (Harrebomée, I, 400b.) 22 Wat Vedder wat Fründ, blîf mî von'n Wagen. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 35a. 23 Wat Vedder, wat Fründ, seggt de Köster, Jung, treck de Büxen af. – Kern, 335. Ziehe die Hosen herunter, für den Zweck einer unparteiischen Züchtigung. 24 Wohl dem, der an rechter Statt gute Vettern hat. Engl.: It is good to be near of kin to an estate. (Gaal, 529.) 25 Zwischen Vettern und Freunde stecke dich nicht, sonst klemmst du dich. – Körte, 6297; Schottel, 1116b; Simrock, 10955; Braun, I, 4777. *26 Der ist mir auch ein sauberer Vetter. Holl.: Hij is een lastige oom. (Harrebomée, II, 146b.) *27 Ein Vetter aus dem funfzehnten Gliede (Sippe). (S. Ochs 403, Suppe 96 und Verwandt 3 u. 4.) Böhm.: Jeho matka a má matka jsou sobĕ dvĕ vlastni žený. – Jeho matka a má matka na jedné vodĕ prádlo praly. – Jest mi blizký přítel, já jedné mateře syn, a on druhé. – Strýc z patnáotého kolena. (Čelakovsky, 523.) *28 Er ist durch keinen Vetter hinaufgekommen. Was er ist, verdankt er eigenem Verdienst. Böhm.: Povýšen ne z rolí, ni za solí, ale tím, co ho boli. (Čelakovsky, 172.) Poln.: Powstał nie z roli, ani z soli, ale z tego, co go boli. (Čelakovsky, 172.) *29 Er ist ein lustiger Vetter. *30 Es ist a schwäbischer Vetter. (Ulm.) – Nefflen. *31 Es ist ein warmer Vetter. (Schles.) Ist ein wohlhabender, reicher Mann, dem man es nach seiner äussern Haltung nicht ansieht. Vetter wird unter vornehmen Personen auch als Anredewort gebraucht. (Cholevius, 14.) Frz.: Cet homme a bien mis de la paille dans ses souliers. (Lendroy, 1124.) – Il pond sur ses oeufs. *32 Etwas an den Vetter verlieren. So, dass es in der Familie bleibt, an Verwandte kommt. In Warschau jüdisch-deutsch: Es bleibt in der Mischpuche. Die Redensart wird beim Spiel gebraucht, besonders wenn jemand an einen Verwandten Geld u. s. w. verliert. Man will dem Verlierer gleichsam sagen: Tröste dich, dein Geld kommt nicht an Fremde, es bleibt in der Familie. *33 Hier, Vedder Kohlstrunk. (Ostfries.) *34 Sei mir nit kein Vetter ün nüh mir nit kein Stiefel. (Jüd.-deutsch.) In Warschau, um zu sagen: Ich will nicht dein Gutes und nicht dein Böses; ich will mit dir in keiner Beziehung stehen. *35 Wenn du mein Vetter nicht wärst! - Vetterchen. Verring, lât schêten, segt Glei. (Mecklenburg.) – Hoefer, 397. Vettermicheln. *1 Er mag (soll) mich vettermicheln. (Meiningen.) *2 Sich an jemand heran vettermicheln. In aufdringlicher Weise Bekanntschaft zu machen suchen. Vettern. Wo sich's vettert, da muhmt sich's auch. Vetterschaft. *1 Es geht hier alles nach Vetterschaft (Gunst). Frz.: Tout ici va par compère et par commère. (Lendroy, 475.) *2 Vetterschaft thut viel. – Schuppius, Tract. Vetterstrasse. * Die Vetternstrasse reisen. Von jemand, der seine Reise so einrichtet, dass er so viel als möglich bei Bekannten und Verwandten einkehren kann, um die theuern Gasthöfe zu vermeiden. „Bald auf der Vetterstrasse reisend, bald in Dorfschenken auf der Streu rastend u. s. w. lernte er (Heinr. Rückert) Land und Leute kennen.“ (Schles. Zeitung, 1875, Nr. 521.) Vexation. 1 Vexatio dat intellectum, sagte die Katze und sass auf dem Speck. – Hoefer, 589; Schaltjahr, III, 157. 2 Vexation lehrt verstohn. – Körte, 6298. Vexatz. Vexatz und Trug macht Klaus Latz klug. – Körte, 6299. Vexirbeutel. * Es ist ein Vexirbeutel. Lat.: Gangamor. (Philippi, I, 167.) Vexiren. 1 Es ist kein schlimmer Vexiren, als wenn man die Wahrheit sagt. 2 Mit vexiren vnd spotten, vnnd mit Worten schlägt man die feindt nicht. – Petri, II, 481; Henisch, 1053, 55. 3 Wenn einer vexirt wird, ists besser, es lache einer darzu, denn dass er dagegen die Zeen wetzt, damit er das spiel verderbt. – Lehmann, 704, 15. 4 Wer kein Vexiren leiden kann, der ziehe Sporn und Stiefel an, sitz auf ein Esel, reit davon und leb im Wald auf sein Raison. – Seybold, 492. Lat.: Qui nil ferre potest hominum commercia vitet, et solis degat sylvis aut montibus altis. (Seybold, 492.) 5 Wer nicht kan vexiren leyden, muss nur den Esel reiten. – Gruter, III, 109; Zinkgref, IV, 379; Lehmann, II, 875, 216; Chaos, 470; Körte, 6300. Empfiehlt Uebung in der Geduld. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erschien ein jetzt seltenes Flugblatt unter dem Titel Wer nicht vexiern kann leiden, muss auf dem Esel reiten. 6 Wer sich nicht selber will vexiren, muss keine Gespenster citiren.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [814]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/820>, abgerufen am 27.04.2024.