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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 7 Wer Vexiren nicht kann leiden, muss sich wie seinesgleichen kleiden. - Körte, 6300.


Vicarius.

* Es ist ein Vicarius.

Als Redensart, verhüllende Bezeichnung eines Mannes, der das weibliche Geschlecht liebt.


Vicentiner.

Die Vicentiner sind die rachsüchtigsten Leute, darum sagt man: gli assini Vicentini. - Hesekiel, 52.


Victoria.

1 Man muss nicht Victoria singen, bis der Sieg erfochten ist. - Blum, 73; Gaal, 1617.

Frz.: Il ne faut pas chanter le triomphe avant la victoire. (Gaal, 1617.) - Il ne faut pas chanter victoire, nous n'y sommes pas encore. (Lendroy, 309.)

It.: Non convien cantare il trionfo prima della vittoria. (Gaal, 1617.)

Lat.: Ante victoriam triumphandum non est. (Gaal, 1617.)

Ung.: Nem kell a' gyözedelem elött tapsolni. (Gaal, 1617.)

*2 Frau Victoria ist seine leibliche Schwester.

Lat.: Tentat vos dominus Deus vester, ut palam fiat utrum diligatis eum, an non. (Sutor, 667.)

*3 Victoria blasen.

Sich eines Erfolgs, Siegs laut freuen.

Holl.: Hij blaast victorie. (Harrebomee, II, 377b.)


Vid.

* Vid geit up But.

David geht auf Beute. Es ist dies ein auf der Elbe allgemein bekanntes Sprichwort, das sich an den herrschenden Vornamen (David, Vid) der blankeneser Fischer heftet, deren Lieblingsbeschäftigung neben dem Fischfange darin besteht, nach einem heftigen Sturme zu Dutzenden aus ihrem Zufluchtshafen auf ihren leichten Fischerbooten hervorzuschwärmen, um zu sehen, ob nicht hier oder da ein frisch verlassenes Wrack auf der Sandbank sitze, um an diesem die lachenden, wenn auch ungerufenen Erben zu spielen. (Vgl. Die Fischgründe in der Nordsee in Der Salon, Leipzig 1868, Hft. 4, S. 437.)


Viduz.

* Er hat keine Viduz.

Keine Lust, Neigung.


Viecherei.

* Des ist au a Viecherei, a reachte, ein altes Weib an einen Hund hetze. (Hailfingen.) - Birlinger, 369.


Viechskerl.

* A öss a Veiechskerl. (Leitmeritz.)

In dem Sinne wie Mordskerl, Mordsmann.


Vieh.

1 Das beste Vieh im Pfarrhaus ist die Katze.

2 Das dümmste Vieh schreit am lautesten.

Nicht blos auf dem Bauernhofe, sondern auch, und hier noch mehr, in Politik und Religion. "In der Politik geht es, wie in der Natur, das dümmste Vieh schreit am lautesten." (Witzfunken, IVb, 109.)

3 Das Veh isch guet, numme frisst's keine Ofethürli. (Solothurn.) - Schild, 99, 13.

Vieh, das fett und schön bleiben soll, will gut genährt sein.

4 Das Vieh ist leicht zu treiben, das selber nach dem Stalle (Felde u. s. w.) läuft.

5 Das Vieh ist wie der Stall. (Sachsen.) - Simrock, 10961; Boebel, 138.

Dän.: Det kveg er let at gjenne til byes, som selv bisser for. (Prov. dan., 363.)

6 Dat will ok en Veh verstand, see de Baur, da tell he de Kraien (?). - Biernatzki, 58.

7 Decke todtes Vieh ab auf offener Strasse und nimm deinen Lohn dafür. (Hebr.)

Keine Arbeit schändet.

8 Eisern Vieh stirbt nicht. - Blum, 531; Pistor., III, 78; Hillebrand, 106, 140; Grimm, Rechtsalt., 593; Simrock, 10956; Körte, 6302; Graf, 269, 281.

Bei Verpachtung von Landgütern wird häufig das dazu gehörige Vieh nach vorgängiger Abschätzung dem Pächter mit der Bestimmung überlassen, nach Ablauf des Pachts die gleiche Stückzahl derselben Art zurückzuerstatten. Und dies heisst eisern Vieh, stählern Rind oder Immerkuh und kann nicht untergehen. Alles, was ein abgehender Pächter eines Gutes an den Nachfolger wieder abliefern oder was er an die Stelle des Abgegangenen von gleicher Güte zu setzen hat, ist eisern. Man spricht in diesem Sinne von eisernen Schafen, Pferden u. s. w.

9 Es ist eben das vich als der stal. - Hauer, Miij; Franck, II, 60b u. 107b; Gruter, I, 36; Egenolff, 103a; Eyering, II, 613; Jähns, I, 89.

[Spaltenumbruch] 10 Es ist eben Vieh als Stall, sagte der Teufel, und jagte seiner Mutter Schnaken und Mücken in den Hintern. - Hoefer, 1045.

Lat.: Mali thripes, mali ipes.

11 Es ist eben Vieh wie Stall, Gurr wie Gaul, Mann wie Ross, Deckel wie Hafen, Maul wie Salat. - Eiselein, 620; Simrock, 1754.

12 Für ungeboren Vieh braucht man keinen Stall.

Schwed.: Barukkt aer rosa for offöth nöt. (Reuterdahl, 618.)

13 Geschenktem Vieh besieh die Zähne nie!

14 Geschorenes Vieh frisst weit um sich. (Köln.)

Boshafte Anspielung auf die angebliche Habgier der Priester.

15 Gibst du deinem Vieh, so gibt es dir wieder. - Henisch, 1383, 8; Petri, II, 338; Körte, 6301; Simrock, 10962; Braun, I, 4779.

"Pflegen die alten Haussväter zu sagen." (Mathesy, 39b.)

16 Glich Veh läck sich ger (gern). (Düren.) - Firmenich, I, 483, 69; für Aachen: Firmenich, I, 493, 76; hochdeutsch bei Simrock, 10959.

17 Gross Vieh braucht viel Futter.

Mhd.: Groszes vich wil michel gras. (Ring.) (Zingerle, 160.)

18 Gut genährtes Vieh bringt in Einem Jahre mehr als schlecht genährtes in zwei.

19 Gutes Vieh, gute Streu, reichlich Futter gibt fetten Mist, reiche Ernten, viel Milch, viel Käs' und Butter. - Bair. Hauskalender.

20 Gutes Vieh, gute Streu und reichlich Futter geben viel Milch, Käse und Butter. - Wunderlich, 8.

21 Jung Vieh hat Muth. - Klix, 114.

Holl.: Jong vie is dartel in de weide. (Harrebomee, II, 364b.)

22 Kein ärmer Vieh auf Erden ist, als Priesterschaft, der Nahrung gebrist.

23 Kein Vieh verbüsst Gewette. - Blum, 689; Hillebrand, 200, 787; Pistor., IX, 82; Estor, II, 1165; Sachsenspiegel, II, 40, 3; Grimm, Rechtsalt., 656; Simrock, 10957.

Wette (Gewette) war im Mittelalter eine an den Richter zu zahlende Geldstrafe. Da ein Thier keiner Handlung fähig ist, kann es auch nicht in Strafe genommen werden, natürlich für dasselbe auch nicht der Herr.

24 Klein Vieh macht auch Mist. - Simrock, 10058.

In Ostpreussen: Klenet Vieh müsst't (mästet) ok. (Frischbier2, 3922.) Man soll auch kleine Vortheile nicht verachten. So pflegt der zu sagen, der kleine Trümpfe ausspielt.

25 Mager Vieh gibt wenig Mist; und wo kein Mist, da erntet wenig auch der frömmste Christ.

Holl.: Mager vee geeft mageren mest, en magere mest schrale vruchten. (Harrebomee, II, 364b.)

26 Man kann sich auch am unvernünftigen Vieh versündigen.

27 Man muss sich halten an das Vieh, das trägt Hörner, und nicht an das Federvieh, das lebt von Körnern. (Kurhessen.)

28 Me cha mit dem Veh rede, we me Menscheverstand het. - Sutermeister, 145.

29 Mein Vieh ist sehr ausgelassen, sagte der Bettelbube, als ihm die Sechsfüsser auf dem Kopfe herumgingen.

Holl.: Hoe is mijn vee zoo moedig, zei de jongen, en hij voelde de zesvotige miterij op zijn kop vechten. (Harrebomee, II, 364b.)

30 Uebel erworbenes Vieh frisst Wolf und Compagnie.

31 Vieh bleibt Vieh. - Frischbier2, 4319.

Holl.: Beesten moeten beesten blijven. (Harrebomee, I, 41b.)

Poln.: Bydlo bylo, bydlo bedzie.

32 Vieh und Menschen muss man nicht zusammenrechnen. - Simrock, 10960.

33 Vieh wie Stall, Gurr wie Gaul, Mann wie Ross, Deckel wie Hafen, Maul wie Salat. - Blum, 690; Eyering, I, 576.

Schlechte, unreinliche Ställe hindern, das Gedeihen des Viehes.

34 Viehe vnd elementen müssen dem Menschen fronen vnd jhr schicht fahren. - Henisch, 870, 46.

[Spaltenumbruch] 7 Wer Vexiren nicht kann leiden, muss sich wie seinesgleichen kleiden.Körte, 6300.


Vicarius.

* Es ist ein Vicarius.

Als Redensart, verhüllende Bezeichnung eines Mannes, der das weibliche Geschlecht liebt.


Vicentiner.

Die Vicentiner sind die rachsüchtigsten Leute, darum sagt man: gli assini Vicentini.Hesekiel, 52.


Victoria.

1 Man muss nicht Victoria singen, bis der Sieg erfochten ist.Blum, 73; Gaal, 1617.

Frz.: Il ne faut pas chanter le triomphe avant la victoire. (Gaal, 1617.) – Il ne faut pas chanter victoire, nous n'y sommes pas encore. (Lendroy, 309.)

It.: Non convien cantare il trionfo prima della vittoria. (Gaal, 1617.)

Lat.: Ante victoriam triumphandum non est. (Gaal, 1617.)

Ung.: Nem kell a' gyözedelem elött tapsolni. (Gaal, 1617.)

*2 Frau Victoria ist seine leibliche Schwester.

Lat.: Tentat vos dominus Deus vester, ut palam fiat utrum diligatis eum, an non. (Sutor, 667.)

*3 Victoria blasen.

Sich eines Erfolgs, Siegs laut freuen.

Holl.: Hij blaast victorie. (Harrebomée, II, 377b.)


Vid.

* Vid geit up But.

David geht auf Beute. Es ist dies ein auf der Elbe allgemein bekanntes Sprichwort, das sich an den herrschenden Vornamen (David, Vid) der blankeneser Fischer heftet, deren Lieblingsbeschäftigung neben dem Fischfange darin besteht, nach einem heftigen Sturme zu Dutzenden aus ihrem Zufluchtshafen auf ihren leichten Fischerbooten hervorzuschwärmen, um zu sehen, ob nicht hier oder da ein frisch verlassenes Wrack auf der Sandbank sitze, um an diesem die lachenden, wenn auch ungerufenen Erben zu spielen. (Vgl. Die Fischgründe in der Nordsee in Der Salon, Leipzig 1868, Hft. 4, S. 437.)


Viduz.

* Er hat keine Viduz.

Keine Lust, Neigung.


Viecherei.

* Des ist au a Viecherei, a reachte, ein altes Weib an einen Hund hetze. (Hailfingen.) – Birlinger, 369.


Viechskerl.

* A öss a Vîechskerl. (Leitmeritz.)

In dem Sinne wie Mordskerl, Mordsmann.


Vieh.

1 Das beste Vieh im Pfarrhaus ist die Katze.

2 Das dümmste Vieh schreit am lautesten.

Nicht blos auf dem Bauernhofe, sondern auch, und hier noch mehr, in Politik und Religion. „In der Politik geht es, wie in der Natur, das dümmste Vieh schreit am lautesten.“ (Witzfunken, IVb, 109.)

3 Das Veh isch guet, numme frisst's keine Ofethürli. (Solothurn.) – Schild, 99, 13.

Vieh, das fett und schön bleiben soll, will gut genährt sein.

4 Das Vieh ist leicht zu treiben, das selber nach dem Stalle (Felde u. s. w.) läuft.

5 Das Vieh ist wie der Stall. (Sachsen.) – Simrock, 10961; Boebel, 138.

Dän.: Det kveg er let at gjenne til byes, som selv bisser for. (Prov. dan., 363.)

6 Dat will ok en Veh verstand, see de Bûr, da tell he de Kraien (?).Biernatzki, 58.

7 Decke todtes Vieh ab auf offener Strasse und nimm deinen Lohn dafür. (Hebr.)

Keine Arbeit schändet.

8 Eisern Vieh stirbt nicht.Blum, 531; Pistor., III, 78; Hillebrand, 106, 140; Grimm, Rechtsalt., 593; Simrock, 10956; Körte, 6302; Graf, 269, 281.

Bei Verpachtung von Landgütern wird häufig das dazu gehörige Vieh nach vorgängiger Abschätzung dem Pächter mit der Bestimmung überlassen, nach Ablauf des Pachts die gleiche Stückzahl derselben Art zurückzuerstatten. Und dies heisst eisern Vieh, stählern Rind oder Immerkuh und kann nicht untergehen. Alles, was ein abgehender Pächter eines Gutes an den Nachfolger wieder abliefern oder was er an die Stelle des Abgegangenen von gleicher Güte zu setzen hat, ist eisern. Man spricht in diesem Sinne von eisernen Schafen, Pferden u. s. w.

9 Es ist eben das vich als der stal.Hauer, Miij; Franck, II, 60b u. 107b; Gruter, I, 36; Egenolff, 103a; Eyering, II, 613; Jähns, I, 89.

[Spaltenumbruch] 10 Es ist eben Vieh als Stall, sagte der Teufel, und jagte seiner Mutter Schnaken und Mücken in den Hintern.Hoefer, 1045.

Lat.: Mali thripes, mali ipes.

11 Es ist eben Vieh wie Stall, Gurr wie Gaul, Mann wie Ross, Deckel wie Hafen, Maul wie Salat.Eiselein, 620; Simrock, 1754.

12 Für ungeboren Vieh braucht man keinen Stall.

Schwed.: Barukkt aer rosa for offöth nöt. (Reuterdahl, 618.)

13 Geschenktem Vieh besieh die Zähne nie!

14 Geschorenes Vieh frisst weit um sich. (Köln.)

Boshafte Anspielung auf die angebliche Habgier der Priester.

15 Gibst du deinem Vieh, so gibt es dir wieder.Henisch, 1383, 8; Petri, II, 338; Körte, 6301; Simrock, 10962; Braun, I, 4779.

„Pflegen die alten Haussväter zu sagen.“ (Mathesy, 39b.)

16 Glich Veh läck sich gêr (gern). (Düren.) – Firmenich, I, 483, 69; für Aachen: Firmenich, I, 493, 76; hochdeutsch bei Simrock, 10959.

17 Gross Vieh braucht viel Futter.

Mhd.: Grôszes vich wil michel gras. (Ring.) (Zingerle, 160.)

18 Gut genährtes Vieh bringt in Einem Jahre mehr als schlecht genährtes in zwei.

19 Gutes Vieh, gute Streu, reichlich Futter gibt fetten Mist, reiche Ernten, viel Milch, viel Käs' und Butter.Bair. Hauskalender.

20 Gutes Vieh, gute Streu und reichlich Futter geben viel Milch, Käse und Butter.Wunderlich, 8.

21 Jung Vieh hat Muth.Klix, 114.

Holl.: Jong vie is dartel in de weide. (Harrebomée, II, 364b.)

22 Kein ärmer Vieh auf Erden ist, als Priesterschaft, der Nahrung gebrist.

23 Kein Vieh verbüsst Gewette.Blum, 689; Hillebrand, 200, 787; Pistor., IX, 82; Estor, II, 1165; Sachsenspiegel, II, 40, 3; Grimm, Rechtsalt., 656; Simrock, 10957.

Wette (Gewette) war im Mittelalter eine an den Richter zu zahlende Geldstrafe. Da ein Thier keiner Handlung fähig ist, kann es auch nicht in Strafe genommen werden, natürlich für dasselbe auch nicht der Herr.

24 Klein Vieh macht auch Mist.Simrock, 10058.

In Ostpreussen: Klênet Vieh müsst't (mästet) ok. (Frischbier2, 3922.) Man soll auch kleine Vortheile nicht verachten. So pflegt der zu sagen, der kleine Trümpfe ausspielt.

25 Mager Vieh gibt wenig Mist; und wo kein Mist, da erntet wenig auch der frömmste Christ.

Holl.: Mager vee geeft mageren mest, en magere mest schrale vruchten. (Harrebomée, II, 364b.)

26 Man kann sich auch am unvernünftigen Vieh versündigen.

27 Man muss sich halten an das Vieh, das trägt Hörner, und nicht an das Federvieh, das lebt von Körnern. (Kurhessen.)

28 Me cha mit dem Veh rede, we me Menscheverstand het.Sutermeister, 145.

29 Mein Vieh ist sehr ausgelassen, sagte der Bettelbube, als ihm die Sechsfüsser auf dem Kopfe herumgingen.

Holl.: Hoe is mijn vee zoo moedig, zei de jongen, en hij voelde de zesvotige miterij op zijn kop vechten. (Harrebomée, II, 364b.)

30 Uebel erworbenes Vieh frisst Wolf und Compagnie.

31 Vieh bleibt Vieh.Frischbier2, 4319.

Holl.: Beesten moeten beesten blijven. (Harrebomée, I, 41b.)

Poln.: Bydło było, bydlo będzie.

32 Vieh und Menschen muss man nicht zusammenrechnen.Simrock, 10960.

33 Vieh wie Stall, Gurr wie Gaul, Mann wie Ross, Deckel wie Hafen, Maul wie Salat.Blum, 690; Eyering, I, 576.

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[[815]/0821] 7 Wer Vexiren nicht kann leiden, muss sich wie seinesgleichen kleiden. – Körte, 6300. Vicarius. * Es ist ein Vicarius. Als Redensart, verhüllende Bezeichnung eines Mannes, der das weibliche Geschlecht liebt. Vicentiner. Die Vicentiner sind die rachsüchtigsten Leute, darum sagt man: gli assini Vicentini. – Hesekiel, 52. Victoria. 1 Man muss nicht Victoria singen, bis der Sieg erfochten ist. – Blum, 73; Gaal, 1617. Frz.: Il ne faut pas chanter le triomphe avant la victoire. (Gaal, 1617.) – Il ne faut pas chanter victoire, nous n'y sommes pas encore. (Lendroy, 309.) It.: Non convien cantare il trionfo prima della vittoria. (Gaal, 1617.) Lat.: Ante victoriam triumphandum non est. (Gaal, 1617.) Ung.: Nem kell a' gyözedelem elött tapsolni. (Gaal, 1617.) *2 Frau Victoria ist seine leibliche Schwester. Lat.: Tentat vos dominus Deus vester, ut palam fiat utrum diligatis eum, an non. (Sutor, 667.) *3 Victoria blasen. Sich eines Erfolgs, Siegs laut freuen. Holl.: Hij blaast victorie. (Harrebomée, II, 377b.) Vid. * Vid geit up But. David geht auf Beute. Es ist dies ein auf der Elbe allgemein bekanntes Sprichwort, das sich an den herrschenden Vornamen (David, Vid) der blankeneser Fischer heftet, deren Lieblingsbeschäftigung neben dem Fischfange darin besteht, nach einem heftigen Sturme zu Dutzenden aus ihrem Zufluchtshafen auf ihren leichten Fischerbooten hervorzuschwärmen, um zu sehen, ob nicht hier oder da ein frisch verlassenes Wrack auf der Sandbank sitze, um an diesem die lachenden, wenn auch ungerufenen Erben zu spielen. (Vgl. Die Fischgründe in der Nordsee in Der Salon, Leipzig 1868, Hft. 4, S. 437.) Viduz. * Er hat keine Viduz. Keine Lust, Neigung. Viecherei. * Des ist au a Viecherei, a reachte, ein altes Weib an einen Hund hetze. (Hailfingen.) – Birlinger, 369. Viechskerl. * A öss a Vîechskerl. (Leitmeritz.) In dem Sinne wie Mordskerl, Mordsmann. Vieh. 1 Das beste Vieh im Pfarrhaus ist die Katze. 2 Das dümmste Vieh schreit am lautesten. Nicht blos auf dem Bauernhofe, sondern auch, und hier noch mehr, in Politik und Religion. „In der Politik geht es, wie in der Natur, das dümmste Vieh schreit am lautesten.“ (Witzfunken, IVb, 109.) 3 Das Veh isch guet, numme frisst's keine Ofethürli. (Solothurn.) – Schild, 99, 13. Vieh, das fett und schön bleiben soll, will gut genährt sein. 4 Das Vieh ist leicht zu treiben, das selber nach dem Stalle (Felde u. s. w.) läuft. 5 Das Vieh ist wie der Stall. (Sachsen.) – Simrock, 10961; Boebel, 138. Dän.: Det kveg er let at gjenne til byes, som selv bisser for. (Prov. dan., 363.) 6 Dat will ok en Veh verstand, see de Bûr, da tell he de Kraien (?). – Biernatzki, 58. 7 Decke todtes Vieh ab auf offener Strasse und nimm deinen Lohn dafür. (Hebr.) Keine Arbeit schändet. 8 Eisern Vieh stirbt nicht. – Blum, 531; Pistor., III, 78; Hillebrand, 106, 140; Grimm, Rechtsalt., 593; Simrock, 10956; Körte, 6302; Graf, 269, 281. Bei Verpachtung von Landgütern wird häufig das dazu gehörige Vieh nach vorgängiger Abschätzung dem Pächter mit der Bestimmung überlassen, nach Ablauf des Pachts die gleiche Stückzahl derselben Art zurückzuerstatten. Und dies heisst eisern Vieh, stählern Rind oder Immerkuh und kann nicht untergehen. Alles, was ein abgehender Pächter eines Gutes an den Nachfolger wieder abliefern oder was er an die Stelle des Abgegangenen von gleicher Güte zu setzen hat, ist eisern. Man spricht in diesem Sinne von eisernen Schafen, Pferden u. s. w. 9 Es ist eben das vich als der stal. – Hauer, Miij; Franck, II, 60b u. 107b; Gruter, I, 36; Egenolff, 103a; Eyering, II, 613; Jähns, I, 89. 10 Es ist eben Vieh als Stall, sagte der Teufel, und jagte seiner Mutter Schnaken und Mücken in den Hintern. – Hoefer, 1045. Lat.: Mali thripes, mali ipes. 11 Es ist eben Vieh wie Stall, Gurr wie Gaul, Mann wie Ross, Deckel wie Hafen, Maul wie Salat. – Eiselein, 620; Simrock, 1754. 12 Für ungeboren Vieh braucht man keinen Stall. Schwed.: Barukkt aer rosa for offöth nöt. (Reuterdahl, 618.) 13 Geschenktem Vieh besieh die Zähne nie! 14 Geschorenes Vieh frisst weit um sich. (Köln.) Boshafte Anspielung auf die angebliche Habgier der Priester. 15 Gibst du deinem Vieh, so gibt es dir wieder. – Henisch, 1383, 8; Petri, II, 338; Körte, 6301; Simrock, 10962; Braun, I, 4779. „Pflegen die alten Haussväter zu sagen.“ (Mathesy, 39b.) 16 Glich Veh läck sich gêr (gern). (Düren.) – Firmenich, I, 483, 69; für Aachen: Firmenich, I, 493, 76; hochdeutsch bei Simrock, 10959. 17 Gross Vieh braucht viel Futter. Mhd.: Grôszes vich wil michel gras. (Ring.) (Zingerle, 160.) 18 Gut genährtes Vieh bringt in Einem Jahre mehr als schlecht genährtes in zwei. 19 Gutes Vieh, gute Streu, reichlich Futter gibt fetten Mist, reiche Ernten, viel Milch, viel Käs' und Butter. – Bair. Hauskalender. 20 Gutes Vieh, gute Streu und reichlich Futter geben viel Milch, Käse und Butter. – Wunderlich, 8. 21 Jung Vieh hat Muth. – Klix, 114. Holl.: Jong vie is dartel in de weide. (Harrebomée, II, 364b.) 22 Kein ärmer Vieh auf Erden ist, als Priesterschaft, der Nahrung gebrist. 23 Kein Vieh verbüsst Gewette. – Blum, 689; Hillebrand, 200, 787; Pistor., IX, 82; Estor, II, 1165; Sachsenspiegel, II, 40, 3; Grimm, Rechtsalt., 656; Simrock, 10957. Wette (Gewette) war im Mittelalter eine an den Richter zu zahlende Geldstrafe. Da ein Thier keiner Handlung fähig ist, kann es auch nicht in Strafe genommen werden, natürlich für dasselbe auch nicht der Herr. 24 Klein Vieh macht auch Mist. – Simrock, 10058. In Ostpreussen: Klênet Vieh müsst't (mästet) ok. (Frischbier2, 3922.) Man soll auch kleine Vortheile nicht verachten. So pflegt der zu sagen, der kleine Trümpfe ausspielt. 25 Mager Vieh gibt wenig Mist; und wo kein Mist, da erntet wenig auch der frömmste Christ. Holl.: Mager vee geeft mageren mest, en magere mest schrale vruchten. (Harrebomée, II, 364b.) 26 Man kann sich auch am unvernünftigen Vieh versündigen. 27 Man muss sich halten an das Vieh, das trägt Hörner, und nicht an das Federvieh, das lebt von Körnern. (Kurhessen.) 28 Me cha mit dem Veh rede, we me Menscheverstand het. – Sutermeister, 145. 29 Mein Vieh ist sehr ausgelassen, sagte der Bettelbube, als ihm die Sechsfüsser auf dem Kopfe herumgingen. Holl.: Hoe is mijn vee zoo moedig, zei de jongen, en hij voelde de zesvotige miterij op zijn kop vechten. (Harrebomée, II, 364b.) 30 Uebel erworbenes Vieh frisst Wolf und Compagnie. 31 Vieh bleibt Vieh. – Frischbier2, 4319. Holl.: Beesten moeten beesten blijven. (Harrebomée, I, 41b.) Poln.: Bydło było, bydlo będzie. 32 Vieh und Menschen muss man nicht zusammenrechnen. – Simrock, 10960. 33 Vieh wie Stall, Gurr wie Gaul, Mann wie Ross, Deckel wie Hafen, Maul wie Salat. – Blum, 690; Eyering, I, 576. Schlechte, unreinliche Ställe hindern, das Gedeihen des Viehes. 34 Viehe vnd elementen müssen dem Menschen fronen vnd jhr schicht fahren. – Henisch, 870, 46.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [815]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/821>, abgerufen am 27.04.2024.